DE19654822C1 - Mittel zur Prävention defizitbedingter Infektions- und Alterserkrankungen - Google Patents

Mittel zur Prävention defizitbedingter Infektions- und Alterserkrankungen

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Description

Die Erfindung betrifft ein Mittel zur Prävention defizitbedingter Infektions- und Alterserkrankungen, die auf einem Mangel an den Spurenelementen Zink, Iod und Selen beruhen.
Für die Erhaltung der physiologischen Wirkung eines lebensnotwendigen Nährstoffs genügt in den meisten Fällen seine tägliche "physiologische Zufuhr", wie sie von der Deutschen Gesellschaft für Ernährung empfohlen wird (DGE- Empfehlungen). Die Zufuhrempfehlungen beruhen auf Untersuchungen, nach denen es durch die empfohlenen täglichen Zufuhrmengen für die einzelnen essentiellen Nährstoffe unter physiologischen Bedingungen langzeitig nicht zu negativen Bilanzen kommt.
Unter den veränderten Ernährungs- und Lebensbedingungen wird die tägliche Zufuhr zur Deckung des physiologischen Bedarfs für die Spurenelemente Iod, Zink und Selen nicht erreicht. Sie sind aber von besonderer Bedeutung und geeignet, das vorzeitige Auftreten von Alterserkrankungen und anderer Erkrankungen, die auf Bilanzdefiziten beruhen, zu vermeiden.
Die Spurenelement- Bilanzdefizite sind nicht unmittelbar lebensbedrohlich. Als Folge würden aber im Körper noch vorhandene spurenelementhaltige Funktionsproteine abgebaut, wenn Neusynthesen von Körpereiweiß notwendig werden, was zu Funktionseinschränkungen führt. Bei zunehmenden Defiziten kommt es auch zu einer Abnahme der Neusynthesen für Körpereiweiße, so daß eine Anpassung an Belastungs- Bedingungen (z. B. Cholesterolabbau, Infektionen) nicht mehr ausreichend erfolgen kann und der Körper erkrankt (Polymorbidität).
Besonders die Atherosklerose beginnt in Deutschland in immer früheren Jahren. Sie führt im Körper zu Vielfachschädigungen, die ein krankheitsfreies Altern verhindern und eine teuere Behandlung erfordern. Atherosklerose wird durch die übliche überkalorische (fettreiche) Ernährungsweise und durch einen Mangel an Schutzfaktoren in der Nahrung begünstigt.
Das Risiko, an Atherosklerose zu erkranken, kann bei ausreichender Zufuhr durch einige Vitamine, ungesättigte Fettsäuren sowie die Spurenelemente Iod, Selen und Zink vermindert werden. Der Vorteil der Spurenelemente ist es, daß sie nachhaltiger wirken als Vitamine und ungesättigte Fettsäuren, weil sie in Hormone und Enzyme (mit langer Halbwertszeit) eingebaut werden, und so die Wirkung auch von Vitaminen und ungesättigten Fettsäuren stabilisieren können.
Durch die übliche Ernährung, gekennzeichnet durch die unzureichende Zufuhr von Iod, Zink und Selen, besteht im Organismus ein geringerer Athero­ sklerose-Schutz.
Gründe für die Notwendigkeit der Nahrungsergänzung mit Iod, Zink und Selen Iod
Iodmangel ist in Deutschland der häufigste Spurenelementmangel. Für Iod ist Deutschland Mangelgebiet II. Grades. 30-50 Prozent der Bevölkerung sind von Iodmangel betroffen. In Deutschland wird mit der üblichen Ernährung und bei den üblichen Ernährungsgewohnheiten für keine Alters- und Belastungsgruppe der empfohlene, optimale Iodbedarf von 150-200 µg abgesichert, aber es bestehen regionale Unterschiede in der Versorgung (Gutekunst et al., 1993). Deutschland ist das einzige Industrieland, in dem Iodmangel noch eine Volkskrankheit darstellt (Pfannstiel, 1993), z. B. ist jede 4. große chirurgische Operation wegen einer Iodmangel-Struma erforderlich (jährlich etwa 90 000 Schilddrüsen-Operationen).
Der Iodmangel führt durch Mangel an Schilddrüsen-Hormonen zu chronischen Erkrankungen (Hypothyreosen). Hypothyreosen stellen für alle Altersgruppen ein Risiko dar, haben aber in den Altersgruppen unterschiedliche Auswirkungen:
  • - Bei Hypothyreose von Schwangeren kommt es zur Schädigung von Mutter und Fetus. Im Fetus treten Entwicklungsstörungen auf, besonders die Lungen- und Gehirnreifung sind betroffen. Ursache dafür ist, daß bei einem Mangel an Schilddrüsenhormonen die Phosphatid- und Fettsynthese vermindert ist, so daß z. B. die surfactant-Lipide in den Alveolen der Lunge nicht ausreichend gebildet werden können und im Kindesalter gehäuft chronische Atemwegs­ erkrankungen auftreten.
  • - Nach der Pubertät tritt die Struma in den Vordergrund, besonders bei Frauen. Die Iodmangelstruma entsteht, weil bei länger bestehendem Iodmangel von der Hypophyse zuviel TSH ausgeschüttet wird. TSH führt zum Wachstum der Schilddrüse, es hat eine trophische Wirkung. Aufgrund der Zunahme des (iodarmen) Schilddrüsengewebes können sich Atmungsbeschwerden einstellen. In dem wachsenden Schilddrüsengewebe können sich (autonom wachsende) Knoten bilden. Die Häufigkeit des Iodmangelkropfes in der Gesamtbevölkerung liegt bei 12,4 Prozent.
  • - Im Erwachsenenalter wird durch Hypothyreose der vorzeitige Beginn von Atherosklerose und Fettsucht begünstigt. Es werden Fettsäuren- verbrauchen­ de Reaktionen vermindert und die Nahrungsenergieverwertung wird verbes­ sert. Der vorzeitige Beginn von Atherosklerose beruht auch auf der erhöhten Synthese von Proteochondroitinsulfaten (wie beim Myxödem) und der vermin­ derten Synthese von Heparansulfat und Hyaluronsäure in den Gefäßen bei Iod­ mangel. Dadurch wird die unkontrollierte Anlagerung von Thrombozyten und die Cholesterolaufnahme in die Arterienwand begünstigt.
Ob ein Iodmangel besteht, kann aus der Iod-Bilanz, die durch die Iod- Ausscheidung im 24-Stunden-Harn eines Menschen ermittelt wird, bestimmt werden. Täglich wird etwa ebenso viel Iod ausgeschieden, wie mit der Nahrung zugeführt wird. Die Ausscheidung entspricht im steady state der täglichen Iodzufuhr. Sie sollte beim Erwachsenen 150-200 µg Iod pro Tag betragen. Bei unter 100 µg/Tag liegt eine Mangelzufuhr vor (und eine negative Iod-Bilanz).
Die Iodzufuhr könnte nur mit einer täglich nicht erreichbaren, hohen Zufuhr von Milch, Seefisch- und Fleischprodukten gesichert werden.
Neben der Iod-Mangelzufuhr ist eine weitere Ursache für Hypothyreosen die verminderte Iodverwertung. Dadurch entsteht ein höherer Iodbedarf, z. B.
  • - bei Rauchern. Durch Tabakrauchen entsteht Thiocyanid, das Iod verdrängt.
  • - bei hoher Zufuhr von Progoitrin (einem Glucosinolat), das in einigen Kohlarten (besonders in Rosenkohl, Blumenkohl und Kohlrüben) vorkommt.
  • - bei sehr hohem Verbrauch von Kaffee, Schwarztee. Auch
  • - bei Selenmangel und zu geringer Zufuhr von Kohlenhydraten ist das Enzym 5'-Monodeiodase und dadurch die Bildung des aktiven Hormons Triiod­ thyronin in der Leber gehemmt.
Zink
Das Nahrungszink ist an Eiweiße und Nukleinsäuren gebunden. Zu Zinkmangel kommt es zunehmend durch die Bevorzugung von einseitiger oder hochver­ feinerter Nahrung sowie durch einen geringeren Zinkgehalt von Produkten, die auf ausgewaschenen, säurebelasteten Böden erzeugt wurden. Die Zinkmangel­ erscheinungen werden verstärkt, wenn die Freisetzung und Absorption des Nahrungszinks im Darm gehemmt ist (z. B. im Alter, bei Alkoholikern und Vegetanern), und sie sind zu erwarten bei erhöhtem Zinkbedarf, z. B. während des Wachstumsalters (Zunahme des Zink- Pools) sowie bei zusätzlichen Belastungen (z. B. während Infektionen).
Zink wirkt als Bestandteil der Superoxiddismutase antioxidativem Streß entgegen. Außerdem hemmt Zink als Bestandteil von Zinkfingerproteinen die körpereigene Cholesterolsynthese (durch Suppression der HMG-CoA- Synthase) und fördert den kontrollierten Chofesterolabbau (Expression von LDL-Rezeptoren). Bei Zinkmangel würde der Cholesterolspiegel ansteigen. Zink ist an Regenerations- und Immunreaktionen beteiligt. Es fördert die Reproduktion germinativer Zellen (Fibroblasten, Spermatozyten, Mukosazellen, und T-Lymphozyten (z. B. NK-Zellen, Suppressorzellen)). Zink hemmt Entzündungsreaktionen, z. B. in den Arterien, und verbessert die Wundheilung. Die Proliferationsförderung wird damit erklärt, daß DNA- und RNA- Polymerasen durch zinkhaltige Steroid-Rezeptor-Proteine ("Zinkfingerprote­ ine") und den zinkhaltigen Metallothionin-Promotor-Komplex aktiviert werden. Bei ausgeglichener Zinkbilanz können Entzündungsreaktionen kontrolliert ablaufen und die Tumorzellentstehung wird gehemmt. Dies geschieht einer­ seits durch Aktivierung von T-Suppressorzellen und andererseits durch die "Zinkfingerproteine", die eine Bindung von Retinsäure- beladenen Kern­ rezeptoren an DNA herbeiführen, so daß dadurch die Expression von Protoonkogenen (zum Beispiel c-fos, c-ras) gehemmt wird.
Bei Zinkmangel laufen alle Immunreaktionen abgeschwächt ab. Infektionen können sich ausbreiten und treten häufiger auf. Die Wundheilung ist verzögert und Immuntests zeigen nur eine geringe Reaktion. Morphologisch kommt es zur Verfettung des Thymus mit vorzeitigem Altern, Makrophagen wandern in die Gefäßwände ein, und die Zahl der CD4+- und NK-T-Lymphozyten ist vermindert. Durch diese Imbalance im Immunsystem kommt es auch zu einer Inzidenz von Autoimmunkrankheiten und Autoaggressionskrankheiten.
Interessant ist, daß während einer Energie- und Proteinmangelernährung allein durch eine ausreichende Zinkzufuhr (Supplementierung von 15 mg/Tag) die NK- und T-Zell-Suppressorfunktionen wieder normalisiert werden konnte (Good, 1986).
Zink ist für alle Körperzellen notwendig, es ist Bestandteil von Enzymen aus jeder Enzymgruppe, z. B.
  • 1. von Verdauungsenzymen (Aminopeptidasen, Carboxypeptidase, Amylase).
  • 2. des Enzyms Carboanhydrase, das in Pankreas, Magen, Niere zur Sekretbil­ dung und zum Säure-Basen-Haushalt beiträgt.
  • 3. der Alkohol- und Aldehyddehydogenase (Retina, Leber) sowie der Enzyme Glutamat- und Malat-Dehydrogenase.
Nachweisbar ist bei Zinkmangel funktionell immer eine verminderte Immunabwehr. Da das Spurenelement Zink aber auch das Auftreten morphologisch nachweisbarer Schäden verzögern kann, läßt sich ableiten, daß Zink vor dem Auftreten von Alterserkrankungen optimal wirksam ist, so daß der Ausgleich einer negativen Zink- Bilanz in mittleren Jahren erfolgen sollte.
Selen
In England ist die Selenaufnahme mit der Nahrung innerhalb der letzten 20 Jahre um die Hälfte zurückgegangen. Auch in Deutschland besteht ein Selen­ defizit. Gründe dafür sind die übliche fettreiche Ernährung, mit der zu wenig Selen aufgenommen wird, und saure Böden, auf denen Nahrung erzeugt wird, die zu wenig Selen enthält. In Ländern, in denen eine andere Ernährungs­ weise vorherrscht, oder in denen die Böden mit Selen angereichert werden (z. B. in Finnland), besteht dieses Selendefizit nicht.
Bemerkenswert ist, daß in dem Land mit der höchsten Selenaufnahme (Japan) auch die geringste Inzidenz von Atherosklerose und Herz-Kreislauf-Erkran­ kungen gefunden wird. Die Selenkonzentration im Blutplasma sollte um einem Mittelwert von 1,16 µmol/l liegen, wie z. B. in Israel oder in der Schweiz (1,1­ -1,4 µmol/l). In diesen Ländern ist auch die frühe Sterblichkeit an Herz- Kreislauferkrankungen niedriger als in Deutschland. In Deutschland beträgt die mittlere Selenkonzentration im Blutplasma nur 0,9-0,95 µmol/l.
Bisher sind 133 Selenproteine beschrieben worden. Selenenzyme sind u. a. die 5'-Monodeiodase und das Cytochrom- P-450-System. Bei einer Selen- Minderzufuhr sind die Aktivitäten der Selen-Enzyme erniedrigt.
  • - Der Hauptteil des Selens im Blut ist im Enzym Glutathionperoxidase enthalten. Es bewirkt die Entgiftung von Sauerstoff-Radikalen. Bei Selenmangel würden Sauerstoff-Radikale zu Kettenreaktionen führen, durch die Lipoproteine peroxidiert werden. Folgen der Peroxidation sind der Cholesterolanstieg im Blutplasma sowie Zellmembran-Zerstörung und Frei­ setzung von gefäßaktiven Prostaglandinen mit Anhäufung von Makrophagen und Cholesterol in den Gefäßen. Bei extremem Selenmangel treten Ent­ zündungen und Blutungen im Herzmuskel, Herzinsuffizienz und Kreislauf­ zusammenbruch auf ("mulberry heart disease"), aber auch Blutungen in der Lunge und im Darm. Dagegen heilt bei einem optimalen Selen-Status sowohl ein Herzinfarkt, als auch eine Pankreatitis, meist komplikationslos aus.
  • - Selen verbessert auch die Wiederausscheidung von atherogen wirksamen Cadmium und anderer Schwermetallionen. Mit Selen entstehen nämlich im Organismus R2-Se-Verbindungen, die Schwermetalle fester binden können als Sulfide. R2-Se-Me-Verbindungen werden mit dem Harn ausgeschieden. Selen kann also atherogene Schädigungen durch Hg, Cd, Pb, Ag, TI, Sb vermindern.
  • - Selen nimmt als Selenmethionin an der Proteinsynthese, und als Bestandteil des multi-subunit-Transkriptionskomplexes an der mRNA-Synthese teil. Selen wird spezifisch an Sulfidgruppen von Jun/Fos-Proteinen gebunden. Selen schwächt dadurch die entzündungs- und krebsfördernde Wirkung der Jun/­ Fos-Proteine ab (Handel et al., 1995), denn es blockiert die Bindung von Jun­ /Fos-Protein-Komplexen an die DNA, was zur Hemmung des Wachstums von Entzündungsgewebe und von vorhandenen Tumorzellen beiträgt. Bei ausgeglichenem Selenstatus wird z. B. das infiltrierende Wachstum von "stellate"-Zellen in die Knochensubstanz bei Rheumatoid-Arthritis vermindert und auch eine geringere Häufigkeit von Dickdarmtumoren gefunden.
Obwohl zur Gewährleistung eines effektiven Schutzes nach Empfehlungen der Deutschen Gesellschaft für Ernährung (DGE) täglich 15 mg Zink, 0,15 mg Iod und 0,15 mg Selen aufgenommen werden müßten (unter Berücksichtigung der Absorbierbarkeit, s. Tab. 1), werden diese Zufuhrwerte von der Mehrzahl der Bevölkerung nicht erreicht (wie die international niedrigeren Werte für Bilanzindikatoren in Deutschland belegen). Nach Erhebungen der DGE wird die Aufnahme der Spurenelemente Iod, Zink und Seien z. T. um mehr als 50 Prozent unterschritten. Aus dieser Erkenntnis wurden bisher keine Konsequenzen gezogen.
Deshalb ist eine praktikable Lösung anzustreben, um dieses kombinierte Defizit zu vermeiden.
Bisherige Supplementierungsmöglichkeiten
Für die einzelnen Elemente Iod, Zink und Selen sind bereits Supple­ mentierungspräparate im Handel.
  • - Aufgrund des bekannten Iodmangels wird die Verwendung von Iodsalz empfohlen. In Deutschland enthält das iodierte Speisesalz 32 mg Kaliumiodat pro Kilogramm (20 mg Iod pro Kilogramm Salz). Bei ausschließlicher Verwendung von Iodsalz als Zuwürze könnten mit 3-4 g Iodsalz täglich nur 0,06-0,08 mg Iod zugeführt werden. Damit würde etwa die Hälfte der empfohlenen Zufuhr von 0,15 mg Iod erreicht.
  • - Bei Altershypoxie werden als Radikalschutz zum Beispiel VERLA-Antiox- Kapseln empfohlen, die Selen zusammen mit Vitaminen enthalten. Andere Selenpräparate sind z. B. CellLife Selenium (Selen-Hefe), Selenium-ACE- Tabletten, Selenase, Nature's Plus Source of Life. Verwertbar ist Selen in Form von Selenmethionin (z. B. in Selenhefe) sowie als Selendioxid (Selenit). In Selenmethionin-Präparaten kann das verwertbare Selen nicht exakt ange­ geben werden, weil der Seleneinbau in das Selenmethionin und die Selen­ freisetzung variabel sind. Bei Supplementierung mit Selendioxid ist es dagegen exakt dosierbar.
  • - Als Immunschutz werden "Neukönigsförder Tabletten" empfohlen, die wenig Zink sowie andere Mineralien enthalten. Die angebotenen Spurenelement-Handelsprodukte enthalten entweder nicht zugleich alle drei Spurenelemente oder nicht in der physiologischen Relation, durch die der kombinierte Iod-, Zink- und Selenmangel vermieden und Bilanzdefizite ausgeglichen werden könnten. Applikationen in Form von Tabletten oder Kapseln haben außerdem den Nachteil des höheren Herstellungsaufwandes, sie lassen sich schlecht teilen oder auflösen und werden deswegen, z. B. von Kindern, weniger akzeptiert.
Allerdings gibt es gegen die Zuführung der Spurenelemente Zink, Iod und Selen Vorbehalte. In einer Studie von Koehler und Garry (Nutrition Support, Vol. 13, Nr. 2 Juni 1993, S. 442) werden die drei Spurenelemente in drei unterschiedliche Gruppen eingeteilt, differenziert nach dem Grad der Gefährdung für den älteren Menschen. Die erste Gruppe enthält das Iod, die zweite das Zink, die dritte das Selen mit dem Schluß, daß eine Spurenelementsupplementation für ältere Menschen generell nicht empfohlen werden kann. Ein wesentlicher Grund soll die Gefahr der Überdosierung sein.
Die EP 0 596 717 A1 empfiehlt Multipräparate, bestehend aus Vitaminen, pflanzlichen Wirkstoffen und Spurenelementen. Insgesamt sollen die Mischungen 16 bis 18 wirksame Bestandteile enthalten, darunter fünf bis sieben Elemente, darunter Zn, Se und I, ferner Cu, Ca, Mg, Fe. Der Selengehalt der Präparate ist dabei recht niedrig gehalten, so daß die Versorgung des Körpers mit diesem Spurenelement nicht gesichert wird. Ähnliches gilt für die Lehre der EP 0 511 895 A1, in welcher einer Mischung aus 30 Komponenten, - darunter Selenmethionin, Zinkoxid und Kaliumiodid, - von immunstimulierender bis zu infarktpräventiver Wirkung eine ganze Tafel vorteilhafter Wirkungen zugeschrieben wird.
Über Tierversuche bei Wiederkäuern berichtet GB 2 295 316 A. Für die Anwendung am Menschen können keine Schlußfolgerungen gezogen werden, da die Versuche nicht in Hinblick auf ein derartiges Vorhaben angelegt waren. In den, im Stand der Wissenschaft und Technik beschriebenen, Präparaten, insbesondere in den beiden EP, sind eine Vielzahl von Komponenten enthalten, für die bei üblicher Ernährungsweise keine Defizite bestehen, so daß offen bleibt, auf welchen Komponenten des Präparates der nachgewiesene biologische Effekt beruhen soll, und die Frage, ob bei ihrer Anwendung nicht Spurenelement-Ungleichgewichte oder Vergiftungen auftreten können.
Neuigkeitswert der Erfindung
Die Erfindung hat das Ziel, die Zufuhr der drei genannten Spurenelemente in den menschlichen Körper dergestalt zu ermöglichen, daß die ausreichende tägliche Versorgung gesichert ist. Dabei soll die Zufuhr der genannten Spurenelemente leicht und zuverlässig erfolgen können und eine Überdosie­ rung vermieden werden bzw. keine nachteiligen Folgen haben.
Der Erfindung liegt die Aufgabe zugrunde, die bezeichneten Spurenelemente in eine Verabreichung zu bringen, in der sie sich gegenseitig nicht beeinflussen. Sie sollen nach der Einnahme, die in an sich bekannter Art und Weise erfolgen kann, im Körper schnell und ohne Verluste resorbiert werden, und den Tagesbedarf auf einem durch den modernen Wissensstand vorgegebenen, akzeptablen Niveau gewährleisten.
Die Aufgabe wird erfindungsgemäß dadurch gelöst, daß das erfindungs­ gemäße Mittel, im folgenden als "mid-life drops" bezeichnet, in der empfohlenen Dosierung die halbe, von der DGE empfohlene Tagesdosis für Iod, Zink und Selen enthält und ergänzend zur üblichen Nahrung aufgenommen wird. Dadurch wird die physiologische tägliche Zufuhr dieser Spurenelemente gesichert, es kann nicht zu Bilanzdefiziten kommen, und es würde auch bei jahrelanger Anwendung keine Überdosierung auftreten.
Das erfindungsgemäße Mittei enthält in sinnvoller Kombination und Dosierung die drei Spurenelemente Iod, Zink und Selen und soll in Ergänzung zur Ernährung bevorzugt von Personen im mittleren Lebensalter gegen das Auftreten vorzeitiger Alterungserscheinungen und -Erkrankungen aufgenom­ men werden.
Jedes der enthaltenen Spurenelemente hat im Organismus spezifische, mole­ kulare Einzelwirkungen. Im Organismus ergänzen sich die Einzelwirkungen von Iod, Zink und Selen bei Belastungen sinnvoll in der Abwehr vorzeitiger Alterungserscheinungen und -Erkrankungen.
Es wird mit der Einnahme von "mid-life drops" ernährungsphysiologisch zur Herstellung und. Erhaltung des Schutzes vor atherosklerotischen und alternsbedingten Schädigungen beigetragen, weil nicht nur die erforderliche Menge, sondern auch die Kombination und die physiologische Bedarfsrelation bei der Zufuhr von Iod, Zink und Selen eingehalten wird.
Die neueren Erkenntnisse über die synergistische Wirkung von Iod, Zink und Selen beim Schutz vor Atherosklerose hatten bisher noch nicht zu Handelsprodukten geführt, die das Iod, Zink und Selen zugleich und in der notwendigen Bedarfsrelation enthalten. Weder durch Einzelpräparate noch durch andere Kombinationen und Dosierungen von Spurenelementen könnte der biologische Effekt erreicht werden, der sich aufgrund der synergistischen präventiven Wirkungsprofile von Iod, Zink und Selen ergibt.
Herstellung von "mid-life drops"
Chemikalien
ZnSO4.7 H2O MG 287,54
Kl MG 166,01
SeO2 MG 101,15
Lösung:
In Aqua bidest. zuerst lösen:
220 g Zinksulfat
+654 mg Kaliumiodid
Danach Zugabe von
640 mg Selendioxid (in Aqua bidest. gelöst)
+Zusatz von 100 ml Glycerol p. a.
Auffüllen der Lösung auf 1000 ml mit Aqua bidest., Abfüllen in braune Tropfflaschen. Aufbewahrung bei Zimmertemperatur.
Der Zusatz von Glycerol verhindert das "Kriechen" des Zinksulfats. Die Lösung ist in verschlossenen braunen Flaschen über mehr als 1 Jahr stabil. Durch die Bestandteile Iodid und Selenoxid sind Pilz- und Bakterienwachstum ausge­ schlossen.
1 ml (20 Tropfen) der Lösung enthalten 220 mg Zinksulfat (bzw. 220.65,38 : 287,54 = 50 mg Zink), 0,654 mg Kaliumiodid (bzw. 0,654.126,91 : 166,01 = 0,5 mg Iod), und 0,640 mg Selenoxid (bzw. 0,640.78,96 : 101,15 = 0,5 mg Selen).
Anwendung
Zur Sicherung des täglichen physiologischen Bedarfes werden von der Deutschen Gesellschaft für Ernährung (unter Berücksichtigung der Absorbier­ barkeit) als tägliche Zufuhr 15 mg Zink, 0,15 mg Iod und 0,15 mg Selen empfohlen (Tab. 1).
Tabelle 1: Zufuhrempfehlungen für einige Spurenelemente (Erwachsene mit 70 kg Körpermasse) in Abhängigkeit von Absorbierbarkeit und täglichem Bedarf (nach DGE).
Der halben täglichen Zufuhrmenge entsprechen demnach 7,5 mg Zink, 0,075 mg Iod und 0,075 mg Selen. Diese Mengen sind in 3 Tropfen der hergestellten Lösung enthalten (wenn 1 ml Lösung 20 Tropfen entsprechen, sind z. B. in 3 Tropfen 7,5 mg Zink enthalten (50 mg : 20).3 Tr. =7,5).
Mit 3 Tropfen "mid-life drops" wird die Hälfte der empfohlenen täglichen Zufuhrmengen an Iod, Zink und Selen aufgenommen, um das Zufuhrdefizit von etwa 50% für Iod, Zink und Selen bei der üblichen Ernährungsweise zu ergänzen, und um eine ausgeglichene Bilanz für diese Spurenelemente sicher zu stellen.
Die Herstellung von "mid-life drops" erfolgt aus untereinander inerten, genau dosierbaren, verwertbaren Verbindungen. Die Anwendung erfolgt als stabilisierte Lösung in einer anwenderfreundlichen Form (Tropfflasche). Die Verabreichung in Tropfenform ist eine der günstigsten Möglichkeiten und insoweit lediglich als Beispiel angegeben. Es ist darüber hinaus möglich, die erfindungsgemäße Mischung der Spurenelement-Verbindungen mit Mineral­ wasser, als Dragee oder dergleichen vorzunehmen. Ferner ist das Beifügen der Verbindungskombination in Infusionslösungen möglich, die einem Patienten verabreicht werden. Weitere Anwendungsformen sind denkbar.
Besonders im mittleren Lebensabschnitt ist die ausreichende tägliche Zufuhr von Iod, Zink und Selen erforderlich, damit Bilanzdefizite ausgeglichen und das Risiko des vorzeitige Auftreten von Immunkrankheiten und Atherosklerose vermindert wird. Die Aufnahme von "mid-life drops" wird deshalb bevorzugt Personen im mittleren Lebensalter empfohlen.
Toxikologie
In der empfohlenen Dosierung würde es in keinem Fall zu einer Überdosierung oder Spurenelement-Ungleichgewichten kommen, da diese Spurenelemente in der von der DGE empfohlenen Relation aufgenommen werden.
Vorbestehende Bilanzdefizite und eine eventuelle Höherdosierung können aus Konzentrationsbestimmungen abgeleitet werden (für Iod: Iodausscheidung und TSH-Konzentration; für Selen: Blutplasma- oder Gesamtblut-Konzentration und Glutathionperoxidase-Aktivität). Auch die Zinkbilanz kann durch die Thymulin- oder Interleukin-2-Bestimmung, funktionell durch Phytohämaggluti­ nationstests sowie durch Zählung der CD4+- und NK-Zellen beurteilt werden.
Zink hat nur eine geringe Toxizität. Zink wird lokal unter anderem als Zinkpaste zur Wundbehandlung verwendet, es reichert sich in Enzymen an, die im Entzündungsherd katalytisch wirksam sind. Überschüssiges Zink wird über den Darm oder die Nieren ausgeschieden.
Auch überschüssig aufgenommenes Iod wird durch die Nieren wieder ausge­ schieden. Bei Vorbestehen einer Iodmangelstruma kann aber eine zusätzliche Iodeinlagerung in das hypertrophe Schilddrüsengewebe erfolgen.
Durch Selen treten erst ab einer Zufuhr von täglich mehr als 0,4 mg Unver­ träglichkeitserscheinungen auf (Gastroenteritis). Unterhalb dieser Dosis hat Selen krankheitsprotektive Wirkungen. Durch tägliche Zufuhr von
20 µg Selen wird die Keshan-Krankheit verhindert.
30 µg schaffen einen adäquaten Sicherheitsfaktor (es wird dadurch aber nicht die Sättigung des Selen-abhängigen Enzyms Glutathion-Peroxidase erreicht).
70 µg Selen ergaben in Bilanzuntersuchungen den durchschnittlichen Bedarfs-Wert.
200-300 µg/Tag aber sind als optimaler Schutz gegen erhöhte Radikalbildung erforderlich (Schrauzer, 1978).
Verträglichkeit der Anwendung von "mid-life drops"
In einer Pilotserie seit September 1990 (über 6 Jahre) wurden von einer 50jährigen Person jeweils 3 Tropfen der Lösung täglich unmittelbar vor Aufnahme der Mittagsmahlzeit aufgenommen.
Bei dieser Person, bei der eine Neigung zu jährlich auftretenden Infekten bestand (Tonsillitis, Furunkulose, Mundbodenphlegmone mit chirurgischer und Antibiotika- Therapie), traten innerhalb der 6jähriger Anwendungszeit keine Rezidive und keine Erkrankungen auf (kein Tag Arbeitsausfall). Bei klinischen und klinisch­ chemischen Kontrolluntersuchungen wurden Normalwerte erhalten. Der Blutdruck hielt sich um den Mittelwert von 75/130 mm Hg, das Gesamtcholesterol sank von 5,5 auf 5,2 mmol/l. In Kontroll-Untersuchungen hat sich die Normalisierung der TSH-, Selen- und Thymulin-Blutplasmakonzentrationen und die Vermehrung von CD4+-spezifischen T-Lymphozyten und CD56+-spezifischen NK-Zellen nach­ weisen lassen. Es traten keinerlei Nebenwirkungen oder Zeichen von Über­ dosierung auf.
Zusätzliche Wirkungen von "mid-life drops"
"Mid-life drops" sind zur Ergänzung der Nahrung besonders im mittleren Lebens­ alter gedacht, bevor im Körper irreversible atherosklerotische Schädigungen eingetreten sind.
Da die Atherosklerose in Deutschland immer früher auftritt, ist die kombinierte Zufuhr von Iod, Zink und Selen aber auch jüngeren Menschen zu empfehlen. Die Ergänzung der Nahrung durch Iod-, Zink- und Selen in "mid-life drops" ist besonders sinnvoll bei zusätzlicher atherogener Belastung (z. B. für Raucher, bei beruflicher Ozon- oder Schwermetallbelastung, für Alkoholiker, bei erhöh­ tem Homozysteinspiegel), bei verminderter Nahrungsaufnahme (appetitlose Patienten, während Abmagerungskuren, bei Bulimie, Anorexie) sowie während Behandlungen, die zu Defiziten führen (bei Dialysen oder Apherese).
Zur Behebung der drei häufigsten Spurenelement-Defizite und zur Abwendung häufiger Infektionen und sind mid-life drops in jedem Lebensalter anwendbar.
"Mid-life drops" dienen der praktischen Realisierbarkeit von Zufuhrempfeh­ lungen der DGE. Die häufigen Spurenelement-Defizite für Iod, Zink und Selen infolge der üblichen Ernährungsweise und zusätzlicher Belastungen können durch die tägliche, langjährige Anwendung von "mid-life drops" verhindert werden. Die Anwendung von "mid-life drops" ist besonders Personen im mittleren Lebensalter zu empfehlen, weil sie geeignet sind, ernährungs­ bedingte Erkrankungsrisiken zu vermeiden und vor vorzeitigen Alterungs­ erscheinungen und Polymorbidität zu schützen.

Claims (2)

1. Mittel zur Prävention defizitbedingter Infektions- und Alterserkrankungen auf der Grundlage einer Kombination der Spurenelemente Zink, Jod und Selen, sowie üblicher Hilfsstoffe, dadurch gekennzeichnet, daß in 1 ml einer wässrigen Lösung 50 mg Zink, 0,5 mg Jod und 0,5 mg Selen sowie 0,1 ml eines mehrwertigen, niederen Alkohols enthalten sind.
2. Mittel nach Anspruch 1, dadurch gekennzeichnet, daß Zink als Zinksulfat, Jod als Kaliumjodid, Selen als Selendioxid eingesetzt werden und als mehrwertiger, niederer Alkohol Glycerin p. a. dient.
DE1996154822 1996-12-24 1996-12-24 Mittel zur Prävention defizitbedingter Infektions- und Alterserkrankungen Expired - Fee Related DE19654822C1 (de)

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