DE19730878A1 - Anordnung zur objektiven Beurteilung des Funktionszustandes des menschlichen Hörorgans - Google Patents
Anordnung zur objektiven Beurteilung des Funktionszustandes des menschlichen HörorgansInfo
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Description
Die Erfindung betrifft eine Anordnung zur objektiven Beurteilung
des Funktionszustandes des menschlichen Hörorgans gemäß dem
Oberbegriff des Anspruchs 1.
Die Untersuchung der Ohren des Menschens erfolgt in der HNO-ärzt
lichen Praxis u. a. mit Hilfe des Stimmgabelversuches nach
Weber; E.H. Weber, De pulsu, resorptione, auditu et tactu. pag.
41, abgedruckt aus dem Programme: Annotationes anatomicae et
physiologicae. Prol. VI. d. XIII. mens. Nov. 1829. p. 2. Dabei
wird mit Hilfe einer Stimmgabel der Schädel des Patienten über
Knochenleitung zu Schwingungen angeregt. Der Patient wird nun
befragt, an welcher Stelle der Ton wahrgenommen wird. Bei voller
Funktion der Ohren wird der Ton normalerweise an der Stelle
lokalisiert, an der die Stimmgabel aufgesetzt ist, bzw. in der
medialen Ebene. Bei Patienten, die zu einer solchen Aussage
nicht in der Lage sind, insbesondere bei Kleinkindern, führt der
Versuch zu falschen oder keinen Ergebnissen.
Aus der DD 11 127 ist eine Anordnung zur Feststellung von
Gehörschäden bekannt. Durch einen am Schädel befestigten
Schallgeber mißt ein im Außenohr bzw. im Gehörgang einsetzbarer
Schallempfänger die durch Knochenleitung angeregte Schwingung
des Trommelfells. Nachteilig bei dieser Anordnung ist, daß als
Indikator einer Mittelohrerkrankung die Differenz der
eingestrahlten und im Gehörgang gemessenen Schalleistung des
gesunden zum kranken Ohr ins Verhältnis gesetzt werden muß.
Dieses Verhältnis ist frequenzabhängig, und muß folglich für
jeden Patienten für verschiedene Frequenzen zeitaufwendig
bestimmt werden.
Außerdem ist aus der DE 26 33 308 A1 ein elektroakustisches
Impedanzmeßbrückengerät bekannt. Hiermit wird über eine
abgedichtete Meßsonde der sich im äußeren Gehörgang aufbauende
Schalldruck, der von einem Schallgeber über die gleiche Meßsonde
eingekoppelt wird, in Abhängigkeit der Trommelfellimpedanz
gemessen. Die Anregung erfolgt über Luftleitung und läßt somit
die Knochenleitungsphänomene unberücksichtigt.
Die Aufgabe der Erfindung besteht darin, eine Anordnung
anzugeben, bei der mittels Schallankopplung über Knochenleitung
eine objektive Beurteilung von Mittelohrerkrankungen bzw.
Mittelohrveränderungen möglich ist.
Erfindungsgemäß wird die Aufgabe mit den Merkmalen des Anspruchs
1 gelöst. Weiterbildungen und Ausgestaltungen sind Gegenstand
von Unteransprüchen.
Die von einem durchstimmbaren Tongenerator erzeugten
Schwingungen werden über Knochenleitung an beide Ohren
transportiert und die für das Hören verantwortlichen Strukturen
innerhalb der Cochlea in Schwingung versetzt. Daraus resultiert
zunächst die Wahrnehmung des Tones überhaupt. Außerdem schwingt
die Gehörknöchelchenkette bestehend aus Hammer, Amboß,
Steigbügel und dem Trommelfell mit, einschließlich der vor dem
Trommelfell befindlichen Luftsäule des Gehörgangs.
Erfindungsgemäß wird die Schwingung der Luftsäule in jedem
Gehörgang von einem Mittel, vorzugsweise einem Mikrofon,
gleichzeitig gemessen. Durch die Verknüpfung der am linken und
rechten Ohr gemessenen Schallsignale werden
knochenleitungsbezogene und frequenzabhängige nachteilige
Signaldämpfungen bedeutungslos und die objektive Beurteilung des
Mittelohres möglich.
Bei der Verknüpfung wird die Differenz oder der Quotient
getrennt nach Betrag und/oder Phase der gemessenen Schallsignale
in einer entsprechenden Auswerteeinheit gebildet. Die
Auswerteeinheit kann vorteilhaft über einen weiteren Zweig mit
einem Bezugssignal versorgt werden, das von einem zwischen
Tongenerator und Schädel befindlichen Schwingungsaufnehmer
bereitgestellt wird. Damit lassen sich entstehende
Phasendifferenzen ausgleichen.
Der Vorteil der erfindungsgemäßen Lösung besteht darin, daß das
Ergebnis der Untersuchung frei von jedem subjektiven Einfluß des
Patienten ist. Der technische Aufwand ist gering. Das
Untersuchungsergebnis läßt sich in Zahlenwerten speichern,
wodurch auch eine objektive Bewertung über einen bestimmten
Zeitabschnitt möglich wird.
Zusätzlich lassen sich durch Verknüpfungen der Meßergebnisse mit
den subjektiven Empfindungen des Patienten weitergehende
diagnostische Aussagen treffen. Dazu zählt insbesondere eine
Differenzierung zwischen Knochen- und Luftleitung sowie eine
Bewertung der Schallempfindungsschwerhörigkeit.
Die Erfindung wird nachstehend an einem Ausführungsbeispiel an
Hand der einzigen Fig. 1 näher erläutert.
Die Fig. 1 zeigt eine Darstellung einer erfindungsgemäßen
Anordnung in Verbindung mit dem Hörorgan des Menschen. In der
Anordnung sind zwei Zweige 8, 8′ vorgesehen, die jeweils aus
Mikrofon 4, 4′ und einem Verstärker 5, 5′ in Reihe bestehen. Die
beiden Zweige sind über eine Auswerteeinheit 6 miteinander
verbunden. Der Auswerteeinheit 6 ist ein Anzeigegerät 7
nachgeschaltet.
Außerdem ist ein Zweig 9 vorgesehen, der das Bezugssignal vom
Schwingungsaufnehmer 3 an die Auswerteeinheit 6 liefert.
Die Mikrofone 4, 4′ stehen mit der vor den Trommelfellen
schwingenden Luftsäule in Verbindung. Im Ausführungsbeispiel
sind die Mikrofone 1, 1′ direkt in die Ohren mittels eines
Adapters schalldicht eingesteckt. Die Mikrofone 4, 4′ können auch
mittels Stethoskopleitungen steckbar verbunden sein, so daß eine
leichte Handhabung erreicht wird.
In den Zweigen 8, 8′ ist neben der Signalverstärkung (Verstärker
5, 5′) auch eine Filterung der Signale möglich. Damit können
störende Frequenzen unter- und oberhalb der Erregerfrequenz
gefiltert werden, die z. B. durch Atemgeräusche des Patienten
oder Rauschen entstehen.
Die Anregung der Schwingungen erfolgt durch einen
durchstimmbaren elektronischen Tongenerator, der verschiedene
Frequenzen erzeugt und diese an den Knochenleitungshörer 2
abgibt. Zur Kontrolle der an den Schädel des Patienten
abgegebenen Schwingung dient ein Schwingungsaufnehmer 3.
Die Schwingungen liegen in einem Frequenzbereich von 800 Hz bis
2200 Hz. In diesem Frequenzbereich sind die Differenzen bzw.
Quotienten der gemessenen Signale zwischen gesunden und kranken
Ohr signifikant.
Sobald eine Störung der Mittelohrfunktion, hervorgerufen z. B.
durch Defekte in der Gehörknöchelchenkette, vorliegt, liegen
frequenzabhängig an den Mikrofonen 4,4′ unterschiedlich große
Schallanteile an. Diese Schallanteile werden von der
Auswerteeinheit 6 nach Amplitude und Phase getrennt verarbeitet
und z. B. die Differenz oder der Quotient angezeigt.
Aus dem Differenz- oder Quotientensignal kann auf die Funktion
der Gehörknöchelchenkette einschließlich des Trommelfells
geschlossen werden. Zusätzliche Informationen können durch
Phasenvergleiche beider Ohren über die Zweige 8, 8′ bzw. 9
erhalten werden.
Durch Verknüpfung der Meßergebnisse mit den subjektiven
Empfindungen des Patienten lassen sich weitergehende
diagnostische Aussagen treffen, d. h. beispielsweise eine
Differenzierung zwischen Knochen- und Luftleitung, also Defekte
an Hammer, Amboß, Steigbügel oder Trommelfell, und cochleäre
bzw. retrocochleäre Hörstörungen.
Claims (6)
1. Anordnung zur objektiven Beurteilung des Funktionszustandes
des menschlichen Hörorganes, insbesondere des
Mittelohrapparates, mit einer Einrichtung (1) zur Anregung
einer Schwingung im Schädelknochen und einem Mittel (4; 4′)
zur Schallsignalmessung im Gehörgang, dadurch
gekennzeichnet, daß die Einrichtung (1) ein durchstimmbarer
Tongenerator ist, zusätzlich für das Gegenohr ein weiteres
Mittel (4; 4′) zur Schallsignalmessung vorgesehen ist, die
Mittel (4, 4′) mit den Verstärkern (5, 5′) und mit der
Auswerteeinheit (6) über die Zweige (8, 8′), zur Verknüpfung
der beiden Schallsignale nach Betrag und Phase, miteinander
verbunden sind, der Auswerteeinheit (6) eine
Anzeigeeinrichtung (7) nachgeschaltet ist, und die von dem
durchstimmbaren Tongenerator (1) herrührenden Schallanteile
gleichzeitig in beiden Gehörgängen gemessen werden.
2. Anordnung nach Anspruch 1, dadurch gekennzeichnet, daß die
Auswerteeinheit (6) die Differenz oder den Quotienten von
Betrag und/oder Phase der von den Mitteln (4, 4′) in den
Gehörgängen gemessenen Schallsignale bildet.
3. Anordnung nach Anspruch 1 oder 2, dadurch gekennzeichnet,
daß die Mittel (4, 4′) Mikrofone sind.
4. Anordnung nach einem der Ansprüche 1 bis 3, dadurch
gekennzeichnet, daß die von dem durchstimmbaren Tongenerator
(1) erzeugten Schwingungen über einen Knochenleitungshörer
(2) und einen direkt angekoppelten Schwingungsaufnehmer (3)
an den Schädelknochen abgegeben werden.
5. Anordnung nach Anspruch 3, dadurch gekennzeichnet, daß die
Mikrofone (4, 4′) mittels Adapter schalldicht in die
Gehörgänge einsteckbar sind.
6. Anordnung nach einem der Ansprüche 1 bis 5, dadurch
gekennzeichnet, daß zwischen Schwingungsaufnehmer (3) und
Auswerteeinheit (6) ein zusätzlicher Zweig (9) zur
Einkopplung eines Bezugssignales in die Auswerteeinheit (6)
vorgesehen ist.
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1997
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