DE1508146C3 - Verfahren zum Herstellen eines randblasen- und lunkerfreien Stahlblocks, bei dem ein vorzugsweise im Vakuum beruhigter Stahl vergossen wird - Google Patents
Verfahren zum Herstellen eines randblasen- und lunkerfreien Stahlblocks, bei dem ein vorzugsweise im Vakuum beruhigter Stahl vergossen wirdInfo
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Description
Es ist bekannt, Stahlblöcke oder Brammen beruhigt, unberuhigt oder auch halbberuhigt zu vergießen, wobei
ein unberuhigtes bzw. halbberuhigtes Erstarren wegen der Verringerung des Schwindungslunkers im allgemeinen
vorgezogen wird. Der Wegfall des Schwindungslunkers verringert in starkem Maße den Kopfschrott und
führt damit zu einer nicht unbeträchtlichen Erhöhung des Ausbringens gegenüber beruhigt erstarrtem Stahl.
Bei unberuhigtem Erstarren macht sich jedoch die Blockseigerung insoweit unangenehm bemerkbar, als
die Legierungselemente des Stahls ungleichmäßig über den Blockquerschnitt verteilt sind. Diesen Nachteil
weisen halbberuhigt erstarrte Blöcke nicht auf; bei ihnen ist die Verteilung der Eisenbegleiter und
Legierungselemente bei verhältnismäßig geringem Schwindungslunker und wenig Kopfschrott über den
Blockquerschnitt homogen. Dafür haben halbberuhigt erstarrte Blöcke jedoch einen anderen Mangel, der
darin besteht, ■ daß ein Teil des sich während des Erstarrens bildenden Kohlenmonoxyds in Form von
kleinen Blasen in der erstarrten Randschicht des Blocks verbleibt. Derartige Randblasen stellen einen sehr
unangenehmen Fehler dar, der sich insbesondere bei der Weiterverarbeitung der Blöcke sehr nachteilig auswirkt.
Dabei ist der Randblasenbefall häufig so stark, daß ein erheblicher Teil der Randschicht durch Flämmen oder
dergleichen Maßnahmen entfernt werden muß.
Es ist bekannt, daß das beim Erstarren entstehende Kohlenmonoxyd je nach Menge zum unberuhigten oder
halbberuhigten Erstarren führt. Inwieweit der Erstarrungsvorgang im Einzelfall unberuhigt oder halbberuhigt
ist, ergibt sich daraus, wie stark der Stahl bei gegebener Temperatur von seinem Kohlenstoff-Sauerstoff-Gleichgewicht
abweicht. Um ein halbberuhigtes Erstarren zu erreichen, werden Kohlenstoff- und Sauerstoffgehalt entweder durch Vordesoxydation oder
durch eine Vakuumbehandlung so eingestellt, daß sie merklich unter dem betreffenden Gleichgewichtswert
liegen, dieser jedoch durch die Kohlenstoff- und Sauerstoff-Seigerung im Bereich der Erstarrungsfront
überschritten wird. Bei beruhigten Stählen wird der freie Sauerstoff des Stahls im allgemeinen durch Zugabe
sauerstoffaffiner Elemente, wie Aluminium, Silizium und Titan, so weit erniedrigt, daß das Kohlenstoff-Sauerstoff-Gleichgewicht
während des Erstarrens nicht erreicht wird.
Bekannt ist aus der deutschen Patentschrift 9 00 459 ein Verfahren, beim Vergießen beruhigter Stähle die
Gefahr von Einschlüssen zu verringern. Dies geschieht in der Weise, daß die Stahlschmelze mit Hilfe von
Gußeisenspänen nachdesoxydiert wird, die in der Schmelze Kohlenmonoxyd entwickeln, das seinerseits
die Verunreinigungen zur Badoberfläche hin ausspült. Die Nachdesoxydation erfolgt in der Pfanne oder
spätestens beim Eingießen des Stahls in die Kokille, um möglichst die ganze Schmelze in der Pfanne oder
Kokille mit dem Spülgas zu beaufschlagen. Ein Verfahren, bei dem reaktionsfähige Feststoffe in den
unteren Teil einer Kokillenschmelze eingebracht werden, um den ganzen Kokilleninhalt nach Art einer
Spülgas-Behandlung in lebhafte Wallung zu versetzen, ist aus der deutschen Patentschrift 2 86 227 bekannt.
Dieses Verfahren stellt eine Art Kokillenfrischen dar, bei dem sauerstoffreiche Stoffe in die Kokillenschmelze
eingetragen werden und dort unter Wärmeentwicklung Schlacke und Gase bilden. Die verschiedensten Spülgasbzw.
Einblas-Verfahren und -Vorrichtungen werden in »GIESSEREI«, 1961, S. 639 bis 647 beschrieben, ohne
daß dabei jedoch die Probleme der Blockerstarrung erörtert oder Maßnahmen zu deren Beeinflussung
vorgeschlagen werden.
Schließlich lehrt die als älteres Recht in Betracht gezogene deutsche Patentschrift 14 33 546 ein Verfahren,
bei dem in eine Kokillenschmelze kohlenmonoxydabgebende Feststoffe und/oder ein Gemisch aus
Sauerstoff und Kohlenstoff abgebenden Feststoffen eingetragen wird, um lunkerfreie beruhigte oder
unberuhigte Stahlblöcke zu erzeugen.
Der Erfindung liegt nun die Aufgabe zugrunde, die Nachteile der eingangs erwähnten bekannten Verfahren
unter Beibehaltung ihrer Vorteile zu beseitigen und insbesondere ein Verfahren zu schaffen, das einen
sowohl randblasen- als auch schwindungslunkerfreien Stahlblock herzustellen erlaubt.
Die Lösung dieser Aufgabe geht von der Feststellung aus, daß ein Stahl auch dann beruhigt erstarrt, wenn sein
Kohlenstoff- und Sauerstoffgehalt beispielsweise durch eine Vakuumbehandlung auf tiefe Werte abgesenkt
wird und der Stahl einen von diesen Werten bestimmten Mangangehalt besitzt. Anders ausgedrückt bedeutet
das, der Stahl erstarrt bei gegebenem Sauerstoff- und Mangangehalt beruhigt, wenn sein Kohlenstoffgehalt
unter einem bestimmten Wert liegt. Für die Abhängigkeit des Kohlenstoffgehaltes im Hinblick auf ein
beruhigtes Erstarren wurden folgende Beziehungen gefunden:
für (% O) = 20 · 10-3 ist(0/0 q
< - 0,0035 + 0,06 (% Mn),
für (% O) = 30 · 10-3 ist (o/o Q
für (% O) = 30 · 10-3 ist (o/o Q
< - 0,0055 + 0,06 (% Mn),
für (%O) = 40 · 10-3 ist (% C)
für (%O) = 40 · 10-3 ist (% C)
< - 0,0075 + 0,06 (% Mn).
Die festgestellte Abhängigkeit der Gehalte an Sauerstoff, Kohlenstoff und Mangan sei nachfolgend an
Hand eines Beispiels näher erläutert Ein Stahl mit 0,030% Sauerstoff, 0,42% Mangan, weniger als 0,002%
Aluminium, unter 0,01% Silizium erfordert in Anwendung der vorstehenden Beziehungen einen kritischen
Kohlenstoffgehalt von 0,020%. Der Stahl wurde zu zwei Zehntonnenbrammen vergossen, von denen die eine bei
einem Kohlenstoffgehalt von 0,017% völlig beruhigt erstarrte und demzufolge Schwindungslunker aufwies.
Die ohne Zusatz von Desoxydationsmitteln beruhigt erstarrte Bramme wies eine sehr saubere Oberfläche
auf, so daß ein Abflämmen oder Putzen, wie es bei aluminiumberuhigten Brammen häufig unerläßlich ist,
nicht erforderlich war.
Die zweite Bramme besaß einen Kohlenstoffgehalt von 0,022% und erstarrte ohne Bildung von Schwindungslunker,
wies jedoch zahlreiche Randblasen auf. Daraus ergibt sich, daß das beruhigte bzw. halbberuhigte
Erstarrungsverhalten bei einem bestimmten Mangangehalt nur wenig vom Sauerstoffgehalt, jedoch in
starkem Maße vom Kohlenstoffgehalt des Stahls abhängig ist.
Demzufolge besteht die Erfindung darin, daß bei einem Verfahren der eingangs erwähnten Art in den
noch flüssigen Blockkern nach Bildung einer beruhigt erstarrten Randschicht eine für ein halb- oder
unberuhigtes Erstarren ausreichende Menge Kohlenstoff eingetragen wird. Auf diese Weise lassen sich die
Vorteile eines beruhigt erstarrten Stahls mit den Vorteilen eines unberuhigt bzw. halbberuhigt erstarrten
Stahls vereinigt. Das heißt, der nach dem erfindungsgemäßen Verfahren erzeugte Block ist sowohl randblasenals
auch lunkerfrei.
Der Zeitpunkt der Kohlenstoffzugabe in den flüssigen Blockkern hängt von der im Hinblick auf eine fehlerfreie
Weiterverarbeitung erforderlichen Dicke der Randschicht ab. Da die Dicke der erstarrten Randschicht vom
Blockkopf zum Blockfuß stetig zunimmt, wird der Zugabezeitpunkt für den Kohlenstoff zweckmäßigerweise
an Hand der Randschichtdicke am Blockkopf bestimmt. Die Zeitabhängigkeit der Erstarrung ergibt
sich für Kokillenguß etwa aus folgender Formel:
d = 2,5 · |/F,
wobei d die Dicke der erstarrten Randschicht in Zentimetern und t die Zeit nach Erstarrungsbeginn in
Minuten ist. Somit kann der Zeitpunkt für die Kohlenstoffzugabe nach Erstarrungsbeginn entsprechend
der nachfolgenden Gleichung ermittelt werden:
t =
2,5
d ist in diesem Fall die im Hinblick auf eine fehlerfreie Weiterverarbeitung zu fordernde Dicke der randblasenfreien
Randschicht Ist demnach eine randblasenfreie Schicht von beispielsweise 2,5 cm gefordert, so muß die
Kohlenstoffzugabe 1 Minute nach Erstarrungsbeginn erfolgen.
Die im Einzelfall erforderliche Zugabemenge ergibt sich aus der Differenz zwischen dem für ein halbberuhigtes
bzw. unberuhigtes Erstarren entsprechend den obigen Bedingungen erforderlichen Kohlenstoffgehalt
der Schmelze und dem tatsächlichen Kohlenstoffgehalt. Für die beruhigt erstarrte Bramme des oben beschriebenen
Beispiels wäre demnach eine zusätzliche Kohlenstoffmenge von 0,003% erforderlich. Es empfiehlt sich
jedoch in jedem Falle, eine das notwendige Maß geringfügig übersteigende Kohlenstoffmenge in den
Blockkern zu geben. Die Praxis hat dabei erwiesen, daß im allgemeinen Kohlenstoffzugaben von unter 0,01%
ausreichend sind, was bei einer Zehntonnenbramme einer Zugabe von 1 kg Kohlenstoff entspricht. Wie
Versuche gezeigt haben, führt die durch die erfindungsgemäße Kohlenstoffzugabe bedingte geringfügige Erhöhung
des Kohlenstoffgehaltes des Stahls zu keiner wesentlichen Beeinträchtigung seiner technologischen
Eigenschaften. Da die Kohlenstoffzugabe in den flüssigen Blockkern zu dem Zwecke erfolgt, nach dem
Erstarren der randblasenfreien Außenzone die Bildung von Schwindungslunker zu verhindern, genügt es, wenn
der Kohlenstoffgehalt lediglich im Bereich des Blockkopfes erhöht wird.
Erfindungsgemäß erfolgt die Kohlenstoffzugabe durch Eintauchen von Kohlenstoffstäben oder Stäben
aus kohlenstoffhaltigem Material in den flüssigen Blockkern. Es können jedoch auch sich im Stahl
auflösende oder zersetzende Behälter mit Kohlenstoff oder kohlenstoffhaltigem Material in den flüssigen
Blockkern gegeben werden. Eine weitere Möglichkeit zum Einführen von Kohlenstoff oder kohlenstoffhaltigem
Material in den Blockkern besteht in der Verwendung eines Trägergases oder von Gasen, die
sich im Stahl zersetzen und dabei Kohlenstoff freigeben, wie beispielsweise Methan.
Claims (5)
1. Verfahren zum Herstellen eines randblasen- und lunkerfreien Stahlblocks, bei dem ein vorzugsweise
im Vakuum beruhigter Stahl vergossen wird, dadurch gekennzeichnet, daß in den noch
flüssigen Blockkern nach Bildung einer beruhigt erstarrten Randschicht eine für ein halb- oder
unberuhigtes Erstarren ausreichende Menge Kohlenstoff eingetragen wird.
2. Verfahren nach Anspruch I1 dadurch gekennzeichnet,
daß ein Kohlenstoffstab- oder Kohlenstoff enthaltender Stab in den flüssigen" Blockkern
eingetaucht wird.
3. Verfahren nach Anspruch 1, dadurch gekennzeichnet, daß sich im Stahl auflösende, mit
Kohlenstoff oder kohlenstoffhaltigem Material gefüllte Behälter in den flüssigen Blockkern eingeführt
werden.
4. Verfahren nach Anspruch 1, dadurch gekennzeichnet, daß Kohlenstoff oder kohlenstoffhaltiges
Material mittels eines Trägergases in den flüssigen Blockkern geblasen wird.
5. Verfahren nach Anspruch 1, dadurch gekennzeichnet, daß sich unter Kohlenstoffentwicklung
zersetzende Gase in den flüssigen Blockkern eingeblasen werden.
Applications Claiming Priority (2)
Application Number | Priority Date | Filing Date | Title |
---|---|---|---|
DED0049959 | 1966-04-27 | ||
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Publications (3)
Publication Number | Publication Date |
---|---|
DE1508146A1 DE1508146A1 (de) | 1970-03-05 |
DE1508146B2 DE1508146B2 (de) | 1976-01-15 |
DE1508146C3 true DE1508146C3 (de) | 1976-08-26 |
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