DE19713309C1 - Verfahren und Vorrichtung zur Heißformgebung von Präzisionsstrukturen in Flachglas - Google Patents
Verfahren und Vorrichtung zur Heißformgebung von Präzisionsstrukturen in FlachglasInfo
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Description
Die Erfindung betrifft ein Verfahren zur Heißformgebung von
Präzisionsstrukturen in Flachglas, bei dem ein erwärmtes
Formgebungswerkzeug mit einer strukturgebenden Oberfläche auf einer Seite
des Flachglases in das Glasmaterial gedrückt wird.
Die Erfindung bezieht sich auch auf eine Vorrichtung zur Durchführung eines
derartigen Verfahrens.
Mit Präzisionsstrukturen versehenes Flachglas wird für
Präzisionsanwendungen, insbesondere im Bereich der Gläser mit optischen
Funktionen, benötigt. Derartige Gläser sind beispielsweise Displayscheiben von
neueren Flachbildschirmgenerationen (Plasma Display Panel = PDP; Plasma
Addressed Liquid Crystal = PALC). In diese Flachbildschirmgläser werden
Mikrokanalstrukturen für die Ansteuerung einzelner Zeilen oder Spalten
eingebracht, die sich über die gesamte aktive Bildschirmbreite oder -höhe
erstrecken und in denen über eine elektrische Entladung Plasma gezündet wird.
Die beidseitige Begrenzung eines einzelnen Kanals wird über rechteckige Stege
realisiert, deren Breite möglichst gering (<100 µm) ist. Um ein ausreichendes
Entladungsvolumen zu erhalten, ist die Höhe der Stege wesentlich größer als
deren Breite. Der Abstand der Stege sollte möglichst gering sein. Derzeit
werden in Kleinserien typische Werte zwischen 360 µm und 640 µm erreicht.
Dabei beträgt die Höhe der Stege etwa 150 µm bis 250 µm bei 50 µm-100 µm
Breite. Durch jeden durch die Stege getrennten Kanal verlaufen
verfahrensunabhängig beim PDP eine bzw. beim PALC zwei Elektroden zum
Zünden des Plasmas.
Bei der Strukturierung dieser Flachbildschirmgläser, die am Beispiel eines 25''-PALC
Schirmes die Größe von 360 mm × 650 mm aufweisen, kommt es wegen
der späteren Positionierung der Elektroden entscheidend auf die genaue laterale
Dimensionierung und relative Positionier- und Reproduziergenauigkeit der
Kanäle und damit auf die Formstabilität des Formgebungswerkzeuges an.
Wenn man beispielsweise von einer Heißformgebung mittels eines
konventionellen Chrom-Nickel-Stahlwerkzeuges ausgeht, so liegt der
Ausdehnungskoeffizient bei ca. 12 × 10-6/K. Bei beispielsweise 360 mm
Werkzeuglänge, wie für einen 25'' PALC-Bildschirm erforderlich, ergibt dies
immerhin pro K Temperaturschwankung eine Längenänderung von ca. 4 µm.
Wenn man davon ausgeht, daß die erforderliche Positioniergenauigkeit der
Elektroden in den Mikrokanälen im Bereich von ± 10 µm liegt, können also
± 2,5 K Temperaturschwankung im Strukturwerkzeug erhebliche Probleme
bereiten. Bei größeren Bildschirmen, wie beispielsweise 42''-Bildschirmen,
sind die zulässigen Temperaturschwankungen entsprechend geringer.
Bei anderen Anwendungen von Flachgläsern mit Präzisionsstrukturen sind die
Probleme ähnlich gelagert.
Vorstehende Anforderungen schränken also die Möglichkeiten konventioneller
Heißformgebungsverfahren, wie Walzen oder Pressen ein. Die
Heißformgebung erfolgt mit zwei unterschiedlichen technologischen Varianten.
Das Heißpressen erfolgt mit sehr heißem Glas. Das Formgebungswerkzeug,
eine mit einer entsprechenden Struktur versehene Walze oder Preßform, wird
gekühlt, so daß dem heißen Glas Energie entzogen wird und hierdurch eine
Verfestigung der Strukturen stattfindet.
Beim Kaltpressen findet ein Energieeintrag durch das Werkzeug statt, das aus
einer Walze oder einer Preßform besteht und durch eine entsprechende
Energiequelle aufgeheizt wird. Das Werkzeug verbleibt zur Formgebung im
gepreßten Glasmaterial, bis eine Abkühlung unter Tg erfolgt ist.
Bei der konventionellen Heißformgebung sind zunächst folgende Nachteile
gegeben:
- - Findet eine Kontaktierung des Glases mit einem Preß- oder Walzwerkzeug als Formgebungswerkzeug nur kurzzeitig statt, d. h. vor der Erstarrung wird das Werkzeug vom Glas entfernt, so entstehen aufgrund des Zerfließens der Glasstruktur nach der Kontaktierung starke Verrundungen.
- - Bei einer langzeitigen Kontaktierung, die beim Verfahren des Kaltpressens angewendet wird, treten durch starke Temperaturunterschiede und unterschiedlicher thermischer Dehnungen von Werkzeug und Glas nicht tolerierbare laterale Spannungen auf.
Bei beiden Verfahren sind mit zunehmenden Werkzeugtemperaturen
Verklebungen des Werkzeugs mit dem Glas schwer zu unterbinden. Eine
weitere wesentliche Anforderung bei der Herstellung der gattungsgemäßen
Gläser ist die Einhaltung eines stabilen Produktionsprozesses, bei dem die
örtliche Verteilung und die Form der Strukturen extrem konstant eingehalten
werden muß. Hieraus ergeben sich folgende zusätzliche Einschränkungen
konventioneller Heißformgebung:
- - Da bei konventioneller Heißformgebung das Formgebungswerkzeug vollständig aufgeheizt wird, um eine genügende Oberflächentemperatur an der Berührungsfläche zum Glas zu erreichen, treten hohe, in geforderten Genauigkeitsbereichen von +/- 2 K (bei typischen Werkzeugstählen und Flachglasgrößen notwendige Einschränkung) nicht reproduzierbare Temperaturen auf, die zu nicht tolerierbaren Deformationen des Werkzeuges führen.
- - Bei der Herstellung von strukturiertem Glas mit geringen Strukturradien tritt ein hoher Werkzeugverschleiß auf, der einen ständigen Austausch des Formgebungswerkzeugs erfordert.
Die entsprechenden Nachteile sind auch bei dem durch die DE 38 08 380 A1
bekannt gewordenen Verfahren zum Prägen von Festprogrammen auf Glasdisks
gegeben, bei dem eine vorgepreßte Glasscheibe mit glatter Oberfläche durch eine
Strahlerplatte in einem begrenzten Oberflächenbereich aufgeheizt und unmittelbar
danach durch einen Prägestempel mit der gewünschten Oberflächenstruktur
versehen wird.
Der Erfindung liegt die Aufgabe zugrunde, das eingangs bezeichnete Verfahren so
zu führen, bzw. die zugehörige Vorrichtung so auszubilden, daß ein Zerfließen
der angeformten Glasstruktur, Verkleben von Glas und Werkzeug, und
unkontrollierte Deformationen des Formgebungswerkzeuges, die zu
Dimensionsschwankungen der Struktur führen, vermieden werden. Gleichzeitig
muß eine große Produktivität erreicht werden können.
Die Lösung dieser Aufgabe gelingt für das Verfahren dadurch, daß das
Formgebungswerkzeug erst kurz vor und/oder während der Kontaktierung mit der
Glasoberfläche von außen lokal an der strukturgebenden Oberfläche bis zu einer
von der Tiefe der Strukturen vorgebenen Oberflächentiefe auf eine Temperatur
erwärmt wird, daß bei Berührung des Glases ein die Strukturen ausbildendes
Aufschmelzen erfolgt.
Hinsichtlich der Vorrichtung gelingt die Lösung der Aufgabe gemäß der
Erfindung dadurch, daß dem Formgebungswerkzeug mindestens eine äußere,
wärmeerzeugende Quelle zugeordnet ist, mittels der kurz vor und/oder
während der Kontaktierung des Formgebungswerkzeuges mit der
Glasoberfläche seine strukturgebende Oberfläche von außen lokal bis zu einer
von der Tiefe der Strukturen vorgebenen Oberflächentiefe auf eine Temperatur
erwärmbar ist, daß bei Berührung des Glases ein die Strukturen ausbildendes
Aufschmelzen erfolgt.
Es ist durch die DE 31 14 881 C2 bekannt geworden, Glaskörper mit exakt
vorgegebener Gestalt (Sollkurve) und hoher Oberflächenqualität, z. B. Linsen, in
der Weise herzustellen, daß ein Glaskörper, dessen Gestalt der angestrebten
Gestalt bereits weitgehend angenähert ist, in den erforderlichen
Oberflächenbereichen in einer zum Erreichen der Sollkurve ausreichenden
Schichttiefe auf eine Verformung durch Pressen ausreichende Temperatur
erwärmt und in diesen erwärmten Bereichen verformt wird.
In dem bekannten Fall geht es letztlich um ein Nach-Blankpressen des
Glaskörpers, um eine glatte, keine sogenannte "Apfelsinenschalenstruktur"
aufweisende Oberfläche zu erhalten, wogegen im Fall der Erfindung durch das
lokale Aufheizen des Formgebungswerkzeuges unmittelbar vor oder während der
Formgebung dazu dient, auf der Glasoberfläche Strukturen mit einer
vorgegebenen Oberflächentiefe zu erzeugen.
Vorzugsweise wird zum lokalen Erwärmen der strukturgebenden Oberfläche des
Formgebungswerkzeuges durch das Flachglas hindurch eine Laserstrahling
verwendet, die für Glas durchdringlich ist. Eine derartige Anordnung ermöglicht
mit Vorteil eine sehr gleichförmige und reproduzierbare Aufwärmung der
strukturgebenden Oberfläche, was alternativ auch durch eine elektrische oder
induktive Heizung erzielbar ist.
Die strukturgegebene Oberfläche des Formgebungswerkzeuges wird dabei
vorzugsweise auf eine Temperatur erhitzt, die größer als Tg und kleiner als Tk
ist, wobei Tg die Transformationstemperatur des zu strukturierenden Glases und
Tk die Temperatur ist, bei der ein Werkzeug mit dem Glas verkleben würde. Bei
einer möglichst hohen Temperatur d. h. hohem Tk werden besonders präzise
Strukturen im Flachglas erzielt, wobei es zur Erzielung einer hohen Produktivität
förderlich ist, das Flachglas auf eine Temperatur T vorzuwärmen, die unter Tg
(vorzugsweise 50 K-200 K) liegt.
Um zu vermeiden, daß durch die Erwärmung der strukturgebenden Oberfläche
mittels der äußeren Wärmequelle das Formgebungswerkzeug selbst zu sehr
erwärmt wird, wird das Formgebungswerkzeug intern gekühlt.
Die Erwärmung durch die Laserstrahlung kann insbesondere zur Vorheizung
zusätzlich durch andere geeignete Wärmequellen, beispielsweise Flammleisten,
unterstützt werden, um zu vermeiden, daß teure Hochleistungslaser mit sehr
hohen Leistungen eingesetzt werden müssen.
Für die Ausbildung der Strukturen durch das Formgebungswerkzeug ergeben sich
mehrere Möglichkeiten. So kann nach einer Ausgestaltung der Erfindung
das Formgebungswerkzeug kontinuierlich auf der zu strukturierenden
Glasoberfläche abgerollt werden.
Um einen ständigen, teuren Austausch des gesamten Formgebungswerkzeuges
infolge des Werkzeugverschleißes zu vermeiden, werden die Strukturen
vorzugsweise mit einem zweigeteilten Formgebungswerkzeug ausgeführt, das
aus einem Basiswerkzeug und einem daran lösbar angebrachten formgebenden
Medium mit der strukturgebenden Oberfläche gebildet ist. Im Verschleißfall
muß daher nur dieses formgebende Medium ersetzt werden, was relativ einfach
und mit geringen Kosten möglich ist.
Ferner erlaubt diese Zweiteilung Freiheitsgrade in der Werkstoffwahl. Wenn
beispielsweise gemäß einer Weiterbildung der Erfindung das Basiswerkzeug
aus einem Material mit geringer Wärmeleitfähigkeit und das formgebende
Medium aus einem Material mit hoher Wärmeleitfähigkeit besteht, ist eine
ausgeprägte lokale Erwärmung auf die vorgegebene Oberflächentiefe möglich.
Weiterhin ist durch Wahl eines formgebenden Mediums mit einer hohen
Schmelztemperatur eine geringe Verklebeneigung erzielbar. Besondere Vorteile
werden auch gemäß einer Weiterbildung der Erfindung erzielt, wenn bei einem
derartigen zweiteiligen Formgebungswerkzeug das formgebende Medium
während des Abrollens des Formgebungswerkzeuges vom Basiswerkzeug
abgewickelt, in das Glas gedrückt und dort während der Abkühlphase belassen
wird. Wegen der geringen Wärmekapazität des formgebenden Mediums im
Vergleich zum Werkzeug, einschließlich Basiswerkzeug, tritt eine wesentlich
schnellere Abkühlung der angeformten Strukturen ein, was eine größere
Produktivität und ein präzises Ausformen dieser Strukturen mit Vorteil nach
sich zieht.
Weitere Ausgestaltungen sowie Weiterbildungen der Erfindung ergeben sich
anhand von in den Zeichnungen dargestellten Ausführungsbeispielen.
Es zeigen:
Fig. 1 in einer Prinzipdarstellung eine Vorrichtung gemäß der
Erfindung zum Aufheizen der strukturgebenden Oberfläche eines
Formgebungswerkzeuges mittels Laser bei Durchdringung eines
für Laserstrahlung transmissiven Mediums (Glas),
Fig. 2 in einer vergrößerten Darstellung ein zweiteiliges
Formgebungswerkzeug mit einem Basiswerkzeug und einem
formgebenden Medium,
Fig. 3 ein zweiteiliges Formgebungswerkzeug gemäß Fig. 2 mit einer
Walze als Basiswerkzeug und einem um diese Walze
gewickelten strukturierten Blech als formgebendes Medium,
Fig. 4 ein zweiteiliges Formgebungswerkzeug entsprechend Fig. 3,
bei dem jedoch das formgebende Medium in Gestalt des
strukturierten Bleches während des Abrollens der Basiswalze
von dieser abgewickelt, in das Glas gedrückt wird und während
der Abkühlphase im Glas verbleibt,
Fig. 5 ein zweiteiliges Formgebungswerkzeug mit einer Basiswalze, die
mehrfach mit einem Bandmaterial schraubenförmig umwickelt
ist,
Fig. 6 ein Formgebungswerkzeug, bestehend aus zwei mehrfach mit
einem Bandmaterial als formgebendes Medium umwickelten
achsparallelen Walzen, von denen die eine die Basiswalze mit
einer Führungsstruktur in Form von senkrecht zur Walzenachse
peripher umlaufenden Ringen ist,
Fig. 6a eine Erweiterung der Ausführung nach Fig. 6 um eine
Spannwalze zwecks Spannen des Bandmaterials aufgrund
thermischer Dehnungen, insbesondere beim Aufheizen des
Formgebungswerkzeuges, und
Fig. 7 eine Ausführung nach Fig. 6 bzw. 6a mit einer
Laserstrahlaufheizung, bestehend aus einem Laserdiodenarray.
Die Fig. 1 zeigt eine Vorrichtung für ein Verfahren zur Heißformgebung von
Präzisionsstrukturen - hier in Form von Kanälen, die durch Stege getrennt sind -
in einem Flachglas 3, im vorliegenden Ausführungsbeispiel ein Flachglas für
einen Flachbildschirm mit Mikrokanalstrukturen. Die Vorrichtung sieht ein
erwärmtes Formgebungswerkzeug 1 mit einer strukturgebenden Oberfläche 2
vor, das mittels einer Kraft F auf der Oberseite des Flachglases 3 in das
Glasmaterial gedrückt wird, um dort die gewünschten Präzisionsstrukturen
auszuformen. Die Vorrichtung weist ferner Gegehkraftaufnahmen 4 auf, um
die Kraft F in bezug auf die Glasplatte 3 zu kompensieren. Gemaß der
Erfindung wird das Formgebungswerkzeug 1 erst kurz vor und/oder während
der Kontaktierung mit der Glasoberfläche von außen lokal an der
strukturgebenden Oberfläche 2 bis zu einer von der Tiefe der Strukturen
vorgebenen Oberflächentiefe auf eine Temperatur erwärmt, daß bei Berührung
des Glases ein die Strukturen ausbildendes Aufschmelzen erfolgt. Im
vorliegenden Ausführungsbeispiel wird dabei gemäß einer Ausgestaltung der
Erfindung zum lokalen äußeren Aufwärmen der strukturgebenden Oberfläche 2
mittels eines Lasers 5 eine Laserstrahlung durch das Flachglas 3 auf die
strukturgebende Oberfläche des Formgebungswerkzeuges 1 gerichtet.
Alternativ kann auch eine induktive oder elektrische Widerstandsheizung
vorgesehen sein.
Dadurch, daß die Einbringung der Wärmeenergie lokal nur an der
strukturgebendenen Oberfläche stattfindet, kann bei exakter Temperaturführung
der Oberfläche mit Vorteil eine vollständige Aufheizung des Werkzeuges
umgangen werden, wodurch die eingangs erwähnten Nachteile vermieden
werden können.
Der Laser 5 ist so ausgewählt, daß er einen Laserstrahl erzeugt, der für Glas
eine möglichst hohe Transmission aufweist, d. h. keine nennenswerte
Aufheizung des Flachglases stattfindet, und die strukturgebende Oberfläche 2
nur auf eine derartige Temperatur aufheizt, daß bei Berührung des Glases ein
Aufschmelzen stattfindet. Dabei wird das Glas 3 ggf. mittels einer geeigneten
anderen Energiequelle bereits auf eine Temperatur vorgeheizt, bei der das Glas
noch eine gewisse mechanische Eigenstabilität aufweist (unterhalb der
Transformationstemperatur Tg, und von dem Laser 5 nur die zum
Aufschmelzen der Oberfläche benötigte Energie eingebracht wird. Die
Temperatur, auf die das Glas vorgeheizt werden kann, beträgt etwa 50 bis
200 K unter Tg. Sie soll an sich möglichst tief unter Tg liegen, da das Glas 3
dann fester bleibt. Dies hat aber den Nachteil, daß längere
Laser-Bestrahlungszeiten und größere Spannungen innerhalb der ausgeformten Stege
auftreten.
Um zu vermeiden, daß sich das Formgebungswerkzeug 1 aufgrund der
Erwärmung der strukturgebenden Oberfläche 2 zu sehr erwärmt, wird das
Werkzeug 1 mit bekannten Mitteln intern gekühlt.
Das Aufheizen des Formgebungswerkzeuges 1 bzw. dessen strukturgebende
Oberfläche 2 zum Formgeben erfolgt auf Temperaturen oberhalb Tg des
Glases, aber unterhalb der Temperatur Tk, bei der das Glas am Werkzeug
kleben würde. Diese letztere Temperatur ist abhängig vom Material des
Formgebungswerkzeuges und gegebenenfalls einer Anti-Haft-Beschichtung,
sowie auch von der Glassorte. Beispiele für Materialien, an denen Glas
schlecht haftet, sind z. B. Chrom-Nickel-Stähle, die bis ca. 850 K einsetzbar
sind, weil sie erst bei höheren Temperaturen zum Verkleben neigen. Noch
schlechter haften Platin-Gold-Legierungen, ein Material, das allerdings sehr
teuer ist, so daß man bemüht ist, geringe Mengen einzusetzen oder einfachere
Materialien zu verwenden.
Gegebenenfalls kann die Aufheizung der strukturgebenden Oberfläche 2 des
Formgebungswerkzeuges 1 mittels des Lasers 5 auch um andere, geeignete
konventionelle Wärmequellen (Flammleisten o. ä.) ergänzt werden. Diese
zusätzliche Aufheizung ist insbesondere in der Anlaufphase von Vorteil. Die
strukturgebende Oberfläche 2 wird dabei etwa bis zu Tg vorgeheizt.
Ein Vorteil des Einsatzes des Lasers 5 gegenüber konventionellen
Wärmequellen besteht in der Möglichkeit einer exakteren örtlichen und
leistungsmäßigen Dosierung. Als Laserquellen eignen sich beispielsweise
Nd-YAG-Laser (Wellenlänge 1064 nm) und Hochleistungsdiodenlaser
(Wellenlänge etwa 800 nm). Zur gezielten Einbringung der Laserstrahlung ist
es notwendig, wie in Fig. 1 skizzenhaft angedeutet, konstruktive Maßnahmen
zur Führung des Strahles auf das Werkzeug 1 bzw. dessen strukturgebende
Oberfläche 2 vorzusehen, was im Können des Fachmannes liegt.
Der mit dem eingangs erwähnten hohen Werkzeugverschleiß verbundene hohe
Kosten- und Umrüstaufwand kann mit Vorteil dadurch umgangen werden, daß,
wie im Besonderen aus Fig. 2 deutlich wird, die dem Verschleiß
unterliegende strukturgebende Oberfläche 2 des Formgebungswerkzeuges 1
durch ein formgebendes Medium 7 ausgebildet wird, das lösbar an einem
Basiswerkzeug 6 befestigt wird. Dieses formgebende Medium kann, wie
dargestellt werden wird, durch verschiedenartige Strukturen gebildet werden.
Im Ausführungsbeispiel nach Fig. 2 ist ein dünnes strukturiertes Blech 7
vorgesehen, das den auszuformenden Stegen konforme Durchbrüche 7b
aufweist. In die Oberfläche des Basiswerkzeuges 6 sind dabei, wie in Fig. 2
skizziert, den Durchbrüchen entsprechende Strukturen 7c zur Positionierung
des Bleches eingebracht. Diese Strukturen sind im Falle der Anwendung bei
Flachbildschirmgläsern zudem wesentlich einfacher zu erzeugen, als ein
strukturiertes Einkomponenten-Werkzeug zur direkten Formgebung. Das dünne
Blech 7, das die strukturgebende Oberfläche 2 bildet, kann Stärken von etwa
50 µm bis 600 µm besitzen, bevorzugt sind für Displayanwendungen etwa 100
bis 250 µm. Die Abstände der zur Ausbildung der Stege notwendigen
Durchbrüche 7b (Schlitze) betragen etwa 150-750 µm, die Schlitzbreite etwa
50-100 µm.
Anstelle der Durchbrüche 7b im Blechteil 7 können auch Einbuchtungen, in
der Drucktechnik Näpfchen genannt, vorgesehen sein.
Durch die Trennung des formgebenden Mediums, des strukturierten Bleches 7,
vom Basiswerkzeug 6, das durch eine Walze oder einen Stempel gebildet
werden kann, kann mit Vorteil für das Basiswerkzeug 6 ein Material mit
geringer thermischer Dehnung und hoher Reibfestigkeit, beispielsweise ein
spezielles Keramikmaterial, verwendet werden. Bei der Auswahl des separaten
formgebenden Mediums 7 kann anderen Faktoren, wie beispielsweise einer
minimalen Verklebeneigung mit dem Glas, hoher Verschleißfestigkeit und
hoher Temperaturbestandigkeit, wie sie z. B. durch die erwähnten Chrom-
Nickel-Stähle oder Platin-Gold-Legierungen erzielt werden, Rechnung getragen
werden.
So ist es denkbar, als Werkstoff für das Basiswerkzeug 6 Quarzal zu
verwenden, das einen sehr geringen Ausdehnungskoeffizienten von
0,56 × 10-6/K besitzt. Im Vergleich zur Verwendung von Stahl als
Basiswerkzeug sind dann bei gleichen zulässigen Längenschwankungen etwa
20-fache Temperaturschwankungen zulässig. Dies sind bei einem 25''-Display
etwa +/- 40K.
Der Werkstoff Quarzal besitzt auch eine geringe Wärmeleitfähigkeit. Nimmt
man zugleich für das formgebende Medium einen gut wärmeleitenden
Werkstoff, z. B. ein strukturiertes Blechteil gemäß Fig. 2, dann ist gemäß
einem weiteren Vorteil des Zwei-Komponentenwerkzeuges eine ausgeprägte
lokale isolierte Erwärmung auf die vorgegebene Oberflächentiefe möglich.
Da Quarzal auch gleichzeitig eine schlechte elektrische Leitfähigkeit besitzt, ist
bei Verwendung von Quarzal als Werkstoff für das Basiswerkzeug 6 alternativ
zum Laser 5 gemäß Fig. 1 eine induktive oder elektrische Heizung zur
Aufheizung des formgebenden Mediums 7 möglich.
Ein weiterer Vorteil der Trennung zwischen Basiswerkzeug 6 und
formgebendem Medium 7 besteht noch darin, daß nach der Formgebung des
Glases 3 das formgebende Medium 7 im Glas belassen werden kann, bis dieses
abgekühlt ist. Im Vergleich zur Belassung eines vollständigen konventionellen
Werkzeuges in der Glasstruktur tritt wegen der geringen Wärmekapazität des
formgebenden Mediums eine wesentlich schnellere Abkühlung ein.
Insbesondere bei segmentiertem mit Durchbrüchen 7b versehenem
formgebendem Medium, wie im Fall des Bleches 7 nach Fig. 2, werden
während der Abkühlung Spannungen zwischen Glas 3 und dem
Formgebungswerkzeug 1 minimiert, da thermische Dehnungen des Bleches
durch die Durchbrüche kompensiert werden. Das Auslösen des formgebenden
Mediums kann dabei durch eine Konizität der erhabenen Teile der
strukturgebenden Oberfläche 2 gefördert werden.
Das dem Verschleiß unterliegende Blech 7 kann durch entsprechende
konstruktive Lösungen problemlos ohne das Basiswerkzeug zu wechseln,
ausgetauscht werden. Hierzu sind verschiedene, später noch beschriebene
Vorrichtungen einsetzbar.
Aus der vergrößerten Darstellung nach Fig. 2 wird deutlich, daß die
Aufheizung des Werkzeuges 1 prinzipiell lediglich an der dem Glas
zugewandten Oberfläche des formgebenden Mediums 7 erfolgen muß, weil die
am weitesten vorstehende Oberfläche 2 des Formgebungswerkzeuges 1 in das
Glas 3 eindringt und dort das Verdrängen des Glases herbeiführen muß. Das
Glasmaterial wird dann durch diese Flächen zur Seite gedrückt und kann in die
Zwischenräume 7b eindringen. Bei Verwendung eines Lasers 5, wie in Fig.
1, erhitzt dieser somit im wesentlichen nur die dem Glas zugewandte
Oberfläche, wobei auch die Seitenflächen der am weitesten vorstehenden
Oberflächen miterwärmt werden. Eine Erwärmung weiterer Flächen des
Formgebungswerkzeuges 1 ist insofern dann nicht erforderlich.
Für die Ausbildung des Formgebungswerkzeuges, bestehend aus dem
Basiswerkzeug und dem separaten formgebenden Medium, sind verschiedene
Ausführungsformen möglich, von denen einige anhand der Fig. 3 und
folgende beschrieben werden. Die Fig. 3 zeigt ein als Walze 8 ausgebildetes
Formgebungswerkzeug mit dem Basiswerkzeug 6 und dem formgebenden
Medium 7, hier ein perforiertes Blech wie in Fig. 2, das mittels einer
Spannvorrichtung 9 an dem Basiswerkzeug 6 befestigt ist. Zur Positionierung
des Bleches besitzt die Walze 8 analog der Darstellung in Fig. 2 eine
entsprechende Struktur 7c. Die Drehachse 10 der Walze 8 ist in horizontaler
Richtung ortsfest gelagert. Das Glas 3 wird mit der Vorschubgeschwindigkeit
V quasi unter der Walze 8 durchgeführt, die sich entsprechend der
Pfeilrichtung dreht und beim Abrollen über die Oberfläche des Flachglases 3
die gewünschten Strukturen aufbringt. Die Walze 8 ist dabei vorzugsweise in
vertikaler Richtung weggesteuert, um die Eindringtiefe in das Glas 3 zu
steuern.
Die Vorschubgeschwindigkeit des Flachglases 3 liegt bei 0,1-1 m/min. Wenn
man von einer Walze mit 200 mm Durchmesser ausgeht, so wird etwa 1-10 mm
vor dem Kontakt der Walze mit dem Glas 3 das Werkzeug erhitzt, d. h.
etwa 1 sec vor der Kontaktgebung des Formgebungswerkzeuges mit dem Glas
3 wird dieses aufgeheizt.
Bei der dem Papier-Tiefdruck angelehnten Ausführungsform wird somit das
gesamte Basiswerkzeug mit dem formgebenden Medium kontaktiert. Durch
entsprechende, dem Tiefdruck entnommene Spanntechniken 9 wird dabei ein
planes Anliegen des formgebenden Mediums am Basiswerkzeug 6
gewährleistet.
Um die Walzenachse 10 so zu haltern, daß sie nur in vertikaler Richtung, wie
durch die Pfeile angedeutet, verschiebbar ist, stehen dem Fachmann
verschiedene Konstruktionsmöglichkeiten zur Verfügung. Die Anordnung kann
dabei auch so getroffen werden, daß die Walze 8, die mit einer großen Kraft F
gegen das Glas 3 gedrückt wird, sich allein durch den Vorschub der Glasplatte
3 mitdreht. Es kann allerdings auch ein ergänzender Antrieb für die
Walzenachse 10 vorgesehen sein.
Die Fig. 4 zeigt eine andere Ausführungsform für die Einbringung der
gewünschten Struktur in das mit dem Vorschub V horizontal bewegte Flachglas
3 mittels eines walzenförmigen Formgebungswerkzeuges 8, das entsprechend
der Fig. 3 aufgebaut ist. Im Gegensatz zu der Ausführungsform nach Fig. 3
wird während des Rollens der Formgebungswalze 8 das formgebende Medium
7 in Form eines Bleches vom Basiswerkzeug 6 abgewickelt, in das Glas 3
gedrückt und dort während der Abkühlphase belassen. Hieraus ergibt sich
während der Abkühlphase eine mechanische Stabilisierung der Glasstruktur
(das formgebende Medium 7 verhindert ein Zerfließen des noch flüssigen
Glases), die bei konventionellen Heißformgebungsprozessen nicht erzielt wird.
Nach der Formgebung der Strukturen im Flachglas 3 kann das abgekühlte
formgebende Medium 7 aufgrund der größeren thermischen Kontraktion
gegenüber dem Glas 3 wieder leicht aus der ausgeformten Struktur entfernt
werden. Ein leicht konischer Verlauf der erhabenen Strukturteile des
formgebenden Mediums 7 unterstützt dieses Auslösen.
Eine weitere Ausführungsform ist in Fig. 5 dargestellt, bei der das
formgebende Medium nicht, wie in den Fig. 3 und 4, als
zusammenhängendes, strukturiertes Blech, sondern als Bandmaterial 7a auf das
walzenförmige Basiswerkzeug 6 schraubenförmig aufgewickelt ist. Die
Ausführungsform nach Fig. 5 stellt sozusagen eine Abwandlung der
Ausführungsform von Fig. 3 dar, bei der anstelle eines zusammenhängenden
Bleches 7, an einem Walzenende beginnend, das Bandmaterial 7a um eine
Basiswalze 6 entlang eines schraubenförmig vorstrukturierten Steges gewickelt
wird, der auch der Abstandseinhaltung des Bandmateriales dient. Gegenüber
der Ausführungsform nach Fig. 3 besteht die Einschränkung darin, daß
zwischen den auf der Basiswalze 6 befindlichen Bandwicklungen ein Spalt
besteht. Dadurch ist jedoch die Ausführungsform nach Fig. 5 prädestiniert für
die Einbringung von Linienstrukturen in das Flachglas 3, wie sie
beispielsweise bei den eingangs erwähnten Flachbildschirmgläsern aufgebracht
werden müssen.
Eine weitere Ausführungsform, bei der das formgebende Medium nicht als
vollständiges Blech, sondern als Bandmaterial entsprechend Fig. 5 ausgestaltet
ist, ist in Fig. 6 dargestellt. Während bei der Ausführungsform bei Fig. 5
das Bandmaterial fest auf der Walze 6 angebracht ist und diese Walze 6 mit
dem Bandmaterial 7a vollständig über die Oberfläche des Glases 3 abrollt,
zeigt die Fig. 6 eine Ausführungsform, bei der ähnlich wie in Fig. 4 das
formgebende Medium, das Bandmaterial 7a, für eine vorgegebene Zeit in den
auszuformenden Strukturen nach dem Aufschmelzen des Glases belassen wird.
Die Ausführungsform nach Fig. 6 sieht zu diesem Zweck zwei achsparallele
Walzen vor, eine Basiswalze 6 und eine Hilfswalze 11. Die formgebende
Basiswalze 6, auf deren einen Ende sich die Bandmaterialzufuhr gemäß dem
Pfeil befindet, ist mit senkrecht zur Walzenachse geschlossenen Ringen zur
Führung des Bandmateriales 7a versehen, die auch zur Abstandseinstellung des
Bandmateriales dienen. Die Basiswalze 6 dient dazu, zur Strukturgebung das
Bandmaterial 7a in das Flachglas 3 einzudrücken, um es dann zur
Strukturerhaltung während der Abkühlungsphase im Glas 3 zu belassen.
Hieraus ergibt sich während der Abkühlungsphase eine mechanische
Stabilisierung der Glasstruktur (kein Zerfließen) wie bei der Ausführungsform
nach Fig. 4, die bei konventionellen Heißformgebungsprozessen nicht erzielt
wird. Nach der Strukturierung wird das abgekühlte formgebende Bandmedium
7a mittels der zur Basiswalze 6 achsparallelen Hilfswalze 11 aus der Struktur
entfernt. Diese Hilfswalze ist vorzugsweise nicht strukturiert, um eventuelle
Temperatur- und damit verbundene Längenunterschiede zur Basiswalze 6
kompensieren zu können. Auf dem einen Ende dieser Hilfswalze befindet sich
auch die Abfuhr des Bandmaterials gemäß dem gezeigten Pfeil. Es ist auch
möglich, mehrere Bandzu- und abführen auf einer Walze zu realisieren.
Die Führung des Bandes 7a auf der hinteren Hilfswalze 11 erfolgt durch den
Vorschub des Glases 3, da das Glas nach der Strukturbildung sehr schnell
erstarrt und das Band 7a dadurch bis zum Abheben an der Hilfswalze 11
lateral fixiert ist.
Die Breite des die Struktur formenden Bandes 7a beträgt bei
Displayanwendungen etwa 150-750 µm (= Pitchbreite) abzüglich der
Schlitzbreite von 50-100 µm, vorzugsweise 200-600 µm. Es ist auch möglich,
Bänder mit einer Breite von unterhalb 150 µm zu verwenden, jedoch nimmt
dann die Reißfestigkeit des Bandes immer mehr ab. Der Abstand der Bänder
voneinander, vorgegeben durch die Führungsringe auf der Basiswalze 6, soll
etwa 20-120 µm betragen, vorzugsweise so gering wie möglich sein. Für das
Bandmaterial der Ausführungsformen nach den Fig. 5 und 6 bestehen
hinsichtlich des Werkstoffes, aus dem sie gebildet werden, die im
Zusammenhang mit der Ausführungsform nach Fig. 1 beschriebenen
Randbedingungen hinsichtlich des Verklebens mit dem Glas und der
Kostensituation. Da insoweit eine Platin-Gold-Legierung auf der einen Seite
besondere Vorteile hinsichtlich des Nichtverklebens mit dem Glas besitzt, auf
der anderen Seite jedoch sehr teuer ist, muß ein massiv aus diesem Werkstoff
bestehendes Band rückgeschmolzen werden. Um diesen Aufwand zu
vermeiden, sollte bevorzugt, wenn die Verklebeneigung tolerierbar ist, als
Grundmaterial ein Stahlband, das eine entsprechende Zugfestigkeit aufweist
und mit einer Anti-Klebe-Schicht versehen ist, verwendet werden.
Die Aufheizung des Bandmaterials 7a erfolgt vorzugsweise mittels
Laserstrahlung, wobei, wie vorstehend erwähnt, auch eine induktive oder
elektrische Heizung eingesetzt werden kann.
Eine aus Quarzal bestehende Basiswalze 6 muß bei Dispalyanwendungen am
Beispiel eines 25''-Bildschirms mit einer Toleranz von ca. ± 40°C temperiert
werden, damit insoweit keine zusätzliche Ausdehnung stattfindet, die die
gewünschte Genauigkeit von ± 10 µm verhindern würde. Zum Zwecke der
allgemeinen Erläuterung sei darauf hingewiesen, daß die Ausführungsform mit
dem Bandmaterial nach Fig. 6 im wesentlichen der Struktur der bekannten
Wafersäge entspricht. Der Abstand zwischen den Walzen 6 und 11 kann wegen
der schnellen Abkühlung des formgebenden Mediums im Glas vergleichsweise
gering bis zur näherungsweisen Berührung gehalten werden. Es muß
sichergestellt werden, daß das Bandmaterial 7a einige Sekunden in der
aufgeschmolzenen Struktur des Flachglases 3 bleibt, bis diese Struktur
abgekühlt ist. Der Richtwert eines Abstandes der Walzenachsen von 200 mm
gilt für eine bestimmte Vorschubgeschwindigkeit; wenn diese sich ändert, so
ändern sich auch entsprechend die vorgegebenen Werte des Abstandes und der
Verweildauer des Bandmaterials im Glas.
Weil durch das Aufwärmen des Bandmaterials 7a vor und/oder während der
Kontaktierung dieses durch thermische Dehnung locker wird, ist es gemäß der
Ausführungsform in Fig. 6a vorteilhaft, eine dritte, nicht strukturierte Walze
12 als Spannwalze vorzusehen, durch die das Bandmaterial gespannt wird. Das
Bandmaterial ist hierdurch nur noch über einen kleinen Winkelbereich mit der
Basiswalze kontaktiert. Zur Ausbildung der Anordnung nach Fig. 6a stehen
dem Fachmann entsprechende Konstruktionen zur Verfügung.
Sämtliche bislang beschriebenen Ausführungsformen sind mit einem Laser zur
Aufheizung des formgebenden Mediums 7 bzw. 7a kombinierbar. Die Fig. 7
stellt eine Ausführungsform von Fig. 6 mit einer entsprechenden Laserstrahl-Aufheizung
dar. Als Laserquelle 5 dient hier ein Array mehrerer
nebeneinander positionierter Diodenlaser. Diese Laserzeile erzeugt ein zu den
Walzenachsen paralleles homogenes Strahlprofil auf der Breite der Basiswalze
6. Zur Aufbringung der Laserstrahlung auf das formgebende Medium 7a und
zur Gegenkraftaufnahme der Druckkraft F gleitet das Flachglas 3, das mittels
Transportrollen 13 geführt ist, einseitig über einen Gleitfuß 4, neben dem der
Strahl des Lasers geführt wird. Ein entsprechender Laser ist beispielsweise mit
einer Leistung von 800 Watt bei 0,5 m Zeilenlänge kommerziell erhältlich.
Setzt man einen typischen Anteil von etwa 30% für die in Stähle in Wärme
umgesetzte Gesamtleistung an, so ergeben sich eingebrachte Wärmeleistungen
von 240 Watt. Bezogen auf typische Flachbildschirmgläser von 360 mm ×
650 mm kann mittels eines Lasers von 800 Watt Leistung das formgebende
Medium in einem Zeitraum von etwa einer Minute um 100 K aufgeheizt
werden, bei Verwendung des Werkstoffes Stahl in dem formgebenden Medium
mit einer Dicke von 150 µm. Positioniert man die Laserdioden darüber hinaus
noch übereinander, so kann die Laserleistung noch vervielfacht werden.
Claims (32)
1. Verfahren zur Heißformgebung von Präzisionsstrukturen in Flachglas,
bei dem ein erwärmtes Formgebungswerkzeug mit einer
strukturgebenden Oberfläche auf einer Seite des Flachglases in das
Glasmaterial gedrückt wird, dadurch gekennzeichnet, daß das
Formgebungswerkzeug erst kurz vor und/oder während der
Kontaktierung mit der Glasoberfläche von außen lokal an der
strukturgebenden Oberfläche bis zu einer von der Tiefe der Strukturen
vorgebenenen Oberflächentiefe auf eine Temperatur erwärmt wird, daß
bei Berührung des Glases ein die Strukturen ausbildendes Aufschmelzen
erfolgt.
2. Verfahren nach Anspruch 1, dadurch gekennzeichnet, daß zum lokalen
Erwärmen der strukturgebenden Oberfläche des
Formgebungswerkzeuges eine Laserstrahlung durch das Flachglas auf
die strukturgebende Oberfläche gerichtet wird.
3. Verfahren nach Anspruch 2, dadurch gekennzeichnet, daß die
Erwärmung durch Laserstrahlung zusätzlich durch andere geeignete
Wärmequellen, beispielsweise Flammleisten, unterstützt wird.
4. Verfahren nach Anspruch 1, dadurch gekennzeichnet, daß das lokale
Erwärmen der strukturgebenden Oberfläche des
Formgebungswerkzeuges durch eine induktive Heizung erfolgt.
5. Verfahren nach Anspruch 1, dadurch gekennzeichnet, daß das lokale
Erwärmen der strukturgebenden Oberfläche des
Formgebungswerkzeuges durch eine elektrische Widerstandsheizung
erfolgt.
6. Verfahren nach einem der Ansprüche 1 bis 5, dadurch gekennzeichnet,
daß die strukturgebende Oberfläche des Formgebungswerkzeuges auf
eine Temperatur erhitzt wird, die größer Tg und kleiner Tk ist, wobei
Tg die Transformationstemperatur des zu strukturierenden Glases und
Tk die Temperatur ist, bei der ein Werkzeug mit dem Glas verkleben
würde.
7. Verfahren nach einem der Ansprüche 1 bis 6, dadurch gekennzeichnet,
daß das Flachglas mittels geeigneter wärmeerzeugender Quellen auf
eine Temperatur T vorgewärmt wird, die 50 K bis 200 K unter Tg
liegt.
8. Verfahren nach einem der Ansprüche 1 bis 7, dadurch gekennzeichnet,
daß beim Erwärmen der strukturgebenden Oberfläche durch eine interne
Kühlung des Formgebungswerkzeuges und geringe thermische
Leitfähigkeit dessen innere Aufheizung minimiert wird.
9. Verfahren nach einem der Ansprüche 1 bis 8, dadurch gekennzeichnet,
daß das Formgebungswerkzeug kontinuierlich auf der zu
strukturierenden Glasoberfläche abgerollt wird.
10. Verfahren nach einem der Ansprüche 1 bis 9, dadurch gekennzeichnet,
daß die Heißformgebung mit einem Formgebungswerkzeug
durchgeführt wird, das aus einem Basiswerkzeug und einem daran
lösbar angebrachten formgebenden Medium mit der strukturgebenden
Oberfläche gebildet ist.
11. Verfahren nach Anspruch 9 und 10, dadurch gekennzeichnet, daß das
formgebende Medium während des Abrollens des
Formgebungswerkzeuges auf der zu strukturierenden Glasoberfläche
vom Basiswerkzeug abgewickelt, in das Glas gedrückt und dort
während der Abkühlphase belassen wird.
12. Vorrichtung zur Durchführung des Verfahrens zur Heißformgebung von
Präzisionsstrukturen in Flachglas (3) nach Anspruch 1 oder einem der
folgenden, mit einem erwärmten Formgebungswerkzeug (1) mit einer
strukturgebenden Oberfläche, das auf eine Seite des Flachglases (3)
andrückbar ist, dadurch gekennzeichnet, daß dem
Formgebungswerkzeug (1) mindestens eine äußere wärmeerzeugende
Quelle (5) zugeordnet ist, mittels der kurz vor und/oder während der
Kontaktierung des Formgebungswerkzeuges (1) mit der Glasoberfläche,
seine strukturgebende Oberfläche von außen lokal bis zu einer von der
Tiefe der Strukturen vorgegebenen Oberflächentiefe auf eine
Temperatur erwärmbar ist, daß bei Berührung des Glases ein die
Strukturen ausbildendes Aufschmelzen erfolgt.
13. Vorrichtung nach Anspruch 12, dadurch gekennzeichnet, daß die
wärmeerzeugende Quelle (5) eine Strahlungsquelle ist.
14. Vorrichtung nach Anspruch 13, dadurch gekennzeichnet, daß die
Strahlungsquelle ein Laser (5) ist.
15. Vorrichtung nach Anspruch 14, dadurch gekennzeichnet, daß der Laser
(5) durch ein Array von Laserdioden gebildet ist.
16. Vorrichtung nach Anspruch 14 oder 15, dadurch gekennzeichnet, daß
die Laser-Strahlungsquelle (5) auf der dem Formgebungswerkzeug (1)
abgewandten Seite des Flachglases (3) angeordnet ist und eine für Glas
transmissive Wellenlänge besitzt.
17. Vorrichtung nach einem der Ansprüche 12 bis 16, dadurch
gekennzeichnet, daß das Formgebungswerkzeug (1) aus einem
Basiswerkzeug (6) und einem darauf angeordneten separaten
formgebenden Medium (7, 7a) besteht.
18. Vorrichtung nach Anspruch 17, dadurch gekennzeichnet, daß das
Basiswerkzeug (6) aus einem Material mit geringer Wärmeleitfähigkeit
und das formgebende Medium (7, 7a) aus einem Material mit hoher
Wärmeleitfähigkeit besteht.
19. Vorrichtung nach Anspruch 18, dadurch gekennzeichnet, daß das
Basiswerkzeug (6) aus Keramik besteht, das vorzugsweise eine geringe
thermische Dehnung besitzt.
20. Vorrichtung nach Anspruch 18 oder 19, dadurch gekennzeichnet, daß
das formgebende Medium (7) durch ein strukturiertes Blechteil mit
geringer Verklebeneigung für Glas gebildet ist.
21. Vorrichtung nach Anspruch 20, dadurch gekennzeichnet, daß das
strukturierte Blechteil lösbar am Basiswerkzeug (6) befestigt ist.
22. Vorrichtung nach Anspruch 21, dadurch gekennzeichnet, daß das
strukturierte Blechteil am Basiswerkzeug (6) von ihm abwickelbar
befestigt ist.
23. Vorrichtung nach einem der Ansprüche 17 bis 22, dadurch
gekennzeichnet, daß das Basiswerkzeug (6) eine Walze ist.
24. Vorrichtung nach einem der Ansprüche 17 bis 23, dadurch
gekennzeichnet, daß das Basiswerkzeug (6) eine Struktur (7c) zur
Fixierung des formgebenden Mediums (7) auf dem Basiswerkzeug (6)
aufweist.
25. Vorrichtung nach Anspruch 23, dadurch gekennzeichnet, daß das
formgebende Medium (7) aus einem um das als Walze ausgebildete
Basiswerkzeug (6) gewickeltem Bandmaterial (7a) besteht.
26. Vorrichtung nach Anspruch 25 dadurch gekennzeichnet, daß die Walze
eine Führungsstruktur für das Bandmaterial aufweist.
27. Vorrichtung nach Anspruch 26 dadurch gekennzeichnet, daß die
Führungsstruktur durch schraubenförmig angeordnete Stege gebildet ist.
28. Vorrichtung nach Anspruch 26, dadurch gekennzeichnet, daß die
Führungsstruktur durch senkrecht zur Walzenachse peripher umlaufende
Ringe gebildet ist.
29. Vorrichtung nach einem der Ansprüche 25, 26 oder 28, dadurch
gekennzeichnet, daß im Formgebungswerkzeug (1) achsenparallel
beabstandet zu der als Basiswerkzeug (6) dienenden Walze eine zweite
Hilfswalze (11) vorgesehen ist, und das Bandmaterial (7a) über beide
Walzen (6, 11), durch die Führungsstruktur beabstandet, abwickelbar
ist, unter kontinuierlichem Zuführen und Abführen des Bandmaterials.
30. Vorrichtung nach Anspruch 29, dadurch gekennzeichnet, daß der als
Basiswerkzeug (6) dienenden Walze mindestens eine Zuführeinrichtung
für das Bandmaterial und der Hilfswalze (11) mindestens eine
Abführeinrichtung für das Bandmaterial (7a) zugeordnet ist.
31. Vorrichtung nach Anspruch 29 oder 30, dadurch gekennzeichnet, daß
zum Spannen des über die Basiswalze (6) und die Hilfswalze (11)
umlaufenden Bandmaterials (7a) eine zusätzliche Spannwalze (12)
vorgesehen ist.
32. Vorrichtung nach einem der Ansprüche 12 bis 31, dadurch
gekennzeichnet, daß die erhabenen Strukturteile der strukturgebenden
Oberfläche (2) des Formgebungswerkzeuges (1) eine vorgegebene
Konizität zum besseren Auslösen aus der geformten Glasstruktur
aufweisen.
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