DE19503173A1 - Verfahren zum Messen der Konzentration von Radonzerfallsprodukten in der Luft - Google Patents
Verfahren zum Messen der Konzentration von Radonzerfallsprodukten in der LuftInfo
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Description
Die Erfindung betrifft ein Verfahren zum Messen der Konzen
tration von Radonzerfallsprodukten in der Luft. Dieses Messen
läßt sich in die Probennahme und die Probenauswertung glie
dern, wobei bei der Erfindung ein besonderer Augenmerk auf
der Probennahme, einem Sammelvorgang, liegt.
Durch radioaktive Zerfallsprozesse entstehende ionisierende
Strahlung kann gesundheitsschädigend auf den Menschen wirken.
Zur natürlichen Strahlenbelastung des Menschen tragen das
radioaktive Element Radon sowie dessen Zerfallsprodukte, die
sogenannten Radontöchter, erheblich bei. Radon ist gasförmig
und tritt in biologisch relevanten Konzentrationen auch in
Wohnbereichen auf. Es handelt sich hierbei überwiegend um das
Isotop Radon-222. Die Halbwertszeiten der übrigen Radon-Isotope
sind dagegen zu kurz, um in bedeutsamen Mengen in die
Atmosphäre gelangen zu können.
Radon-222 zerfällt nacheinander in die unter weiterem Zerfall
strahlenden Radionuklide Polonium-218, Blei-214, Wismut-214
und Polonium-214. Diese Radontöchter sind relativ kurzlebig
und gelten aufgrund ihrer unmittelbaren und mittelbaren
Alphastrahlung als die biologisch am wichtigsten. Sie sind
überwiegend elektrisch positiv geladen und zum größten Teil
(der Anteil wird bisher auf 80-90% geschätzt) an Aerosol
partikel, d. h. in der Luft schwebende, geladene und unge
ladene Staubpartikel und Tröpfchen der Größenordnung µm,
angelagert. Durch Inhalation gelangen Radon und dessen Zer
fallsprodukte in die Lunge. Dabei können die anteilsmäßig
wenigen freien (nicht an Aerosolpartikel angelagerten) Radon
töchter in empfindlichere Bereiche des Atemtrakts gelangen
als die angelagerten. Ihre biologische Wirksamkeit wird
deswegen gleich hoch oder sogar noch höher als die des großen
Anteils der aerosolgebundenen Radontöchter eingeschätzt.
Zur Messung der Konzentration von Radonzerfallsprodukten in
der Luft sind verschiedene Verfahren und Einrichtungen be
kannt. Als Detektoren kommen Ionisationskammern, Szintilla
tionskammern, Proportionaldetektoren, Alpha-Spektrometer und
dergleichen zur Anwendung. Die Probennahme kann durch An
saugen von Luft durch ein Filter, in welchem die aerosolge
bundenen (nicht die freien) Radonzerfallsprodukte hängen
bleiben, oder durch Eindiffusion der Radonzerfallsprodukte in
einen Detektorraum geschehen. Vielfach erfolgt die Proben
nahme auch durch Fokussierung der elektrisch positiv gelade
nen Radonzerfallsprodukte auf einem Meßprobenträger oder dem
Strahlungsdetektor selbst mittels eines elektrostatischen
Felds. Als Quelle der Feldenergie kommen dabei sogenannte
Elektrete, Batterien und andere Spannungsquellen in Betracht.
Der Meßprobenträger kann in ein entsprechend gerichtetes
elektrostatisches Feld eingebracht oder selbst elektrosta
tisch negativ geladen werden. Zur Probennahme wird er der
Luft ausgesetzt und anschließend mittels einer geeigneten
Meßapparatur ausgewertet. Probennahme und Auswertung müssen
bei den elektrostatischen Meßverfahren nicht notwendigerweise
an ein und demselben Ort stattfinden. Bei einem bekannten
Verfahren, bei dem die Auswertung in situ, d. h. direkt am
Ort der Probennahme, erfolgt, wird die Entladung des Meß
probenträgers (in der Regel eines Elektrets) infolge der
Anlagerung der positiv geladenen Radonzerfallsprodukte er
faßt. Vielfach wird jedoch der Meßprobenträger nach seiner
Exposition mitsamt der anhaftenden Radonzerfallsprodukte zu
einem gesonderten Ort gebracht und dort spektrometrisch oder
in anderer Weise analysiert.
Im allgemeinen versteht man unter Elektreten geladene dielek
trische Materialstücke, deren Entladezeitkonstante groß ist
im Vergleich zum vorgesehenen Zeitraum der Lagerung und
Nutzung. Typische Materialien für Elektrete sind Polymere,
wie beispielsweise Teflon. Eine eingehende Abhandlung über
Elektrete ist in "Electrets", herausgegeben von G. M. Sess
ler, Springer-Verlag Berlin Heidelberg New York, 2. Auflage
1987, zu finden. Ein Verfahren zum Laden von Elektreten ist
z. B. in einem Artikel "Design and Performance of a Teflon
Electret Dosimeter Charger" von P. Kotrappa, P. C. Gupta und
S. K. Dua, Health Physics, Bd. 39 (September), 1980, Seiten
566-568, beschrieben. Die Möglichkeit, mittels Elektreten
Radonzerfallsprodukte elektrostatisch zu sammeln, ist in
einem Artikel "Electrets for Passive Radon Daughter Dosime
try von A. Khan und C. R. Phillips, Health Physics, Bd. 46,
Nr. 1 (Januar), 1984, Seiten 141-149, aufgezeigt.
Elektrete sind quasipermanent geladene Meßprobenträger, die
lange vor dem eigentlichen Meßvorgang geladen werden und ihre
Ladung über einen großen Zeitraum hinweg speichern können.
Sie stellen im Gegensatz beispielsweise zu metallischen, an
eine Batterie angeschlossenen Plattenelektroden eine Beson
derheit in der Weise dar, daß sie aufgrund ihrer Speicherfä
higkeit während des Meßvorgangs keine externe Spannungsquel
le, oder allgemein Energiezufuhr, erfordern. Das Sammeln
selbst ist damit sehr leicht durchführbar, die benötigte
Ausrüstung kann sehr handlich gehalten werden.
Zur Herstellung von Elektreten bedarf es aufwendiger und viel
Zeit beanspruchender Verfahrensschritte. Üblicherweise wird
hierzu ein Dielektrikum zwischen zwei Metallplatten angeord
net, das so gebildete Sandwich in einem Ofen längere Zeit
erwärmt und anschließend wieder abgekühlt. Zusätzlich wird
während des gesamten Prozesses eine Gleichspannung an die
Metallplatten angelegt. Der Vorgang dauert bis zu einigen
Tagen. Die Preise heute erhältlicher Elektrete sind dement
sprechend hoch. Bei Entladezeitkonstanten in der Größenord
nung von etlichen Jahren lassen sich auf diese Weise Ladungs
dichten an der Oberfläche des Elektrets erzeugen, die feld
stärkemäßig einer Batteriespannung von bis zu 3000 Volt
entsprechen. Die auf zuwendende Sammelzeit (Zeitdauer der
Exposition) reicht bei diesen Feldstärken je nach Radonkon
zentration von etwa einer halben Stunde bis zu mehreren Tagen
oder Wochen. Die angegebenen Zahlenwerte lassen den Nachteil
des Standes der Technik erkennen, daß für eine hohe Gewähr
leistung der Reproduzierbarkeit und Genauigkeit des Sammel
vorgangs eine vergleichsweise lange Expositionszeit in Kauf
genommen wird. Einfache und weniger kostenintensive Kurzzeit
messungen lassen die bekannten Meßverfahren mit Elektreten
dagegen nicht zu. Ferner sind nur verhältnismäßig kleinflä
chige Elektrete herstellbar, d. h. Elektrete mit relativ
kleiner Sammelfläche. Diese beträgt z. B. bei den nach obigem
Verfahren von Kotrappa hergestellten Elektreten 8 cm². Darü
ber hinaus wird mit den bisherigen Meßverfahren der Anteil
der aerosolungebundenen Radonzerfallsprodukte nicht oder nur
unzureichend erfaßt, obwohl gerade diese Radonzerfallspro
dukte von erheblicher Relevanz für die Lungendosis sind.
Zum Thema der Konzentrationsmessung von Radon und dessen Zer
fallsprodukten sind als relevanter Stand der Technik noch
folgende Artikel zu nennen:
- a) "Living Level Monitor LLM 500 - meßtechnische Umsetzung und Anwendungen des Schnellverfahrens zur Messung der Konzen tration von Radonzerfallsprodukten und anderen Betastrahlern in Luft und Pulvern" von H. von Philipsborn und Ch. Hoffmann, Sonderdruck aus "Umweltradioaktivität, Radioökologie, Strah lenwirkungen", 25. Jahrestagung, Fachverband für Strahlen schutz e.V., Band I, 1993, Seiten 409-416, Verlag TÜV Rheinland, Köln;
- b) "Messungen des dynamischen Verhaltens von Radon und Radon töchtern unter nicht-stationären Bedingungen der Zufuhr und Abfuhr" von H. von Philipsborn, 26. Jahrestagung, Fachverband für Strahlenschutz e.V., Band II, 1994, Seiten 804-809, Verlag TÜV Rheinland;
- c) "Radon und Radonmessung, Teil I: Eigenschaften, Meßgrößen und Methoden" von H. von Philipsborn, Die Geowissenschaften, 8. Jahrgang 1990, Nr. 8, Seiten 220-228;
- d) "Radon und Radonmessung, Teil II: Geräte und Verfahren, Vorkommen und Verbreitung, Strahlenbiologie und Strahlen schutz" von H. von Philipsborn, Die Geowissenschaften, 8. Jahrgang 1990, Nr. 10, Seiten 324-338.
Der Erfindung liegt die Aufgabe zugrunde, ein Verfahren zum
Messen der Konzentration von Radonzerfallsprodukten in der
Luft anzugeben, das auf dem Prinzip des elektrostatischen
Sammelns basiert und bei einfacher Durchführbarkeit eine
schnellere, dennoch zuverlässige Messung ermöglicht. Dabei
soll ein Meßprobenträger verwendet werden, der vor dem Messen
elektrostatisch geladen wird und während der Messung von
weiterer Energiezufuhr abgetrennt ist. Insbesondere soll ein
Meßverfahren angegeben werden, bei dem der aerosolungebundene
Anteil der Radonzerfallsprodukte eine seiner biologischen
Wirkung besser als bisher entsprechende Berücksichtigung in
den Meßergebnissen findet.
Bei der Lösung dieser Aufgabe geht die Erfindung von einem
Verfahren zum Messen der Konzentration von Radonzerfalls
produkten in der Luft aus, bei dem ein elektrostatisch nega
tiv geladener Meßprobenträger zur Gewinnung einer Meßprobe
der Luft ausgesetzt und anschließend mittels einer Meßvor
richtung analysiert wird. Erfindungsgemäß ist vorgesehen, daß
das elektrostatische Laden des Meßprobenträgers insbesondere
im wesentlichen unmittelbar vor dem Messen erfolgt und hierzu
ein elektrisch isoliert angeordnet er Sammelbereich des Meß
probenträgers auf ein negatives Potential - bezogen auf die
Umgebung - von wenigstens 5000 Volt aufgeladen wird, daß der
Meßprobenträger nach dem Laden mit seinem Sammelbereich weni
ger als 10 Minuten lang der Luft ausgesetzt wird und daß
zumindest der den Sammelbereich umfassende Teil des Meßpro
benträgers sodann zu der Meßvorrichtung gebracht und dort
analysiert wird.
Die Grundidee der Erfindung liegt darin, das Potential des
Meßprobenträgers deutlich über das bisher bekannte Maß hinaus
zu erhöhen und gleichzeitig die Expositionszeit in einen
Bereich zu vermindern, der auch Kurzzeitmessungen zuläßt. Es
hat sich nämlich gezeigt, daß die Potentialerhöhung zu einer
deutlich gesteigerten Sammelfähigkeit des Meßprobenträgers
führt, die es erlaubt, die Zeitdauer der Exposition auf unter
zehn Minuten zu reduzieren. Es kann dann auf Meßprobenträger
zurückgegriffen werden, die hinsichtlich ihrer Potentialer
haltung nicht in solchem Maße stabil sind wie bisher ver
wendete Elektrete. Dementsprechend können der Herstellungs
aufwand und die Kosten des Meßprobenträgers gesenkt werden,
so daß sehr leicht auch Meßprobenträger mit flächenmäßig
erheblich größeren Sammelbereichen bereitgestellt werden
können. Die kurze Expositionszeit von unter zehn Minuten ist
angesichts der hohen Feldstärken und der leicht realisier
baren großen Flächen in jedem Fall ausreichend, um auch mit
Meßprobenträgern, deren Sammelbereich elektrische Ladungen
nur vergleichsweise flüchtig speichern kann, eine aussage
kräftige Meßprobe der in der Umgebungsluft enthaltenen Radon
zerfallsprodukte zu gewinnen. Ferner erlaubt es die kurze
Expositionszeit, räumliche und zeitliche Konzentrations
schwankungen besser zu erfassen.
Im Vergleich zu den Elektret-Meßverfahren zeigt das erfin
dungsgemäße Verfahren den Vorteil, daß die gemessene Aktivi
tätskonzentration, welche speziell bei der Messung von Radon
und Radonzerfallsprodukten als Meßgröße verwendet wird und
der volumenbezogenen Aktivität entspricht, den Anteil der
nicht angelagerten Radonzerfallsprodukte sehr gut wiedergibt.
Dies läßt sich darauf zurückführen, daß die nicht angelager
ten Radonzerfallsprodukte beim erfindungsgemäßen Verfahren in
erheblich stärkerem Maße gesammelt werden als bei den bekann
ten Elektret-Verfahren. Aufgrund der kurzen Expositionszeit
ist es insbesondere möglich, die häufig starken örtlichen und
zeitlichen Konzentrationsschwankungen dieser freien Radonzer
fallsprodukte zu erfassen.
Die Auswertung der gewonnenen Meßprobe kann in an sich be
kannter Weise beispielsweise durch alphaspektrometrische oder
gammaspektrometrische Untersuchungen erfolgen. Auch Messungen
der Betaaktivität sind möglich und wegen der möglichen großen
Sammelfläche des Meßprobenträgers einerseits und der Verfüg
barkeit großflächiger, preiswerter Proportionaldetektoren
(Kontaminationsdetektoren) andererseits besonders vorteil
haft.
Die elektrischen Ladungen können durch Reibungs- oder In
fluenz-Elektrisierapparate oder auch mittels Sprühelektrisie
rung auf den Meßprobenträger und dort auf den Sammelbereich
aufgebracht werden. Bei einer bevorzugten Ausführungsform des
erfindungsgemäßen Verfahrens ist hingegen vorgesehen, daß der
den Sammelbereich bildende Teil des Meßprobenträgers aus
elektrisch isolierendem Material besteht und zum elektro
statischen Laden des Meßprobenträgers dessen Sammelbereich in
reibenden Kontakt mit einem insbesondere elektrisch isolie
renden Kontaktsubstrat gebracht wird. Überraschenderweise hat
sich nämlich herausgestellt, daß durch Triboelektrizität
(auch Kontakt- oder Berührungselektrizität genannt) ein
Oberflächenpotential des Sammelbereichs hervorgerufen werden
kann, das insbesondere bei dielektrischen Materialien einer
seits weit über 5000 Volt liegen kann und andererseits für
die Dauer der Exposition ausreichend stabil bleibt. Der
reibende Kontakt ist dabei nicht zwingend erforderlich,
vielmehr verstärkt er lediglich den durch Kontakt hervor
gerufenen Effekt. In der Fachwelt herrschte dagegen bisher
die Ansicht vor, daß Triboelektrizität nicht zum elektro
statischen Laden von Meßprobenträgern, speziell von Elek
treten, geeignet sei (gemeint ist hier die elektrostatische
Aufladung des Meßprobenträgers durch Aneinanderreiben des
Meßprobenträgers selbst und eines Reibpartners), da für die
bei den bekannten elektrostatischen Verfahren verlangte hohe
Langzeitstabilität des Ladungszustands des Meßprobenträgers
sowohl die Genauigkeit als auch die Reproduzierbarkeit der
durch Triboelektrizität erhaltenen Aufladungen als nicht
ausreichend galten. Diesbezüglich wird auf den eingangs
erwähnten Aufsatz "Electrets" von G. M. Sessler verwiesen.
Vielfach wurde die Triboelektrizität auch als Ursache un
erwünschter Aufladungseffekte angesehen.
Es wurde festgestellt, daß sich bei verschiedenen Dielektrika
ein beispielsweise mittels eines Elektroskops bestimmbares
Grenzpotential an der Oberfläche des Sammelbereichs ausbil
det, das auch bei intensiverem und längerem Reiben nicht oder
nur unwesentlich überschritten wird. Vermutungen gehen dahin,
daß mit steigendem Potential des Sammelbereichs irgendwann
eine Art Plateau erreicht wird, das einer Ladungssättigung
des Sammelbereichs entspricht. Auf diesem Plateau kann das
Potential des Sammelbereichs, so die Vermutungen, auch nach
Beendigung des Reibens eine Zeitlang im wesentlichen unver
ändert verharren. Hierzu sei angemerkt, daß die Entladung des
Meßprobenträgers zu einem guten Teil durch die gesammelten,
positiv geladenen Radonzerfallsprodukte erfolgt. Unter Nor
malbedingungen machen diese einen Großteil der Luftelektrizi
tät aus. Bei höheren Konzentrationen geladener Teilchen geht
die Entladung schneller vor sich, bei geringeren Konzentra
tionen langsamer. Die freien (nicht an Aerosolpartikel ange
lagerten) und überdies leichten Radonzerfallsprodukte haben
ein ungleich größeres Diffusionsvermögen als die vergleichs
weise schweren angelagerten Radonzerfallsprodukte. Daher sind
sie vom zeitlichen Abfall der Sammelfähigkeit des Meßproben
trägers (des elektrostatischen Potentials des Sammelbereichs)
weniger stark betroffen als die angelagerten Radonzerfalls
produkte.
Der wesentliche Vorteil der Reibmethode liegt nun in der
Einfachheit des Ladeverfahrens, das ohne aufwendige und
teuere Hilfsmittel kurz vor dem Messen an Ort und Stelle sehr
schnell durchgeführt werden kann. Diese einfache Art des
elektrostatischen Ladens gilt insbesondere auch für groß
flächige Meßprobenträger. Der Ladevorgang an sich bedarf
keiner externen Strom- oder Spannungszufuhr und ist ange
sichts des vermuteten Plateau-Effekts in ausreichender Güte
reproduzierbar.
Eine Steigerung der Sammelfähigkeit des Meßprobenträgers,
d. h. eine größere Reichweite des elektrostatischen Feldes und
eine größere Anziehungskraft, läßt sich erzielen, wenn der
Sammelbereich auf wenigstens 7000 Volt, vorzugsweise auf
wenigstens 9000 Volt und höchstvorzugsweise auf wenigstens
10000 Volt aufgeladen wird. Es hat sich gezeigt, daß auch die
Expositionszeit des Meßprobenträgers ohne wesentliche Beein
trächtigung der Meßqualität verringert werden kann, insbeson
dere wenn dies im Zusammenhang mit einer Erhöhung des Poten
tials geschieht. Es wird deswegen vorgeschlagen, daß der
Meßprobenträger weniger als 8 Minuten, vorzugsweise weniger
als 6 Minuten und höchstvorzugsweise weniger als 4 Minuten
lang der Luft ausgesetzt wird. Bei der Wahl der Expositions
zeit wird auch die (vermutete) Konzentration der Radonzer
fallsprodukte eine Rolle spielen. Als Expositionszeit können
unter Umständen sogar ein bis zwei Minuten genügen, besonders
dann, wenn Potentiale von über 10000 Volt erreicht werden.
Schwankungen der Aerosolcharakteristik können aufgrund der
hohen zeitlichen Auflösung dann sehr gut erfaßt werden. Die
optimale Expositionszeit wird sicherlich von der Raumkonzen
tration der geladenen Radonzerfallsprodukte abhängen, ins
besondere der freien, da diese wegen ihres hohen Diffusions
vermögens in relativ starkem Maße gesammelt werden.
Ein möglichst störungsfreier Verlauf der Feldlinien des
elektrostatischen Feldes kann erreicht werden, wenn der
Meßprobenträger zur Gewinnung einer Meßprobe im wesentlichen
mit allseitigem Abstand vom Untergrund elektrisch isoliert
gehalten wird. Zur Optimierung des elektrostatischen Feldes
kann bereits ein Abstand von einigen Zentimetern vom Unter
grund genügen.
Um schließlich die Konzentration allein der aerosolungebunde
nen Radonzerfallsprodukte messen zu können, die mit den
bekannten Filter-Meßverfahren grundsätzlich nicht möglich ist
(diese erfassen nämlich nur die angelagerten Radontöchter),
reicht es aus, vor Durchführung des erfindungsgemäßen Meßver
fahrens die Luft zu filtern und hierdurch die angelagerten
Radontöchter aus der Luft zu entfernen.
Die Erfindung betrifft ferner eine Einrichtung zum Messen der
Konzentration von Radonzerfallsprodukten in der Luft, wobei
zu derartigem Messen ein Meßprobenträger insbesondere im
wesentlichen unmittelbar vor dem Messen elektrostatisch
negativ geladen, nach dem Laden zur Gewinnung einer Meßprobe
der Luft ausgesetzt und anschließend mittels einer Meßvor
richtung analysiert wird. Die Einrichtung soll insbesondere
zur Durchführung des Verfahrens der vorstehend beschriebenen
Art geeignet sein. Die erfindungsgemäße Neuerung besteht
darin, daß der Meßprobenträger einen elektrisch isoliert
angeordneten Sammelbereich umfaßt, welcher zum elektrostati
schen Laden des Meßprobenträgers auf ein negatives Potential
- bezogen auf die Umgebung - von wenigstens 5000 Volt auflad
bar ist. Der Meßprobenträger soll so ausgebildet sein, daß er
dieses Potential ohne weitere Ladungs- oder Energiezufuhr,
d. h. abgetrennt von einer externen Ladungsquelle, während der
anschließenden Expositionszeit zumindest annähernd beibehält.
Von den bekannten Elektreten unterscheidet sich der Meßpro
benträger der erfindungsgemäßen Einrichtung im wesentlichen
durch sein höheres Sammelbereichspotential, das eine bedeu
tende Verringerung der Expositionszeit ermöglicht, welche
vorzugsweise höchstens 10 Minuten beträgt. An den Meßproben
träger können dann geringere Anforderungen hinsichtlich der
zeitlichen Potentialstabilität gestellt werden. Der Aufwand
und die Kosten für die Herstellung des Meßprobenträgers
können so erheblich reduziert werden. Deswegen können auch
mühelos Meßprobenträger mit wesentlich größeren Sammelflächen
als bisher bereitgestellt werden, zumal sich auch der Lade
vorgang erheblich einfacher als bei den bekannten Elektreten
gestalten läßt. Denkbar ist beispielsweise ein Meßproben
träger mit einer Sammelfläche von etwa 10 cm mal 10 cm,
entsprechend einem gleichgroßen Eintrittsfenster eines beta
empfindlichen Proportionaldetektors.
Für den Fall, daß die elektrische Ladung durch Reiben auf den
Sammelbereich aufgebracht werden soll, besteht der den Sam
melbereich bildende Teil des Meßprobenträgers bevorzugt aus
elektrisch isolierendem Material, welches bei reibendem
Kontakt mit einem insbesondere ebenfalls elektrisch isolie
renden Kontaktsubstrat zu der negativen elektrostatischen
Aufladung des Meßprobenträgers führt. Als elektrisch isolie
rendes Material kommen insbesondere Kunststoffe in Frage.
Polyvinylchlorid (PVC), insbesondere Weich-PVC, hat sich
ebenso wie Polyäthylen als Material herausgestellt, das die
aufgebrachte Ladung besonders gut halten kann und sich nur
sehr langsam entlädt. Beide Materialien eignen sich besonders
dann, wenn die Ladung durch Reiben aufgebracht werden soll.
Negative Potentiale von bis zu 12000 Volt können auf diese
Weise erzielt werden.
Der Meßprobenträger kann als einteiliger Körper ausgebildet
sein. Denkbar ist, daß er verschiedene, unlösbar miteinander
verbundene Materialbereiche aufweist, beispielsweise in Form
einer Polymer-Schicht auf einem Basissubstrat. Vorteile
hinsichtlich der Herstellung, Wiederverwendbarkeit und Hand
habung können sich ergeben, wenn der Meßprobenträger mehr
teilig ausgebildet ist. Erfindungsgemäß wird eine Lösung
bevorzugt, bei der der Meßprobenträger einen Grundkörper aus
vorzugsweise verformungssteifem Material sowie wenigstens ein
an dem Grundkörper angeordnetes, den Sammelbereich bildendes
Sammelelement umfaßt. Beispielsweise kann der Grundkörper
dann im Hinblick auf das Erfordernis einer leichten Handhab
barkeit ausgestaltet werden, während das Sammelelement an
geometrische Gegebenheiten der Meßvorrichtung oder speziell
an das gewählte Auswerteverfahren angepaßt werden kann. Dabei
kann es von Vorteil sein, wenn das Sammelelement von dem
Grundkörper abnehmbar ist.
Eine insbesondere für die Lademethode durch Reiben günstige
Ausbildung des Meßprobenträgers sieht vor, daß der Grundkör
per als im wesentlichen rechteckiges Plattenteil ausgeführt
ist und das Sammelelement auf einer der Flachseiten des
Plattenteils innerhalb von dessen Umfangskontur angeordnet
ist. Der großflächige Grundkörper dient als Unterlage, die
die beim Reiben entstehenden Druckkräfte aufnimmt, während
das Sammelelement unter Umständen flexibel ist und auf die
Erzielung eines maximal hohen und möglichst stabilen Potenti
als hin ausgelegt sein kann. Als verformungssteifes Material
für den Grundkörper kommt vorzugsweise Polystyrol zum Ein
satz, wobei jedoch andere Materialien, insbesondere andere
Kunststoffe, keineswegs ausgeschlossen sein sollen.
Das Sammelelement wird bei einer bevorzugten Ausführungsform
der Erfindung von einem insbesondere reibfesten Folienstück
gebildet, welches lose oder auch festgeklemmt auf dem Grund
körper aufliegen oder an diesem vorzugsweise lösbar anhaften
kann. Bei Experimenten hatte die Wahl des auf das Folienstück
aufgetragenen Haftmittels im wesentlichen keinen Einfluß auf
die Meßergebnisse. Es kann daher handelsübliche, mit einem
Schutzpapier versehene Klebefolie verwendet werden, die nach
Gebrauch weggeworfen werden kann. Eine vom Schutzpapier
getrennte und auf den Grundkörper aufgeklebte Klebefolie hat
den Vorteil, daß sie sich während des Reibens nicht ver
schiebt und auf dem Grundkörper in definierter Lage zu einem
Strahlungsdetektor vermessen werden kann. Vor einer neuen
Messung und auch für andere Meßgeometrien kann sie vom Grund
körper abgezogen und dieser jederzeit wiederverwendet werden.
Das als Reibpartner verwendete Kontaktsubstrat kann aus jedem
geeigneten Material bestehen, das zu einem ausreichend hohen
Potential an der Oberfläche des Sammelbereichs führt. Eine
einfache und preiswerte Lösung besteht darin, ein Holzteil zu
verwenden, welches insbesondere in Verbindung mit einer PVC- oder
Polyäthylen-Folie als Sammelelement und einer Polysty
rol-Platte als Grundkörper zu besonders guten Ergebnissen
geführt hat.
Die erfindungsgemäße Einrichtung kann durch eine Haltevor
richtung ergänzt werden, welche zur Gewinnung einer Meßprobe
den Meßprobenträger elektrisch isoliert und im wesentlichen
mit allseitigem Abstand vom Untergrund hält. Die Haltevor
richtung kann eine Aufhängung für den Meßprobenträger oder
auch eine Unterstützungskonstruktion sein. Wesentlich ist
lediglich, daß ein zumindest im Nahbereich des Meßproben
trägers annähernd störungsfreies elektrostatisches Feld
gewährleistet ist.
Die Erfindung wird im folgenden anhand der beiliegenden
Zeichnungen näher erläutert. Es stellen dar:
Fig. 1 eine bevorzugte Ausführungsform eines plattenförmi
gen Meßprobenträgers;
Fig. 2 schematisch die Vorgehensweise beim elektrostatischen
Laden des Meßprobenträgers der Fig. 1 durch
Reiben;
Fig. 3 skizzenhaft eine Anordnung zum elektrostatischen
Laden des Meßprobenträgers der Fig. 1 mittels
Sprühelektrisierung,
Fig. 4 ein Beispiel einer Haltevorrichtung, die den Meß
probenträger der Fig. 1 während der Expositions
zeit im wesentlichen allseitig freiliegend hält,
und
Fig. 5-8 im Rahmen eines Experiments erhaltene Meß
ergebnisse in graphischer Darstellung.
Bei dem in Fig. 1 dargestellten Meßprobenträger 1 trägt eine
rechteckige ebene Grundplatte 3 auf ihrer oberen Flachseite 5
ein Sammelelement 7 in Form eines annähernd quadratischen
Folienstücks. Das Folienstück 7 dient als Sammelbereich für
elektrostatisch anzuziehende Radonzerfallsprodukte und wird
nach Abziehen eines Schutzpapiers mit der Klebseite auf die
Grundplatte 3 aufgeklebt. Das Folienstück 7 ist im Abstand
vom Umfangsrand der Grundplatte 3 derart angeordnet, daß im
Bereich einer Schmalseite 11 der Grundplatte ein Griffbereich
13 zwischen der Schmalseite 11 und dem Folienstück 7 belassen
bleibt. Der Griffbereich 13 erlaubt eine sichere Handhabung
des Meßprobenträgers 1, ohne dabei in Gefahr zu geraten, das
Folienstück 7 zu verschmutzen oder zu beschädigen. Wenn das
Folienstück 7 durch Reiben aufgeladen werden soll, besteht
die Grundplatte 3 bevorzugt aus einem verformungssteifen
Material, um eine feste und stabile Unterlage zu erhalten.
Holz, Pappe, Kunststoff und andere elektrisch isolierende
Materialien, welche eine Entladung des Folienstücks 7 verhin
dern, kommen für die Grundplatte 3 in Frage. Der bei der
Ausführungsform der Fig. 1 von dem Folienstück 7 gebildete
Sammelbereich kann unter Umständen auch von einem elektrisch
leitenden Material gebildet sein, solange sichergestellt ist,
daß über die Grundplatte 3 keine Ladungen abfließen können.
Für das Folienstück 7 kann man handelsübliche Buchklebefolie
verwenden, die als einseitig mit einem Haftmittel versehene
und von einem Silikonpapier abgedeckte Weich-PVC-Folie ge
liefert wird. Als sehr günstig hat sich auch eine Folie aus
Polyäthylen herausgestellt, und hier insbesondere eine Coex
folie der Marke "Novacel" mit rein adhäsivem Kautschukkleber,
die schutzpapierlos als Rollenware geliefert wird. Diese
Folie besitzt eine Struktur aus zwei koextrudierten und
miteinander verschweißten Folien, von denen eine einen Rußzu
satz aufweist.
Die Fig. 2 und 3 zeigen zwei Möglichkeiten, das Folien
stück 7 elektrostatisch negativ auf zuladen. Hierbei stellt
die in Fig. 2 gezeigte Variante die bevorzugte dar. Es wird
dort ein beispielsweise aus Holz oder anderem dielektrischen
Material bestehender Reibkörper 15 gegen das Folienstück 7
gerieben. Die hierdurch erreichbare Aufladung kann sogar noch
verstärkt werden, wenn unmittelbar vor dem Aufkleben des
Folienstücks 7 auf die Grundplatte 3 der Reibkörper 15 auch
gegen die Grundplatte 3 gerieben wird. Die Stärke der elek
trostatischen Aufladung des Folienstücks 7 wird von der
Intensität, Dauer und Richtung des Reibens abhängen. Es hat
sich jedoch gezeigt, daß insbesondere bei der Kombination
einer PVC- oder Polyäthylen-Folie und eines Holzstücks be
reits eine vergleichsweise geringe Reibwirkung genügt, um ein
zumindest einige Minuten lang annähernd stabiles, auf die
Umgebung bezogenes negatives Potential an der Folienober
fläche von 10.000 Volt bis 11.000 Volt zu erhalten. Für das
nachfolgende Sammeln genügen dann ein bis zwei Minuten der
Exposition. Der Vorteil gegenüber dem Einsatz von Elektreten
liegt bei dieser Vorgehensweise klar auf der Hand. Der Meß
probenträger 1 selbst besteht aus billigen und leicht er
hältlichen Teilen. Das Laden kann kurzfristig (unmittelbar
vor dem Sammeln) und wiederholbar in äußerst einfacher Weise
durchgeführt werden, insbesondere auch bei großflächigen
Sammelelementen 7. Die erreichten Potentiale gestatten eine
erhebliche Verkürzung der Sammelzeitdauer und führen zur
Möglichkeit von Kurzzeitmessungen.
Bei der in Fig. 3 gezeigten Variante wird das Folienstück 7
nicht durch Reiben aufgeladen, sondern in die Nähe einer
hochnegativ geladenen Plattenelektrode 17 gebracht, welche an
eine Gleichspannungsquelle 19 angeschlossen ist und an ihrer
Unterseite eine Vielzahl von Spitzen 21 trägt. Bei genügend
kleinem Abstand zwischen den Spitzen 21 und dem Folienstück 7
können negative Ladungen aus den Spitzen 21 austreten und zum
Folienstück 7 gelangen. Dieses "Sprühen" von Ladungsträgern
kann gleichermaßen zur elektrostatischen Aufladung des Fo
lienstücks 7 genutzt werden.
Während der Exposition ist der Meßprobenträger von jeder
weiteren Ladungszufuhr abgetrennt. Er wird dann mit seinem
Sammelbereich, d. h. im dargestellten Ausführungsbeispiel dem
Folienstück 7, der Luft für einige Minuten ausgesetzt. Diesen
Zustand zeigt Fig. 4. Untersuchungen haben gezeigt, daß die
Sammelfähigkeit des geladenen Folienstücks 7 besonders hoch
ist, wenn das elektrostatische Feld im wesentlichen allseitig
ungestört ist, insbesondere wenn die Unterseite der Grund
platte 3 im Bereich des Folienstücks 7 freiliegt. Hierzu ruht
der Meßprobenträger 1 in Fig. 4 auf einem Haltegestell 23,
das ihn in einem Abstand von ca. zehn bis 20 Zentimeter vom
Boden hält. Selbstverständlich können auch beliebige andere
Haltevorrichtungen verwendet werden.
Unabhängig von dem gewählten Ladeverfahren ist der Meßproben
träger 1 ein universeller Sammler, der an Detektoren für jede
der drei Strahlungsarten Alpha-, Beta- und Gammastrahlung
anpaßbar ist. Für alphaspektrometrische Auswertungen wird die
Sammelfläche des Sammelelements 7 vorzugsweise glatt ausge
führt sein, um Selbstabsorption zu vermeiden. Außerordentlich
scharfe und klare Energiespektren können so gewonnen werden.
Für gammaspektrometrische Auswertungen wird als Sammelelement
vorzugsweise eine flexible Folie verwendet, welche vom Grund
körper abgenommen und sodann ggf. zerknüllt in einem Bohr
lochdetektor analysiert werden kann. Bei einigen Auswerteme
thoden, beispielsweise bei Verwendung eines Proportionalde
tektors, kann das Sammelelement 7 zusammen mit dem Grundkör
per 3 in die Meßvorrichtung eingeführt werden.
Es sei an dieser Stelle festgehalten, daß sich beim erfin
dungsgemäßen Verfahren die Sammelfläche ohne weiteres ver
größern läßt, wodurch auch die Sammelmenge beträchtlich
zunimmt. Die Empfindlichkeit des Meßfahrens kann auf diese
Weise erheblich gesteigert werden.
Anhand der Fig. 5 bis 8 werden nachfolgend Daten und
Ergebnisse von vier verschiedenen, im Rahmen eines Experi
ments durchgeführten Meßreihen erläutert und interpretiert.
Der Meßraum war in allen Fällen ein Kellerraum von 46 m³
Volumen, in dem sich uranhaltige Mineralien befanden, wobei
die Konzentration der Radonzerfallsprodukte einstellbar war.
Die Auswertung der genommenen Meßprobe erfolgte stets in
einem Proportionaldetektor "Living Level Monitor LLM 500" der
Firma Münchener Apparatebau GmbH. Dieser ist in den eingangs
erwähnten Publikationen a) und b) näher beschrieben.
Als Sammelelement kam bei den Meßreihen 1 und 3 ein Glasfa
serfilter mit einer kreisförmigen Sammelfläche von 10 cm
Durchmesser zur Anwendung. Nähere Angaben zur Art des Filters
finden sich ebenfalls in der angesprochenen Publikation a).
Mittels eines Hochleistungssaugers wurde ein Luftvolumen von
V = 0,40 m³ durch dieses Filter gesaugt.
Dagegen wurde bei den Meßreihen 2 und 4 als Sammelelement
eine Buchschutzfolie der Marke "büro actuell" aus Weich-PVC
der Dicke 80 µm verwendet. Ein 10 cm × 10 cm großes Stück
dieser Folie wurde auf eine Polystyrol-Platte der Abmessung
130 × 200 × 2 mm aufgeklebt, und zwar so, daß das Folienstück
von drei Kanten der Polystyrol-Platte im wesentlichen glei
chen Abstand hatte. Die Klebseite der Folie war hierzu mit
einem Acrylatklebstoff auf Dispersionsbasis versehen und mit
einem Silikonpapier abgedeckt, welches vor dem Aufkleben auf
die Polystyrol-Platte abgezogen wurde. Zum elektrostatischen
Laden wurde die Folie etwa 15 Sekunden lang intensiv mit
einem Holzklotz gerieben und sofort auf einen Glasdreifuß von
ca. 10 cm Höhe gelegt. Die Expositionszeit betrug 2 Minuten.
Das Glasfaserfilter der Meßreihen 1 und 3 war zwischen zwei
verklebte Pappteile eingelegt. Die so gebildete Filterdis
kette konnte so, genauso wie die Polystyrol-Platte der Meß
reihen 2 und 4 zur Auswertung in den Living Level Monitor
eingeschoben werden. Gemessen wurde in allen Fällen die Beta-Aktivität,
die als gleichgewichtsäquivalente Radonkonzentra
tion C (Rn-äquiv.)= T ausgegeben wurde. Die Größe T ergibt
sich aus folgender Gleichung:
wobei B die Brutto-Pulszahl des Detektors, U die dem Unter
grund zuzurechnende Pulszahl, k ein Kalibrierfaktor, t die
Meßzeit und V das betrachtete Volumen bezeichnen. Der Kali
brierfaktor wurde übereinstimmend mit den in der Literatur
angegebenen und durch internationale Vergleichsmessungen
mehrfach bestätigten Werten mit k = 3 Bq/ips angegeben. Die
Meßzeit betrug t = 120 Sekunden. Wie bereits erwähnt, betrug
das Volumen bei den Meßreihen 1 und 3 V = 0,40 m³, während
für die Meßreihen 2 und 4 ein nominelles Volumen von 0,50 m³
angenommen wurde. Die Bestimmung des Untergrunds erfolgte
über eine Vergleichsmessung ohne eingeführte Meßprobe.
Bei jeder der Meßreihen wurde die einmal gewonnene Probe alle
2 Minuten automatisch neu vermessen (und zwar für eine Meß
zeit von t = 120 Sekunden), so daß die in den Fig. 5 bis 8
aufgetragenen Werte den zeitlichen Verlauf der Beta-Aktivität
widerspiegeln. Im Unterschied zu den Meßreihen 1 und 2 wurde
bei den Meßreihen 3 und 4 vor den Messungen die Luft in dem
allseits geschlossenen Kellerraum 35 Minuten lang mit einem
Ventilator der Marke "Breatheasy" der Saugrate 12 m³/min von
Aerosolpartikeln gereinigt.
Im einzelnen stellen die Meßreihen 1 bis 4 also folgende
Versuchsanordnungen dar:
- - Meßreihe 1: Glasfaserfilter bei ungereinigter Raumluft;
- - Meßreihe 2: PVC-Folie bei ungereinigter Raumluft;
- - Meßreihe 3: Glasfaserfilter bei gereinigter Raumluft;
- - Meßreihe 4: PVC-Folie bei gereinigter Raumluft.
Da das Glasfaserfilter nur die an Aerosolpartikel angelager
ten Radonzerfallsprodukte sammelt, sinkt die gleichgewichts
äquivalente Radonkonzentration bei gereinigter Raumluft
erwartungsgemäß auf einen Bruchteil des Werts für ungerei
nigte Raumluft. In Fig. 7 sind die Werte der diesbezüglichen
Meßreihen 1 und 3 gegeneinander aufgetragen. Bei Verwendung
einer PVC-Folie hingegen stellt sich ein derart signifikanter
Abfall keineswegs ein. Die Werte der diesbezüglichen Meß
reihen 2 und 4 sind vielmehr nahezu gleich, wie aus Fig. 8
leicht zu erkennen ist. Daraus läßt sich schließen, daß beim
erfindungsgemäßen Verfahren (entsprechend den Meßreihen 2 und
4) in erheblichem Maße die nicht an Aerosolpartikel angela
gerten, freien Radonzerfallsprodukte gesammelt werden. Im
beschriebenen Experiment machen die freien Radonzerfalls
produkte sogar den größten Teil der gesammelten Radonzer
fallsprodukte aus. Dies hat wiederum zur Folge, daß in den
erhaltenen Meßergebnissen der Anteil der freien Radonzer
fallsprodukte stärker berücksichtigt ist als bei den bekann
ten Verfahren. Die biologische Wirkung der freien Radonzer
fallsprodukte kommt so in den Meßergebnissen wesentlich
besser zum Ausdruck.
Nachzutragen ist, daß aufgrund des angenommenen "nominellen"
Volumens von 0,50 m³ bei den Meßreihen mit PVC-Folie bisher
nur relative Aussagen über die gleichgewichtsäquivalente
Radonkonzentration möglich sind. Die tatsächliche gleichge
wichtsäquivalente Radonkonzentration ist vermutlich wesent
lich höher als bisher angenommen.
Anhand eines weiteren Experiments konnte die gute Reprodu
zierbarkeit des erfindungsgemäßen Verfahrens nachgewiesen
werden. Dabei wurden in einem Wohnhaus sowohl im Keller, als
auch im Wohnzimmer einer Wohnung unmittelbar nacheinander
(binnen weniger Minuten) jeweils drei Messungen durchgeführt,
und zwar jeweils die erste und dritte Messung mit einer PVC-Folie
und jeweils die zweite Messung mit einem Glasfaserfil
ter. Sowohl im Keller, als auch im Wohnzimmer ergaben die
beiden Messungen mit PVC-Folie im Rahmen der statistischen
Ungenauigkeit übereinstimmende Werte der gleichgewichtsäqui
valenten Radonkonzentration. Dies verdeutlicht die gute Re
produzierbarkeit. Darüber hinaus stimmte auch das Verhältnis
des bei Verwendung einer PVC-Folie erhaltenen Meßwerts zu dem
bei Verwendung eines Glasfaserfilters erhaltenen Meßwert im
Keller und im Wohnzimmer annähernd überein.
Claims (21)
1. Verfahren zum Messen der Konzentration von Radonzer
fallsprodukten in der Luft, bei dem ein elektrostatisch
negativ geladener Meßprobenträger (1) zur Gewinnung
einer Meßprobe der Luft ausgesetzt und anschließend
mittels einer Meßvorrichtung analysiert wird,
dadurch gekennzeichnet,
daß das elektrostatische Laden des Meßprobenträgers (1) insbesondere im wesentlichen unmittelbar vor dem Messen erfolgt und hierzu ein elektrisch isoliert angeordneter Sammelbereich (7) des Meßprobenträgers (1) auf ein negatives Potential - bezogen auf die Umgebung - von wenigstens 5000 Volt aufgeladen wird,
daß der Meßprobenträger (1) nach dem Laden mit seinem Sammelbereich (7) weniger als 10 Minuten lang der Luft ausgesetzt wird und
daß zumindest der den Sammelbereich (7) umfassende Teil des Meßprobenträgers (1) sodann zu der Meßvorrichtung gebracht und dort analysiert wird.
daß das elektrostatische Laden des Meßprobenträgers (1) insbesondere im wesentlichen unmittelbar vor dem Messen erfolgt und hierzu ein elektrisch isoliert angeordneter Sammelbereich (7) des Meßprobenträgers (1) auf ein negatives Potential - bezogen auf die Umgebung - von wenigstens 5000 Volt aufgeladen wird,
daß der Meßprobenträger (1) nach dem Laden mit seinem Sammelbereich (7) weniger als 10 Minuten lang der Luft ausgesetzt wird und
daß zumindest der den Sammelbereich (7) umfassende Teil des Meßprobenträgers (1) sodann zu der Meßvorrichtung gebracht und dort analysiert wird.
2. Verfahren nach Anspruch 1, dadurch gekennzeichnet, daß
der den Sammelbereich (7) bildende Teil des Meßproben
trägers (1) aus elektrisch isolierendem Material besteht
und zum elektrostatischen Laden des Meßprobenträgers (1)
dessen Sammelbereich (7) in reibenden Kontakt mit einem
insbesondere elektrisch isolierenden Kontaktsubstrat
(15) gebracht wird.
3. Verfahren nach einem der Ansprüche 1 und 2, dadurch
gekennzeichnet, daß der Sammelbereich (7) auf wenigstens
7000 Volt, vorzugsweise auf wenigstens 9000 Volt und
höchstvorzugsweise auf wenigstens 10000 Volt aufgeladen
wird.
4. Verfahren nach einem der Ansprüche 1 bis 3, dadurch
gekennzeichnet, daß der Meßprobenträger (1) weniger als
8 Minuten, vorzugsweise weniger als 6 Minuten und
höchstvorzugsweise weniger als 4 Minuten lang der Luft
ausgesetzt wird.
5. Verfahren nach einem der Ansprüche 1 bis 4, dadurch
gekennzeichnet, daß der Meßprobenträger (1) 1 bis 2
Minuten lang der Luft ausgesetzt wird.
6. Verfahren nach einem der Ansprüche 1 bis 5, dadurch
gekennzeichnet, daß der Meßprobenträger (1) höchstens 5
Minuten, vorzugsweise höchstens 2 Minuten, nach dem
Laden der Luft ausgesetzt wird.
7. Verfahren nach einem der Ansprüche 1 bis 6, dadurch
gekennzeichnet, daß der Meßprobenträger (1) zur Gewin
nung einer Meßprobe im wesentlichen mit allseitigem
Abstand vom Untergrund elektrisch isoliert gehalten
wird.
8. Verfahren nach einem der Ansprüche 2 bis 7, dadurch
gekennzeichnet, daß für das den Sammelbereich (7) bil
dende Material Polyvinylchlorid (PVC), insbesondere
Weich-PVC, oder Polyäthylen verwendet wird und der
Sammelbereich (7) mit einem Holzteil (15) in reibenden
Kontakt gebracht wird.
9. Einrichtung zum Messen der Konzentration von Radonzer
fallsprodukten in der Luft, wobei zu derartigem Messen
ein Meßprobenträger (1) insbesondere im wesentlichen
unmittelbar vor dem Messen elektrostatisch negativ
geladen, nach dem Laden zur Gewinnung einer Meßprobe der
Luft ausgesetzt und anschließend mittels einer Meßvor
richtung analysiert wird, insbesondere zur Durchführung
des Verfahrens nach einem der Ansprüche 1 bis 8,
dadurch gekennzeichnet,
daß der Meßprobenträger (1) einen elektrisch isoliert
angeordneten Sammelbereich (7) umfaßt, welcher zum
elektrostatischen Laden des Meßprobenträgers (1) auf ein
negatives Potential - bezogen auf die Umgebung - von
wenigstens 5000 Volt aufladbar ist.
10. Einrichtung nach Anspruch 9, dadurch gekennzeichnet, daß
der den Sammelbereich (7) bildende Teil des Meßproben
trägers (1) aus elektrisch isolierendem Material be
steht, welches bei reibendem Kontakt mit einem insbeson
dere ebenfalls elektrisch isolierenden Kontaktsubstrat
(15) zu der negativen elektrostatischen Aufladung des
Meßprobenträgers (1) führt.
11. Einrichtung nach einem der Ansprüche 9 und 10, dadurch
gekennzeichnet, daß der Sammelbereich (7) auf wenigstens
7000 Volt, vorzugsweise auf wenigstens 9000 Volt und
höchstvorzugsweise auf wenigstens 10000 Volt aufladbar
ist.
12. Einrichtung nach einem der Ansprüche 9 bis 11, dadurch
gekennzeichnet, daß zumindest der den Sammelbereich (7)
bildende Teil des Meßprobenträgers (1) aus Polyvinyl
chlorid (PVC), insbesondere Weich-PVC, besteht.
13. Einrichtung nach einem der Ansprüche 9 bis 11, dadurch
gekennzeichnet, daß zumindest der den Sammelbereich (7)
bildende Teil des Meßprobenträgers (1) aus Polyäthylen
besteht.
14. Einrichtung nach einem der Ansprüche 9 bis 13, dadurch
gekennzeichnet, daß der Meßprobenträger (1) einen
Grundkörper (3) aus vorzugsweise verformungssteifem
Material sowie wenigstens ein an dem Grundkörper (3)
angeordnetes, den Sammelbereich (7) bildendes Sammel
element (7) umfaßt.
15. Einrichtung nach Anspruch 14, dadurch gekennzeichnet,
daß das Sammelelement (7) von dem Grundkörper (3) ab
nehmbar ist.
16. Einrichtung nach einem der Ansprüche 14 und 15, dadurch
gekennzeichnet, daß der Grundkörper (3) als im wesentli
chen rechteckiges Plattenteil (3) ausgeführt ist und das
Sammelelement (7) auf einer der Flachseiten (5) des
Plattenteils (3) innerhalb von dessen Umfangskontur
angeordnet ist.
17. Einrichtung nach einem der Ansprüche 14 bis 16, dadurch
gekennzeichnet, daß der Grundkörper (3) aus Polystyrol
besteht.
18. Einrichtung nach einem der Ansprüche 14 bis 17, dadurch
gekennzeichnet, daß das Sammelelement (7) von einem
insbesondere reibfesten Folienstück (7) gebildet ist.
19. Einrichtung nach Anspruch 18, dadurch gekennzeichnet,
daß das Folienstück (7) auf seiner an dem Grundkörper
(3) anliegenden Flachseite flächig mit einem Haftmittel
versehen ist.
20. Einrichtung nach einem der Ansprüche 9 bis 19, dadurch
gekennzeichnet, daß das Kontaktsubstrat (15) ein Holz
teil ist.
21. Einrichtung nach einem der Ansprüche 9 bis 20, gekenn
zeichnet durch eine Haltevorrichtung (23), welche zur
Gewinnung einer Meßprobe den Meßprobenträger (1) elek
trisch isoliert und im wesentlichen mit allseitigem
Abstand vom Untergrund hält.
Priority Applications (1)
Application Number | Priority Date | Filing Date | Title |
---|---|---|---|
DE1995103173 DE19503173A1 (de) | 1995-02-01 | 1995-02-01 | Verfahren zum Messen der Konzentration von Radonzerfallsprodukten in der Luft |
Applications Claiming Priority (1)
Application Number | Priority Date | Filing Date | Title |
---|---|---|---|
DE1995103173 DE19503173A1 (de) | 1995-02-01 | 1995-02-01 | Verfahren zum Messen der Konzentration von Radonzerfallsprodukten in der Luft |
Publications (1)
Publication Number | Publication Date |
---|---|
DE19503173A1 true DE19503173A1 (de) | 1996-08-08 |
Family
ID=7752858
Family Applications (1)
Application Number | Title | Priority Date | Filing Date |
---|---|---|---|
DE1995103173 Withdrawn DE19503173A1 (de) | 1995-02-01 | 1995-02-01 | Verfahren zum Messen der Konzentration von Radonzerfallsprodukten in der Luft |
Country Status (1)
Country | Link |
---|---|
DE (1) | DE19503173A1 (de) |
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