DE19743897C2 - Interdentalfolie zur Prophylaxe und Therapie von Approximalkaries - Google Patents
Interdentalfolie zur Prophylaxe und Therapie von ApproximalkariesInfo
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Description
Gegenstand der Erfindung ist eine Interdentalfolie, die die
Prophylaxe und Therapie von Karies im Approximalraum er
möglicht.
Es ist bekannt, daß der Approximalraum eine Prädilektions
stelle für Karies im Seitenzahnbereich neben der Fissur von
Molaren und Prämolaren darstellt. Dieser Bereich ist für
Mundhygienemaßnahmen nur schlecht zugänglich und vom Patienten
nur durch Zahnseide oder spezielle Interdentalbürstchen zu
reinigen. Da die Approximalkaries eine der häufigsten primären
Indikationen für die Versorgung mit einer Füllung oder einer
Krone ist, liegt ein Hauptinteresse der zahnmedizinischen
Forschung darin, die Approximalkaries möglichst frühzeitig zu
erkennen und zu therapieren, um invasive Maßnahmen, die immer
mit einem Verlust an gesunder Zahnsubstanz verbunden sind, zu
verhindern.
Eine Karies im initialen Stadium kann durchaus gestoppt und
auch remineralisiert werden, wenn das Mundmilieu mit Fluorid
ionen angereichert wird. Dies geschieht bisher durch fluorid
haltige Pasten oder Lacke. Der Vorgang der Remineralisation
ist abhängig von der Fluoridkonzentration des umgebenden
Milieus und von der Zeitdauer, in der der Einbau der Fluori
dionen in den Zahnschmelz stattfinden kann. Im initialen
Stadium sind Re- und Demineralisationsvorgänge reversibel und
vom pH-Wert sowie von der Konzentration von Mineralsalzen im
umgebenden Milieu abhängig. Das Problem ist hierbei jedoch,
daß eine langanhaltende, lokale Fluoridanreicherung bisher
noch nicht möglich ist, da einerseits der Speichelfluß die
Wirkstoffe verdünnt und wegspült und andererseits der Zahnlack
durch den mechanischen Abrieb beim Kauen von der Zahnober
fläche abgelöst wird. Außerdem ist es bisher nicht möglich,
einen Lack oder eine Paste direkt im Approximalraum auf
zubringen, wenn dieser nicht ohnehin schon frei liegt oder
iatrogen eröffnet wurde.
Aus der europäischen Patentanmeldung 0 569 797 ist bereits ein
sich im Mundraum langsam auflösendes Polymeres aus Poly
hydroximethylmethacrylat und Methylmethacrylat bekannt, das
Natriumfluorid enthält. Eine Behandlungsmöglichkeit der
Approximalkaries wird dort aber nicht beschrieben.
Die US-Patentschrift 5 614 223 beschreibt ein Mittel zur
langsamen Freisetzung von pharmazeutischen Wirkstoffen im
Mundraum. Darunter werden auch Fluoride genannt. Sie dienen
jedoch lediglich zur Behandlung der koronalen oder Wur
zelkaries. Behandlungsmöglichkeiten der Approximalkaries
werden dort nicht beschrieben.
Aus der internationalen Anmeldung WO 90/00387 ist ein Zahngel
zur Behandlung der Wurzelkaries bekannt, das auch Fluoride
enthält. Die besonderen Schwierigkeiten der Prophylaxe und
Therapie der Approximalkaries werden dort jedoch nicht
angesprochen.
Aus der deutschen Patentanmeldung 31 27 984 sind orale
Arzneimittel für die Kariesprophylaxe bekannt, die in einer
Hartgelatinekapsel eine Mischung aus Pellets mit neutralem
Kern und einer Natriumfluorid enthaltenden Schicht aufweisen.
Zur Behandlung der Approximalkaries sind diese Kapseln
ungeeignet, weil die freigesetzten Fluoridionen nicht in den
Interdentalraum gelangen können.
Die US-Patentschrift 4 414 990 beschreibt Fäden oder Streifen,
die mit einem wachshaltigen Polymeren beschichtet sind,
welches ein Fluoridsalz enthält. Mit einem derartigen Faden
kann auch der Bereich zwischen den Zähnen erreicht werden.
Dabei werden die interproximalen Oberflächen der Zähne
gereinigt und geringe Mengen des fluoridhaltigen Wachses
zwischen den Zähnen abgestreift. Ausreichende Mengen von
Fluoriden, die den gesamten Approximalraum der Zähne gleich
mäßig und über einen längeren Zeitraum bedecken, lassen sich
so allerdings nicht erzeugen.
Aus der deutschen Patentanmeldung 22 24 696 ist eine Folie aus
Polyurethan bekannt, die Fluoride enthält. Diese Folie soll
in ein Gewebe eingepflanzt oder an einen Zahn angeheftet
werden können, wodurch das Medikament während einer gewissen
Zeitperiode an die Umgebung abgegeben wird. Diese Folie dient
als Hohlraumunterlage oder Riss-Dichtungsmasse für Zähne. Eine
Behandlungsmöglichkeit der Approximalkaries wird für eine
derartige Polyurethan-Folie nicht beschrieben.
Schließlich ist auch aus dem deutschen Gebrauchsmuster
296 07 299 ein an den Zähnen haftender Träger von Wirkstoffen
bekannt, der zwischen die Zähne geklemmt werden und dabei
einen in ihm enthaltenen Wirkstoff freisetzen kann. Dabei soll
sich der Wirkstoff während der Schlafperiode unter der
Einwirkung des Speichels auflösen. Danach kann die Folie dann
von den Zähnen entfernt werden. Die Entfernung der im
Interdentalraum verbliebenen Folienreste ist dann allerdings
in jedem Fall erforderlich.
Schließlich ist auch aus der deutschen Patentanmeldung
36 18 553 ein medizinischer Klebestreifen für die Mund
schleimhaut bekannt, der aus einer Trägerschicht aus einem
darmlöslichen Polymeren und einer medikamentenhaltigen Schicht
aus einem wasserlöslichen Polymeren besteht, welches einen
antiphlogistischen oder analgetischen Wirkstoff enthält. Auch
dort wird die Behandlung der Approximalkaries nicht an
gesprochen.
Zusammenfassend kann also festgestellt werden, dass eine
Interdentalfolie zur Behandlung der Approximalkaries bisher
nicht bekannt gewesen ist.
Es stellte sich deshalb die Aufgabe, ein Mittel zu entwickeln,
das eine konstante Fluoridionenanreicherung des Zahnschmelzes
im Approximalraum über einen langen Zeitraum gewährleistet.
Erfindungsgemäß wird diese Aufgabe durch eine Interdentalfolie
gelöst, die eine therapeutisch wirksame Menge von Fluoridionen
enthält und nach Einbringung in den Approximalraum dort die
Fluoridionen kontinuierlich freisetzt.
Die Fluoridionen werden der Interdentalfolie als Alkali-,
Erdalkali-, Zinn-, Aminfluorid, als Monofluorphosphat oder als
saures Phosphatfluorid (APF) zugesetzt. Im allgemeinen ist
eine Menge von 0,01 bis 3 Gew.-% ausreichend, jedoch können im
Einzelfall auch davon abweichende Mengen verwendet werden.
Zur Herstellung der Interdentalfolie ist ein vom Körper
resorbierbares polymeres Material geeignet. Resorbierbare
Homopolymere und Copolymere haben in den letzten Jahren immer
breitere Anwendungsmöglichkeiten in der Medizin gefunden.
Insbesondere resorbierbare Polyester sind im Bereich der
Chirurgie als Nahtmaterial oder Klammern, im Bereich der
Osteosynthese oder als Wirkstoffträger mit verzögerter,
kontrollierter Wirkstoffreigabe eingesetzt worden. Dabei liegt
der große Vorteil resorbierbarer Polyester, insbesondere
solcher auf Basis von Milch- oder Glykolsäure darin, daß sie
zu körpereigenen Verbindungen abgebaut werden.
Aus der europäischen Patentschrift 0 270 987 sind zahlreiche
gut resorbierbare Homopolymere und Copolymere bekannt. Hierbei
handelt es sich um Polymerisate von Glycolid, Lactid,
Methylglycolid, Dimethylglycolid, Polymethylglykolid,
Diäthylglycolid, Dibutylglycolid, Caprolacton, Valerolacton,
Dekalacton, Propiolacton, Butyrolacton und Pivalolacton.
Besonders bevorzugt sind Homopolymere aus Laktid und Co
polymere aus Laktiden und Glykolid mit inhärenten Viskositäten
zwischen 0.1 und 10 dl/g. Diese inhärenten Viskositäten
entsprechen mittleren Molekulargewichten zwischen 2000 bis 1.4
Mio.
Soll aus den vorstehend genannten resorbierbaren homo- oder
copolymeren Estern die erfindungsgemäße Interdentalfolie
hergestellt werden, dann wird sie nach intensivem Einmischen
des Fluorids in dem Polyester durch ein Extrusionsverfahren
oder durch ein anderes übliches Verfahren zur Folienher
stellung erzeugt. Die Dicke der so hergestellten Interdental
folie sollte im allgemeinen einen Millimeter nicht über
steigen, damit sie problemlos in den Approximalraum eingeführt
und dort befestigt werden kann.
Die erfindungsgemäße Interdentalfolie braucht jedoch nicht
vollständig aus einem resorbierbaren Material zu bestehen. Die
gewünschte Anti-Karieswirkung läßt sich auch durch eine
Interdentalfolie erreichen, die aus Polyethylen, Polypropylen,
Polyvinylchlorid, Polyurethan oder Polyethylenterephthalat
bestehen und einseitig oder beidseitig mit einem resorbier
baren Polymermaterial beschichtet sind, in dem das Fluorid
enthalten ist. Ein derartiges Schichtmaterial wird sich zwar
zwischen den Zähnen nicht vollständig auflösen, jedoch lassen
sich die unresorbierbaren Folienreste später problemlos mit
Zahnseide entfernen.
Die erfindungsgemäße Interdentalfolie kann auch aus einem
anderen Polymermaterial hergestellt werden, das sich im
Mundraum unter der Einwirkung von Speichel langsam auflöst.
Hierfür kommen Gelatine, Methylcellulose oder andere wasser
lösliche Polymermaterialen in Frage.
Die Interdentalfolie kann außer Fluoriden auch noch andere zum
Aufbau der Zahnsubstanz wichtige Verbindungen, z. B. Phosphate
enthalten. Außerdem hat es sich als vorteilhaft erwiesen, in
das Polymermaterial ein Antiplaquemittel wie Chlorhexidin oder
ein Antibiotikum einzuarbeiten, um entzündlichen Prozessen
vorzubeugen.
Die mit den vorstehend genannten Wirkstoffen ausgerüstete
Interdentalfolie wird - wie in Fig. 1 gezeigt - vom Zahnarzt
so in den Approximalraum eingebracht, daß sie zwischen zwei
Zähnen fest eingeklemmt ist und nicht verrutschen kann.
Überstehende Reste der Interdentalfolie werden anschließend
entfernt, so daß der Patient nicht das Gefühl hat, einen
Fremdkörper in seinem Mund zu haben.
Die erfindungsgemäße Interdentalfolie kann auch einseitig mit
einer Klebschicht versehen sein, um eine sichere und dauerhaf
te Befestigung zu ermöglichen, falls der Abstand der Zähne so
groß ist, daß durch einfaches Festklemmen kein dauerhafter
Sitz der Interdentalfolie gewährleistet werden kann.
Claims (6)
1. Interdentalfolie zur Prophylaxe und zur Therapie von
Approximalkaries, dadurch gekennzeichnet, dass sie eine
therapeutisch wirksame Menge eines Fluorids enthält, welches
in ein vom Körper resorbierbares Polymermaterial eingebettet
ist, aus dem das Fluorid kontinuierlich freigesetzt wird.
2. Interdentalfolie nach Anspruch 1, dadurch gekennzeichnet,
daß sie als Fluorid ein Alkali-, Erdalkali-, Zinn-, Amin
fluorid, ein Monofluorphosphat oder ein saures Phosphatfluorid
(APF) enthält.
3. Interdentalfolie nach den Ansprüchen 1 und 2, dadurch
gekennzeichnet, daß sie als weitere Inhaltsstoffe zusätzlich
ein Phosphat, ein Antiplaquemittel und/oder ein Antibiotikum
enthält.
4. Interdentalfolie nach den Ansprüchen 1 bis 3, dadurch
gekennzeichnet, daß sie aus einem unresorbierbaren thermopla
stischen Kunststoff besteht, der mit einem resorbierbaren
Polymermaterial beschichtet ist, welches ein Fluorid und
gegebenenfalls auch noch ein Phosphat, ein Antiplaquemittel
und/oder ein Antibiotikum enthält.
5. Interdentalfolie nach den Ansprüchen 1 bis 4, dadurch
gekennzeichnet, daß sie mit einer Klebschicht versehen ist.
6. Verwendung einer Interdentalfolie nach den Ansprüchen 1
bis 5, zur Prophylaxe oder zur Therapie von Approximalkaries.
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DE19743897A Expired - Fee Related DE19743897C2 (de) | 1997-10-04 | 1997-10-04 | Interdentalfolie zur Prophylaxe und Therapie von Approximalkaries |
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- 1997-10-04 DE DE19743897A patent/DE19743897C2/de not_active Expired - Fee Related
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