DE19712835C3 - Formkörper aus einem Leichtwerkstoff, Verfahren zu deren Herstellung und ihre Verwendung - Google Patents

Formkörper aus einem Leichtwerkstoff, Verfahren zu deren Herstellung und ihre Verwendung

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Description

Die Erfindung betrifft einen Formkörper aus Leichtwerk­ stoff, der aus einem Sinterprodukt aus einem Leichtzuschlagstoff und einem wasserlöslichen Silikat besteht. Die Erfindung betrifft weiterhin ein Verfahren zur Herstellung derartiger Formkörper und deren Verwendung.
Seit Jahren sind auf dem Baustoffsektor leichtzuschlag­ stoffhaltige Produkte etabliert. Diese Stoffe werden vor­ nehmlich zur Senkung der Wärmeleitfähigkeit der Baupro­ dukte eingesetzt. Dabei werden die Leichtzuschlagstoffe beispielsweise in Beton (Leichtbeton) in Ziegelmassen oder in Putzsysteme eingebracht. Mit Hilfe dieser anorganischen Matrixmaterialien können mechanisch belastbare, nicht­ brennbare Formkörper hergestellt werden, deren wärme­ technische Eigenschaften gegenüber dem reinen Matrixma­ terial verbessert sind.
Insbesondere in den Vereinigten Staaten werden Leicht­ zuschlagstoffe, z. B. Perlite mit Wasserglas, zu Dämmstoff­ platten gebunden, in Haushaltsgeräten (Kaffeemaschinen) zum Einsatz kommen. Die Produkte besitzen eine geringe Druckfestigkeit (oD < 0,5 N/mm2) und sind nicht wasserfest. Vielfach werden Wassergläser als Bindemittel bei der Her­ stellung von Leichtzuschlagstoffen (Blähglas) verwendet, wobei das Bindemittel für die Gewinnung des Rohgranulats benötigt wird (EP-OS 084 634). Diese Produkte werden in Putz- und Mörtelsystemen verwendet. Aus den Druckschrif­ ten DE 41 14 755 A1, DE 44 32 019 A1 sowie der DE 44 36 981 A1 ist die Verwendung von Wassergläsern als Bindemittel oder Brandschutzmittel für Dämmleichtbau­ platten aus Papier oder Altpapier bekannt. In der DE 33 03 204 ist die Herstellung feuerfester, strahlenabwei­ sender Leichtbauplatten und Formteile beschrieben. Das Verfahren ist dadurch gekennzeichnet, daß die verwendeten mineralischen Füllstoffe, Perlite oder Blähschiefer, Kaolin und ggf. Mineralfasern, Härter und als Bindemittel Wasser­ glas, das ein Treibmittel enthält, bei Raumtemperatur unter Aufschäumen des Wasserglases in einem Mischer homoge­ nisiert werden, danach zu Formkörpern gepreßt und bei ei­ ner Temperatur von zirka 150°C getrocknet werden. Auch diese Systeme sind durch eine mangelhafte Wasserbestän­ digkeit gekennzeichnet.
In der DE 37 22 242 C1 wird die Herstellung von kerami­ schen Erzeugnissen aus Ton, Kaolin, Quarzmehl, Feldspat o. ä. Flußmitteln, Talkum und nicht näher spezifizierten ba­ sischen Rohstoffen erläutert. Dabei wird eine durch einen Verflüssiger gießfähig ausgerüstete Masse mit einem Anteil < 1 Gew.-% Wasserglas und Härter versetzt, getrocknet und gebrannt. Bei diesem Verfahren wird Wasserglas als Verflüs­ siger und zur Verfestigung der Gießmasse nach der Formge­ bung zugesetzt, wobei auf ein saugendes Formenmaterial, wie beispielsweise Gips, verzichtet werden kann. Für die Porosierung werden übliche Porosierungsmittel, wie z. B. Perlite, Cenospheres, Blähton, Bims oder Kieselgur verwen­ det. Die getrockneten Produkte werden einem keramischen Brand mit einer Brandtemperatur von ca. 1200°C unterzo­ gen, wobei die Ausgangskomponenten Ton, Kaolin, Feld­ spat und Quarz das keramische Scherbenmaterial ausbilden. Demnach erfolgt die Zugabe von Wasserglas ausschließlich zur Verflüssigung und im nachfolgenden Verarbeitungs­ schritt zur Verfestigung der Gießmasse.
Nachteilig bei den vorbekannten Formkörpern bzw. Bau­ produkten, die Leichtzuschlagstoffe enthalten, ist demnach insbesondere, daß bei Steigerung des Zuschlagstoffgehaltes eine drastische Reduktion der Festigkeiten eintritt. Die bis­ her bekannten Formkörper bzw. Bauprodukte sind demnach nur bedingt für Dämmstoff-Formkörper, Mauersteine oder dergleichen geeignet.
Ausgehend hiervon ist es die Aufgabe der vorliegenden Erfindung, einen Formkörper vorzuschlagen, der im wesent­ lichen anorganischer Natur ist und der sich gleichzeitig durch eine geringe Dichte, gute Wasser- und Säurebestän­ digkeit sowie durch eine hohe mechanische Festigkeit aus­ zeichnet. Es ist weiterhin eine Aufgabe der vorliegenden Er­ findung, ein entsprechendes Verfahren zur Herstellung der­ artiger Formkörper sowie deren Verwendung anzugeben.
Die Aufgabe wird in Bezug auf den Formkörper durch die kennzeichnenden Merkmale des Anspruchs 1, in Bezug auf das Verfahren zur Herstellung der Farmkörper durch die kennzeichnenden Merkmale des Anspruchs 8 und verwen­ dungsgemäß durch die Merkmale der Ansprüche 13 bis 20 gelöst. Die Unteransprüche zeigen jeweils vorteilhafte Aus­ gestaltungen auf.
Erfindungsgemäß wird somit vorgeschlagen, daß der Formkörper aus einem Sinterprodukt, ent­ haltend 60 bis 95 Gew.-% eines Leichtzuschlagstoffes, mit 40 bis 5 Gew.-% eines wasserlöslichen Silikates gebildet ist. Der erfindungsgemäße, nichtbrennbare anorganische Form­ körper zeichnet sich insbesondere durch geringe Dichte, gute Wasser- und Säurebeständigkeit sowie durch eine gleichzeitige, vergleichsweise hohe mechanische Festigkeit aus. Dies ist offensichtlich darauf zurückzuführen, daß die Zuschlagstoffe miteinander versintert sind, wobei sich zwi­ schen den Zuschlagstoffen ein Netzwerk ausbildet, das sich durch hohe Bindungskräfte auszeichnet. Dadurch können im wesentlichen die Eigenschaften der Zuschlagstoffe als solche erhalten bleiben. Dadurch, daß das Sinterhilfsmittel selbst aus einem wasserlöslichen Silikatglas gebildet ist, handelt es sich um einen reinen anorganischen Formkörper. Wesentlich dabei ist, daß das wasserlösliche Silikatglas mehrere Aufgaben erfüllt. So dient es einerseits zur Entstau­ bung der Zuschlagstoffe sowie auch als temporäres Binde­ mittel bei der Grünkörperherstellung. Das wasserlösliche Silikat fungiert gleichzeitig auch als Porosierungsmittel. Wesentlich ist jedoch, daß das wasserlösliche Silikatglas als Sinterhilfsmittel wirkt. Durch die Verwendung von wasser­ löslichen Silikaten ist während des Sintervorgangs die Ent­ stehung einer Flüssigphase möglich, deren Erweichungs­ temperatur niedriger ist als die Erweichungstemperatur der Zuschlagstoffe. Somit können die Leichtzuschläge mitein­ ander versintert werden, ohne daß ihr Porengefüge zerstört wird. Unter Verwendung eines minimierten Silikatgehaltes entsteht somit ein haufwerksporiges Gefüge, bei dem die Zuschlagstoffe ausschließlich an den Kontaktstellen mitein­ ander versintert sind.
Dadurch ist es auch möglich, daß der erfindungsgemäße Formkörper einen äußerst hohen Anteil an Zuschlagstoffen (60 bis 95 Gew.-%, bevorzugt 80 bis 93 Gew.-%) enthält. Damit wird sichergestellt, daß die Eigenschaften des Form­ körpers im wesentlichen durch die Natur des Leichtzu­ schlagstoffes selbst bestimmt sind.
Beim erfindungsgemäßen Formkörper ist weiterhin her­ vorzuheben, daß dessen Eigenschaften sich in einem weiten Bereich durch die Auswahl des Leichtzuschlagstoffes und der Sinterbedingungen variieren läßt. So ist es möglich, Formkörper herzustellen, deren Trockenrohdichte im Be­ reich von 150 bis 750 kg/m3 liegt. Die Auswahl der entspre­ chenden Trockenrohdichte erfolgt dabei je nach Anwen­ dungsfall. Die Druckfestigkeit der erfindungsgemäßen Formkörper liegt im Bereich von 0,1 bis 15 N/mm2.
Der erfindungsgemäße Formkörper ist aus stofflicher Sicht an und für sich mit jedem aus dem Stand der Technik bekannten silikatischen Leichtzuschlagstoff herstellbar. Be­ vorzugt wird jedoch als Leichtzuschlagstoff Altglas, Bläh­ glas, Perlite, Vermiculite, Blähton, Cenospheres, Kieselgur oder Natur- und Hüttenbims eingesetzt.
Bei den wasserlöslichen Silikaten sind Alkalisilikate, be­ vorzugt Wasserglas, insbesondere Natronwasserglas und Kaliwasserglas günstig. Wassergläser sind im Gegensatz zu Standardgläsern, wie beispielsweise Behältergläser, löslich in alkalischen Lösungen und Wasser. Diese Löslichkeit liegt u. a. darin begründet, daß in ihrem Netzwerk Alkalionen eingelagert sind, welche die chemische Beständigkeit herab­ setzen. Da die meisten anorganischen Leichtzuschlagstoffe (z. B. Blähglasgranulat, Blähton, Perlite etc.) ebenfalls Er­ dalkalioxide beinhalten, kann sich bei der Flüssigphasensin­ terung, die zur Herstellung der Formkörper erforderlich ist, aus dem Wasserglas ein Natronkalkglas bilden, wodurch die gute Wasserbeständigkeit verursacht wird.
Die Erfindung betrifft weiterhin ein Verfahren zur Her­ stellung der vorstehend beschriebenen Formkörper.
Zur Herstellung eines erfindungsgemäßen Formkörpers ist es dabei lediglich erforderlich, den Leichtzuschlagstoff und das Sinterhilfsmittel zu mischen und nach einem Form­ gebungsprozeß bei 400 bis 1000°C über eine Zeitspanne von 0,1 bis 5 h zu sintern. Wesentlich beim Anmeldungsge­ genstand ist es, daß durch die Variation der Prozeßparame­ ter, d. h. durch die Sinterbedingungen, die Eigenschaften des Formkörpers, wie Druckfestigkeit und Trockenroh­ dichte, Wärmeleitfähigkeit, Strömungswiderstand und Schallabsorptionsgrad beeinflußt werden können.
Es hat sich dabei als vorteilhaft erwiesen, wenn nach der Formgebung und vor dem Sintern noch eine separate Trock­ nung bei 50 bis 95°C durchgeführt wird. Bevorzugte Pro­ zeßparameter für den Sinterprozeß sind 550 bis 850°C und eine Sinterzeit von 0,1 bis 0,5 h.
Nachfolgend wird die Herstellung eines Formkörpers nä­ her beschrieben.
Der Leichtzuschlagstoff wird unter Verwendung eines In­ tensivmischers, z. B. Pflugscharmischer oder Gegenstrom­ mischer, mit dem Sinterhilfsmittel vermengt, wobei das Sin­ terhilfsmittel vorzugsweise in die Mischkammer des Mi­ schers verdüst wird. Je nach Art des verwendeten Leichtzu­ schlagstoffes und des zu erzielenden Porengefüges werden 5 bis 40% wasserlöslicher Alkali- oder Erdalkalisilikate als Sinterhilfsmittel zugesetzt. Die erhaltene Mischung wird zur Formgebung in Formen gefüllt, eingerüttelt oder durch uni-, biaxiales- oder isostatisches Pressen verdichtet. Eine Ver­ dichtung durch Extrudieren der plastischen Formmasse ist ebenfalls möglich. Während des nach der Formgebung statt­ findenden Trocknungsvorganges (Trocknungstemperatur ca. 90°C) kondensieren die Alkalisilikate unter Ausbildung eines wasserlöslichen Silikatgerüstes. Die so entstandenden Grünkörper wer­ den in einer nachgeschalteten Temperaturbehandlung gesin­ tert, wobei bei Temperaturen zwischen 550 und 900°C die einzelnen Leichtzuschlagpartikel miteinander versintern. Dieser Flüssigphasensinterungsprozeß prägt maßgeblich das Porengefüge. So können durch Variation der Porosität, der Porengrößenverteilung sowie der Art der Poren die bau­ physikalischen Eigenschaften wie beispielsweise Schallab­ sorptionsvermögen oder Wärmeleitfähigkeit sowie die Fe­ stigkeit variiert werden. Mit einer Aufheizrate von ca. 30 min. bei der maximalen Sintertemperatur können Bau­ teile innerhalb eines Rohdichtebereiches von 150 bis 750 kg/mm3 erzeugt werden. Eine spanabhebende Nachbear­ beitung durch Sägen, Schleifen oder Bohren kann entweder vor oder nach dem Sintervorgang erfolgen.
Folgende Beeinflussungsparameter für die Gestaltung des Gefüges können variiert werden:
  • - Art des Leichtzuschlagstoffes
  • - Korngrößenverteilung des Leichtzuschlagstoffes
  • - Art und Menge des Sinterhilfsmittels
  • - Vorverdichtung bei der Formgebung
  • - Sinterprozeß.
Der große Vorteil des erfindungsgemäßen Verfahrens ist somit darin zu sehen, daß durch die große Variationsmög­ lichkeit, sowohl im Hinblick auf die Zuschlagstoffe als auch auf die Prozeßparameter, Formkörper für die unterschied­ lichsten Anwendungen hergestellt werden können. Auf­ grund der Ausbildung des anorganischen Netzwerkes im Formkörper selbst, das durch die Leichtzuschlagstoffe be­ stimmt wird, sind die Formkörper insbesondere als Dämm­ stoff-Formkörper geeignet. Derartige druckbelastbare Dämmstoff-Formkörper bestehen aus reinen anorganischen faserfreien Werkstoffen, die spanabhebend, z. B. durch Sä­ gen und Bohren bearbeitet werden können. Sie vereinen so­ mit die Vorzüge anorganischer Produkte wie Nichtbrennbar­ keit, Verrottungsresistenz etc. mit den Anwendungs- und Verarbeitungsvorteilen von Hartschäumen auf der Basis von PU oder PS. Demzufolge stehen diesen Produkten weite An­ wendungsfelder im Bereich der Wärmedämmung, Kälte­ dämmung, Brandschutztechnik und Akustik offen. Durch den Flüssigphasensinterungsprozeß können leichtzuschlag­ stoffhaltige Formkörper erzielt werden, deren mechanische Eigenschaften vergleichbar sind mit herkömmlichen Mauer­ steinen bei gleichzeitig verbesserten wärmetechnischen Ei­ genschaften. Somit ist es mit dem erfindungsgemäßen Werkstoff möglich, ein einschaliges, monolithisches, hoch­ wärmedämmendes Mauerwerk auszubilden, ohne eine zu­ sätzliche Erhöhung der Mauerwerkstätte in Kauf nehmen zu müssen.
Mit Hilfe einer Variation der Prozeßparameter sowie ei­ ner entsprechenden Auswahl der Leichtzuschlagstoffe kann das Werkstoffgefüge, vornehmlich die Dichte und Porosität, variiert werden. So lassen sich hochporosierte Mauersteine ohne lasttragende Funktion zur Ausfachung von Fachwer­ ken herstellen, ohne den Nachteil eines zusätzlichen Feuch­ teeintrags, wie er von Porenbeton bekannt ist, in Kauf neh­ men zu müssen. Werden die o. g. Parameter dahingehend va­ riiert, daß die mechanischen Eigenschaften, z. B. Druckfe­ stigkeit, primär gesteigert werden, so entstehen druckbelast­ bare Dämmstoffe für den Ingenieurbau, z. B. Kragelemente, Stützen. Aufgrund der anorganischen Struktur sowie der fle­ xiblen Formgebungsmöglichkeit durch Pressen, Gießen, spanabhebende Bearbeitung u. ä. können wärmedämmende Brandschutzelemente mit den unterschiedlichsten Geome­ trien realisiert werden. Diese Vorzüge könnten auch bei der Verwendung für die Herstellung von Abgasesystemen in Haus- oder Industriefeuerungsanlagen vorteilhaft sein. Wer­ den Leichtzuschlagstoffe mit einer hohen Glasübergangs­ temperatur sowie entsprechend darauf abgestimmte Alkali­ silikate verwendet, so ist es möglich, Brennhilfsmittel oder gar feuerfeste Ofenauskleidungen erzielen.
Da die vorhandene Offenporigkeit der Leichtzuschlag­ schüttungen weitgehend erhalten bleibt, werden auch ihre schallabsorbierenden Eigenschaften nicht beeinträchtigt. Durch eine Variation von Korngröße, Temperatur und der Verdichtung bei der Herstellung sind die die Schallabsorp­ tion frequenzabhängig beeinflussenden Größen Strömungs­ widerstand, Porosität und Strukturfaktor einstellbar. Beacht­ liche Festigkeit, Kantenstabilität, Baustoffklasse A1, Um­ weltneutralität und dennoch einfache Herstellbarkeit, Form­ gebung und Bearbeitbarkeit sind durch den Sinterungspro­ zeß erreichbar. Diese schallabsorbierenden Werkstoffe die­ nen der Herstellung von vorzugsweise schallabsorbierenden Bauteilen als Wand- bzw. Deckenelementen, Baffles, Schalldämpfer-Kulissenelementen, Segmente für feste Fahrbahnen von Schienenfahrzeugen sowie Formteile in Abgasleitungen.
Unter Verwendung von Leichtzuschlagstoffen mit einer sehr geringen Wärmeleitfähigkeit wie beispielsweise expan­ diertes Perlit können großformatige anorganische Dämm­ stoffplatten mit einer geringen Wärmeleitfähigkeit von 0,06 W/mK erzeugt werden, die beispielsweise als Putzträ­ gerplatten Verwendung finden können.
Bedingt durch die anorganische Struktur dieser Dämm­ stoffe, gepaart mit der hohen Temperaturbeständigkeit, eig­ nen sich derartige Produkte auch für den technischen Brand­ schutz, z. B. in Brandschutztüren.
Da mit dem erfindungsgemäßen Herstellungsverfahren ein offenporiges Gefüge mit definiertem Durchmesser er­ zielt werden kann, können auch Filterelemente oder Kataly­ satorenträgerwerkstoffe für die chemische Technologie maßgeschneidert werden.
Die Erfindung wird nachfolgend anhand dreier Figuren und mehrerer Ausführungsbeispiele näher erläutert.
Fig. 1 zeigt in schematischer Darstellung die Versinte­ rung zweier Leichtzuschlagstoffpartikel untereinander.
Aus Fig. 1 ist deutlich die Ausbildung eines Sinterhalses zwischen den Leichtzuschlagstoffpartikeln zu erkennen.
Fig. 2 zeigt ebenfalls schematisch ein offenporiges Ge­ füge eines gesinterten Leichtzuschlagstoffes.
Das in Fig. 2 dargestellte Gefüge weist eine Dichte von 300 kg/m3 auf. Aus Fig. 2 ist sehr deutlich die Ausbildung eines offenporigen Netzwerkes zu erkennen.
Fig. 3 zeigt nun im Gegensatz zu Fig. 2 ein geschlossen­ poriges Gefüge mit einer Dichte von 500 kg/m3.
Der Vergleich von Fig. 2 und Fig. 3 macht deutlich, daß es mit dem erfindungsgemäßen Herstellungsverfahren über die Auswahl der Zuschlagstoffe und insbesondere der Sin­ terbedingungen möglich ist, die Eigenschaften des Form­ körpers in weiten Bereichen zu variieren.
Die nachfolgenden Beispiele erläutern die Erfindung nä­ her:
Beispiel 1
92 Gew.-Teile Blähglasgranulat aus Altglas (Poraver, 1 bis 2 mm) werden mit 8 Gew.-Teilen in Wasser gelöstem Natriumtetrasilikat (molarer Modul 4,0) in einem Pflug­ scharmischer vermengt. Die so erhaltene Mischung wird in Formen verfüllt und mit einem Preßdruck von ca. 2 bar axial verdichtet. Nach Abschluß der Trocknung (80°C/8 h) er­ folgt die Sinterung bei 720°C in oxidierender Atmosphäre. Der so entstandene Werkstoff weist ein haufwerksporiges Gefüge mit einer Rohdichte von ca. 400 kg/m3 auf, das sich insbesondere durch einen hohen Absorptionsgrad (α < 0,8 bei 500 bis 1000 Hz), gepaart mit einer hohen Druckfestig­ keit von ca. 3,5 MPa auszeichnet. Das säurebeständige, was­ serfeste und frosttauwechselbeständige Material eignet sich bestens für die Verwendung als nichtbrennbarer Schallab­ sorber, wie sie bei vielen verkehrstechnischen Anlagen, z. B. Fahrbahnauskleidungen von Schienenfahrzeugen, ver­ wendet werden. Bedingt durch die Säurebeständigkeit (durch 24 h bei 95°C, 70% H2SO4 tritt weder ein säurean­ griffbedingter Massen- oder Festigkeitsverlust auf) sind der­ artige faserfreie, nichtbrennbare Absorbermaterialien auch für den Einsatz als Schalldämpfer für Feuerungsanlagen, z. B. in Kraftwerken, prädestiniert.
Beispiel 2
85 Gew.-Teile thermisch expandiertes Perlite wird mit 15 Gew.-Teilen in Wasser gelöstem Natrondisilikat (molarer Modul. 2,0) in einem Pflugscharmischer so vermengt, daß eine Schädigung des Leichtzuschlagstoffes unterbleibt. Un­ ter Verwendung eines Preßdruckes von 0,5 bar und einer Trocknungstemperatur von 80°C erhält man Grünkörper, die nach einer Sinterung bei 740°C in oxidierender Atmo­ sphäre eine geringe Rohdichte von ca. 200 kg/m3 aufweisen. Dieser leichte, wasserfeste, haufwerksporige Werkstoff weist einen hohen Schallabsorptionsgrad (α < 0,8 bei 500 bis 1000 Hz) auf, weshalb er vornehmlich für Akustikplat­ ten, Baffles, d. h. Produkte, die von den Raumdecken abge­ hängt werden, eingesetzt werden können.
92 Gew.-Anteile Liaver®-Leichtzuschlagstoff werden mit 8 Gew.-Teilen in Wasser gelöstem Natriumtetrasilikat (mo­ larer Modul 4,0)in einem Intensivmischer vermengt und mit einem Preßdruck von 2 bar verdichtet. Nach der Sinterung bei 780°C entstehen Absorberwerkstoffe, die bis zu einer Temperatur von 700°C verwendet werden können. Demzu­ folge sind diese Produkte für die Verwendung in Schall­ dämpfern von Kraftfahrzeugen einsetzbar, die Temperatur­ belastungen bis ca. 700°C widerstehen können und stellen somit eine Alternative für die bislang verwendeten mineral­ faserhaltigen Absorber dar, die gemäß TRGS 905 in Ver­ dacht stehen, kanzerogen zu sein.
Beispiel 3
92 Gew.-Teile Blähglas (Mizziglas, Mizzi AG) werden mit 8 Gew.-Teilen in Wasser gelöstem Natriumtetrasilikat (molarer Modul 4,0) vermengt und mit einem Preßdruck von 5 bar verdichtet. Durch eine Sintertemperatur von 850°C entsteht ein druckbelasteter Dämmstoff mit einem geschlossenporigen Gefüge. Diese Produkte mit einer Roh­ dichte von ca. 500 kg/m3 weisen ein überwiegend geschlos­ senzelliges Gefüge auf, das zu einer hohen Druckfestigkeit von 10 MPa führt. Gleichzeitig werden Wärmeleitfähigkei­ ten von 0,13 W/mK erzielt. Diese Baustoffe eignen sich vor­ nehmlich für die Ausbildung von druckbelastbaren, wärme­ dämmenden Bauteilen, z. B. Kragelemente, wie sie bei der Herstellung von Balkonen oder Veranden Verwendung fin­ den.
Beispiel 4
91 Gew.-Teile Blähglasgranulat (Poraver, 1 bis 2) werden mit 9 Gew.-Teilen Natronwasserglas vermengt und in For­ men gefüllt. Die Formgebung erfolgt durch einen axialen Preßvorgang mit einem Preßdruck von 0,4 bar. Im Anschluß an die Trocknung bei 80°C erfolgt die Sinterung bei 760°C in Luft. Der derartig hergestellte Werkstoff besitzt eine Roh­ dichte von ca. 300 kg/m3, wodurch eine Wärmeleitfähigkeit λ 0,078 W/mK und eine Druckfestigkeit von ca. 1 MPa ge­ geben sind. Insbesondere Bereiche, in denen der Dämmstoff keine lastabtragende Funktion übernehmen muß, wie bei­ spielsweise die Ausfachung von Holzständerkonstruktio­ nen, Fachwerken etc., stellen ein ideales Anwendungsgebiet für derartige Werkstoffe dar.

Claims (15)

1. Formkörper erhalten durch Flüssigphasensinterung einer Mischung, die aus 60 bis 95 Gew.-% eines Leichtzuschlagstoffes, ausgewählt aus Blähglas, Per­ lite und Blähton mit 40 bis 5 Gew.-% eines Natronwas­ serglases besteht, wobei die Leichtzuschlagstoffparti­ kel unter Ausbildung eines Natronkalkglases mit die­ sem netzwerkartig verbunden werden.
2. Formkörper nach Anspruch 1, dadurch gekenn­ zeichnet, daß seine Trockenrohdichte im Bereich von 150 bis 750 kg/m3 liegt.
3. Formkörper nach Anspruch 1 oder 2, dadurch ge­ kennzeichnet, daß seine Druckfestigkeit im Bereich von 0,1 bis 15 N/mm2 liegt.
4. Formkörper nach mindestens einem der Ansprüche 1 bis 3, dadurch gekennzeichnet, daß das Sinterprodukt aus 93 bis 80 Gew.-% des Leichtzuschlagstoffes und 7 bis 20 Gew.-% des Natronwasserglases gebildet ist.
5. Verfahren zur Herstellung eines Formkörpers nach mindestens einem der Ansprüche 1 bis 4, dadurch ge­ kennzeichnet, daß der Leichtzuschlagstoff und das Bindemittel nach Mischung einem Formgebungspro­ zeß unterzogen wird und bei 550°C bis 1000°C über eine Zeitspanne von 0,1 h bis 5 h gesintert wird.
6. Verfahren nach Anspruch 5, dadurch gekennzeich­ net, daß nach der Formgebung und vor dem Sintern eine Trocknung bei 50°C bis 95°C durchgeführt wird.
7. Verfahren nach Anspruch 5 oder 6, dadurch gekenn­ zeichnet, daß die Sinterung während einer Zeitspanne von 0,1 bis 0,5 h erfolgt.
8. Verwendung eines Formkörpers nach mindestens einem der Ansprüche 1 bis 4 als Dämmstoff-Formkör­ per.
9. Verwendung der Formkörper nach mindestens ei­ nem der Ansprüche 1 bis 4 als Baumaterial.
10. Verwendung nach Anspruch 9 als Ofenausklei­ dung.
11. Verwendung nach Anspruch 9 für Formsteine von Abgasanlagen.
12. Verwendung der Formkörper nach mindestens ei­ nem der Ansprüche 1 bis 4 für schallabsorbierende Bauteile in Innenräumen.
13. Verwendung der Formkörper nach mindestens ei­ nem der Ansprüche 1 bis 4 für schallabsorbierende Segmente für feste Fahrbahnen von Schienenfahrzeu­ gen.
14. Verwendung der Formkörper nach mindestens ei­ nem der Ansprüche 1 bis 4 als Brandschutzelement.
15. Verwendung der Formkörper nach mindestens ei­ nem der Ansprüche 1 bis 4 als Schalldämpfer in Abgas­ leitungen.
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