DE19529708C1 - Verfahren und Einrichtung zur Ermittlung der relativen Kompression einer Brennkraftmaschine - Google Patents
Verfahren und Einrichtung zur Ermittlung der relativen Kompression einer BrennkraftmaschineInfo
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- DE19529708C1 DE19529708C1 DE1995129708 DE19529708A DE19529708C1 DE 19529708 C1 DE19529708 C1 DE 19529708C1 DE 1995129708 DE1995129708 DE 1995129708 DE 19529708 A DE19529708 A DE 19529708A DE 19529708 C1 DE19529708 C1 DE 19529708C1
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Description
Die Erfindung bezieht sich auf ein Verfahren und eine Ein
richtung zur Ermittlung der relativen Kompression einer
Brennkraftmaschine nach dem Oberbegriff des Anspruchs 1.
Aus der DE 27 09 128 B1 sind ein Verfahren und eine Anordnung
zum Messen der relativen Kompression einer Brennkraftmaschine
bekannt, bei welchem bzw. welcher die Stromaufnahme eines An
lassermotors aufgezeichnet und ausgewertet wird. Dabei wird
von einer energetischen Betrachtung ausgegangen, indem der
Wechselanteil des Anlasserstroms in Teilbereichen zumindest
eines vollständigen Maschinenzyklus zeitlich integriert
wird, die durch geeignete Wahl der Integrationsgrenzen den
einzelnen Zylindern zugeordnet sind. Die Integrationsgrenzen
werden durch die Lage der Minima zwischen den Stromüberhöhun
gen, die bei den einzelnen Kompressionsvorgängen auftreten,
bestimmt. Dazu müssen die Minima im Stromsignal gesucht wer
den. Dabei ist es von Nachteil, daß sich bei allen Motoren,
gleichgültig ob sie vier, sechs, acht oder zwölf Zylinder
aufweisen, der Abstand der Minima in Abhängigkeit von der
Kompression einzelner Zylinder verändert. Der Abstand verrin
gert sich mit abnehmender Kompression bis zum Zusammenfallen
zweier Minima bei fehlender Kompression eines Zylinders. Der
Grund dafür ist darin zu sehen, daß ein Kompressionsdruck im
Zylinder zu einem Absinken der Motordrehzahl und damit zu ei
nem Ansteigen des Anlasserstroms führt. Fehlt ein derartiger
Kompressionsdruck völlig, so steigt die Motordrehzahl auch
nach Abschluß der Dekompression des vorherigen Zylinders wei
ter an; es entfällt das Minimum des Anlasserstroms. Ein Ab
sinken der Motordrehzahl und damit ein Anstieg des Anlasser
stroms wird erst wieder bei der Komprimierung der Luft im
darauffolgenden Zylinder bewirkt. Wird nun die Energie zwi
schen den Minima berechnet, so weist der defekte Zylinder aus
zwei Gründen einen geringeren Integralwert auf:
- - das Maximum des Stromberges ist geringer und
- - die Integrationsdauer ist zusätzlich kürzer durch zusam mengerückte Minima.
Die Integralwerte werden damit überproportional für defekte
Zylinder reduziert. Darüber hinauf werden durch die Verschie
bungen der Minima auch benachbarte Integralwerte verfälscht.
Um diesen Mangel wettzumachen, wird in der DE 27 09 128 B1
eine Korrekturrechnung durchgeführt. Diese Korrektur betrifft
jedoch lediglich den Integralwert eines Zylinders, der einem
defekten folgt, und ist zudem nicht für den gesamten Bereich
von 0 bis 100% der Kompressionswerte geeignet. Ein weiterer
Nachteil besteht darin, daß mit zunehmender Zylinderanzahl
die absolute Höhe des Wechselanteils des Anlasserstromes ab
nimmt und sich somit der Signalstörabstand verschlechtert.
Dadurch wird die Suche nach den Minima des Anlasserstrom
verlaufs, die als Integrationsgrenzen direkt in die Berech
nung der relativen Kompressionswerte eingehen, zusätzlich er
schwert. Das bekannte Verfahren ist daher beispielsweise bei
Zwölfzylinder-Motoren kaum anwendbar.
Weitere Möglichkeiten zur Kompressionsprüfung anhand des
Verlaufs des Anlasserstroms sind aus der DE 27 31 249 A1
und der DE 27 42 081 C2 bekannt.
Der Erfindung liegt die Aufgabe zugrunde, ein Verfahren und
eine Einrichtung zur Ermittlung der relativen Kompression ei
ner Brennkraftmaschine zu finden, welche die genannten Nach
teile des bekannten Verfahrens vermeiden.
Zur Lösung dieser Aufgabe weisen das neue Verfahren der ein
gangs genannten Art die im kennzeichnenden Teil des An
spruchs 1 bzw. die neue Einrichtung die im kennzeichnenden
Teil des Anspruchs 8 angegebenen Merkmale auf. In den Unter
ansprüchen sind vorteilhafte Weiterbildungen der Erfindung
beschrieben.
Die Erfindung hat den Vorteil, daß das Verfahren und die Ein
richtung leicht an verschiedene Motortypen anpaßbar ist. Sie
setzen lediglich eine Möglichkeit zur Erkennung eines voll
ständigen Maschinenzyklus beim Durchdrehen der Maschine
durch den Anlassermotor voraus. Dazu wird ein Hilfssignal be
nötigt, welches das Auftreten zumindest eines in jedem voll
ständigen Maschinenzyklus wiederkehrenden Ereignisses an
zeigt. Prinzipiell kann das Ereignis an einer beliebigen,
aber festen Stelle des Maschinenzyklus auftreten. Damit
ist bereits eine relative Kompressionsmessung der Zylinder
und eine Gut-/Schlecht-Aussage zum Motor möglich, die Meß
ergebnisse können jedoch nicht bestimmten Zylindern zugeord
net werden. Für diese Zuordnung ist die Kenntnis des Auf
trittszeitpunkts des Ereignisses innerhalb des Maschinen
zyklus erforderlich. Ein derartiges Hilfssignal kann prak
tisch bei jedem Motor abgegriffen werden. Durch die Konstruk
tion des jeweiligen Motors wird festgelegt, welcher Teil
bereich des Maschinenzyklus einem bestimmten Zylinder zu
geordnet wird. Die Eigentümlichkeiten verschiedener Motor
typen bezüglich der Auswirkungen von Kompressionsverlusten
auf den Anlasserstromverlauf können in einer Kalibrierkurve
erfaßt und bei dem erfindungsgemäßen Verfahren berücksichtigt
werden. Durch diese Kalibrierkurven werden die zylinderbezo
genen Integrationsergebnisse direkt auf relative Kompres
sionswerte abgebildet. In einer Weiterbildung der Erfindung
ist es auch möglich, mit Hilfe weiterer Kalibrierkurven die
Auswirkungen von Kompressionsverlusten eines Zylinders auf
die Integrationsergebnisse benachbarter Zylinder zu berück
sichtigen. Derartige Kalibrierkurven können durch ein neuro
nales Netz realisiert werden, dessen Zahl der Eingänge und
Zahl der Ausgänge gleich der Zylinderzahl ist. Jeder Eingang
und jeder Ausgang des neuronalen Netzes ist dann einem Zylin
der zugeordnet. Die Ergebniswerte der zylinderbezogenen Inte
gration werden auf die Eingänge geführt, an den Ausgängen
können die Werte der relativen Kompression abgegriffen wer
den. Lerndaten zum Trainieren des neuronalen Netzes können
beispielsweise gewonnen werden, indem Messungen an einem Mo
tor durchgeführt werden, dessen Kompression jedes Zylinders
in 10%-Stufen von 100% auf 0% abgesenkt wird. Aufgrund der
guten Interpolationsfähigkeiten neuronaler Netze ist es dabei
nicht erforderlich, alle Kombinationsmöglichkeiten der Kom
pressionswerte verschiedener Zylinder zu erfassen.
Anhand der Zeichnungen werden im folgenden die Erfindung so
wie Ausgestaltungen und Vorteile näher erläutert.
Es zeigen:
Fig. 1 einen Verlauf eines Klemme-1-Signals und eines An
lasserstroms bei einem Vierzylinder-Benzinmotor,
Fig. 2 einen Verlauf eines TD-Signals und eines Anlasser
stroms eines Sechszylinder-Dieselmotors,
Fig. 3 einen Verlauf eines Klemme-1-Signals vor und nach
einer Glättung,
Fig. 4 einen Verlauf eines Hilfssignals und eines Anlasser
stroms eines Sechszylinder-Motors,
Fig. 5 eine Kalibrierkurve und
Fig. 6 ein Blockschaltbild einer Einrichtung zur Durchfüh
rung des erfindungsgemäßen Verfahrens.
Die erfindungsgemäße relative Kompressionsmessung ermittelt
den Kompressionszustand jedes Zylinders einer Brennkraft
maschine über die Auswertung des Anlasserstromes bei unter
drückter Kraftstoffzufuhr. Das Kompressionsergebnis wird in
Verhältniszahlen ohne Bezug auf absolute Drücke in den Zylin
dern dargestellt. Der kompressionsstärkste Zylinder erhält
100% und alle anderen werden auf ihn normiert.
Zunächst werden Signale beschrieben, die bei der Kompres
sionsmessung Verwendung finden können. Sie werden in Ring
speichern 20 und 21 in einer Verarbeitungseinheit 22 (Fig. 6)
durch interruptgesteuerte Meßwerterfassung eingelesen
und zwischengespeichert. Ein Anlasserstromsignal 23, dessen
Verlauf 24 für das Beispiel eines Vierzylinder-Benzinmotors
in Fig. 1 dargestellt ist, wird mittels einer Stromzange 25
möglichst direkt am Anlasser des Motors abgegriffen. Die An
lasserströme liegen im allgemeinen in einem Bereich zwischen
80 und 400 A. Das Stromsignal 23 (Fig. 6) wird durch die
Verarbeitungseinheit 22 mit der Abtastrate 5 kHz abgetastet
und mit 12 Bit quantisiert. Die Abtastrate 5 kHz wurde vor
teilhaft im Hinblick auf die Signaleigenschaften und die
Größe der vorhandenen Ringspeicher 20 und 21 gewählt. Der
Speicher muß nicht zwangsläufig als Ringspeicher organisiert
sein; jeder Speicher mit ausreichender Größe kann verwendet
werden. Ein Signal 26 einer Triggerzange 27 dient der Zylin
derzuordnung. Sie kann bei Ottomotoren an das Zündkabel des
ersten Zylinders angeschlossen werden. Die Triggerzange 27
wandelt dann das magnetische Feld, welches sich beim Zünd
vorgang um das Zündkabel ausbreitet, in elektrische Impulse
um. Darüber hinaus gibt es weitere, hier nicht näher be
schriebene Möglichkeiten der Zylinder-1-Erkennung, z. B. ein
Geber der Nockenwelleinstellung, eine Lichtmarke am Zahnkranz
und vieles mehr. Ein TD- oder Klemme-1-Signal 28 kann über
einen Diagnosestecker 29 an einer Diagnosebuchse der Brenn
kraftmaschine abgegriffen werden. Das Klemme-1-Signal ist bei
Motoren mit Verteilerzündung das primäre Zündsignal. Das
TD-Signal ist ein Steuersignal, das in einer digitalen Motor
elektronik aus dem Zahnkranzsignal abgeleitet wird und ein
Rechtecksignal darstellt. Das TD-Signal tritt bei Motoren mit
ruhender Zündverteilung oder bei Dieselmotoren mit einer di
gitalen Dieselmotorelektronik auf.
In Fig. 1 sind Verläufe der Signale für einen Vierzylinder-
Motor mit Verteilerzündanlage dargestellt. Ein Zündimpuls 11
des Zylinders 1 liefert ein Triggersignal, das zusammen mit
dem Verlauf 12 des Klemme-1-Signals in der oberen Hälfte der
Fig. 1 über der Spitze des Klemme-1-Signals eingezeichnet
ist. Das Klemme-1-Signal hat eine abgeschnittene Spitzeinspan
nung bei 20 V. Nach der Spannungsspitze weist das Signal Aus
schwinger auf, die manchmal bis zur Spannung 0 gehen können.
Damit Teilbereiche den einzelnen Zylindern zugeordnet werden
können, kann der Verlauf des Klemme-1-Signals ausgemessen
werden. Die Meßergebnisse werden zur Auswertung des Verlaufs
24 des Anlasserstroms herangezogen. Dabei werden die Positio
nen der steigenden Flanken im Verlauf 12 des Klemme-1-Signals
gesucht, die Abstände zwischen ihnen bestimmt und abgespei
chert. Die Ausschwinger nach der Spannungsspitze werden vor
her eliminiert, damit genau eine steigende Flanke durch eine
nachgeführte Komparatorschwelle erkannt wird. Der Verlauf 24
des Anlasserstroms weist starke Störungen auf, die verschie
dene Ursachen besitzen. Im dargestellten Beispiel sieht man,
daß ein Stromberg 13 kleiner als die anderen ist. Dieser
Stromverlauf wurde von einem Motor aufgenommen, bei dem die
Kompression eines Zylinders auf 62% herabgesetzt wurde.
Fig. 1 stellt einen vollständigen Maschinenzyklus dar, der
zwei Umdrehungen der Kurbelwelle umfaßt. Ein zweites Trigger
signal 14 entspricht wieder dem Zündimpuls am ersten Zylin
der.
Für die Kompressionsmessung bei Dieselmotoren werden nur zwei
Signale am Motor abgegriffen: das Anlasserstromsignal, dessen
Verlauf 15 für einen Sechszylinder-Dieselmotor in Fig. 2 un
ten dargestellt ist, und das TD-Signal mit dem Verlauf 16 in
Fig. 2. Das TD-Signal besitzt je nach eingebauter digitaler
Dieselmotorelektronik Unterschiede, die vom Verfahren berück
sichtigt werden können. In diesem Beispiel gibt es zwei
TD-Impulse je Zylinder, die von der digitalen Dieselmotor
elektronik geliefert werden. Der Verlauf 15 des Anlasser
stroms unterscheidet sich von dem eines Ottomotors in der
größeren Dynamik. Auch beim Dieselmotor können Signale zur
Zylinder-1-Erkennung abgegriffen werden, z. B. eine Nocken
wellenposition, ein Lichtsignal, ein Drucksignal, ein Signal
eines Nadelbewegungsfühlers oder eines Klemmgebers, wenn der
Motor nach der Kompressionsmessung gestartet wird. Der Start
vorgang kann dabei elektronisch durch das Diagnosesystem mit
einer erfindungsgemäßen Einrichtung erfolgen, z. B. mit einem
elektronischen Schalter.
An den gezeigten Verläufen der TD- oder Klemme-1-Signale wird
deutlich, daß von ihnen in jedem Falle ein Hilfssignal abge
leitet werden kann, welches das Auftreten zumindest eines in
jedem vollständigen Maschinenzyklus wiederkehrenden Ereignis
ses anzeigt. Das TD- oder Klemme-1-Signal dient gewissermaßen
als "Clocksignal" oder "Zeitmaßstabsignal" für den Anlasser
strom. Es wird der Verarbeitungseinheit 22 (Fig. 6) direkt
zugeführt, ist ein sehr zuverlässiges Signal und weist eine
geringe Störanfälligkeit auf, sofern ein Diagnosekabel an ei
ner Diagnosebuchse angeschlossen ist.
Das TD-/Klemme-1-Signal wird ausgemessen, indem die steigen
den Flanken am Beginn der Impulse gesucht und die Abstände
zwischen ihnen berechnet werden. Um eine saubere Erkennung
der steigenden Flanken, insbesondere beim Klemme-1-Signal, zu
gewährleisten, muß das Klemme-1-Signal zuvor geglättet wer
den. Die Abstände zwischen den steigenden Flanken der Impulse
geben Auskunft über den Rundlauf des Motors. Bei einem Motor,
bei dem alle Zylinder die gleiche Kompression besitzen, sind
im allgemeinen die Abstände nahezu gleich. Wenn ein oder meh
rere Zylinder unterschiedliche Kompressionswerte aufweisen,
so läuft der Motor unrund, und die Abstände zwischen den
Flanken werden unterschiedlich lang. Auch diese Eigenschaft
kann für eine Bewertung der relativen Kompression herangezo
gen werden.
Zur Glättung eines Klemme-1-Signals kann die folgende Methode
angewendet werden: Ein aktueller Abtastwert wird mit einem
vorhergehenden, bereits gespeicherten Abtastwert verglichen.
Ist der aktuelle größer, so überschreibt er den vorhergehen
den. Damit werden alle steigenden Flanken unbeschädigt erhal
ten. Ist der aktuelle Abtastwert kleiner als der vorhergehen
de, so wird dieser mit einem Dämpfungswert multipliziert. Da
mit werden ein exponentielles Abklingen eines Tiefpasses
1. Ordnung realisiert und die negativen Ausschwinger nach ei
nem Zündimpuls beseitigt. Zur Verdeutlichung der Wirkung die
ser Glättung sind in der oberen Hälfte der Fig. 3 ein Klem
me-1-Signal 17 vor der Glättung und in der unteren Hälfte ein
Klemme-1-Signal 18 nach der Glättung dargestellt. Es ist zu
erkennen, daß bei jedem Impuls nach der Glättung genau eine
steigende Flanke mit großer Amplitude existiert. Um die Posi
tion dieser Flanke zu bestimmen, sollte eine Vergleichs
schwelle etwa bei 50% des Signalmaximums liegen. Das TD-Signal
hat eine maximale Spannung von 12 V. Das Klemme-1-Signal
dagegen besitzt eine maximale Spannung von 20 V. Zur Unter
scheidung zwischen Klemme-1- und TD-Signal wird die unter
schiedliche Spitzenspannung beider Signale ausgewertet. Die
Vergleichsschwelle ist dazu auf 15 V gesetzt. Wenn der Ver
lauf des Signals 18 größer als 15 V ist, so liegt ein Impuls
auf dem Klemme-1-Signal vor. Ist die Spannung kleiner, so
wird das TD-Signal angezeigt. Das Klemme-1-Signal hat in die
sem Fall deswegen eine maximale Spannung von 20 V, weil der
Meßeingang auf den Bereich ±20 V eingestellt ist, damit das
TD-Signal, das maximal 16 V aufweist, und das Klemme-1-Signal
mit maximal 300 V gleichzeitig gemessen werden können, ohne
den Meßbereich des Eingangs umschalten zu müssen.
Das TD-/Klemme-1-Signal zeigt bei Erkennung der Flanken den
Anlaßvorgang oder einen laufenden Motor an. Nach dem Start
des Anlaßvorgangs bei unterdrückter Kraftstoffzufuhr absol
viert der Motor eine Einlaufphase, die durch folgende Merk
male gekennzeichnet ist:
- 1. Einpegeln einer typischen Anlasserdrehzahl unterhalb der Leerlaufdrehzahl; typischer Bereich der Anlasserdrehzah len: 100 bis 450 U/min,
- 2. sehr großer Anlasserstrom im Einschaltmoment reduziert sich auf seinen Sollwert (linearer Mittelwert) bei einge schwungenem Motor; typischer Bereich: 80 bis 400 A,
- 3. Einstellung eines Rundlaufs des Motors auch bei unter schiedlicher Kompression der Zylinder; auch bei fehlender Kompression verändert sich die Winkelgeschwindigkeit von Zylinder zu Zylinder um nicht mehr als 15%.
Aus diesen experimentell an allen Motortypen (Vier- bis
Zwölfzylinder) ermittelten Merkmalen ergeben sich für das er
findungsgemäße Verfahren günstige Ausgangsbedingungen. Die
Einschwingdauer beträgt etwa 2,5 Maschinenzyklen, also etwa
fünf Kurbelwellenumdrehungen. Danach wiederholt sich der Kur
venzug des Anlasserstromes bei jedem Viertakt-Motor nach je
weils zwei Kurbelwellenumdrehungen (720° Kurbelwinkel). Zum
Anlasserstromsignal wird zeitgleich ein Hilfssignal aufgenom
men, das mindestens einen Impuls während zwei Kurbelwellen
umdrehungen aufweist.
Ein Ziel der Verarbeitung des Hilfssignals ist es, die Dauer
eines vollständigen Maschinenzyklus zu ermitteln. Das ist
auf einfache Weise möglich, da die Abtastfrequenz bekannt
ist. Aus der Dauer der Maschinenzyklen wird die Drehzahl be
rechnet. Befindet sich die Drehzahl im Bereich typischer An
lasserdrehzahlen, so kann das Verfahren zur Ermittlung der
Kompression fortgesetzt werden, ansonsten werden alle abge
speicherten Daten verworfen und das Verfahren erneut gestar
tet.
Das Verfahren zur Kompressionsmessung geht davon aus, daß die
Kraftstoffzufuhr unterbunden wird und sich Kompression und
Motorreibung dem Anlasser als Gegenkraft entgegenstellen. Es
kann jedoch vorkommen, daß erst Kraftstoff in kleinen Mengen
in ein oder mehrere Zylinder gelangt und gezündet wird. Da
durch verringert sich die Zeit von einem TD-/Klemme-1-Impuls
zum folgenden sehr stark, weil nun der Anlasser Unterstützung
bekommt. Dieser Vorgang macht jedoch das Messen der Kompres
sion unmöglich. Deshalb wird der größte und der kleinste Im
pulsabstand eines vollständigen Maschinenzyklus ermittelt.
Wenn die beiden Extremwerte einen Unterschied von mehr als
15% aufweisen, muß eine Zündung aufgetreten sein, da festge
stellt wurde, daß sich der Impulsabstand eines Zylinders ohne
Kompression maximal um etwa 13% von einem Impulsabstand ei
nes Zylinders mit 100% Kompression unterscheidet. Wird eine
Zündung während der Durchführung des Verfahrens erkannt, so
wird die Messung verworfen.
Damit auch eine fehlende Adaptierung der Stromzange an die
Leitung des Anlassers feststellbar ist, wird bei der Auswer
tung des Anlasserstroms der lineare Mittelwert über einen
vollständigen Maschinenzyklus gebildet. Dieser Wert muß grö
ßer als 50 A sein, damit die Messung als gültig betrachtet
werden kann.
Zur Ermittlung der Kompression wird eine Mittelung über acht
Maschinenzyklen durchgeführt. Dadurch wird der Einfluß von
Störungen vermindert. Da das Anlasserstromsignal von starken
Störungen überlagert ist, wird auch eine adaptive Mittelwert
filterung vorgenommen. Die Mittelwertfilterung wird an die
Periode des Stromsignals angepaßt, damit immer die gleiche
Güte der Glättung erreicht wird. Die Periode des Stromsignals
entspricht im wesentlichen den Abständen der Impulse des
TD-/Klemme-1-Signals, die zuvor durch Ausmessen dieses Sig
nals gewonnen wurden.
Das erfindungsgemäße Verfahren beruht auf der Ermittlung der
aufgewendeten Energie zur Kompression eines Zylinders. Auf
grund der Kompressionsarbeit ergeben sich wellenförmige
Stromüberhöhungen des Anlasserstroms. Mit steigender Zylin
derzahl des geprüften Motors sinkt der Wechselanteil im An
lasserstrom relativ gegenüber dem Gleichstromanteil. Einen
besonders geringen Wechselstromanteil weist demzufolge der
Zwölfzylinder-Motor auf.
Für die Ermittlung der Energie wird der Verlauf des Anlasser
stroms, wie in Fig. 4 verdeutlicht, in Teilbereiche unter
teilt. Werden am Motor TD- oder Klemme-1-Signale abgegriffen,
so kann die Länge der Teilbereiche, die den einzelnen Zylin
dern zugeordnet sind, durch die Abstände der erfaßten Ereig
nisse festgelegt werden. In Fig. 4 sind derartige Ereignisse
in der oberen Hälfte der Figur durch senkrechte Striche, über
denen jeweils die Ziffern 1 bis 6 geschrieben sind, markiert.
Der senkrechte Strich auf der rechten Seite entspricht wieder
dem senkrechten Strich der linken Seite, da der Maschinen
zyklus an dieser Stelle von neuem beginnt.
Für die Suche der Minima wird die Korrelation zwischen dem
TD-/Klemme-1-Signal und dem Anlasserstrom 19 ausgenutzt. Das
TD-/Klemme-1-Signal ist gewissermaßen ein Zeitmaßstabsignal,
das die den jeweiligen Zylindern zugeordnete Integrations
dauer bestimmt. Zur Suche der Minima werden schmale Fenster
zunächst bei den Ereignissen 1 bis 6 über das Anlasserstrom
signal gelegt und alle Strommeßwerte innerhalb dieser Fenster
aufsummiert. Danach werden die Fenster gemeinsam um eine Ab
tastzeit zu späteren Abtastwerten hin verschoben und wieder
alle Stromwerte innerhalb der Fenster aufsummiert. Dieser
Vorgang wird so lange wiederholt, bis beispielsweise das Fen
ster, das zu Beginn bei Ziffer 1 in Fig. 4 lag, zur Ziffer
1′ in Fig. 4 gewandert ist. Von den so erhaltenen Summen
werten wird das Minimum ermittelt und dessen Lage anhand der
Position des Abtastwerts bestimmt. Die Minima sind in Fig. 4
mit den Bezugszeichen 1′′ bis 6′′ versehen. Sie sind durch
kleine vertikale Linien zum Zweck der Darstellung im Strom
signal gekennzeichnet.
Wenn nur ein Ereignis, beispielsweise der Impuls des Zylin
ders 1, während zweier Kurbelwellenumdrehungen auftritt, kön
nen die Teilbereiche auf einfache Weise gewonnen werden, in
dem die Zeit für zwei Kurbelwellenumdrehungen durch die An
zahl der Zylinder geteilt wird. Man schafft sich virtuelle,
zusätzliche Impulse im gleichen zeitlichen Abstand über den
vollständigen Maschinenzyklus verteilt. Bei einem intakten
Motor entsprechen die Abstände zwischen den zusätzlichen Im
pulsen genau den Abständen zwischen den Minima. Da die so ge
bildeten Impulse im allgemeinen zeitlich nicht mit dem Auf
treten der Minima zusammenfallen, muß wiederum die Lage der
Minima bestimmt werden. Dies kann in derselben Weise erfol
gen, wie es oben anhand eines TD-/Klemme-1-Signals beschrie
ben wurde.
Vorteile des Minima-Suchverfahrens sind:
- - Es gehen alle Meßwerte eines vollständigen Maschinen zyklus zur Bestimmung der Integrationsgrenzen ein.
- - Das Verfahren findet auch dann Integrationsgrenzen, wenn z. B. der erste Zylinder keine Kompression hat und sich demzufolge dort kein Minimum befindet, wo es bei einem einwandfreien Motor zu finden wäre.
- - Das Verfahren findet eine optimierte Minima-Position durch Überlagerung aller Teilbereiche. Der sich so ergebende Mi nimalwert und seine Lage stellt die optimale Lösung des Suchproblems dar.
Mit der Kenntnis der Integrationsgrenzen kann nun der Wech
selanteil des Anlasserstroms, bezogen auf die einzelnen Zy
linder, integriert werden. Als Wechselanteil wird die Diffe
renz der verschiedenen Anlasserstromwerte zu einer die jewei
ligen Anlasserstromwerte an den Integrationsgrenzen 1′′ bis 6′′
verbindenden Geraden angesehen. Bei einem intakten Motor er
hält man als Ergebniswerte der zylinderbezogenen Integration
nahezu gleiche Werte. Wird jedoch die Kompression eines Zy
linders kleiner, so vermindert sich der zugeordnete Ergebnis
wert. In Fig. 4 wird dies am Verlauf des Anlasserstroms 19
zwischen den Integrationsgrenzen 3′′ und 4′′ deutlich. Wird die
Kompression Null, z. B. bei herausgeschraubter Zündkerze, so
kann der Ergebiniswert auch negativ sein.
Die Genauigkeit der Kompressionsmessung wird durch Mittelung
über mehrere aufeinanderfolgende Maschinenzyklen erhöht. Vor
teilhaft werden acht Mittelungen ausgeführt. Diese Mittelun
gen werden durch Akkumulation der erhaltenen Ergebiniswerte
der zylinderbezogenen Integration realisiert. Demzufolge
wächst der akkumulierte Wert von Mittelung zu Mittelung an.
Dadurch wird der Einfluß von Störungen, die noch nicht durch
die Glättung beseitigt werden konnten, zusätzlich im Ergebnis
der Kompressionsmessung vermindert.
Die ermittelten Ergebniswerte der zylinderbezogenen Integra
tion werden auf denjenigen mit dem größten Betrag normiert.
Der Wertebereich der normierten Ergebiniswerte ist motortyp
spezifisch und umfaßt üblicherweise einen Bereich von -100
bis +100%. Da ein Kompressionsmeßgerät auch bei fehlender
Zündkerze den relativen Kompressionswert 0% anzeigen soll,
müssen die Ergebniswerte der zylinderbezogenen Integration
noch transformiert werden. Diese Transformation wird anhand
einer hinterlegten, maschinentypspezifischen Kalibrierkurve,
vorteilhaft einem Polynom 3. Ordnung, realisiert:
y = A·x³ + B x² + C·x + D.
Die Koeffizienten A, B, C und D können auf einfache Weise mit
der Methode der kleinsten Fehlerquadrate ermittelt werden.
Die Kalibrierung des Verfahrens zur Kompressionsmessung wird
wie folgt durchgeführt:
- a) Einstellen einer definierten Schwächung der Kompression durch Einbau eines Defektes,
- b) Aufnehmen der Signale,
- c) Anwenden des erfindungsgemäßen Verfahrens,
- d) Abspeichern des Sollwertergebnisses nach Umrechnung des gemessenen Drucks in eine relative Kompression und Ab speichern des Ergebniswerts der zylinderbezogenen Inte gration,
- e) Wiederholen der Arbeitsschritte a) bis d) für verschie dene Abschwächungen von 100% bis 0% relative Kompres sion und
- f) Berechnen der Kalibrierkurve.
In den Koeffizienten der Kalibrierkurve ist damit die spezi
fische Charakteristik des Motortyps enthalten. Fig. 5 zeigt
qualitativ eine derartige Kalibrierkurve für einen Vierzylin
der-Motor. An der Abszisse sind die normierten Ergebnisse der
zylinderbezogenen Integration, an der Ordinate die zugeordne
ten relativen Kompressionswerte in % aufgetragen. Falls sich
Defekte eines Zylinders auch auf Ergebiniswerte der zylinder
bezogenen Integration benachbarter Zylinder auswirken, können
diese ebenfalls in Kalibrierkurven dargestellt und bei der
Ermittlung der relativen Kompression durch Überlagerung mit
der Kalibrierkurve des entsprechenden benachbarten Zylinders
Berücksichtigung finden. Bei weiteren Abhängigkeiten zylin
derbezogener Ergebniswerte von jeweils anderen Zylindern des
Motors ist die Verwendung eines neuronalen Netzes vorteil
haft.
Als Sensor zur Anzeige eines in jedem vollständigen Maschi
nenzyklus wiederkehrenden Ereignisses kommen verschiedene Ty
pen in Frage. Beispielsweise ist dazu ein Drucksensor, der am
Zylinder angebracht wird, geeignet, ein Nockenwellengeber,
eine Lichtmarke am Zahnkranz der Kurbelwelle, ein Digital
signal eines Motorsteuergeräts, ein OT-Geber oder die bereits
beschriebenen Aufnehmer. Diese Sensoren können sowohl zur Er
zeugung des Hilfssignals als auch zur Zylinder-1-Erkennung
verwendet werden.
Die Verarbeitungseinheit 22 ist mit einer Anzeige versehen,
in der die Werte der relativen Kompression als Balkendarstel
lung veranschaulicht werden. Zusätzlich zu den relativen
Kompressionswerten werden der arithmetische Mittelwert des
Anlasserstroms und die Anlasserdrehzahl zur Kontrolle ange
zeigt.
Claims (9)
1. Verfahren zur Ermittlung der relativen Kompression einer
Brennkraftmaschine aus dem gemessenen Wechselanteil des
Stromes eines elektrischen Anlassermotors der Brennkraft
maschine bei unterdrückter Kraftstoffzufuhr, wobei die Dif
ferenz des Anlasserstroms zu einer die Anlasserstromwerte an
den Integrationsgrenzen (1′′ bis 6′′) verbindenden Geraden in
Teilbereichen zumindest eines vollständigen Maschinenzyklus
zeitlich integriert wird, die durch geeignete Wahl der
Integrationsgrenzen (1′′ bis 6′′) den einzelnen Zylindern zu
geordnet sind,
dadurch gekennzeichnet,
- - daß die Integrationsgrenzen (1′′ bis 6′′) durch Auswerten eines Hilfssignals, welches das Auftreten zumindest eines in jedem vollständigen Maschinenzyklus wiederkehrenden Ereignisses anzeigt, gewählt werden, indem jedem Zylinder dem jeweiligen Maschinentyp entsprechend ein Teilbereich fester Länge zugeordnet wird und die Teilbereiche gemein sam derart verschoben werden, daß die Summe der Stromwerte an den Integrationsgrenzen (1′′ bis 6′′) minimal ist, und
- - daß die Ergebniswerte der zylinderbezogenen Integration auf den größten Wert normiert und daraus anhand einer hin terlegten, maschinentypspezifischen Kalibrierkurve Werte der relativen Kompression ermittelt werden.
2. Verfahren nach Anspruch 1, dadurch gekennzeichnet,
- - daß der Wechselanteil des Anlasserstroms während zumindest acht aufeinanderfolgender, vollständiger Maschinenzyklen zylinderbezogen integriert wird und die Ergebniswerte als Mittelwerte der Integrationswerte für die jeweiligen Zy linder berechnet werden.
3. Verfahren nach Anspruch 1 oder 2, dadurch gekenn
zeichnet,
- - daß bei einer Brennkraftmaschine mit Fremdzündung die Zün dung eingeschaltet ist und als Hilfssignal das Zündsignal am Zylinder 1 verwendet wird.
4. Verfahren nach einem der vorhergehenden Ansprüche, da
durch gekennzeichnet,
- - daß zur Festlegung der Integrationsgrenzen der gemessene Stromverlauf durch einen Tiefpaß geglättet wird.
5. Verfahren nach einem der vorhergehenden Ansprüche, da
durch gekennzeichnet,
- - daß die Maschinendrehzahl gemessen wird und die Kompres sion nur unterhalb einer vorgegebenen Drehzahlobergrenze ermittelt wird.
6. Verfahren nach Anspruch 5, dadurch gekennzeichnet,
- - daß die Kompression nur oberhalb einer vorgegebenen Dreh zahluntergrenze ermittelt wird.
7. Verfahren nach einem der vorhergehenden Ansprüche, da
durch gekennzeichnet,
- - daß die Kalibrierkurve durch ein Polynom 3. Ordnung reali siert wird, dessen Koeffizienten nach der Methode der kleinsten Fehlerquadrate aus Ergebniswerten der zylinder bezogenen Integration ermittelt werden, die bei einer Brennkraftmaschine mit verschiedenen definierten Schwä chungen der Kompression durch Einbau von Defekten erhalten wurden.
8. Einrichtung zur Ermittlung der relativen Kompression einer
Brennkraftmaschine aus dem gemessenen Wechselanteil des Stro
mes eines elektrischen Anlassermotors der Brennkraftmaschine
bei unterdrückter Kraftstoffzufuhr
- - mit Mitteln zur zeitlichen Integration der Differenz des Anlasserstroms zu einer die Anlasserstromwerte an den In tegrationsgrenzen (1′′ bis 6′′) verbindenden Geraden in Teilbereichen zumindest eines vollständigen Maschinen zyklusses, die durch geeignete Wahl der Integrations grenzen (1′′ bis 6′′) den einzelnen Zylindern zugeordnet sind,
gekennzeichnet durch:
- - Mittel zur Wahl der Integrationsgrenzen (1′′ bis 6′′) durch Auswerten eines Hilfssignals, welches das Auftreten zu mindest eines in jedem vollständigen Maschinenzyklus wiederkehrenden Ereignisses anzeigt, indem jedem Zylinder dem jeweiligen Maschinentyp entsprechend ein Teilbereich fester Länge zugeordnet wird und die Teilbereiche gemein sam derart verschoben werden, daß die Summe der Stromwerte an den Integrationsgrenzen (1′′ bis 6′′) minimal ist, und
- - Mittel zur Normierung der Ergebniswerte der zylinder bezogenen Integration auf den größten Wert und zur Er mittlung von Werten der relativen Kompression daraus an hand einer hinterlegten, maschinentypspezifischen Kali brierkurve.
Priority Applications (1)
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DE1995129708 DE19529708C1 (de) | 1995-08-11 | 1995-08-11 | Verfahren und Einrichtung zur Ermittlung der relativen Kompression einer Brennkraftmaschine |
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