DE19639062A1 - Modellgestütztes Verfahren zur kontrollierten Kühlung von Warmband oder Grobblech in einem rechnergeführten Walz- und Kühlprozeß - Google Patents
Modellgestütztes Verfahren zur kontrollierten Kühlung von Warmband oder Grobblech in einem rechnergeführten Walz- und KühlprozeßInfo
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Description
Die Erfindung betrifft ein modellgestütztes Verfahren zur kontrollierten Kühlung in
gesteuerten Walz- und Kühlprozessen von Warmband oder Grobblech, das nach
gesteuertem Walzen in Temperaturbereichen, in denen keine Rekristallisation
stattfindet und in denen das Gefüge aus verfestigtem Austenit besteht, kontrolliert
nach einer festgelegten Kühlkurve gekühlt wird, indem es mit einer definierten
Geschwindigkeit durch die Kühlanlage transportiert wird.
Ziel der Erfindung ist es, bei Veränderungen der Endwalztemperatur FT und der
Geschwindigkeit R das gleiche Verhältnis der Gefügephasen wie unter konstanten
Prozeßbedingungen mit Hilfe eines metallphysikalischen Prozeßmodells zu
gewährleisten.
Dieses Ziel wird erfindungsgemäß durch ein metallphysikalisches Prozeßmodell
erreicht, das ein Werkstoffmodul zur Berechnung von Zeit-Temperatur-Umwandlungs-
Diagrammen (ZTU-Diagrammen) in Abhängigkeit der chemischen Zusammensetzung
und der Umform- und Kühlparameter enthält und das sowohl die Setup-Berechnung
zur Ermittlung der erforderlichen Wassermenge und Verteilung innerhalb der
Kühlstrecke durchführt, wie auch den dynamischen Führungsgrößenverlauf ermittelt,
wobei die Kühlung derart gesteuert wird, daß die Kühlkurve im berechneten Zeit-
Temperatur-Umwandlungs-Diagramm des zu kühlenden Werkstoffes so zwischen den
Nasenpunkten Ferrit- bzw. Perlitumwandlungskurve verläuft, daß sich als Kühlergebnis
ein ferritisch-bainitisches Gefüge mit dem jeweils vorab berechneten Verhältnis
zwischen diesen beiden Gefügekomponenten im Stahl bildet.
Den wesentlichen Baustein des erfindungsgemäßen Verfahrens bildet das
metallphysikalische Prozeßmodell, das eine metallkundliche Kontrolle der
Abkühleinrichtungen und eine Verbesserung der Regelung und Steuerung zum
Einhalten der geforderten Werkstoffeigenschaften über die Bandlänge ermöglicht.
Erfindungsgemäß wird weiter vorgeschlagen, daß die Position der Kühlkurve bei der
Temperatur, bei der die Bildung von Perlit einsetzt (Perlitnase der entsprechenden
Kurve) definiert wird durch ein Verhältnis XTAPS zwischen einerseits der Differenz
des Zeitlogarithmus, der für die Entstehung von Perlit benötigt wird und dem
Zeitlogarithmus, der für die Kühlung des Walzgutes von der Endwalztemperatur auf
die Temperatur, bei der die Bildung von Perlit einsetzt (Nasenpunkt) und andererseits
der Differenz des Zeitlogarithmus, der für den Beginn der Perlitumwandlung
(Nasenpunkt) benötigt wird, und dem Zeitlogarithmus, der für den Beginn der
Ferritumwandlung (Nasenpunkt) benötigt wird, wobei dieses Verhältnis XTAPS ist
kleiner als 1 und größer als 0 ist.
Die optimale Qualität der mikrolegierten Stähle ist davon abhängig, daß ein sehr
feinkörniges Sekundärgefüge bei der Umwandlung des nicht oder nur
teilrekristallisierten Austenits innerhalb der Kühlstrecke entsteht, das günstige
Eigenschaftskombinationen aufweist. Optimale Werte dieser Verfestigung des
Austenits ergeben sich durch 70-80% Reduktion bei niedrigen Temperaturen (unter
900°C). Wesentlich dabei ist, daß dieser Verfestigungszustand des umgeformten und
verfestigten Austenits bis zur Gamma/Alpha-Umwandlung erhalten bleibt. Die
Aufrechterhaltung dieser Verfestigung bis zur Umwandlung ist von den Bedingungen
der Ausscheidung der Mikrolegierungselemente und der dadurch verursachten
Verzögerung der Rekristallisation abhängig. Neben der Verfestigung der feinen,
austenitischen Körner ist es notwendig, für eine gezielte Kühlung zu sorgen, damit das
resultierende Gefüge nach der Umwandlung zum überwiegenden Teil aus Ferrit und
Bainit besteht. Perlitische Strukturen sind unerwünscht.
Weiter Merkmale der Erfindung sind in den Unteransprüchen angegeben.
Die Erfindung wird nachfolgend anhand des in der einzigen Zeichnungsfigur
dargestellten, berechneten ZTU-Diagramms eines mikrolegierten Stahles bei der
kontrollierten Kühlung erläutert.
Die Eigenschaften von gewalztem Stahl werden im wesentlichen durch die Abkühlrate
im Temperaturbereich zwischen 800 und 500°C beeinflußt. Die Abkühlrate CR (k/s)
beeinflußt die Größe des ferritischen Korns und damit die Elastizitätsgrenze. Um eine
ausreichende Abkühlrate des Walzgutes zu erreichen und die γ/α-Umwandlung im
Stahl durchzuführen, wird das Walzgut mit der Endwalztemperatur FT nach Verlassen
des letzten Walzgerüsts mit einer Wasserkühlung gekühlt. Die Kühlintensität hängt ab
von der aktiven Kühlstreckenlänge L (m) und der Geschwindigkeit R (m/s) des
Walzgutes im Bereich der Kühlung. Bezeichnet man die Zeit der Nase der
Ferritbildung als SFS, die Zeit der Nase der Perlitbildung als SPS und die Abkühlzeit
des Bandes von FT auf die Temperatur der Nase der Perlitbildung TPS als SUMTAPS
(s. Bild), ergibt sich als Differenz zwischen dem Zeitpunkt SPS, bei dem die
Perlitbildung einsetzt, und der Abkühlzeit SUMTAPS:
In(DTAPS) = In(SPS) - In(SUMTAPS)
Analog dazu lautet die Differenz zwischen den Zeitpunkten für die Ferrit- und
Perlitbildung
In(DPSFS) = In(SPS) - In(SFS)
Die Position der Kühlkurve zwischen den Zeitpunkten für die Ferrit- und Perlitbildung
wird durch den Wert XTAPS charakterisiert:
XTAPS = In(DTAPS)/In(DPSFS)
Um eine rein ferritisch-bainitsche Struktur zu erhalten, muß XTAPS kleiner als 1 und
größer als 0 sein.
Die oben beschriebenen Prozeßbedingungen für die Kühlung beziehen sich auf
statische Bedingungen. Im tatsächlichen Walzprozeß ist es jedoch nicht möglich,
Abweichungen in den Umformparametern völlig zu vermeiden, insbesondere nicht was
die Endwalztemperatur FT und die Geschwindigkeit R betrifft.
Eine erhöhte Endwalztemperatur führt zu einer Abnahme der Verfestigung des
Austenits, wodurch gleichzeitig die Zeitpunkte für die Bildung von Ferrit (SFS) bzw.
Perlit (SPS) verändert werden. Blieben die voreingestellten Kühlbedingungen aus dem
Modell unverändert, würden die geänderten Fertigwalzbedingungen eine Änderung
des Wertes von XTAPS bewirken. Das Verhältnis der Gefügephasen von Ferrit und
Bainit würde sich ändern, wodurch sich auch die erwarteten Eigenschaften des
Bandes ändern würden.
Das Ziel der Erfindung, bei Veränderungen der Endwalztemperatur FT und der
Geschwindigkeit R das gleiche Verhältnis der Gefügephasen wie unter konstanten
Prozeßbedingungen zu gewährleisten, wird durch das metallphysikalische
Prozeßmodell mit dem enthaltenen Werkstoffmodul zur Berechnung von Zeit-
Temperatur-Umwandlungs-Diagrammen (ZTU-Diagrammen) in Abhängigkeit der
chemischen Zusammensetzung und der Umform- und Kühlparameter erreicht.
Die Kühlanlage wird von einem Computer gesteuert, der u. a. darauf programmiert ist,
neue Zeiten für die Bildung von Ferrit und Perlit in Bezug auf die jeweils gemessenen
Werte für die Endwalztemperatur FT und die Geschwindigkeit R des Walzgutes aus
dem letzten Gerüst zu berechnen. Für diese neuen Bedingungen berechnet der
Computer eine neue Abkühlgeschwindigkeit CR sowie die Länge der aktiven
Wasserleitung in der Kühlstrecke.
Beide Werte werden so berechnet, daß bei einer Zunahme oder Abnahme der
Endwalztemperatur FT und der Geschwindigkeit R die Kühlgeschwindigkeit CR variiert
wird. Ändert sich die Endwalztemperatur oder die Geschwindigkeit des Walzgutes,
wird die Länge der aktiven Kühlstrecke an ihrem Anfang oder Ende verkürzt oder
verlängert, um so die Gesamtkühlzeit an einem die Anlage durchlaufenden
Walzgutquerschnitt gleich oder kleiner als die Zeit werden zu lassen, die sich aus der
vorab berechneten Differenz zwischen der Temperatur im Einlauf und im Auslauf der
Kühlanlage dividiert durch die Kühlgeschwindigkeit CR ergibt. Durch die Kombination
der beschriebenen Änderungen von Kühlgeschwindigkeit und Länge der aktiven
Kühlstrecke erreicht das Verhältnis XTAPS wenn nicht völlig, so zumindest annähernd
den vorab berechneten optimalen Wert.
Claims (5)
1. Modellgestütztes Verfahren zur kontrollierten Kühlung in gesteuerten Walz- und
Kühlprozessen von Warmband oder Grobblech, das nach gesteuertem Walzen
in Temperaturbereichen, in denen keine Rekristallisation stattfindet und in
denen das Gefüge aus verfestigtem Austenit besteht, kontrolliert nach einer
festgelegten Kühlkurve gekühlt wird, indem es mit einer definierten
Geschwindigkeit durch die Kühlanlage transportiert wird,
gekennzeichnet durch
ein metallphysikalisches Prozeßmodell, das ein Werkstoffmodul zur
Berechnung von Zeit-Temperatur-Umwandlungs-Diagrammen
(ZTU-Diagrammen) in Abhängigkeit der chemischen Zusammensetzung und der
Umform- und Kühlparameter enthält und das sowohl die Setup-Berechnung zur
Ermittlung der erforderlichen Wassermenge und Verteilung innerhalb der
Kühlstrecke durchführt, wie auch den dynamischen Führungsgrößenverlauf
ermittelt, wobei die Kühlung derart gesteuert wird, daß die Kühlkurve im
berechneten Zeit-Temperatur-Umwandlungs-Diagramm des zu kühlenden
Werkstoffes so zwischen den Nasenpunkten der Ferrit- bzw.
Perlitumwandlungskurve verläuft, daß sich als Kühlergebnis ein ferritisch
bainitisches Gefüge mit dem jeweils vorab berechneten Verhältnis zwischen
diesen beiden Gefügekomponenten im Stahl bildet.
2. Modellgestütztes Verfahren zur kontrollierten Kühlung in gesteuerten Walz- und
Kühlprozessen von Warmband oder Grobblech nach Anspruch 1,
dadurch gekennzeichnet,
daß die Position der Kühlkurve bei der Temperatur, bei der die Bildung von
Perlit einsetzt (Perlitnase der entsprechenden Kurve), definiert wird durch ein
Verhältnis XTAPS zwischen einerseits der Differenz des Zeitlogarithmus, der
für die Entstehung von Perlit benötigt wird und dem Zeitlogarithmus, der für die
Kühlung des Walzgutes von der Endwalztemperatur auf die Temperatur, bei der
die Bildung von Perlit einsetzt (Nasenpunkt) und andererseits der Differenz des
Zeitlogarithmus, der für den Beginn der Perlitumwandlung (Nasenpunkt)
benötigt wird, und dem Zeitlogarithmus, der für den Beginn der
Ferritumwandlung (Nasenpunkt) benötigt wird, wobei dieses Verhältnis XTAPS
kleiner als 1 und größer als 0 ist.
3. Modellgestütztes Verfahren zur kontrollierten Kühlung in gesteuerten Walz- und
Kühlprozessen von Warmband oder Grobblech nach Anspruch 1 und 2,
dadurch gekennzeichnet,
daß die Kühlgeschwindigkeit in der Kühlanlage bei jeder Erhöhung bzw.
Erniedrigung der Endwalztemperatur geändert wird, sofern der voreingestellte
Wert der Endwalztemperatur nicht konstant bleibt.
4. Modellgestütztes Verfahren zur kontrollierten Kühlung in gesteuerten Walz- und
Kühlprozessen von Warmband oder Grobblech nach Anspruch 1 bis 3,
dadurch gekennzeichnet,
daß die Kühlgeschwindigkeit in der Kühlanlage bei jeder Zu- bzw. Abnahme der
Geschwindigkeit des Walzgutes geändert wird, sofern die tatsächliche
Geschwindigkeit des Walzgutes am Auslauf des letzten Gerüsts von dem
voreingestellten Wert abweicht.
5. Modellgestütztes Verfahren zur kontrollierten Kühlung in gesteuerten Walz- und
Kühlprozessen von Warmband oder Grobblech nach einem der Ansprüche
1 bis 4,
dadurch gekennzeichnet,
daß die aktive Gesamtlänge der Kühlstrecke durch Ab- bzw. Hinzuschalten von
Kühleinheiten im vorderen oder hinteren Bereich verkürzt oder verlängert wird,
um die Kühlzeit eines die Anlage durchlaufenden Walzgutquerschnittes gleich
oder kleiner als die Zeit werden zu lassen, die sich aus der vorausberechneten
Differenz zwischen der Temperatur im Einlauf und im Auslauf der Kühlstrecke
dividiert durch die Kühlgeschwindigkeit CR ergibt.
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