DE19644615C1 - Wäßriges Zeikomponentenüberzugsmittel und seine Verwendung - Google Patents
Wäßriges Zeikomponentenüberzugsmittel und seine VerwendungInfo
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Description
Die Erfindung betrifft wäßrige Überzugsmittel auf der Basis von
Polyolen insbesondere zur Beschichtung von Kunststoffsubstraten sowie
deren Verwendung.
In der Autoindustrie werden zunehmend Formteile aus Kunststoff
substraten, insbesondere aus Polyolefinen, beispielsweise
Polypropylenen in reiner Form oder in modifizierter Form (PP-Blend),
immer umfassender aufgrund der exzellenten Gesamteigenschaften im
Vergleich zu anderen Kunststoffen eingesetzt. Um den hohen Gehalt an
organischem Lösemittel zu senken, werden zunehmend Überzugssysteme auf
wäßriger Basis entwickelt.
So sind wäßrige Überzugsmittel auf der Basis von Epoxidharzen bzw.
Acrylatharzen in Form von 2-Komponentensystemen aus der DE-A 41 23 860
bzw. EP-A 0 358, 979 bekannt. Bei der Beschichtung von Kunststoff
substraten, insbesondere von unvorbehandelten Polyolefin-Substraten,
ist jedoch keine ausreichende Haftung zum Untergrund erreichbar. Des
weiteren entstehen bei höheren Schichtstärken Fehlstellen, wie Kocher
oder Nadelstiche.
In der DE-A-39 10 901 werden wäßrige Beschichtungszusammensetzungen für
Kunststoffteile beschrieben, die wäßrige Emulsionen von Acrylatharzen
oder Polyurethanharzen, chlorierte Polyolefine sowie gegebenenfalls
Pigmente oder Additive enthalten. Die Herstellung dieser Überzugsmittel
ist aufgrund eines speziellen Schmelzverfahrens für die chlorierten
Polyolefine sowie durch den Verfahrensschritt einer azeotropen
Destillation von organischem Lösemittel sehr aufwendig.
Laut EP-A-0 539 710 sind wäßrige Haftgrundierungsmittel auf der Basis
von chlorierten Polyolefinen, organischem Lösemittel, Emulgatoren sowie
Pigmenten und gegebenenfalls einem filmbildenden Bindemittel für die
Kunststofflackierung einsetzbar. Beim Auftrag von lösungsmittelhaltigen
Lacken auf derartige Grundierungsschichten kann es zum Ablösen der
Grundierungsmittel und somit zu Störungen im Lack kommen.
In der EP-A-0 587 061 (H 32 088) wird ein wäßriges Überzugsmittel auf
der Basis von Polyolen beschrieben, das außerdem chlorierte
Polyolefine, organisches Lösemittel und gegebenenfalls weitere
Bindemittel sowie Polyisocyanate enthält. Es kann als Grundierungs
mittel, für Einschichtlackierungen oder als Basislack ohne vorherige
Grundierung für Kunststoffsubstrate verwendet werden. Als Pigmente sind
verwendbar Titandioxid, Talkum und Ruß. Die Beschichtungs
zusammensetzung ermöglicht eine gute Haftung, insbesondere zu
Polyolefin-Kunststoffsubstraten, sowie eine glatte und störungsfreie
Oberfläche.
Es können auch in üblicher Weise Nachfolgeschichten appliziert werden,
wie z. B. durch Spritzen, Rollen, Tauchen. Für die elektrostatische
Applikation von Nachfolgeschichten ist das Überzugmittel jedoch nicht
geeignet.
Die für elektrostatisches Nachfolgebeschichten erforderliche
Oberflächenleitfähigkeit kann durch die Verwendung elektrisch
leitfähiger Grundierungen bzw. Primer erreicht werden.
Diese enthalten beispielsweise elektrisch leitfähigen Ruß oder Graphit
(siehe Glasurit-Handbuch der BASF Lacke + Farben AG, 1984, Seite 606
bis 607). Die Verwendung derartiger leitfähiger Lacke ist jedoch
nachteilig wegen ihres höheren Gehaltes an organischem Lösemittel.
Aufgabe der vorliegenden Erfindung ist es, zur Überwindung der
benannten technischen Nachteile ein Überzugsmittel für Polyolefin
substrate, insbesondere Polypropylen-Blends, zur Verfügung zu stellen,
die wäßrig sind und neben einer hervorragenden Haftung eine
elektrostatische Applikation von Nachfolgeschichten ermöglichen. Des
weiteren soll der Einsatz von chlorierten Polyolefinen vermindert
werden.
Diese Aufgabe wird gelöst durch ein Überzugsmittel auf der Basis von
vernetzenden, wasserverdünnbaren 2-Komponenten (2K)-Harzsystemen, die
chlorierte und/oder unchlorierte Polyolefine und geringe Anteile an
organischem Lösemittel enthalten.
Das erfindungsgemäße Verfahren ist dadurch gekennzeichnet, daß es
enthält
10 bis 40 Gew. -% eines oder mehrerer Polyole mit einem Zahlenmittel der Molmasse von 300 bis 2.000.000, einer OH-Zahl von 10 bis 400 mg KOH/g und einem Gehalt bis 400 Milliäquivalenten/100 g Festharz an ionischen Gruppen und/oder in ionische Gruppen überführbaren Gruppen,
0,5 bis 10 Gew. -% eines oder mehrerer chlorierter und/oder unchlorierter Polyolefine,
1 bis 35 Gew. -% elektrisch leitfähiger Pigmente und/oder Füllstoffe,
5 bis 30 Gew. -% eines oder mehrerer organischer Lösemittel
25 bis 75 Gew. -% Wasser und
1 bis 30 Gew. -% Polyisocyanate mit durchschnittlich mindestens zwei freien Isocyanatgruppen pro Molekül, wobei die Summe der genannten Bestandteile 100 Gew. -% beträgt und das Mengenverhältnis zwischen der Polyisocyanatkomponente und der Polyolkomponente so gewählt wird, daß die Anzahl der reaktiven NCO-Gruppen zu der Anzahl der OH-Gruppen im Verhältnis 5 : 1 bis 0,5 : 1 liegt.
10 bis 40 Gew. -% eines oder mehrerer Polyole mit einem Zahlenmittel der Molmasse von 300 bis 2.000.000, einer OH-Zahl von 10 bis 400 mg KOH/g und einem Gehalt bis 400 Milliäquivalenten/100 g Festharz an ionischen Gruppen und/oder in ionische Gruppen überführbaren Gruppen,
0,5 bis 10 Gew. -% eines oder mehrerer chlorierter und/oder unchlorierter Polyolefine,
1 bis 35 Gew. -% elektrisch leitfähiger Pigmente und/oder Füllstoffe,
5 bis 30 Gew. -% eines oder mehrerer organischer Lösemittel
25 bis 75 Gew. -% Wasser und
1 bis 30 Gew. -% Polyisocyanate mit durchschnittlich mindestens zwei freien Isocyanatgruppen pro Molekül, wobei die Summe der genannten Bestandteile 100 Gew. -% beträgt und das Mengenverhältnis zwischen der Polyisocyanatkomponente und der Polyolkomponente so gewählt wird, daß die Anzahl der reaktiven NCO-Gruppen zu der Anzahl der OH-Gruppen im Verhältnis 5 : 1 bis 0,5 : 1 liegt.
Des weiteren können lackübliche Additive, weitere Pigmente und/oder
Füllstoffe sowie gegebenenfalls weitere Bindemittel enthalten sein. Die
vorstehenden Gew.-% beziehen sich, sofern sie Harze betreffen, auf den
Harzfestkörper. Das Hauptlösemittel ist Wasser.
Das Überzugsmittel soll als 2-Komponenten-Überzugsmittel vorliegen. Die
eine Komponente enthält die Polyole und die andere Komponente enthält
die Polyisocyanate. Die Polyolkomponente liegt in wasserverdünnter Form
vor und die Polyisocyanatkomponente ist zusammen mit der Polyol
komponente in Wasser dispergierbar. Die Polyolefine, Lösemittel,
gegebenenfalls weitere Bindemittel, Pigmente, Füllstoffe und weitere
lacktechnische Additive können in einer der beiden oder in beiden
Komponenten enthalten sein. Zu beachten ist dabei die Gewährleistung
der Lagerstabilität der einzelnen Komponenten.
Die Viskosität des applikationsfertigen Überzugsmittels kann durch
Verdünnen mit Wasser auf den gewünschten Bereich eingestellt werden.
Die Mengenverhältnisse der leitfähigen Pigmente und/oder Füllstoffe
sind so zu wählen, daß eine ausreichende Nachfolgebeschichtung durch
elektrostatische Applikationen erfolgen kann. Der Mengenanteil dieser
Pigmente liegt in einem Bereich von 1 bis 35 Gew.-%. Bevorzugt sind die
leitfähigen Pigmente in einer Menge von 2 bis 30 Gew. -% verwendbar.
Die Vernetzung des erfindungsgemäßen Überzugsmittels kann bereits bei
Raumtemperatur erfolgen. Um die Vernetzung zu beschleunigen, können
Katalysatoren zugesetzt werden, oder es wird die Trocknungstemperatur
erhöht. Bevorzugte Temperaturen liegen bei 40 bis 120°C.
Die erfindungsgemäß einsetzbaren Polyol-Komponenten sind bekannte
Bindemittel, z. B. Polymere, auf der Basis von radikalisch
polymerisierbaren Monomeren, die OH-Gruppen enthalten,
OH-gruppenhaltige Polyester und/oder OH-gruppenhaltige Polyurethane. Die
zahlenmittlere Molmasse liegt bei 300 bis 2×10⁶, die Hydroxylzahl bei
10 bis 400. Zusätzlich zu den OH-Gruppen, Ester-Gruppen,
Urethan-Gruppen, können ionische, nichtionische Gruppen oder in ionische
Gruppen überführbare Gruppen enthalten sein. Dies können kationische
oder in kationische Gruppen überführbare Substituenten sein, z. B.
Amino-Gruppen. Besonders geeignet sind jedoch anionische oder in
anionische Gruppen überführbare Substituenten, z. B. Carboxyl-Gruppen,
Phosphorsäure-Gruppen sowie Sulfonsäure-Gruppen. Der Gehalt an
ionischen Gruppen beträgt bis 400 Milliäquivalente/100 g
Festharz. Die Polyolkomponente liegt in Form einer wäßrigen Dispersion
Beispiele für Polymere auf der Basis von radikalisch polymerisierbaren
Monomeren sind in EP-A-0 358 979 beschrieben. Dies können z. B. Styrole,
(Meth)acrylsäurealkylester, Hydroxylalkylester der (Meth)acrylsäure,
Epoxldgruppen- oder Amidgruppen enthaltene Monomere, wie z. B. Glycidyl
(Meth)acrylat oder N-Methoxirncthyl(meth)acryiamid sein.
Die ionischen Gruppen können über olefinisch ungesättigte Monomere
eingeführt werden, die in ionische Gruppen überführbare
Funktionalitäten aufweisen, beispielsweise olefinisch ungesättigte
Mono- oder Dicarbonsäuren, wie z. B. Acrylsäure, Malelnsäure-Itaconsäure
und gegebenenfalls Halbester davon oder über Verbindungen
wie 2-Acrylamido-2-Methylpropansulfonsäure. Die Herstellung der
Polymerisate erfolgt nach üblichen Verfahren, z. B. durch
Lösungspolymerisation.
Wasserdispergierbare Polyurethanharze sind beispielsweise in der
DE-A-41 24 453 und der DE-A-40 00 889 beschrieben. Die Polyurethanharze
werden z. B. hergestellt durch Umsetzung zwei- oder mehrwertiger
gesättigter linearer oder verzweigter aliphatischer oder
cykloaliphatischer Polyalkohole mit linearen oder verzweigten
aliphatischen cykloaliphatischen oder aromatischen Polyisocyanaten und
gegebenenfalls linearen oder verzweigten allphatischen oder
cykloaliphatischen Monoalkoholen.
Ionische Gruppen werden z. B. durch Einreagieren von Anteilen von
niedrigmolekularen Dialkoholen eingeführt, die eine anlonische oder zur
Anionenbildung befähigte Gruppe, bevorzugt eine Carboxyl-Gruppe,
enthalten.
Die Polyurethan-Polyole weisen bevorzugt eine OH-Zahl von 20 bis 250
auf. Die Säurezahl beträgt 50 bis 150, bevorzugt 10 bis 60. Das
Zahlenmittel der Molmasse liegt bevorzugt bei 2000 bis 50000.
Erfindungsgemäß verwendbare Polyester-Polyole mit anionischen Gruppen
sind z. B. die in DE-A-32 13 160, DE-A-28 24 418 und US-A-3 053 783
beschriebenen Polyester. Dies können seien lineare oder verzweigte
ölfreie Polyester auf der Basis von zwei- oder mehrwertigen linearen
oder verzweigten aliphatischen oder cykloaliphatischen gesättigten
Polyalkoholen sowie linearen oder verzweigten aliphatischen,
cykloaliphatischen oder aromatischen zwei- oder mehrbasischen
Carbonsäuren, die gegebenenfalls mit linearen oder verzweigten
aliphatischen Monoalkoholen polykondensiert sein können.
Verwendbare Alkohole enthalten vorzugsweise 2 bis 21 C-Atome, z. B.
Hexandiol, Neopentylglycol, 2,2,4-Trimethylpentandiol-1,3.
Die zwei- oder mehrbasischen Carbonsäuren enthalten vorzugsweise 5 bis
10 Kohlenstoffatome, beispielsweise Isophthalsäure, Terephthalsäure,
1,3-Cyklohexandicarbonsäure oder Butylisophthalsäure. Anionische
Gruppen können zusätzlich eingebaut werden durch Umsetzung mit niedrig
molekularen Dialkoholen, welche zusätzlich zur Anionbildung befähigte
Säuregruppen enthalten.
Die Polyester können auch durch Reaktion mit Diisocyanaten im
Molekulargewicht vergrößert werden. Weitere Modifizierungen können
gegebenenfalls über reaktive Gruppen z. B. OH-Gruppen durchgeführt
werden.
Die erfindungsgemäß verwendbaren Polyesterpolyole haben bevorzugt ein
Molekulargewicht von 2000 bis 50000, besonders bevorzugt von 3000 bis
15000.
Die OH-Zahl beträgt 20 bis 200, die Säurezahl 10 bis 150.
Die Herstellung der Polyesterpolyole erfolgt nach bekannten Verfahren,
beispielsweise azeotrop oder in Schmelze durch stufenweise Reaktion.
Nach Erreichen der gewünschten Endwerte kann der Polyester zur
Erzielung einer guten Verarbeitungsviskosität gegebenenfalls mit
Lösungsmittel verdünnt werden.
Über die einsetzbaren Dicarbonsäuren oder Polyalkohole können die
Polyester in ihren Eigenschaften beeinflußt werden, beispielsweise
Erhöhung der Flexibilität durch höherkettige aliphatische Alkohole,
Verminderung der Elastizität durch Einführen von aromatischen
Dicarbonsäuren.
Die erfindungsgemäß verwendbaren Polyole können nach Neutralisationen
eines Teils der vorhandenen ionischen Gruppen ohne weitere Emulgatoren
in die Wasserphase überführt werden. Sie können gegebenenfalls noch
herstellungsbedingt geringe Reste an organischem Lösemittel enthalten.
Es ist jedoch auch möglich, Emulgatoren zuzusetzen, wobei dieser Zusatz
möglichst gering sein sollte.
Die erfindungsgemäß einsetzbaren Polyisocyanate sind lackübliche und
gegebenenfalls hydrophilisierte und/oder partiell blockierte
Polyisocyanate. Sie weisen im Durchschnitt mindestens 2 freie
Isocyanatgruppen pro Molekül auf. Derartige Polyisocyanate werden
beispielsweise in der EP-A-0 358 979 beschrieben. Dies sind organische
Polyisocyanate, z. B. Diisocyanate mit aliphatisch, cykloaliphatisch
und/oder aromatisch gebundenen freien Isocyanatgruppen. Unter Umständen
können verschiedene Polyisocyanate miteinander gemischt werden. Des
weiteren können zum Erreichen der Viskosität Anteile an inerten
Lösemitteln zugesetzt werden. Beispiele für verwendbare Polyisocyanate
sind die bekannten, üblichen Lackpolyisocyanate wie beispielsweise
Hexamethylendüsocyanat, Isophorondilsocyanat,
Tetramethylxylylendiisocyanat.
Diese können durch bekannte Verfahren in Oligomere überführt sein, die
beispielsweise Biuret, Urethan, Urethdion oder Isocyanuratgruppen
aufweisen.
Die erfindungsgemäße Zusammensetzung kann chlorierte und/oder
nichtchlorierte Polyolefine enthalten.
Als chlorierte Polyolefine können handelsübliche Materialien einzeln
oder im Gemisch eingesetzt werden. Dabei kann es sich insbesondere um
chloriertes Polyethylen, chloriertes Polypropylen oder chlorierte
Copolymere davon mit einem Chlorierungsgrad von vorzugsweise 10 bis
45% handeln. Das zahlenmittlere Molekulargewicht der chlorierten
Polyolefine beträgt vorzugsweise 700 bis 70000. Die chlorierten
Polyolefine können modifiziert eingesetzt werden z. B. durch Einbau
polarer Gruppen, wie beispielsweise Maleinsäureanhydrid. Sie können als
organisch gelöstes Harzpulver oder als wäßrige Suspension bzw. Emulsion
eingesetzt werden.
Zur Senkung des Gehalts an chlorierten Polyolefinen können alternativ
nichtchlorierte Polyolefine beispielsweise entsprechend DE 43 08 349
und JP 03 122 125 oder Polyolefin-Acrylat-Copolymerisate entsprechend
DE 44 32 985 mit einem mittleren Molekulargewicht von 1000 bis 50000
eingesetzt werden.
Gegebenenfalls können diese Polymere ebenfalls modifiziert sein, z. B.
durch Einbau polarer Gruppen wie beispielsweise Maleinsäureanhydrid und
Acrylsäure.
Die unchlorierten Polyolefine können allein oder im Gemisch mit den
chlorierten Polyolefinen zum Einsatz kommen.
Die chlorierten und die unchlorierten Polyolefine können als wäßrige
Dispersion eingesetzt werden. Diese können aufgrund der Herstellung
noch geringe Anteile an organischen Lösemitteln aufweisen sowie Anteile
an ionischen oder nicht-ionischen Emulgatoren. Beispielsweise kann der
Polyolefinanteil im Überzugsmittel in Form einer Dispersion analog der
WO 93/01 244 oder der WO 90/12 056 zugesetzt werden.
Als organische Lösemittel sind z. B. lacktechnisch übliche Lösemittel
wie Ketone, Kohlenwasserstoffe, Alkohole, Glykolether, wie z. B. Xylol,
Toluol, Mesitylen, Benzylalkohol, geeignet. Die Menge an organischen
Lösemitteln soll möglichst gering gehalten werden.
Die erfindungsgemäßen Überzugsmittel enthalten elektrisch leitfähige
Pigmente und/oder Füllstoffe. Dies können Pigmente oder Füllstoffe auf
anorganischer oder organischer Basis ein. Eingesetzt werden können
kommerziell erhältliche deckende und transparente elektrisch leitfähige
Pigmente und/oder Füllstoffe, wie sie beispielsweise zur antistatischen
Ausrüstung von polymeren Beschichtungsstoffen für Geräte, Flächen und
Bauteile bekannt sind. Dies können leitfähig beschichtetes TiO₂,
Bariumsulfat, dotiertes Zinndioxid, dotiertes Zinkoxid (dotiert z. B.
mit Aluminium, Gallium, Antimon und Wismut), leitfähig beschichtetes
Kaliumtitanat sowie leitfähige Ruß-Typen sein.
Diese können nach Applikation des erfindungsgemäßen Überzugsmittels auf
dem Substrat schwarze bis weiße Färbungen ergeben, beispielsweise bei
Verwendung von Ruß- oder Titandioxidtypen.
Durch Beimischung von Buntpigmenten können gegebenenfalls weitere
Färbungen erzielt werden. Bevorzugt sind helle Färbungen.
Die Pigmente werden vorzugsweise in der Polyolkomponente direkt
angerieben. Gegebenenfalls ist es möglich, insbesondere bei schwer zu
dispergierenden Pigmenten wie z. B. Rußtypen, eine Pigmentpaste zu
benutzen unter Verwendung zusätzlicher Bindemittel (Anreibeharze) z. B.
auf Polyurethan-, Polyacrylat-, Polyether- und Polyesterharzbasis.
Darin werden die Pigmente fein dispergiert. Die dazu notwendigen
Aggregate und Vorgehensweisen sind dem Fachmann geläufig.
Leitfähige Pigmente können in einem Gehalt von 1 bis 35 Gew.-% in der
erfindungsgemäßen Zusammensetzung enthalten sein. Bevorzugt werden 1
bis 5 Gew. -% bei dunklen bis schwarzen Pigmenten und 5 bis 25 Gew. -%
bei grauen bis hellen Pigmenten eingesetzt.
Gegebenenfalls können die Überzugsmittel weitere Pigmente sowie
Additive enthalten. Als Additive sind die üblichen lacktechnischen
Additive verwendbar wie beispielsweise Netzmittel, Dispergier
hilfsmittel, Antischaummittel, verlaufsfördernde Mittel, Katalysatoren,
Rheologieadditive sowie Antikratermittel.
Gegebenenfalls können die erfindungsgemäßen Überzugsmittel noch Anteile
weiterer Bindemittel enthalten, die bevorzugt nicht mit den
vernetzenden Komponenten reagieren. Dies können z. B. wäßrige
Polyurethan-, Polyester-, entsprechende Copolymerisat-Dispersionen oder
wäßrige Dispersionen aus Mischungen derartiger Harze sein, die
vorzugsweise der Polyolkomponente zugemischt werden.
Zur Herstellung der erfindungsgemäßen Überzugsmittel liegen die
filmbildenden Harze in der Wasserphase überführt vor. Dabei kann ganz
oder teilweise neutralisiert werden, um eine stabile wäßrige Emulsion
zu erhalten. In der Bindemittelkomponente ist bevorzugt die
Polyolefin-Zubereitung enthalten sowie gegebenenfalls die weiteren nicht
reaktiven, wasserverdünnbaren Bindemittel. Weiterhin können in dieser
Komponente gegebenenfalls Additive und/oder Pigmente oder Füllstoffe
enthalten sein.
Die zweite Komponente enthält die Polyisocyanate. Unter Umständen
können in diesem Bestandteil weitere Additive (z. B. Antischaummittel)
enthalten sein. Es können auch Anteile der Polyolefinzubereitung
eingearbeitet werden.
Die Polyisocyanatkomponente wird in der wäßrigen Dispersion der
Bindemittelkomponente dispergiert. Mit Wasser kann das erfindungsgemäße
Überzugsmittel auf eine geeignete Verarbeitungsviskosität eingestellt
werden.
Als Substrate sind bevorzugt Kunststoffsubstrate, insbesondere
modifizierte oder nicht modifizierte Polyolefine geeignet. Beispiele
hierfür sind insbesondere Polyethylen- oder Polypropylensubstrate sowie
Substrate aus Copolymeren oder Mischungen davon, z. B. PP-EPDM-Blends.
Das erfindungsgemäße Überzugsmittel wird auf das vorzugsweise nicht
vorbehandelte Substrat gegebenenfalls nach dessen Reinigung
aufgetragen. Danach wird der Überzug chemisch vernetzt, gegebenenfalls
kann das durch erhöhte Temperatur unterstützt werden. Die Vernetzungs
temperatur des Überzugsmittels kann je nach der Temperatur
empfindlichkeit des Substrates ausgewählt werden, da die erfindungs
gemäßen Überzugsmittel über einen breiten Temperaturbereich vernetzen
können. Bevorzugt ist ein Temperaturbereich von 40 bis 120°C.
Nach dem Vernetzen erhält man homogen beschichtete Kunststoffsubstrate
mit einer störungsfreien Oberfläche, wobei die erhaltenen Überzüge sich
durch eine ausgezeichnete Haftung zum Substrat trotz Senkung des
CPO-Gehaltes bzw. Verwendung unchlorierter Polyolefine sowie durch eine
gute Kälteschlagzähigkeit auszeichnen.
Die erfindungsgemäßen Überzugsmittel werden insbesondere als elektrisch
leitfähige Haftgrundierungen eingesetzt. Auf die daraus resultierende
leitfähige Kunststoffbeschichtung können dann weitere Überzüge z. B.
Basislack, Klarlacküberzüge oder Unidecklack-Überzüge unter Verwendung
elektrostatischer Applikationsmethoden aufgetragen werden. Diese
ermöglichen im Vergleich zu den herkömmlichen Applikationsmethoden eine
deutliche Reduzierung von Overspray.
Die erhaltenen Mehrschichtaufbauten zeigen eine sehr gute Haftung zum
Substrat, eine gute Kälteelastizität und keine Oberflächenveränderung
bei Belastung durch Feuchtigkeit.
Claims (6)
1. Wäßriges Zweikomponentenüberzugsmittel auf der Basis eines oder
mehrerer Polyole und eines oder mehrerer Polyisocyanate, insbesondere
zur Beschichtung von Kunststoffsubstraten, wobei das oder die Polyole
in einer ersten Komponente und das oder die Polyisocyanate in einer
zweiten Komponente vorliegen und die Komponenten vor der Anwendung
vereinigt werden,
dadurch gekennzeichnet, daß das Überzugsmittel nach der Vereinigung
der Komponenten folgende Bestandteile enthält:
10 bis 40 Gew. -% eines oder mehrerer Polyole mit einem Zahlenmittel der Molmasse von 300 bis 2.000.000, einer OH-Zahl von 10 bis 400 mg KOH/g und einem Gehalt von bis zu 400 Milliäquivalenten/100 g Festharz an ionischen Gruppen und/oder in ionische Gruppen überführbaren Gruppen,
0,5 bis 10 Gew. -% eines oder mehrerer chlorierter und/oder unchlorierter Polyolefine,
1 bis 35 Gew. -% elektrisch leitfähiger Pigmente und/oder Füllstoffe,
5 bis 30 Gew. -% eines oder mehrerer organischer Lösemittel
25 bis 75 Gew.-% Wasser und
1 bis 30 Gew. -% Polyisocyanate mit durchschnittlich mindestens zwei freien Isocyanatgruppen pro Molekül, wobei die Summe der genannten Bestandteile 100 Gew. -% beträgt und das Mengenverhältnis zwischen der Polyisocyanatkomponente und der Polyolkomponente so gewählt wird, daß die Anzahl der reaktiven NCO-Gruppen zu der Anzahl der OH-Gruppen im Verhältnis 5 : 1 bis 0,5 : 1 liegt.
10 bis 40 Gew. -% eines oder mehrerer Polyole mit einem Zahlenmittel der Molmasse von 300 bis 2.000.000, einer OH-Zahl von 10 bis 400 mg KOH/g und einem Gehalt von bis zu 400 Milliäquivalenten/100 g Festharz an ionischen Gruppen und/oder in ionische Gruppen überführbaren Gruppen,
0,5 bis 10 Gew. -% eines oder mehrerer chlorierter und/oder unchlorierter Polyolefine,
1 bis 35 Gew. -% elektrisch leitfähiger Pigmente und/oder Füllstoffe,
5 bis 30 Gew. -% eines oder mehrerer organischer Lösemittel
25 bis 75 Gew.-% Wasser und
1 bis 30 Gew. -% Polyisocyanate mit durchschnittlich mindestens zwei freien Isocyanatgruppen pro Molekül, wobei die Summe der genannten Bestandteile 100 Gew. -% beträgt und das Mengenverhältnis zwischen der Polyisocyanatkomponente und der Polyolkomponente so gewählt wird, daß die Anzahl der reaktiven NCO-Gruppen zu der Anzahl der OH-Gruppen im Verhältnis 5 : 1 bis 0,5 : 1 liegt.
2. Überzugsmittel nach Anspruch 1, dadurch gekennzeichnet, daß der Anteil
an leitfähigen Pigmenten und/oder Füllstoffen 2 bis 30 Gew.-% beträgt.
3. Überzugsmittel nach Anspruch 1 oder 2, dadurch gekennzeichnet, daß als
Polyol OH-Gruppen enthaltende Polymere, OH-Gruppen enthaltende
Polyester und/oder OH-Gruppen enthaltende Polyurethane enthalten sind.
4. Verwendung der Überzugsmittel nach einem der Ansprüche 1 bis 3 zur Beschichtung
von Kunststoffsubstraten.
5. Verwendung der Überzugsmittel nach einem der Ansprüche 1 bis 3 zur Beschichtung
von Polyolefinen.
6. Verwendung der Überzugsmittel nach einem der Ansprüche 1 bis 3 zur Herstellung
der ersten Schicht einer Mehrschichtlackierung auf einem
Kunststoffsubstrat.
Priority Applications (6)
Application Number | Priority Date | Filing Date | Title |
---|---|---|---|
DE19644615A DE19644615C1 (de) | 1996-10-26 | 1996-10-26 | Wäßriges Zeikomponentenüberzugsmittel und seine Verwendung |
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