DE19529812A1 - Filtermaterial und Verfahren zur Entfernung von Ozon aus Gasen und Flüssigkeiten - Google Patents
Filtermaterial und Verfahren zur Entfernung von Ozon aus Gasen und FlüssigkeitenInfo
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Description
Die Erfindung bezieht sich auf ein Filtermaterial sowie ein Verfahren zur
Entfernung von Ozon aus Gasen und Flüssigkeiten, bei welchem ein Gasstrom
oder eine Flüssigkeit mit einem Filtermaterial aus aliphatischen Polysulfiden in
Kontakt gebracht wird.
Es ist bekannt, daß bei elektrophotographischen Kopier- und Druckverfahren
kleine Mengen von Ozon gebildet werden. Das entstehende Ozon wird von den
verwendeten Geräten, beispielsweise Fotokopierer oder Laserdrucker, permanent
in die Umgebungsluft abgegeben. Ozon belästigt nicht nur durch seinen Geruch,
sondern wirkt auch in geringen Konzentrationen gesundheitsschädlich. Um hier
Abhilfe zu schaffen, sind eine Vielzahl von Verfahren entwickelt worden, die die
Entfernung des Ozons aus dem von derartigen Vorrichtungen freigesetzten
Luftstrom beschreiben. Dabei wird das Ozon entweder zerstört oder chemisch
oder physikalisch gebunden.
Bekannt ist die Zerstörung des Ozons durch Erhitzen oder durch Wechsel
wirkung mit einem Metallkatalysator (vgl. JP-60 197 223 und JP-60 19 115).
Nachteilig sind bei der thermischen Zerstörung des Ozons allerdings der
Energiebedarf und die hohe Temperatur, die zur vollständigen Ozonzersetzung
notwendig sind.
Ferner ist bekannt, den Gasstrom durch ein Filter zu leiten, in dem das Ozon
katalytisch zersetzt wird (vgl. JP-58 081 425). Das Basismaterial des Filters ist
mit einer oder mehreren Metallverbindungen, Metallen oder Legierungen,
beispielsweise Eisen-, Mangan- oder Nickelverbindungen imprägniert, denen
weiterhin eine Verbindung oder ein Metall aus der Gruppe der Edelmetalle,
beispielsweise Palladium oder Platin, zugegeben wird. Diese Katalysatoren sind
sehr teuer und haben meist nur eine begrenzte Lebensdauer, da solche
heterogenen Katalysatoren durch verschiedene Katalysatorgifte schnell
desaktiviert werden.
Bekannt ist auch ein Filter bestehend aus einem Trägermaterial aus
Aluminiumoxid oder Aktivkohle, das mit ethylenisch ungesättigten Verbindungen
imprägniert ist, die mit dem Ozon reagieren, (vgl. DE 37 28 802). Nachteilig ist,
daß die Verbindungen, beispielsweise Terpene, je nach Trägermaterial in vielen
Fällen flüchtig sind, also in geringen Mengen ausgetragen werden können und
somit verloren gehen. Außerdem steht nur ein geringer Teil des Filtergewichtes
als aktiver Bestandteil zur Verfügung.
Weiterhin ist ein Filter zur Ozonzersetzung bekannt, das aus einer Faserplatte
besteht, deren Fasern einen ozonzersetzenden Katalysator enthalten (vgl. JP-03 270 718).
Diese Fasern, die in einer bevorzugten Ausführungsform porös sind,
bestehen aus einem Polymer mit einer der folgenden funktionellen Gruppen, die
mit Ozon stark reagieren, z. B. -SH, =S, -NH₂, =NH, -CN und -OH. Als
ozonzersetzende Katalysatoren werden Metalle wie Gold, Silber, Kupfer,
Palladium, Eisen, Nickel, Kobalt und Mangan oder ihre Oxide sowie Tonerde und
Kieselgur genannt. Die für die Herstellung des Filters benötigte Faser wird nach
einem üblichen Spinnprozeß erhalten, wobei der Katalysator in der Spinnlösung
dispergiert und nach dem Spinnen gleichmäßig in der Faser verteilt ist. Durch
Zugabe eines zweiten Polymers, das mit dem ersten Polymer eine
Phasentrennung hervorruft, und verschiedene Nachbehandlungen des
Spinnproduktes erhält man eine poröse Phase, in der die Katalysatorpartikel
enthalten sind. Die erhaltenen Fasern werden dann nach üblichen Methoden zu
dem Filter konfektioniert. Abgesehen davon, da die als geeignet angesehenen
Polymeren nur en bloc genannt werden - offenbart ist ausschließlich
Polyacrylnitril - ist die Herstellung der Filter umständlich und sehr aufwendig.
Aufgabe der Erfindung war es daher, ein Filtermaterial und ein Verfahren zur
Ozonentfernung zur Verfügung zu stellen, bei denen die genannten Nachteile
nicht auftreten.
Die Erfindung betrifft ein Filtermaterial zur Entfernung von Ozon aus Gasen und
Flüssigkeiten, dadurch gekennzeichnet, daß das Filtermaterial ein aliphatisches
Polysulfid enthält.
Die Erfindung betrifft auch ein Verfahren zur Entfernung von Ozon aus Gasen
und Flüssigkeiten, wobei das Gas oder die Flüssigkeit mit der Oberfläche eines
Filtermaterials in Kontakt gebracht wird, das ein aliphatisches Polysulfid enthält.
Ein aliphatisches Polysulfid (kurz "Polysulfid" genannt) ist ein Polymer, das
mindestens eine Alkylensulfid-Einheit ([-R-S-],R = Alkylen) enthält. Polysulfide
und deren Herstellung sind beschrieben in Ullmann′s Encyclopedia of Industrial
Chemistry, 5. Aufl., Volume A21, worauf Bezug genommen wird.
Geeignete Polysulfide für die Anwendung als Filtermaterial entstehen durch eine
Gleichgewichts-Polykondensationsreaktion von bifunktionellen
(= disubstituierten) organischen Verbindungen wie Dihalogen-Verbindungen
(Alkane, Ether etc.) und Alkali-Polysulfiden der Formel (I)
M₂Sx (I)
worin x = 1 bis 6 ist und M für ein Alkalimetall, Erdalkalimetall oder Ammonium
(NH₄) steht. Den bifunktionellen organischen Verbindungen kommt dabei die
Funktion eines "Monomeren" zu.
Monomere zur Polysulfidbildung sind beispielsweise
- 1. polyfunktionelle Kohlenwasserstoff-Verbindungen X-(CH₂)n-X¹
- 2. polyfunktionelle Ether-Verbindungen X-(R¹OR²)n-X¹, X-(R¹SR²)n-X¹
- 3. polyfunktionelle ungesättigte Verbindungen X-(R¹-C = C-R²)n-X¹,
wobei X und X¹ Halogenatome wie Chlor, Brom oder Jod, vorzugsweise Chlor,
R¹, R² geradkettige oder verzweigte C₁- bis C₁₅-Alkyleneinheiten und
n eine ganze Zahl von 1 bis 10 bedeuten.
R¹, R² geradkettige oder verzweigte C₁- bis C₁₅-Alkyleneinheiten und
n eine ganze Zahl von 1 bis 10 bedeuten.
Alkyleneinheiten sind beispielsweise -[(CH₂)m]- mit m = 1 bis 10.
Derartige bifunktionelle organischen Halogen-Verbindungen und deren
Herstellung sind dem Fachmann bekannt.
Bevorzugt von den bifunktionellen organischen Halogen-Verbindungen zur
Polysulfid-Bildung sind 1,2-Dichlorethan und Bis(2-chlorethyl)formal, sowie als
Vernetzungskomponente 1,2,3-Trichlorpropan.
Unter Alkali-Polysulfiden der Formel (I) versteht man solche Alkali-, Ammonium- oder
Erdalkali-Verbindungen, die zusammen mit den bifunktionellen, organischen
Verbindungen die systembildenden Komponenten der aliphatischen Polysulfide
darstellen.
Zur Herstellung eines Filters können die Polymere als Pulver, Fasern, Folien oder
andere Formkörper eingesetzt werden. Durch geeignete Verfahren lassen sich
Filter auch mit besonders großer Oberfläche herstellen, beispielsweise mit Gitter- oder
Wabenstruktur. Die zu verwendenden Pulver besitzen handelsübliche
Teilengrößen, wobei auch Granulate verwendbar sind. Wichtig hierbei ist es, daß
das zu behandelnde Gas oder die Flüssigkeit durch das Pulver, beispielsweise in
Form eines Festbettes, ohne Störung durchgeleitet werden kann. Werden die
Polymere als Fasern verwendet, werden diese als Stapelfasern, Nadelfilz, "non
woven" Material, Kardenband oder Gewebe eingesetzt. Auch Folien oder
Folienschnipsel können in geeigneter Form Verwendung finden.
Der ozonhaltige Gasstrom oder die Flüssigkeit kann bei jeder Temperatur, die
unterhalb des Erweichungspunktes der Polymeren liegt, mit dem Filtermaterial
gemäß der Erfindung behandelt werden. Im allgemeinen liegt die Temperatur im
Bereich von -10 bis +80°C, vorzugsweise 0 bis 50°C.
Die Entfernung von Ozon erfolgt im allgemeinen quantitativ, wobei die
Reaktionszeiten von der Strömungsgeschwindigkeit des zu behandelnden
Mediums und der Oberfläche des Filterguts und/oder der Schütthöhe bei Pulvern
abhängig ist. Im allgemeinen beträgt die Verweilzeit im Filter 0,1 Sekunden bis
10 Minuten, vorzugsweise 0,5 Sekunden bis 1 Minute. Die Grenzwerte können
aber auch überschritten werden.
Das Filtermaterial auf Basis von eines aliphatischen Polysulfids kann im
allgemeinen als unverschnittenes Material eingesetzt werden. Möglich ist aber
auch der Zusatz von üblichen Füllstoffen, wie Kreide, Talk, Ton, Glimmer,
und/oder faserförmigen Verstärkungsmitteln, wie Glas- und Kohlenstoffasern,
Whiskers, sowie weiteren üblichen Zusatzstoffen und Verarbeitungshilfsmitteln,
beispielsweise Gleitmitteln, Trennmitteln, Antioxidantien, UV-Stabilisatoren.
Das Filter gemäß der Erfindung kann bei allen ozonhaltigen Gasströmen und
Flüssigkeiten verwendet werden. So findet es beispielsweise Anwendung bei
der Beseitigung des bei der Sterilisation verwendeten oder aus einem
Kopiergerät entstandenen Ozons, ferner zur Entfernung und Unschädlich
machung von Ozon in Flüssigkeiten.
Das in den Beispielen als Ausgangsstoff benötigte Ozon wurde in einem
handelsüblichen Ozonerzeuger hergestellt, der mit reinem Sauerstoff gespeist
wurde.
Die Ozonkonzentration wurde mit einem Meßgerät der Firma Horiba APOA 350E
(Industriestr. 9, D-61449 Steinbach) auf UV-Photometerbasis bestimmt.
Anschließend wurde das Ozon-Sauerstoff-Gemisch mit Luft oder Argon bis zu
den genannten Konzentrationen verdünnt. Da bekannt ist, daß sich Ozon in
Wasser und in feuchten Gasen langsam zersetzt, wurden die zur Verdünnung
eingesetzten Gase getrocknet. Nach der Verdünnung wurde der Gasstrom
geteilt. Ein Teil wurde durch ein Leerrohr, ein anderer durch ein entsprechendes,
mit dem Filtermaterial gefülltes vertikales Rohr geleitet. Um das Polymer
aufnehmen zu können, war das Glasrohr am unteren Ende mit einer porösen
Glasplatte (Fritte) verschlossen. Die Strömungsgeschwindigkeiten wurden so
reguliert, daß pro Zeiteinheit gleiche Volumina durch die beiden Rohre strömten.
In ein Glasrohr mit einem Durchmesser von ca. 25 mm, das am unteren Ende
mit einer Glasfritte verschlossen war, wurden verschiedene Mengen eines
aliphatischen Polysulfids (®Thiokol FA, Thiokol GmbH) eingefüllt. Durch dieses
Pulverbett wurde der ozonhaltige Gasstrom geleitet. Dabei wurden nacheinander
die Strömungsgeschwindigkeiten und die Ozonkonzentration eingestellt.
Gemessen wurde über den jeweils in der Tabelle angegebenen Zeitraum.
Claims (10)
1. Filtermaterial zur Entfernung von Ozon aus Gasen und Flüssigkeiten,
dadurch gekennzeichnet, daß das Filtermaterial ein aliphatisches Polysulfid
enthält.
2. Filtermaterial nach Anspruch 1, dadurch gekennzeichnet, daß das
Filtermaterial ein aliphatisches Polysulfid enthält, welches entstanden ist durch
Polykondensation von
A)
A)
- 1. polyfunktionellen Kohlenwasserstoff-Verbindungen X-(CH₂)n-X¹,
- 2. polyfunktionellen Ether-Verbindungen X-(R¹OR²)n-X¹, X-(R¹SR²)n-X¹, und
- 3. polyfunktionellen ungesättigte Verbindungen X-(R¹-C = C-R²)n-X¹,
wobei in den Formeln die Substituenten X und X¹ Halogenatome und R¹ und R²
aliphatische Kohlenwasserstoffreste sind, und
B) Alkali-Polysulfiden
B) Alkali-Polysulfiden
wobei X und X¹ für Chlor, Brom oder Jod,
R¹ und R² für C₁- bis C₁₅-Alkyleneinheiten und
n eine ganze Zahl von 1 bis 10 bedeuten.
R¹ und R² für C₁- bis C₁₅-Alkyleneinheiten und
n eine ganze Zahl von 1 bis 10 bedeuten.
3. Filtermaterial nach Anspruch 1, dadurch gekennzeichnet, daß das
Filtermaterial ein aliphatisches Polysulfid enthält, welches entstanden ist durch
Polykondensation von 1,2-Dichlorethan und Bis(2-chlorethyl)formal, sowie als
Vernetzungskomponente 1,2,3-Trichlorpropan.
4. Filter zur Entfernung von Ozon aus Gasen und Flüssigkeiten, das ein
aliphatisches Polysulfid enthaltendes Filtermaterial enthält.
5. Verfahren zur Entfernung von Ozon aus aus Gasen und Flüssigkeiten,
dadurch gekennzeichnet, daß das zu reinigende Gas oder die Flüssigkeit mit
einem Filtermaterial, das ein aliphatisches Polysulfid enthält, in Kontakt gebracht
wird.
6. Verfahren nach Anspruch 5, dadurch gekennzeichnet, daß das Verfahren
bei einer Temperatur im Bereich von -10 bis +80°C durchgeführt wird.
7. Verfahren Anspruch 5, dadurch gekennzeichnet, daß die Kontaktzeit 0,1
Sekunden bis 10 Minuten beträgt.
8. Verwendung des Filtermaterials nach Anspruch 1 in Form von Pulvern,
Fasern, Folien oder Formkörpern.
Priority Applications (1)
Application Number | Priority Date | Filing Date | Title |
---|---|---|---|
DE19529812A DE19529812A1 (de) | 1994-08-17 | 1995-08-14 | Filtermaterial und Verfahren zur Entfernung von Ozon aus Gasen und Flüssigkeiten |
Applications Claiming Priority (2)
Application Number | Priority Date | Filing Date | Title |
---|---|---|---|
DE4429163 | 1994-08-17 | ||
DE19529812A DE19529812A1 (de) | 1994-08-17 | 1995-08-14 | Filtermaterial und Verfahren zur Entfernung von Ozon aus Gasen und Flüssigkeiten |
Publications (1)
Publication Number | Publication Date |
---|---|
DE19529812A1 true DE19529812A1 (de) | 1996-02-22 |
Family
ID=6525902
Family Applications (1)
Application Number | Title | Priority Date | Filing Date |
---|---|---|---|
DE19529812A Withdrawn DE19529812A1 (de) | 1994-08-17 | 1995-08-14 | Filtermaterial und Verfahren zur Entfernung von Ozon aus Gasen und Flüssigkeiten |
Country Status (1)
Country | Link |
---|---|
DE (1) | DE19529812A1 (de) |
-
1995
- 1995-08-14 DE DE19529812A patent/DE19529812A1/de not_active Withdrawn
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Legal Events
Date | Code | Title | Description |
---|---|---|---|
8130 | Withdrawal |