DE19719899A1 - Weitgehend wasserunlösliche kationisierte Feststoffe sowie ihre Herstellung und Verwendung - Google Patents
Weitgehend wasserunlösliche kationisierte Feststoffe sowie ihre Herstellung und VerwendungInfo
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Description
Vernetzbare Polyelektrolyte haben in vielfältigen
Anwendungsbereichen große Bedeutung erlangt, vor allem auf
dem Textil- und Papiersektor. Besondere technische Vorteile
bieten Polymere und Copolymere mit quartären Ammoniumgruppen,
welche über reaktive Strukturelemente auf diversen Substraten
verankert werden können (siehe beispielsweise
"Polyelectrolytes", Hanser Publishers, Carl-Hanser-Verlag,
1994, Seiten 11 bis 66).
Vernetzbare Polyelektrolyte eignen sich hervorragend zur
Oberflächenmodifikation wasserunlöslicher Feststoffe, indem
sie entweder durch Vernetzung mit sich selbst wasserunlöslich
werden und sich bei geeigneter Behandlung auf dem Feststoff
niederschlagen oder auch durch Propfung auf einem reaktiven
Feststoff, beispielsweise Cellulose, verankert werden können.
Epichlorhydrin ist eine beliebte Vernetzerkomponente für
Polyamine, weil es kostengünstig ist und durch seine duale
Reaktivität sehr effizient wirkt. Wegen der hohen Toxizität
des Epichlorhydrins und der damit verbundenen Probleme wird
der Einsatz dieser Verbindung jedoch zunehmend unerwünscht.
In DE-A-195 09 982 werden Nachbehandlungsmittel für Textilien
beschrieben. Diese Anmeldung betrifft ein polymeres
Nachbehandlungsmittel, welches erhalten wird durch Umsetzung
eines Homopolymers von Diallylamin oder N-Methyldiallylamin
oder eines Copolymeren von Diallylamin und
N-Methyldiallylamin mit einem Epihalogenhydrin,
gegebenenfalls in Gegenwart eines aliphatischen Amins oder
eines Polyamins oder auch eines Reaktionsprodukts aus der
Umsetzung von Epihalogenhydrin mit einem aliphatischen Amin
oder Polyamin. Das Verfahren ist aufwendig und wegen der
Toxizität der Epihalogenhydrine und entsprechender
Halogenhydrinderivate nicht unbedenklich.
Zur normalen Kationisierung von Polysacchariden (zum Beispiel
Stärke oder Cellulose) wird üblicherweise
Glycidyltrimethylammoniumchlorid verwendet. Um dem Zellstoff
außer kationischen Gruppen auch andere wünschenswerte
Eigenschaften zu verleihen, kann nach Gruber und Ott eine
Reaktion mit Epichlorhydrin und einem nahezu beliebigen
tertiären Amin durchgeführt werden [Das Papier 50 (1996)
Nr. 4, Seiten 157 bis 162]. Diese Methode führt jedoch zu
niedrigen Ausbeuten, geringer Oberflächenselektivität und
teilweiser Vernetzung der Cellulose. Gruber und Granzow
berichteten über die Kationisierung von Cellulose mittels
kationischer Propfpolymerer, die beispielsweise aus
Diallyldimethylammoniumchlorid (DADMAC) und Acrylamid mit
einem Radikalinitiator erhalten werden, wobei als
Fasermaterial gebleichter Buchensulfit-Zellstoff eingesetzt
wird [Das Papier 50 (1996) Nr. 6, Seiten 293 bis 299]. Ein
guter Überblick zum Thema "Kationisierung von Cellulose" wird
in der Zeitschrift "Das Papier" 50 (1996), Nr. 12, Seiten 729
bis 734 gegeben.
Zur Verbesserung der Naß- und Trockenfestigkeit von Papier
werden in EP-A-41 651 kationische Verbindungen vorgeschlagen,
die aus einer Mischung der Kationen [R3N-CH2-CH(OH)-CH2X]⁺
und [R3N-CH2-CHX-CH2OH]⁺ bestehen, wobei die Reste R
Alkylgruppen sind und X bevorzugt Chlor ist.
In WO-A-96/26220 wird die Herstellung von faserförmigen,
kationisierten Cellulosepartikeln beschrieben, die auch im
Inneren kationische Gruppen aufweisen, wobei vorzugsweise
wenigstens 50% der kationischen Gruppen im Inneren der
Partikel vorliegen sollen und immobilisiert sind. Als
Kationisierungsmittel werden beispielsweise Aluminiumsalze,
kationische Polyelektrolyte und reaktive Monomere,
beispielsweise 2-Chlorethyltrimethylammonium-Salze oder
Propoxytrimethylammonium-Salze verwendet. Ein Vorteil des
Verfahrens wird darin gesehen, daß die wesentlichen
Komponenten getrennt gelagert und transportiert werden und
erst direkt vor Gebrauch dosiert und vermischt werden.
In WO-A-92/19652 werden faserartige, kationische
Polysaccharide beansprucht, welche mit quartären
Ammonium-Gruppen versehen sind und
Superabsorber-Eigenschaften aufweisen.
In JP-A-06/212577 wird ein Verfahren zum Bedrucken einer
Faserstruktur beschrieben, die aus Cellulose- und/oder
Proteinfasern besteht. Die Faserstruktur wird mit einer
Lösung behandelt, die ein kationisches Reagens eines
quartären Ammoniumsalzes enthält, welches mindestens eine
reaktive Einheit aus der Gruppe Vinyl, Acryloyl und
Methacryloyl aufweist, sowie mit einem Initiator aus der
Gruppe Ammoniumpersulfat, Kaliumpersulfat, Benzoylperoxid
oder einer salzartigen Cer-Verbindung. Das auf diese Weise
mit einem Polymer ausgestattete Gewebe läßt sich sehr gut mit
Azofarbstoffen bedrucken.
In EP-A-553 575 werden neue kationische Polyamine
beansprucht, welche Seitenketten aus hydroxysubstituierten
Kohlenwasserstoffsegmenten mit tertiären oder quarternären
Aminogruppen aufweisen. Es werden harzartige Partikel
erhalten, die bevorzugt aus Polyalkylenpolyaminen,
Polyamidoaminen und/oder Polydiallylamin bestehen. Diese
Produkte werden bevorzugt zur Entwässerung bei der
Herstellung von Papier oder Kartonagen eingesetzt.
In allen Fällen, bei denen polyfunktionale, quervernetzende
Comonomere als Mittel zur Vergrößerung des Molekulargewichts
verwendet werden, besteht jedoch wegen der Möglichkeit der
Gelbildung ein technologisches Risiko. Andererseits ist es
nicht zu vermeiden, daß neben hochverzweigten Polymerketten
mit hohem Molekulargewicht, bedingt durch vorzeitigen
Reaktionsabbruch, ein nicht tolerierbarer Anteil an
Restmonomeren verbleibt sowie Makromoleküle mit geringeren
Molekulargewichten erzeugt werden. Aufgrund der verringerten
Aktivität in praktischen Anwendungen des Polyammoniumsalzes
ist der Anteil mit niedrigem Molekulargewicht von Nachteil.
Verzweigte Polymere können auch durch ein
Pfropf-Copolymerisationsverfahren synthetisiert werden
(zum Beispiel "Grafting-on"). Dieses Verfahren wurde auch auf
die Synthese von DADMAC-Acrylamid-Copolymeren angewandt
(G.B. Butler, J. Macromol, Sci. A26, 1989, Seite 681). Es
wird ein Copolymer aus DADMAC und Dihydroxyalkyl-Derivaten
der Acrylsäure als Präpolymer synthetisiert und unter
Benutzung von Ce4⁺-Salzen als Initiator eine radikalische
Pfropfung von Acrylamid oder einer Mischung von Acrylamid und
DADMAC auf die Präpolymerkette erreicht. Auf jeden Fall
werden hohe Konzentrationen des Präpolymers benötigt, um
Polymerausbeuten von etwa 80% zu erhalten. Dies ist unter
technischen Gesichtspunkten nicht hinnehmbar.
In ähnlicher Weise verzweigte Copolymere von Acrylamid und
kationischen Monomeren wie kationischen, modifizierten
Acrylestern oder Acrylamiden oder Diallylammoniumsalzen
werden durch Copolymerisation von Acrylamid mit
Makromonomeren der kationischen funktionalisierten Monomeren
mit einer Doppelbindung als endständige Gruppe, wie in
US-A-5 211 854 beschrieben, synthetisiert.
In DE-A-42 00 133, DE-A-42 00 136 und DE-A-42 00 139 werden
durch Sulfocyclo-Polymerisation von Diallyl-, Triallyl- und
Tetraallylammoniumsalzen polymere Pyrrolidiniumsalze
erhalten. In DE-A-42 00 136 wird insbesondere die Synthese
von Poly-(N-allyl-3,4-dimethylen-pyrrolidinium)-Salzen
der nachstehenden Formel beschrieben, in welcher der
Rest R Wasserstoff oder Alkyl bedeutet.
In einer zeitgleich mit der vorliegenden Anmeldung von der
Hoechst Aktiengesellschaft eingereichten Anmeldung
(HOE 97/F 905) werden wasserlösliche Homo- oder Copolymere
beschrieben, die im Polymer als neues Strukturelement das
1,1-Diallyl-3,4-dimethylen-pyrrolidinium-Kation enthalten. In
dieser Anmeldung werden auch Copolymere beschrieben, die als
weiteres Element 1,1-Dialkyl-3,4-dimethylen-pyrrolidinium-
Kationen enthalten. Gegenstand dieser Anmeldung sind
weiterhin Copolymere, welche die genannten Strukturelemente
enthalten, aber zusätzlich unter Verwendung von mindestens
einem Comonomeren aus der folgenden Gruppe hergestellt
werden:
- a) N, N-Diallyldimethylammoniumchlorid
- b) Dimethylaminoethylacrylat
- c) Dimethylaminoethylmethacrylat
- d) Dimethylaminopropylmethacrylamid
- e) Dimethylaminomethylacrylamid
- f) Acryloxyethyltrimethylammoniumchlorid
- g) Methacryloxyethyltrimethylammoniumchlorid
- h) Methacrylamidopropyltrimethylammoniumchlorid
- i) N,N-Dimethylaminoalkylcarbonsäureallylester
- j) Acrylamid
- k) Methacrylamid.
Gegenstand der vorliegenden Anmeldung sind weitgehend
wasserunlösliche kationisierte Feststoffe, die durch
Behandlung von Feststoffen mit kationischen Homopolymeren
und/oder Copolymeren, die allylische und/oder vinylische
Doppelbindungen aufweisen, erhalten werden. Erfindungsgemäß
werden zur Kationisierung der Feststoffe stickstoffhaltige
kationische Polymere und/oder Copolymere verwendet, die
0,5 bis 100 Mol.-%, vorzugsweise 5 bis 20 Mol-%, allylische
und/oder vinylische Doppelbindungen, bezogen auf
Stickstoffäquivalente, enthalten. Unter "weitgehend
wasserunlösliche kationisierte Feststoffe" sind solche
Feststoffe zu verstehen, die zu mindestens 80% und im
Regelfall zu mehr als 95% wasserunlöslich sind. Das
Verhältnis unlöslicher zu löslicher meßbarer Kationizität ist
dabei mindestens 1, in der Regel 5 bis 10.
Zur Kationisierung der Feststoffe werden bevorzugt
allylierte, aminhaltige kationische Homopolymere und/oder
Copolymere verwendet, zum Beispiel allylierte lineare
Polyethylenimine. Besonders bevorzugt werden kationische
Polymere verwendet, die als wesentliches Strukturelement das
N,N-Diallyl-3,4-dimethylen-pyrrolidinium-Kation enthalten,
wobei der molare Anteil dieses Kations in weiten Grenzen
variiert werden kann. In der Regel beträgt der Anteil 1 bis
50 Mol-%, bezogen auf Stickstoffäquivalente. Wie bereits
erwähnt, können zur Herstellung der stickstoffhaltigen
kationisierten Feststoffe auch die vorstehend genannten
Comonomere verwendet werden.
Die erfindungsgemäßen weitgehend wasserunlöslichen und
vorwiegend oberflächenkationisierten Feststoffpartikel werden
dadurch erhalten, daß man eine wäßrige Lösung eines
kationisierten stickstoffhaltigen Polymers oder Copolymers in
Gegenwart von weitgehend wasserunlöslichen Feststoffpartikeln
unter Verwendung eines Radikalinitiators mit sich selbst
und/oder mit den Partikeln vernetzt. Als Radikalinitiatoren
können anorganische und/oder organische Peroxoverbindungen
verwendet werden, beispielsweise Ammoniumperoxodisulfat
(APS), organische Peroxide und Persäuren, aber auch
anorganische Redoxsysteme und energiereiche Strahlung,
insbesondere UV-Strahlung.
In der Mehrzahl sind die zu kationisierenden Feststoffe wenig
bis sehr wenig wasserlöslich, während die erfindungsgemäß
verwendeten stickstoffhaltigen kationischen Präpolymere gut
bis sehr gut wasserlöslich sind. Es handelt sich also um eine
heterogene Reaktion, die eine möglichst intensive
Durchmischung der Komponenten erfordert. Die Reaktionszeiten
liegen üblicherweise im Bereich von 1 bis 12 Stunden. Der
Radikalinitiator wird zeitlich verteilt portionsweise oder
kontinuierlich zugegeben. Bei Initiierung durch UV-Strahlung
wird üblicherweise eine UV-Lampe (254 nm) in die
Reaktionszone eingebracht.
Zur Herstellung der in Wasser schwerlöslichen, kationisierten
Feststoffe werden bevorzugt allylierte und/oder vinylierte
aminhaltige Derivate von Polymeren aus der folgenden Gruppe
verwendet:
- a) lineare Polyethylenimine
- b) Polyallylamine
- c) Polydiallylamine
- d) hydrolysierte Poly-N-vinyl-pyrrolidone
- e) hydrolysierte Polyvinylcaprolactame
- f) aminogruppenhaltige Peptide
- g) Chitosan
Weiterhin können nach dem erfindungsgemäßen Verfahren eine
Vielzahl von Feststoffen zu kationisierten, weitgehend
wasserunlöslichen Compounds umgesetzt werden, vorzugsweise
Cellulose, aber auch mineralische Stoffe, beispielsweise
Siliciumdioxid und Kieselsäuren, ketten-, band-, blatt-
und/oder röhrenförmige Silicate sowie Tonmineralien,
insbesondere Bentonite. Als Feststoffe kommen neben
pulverförmingen, granulat- oder faserartigen Partikeln auch
Trägerflächen wie Folien oder Textilien in Betracht.
Die erfindungsgemäß kationisierten Feststoffe werden
vorzugsweise als Retentionsmittel und Fixiermittel bei der
Papierherstellung verwendet. Die sehr geringe Löslichkeit der
Feststoffe hat den technischen Vorteil, daß im Gegensatz zu
den meisten handelsüblichen Mitteln nun der kationisierte
Feststoff nahezu vollständig mit dem Papier ausgetragen wird.
Dies hat in geschlossenen Wasserkreisläufen bei der
Papierherstellung, die immer häufiger aus Gründen des
Umweltschutzes verwendet werden, den Vorteil, daß der
Kreislauf nicht mit Restkationizität belastet wird.
Die erfindungsgemäßen, weitgehend wasserunlöslichen
kationisierten Feststoffe sind weiterhin dadurch
gekennzeichnet, daß das Gewichtsverhältnis von Feststoff zu
Kationisierungsmittel 10 bis 0,1 und vorzugsweise 7 bis 1
beträgt.
Die Erfindung wird in den folgenden Beispielen noch näher
erläutert.
Das folgende Beispiel 1 zur Kationisierung von Cellulose
wurde in einem sogenannten Pflugscharmischer der Gebrüder
Lödige Maschinenbau GmbH durchgeführt.
Funktionsweise: In einem liegenden zylindrischen Behälter
rotieren pflugscharähnliche Mischelemente, die auf einer
horizontalen Welle versetzt angeordnet sind. Die Größe,
Anzahl, Anordnung und geometrische Form der Mischwerkzeuge
sind so aufeinander abgestimmt, daß sie das in den Behälter
eingefüllte Produkt in eine dreidimensionale Bewegung
zwingen. Der Ausgangs- und Endfüllstand kann 20 bis 70% des
Behältervolumens betragen. Der Mischeffekt kann durch separat
angetriebene, hochtourig rotierende Messerköpfe oder
Mehrstufenmesserköpfe gesteigert werden. Der verwendete
Mischer hat einen beheizbaren Mischraum von maximal 3,5 l
Nutzinhalt. Er kann über einen Doppelmantel mit einer
Wärmeträgerflüssigkeit (Ethylenglykol) bis auf 125°C beheizt
werden. Mittels einer Schlauchquetschpumpe wird die mit
Ammoniumpersulfat versetzte Polymerlösung dosiert und über
eine Zweistoffdüse auf das Trägermaterial Cellulose (Typ
®Arbocel B00) aufgesprüht. Zur Lockerung von Grobagglomeraten
wird in regelmäßigen Abständen ein schnellaufender Messerkopf
zugeschaltet. Nach Einbringung der Lösung wird der Mischer
noch 20 Minuten zur weiteren Trocknung betrieben. Das Produkt
wird schließlich in einem Vakuumtrockner bei 150°C/10 mbar
vollständig entwässert.
Ein Copolymer, welches aus 80 Mol-% DADMAC und 20 Mol-%
Diallylammoniumchlorid hergestellt wurde, wird zusätzlich mit
40 Mol-% Natronlauge, gefolgt von 40 Mol-% Allylchlorid,
jeweils bezogen auf Stickstoffäquivalente, in wäßriger Lösung
allyliert. Das so erhaltene Copolymer enthält gemäß
13C-NMR-Analyse 19,5 Mol-% an N,N-Diallyl-3,4-dimethylen-
pyrrolidinium-Gruppen, bezogen auf das Polymer. 105 g dieses
Copolymers werden in 590 g Wasser gelöst und mit 3,1 g APS
versetzt. Der Pflugscharmischer wird mit 243 g
Cellulosepulver beschickt. In den laufenden Mischer wird die
Copolymerlösung bei einer Mischraumtemperatur von 88 bis
96°C und einer Zugabegeschwindigkeit von 10 bis 15 g/min
eingesprüht. Nach vollständiger Trocknung werden 345 g
kationisierte Cellulose als weißes Pulver erhalten. Das
Produkt ist nicht wasserlöslich. Nach Resuspendierung in
Wasser sind noch 18% der ursprünglich eingebrachten
Kationizität in der überstehenden Lösung nachweisbar.
Aus 0,5 mol DADMAC, 0,5 mol Diallylamin und 0,5 mol wäßriger
Salzsäure wird unter Zudosierung von 0,015 mol APS zunächst
in bekannter Weise ein wasserlösliches Copolymer hergestellt.
Anschließend werden 63,8 g (0,18 mol Stickstoffäquivalente)
dieses Copolymers mit 14,4 g (0,18 mol) 50%iger Natronlauge
bei Raumtemperatur versetzt. Das Copolymer wird dann durch
portionsweise Zugabe von 13,8 g (0,18 mol) Allylchlorid bei
50°C innerhalb von 3 Stunden allyliert. Das so erhaltene
wasserlösliche statistische Copolymer enthält im wesentlichen
die folgenden Strukturelemente, wobei n und m gleich 1 sind:
Eine Lösung von 32,3 g dieses Copolymers in 300 ml entsalztem
Wasser wird in einem zylindrischen, vertikal angeordneten
2-l-Reaktor mit Doppelmantel für Heizung/Kühlung eingebracht,
der mit einem ®Turrax-Rührer versehen ist. Der Reaktor wird
mit einem Schutzgas (N2) bei laufendem Rührer gespült, wobei
die Temperatur durch die eingebrachte Rührenergie bis 80°C
ansteigt. Die Temperatur wird nun durch externe Kühlung
konstant gehalten. Man gibt feinteilige, gemahlene Cellulose
innerhalb von 3 Stunden in vier Portionen zu (insgesamt 200 g
®Arbocel B00), während man gleichzeitig eine Lösung von 2,5 g
APS in 100 ml Wasser ebenfalls portionsweise zugibt. Die
Zugabe der Cellulose und des Initiators erfolgt innerhalb von
3 Stunden mit einer anschließenden Nachreaktion von 1 Stunde
bei 90°C. Nach Abkühlen auf 20°C wird die kationisierte
Cellulose über ein feinporiges Filter abfiltriert, mit 100 ml
Wasser gewaschen und schließlich bei 105°C/10 mbar bis zur
Gewichtskonstanz getrocknet. Die Ausbeute an
wasserunlöslicher, kationisierter Cellulose beträgt 212 g
(91,3% der Theorie). Nach Resuspendierung in Wasser sind
noch 12% der ursprünglich eingebrachten Kationizität in der
überstehenden Lösung nachweisbar.
In einer 500-ml-Rührapparatur werden 200 g (1,163 mol)
Stickstoffäquivalente ®Polymin P (eine 50%ige wäßrige Lösung
eines Polyethylenimin-Homopolymers) vorgelegt und auf 50°C
erwärmt. Unter Rühren gibt man insgesamt 93,4 g (1,215 mol)
Allylchlorid und 100 ml Wasser bei 50°C innerhalb von circa
10 Stunden zu und läßt noch 3 Stunden nachreagieren.
Anschließend wird der Überschuß von Allylchlorid im Vakuum
abgezogen. Man erhält so eine wäßrige Lösung von 189 g des
allylierten, kationischen Polyethylenimins. Diese Lösung wird
in die in Beispiel 2 verwendete ®Turrax-Apparatur
transferiert und unter Rühren mit einer Suspension von 200 g
®Tixoton (ein aktivierter Calciumbentonit) in 1200 ml
entsalztem Wasser vermischt. Man sättigt die Suspension unter
Rühren mit Stickstoff und dosiert bei 70 bis 80°C eine
Lösung von insgesamt 15 g APS innerhalb von 5 Stunden zu,
wobei die Dispersion sich etwas aufhellt. Das Produkt wird in
einer Zentrifuge abgetrennt und bei 105°C/10 mbar bis zur
Gewichtskonstanz getrocknet. Die Ausbeute an
wasserunlöslichem, kationisiertem Bentonit beträgt 381 g
(97,9% der Theorie).
Claims (11)
1. Weitgehend wasserunlösliche kationisierte Feststoffe,
erhältlich durch Behandlung von Feststoffen mit
kationischen Homopolymeren und/oder Copolymeren, die
allylische und/oder vinylische Doppelbindungen aufweisen,
dadurch gekennzeichnet, daß zur Kationisierung der
Feststoffe stickstoffhaltige kationische Polymere und/oder
Copolymere verwendet werden, die 0,5 bis 100 Mol-%,
vorzugsweise 5 bis 20 Mol-%, allylische und/oder
vinylische Doppelbindungen, bezogen auf
Stickstoffäquivalente, enthalten.
2. Kationisierte Feststoffe gemäß Anspruch 1, dadurch
gekennzeichnet, daß zur Kationisierung der Feststoffe
kationische allylierte und/oder vinylierte Derivate von
Polymeren aus der folgenden Gruppe von Polymeren verwendet
werden:
- a) lineare Polyethylenimine
- b) Polyallylamine
- c) Polydiallylamine
- d) hydrolysierte Poly-N-vinyl-pyrrolidone
- e) hydrolysierte Polyvinylcaprolactame
- f) aminogruppenhaltige Peptide
- g) Chitosan.
3. Kationisierte Feststoffe nach Anspruch 1 oder 2, dadurch
gekennzeichnet, daß zur Kationisierung der Feststoffe
kationische Homopolymere und/oder Copolymere verwendet
werden, die als wesentliches Strukturelement das
1,1-Diallyl-3,4-dimethylen-pyrrolidinium-Kation enthalten,
also das folgende Strukturelement:
4. Kationisierte Feststoffe gemäß einem oder mehreren der
Ansprüche 1 bis 3, dadurch gekennzeichnet, daß zur
Kationisierung ein allyliertes und/oder vinyliertes
kationisches Copolymer verwendet wird, welches mindestens
eine Verbindung aus der folgenden Gruppe von Monomeren
enthält:
- a) N, N-Diallyldimethylammoniumchlorid
- b) Dimethylaminoethylacrylat
- c) Dimethylaminoethylmethacrylat
- d) Dimethylaminopropylmethacrylamid
- e) Dimethylaminomethylacrylamid
- f) Acryloxyethyltrimethylammoniumchlorid
- g) Methacryloxyethyltrimethylammoniumchlorid
- h) Methacrylamidopropyltrimethylammoniumchlorid
- i) N,N-Dimethylaminoalkylcarbonsäureallylester
- j) Acrylamid
- k) Methacrylamid.
5. Verfahren zur Herstellung von weitgehend
wasserunlöslichen, oberflächenkationisierten
Feststoffpartikeln gemäß einem oder mehreren der
Ansprüche 1 bis 4, dadurch gekennzeichnet, daß man eine
wäßrige Lösung des kationischen stickstoffhaltigen
Polymers oder Copolymers in Gegenwart von weitgehend
wasserunlöslichen Feststoffpartikeln unter Verwendung
eines Radikalinitiators mit sich selbst und/oder mit den
Feststoffpartikeln vernetzt.
6. Verfahren nach Anspruch 5, dadurch gekennzeichnet, daß der
Radikalinitiator aus der Gruppe der anorganischen und/oder
organischen Peroxoverbindungen, aus der Gruppe der
anorganischen und/oder organischen Persulfate, aus der
Gruppe der anorganischen Redoxinitiatorsysteme sowie aus
der Gruppe der energiereichen Strahlen, insbesondere
UV-Strahlung, ausgewählt ist.
7. Kationisierter Feststoff gemäß einem oder mehreren der
Ansprüche 1 bis 6, dadurch gekennzeichnet, daß als
Feststoff Cellulose verwendet wird.
8. Kationisierter Feststoff gemäß einem oder mehreren der
Ansprüche 1 bis 6, dadurch gekennzeichnet, daß als
Feststoff ein mineralisches Material verwendet wird.
9. Kationisierter Feststoff gemäß einem oder mehreren der
Ansprüche 1 bis 6 und Anspruch 8, dadurch gekennzeichnet,
daß er durch Kationisierung eines Minerals aus der Gruppe
Siliciumdioxid und Kieselsäuren, aus der Gruppe der
ketten-, band-, blatt- oder röhrenfömrigen Silicate sowie
aus der Gruppe der Tonmineralien, insbesondere Bentonite,
erhalten wird.
10. Weitgehend wasserunlösliche kationisierte Feststoffe gemäß
einem oder mehreren der Ansprüche 1 bis 9, dadurch
gekennzeichnet, daß das Gewichtsverhältnis von Feststoff
zu Kationisierungsmittel 10 bis 0,1, vorzugsweise 7 bis 1,
beträgt.
11. Verwendung der kationisierten Feststoffe gemäß einem oder
mehreren der Ansprüche 1 bis 10, dadurch gekennzeichnet,
daß der kationisierte Feststoff als Retentionsmittel
und/oder Fixiermittel bei der Papierherstellung verwendet
wird.
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