DE19600744A1 - Magnetische Substanz zur lokalen hyperthermischen Behandlung vorwiegend kleiner Tumore - Google Patents
Magnetische Substanz zur lokalen hyperthermischen Behandlung vorwiegend kleiner TumoreInfo
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Description
Die Erfindung betrifft eine magnetische Substanz zur lokalen
hyperthermischen Behandlung vorwiegend kleiner Tumore in der
Größenordnung von wenigen Millimetern im Durchmesser.
Es sind Untersuchungen bekannt, die erwiesen haben, daß Krebszellen
durch Erwärmen auf Temperaturen über 42°C in ihrem Wachstum
gehemmt oder zerstört werden [R. Cavaliere et al., Cancer 20, 1351-1381
(1967); S. Vartak, K. C. George, B. B. Singh: Antitumor effects of local
hyperthermia in mouse fibrosarcoma. Anticancer Res. 13 (3), 727-729
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Verschiedene Untersuchungen, z. B. an Mamma-Karzinomen von
Mäusen [A. A. Luderer et al., Radiation Research 94, 190-198 (1983);
US-PS 4,323,056], haben gezeigt, daß eine lokale Temperaturerhöhung
dadurch möglich ist, daß die Tumoren mit einer ferro- oder
ferrimagnetischen Energie-Absorber-Substanz angereichert und einem
magnetischen Wechselfeld ausgesetzt werden, das infolge von
magnetischen Hystereseverlusten eine Erwärmung der Absorber-
Substanz bewirkt.
Ein wesentlicher Nachteil der meisten dieser Verfahren besteht darin, daß
die Absorber-Substanz gezielt in das Krebsgewebe injiziert werden muß,
um die Anreicherung an dieser Stelle zu gewährleisten. Es ist also
notwendig, zunächst die Tumor-Position zu bestimmen, bevor die
Injektion vorgenommen wird. Ein spezielles Diagnose-Verfahren von
Mammakarzinomen, die sogenannte MR-Mammographie [W. A. Kaiser,
E. Zeitler: MR-imaging of the Breast: Fast Imaging Sequences with and
without Gd-DTPA. Radiology 170, 681-686 (1989); W. A. Kaiser: MR-
Diagnostik der Mamma - Erfahrungen nach 253 Untersuchungen -
Dtsch. med. Wschr. 114, 1351-1357 (1989); W. A. Kaiser: Magnetic-
Resonance-Mammography (MRM), 417 pp., Hardcover, ISBN 3-540-
55083-6. Springer-Verlag, 1993] ermöglicht allerdings den Nachweis
mittels Magnetresonanntomographie bereits bei Tumor-Durchmessern ab
2 mm. Die Erfassung solcher kleinen Tumoren ist allerdings nur
innerhalb eines relativ kurzen Zeitintervalls von wenigen Minuten nach
Infusion eines speziellen Kontrastmittels möglich. Die Zeit für das
tomographische Darstellen ist jedoch zu lang, um eine Injektion der
Energie-Absorber-Substanz noch während der Darstellungsphase zu
ermöglichen.
In einigen Fällen gelingt es, magnetische Stoffe in Organen, speziell in
der Leber, ohne gezielte Injektion in das betreffende Gebiet,
anzureichern. Es handelt sich dabei um ein superparamagnetisches
Eisenoxid (SPIO), das intravasal injiziert wird [C. Chambon, O. Clement,
A. Le-Blanche, E. Schouman-Claeys, G. Frÿa: Superparamagnetic iron
oxides as positive MR contrast agents: in vitro and in vivo-evidence.
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first experience in humans with a new superparamagnetic iron oxide. J.
Magn. Reson. Imaging 4 (5), 659-668 (1994)]. Diese Substanz reichert
sich jedoch nicht im Tumor sondern im gesunden Lebergewebe an und
kann daher nicht für die lokale Hyperthermie verwendet werden.
Das der Erfindung am nächsten kommende Verfahren ist in
US-PS 4,323,056 beschrieben, bei dem in eine Glaskeramik
eingebundene magnetische Eisenoxidpartikel einer Teilchengröße in der
Größenordnung von 1,5 µm mit einer Koerzitivfeldstärke von mindestens
200 Oe in den zuvor zu lokalisierenden Tumor injiziert werden und
danach einem magnetischen Wechselfeld nicht oberhalb 10 kHz
ausgesetzt werden. Dieser Erfindung haftet der Nachteil an, daß die dort
verwendeten, in Glaskeramiken eingebetteten Eisenoxidpartikel im
Körper nicht abgebaut werden. Außerdem sind weitere Substanzen, wie
z. B. Manganoxid, Boroxid, Lithiumoxid in der Glaskeramik vorhanden,
die möglicherweise toxisch wirken können.
Der Erfindung liegt die Aufgabe zugrunde, eine magnetische Substanz
anzugeben, die über die Tumorangiogenese im Tumor anreicherbar und
nach lokaler Hyperthermie im Organismus metabolisierbar ist.
Die Aufgabe wird durch die kennzeichnenden Merkmale der
Patentansprüche gelöst.
Die Erfindung soll bei der hyperthermischen Behandlung von Tumoren,
insbesondere geringer Größe und vorzugsweise in der weiblichen Brust
oder in Extremitäten Anwendung finden, wobei eine definierte lokale
Erwärmung nur der angereicherten Tumorstellen auf Temperaturen über
41°C durch Anlegen magnetischer Wechselfelder erreicht werden soll.
Gemäß der Erfindung findet eine Energie-Absorber-Substanz
Anwendung, die aus ferro- oder ferrimagnetischen Teilchen,
vorzugsweise Fe₃O₄, mit Teilchen-Durchmessern zwischen 10 und
10³ nm, die von agglomerationshemmenden Stoffen umgeben sind und in
einer Injektionslösung suspendiert sind, besteht. Die Teilchen besitzen in
der Form von trockenem Pulver eine Koerzitiv-Feldstarke im Bereich von
10 bis 200 Oe und sind nicht toxisch.
Diese Energie-Absorber-Substanz wird intravasal (arteriell, venös,
intralymphatisch etc.) injiziert und reichert sich infolge der bevorzugten
Versorgung des Tumor-Gewebes durch das tumoreigene Gefäß-System
im Tumor zumindest kurzzeitig an. Die Anreicherung kann auch durch
eine selektive Injektion in spezielle organversorgende Gefäße erfolgen.
Letzteres Vorgehen hat den Vorteil, daß nur klar definierte
Organbereiche mit der Substanz perfundiert werden.
Der Hauptvorteil der Erfindung besteht darin, daß der zu behandelnde
Tumor keiner exakten Lokalisation bedarf, und somit die Injektion mit
der erfindungsgemäßen Substanz auch nicht, wie bislang üblich, in den
Tumor selbst erfolgen muß. Darüber hinaus können damit auch weitere,
eventuell okkulte Tumorabsiedlungen innerhalb des Organs eliminiert
werden. Eine Verletzung des Organs wird vermieden und kosmetisch
störende Effekte treten nicht auf.
Vor oder unmittelbar nach der Injektion wird der Körperteil, der den
Tumor oder mehrere Tumore enthält, in eine Spule oder an die Frontseite
einer Spule gebracht, durch die ein Wechselstrom, vorzugsweise im
Frequenzbereich von 10 kHz bis 10 MHz, fließt, der am Ort des Tumors
ein magnetisches Wechselfeld von mehr als 0.8 kA/m erzeugt. Die
Zeitdauer, während der das magnetische Wechselfeld angelegt wird,
richtet sich nach seiner Frequenz und Amplitude sowie nach der Menge
und der spezifischen Absorbtionsrate der injizierten Energie-Absorber-
Substanz. Sie ist durch in-vitro-Vorversuche ermittelbar.
Die Erfindung soll nachfolgend anhand zweier Ausführungsbeispiele und
einer schematischen Zeichnung näher erläutert werden. Diese zeigt:
Fig. 1 die Positionierung einer Patientinnen-Brust in einer möglichen
Anordnung gemäß der Erfindung.
Fig. 1 zeigt schematisch den Querschnitt einer zylindrischen Spule 1, in
deren Innenraum eine Patientinnen-Brust 2 durch Unterdruck, der mittels
einer Pumpe 3 erzeugt wird, eingesaugt ist. Die Spule 1 enthält ca. 20
Windungen aus wassergekühltem Kupfer-Rohr 4, die von einem
Wechselstrom von 500 kHz mit einer effektiven Stromstärke von
mindestens 50 A durchflossen werden, der vom Generator 5 geliefert
wird.
Für die Behandlung eines kleinen Mamma-Karzinoms mit einem
Durchmesser von ca. 2 mm kommt gemäß der Erfindung eine Suspension
zum Einsatz, deren wesentlicher Wirkbestandteil aus Fe₃O₄-Teilchen
besteht, deren Längen-Durchmesser-Verhältnis nicht über 3 : 1 und deren
mittlerer Durchmesser 200 nm beträgt. Diese Substanz wird in ein die
Brust versorgendes Blutgefäß injiziert. Die Gesamtmasse des injizierten
Fe₃O₄ beträgt 50 mg. Die Fe₃O₄-Teilchen sind bspw. in physiologischer
Kochsalz-Lösung unter Verwendung üblicher agglomerationshemmender
Stoffe suspendiert. Zehn Minuten nach der Injektion wird die Brust in
eine Spule eingebracht, die schematisch in Fig. 1 skizziert ist, und ein
magnetisches Wechselfeld mit einer Amplitude von 20 bis 28 kA/m bei
einer Frequenz von 150 kHz in der Brust erzeugt. Nach 10 Minuten hat
das am Karzinom angereicherte Fe₃O₄ eine maximale Temperatur von
ca. 43°C erreicht. Nach weiteren 5 Minuten bei dieser Temperatur wird
die Behandlung beendet.
Falls mehrere Karzinome in derselben Brust vermutet werden, wird die
Gesamtmasse des injizierten Fe₃O₄ auf 100 mg erhöht.
In einem zweiten Ausführungsbeispiel soll ein größeres, lokalisierbares
Karzinom vorliegen, das einen Durchmesser von 10 mm aufweist. Eine
Suspension, wie im ersten Ausführungsbeispiel beschrieben, mit einer
Gesamtmasse an Fe₃O₄ von 100 mg wird in das lokalisierte Karzinom
injiziert. Unmittelbar nach der Injektion wird die Brust in eine Spule
eingebracht und ein magnetisches Wechselfeld mit einer Amplitude von
20 bis 28 kA/m bei einer Frequenz von 550 kHz in der Brust erzeugt.
Nach insgesamt 15 Minuten wird das Wechselfeld abgeschaltet und die
Behandlung beendet.
Claims (3)
1. Magnetische Substanz zur lokalen hyperthermischen Behandlung
vorwiegend kleinerer Tumore in der Größenordnung von wenigen
Millimetern im Durchmesser, dadurch gekennzeichnet, daß unter
Anwendung der Tumorangiogenese in einer Lösung suspendierte
Eisenoxidpartikel mit einem Teilchendurchmesser in der
Größenordnung von 10 nm bis 1 µm und mit einer Koerzitivfeldstärke
in trockener Form von 0,8 bis unterhalb 16 kA/m in den zu
behandelnden Tumor verbracht und dort in einem Frequenzbereich von
ν < 10 kHz bis 10 MHz einem magnetischen Wechselfeld einer Spule,
die am Ort des Tumors magnetische Felder größer als 0,8 kA/m
erzeugen läßt, ausgesetzt sind, wobei die Masse der eingesetzten
Eisenoxidpartikel im wesentlichen proportional 1/ν festgelegt ist.
2. Magnetische Substanz nach Anspruch 1, dadurch gekennzeichnet, daß
die Eisenoxidpartikel durch Fe₃O₄ mit agglomerationshemmender
Umhüllung bzw. in agglomerationshemmender Injektionslösung
gebildet sind.
3. Magnetische Substanz nach Anspruch 1, dadurch gekennzeichnet, daß
die Eisenoxidpartikel durch γ-Fe₂O₃ mit agglomerationshemmender
Umhüllung bzw. in agglomerationshemmender Injektionslösung
gebildet sind.
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