DE19653730A1 - Immobilisierte Proteine aus Rohextrakt und deren Verwendung zur Umsetzung von Estern - Google Patents
Immobilisierte Proteine aus Rohextrakt und deren Verwendung zur Umsetzung von EsternInfo
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Description
Die vorliegende Erfindung betrifft immobilisierte Proteine aus Rohextrakt und deren
Verwendung für die Fermentation in Bioreaktoren.
Bei biochemischen und biotechnologischen Verfahren laufen sehr häufig mehrere
Reaktionen gleichzeitig ab, von denen in der Regel nur eine das gewünschte Produkt
liefert.
Alle dabei ablaufenden Reaktionen werden als Simultanreaktionen bezeichnet (z. B.
Folge- und Parallelreaktionen).
In der Produktion, die im technischen Maßstab erfolgt, kommt es darauf an, eine
möglichst hohe Ausbeute an Endprodukten bei gleichzeitig hoher Reinheit und
geringen Kosten zu erhalten.
Wichtige Enzyme, die bei biochemischen bzw. biotechnologischen Umsetzungen in
Fermentern bzw. Bioreaktoren zur Anwendung kommen, sind Esterasen.
Carboxylesterasen sind in der Natur sehr weit verbreitet. Sie katalysieren die
Hydrolyse von Carbonsäureestern zu freien Säureanionen und Alkoholen.
Es ist bereits ein Verfahren zur Herstellung von Benzodicarbonsäuremonomeren und
deren Derivaten unter Verwendung von Schweineleber-Carboxyesterase bekannt (JP
2-199616).
Es ist ferner bekannt, daß für die Fermentation geeignete Enzyme immobilisiert
werden können.
Die Immobilisierung wird jedoch immer mit den isolierten und gereinigten Enzymen
durchgeführt.
Es wäre deshalb wünschenswert, für eine Fermentation eine Immobilisierung der
Enzyme derart durchzuführen, daß die Enzyme vorher weder isoliert noch gereinigt
werden müssen, was Kosten einspart und was zu erheblich weniger Aktivitätsver
lusten und damit zu einer besseren Ausbeute an Produkten führt.
Es wurde nun gefunden, daß Esterasen direkt aus dem Rohextrakt von Geweben und
Zellen von Tieren oder Pflanzen ohne vorherige Isolierung und Reinigung durch
Anbindung an Harze immobilisiert werden können.
Geeignete Harze hierfür sind zum Beispiel Epoxidharze.
Gegenstand der vorliegenden Erfindung sind deshalb an Harze kovalent gebundene
und damit immobilisierte Esterasen aus Rohextrakten von tierischen oder
pflanzlichen Zellen und tierischem oder pflanzlichem Gewebe.
Als besonders wertvoll hat sich Esterase aus Schweineleber-Rohextrakt erwiesen.
Gegenstand der vorliegenden Erfindung ist somit insbesondere an Harze gebundene
Esterase aus dem Rohextrakt der Schweineleber.
Ein hierfür geeignetes Harz ist zum Beispiel das Epoxidharz Eupergit C.
Die an Harze gebundene Esterase aus Schweineleber-Rohextrakt kann zur Spaltung
von Carbonsäureestern zu freien Säureanionen und Alkoholen in Bioreaktoren mit
hoher Ausbeute und hoher Aktivität verwendet werden.
Die erfindungsgemäße immobilisierte Esterase kann vorzugsweise zur Spaltung von
Nitroisophthalsäuredimethylester (NIPA-DME) zu Nitroisophthalsäuremono
methylester (NIPA-MME) verwendet werden, wobei die unerwünschte Reaktion zu
Nitroisophthalsäure (NIPA) nicht stattfindet.
Ferner kann die erfindungsgemäße immobilisierte Esterase vorzugsweise zur
Verseifung von 2-Fluor-Ara-adenin-triacetat zum 2-F-ara-Adenin (F-araA), einer
Vorstufe von Fludara, verwendet werden.
Eine weitere vorzugsweise Verwendung der erfindungsgemäßen immobilisierten
Esterase ist die Verwendung bei der Partialverseifung vom ReichsteinS-17,21-
Diacetat zum ReichsteinS-17-Monoacetat.
Überraschend konnte mit der erfindungsgemäßen immobilisierten Esterase bei der
Fermentation eine hohe Ausbeute an Endprodukt erzielt werden.
Dies war nicht vorhersehbar, da allgemein bekannt ist, daß man bei enzymatischen
Reaktionen isolierte und gereinigte Enzyme verwendet um einen möglichst großen
Umsatz bzw. große Ausbeute zu erzielen. Eine Verunreinigung des Enzyms gilt
allgemein als aktivitätshemmend. Ferner ist allgemein davon auszugehen, daß
weitere im Rohextrakt vorliegende Enzyme die Umsetzung stören oder sogar weitere
enzymatische Reaktionen katalysieren.
Fig. 1 zeigt die SDS-Gelelektrophorese (12,5%iges Acrylamidgel) mit
gereinigter Esterase aus Schweineleber und Schweineleberesterase
aus dem Rohextrakt.
Es bedeuten:
1,7 Markerproteine (26,6 kd Triosephosphatisomerase, 55,56 kd Glutamatdehydrogenase)
2,3 gereinigte Schweineleberesterase
4-6, 8-9 Schweineleber-Rohextrakt in verschiedenen Verdünnungen
1,7 Markerproteine (26,6 kd Triosephosphatisomerase, 55,56 kd Glutamatdehydrogenase)
2,3 gereinigte Schweineleberesterase
4-6, 8-9 Schweineleber-Rohextrakt in verschiedenen Verdünnungen
Fig. 2 zeigt den für die Fermentation benötigten Aufbau
In der Abbildung bedeuten:
PC = Computer
NH3 = wäßrige Ammoniaklösung
718Stat Titrino = Titrationsgerät
T = Temperatur, gemessen über Temperaturfühler
In der Abbildung bedeuten:
PC = Computer
NH3 = wäßrige Ammoniaklösung
718Stat Titrino = Titrationsgerät
T = Temperatur, gemessen über Temperaturfühler
Fig. 3a zeigt den spezifischen Aktivitätsverlust des Immobilisats beim
Langzeiteinsatz.
Fig. 3b zeigt den normierten Aktivitätsverlust des Immobilisats beim
Langzeiteinsatz.
Die nachfolgenden Ausführungsbeispiele erläutern die Erfindung ohne diese auf die
Beispiele zu beschränken.
Frische Schweineleber wird mit Kaliumphosphat-Puffer bei pH 7,5 im Massen
verhältnis 1 : 4 bei Raumtemperatur 3 Minuten in einem Homogenisator aufgeschlos
sen. Das Homogenisat wird zentrifugiert. Der Überstand wird abdekantiert. Das
Sediment wird verworfen. Die Menge an Überstand entspricht dem eingesetzten
Puffer. Der so gewonnene Überstand ist der Schweineleberrohextrakt, der eine hohe
katalytische Aktivität besitzt. Es wurden 66 mg Gesamtprotein/ ml Extrakt erhalten.
Die Volumenaktivität der Esterase beträgt ca. 6,5 U/ ml, die spezifische Aktivität
beträgt ca. 0,1 U/ mg.
Die Quartäre Struktur der Esterase aus Schweineleber ist in den meisten Fällen ein
trimeres Protein mit drei identischen Untereinheiten und jeweils einem aktiven
Zentrum mit einem Molekulargewicht von ca. 60 kd.
Bei der Gelelektrophorese darf deshalb nur eine Bande bei 60 kd auftreten.
Zur Untersuchung der Esterase wurde deshalb ein Schweineleberextrakt, der wie im
Beispiel 1 beschrieben hergestellt wurde, in verschiedenen Verdünnungen auf ein
SDS-Gel neben käuflicher Schweineleberesterase und Markerproteinen aufgetragen.
Das Ergebnis der Gelelektrophorese ist in der Fig. 1 dargestellt.
Zu 10 ml des in Beispiel 1 erhaltenen Rohextraktes werden 1 g Eupergit C Harz
gegeben und bei Raumtemperatur 72 Stunden langsam geschüttelt. Die an Eupergit
C immobilisierte Rohextrakt-Esterase wird über eine Filternutsche von Schleim und
Blut getrennt und dreimal mit jeweils 20 ml 0,1 M Kaliumphosphat-Puffer gewaschen.
Die immobilisierte Rohextrakt-Esterase wird mit 0,1 M Kaliumphosphat-Puffer im
Verhältnis 1 : 1 gelagert.
1 g Eupergit C bindet ca. 0,7 g Protein kovalent. Die Volumenaktivität der
immobilisierten Esterase beträgt ca. 8,5 U/ g mit NIPA-DME als Substrat.
In analoger Verfahrensweise wird isolierte und gereinigte Schweineleberesterase
zum Vergleich behandelt.
Die Immobilisate der Rohextrakte aus Beispiel 3 werden im Reaktor vorgelegt. Das
Produkt kann ohne den Reaktor vollständig zu entleeren mit einem Filter abgesaugt
werden. Anschließend kann der Reaktor wieder mit Substraten neu beschickt werden.
Dieser Vorgang kann so lange wiederholt werden, bis das Enzym seine Aktivität
verloren hat.
Es hat sich in der Praxis gezeigt, daß das Verfahren mehr als 100 mal ohne
Aktivitätsverlust wiederholt werden kann.
Für das Immobilisat wurden Kinetikstudien mit 10 g/l und 50 g/l NIPA-DME
Anfangskonzentration durchgeführt. Die kinetischen Untersuchungen zeigen, daß die
Kinetikparameter für die Substrataffinität und der Inhibitionskonstante für Methanol
der freien Esterase mit denen der immobilisierten Esterase übereinstimmen.
Damit verhält sich das gebundene Enzym in seinen kinetischen Eigenschaften wie
das freie Enzym.
Die spezifische Aktivität der feuchten immobilisierten Esterase beträgt ca. 8,5 U/g
bzw. 0,51 mol Substrat/ Stunde und kg Immobilisat.
Die Gesamtaktivität des Immobilisats gegenüber der des eingesetzten
Schweineleberextraktes ist durch den Immobilisierungsprozeß auf ca. 50% reduziert.
Entscheidend für den Einsatz des Immobilisates im technischen Maßstab ist die
Stabilität des immobilisierten Enzyms beim mehrmaligen Einsatz.
Zur Immobilisierung wurde die Leber im Verhältnis 1 : 4 mit 1 M Phosphatpuffer (pH
7,5) aufgeschlossen.
Auf 500 ml Schweineleberrohextrakt mit einer spezifischen Aktivität von 6,5 U/ml und
einer Gesamtaktivität von 3250 U wurden 50 g Eupergit eingesetzt und 80 h bei 25°C
geschüttelt. Nach dem Abtrennen des Eupergits vom Extrakt wurde eine spezifische
Aktivität des Immobilisats von 35,75 U/g, bezogen auf das Trockengewicht,
festgestellt. Dies entspricht einer Gesamtaktivität von 1787,5 U und einem
Aktivitätsverlust durch die Immobilisierung von 45%. Das Immobilisat quillt während
der Immobilisierung auf ca. den 4fachen Wert gegenüber der Trockenmasse (200 g).
Da das Immobilisat im feuchten Zustand gelagert und eingesetzt wird, ist die Aktivität
des Immobilisats für den gequollenen Zustand 8,94 U/ g, bezogen auf das
Feuchtgewicht.
Mit diesem Immobilisat wurde eine Langzeitstudie durchgeführt, wobei der Einsatz
von NIPA-DME pro Ansatz 10 g/ l betrug. Die Reaktion wurde bei 38°C und einem
pH-Wert von 7,5 über einen Zeitraum von 24 Stunden durchgeführt. Dadurch erfolgte
die Abtrennung des Immobilisats von der Lösung und der erneute Einsatz des
Immobilisats. Die zeitliche Abnahme der spezifischen Aktivität und der normierten
Aktivität des Enzyms ist in Fig. 3a und Fig. 3b dargestellt. Nach etwa 200
Betriebsstunden besitzt die immobilisierte Esterase aus dem
Schweineleber-Rohextrakt noch 65% Restaktivität. Die Halbwertzeit des Immobilisats beträgt etwa
250 h und ist damit hervorragend für den technischen Einsatz im Fermenter geeignet.
Bei einer Einsatzdauer von 500 h lassen sich bei 10%iger Beladung des
Immobilisats mit 10 g/l NIPA-DME mindestens 100 Batches mit einer mittleren
Reaktionszeit von 5 Stunden fahren.
Die Durchführung der kontrollierten Fermentation erfolgte in einem Biostat ED
Fermenter gemäß der in Fig. 2 dargestellten Anordnung.
Der Vergleich wurde mit 10 g NIPA-DME/l durchgeführt.
Es wurde käufliche gereinigte Schweineleber-Esterase (103 U/ mg Protein) und
Esterase aus Schweineleberrohextrakt in analoger Weise behandelt.
Es wurde zunächst jeweils die enzymatische Aktivität der ungebundenen Esterasen
(gereinigt und aus Rohextrakt) untersucht.
Anschließend wurden die gereinigte Esterase und der Rohextrakt, der die
ungereinigte Esterase enthält, gemäß Beispiel 3 mit Eupergit C umgesetzt.
Beim Vergleich der ungebundenen Schweineleber-Esterasen ergibt sich, daß für
einen vergleichbaren Umsatz im Gegensatz zur gereinigten Esterase nur ca. 1/30 der
Menge an immobilisiertem Rohextrakt verwendet werden muß. Hierbei entsprechen
2 g Proteinrohextrakt etwa 70 mg gereinigter käuflicher Esterase.
Beim Vergleich der an Eupergit C gebundenen Schweineleberesterasen ergibt sich,
daß zur Erzielung vergleichbarer Resultate im Gegensatz zur gereinigten Esterase
nur etwa 1/5 der Menge an immobilisiertem Rohextrakt aufgebracht werden muß.
Hierbei entsprechen 4 g immobilisierter Rohextrakt etwa 0,75 g immobilisierter
gereinigter Esterase.
Aus den Ergebnissen ist zu erkennen, daß das Immobilisat aus dem Rohextrakt der
Schweineleber wesentlich aktiver ist, als das Immobilisat mit käuflicher
Schweineleber-Esterase. Neben der wesentlich höheren Aktivität ist das Immobilisat
aus dem Rohextrakt gegenüber dem Immobilisat aus gereinigter Esterase auch
weitaus billiger in der Herstellung, da die vorgeschalteten aufwendigen
Reinigungsverfahren entfallen.
Claims (8)
1. An Harze kovalent gebundene nicht isolierte und gereinigte Esterasen aus
Rohextrakten von tierischen oder pflanzlichen Zellen und tierischem oder
pflanzlichem Gewebe zur Fermentation in Bioreaktoren.
2. An Harze gebundene Esterase gemäß Anspruch 1, dadurch gekennzeichnet,
daß die Esterase aus dem Rohextrakt der Schweineleber gewonnen wird.
3. An Harze gebundene Esterase gemäß den Ansprüchen 1 und 2, dadurch
gekennzeichnet, daß das Harz ein Epoxidharz ist.
4. Verwendung der Esterasen gemäß den Ansprüchen 1-3 zur Spaltung von
Carbonsäureestern zu freien Säureanionen und Alkoholen.
5. Verwendung der Esterasen gemäß den Ansprüchen 1-3 zur Spaltung von
Carbonsäureestern zu freien Säureanionen und Alkoholen in Bioreaktoren.
6. Verwendung der Esterasen gemäß den Ansprüchen 1-3 zur Spaltung von
Nitroisophthalsäuredimethylester (NIPA-DME) zu Nitroisophthalsäuremono
methylester (NIPA-MME).
7. Verwendung der Esterasen gemäß den Ansprüchen 1-3 zur Verseifung von
2-Fluoro-Ara-triacetat zum 2-F-ara-Adenin.
8. Verwendung der Esterasen gemäß den Ansprüchen 1-3 zur
Partialverseifung von ReichsteinS-17,21-diacetat zu ReichsteinS-17-
monoacetat.
Priority Applications (7)
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