DE19744964A1 - Verfahren und Vorrichtung zum Recycling von Kunststoffen - Google Patents
Verfahren und Vorrichtung zum Recycling von KunststoffenInfo
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Description
Die Erfindung bezieht sich auf ein Verfahren und eine Vorrich
tung bei dem thermoplastische, duroplastische sowie elastomere
Kunststoffe in unterschiedlicher prozentualer Zusammensetzung und
Sortenreinheit zu einer festen Masse ohne chemische Zusätze
verbunden und dabei zumindest teilweise aufgeschmolzen werden.
Bei den bisher bekannten Verfahren werden überwiegend sortenreine
Kunststoffe in Metallbehältern aufgeschmolzen, bevor sie extru
diert oder in Kunststoffspritzmaschinen verarbeitet werden. Zum
Verarbeiten unsortierter Kunststoffe (Mahlgut und Granulatmi
schungen) sind diese Verfahren nur bedingt geeignet, weil sich
bestimmte Kunststoffanteile bereits zersetzen, bevor die anderen
Kunststoffanteile zumindest an der Oberfläche erweichen. Dieser
Zersetzungsprozeß wird durch die Katalysatorwirkung der
Metalloberflächen in den Extrudern oder Strangpressen ausgelöst.
Es treten relativ hohe toxische Belastungen im Verarbeitungsprozeß
auf. Die Abnutzung der eingesetzten Maschinen- und Formteile ist
ebenfalls hoch.
Die Erfindung hat zum Ziel, ein Verfahren zu schaffen, mit dem
Kunststoffe unterschiedlicher Zusammensetzung (weitgehend un
sortiert und ohne Vorbehandlung) weitgehend ohne toxische
Nebenprodukte verwertet werden können und die dabei eingesetzten
Maschinen- und Formteile eine geringere Abnutzung erfahren.
Diese Aufgabe wird durch ein Verfahren mit dem Merkmalen von
Anspruch 1 sowie durch eine Vorrichtung mit den Merkmalen von
Anspruch 10 gelöst.
Erfindungsgemäß wird eine nicht definierte Mischung von Mahlgut
(unförmiges Granulat) und Granulat unsortierter, nicht
sortenreiner thermoplastischer, duroplastischer und/oder ela
stomerer Kunststoffe ausschießlich unter Berührung von Glas oder
glasähnlichen Materialien erhitzt und zu Formteilen oder Profilen
weiterverarbeitet. Das Glas oder glasähnliche Material wird
entweder zur Herstellung wesentlicher Teile der Verar
beitungseinrichtung oder zur Beschichtung der Kontaktflächen zu
den eingesetzten Kunststoffen verwendet. Glas hat die besonderer
Eigenschaft, daß es gasdicht und chemisch neutral ist.
Überraschender Weide hat sich gezeigt, daß allein durch die
Vermeidung eines direkten Kontakts zwischen den erwärmten
Kunststoffen und irgendwelchen Metallteilen die nur teilweise
angeschmolzenen Kunststoffteilchen sich ohne chemische Zusätze
zuverlässig mit den völlig aufgeschmolzenen Kunststoffteilchen zu
einem einheitlichen Körper verbinden. Bei den Extrudern und
Strangpressen des Standes der Technik mit metallenen Oberflächen
kommt es bei einer Erwärmung von etwa 60°C oder darüber zum Aus
dampfen von Gasen und somit zu einer chemischen Reaktion zwischen
dem Metall und dem Kunststoff, die zu schädlichen Nebenprodukten
bei der Kunststoffaufbereitung führen kann. Bei der Erfindung
findet dagegen eine reine Umwandlung von festen in weiche Kunst
stoffe statt, ohne weitere chemische Reaktionen oder Katalysator
wirkung, weil der erwärmte Kunststoff ausschließlich mit gas
dichtem, chemisch neutralem Material in Kontakt kommt.
Durch die spezifischen Eigenschaften von Glas sowie glasähnlicher
Materialien, die als Ganzes oder als Beschichtung der
Kontaktflächen zu den verwendeten Kunststoffen eingesetzt werden,
ergibt sich zusätzlich eine geringere chemische und physikalische
Abnutzung der Maschinen- und Formteile als bei den im Stand der
Technik üblichen metallenen Vorrichtungen.
Die für das neue Verfahren notwendige Wärmezufuhr erfolgt in
Intervallen. Dabei ist darauf zu achten, daß die gesamte Kunst
stoffmasse möglichst gleichförmig erhitzt wird, bis sie eine zur
Weiterverarbeitung geeignete Konsistenz erreicht hat. Der Zeitraum
der Erhitzung ist von der Zusammensetzung der als Ausgangsstoff
eingesetzten Kunststoffe abhängig. Die Temperaturobergrenze im
Erhitzungsprozeß sollte 260 Grad Celsius nicht überschreiten. Dem
Ausgangskunststoffgemsich dürfen maximal 35% organische und/oder
anorganische Stoffe und/oder Metalle in Faser-, Pulver- oder
Granulatform (gezielt oder als stoffliche Verunreinigung) zur
Weiterverarbeitung beigemengt sein.
Es hat sich gezeigt, daß beim Einschmelzen und Verarbeiten von
Kunststoffgemischen aus thermoplastischen, duroplastischen sowie
elastomeren Kunststoffen unterschiedlicher Zusammensetzung unter
Einsatz von Glas sowie glasähnlicher Materialien als Ganzes oder
als Beschichtung der Kontaktflächen zu den eingesetzten
Kunststoffen eine signifikante Verringerung der organischen
Zersetzungsprodukte (TOC von mit Zersetzungsgasen belastetem
Wasser) als auch der Bildung von leitfähigen Verbindungen
(Leitfähigkeit von belasteten Wassern) sowie saurer Abbauprodukte
(pH) erreicht wird, als bei der klassischen Durchführung mit
Metallteilen. Tendenziell bilden sich bei dem neuen Verfahren
geringe Mengen Abbauprodukte. Das mit den Zersetzungsgasen aus dem
neuen Verfahren belasteten Wasser ist im Leuchtbakterientest
signifikant weniger toxisch. Bei den eingeschmolzenen Kunststoffen
selbst sind keine Unterschiede in den mechanischen Eigenschaften
sowie in deren Eluaten gegenüber nach den klassischen Verfahren
hergestellten Kunststoffen festzustellen. Die im Verar
beitungsprozeß eingesetzten Maschinen- und Formteile aus Glas
sowie glasähnlichen Materialien als Ganzes oder mit Glasbeschich
tung der Kontaktflächen zu den eingesetzten Kunststoffen haben
eine wesentlich längere Lebensdauer als die bei den klassischen
Verfahren verwendeten Maschinen- und Formteile.
Als Glasmaterial eignet sich Silikatglas sowie Glas in anderen Ab
wandlungen und Glaskeramik sowie Emaille, das inhärent eine
Glasoberfläche hat, solange die notwendige Belastbarkeit des
Materials für das Extrahieren oder Strangpressen gewährleistet
ist.
Das Einschmelzen von thermoplastischen, duroplastischen sowie
elastomeren Kunststoffen in unterschiedlicher nicht definierter
prozentualer Zusammensetzung unter Einsatz von Glas sowie
glasähnlicher Materialien als Ganzes oder als Beschichtung der
Kontaktflächen zu den eingesetzten Kunststoffen hat, wie oben
erläutert, signifikante Vorteile im Hinblick auf die Um
weltverträglichkeit und die Lebensdauer der Verarbeitungsanlagen.
Bei dem erfindungsgemäßen Verfahren wird die erhitzte und
zumindest teilweise plastische Masse vorzugsweise in einer aus
Silikatglas bestehenden oder mit Silikatglas ausgekleideten Form
geformt. Insbesondere ist vorgesehen, daß die Kunststoffmasse mit
einer aus Silikatglas bestehenden oder mit Silikatglas ausge
kleideten Presse durch eine aus Silikatglas bestehenden Düse
stranggepreßt bzw. extrudiert wird.
Als Ausgangsmaterial werden vorzugsweise Mahlgut und/oder Granu
late von Polypropylen (PP), Polycarbonat (PC), Polyamid (PA),
Polystyrol (PS), Polymethylmethacrylat (PMMA), Acrylnitril-
Butadien-Styrol-Polymerisat (ABS), Styrol-Acrylnitril-Copoly
merisat (SAN) und/oder Polyethylen (low density) (PE-LD) in
unsortierter Mischung in einem Glasbehälter erhitzt, bis die
gewünschten Plastizität oder Zähflüssigkeit erreicht ist. Das
Erhitzen erfolgt, wie gesagt, in mehreren Stufen, wobei die
Erhitzung im oberen, über 230° Celsius liegendem Bereich relativ
kurzzeitig erfolgt.
Das in einen Glasbehälter eingefüllte Mahlgut und/oder Granulat
kann mit einem Glasdeckel beschwert werden, der beim Schmelzen des
Mahlguts und/oder des Granulats dieses zusammendrückt.
Die Mahlgut-Granulat-Mischung aus den thermoplastischen und
anderen Kunststoffen sollte maximal 40% faser-, pulver- oder
granulatförmige Füllstoffe, wie Sand, Holz, Papier, textile
Fasern, Duroplaste, keramische Stoffe, oder dergleichen enthalten.
Insbesondere enthält die Mahlgut-Granulat -Ausgansmischung
mindestens 10% und höchstens 90% Polystyrol (PS), Polypropylen
(PP), Polyethylen (PE bzw. PE-HD bzw. PE-LD), Polycarbonat (PC)
und/oder Polyamid (PA). Spezieller enthält die Granulatmischung
höchstens 60% Polyvenylchlorid (PVC), Polymethacrylate (PMA),
Styrol-Acrylnitril-Copolymerisat (SAN) und/oder Acrylnitril-
Butadien-Styrol-Polymerisate (ABS) und höchstens 30%
Polyoxymethylene (PDM) und/oder Polyamid (PA6).
Die in der vorstehenden Beschreibung und den Ansprüchen
offenbarten Merkmale können sowohl einzeln als auch in beliebiger
Kombination für die Verwirklichung der Erfindung in ihren
verschiedenen Ausgestaltungen von Bedeutung sein.
Claims (16)
1. Recyclingverfahren von Kunststoffen unterschiedlicher
Zusammensetzung,
dadurch gekennzeichnet, daß eine Mischung von
Mahlgut und/oder Granulaten dieser Kunststoffe ausschließ
lich unter Berührung von Glas oder glasähnlichen Materialien
zu einer zumindest teilweise plastischen Masse erhitzt wird.
2. Verfahren nach Anspruch 1, dadurch gekennzeich
net, daß die erhitzte und zumindest teilweise plastische
Masse in einer aus Silikatglas bestehenden oder mit Silikat
glas ausgekleideten Form geformt wird.
3. Verfahren nach Anspruch 1 oder 2, dadurch gekenn
zeichnet, daß die erhitzte und zumindest teilweise
plastischen Masse mit einer aus Silikatglas bestehenden oder
mit Silikatglas ausgekleideten Presse durch eine aus Sili
katglas bestehende Düse stranggepreßt bzw. extrudiert wird.
4. Verfahren nach einem der Ansprüche 1 bis 3, dadurch ge
kennzeichnet, daß das Mahlgut und/oder Granulate
von Polypropylen (PP), Polycarbonat (PC), Polyamid (PA),
Polystyrol (PS), Polymethylmethacrylat (PMMA), Acrylnitril-
Butadien-Styrol-Polymerisat (ABS), Styrol-Acrylnitril-Co
polymerisat (SAN) und/oder Polyethylen (low density)
(PE-LD) in unsortierter Mischung in einem Glasbehälter erhitzt
werden, bis die gewünschten Plastizität oder Zähflüssigkeit
erreicht ist.
5. Verfahren nach einem der vorangehenden Ansprüche, dadurch
gekennzeichnet, daß das Erhitzen in mehreren
Stufen erfolgt, wobei die Erhitzung im oberen über 230 Grad
Celsius liegendem Bereich relativ kurzzeitig erfolgt.
6. Verfahren nach einem der Ansprüche 1 bis 5, dadurch ge
kennzeichnet, daß das in einem Glasbehälter ein
gefüllte Mahlgut-Granulat-Gemisch von einem Glasdeckel be
schwert ist, der beim Schmelzen des Mahlguts und/oder des
Granulats das Mahlgut und/oder das Granulat zusammendrückt.
7. Verfahren nach einem der Ansprüche 1 bis 6, dadurch ge
kennzeichnet, daß die Mahlgut-Granulat-Mischung
aus thermoplastischen Kunststoffen maximal 40% faser, pul
ver- oder granulatförmige Füllstoffe, wie Sand, Holz,
Papier, textile Fasern, Duroplaste, keramische Stoffe, oder
dergleichen enthält.
8. Verfahren nach Anspruch 4, dadurch gekennzeich
net, daß die Mahlgut-Granulat-Mischung mindestens 10% und
höchstens 90%
Polystyrol (PS) oder
Polypropylen (PP) oder
Polyethylen (PE)
Polyethylen high density (PE-HD)
Polyethylen low density (PE-LD)
Polycarbonat (PC) oder
Polyamid (PA)
enthält.
Polystyrol (PS) oder
Polypropylen (PP) oder
Polyethylen (PE)
Polyethylen high density (PE-HD)
Polyethylen low density (PE-LD)
Polycarbonat (PC) oder
Polyamid (PA)
enthält.
9. Verfahren nach Anspruch 8, dadurch gekennzeich
net, daß die Granulatmischung höchstens 60%
Polyvenylchlorid (PVC)
Polymethacrylate (PMA)
Styrol-Acrylnitril-Copolymerisat (SAN)
Acrylnitril-Butadien-Styrol-Polymerisate (ABS) und höchstens 30%
Polyoxymethylene (PDM) oder
Polyamid (PA6)
enthält.
Polyvenylchlorid (PVC)
Polymethacrylate (PMA)
Styrol-Acrylnitril-Copolymerisat (SAN)
Acrylnitril-Butadien-Styrol-Polymerisate (ABS) und höchstens 30%
Polyoxymethylene (PDM) oder
Polyamid (PA6)
enthält.
10. Vorrichtung für das Recycling von Kunststoffen unterschied
licher Zusammensetzung, mit einer Presse und einer Heizein
richtung zum Verarbeiten der Kunststoffe, dadurch ge
kennzeichnet, daß die Oberflächen der Presse, die
mit dem Kunststoff in Kontakt kommen, ein gasdichtes und
chemisch neutrales Kontaktmaterial aufweisen.
11. Vorrichtung nach Anspruch 10, dadurch gekennzeich
net, daß die Presse ein Extruder bzw. eine Strangpresse
ist, die aus Glas oder einem glasähnlichen Material besteht
oder mit diesem ausgekleidet ist.
12. Vorrichtung nach Anspruch 10 oder 11, dadurch gekenn
zeichnet, daß das Kontaktmaterial Silikatglas ist.
13. Vorrichtung nach Anspruch 10 oder 11, dadurch gekenn
zeichnet, daß das Kontaktmaterial Keramikglas oder
Emaille ist.
14. Vorrichtung nach einem der Ansprüche 10 bis 13, dadurch ge
kennzeichnet, daß der Presse eine aus Silikatglas
bestehende Düse nachgeschaltet ist.
15. Vorrichtung nach einem der Ansprüche 10 bis 14, dadurch ge
kennzeichnet, daß alle Oberflächen, die mit dem
erwärmten Kunststoff in Kontakt kommen, aus Glas oder einem
glasähnlichen Material bestehen.
16. Vorrichtung nach Anspruch 15, dadurch gekennzeich
net, daß alle Oberflächen, die mit dem über etwa 60°C er
wärmten Kunststoff in Kontakt kommen, aus Glas oder einem
glasähnlichen Material bestehen.
Priority Applications (1)
Application Number | Priority Date | Filing Date | Title |
---|---|---|---|
DE19744964A DE19744964A1 (de) | 1997-10-10 | 1997-10-10 | Verfahren und Vorrichtung zum Recycling von Kunststoffen |
Applications Claiming Priority (1)
Application Number | Priority Date | Filing Date | Title |
---|---|---|---|
DE19744964A DE19744964A1 (de) | 1997-10-10 | 1997-10-10 | Verfahren und Vorrichtung zum Recycling von Kunststoffen |
Publications (1)
Publication Number | Publication Date |
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DE19744964A1 true DE19744964A1 (de) | 1999-04-15 |
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ID=7845255
Family Applications (1)
Application Number | Title | Priority Date | Filing Date |
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DE19744964A Withdrawn DE19744964A1 (de) | 1997-10-10 | 1997-10-10 | Verfahren und Vorrichtung zum Recycling von Kunststoffen |
Country Status (1)
Country | Link |
---|---|
DE (1) | DE19744964A1 (de) |
Cited By (6)
Publication number | Priority date | Publication date | Assignee | Title |
---|---|---|---|---|
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-
1997
- 1997-10-10 DE DE19744964A patent/DE19744964A1/de not_active Withdrawn
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Date | Code | Title | Description |
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8141 | Disposal/no request for examination |