DE19738592A1 - Verfahren zum Vermindern der Eluierbarkeit von Schwermetallen - Google Patents
Verfahren zum Vermindern der Eluierbarkeit von SchwermetallenInfo
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- A62D2101/43—Inorganic substances containing heavy metals, in the bonded or free state
Description
Die Erfindung betrifft ein Verfahren zum vermindern der
Eluierbarkeit von Schwermetallen aus im Flüssigkeitsbad von
Naßentaschern oder Naßentschlackern abgekühlten Aschen oder
Schlacken oder Aschen oder Schlacken aus Entaschern oder
Entschlackern von Anlagen zur thermischen Abfallbehandlung.
Die Entsorgung von kommunalen und industriellen Abfällen in Anlagen
zur thermischen Abfallbehandlung mit dem Ziel der weitgehenden
Zerstörung der im Abfall enthaltenen organischen Verbindungen
liefert neben gasförmigen Produkten und Filterstaub feste Aschen
oder Schlacken in einer Menge von 250 bis 350 kg je Tonne Abfall.
Die Verbrennungs- und Pyrolyserückstände in Form von Aschen oder
Schlacken enthalten - in unterschiedlichen Konzentrationen - eine
Vielzahl von umweltrelevanten Einzelstoffen, die aufgrund
unzureichender Temperaturen bei der thermischen Behandlung oder zu
geringer Verweilzeiten oder wegen ihrer guten Löslichkeit in Wasser
meist nur teilweise in die Asche- oder Schlackematrix eingebunden
sind. Hierzu gehören vor allem Metalle, insbesondere Schwermetalle,
und ihre Verbindungen, Reste von verschiedenen organischen Stoffen,
anorganische Chloride und Sulfate sowie Stickstoffverbindungen.
Für die weitere Verwendung solcher Aschen oder Schlacken,
beispielsweise in der Baustoffindustrie oder im Straßenbau, oder
für die ordnungsgemäße und umweltverträgliche Deponierung ist
entscheidend, daß die Aschen oder Schlacken auch im Langzeitkontakt
mit Böden, Wasser und/oder Atmosphärilien lediglich Schadstoffe in
solchen geringfügigen Mengen freisetzen, die unterhalb der durch
Erfahrungswerte festgelegten Standards und gesetzlichen Richtlinien
bleiben. Besondere Bedeutung kommt hierbei toxischen
Schwermetallverbindungen wie des Bleis, Zinks, Cadmiums, Kupfers
und anderen Schwermetallen zu, die sich in den Aschen oder
Schlacken von Rückständen bei der thermischen Abfallbehandlung
anreichern und bei pH-Änderung des umgebenden Mediums,
beispielsweise durch Kontakt mit Bodenwasser oder Regenwasser, in
nicht unerheblichem Umfang freigesetzt werden.
Für die Verminderung der Schwermetallmobilisierung aus Rückständen
von Anlagen zur thermischen Abfallbehandlung existieren
grundsätzlich zwei unterschiedliche Strategien. Zum einen wird
versucht, einen möglichst großen Teil der Schwermetalle oder
Schwermetallverbindungen in verschiedenen der thermischen
Abfallbehandlung nachgeschalteten Stufen, wie etwa in Naßentaschern
oder zusätzlichen Laugungsstufen, durch geeignete Extraktionsmittel
zu lösen und anschließend von der Feststoffmatrix abzutrennen.
So wird in DE 44 27 899 A1 ein Verfahren beschrieben, bei dem die
Aschen oder die aus ihnen durch Separierung abgetrennten
schwermetallreichen Feinfraktionen mit verdünnter Salzsäure
gewaschen und die dabei entstehenden schwermetallhaltigen Lösungen
vom festen Rückstand getrennt und in geeigneter Weise weiter
aufbereitet werden. Die Einstellung von pH-Werten <5 durch
Säurezugabe zu der basisch reagierenden Schlacke erhöht - wie
beispielsweise in Gleis, M.; Hoffmann, G: Behandlungsverfahren zur
Verbesserung der Umweltverträglichkeit von Rückständen aus der
Verbrennung von Hausmüll, Fortbildungszentrum Gesundheits- und
Umweltschutz Berlin (Hrsg.), Seminar Rückstände aus
Abfallverbrennungsanlagen 31 (1992) 43-61 beschrieben ist - die
Löslichkeit der meisten Schwermetalle beträchtlich.
In EP 0 730 884 A1 wird demgegenüber vorgeschlagen, die
schwermetallhaltigen Rückstände mit wäßrigen Lösungen von
Chelatkomplexbildnern, wie Gluconsäure, Melasse oder ähnlichen
Verbindungen mit mindestens zwei metall-koordinierenden
Ankergruppen, zu extrahieren und die Extrakte separat zu behandeln.
Die zweite Gruppe von bekannten Verfahren zur Verminderung der
Elutionsneigung von Schadstoffen aus Verbrennungsaschen schlägt die
Behandlung der Aschen oder Schlacken mit solchen chemischen
Zusätzen vor, durch die die Löslichkeit von
Schwermetallverbindungen verringert oder die Mobilisierung von
Schwermetallen aus den festen Rückständen verlangsamt wird.
Es ist bekannt, daß amphotere Schwermetallhydroxide in pH-Bereichen
zwischen 8 und 11 am wenigsten löslich sind. Da
Müllverbrennungsaschen infolge ihres Gehalts an Calciumoxid oder
Calciumhydroxid bei Kontakt mit Wasser im allgemeinen stark basisch
reagieren (pH-Werte der gesättigten Lösungen zwischen 10 und 13),
ist in EP 0 538 598 B1 vorgeschlagen worden, den im Flüssigkeitsbad
eines Entaschers abgekühlten Schlacken als chemische Puffer
wirkende Zusätze zuzuführen, durch die der pH-Wert der flüssigen
Phasen auf Werte zwischen 10,5 und 7 gestellt wird. Damit soll
erreicht werden, daß die amphoteren Schwermetallhydroxide oder -oxide
wenigstens teilweise in schwerlösliche Carbonate überführt
werden, die vorzugsweise als Sediment abgeschieden werden. Als
puffernde Zusätze sind beispielsweise Schwefelsäure, vor allem
Abfallschwefelsäure, Hydrogencarbonate, Kohlendioxid,
kohlendioxidhaltige Gase, gereinigtes Rauchgas mit 5 bis 15 Vol-%
CO2 und ähnliche Zusätze angewendet worden.
Ein ähnliches Verfahren wird auch in JP-A-56 067 572 beschrieben.
In DE 44 16 659 wird zudem vorgeschlagen, die die
Baustoffeigenschaften von Schlacken negativ beeinflussende
Eluierbarkeit von Chloriden und Sulfaten durch Zusatz von 0,5 Gew.-%
Aluminiumhydroxid sowie Calciumoxid und/oder Calciumhydroxid zu
vermindern.
Die bekannten Verfahren zur Verminderung der Schwermetallelution
sind jedoch mit erheblichen Nachteilen verbunden. So wurde
gefunden, daß die saure Wäsche selbst bei pH-Werten <4 allenfalls
zu einer teilweisen Extraktion der Schwermetalle führt,
andererseits aber die mechanischen Eigenschaften der Schlacken
drastisch verschlechtert. Die Extraktion mit Chelatkomplexbildnern
verursacht zusätzliche Aufwendungen zur Aufarbeitung des Extrakts
und zur Rückgewinnung der Chelatliganden. Außerdem sind zusätzliche
Waschstufen erforderlich, weil andernfalls Kohlenstoffgehalt (TOC)
und Glühverlust der Schlacken unzulässig erhöht werden. Die
pH-Wert-Regulierung zur Einstellung des dem Löslichkeitsminimum
entsprechenden optimalen pH-Wertes ist regelungstechnisch
aufwendig, verläuft aufgrund des stark heterogenen Charakters der
Aschen oder Schlacken vielfach unvollständig und bleibt in ihrer
Wirkung auf die oberflächennahen Schichten begrenzt.
Der Erfindung liegt die Aufgabe zugrunde, ein einfaches und
kostengünstiges Verfahren zu entwickeln, das den Gehalt an
eluierbaren Schwermetallverbindungen in Aschen oder Schlacken
deutlich vermindert und gleichzeitig die Wirksamkeit des Verfahrens
wesentlich verbessert.
Die Aufgabe wird erfindungsgemäß dadurch gelöst, daß die Aschen
oder Schlacken in Gegenwart einer wäßrigen Phase und/oder
Wasserdampf einem erhöhten Druck ausgesetzt werden. Weitere
Vorteile und Einzelheiten sind in den Unteransprüchen angegeben.
Die verfahrensgemäße Behandlung führt - wie Untersuchungen gezeigt
haben - dazu, daß die Schwermetallverbindungen in weniger lösliche
Feststoffphasen überführt und/oder in weniger rasch mobilisierbare
mineralische Matrizes eingebunden werden, so daß ihre Verfügbarkeit
entscheidend verringert wird. Das Ausmaß der
Löslichkeitsverminderung steigt sowohl mit dem angewandten Druck
als auch mit der Dauer der Druckbehandlung. Deutliche
Verbesserungen der nach dem Standardverfahren DEV 54 erhaltenen
Eluatwerte für Schwermetalle werden bereits bei Druckstufen <2 bar
und bei Verweilzeiten von 10 bis 15 Minuten beobachtet.
In besonders bevorzugten Ausführungsvarianten des erfindungsgemäßen
Verfahrens werden Drücke von 5 bis 15 bar und Verweilzeiten von 15
bis 60 Minuten angewendet. Für das erfindungsgemäße Verfahren ist
weiterhin kennzeichnend, daß die Atmosphäre über dem zu
behandelnden Feststoffgemisch während der Druckbehandlung zumindest
teilweise aus Wasserdampf besteht. Es ist überraschend, daß bei
Anwendung des erfindungsgemäßen Verfahrens auch die Eluatwerte für
Calciumsalze und Sulfate stark vermindert werden. Dies läßt darauf
schließen, daß im Verlauf der Behandlung die in den Aschen als
Festphasen vorliegenden Calciumoxide oder -hydroxide zumindest
teilweise in Calciumsilicate, stabilere CaO-Al2O3-SiO2-Phasen oder
ettringitartige Feststoffphasen umgewandelt werden, die einen Teil
der Schwermetalle einschließen und den Phasenbestand natürlicher
Gesteine annähern. Wie die Untersuchungen gezeigt haben, werden die
mechanischen Eigenschaften der Aschen oder Schlacken durch die
Druckaufgabe nicht nachteilig beeinflußt. Es ist sogar ein
positiver Nebeneffekt der erfindungsgemäßen Lösung, daß im Ergebnis
von Agglomerationsvorgängen eine Kornvergröberung oder Verfestigung
des behandelten Materials eintritt.
Die Erfindung wird nachstehend anhand eines Ausführungsbeispiels
näher erläutert.
Etwa 1 kg Asche der Korngröße <9,5 mm werden in einem Autoklaven
vorgelegt und mit Wasser so überschichtet, daß die Oberfläche der
Asche gerade bedeckt ist (Volumen des Wassers ca. 300 ml).
Anschließend wird der Autoklav verschlossen. Dann wird der
Reaktormantel aufgeheizt, so daß Drücke von 5, 10 oder 13 bar
aufgegeben werden. Die Verweilzeit bei konstantem Druck beträgt für
alle Versuche 120 min. Direkt nach der Druckbehandlung werden die
Aschen nach DEV S4 eluiert und die Eluate analysiert.
Die Ergebnisse der durchgeführten Versuche weisen aus, daß die
Eluierbarkeit bestimmter Schwermetalle eindrucksvoll gemindert
wird. Die Untersuchung unbehandelter Asche zeigt eine
Blei-Konzentration im Eluat von 4,81 mg/kg Trockensubstanz. Bei der
behandelten Asche wird der Bleigehalt des Eluats auf Werte
unterhalb von 1 mg/kg Trockensubstanz reduziert. Noch deutlichere
Reduktionen werden für das ebenfalls amphotere Schwermetall Zink
erhalten. Hier reduzieren sich die Eluatkonzentrationen von 6,75
mg/kg Trockensubstanz auf Werte um 0,2 mg. Dies entspricht einer
mittleren Reduktion von 93%.
Zur Ergänzung sind in der Ergebnistabelle die Intensität der
Druckbehandlung, der sich einstellende pH-Wert des Eluates und die
Calcium-Konzentration aufgeführt. Mit zunehmender Intensität der
Druckbehandlung tritt eine zunehmende Reduktion der
Eluatkonzentrationen für Zink auf.
Die Reduktion der Bleikonzentrationen im Eluat hängt ebenfalls von
der Behandlungsdauer ab, wobei sich zusätzlich Störeinflüsse
bemerkbar machen, die sich auch auf den pH-Wert und die
Calciumkonzentration im Eluat auswirken. Die Störeinflüsse sind auf
natürliche Schwankungen in der Zusammensetzung von Rostaschen
zurückzuführen. Die Versuchsergebnisse weisen aus, daß die
Reduktion der Bleieluatkonzentration im Mittel 82% beträgt.
Die Darstellung der Ergebnisse beschränkt sich, stellvertretend für
die Stoffgruppe der amphoteren Metalle, auf die beiden
Schwermetalle Blei und Zink. Durch eine analoge Behandlung von
Verbrennungsrückständen werden die Eluatkonzentrationen auch
anderer amphoterer Metalle und deren Verbindungen wirkungsvoll
gemindert.
Claims (4)
1. Verfahren zum Vermindern der Eluierbarkeit von Schwermetallen
aus im Flüssigkeitsbad von Naßentaschern oder Naßentschlackern
abgekühlten Aschen oder Schlacken oder Aschen oder Schlacken aus
Entaschern oder Entschlackern von Anlagen zur thermischen
Abfallbehandlung, dadurch gekennzeichnet, daß die Aschen oder
Schlacken in Gegenwart einer wäßrigen Phase und/oder Wasserdampf
einem erhöhten Druck ausgesetzt werden.
2. Verfahren nach Anspruch 1, dadurch gekennzeichnet, daß die
Aschen oder Schlacken bei einem Druck von 2 bis 20 bar,
vorzugsweise 5 bis 15 bar, und für einen Zeitraum von 5 bis 240
Minuten, vorzugsweise 15 bis 60 Minuten, behandelt werden.
3. Verfahren nach einem der Ansprüche 1 und 2, dadurch
gekennzeichnet, daß die Gasphase über den Aschen oder Schlacken
während der Druckbehandlung in Sättigung an Wasserdampf gehalten
wird.
4. Verfahren nach einem der Ansprüche 1 bis 3, dadurch
gekennzeichnet, daß die Druckbehandlung bei Raumtemperatur oder
bei Temperaturen bis maximal 200°C vorgenommen wird.
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