DE19634085A1 - Brenngaselektrode zur Steuerung der Brenngasreformierungskinetik in Hochtemperaturbrennstoffzellen - Google Patents
Brenngaselektrode zur Steuerung der Brenngasreformierungskinetik in HochtemperaturbrennstoffzellenInfo
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Description
Die Erfindung betrifft eine Brenngaselektrode für eine Hochtemperaturbrenn
stoffzelle.
Festelektrolytbrennstoffzellen sind elektrochemische Energiewandler, die
Strom direkt aus gasförmigen Energieträgern (H₂, CO, CH₄, etc.) erzeugen.
Sie basieren in der Regel auf Zirkonoxid als Sauerstoff-Ionen leitendem Fest
elektrolyt und werden Temperaturen von ca. 700 bis 1000°C betrieben. Da
sie nicht wie Wärmekraftmaschinen der Carnot-Regel unterliegen, erreichen
sie deutlich höhere Wirkungsgrade von über 50%. Deshalb und wegen ihrer
geringen Emission von Schadstoffen haben sie ein hohes Potential als zu
künftige Energiewandler, speziell wenn sie Erdgas als Primärenergieträger
verwenden.
Im Hinblick auf Wirtschaftlichkeit und hohe Energiedichte ist ein planares Zell
design am günstigsten. Bei dieser Anordnung sind dünne Festelektrolytplatten
beidseitig mit porösen Elektroden beschichtet und diese abwechselnd mit
Verbindungselementen übereinander gestapelt, so daß eine bipolare Anord
nung entsteht. Fig. 1 zeigt eine derartige Anordnung, mit der viele Einzelzel
len seriengeschaltet werden können, in Explosionsdarstellung (D. Stolten,
W. Schäfer, Oxidkeramische Brennstoffzellen, Handbuch der Keramik, Elek
tronik und Elektrotechnik, Kap. 8.5.2.0, April 1994). Diese sogenannten Zell
verbunde (= Zellstacks) werden zu größeren Einheiten mit Hilfe von elektri
schen Leitersystemen und Gasleitungen modular verschaltet.
Dieselben Anordnungen, die hier für Brennstoffzellen beschrieben sind, kön
nen auch für den Umkehrprozeß der Hochtemperatur-Elektrolyse verwendet
werden, um aus Wasserdampf bei ca. 800-1000°C mit hohem Wirkungsgrad
Wasserstoff herzustellen.
Als Werkstoffe für Festelektrolyt-Brennstoffzellen werden vorzugsweise ver
wendet:
ZrO₂ mit Y₂O₃ oder anderen Seltenerdoxid-Dotierung und teil
weise Al₂O₃-Zusätzen.
Metallkeramikverbundwerkstoffe mit Nickel als metal
lischer und ZrO₂ als keramischer Komponente sowie auch teilweise (dotier
ten) GeO₂-Zusätzen. Die Metallkomponente wird zunächst in oxidischer Form
zusammen mit den restlichen keramischen Komponenten als Brenngaselek
trode auf den Elektrolyten aufgebracht. Nach der Fertigung der sogenannten
Stacks (siehe unten) wird das Metalloxid durch Reduktion (mit H₂) in die me
tallische Form in den sogenannten Ni-Cermet überführt. Die Reduktion kann
mit H₂, CO, CH₄, Formiergas, Erdgas oder Mischungen davon mit und ohne
Wasserdampfzusatz erfolgen.
Dotierte Oxide mit Perowskitstruktur, die vorzugsweise Lan
than und Mangan enthalten, wie z. B. La1-xCaxMnO₃, La1-xSrxMnO₃, La1-x
SrxCoyMn1-yO₃.
Dotiertes Lanthanchromit wie z. B. La1-xSrxCrO₃,
LaMgxCr1-xO₃, Metallische Verbindungselemente (Interconnectoren) auf
der Basis von Chrom, Nickellegierungen oder auch Hochtemperaturstählen.
Letzteres gilt insbesondere für Tieftemperaturanwendungen (ca. 600-800°C).
Die oben genannten Komponenten werden durch Hochtemperatur-Fügepro
zesse wie Glaslöten, keramisches Löten und Zusammensintern zu einem Zell
verbund zusammengefügt, wobei oft zusätzliche Dichtungselemente zwischen
Elektrolyt und Verbindungsmaterial eingebracht werden (siehe Fig. 1).
Als Brenngase für die Erzeugung von Strom in der Oxidkeramischen Brenn
stoffzelle können prinzipiell Wasserstoff, Formiergas oder Kohlenwasserstoffe,
wie Methan (CH₄) sowie Erdgas, Biogas oder ähnliches verwendet werden.
Wasserstoff (H₂) und Kohlenmonoxid (CO) können auf der Brenngasseite
direkt umgesetzt (oxidiert) werden. Andere Gase wie CH₄, Erdgas oder Bio
gas können nicht direkt umgesetzt werden. Diese Gase müssen zunächst in
einem sogenannten Reformierungsprozeß in H₂ und CO umgewandelt wer
den (vgl. Gl. 1).
CH₄+H₂O → 3H₂ + CO Gl. 1
Die in Gleichung 1 angegebene Reformierungsreaktion verläuft bei interner
Reformierung endotherm und führt damit zu einer lokalen Abkühlung am
Reaktionsort. Dies führt zu einer sehr ungleichmäßigen Temperaturverteilung
im Bauteil (Stack) und kann Rißbildung zur Folge haben.
Prinzipiell können zwei Arten von Reformierungsprozessen unterschieden
werden (K. Ledjeff, T. Rohrbach, G. Schaumberg, Internal Reforming for solid
oxide fuel cells, Sec. Int. Con. on SOFC, Athen 1991,
CEC-Report EUR 13546 EN, p. 323-333):
Bevor das Brenngas in die Brennstoffzelle geleitet wird, muß die Reformie
rungsreaktion in einem externen Reformierungs-Reaktor durchgeführt werden.
Damit eine vollständige Umsetzung des Brenngases (CH₄) erreicht werden
kann und Kohlenstoffablagerung (siehe Gleichung 2) vermieden wird, muß
Wasserdampf im Überschuß eingesetzt werden.
Kohlenstoffablagerung CH₄ ↔ C + H₂ Gl. 2
Bei der internen Reformierung findet die Reformierung des Brenngases direkt
im Brennstoffzellenstack in jeder Zelle auf der Anodenseite statt. Prinzipiell
könnte die Reformierungsreaktion zur Kühlung der Zellen genutzt werden, ins
besondere, wenn mit dieser Anordnung ein guter Wärmeaustausch erreicht
werden könnte und die Reaktion nicht zu lokaler Abkühlung führen würde.
Eine gleichmäßige Kühlung der Zellen hätte zwei Vorteile. Einerseits könnten
die notwendigen Kühlluftmengen für ein Brennstoffzellensystem stark verrin
gert werden, andererseits könnten die zur externen Reformierung benötigten
Aggregate ganz oder teilweise entfallen.
Bei der internen Reformierung ist der stark endotherme Verlauf der Reaktion
problematisch. Dadurch können innerhalb der Zelle starke Temperaturgra
dienten aufgrund lokaler Abkühlung auftreten und dadurch zu starken mecha
nischen Belastungen der Zelle bis hin zum Bruch führen. Außerdem kann eine
gleichmäßige Wasserstoffversorgung über die gesamte Zelloberfläche nicht
gewährleistet werden, da die Reformierungsreaktion lokal (auf der Eintritts
seite) zu schnell abläuft.
Es ist deshalb Aufgabe der Erfindung, eine Brenngaselektrode anzugeben,
durch deren Aufbau die starken mechanischen Spannungen bei der internen
Reformierungsreaktion vermieden werden können. Weiterhin soll eine gleich
mäßige Wasserstoffversorgung über die gesamte Zelloberfläche erreicht wer
den.
Diese Aufgabe wird mit der Brenngaselektrode nach Anspruch 1 gelöst. Vor
teilhafte Ausführungen der Erfindung sind Gegenstand weiterer Ansprüche.
Erfindungsgemäß wird auf die Brenngaselektrode ein Überzug aus einem
gegenüber der Reformierungsreaktion katalytisch inaktivem oder nur schwach
aktiven Material aufgebracht. Der Überzug übernimmt die Funktion, durch teil
weise Abschirmung der Reaktionszentren an der Brenngaselektrode die Re
formierungskinetik in der Art und Weise zu beeinflussen, daß die Umsetzung
lokal gebremst wird und damit insgesamt in der Zelle gleichmäßiger abläuft.
Dadurch kann das Auftreten starker Temperaturgradienten innerhalb der Zelle
vermieden werden. Dünne Schichten, die diese Funktion übernehmen, bei
spielsweise aus yttriumstabilisiertem Zirkoniumoxid (YSZ), können mit Hilfe
der bekannten Herstellungsverfahren aufgebracht werden. Als Herstellungs
verfahren können beispielsweise naßchemische Verfahren, wie das Sol-Gel-
Verfahren, chemical vapour deposition (CVD) und physical vapour deposition
(PVD) genannt werden. Als Nebenbedingungen muß gewährleistet sein, daß
durch das Aufbringen der Beschichtung auf der Brenngaselektrode die Refor
mierungsreaktion und die Umsetzung der Brenngase im ausreichenden Maß
stattfinden kann. Weitere für die Anwendung relevanten Eigenschaften, wie
Stabilität, elektrische Leitfähigkeit etc. dürfen durch die zusätzliche Schicht
nicht erheblich beeinträchtigt werden.
Der Überzug besteht bevorzugt aus hochtemperaturstabilen, porösen, oxidi
schen Materialien, wie z. B. ZrO₂, CeO₂, TiO₂, Perowskiten oder Silicaten, wie
ZrSiO₄ oder Mullit etc.
Die Erfindung wird anhand der Fig. 1 und 2 erläutert. Es zeigen:
Fig. 1 den Aufbau eines Brennstoffzellenstacks, wie in der Beschreibungs
einleitung erläutert,
Fig. 2 eine erfindungsgemäße Brenngaselektrode.
Den Aufbau der erfindungsgemäßen Brenngaselektrode für die oxidkerami
sche Brennstoffzelle zeigt Fig. 2 in schematischer Darstellung. Von der eigent
lichen porösen Brenngaselektrode ist aus Gründen der Übersichtlichkeit nur
ein einzelnes Korn 2 gezeichnet. Es besteht aus einem an sich bekannten
Brenngaselektrodenmaterial, insbesondere einem Ni-Cermet, der wie in der
Beschreibungseinleitung dargelegt, aufgebaut ist. Durch den erfindungs
gemäßen dünnen Überzug (englische Bezeichnung: Coating) 4 wird die
Oberfläche des Cermet-Korns 2 teilweise abgedeckt. Somit werden die Reak
tionszentren, an denen die Reformierung stattfindet (die Reaktionsprodukte
und Reaktionsedukte gemäß der Reformierungsreaktion nach Gl. 1 sind als
Beispiel eingezeichnet), stark reduziert und die Reaktionsgeschwindigkeit
der stark endothermen Reformierungsreaktion kann soweit gesenkt werden,
daß es nicht zur unerwünschten starken lokalen Abkühlung am Reaktionsort
kommt. Durch Variation der Dicke des Überzugs 2, insbesondere im Bereich
zwischen 0,05 bis 5 µm, kann die Reaktionsgeschwindigkeit gezielt eingestellt
werden.
Darüberhinaus besteht die Möglichkeit, die endotherme Reformierungsreak
tion über die Morphologie des Überzugs (Risse im Überzug oder Porosität)
oder durch den Grad der Vollständigkeit (vollständiger oder teilweiser Über
zug) zu beeinflussen. Durch diese Maßnahmen kann der Gaszutritt der Refor
mierungsgase an die Reaktionszentren und somit die Reformierungsreaktion
selbst gesteuert werden.
Ebenfalls dargestellt in Fig. 2 sind weitere, an sich bekannte Komponenten
innerhalb einer Hochtemperaturbrennstoffzelle, die für die erfindungsgemäße
Wirkung nicht unmittelbar von Bedeutung sind:
Festelektrolyt 8 aus einem ionenleitenden Material, z. B. ZrO₂ oder Al₂O₃ sowie eine Zwischenschicht 6 aus einer Mischung von ionenleitendem und elektronenleitendem Material.
Festelektrolyt 8 aus einem ionenleitenden Material, z. B. ZrO₂ oder Al₂O₃ sowie eine Zwischenschicht 6 aus einer Mischung von ionenleitendem und elektronenleitendem Material.
Die Fertigung der Brenngaselektrode bzw. des gesamten Stacks erfolgt nach
an sich bekannten Verfahren, wie sie z. B. auch in der Beschreibungseinlei
tung erläutert sind. Der in Fig. 2 in einem Ausschnitt dargestellte erfindungs
gemäße oxidische Überzug wird erst nach dem Verlöten des Stacks aufge
bracht, da dies verfahrenstechnisch Vorteile gegenüber dem Aufbringen vor
der Stackfertigung bringt. Als Verfahren können prinzipiell naßchemische
Verfahren, wie das Sol-Gel-Verfahren, oder Gasphasenabscheidung (CVD,
PVD etc.) angewendet werden.
Claims (8)
1. Brenngaselektrode für eine Hochtemperaturbrennstoffzelle, dadurch
gekennzeichnet, daß sie zur Steuerung der Reaktionskinetik der
internen Brenngasreformierungsreaktion mit einem Überzug (4) ver
sehen ist.
2. Brenngaselektrode nach Anspruch 1, dadurch gekennzeichnet,
das das Überzugsmaterial eine hochtemperaturstabile Oxidkeramik ist.
3. Brenngaselektrode nach Anspruch 2, dadurch gekennzeichnet,
daß das Überzugsmaterial Zirkoniumoxid, ZrO₂, CeO₂, TiO₂, oder ein
Silicat wie ZrSiO₄, Mullit oder ein Perowskit ist.
4. Brenngaselektrode nach einem der vorangehenden Ansprüche, da
durch gekennzeichnet, daß die Dicke des Überzugs (4) im Bereich
von 0,05 bis 5 µm liegt.
5. Verfahren zur internen Brenngasreformierung in einer Hochtemperatur
brennstoffzelle, dadurch gekennzeichnet, daß zur Steuerung der
Reaktionskinetik der Reformierungsreaktion die Brenngaselektrode mit
einem Überzug (4) versehen wird.
6. Verfahren nach Anspruch 5, dadurch gekennzeichnet, daß durch
Einstellen der Schichtdicke oder der Morphologie des Überzugs (4)
oder den Grad der Vollständigkeit des Überzugs die stark endotherme
Reformierungsreaktion gebremst wird, um lokale Temperaturgradien
ten zu vermeiden.
7. Verfahren nach einem der Ansprüche 5 oder 6, dadurch gekenn
zeichnet, daß als Brenngas CH₄, Erdgas oder Biogas eingesetzt
werden.
8. Verfahren nach einem der Ansprüche 5 bis 7, dadurch gekennzeich
net, daß die Einstellung der Schichtdicke beim Aufbringen des Über
zugs durch naßchemische Verfahren, wie z. B. das Sol-Gel-Verfahren,
oder Gasphasenreaktionen, wie CVD, PVD erfolgt.
Priority Applications (1)
Application Number | Priority Date | Filing Date | Title |
---|---|---|---|
DE19634085A DE19634085A1 (de) | 1996-08-23 | 1996-08-23 | Brenngaselektrode zur Steuerung der Brenngasreformierungskinetik in Hochtemperaturbrennstoffzellen |
Applications Claiming Priority (1)
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Publications (1)
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ID=7803491
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Country Status (1)
Country | Link |
---|---|
DE (1) | DE19634085A1 (de) |
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- 1996-08-23 DE DE19634085A patent/DE19634085A1/de not_active Ceased
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Legal Events
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