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Die
Erfindung betrifft ein Verfahren zum Konservieren von Flüssigkeiten
und eine solche Vorrichtung, insbesondere zur Durchführung des
Verfahrens.
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Insbesondere
im Bereich der Lebensmitteltechnologie erhält die Haltbarmachung von Flüssigkeiten
einen zunehmend höheren
Stellenwert. Zu diesem Zweck ist es bekannt, eine Flüssigkeit
kurzzeitig tief zu kühlen
oder ultrahoch zu erhitzen, um auf diese Weise in den Flüssigkeiten
enthaltene Mikroorganismen, Schädlinge,
Keime oder dergleichen, die zu einem Verderben der Flüssigkeit
führen,
abzutöten.
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Ebenso
ist es bekannt, eine zu konservierende Flüssigkeit einer Bestrahlung
durch Teilchenstrahlen oder Wellen, wie z.B. mit Mikrowellen, auszusetzen,
um auf diese Weise unerwünschte
Organismen abzutöten,
die die Haltbarkeit der Flüssigkeit
verringern.
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Bei
diesen bekannten Verfahren zum Konservieren von Flüssigkeiten
besteht jedoch der Nachteil, daß durch
die Temperatur und/oder Strahlungseinwirkung die Zusammensetzung
der Flüssigkeit bzw.
die Flüssigkeit
als solche in ihrem Wesen verändert
wird und erwünschte
Inhaltsstoffe, wie beispielsweise Vitamine oder bestimmte Enzyme,
ebenfalls verloren gehen.
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Der
Erfindung liegt daher die Aufgabe zugrunde, ein Verfahren zum Konservieren
von Flüssigkeiten
zu schaffen, mit Hilfe dessen Flüssigkeiten schonend
konserviert werden können.
Daneben liegt der Erfindung die Aufgabe zugrunde, eine Vorrichtung
insbesondere zur Durchführung
eines solchen Verfahrens zu schaffen.
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Für ein Verfahren
wird diese Aufgabe erfindungsgemäß gelöst durch
Verfahren zum Konservieren von Flüssigkeiten mit den Schritten:
Anreichern einer zu konservierenden Flüssigkeit mit einem unter erhöhtem Druck
stehenden Gas und Entspannen der mit Gas angereicherten Flüssigkeit
auf ein niedrigeres Druckniveau.
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Daneben
wird diese Aufgabe für
eine Vorrichtung erfindungsgemäß gelöst durch
eine Vorrichtung zum Konservieren von Flüssigkeiten mit einem Druckraum,
in dem eine zu konservierende Flüssigkeit
mit einem Gas erhöhten
Druckes anreicherbar ist, und mit einer Einrichtung zum Entspannen
der gasangereicherten Flüssigkeit
auf ein niedrigeres Druckniveau.
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Indem
erfindungsgemäß die zu
behandelnde bzw. zu konservierende Flüssigkeit mit einem geeigneten
Gas beaufschlagt wird, und Flüssigkeit
und Gas auf einen Zustand erhöhten
Druckes gebracht werden, erfolgt ein zwangsläufiges Diffundieren des gelösten Gases über Zellwände von
in der Flüssigkeit enthaltener
Mikroorganismen hinweg in diese hinein.
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Durch
das anschließende
Entspannen der mit dem Gas angereicherten Flüssigkeit auf ein niedrigeres
Druckniveau, wird das Gas expandiert und dadurch zwangsläufig auch
das im Inneren der Zellen der Mikroorganismen vorhandene Gas in
seinem Volumen vergrößert, was
zu einer irreversiblen Schädigung
der Mikroorganismen führt.
Die auf diese Weise beschädigten
oder zerstörten
Organismen sind nicht mehr in der Lage, die Flüssigkeit zu schädigen, so daß die Flüssigkeit
länger
haltbar bleibt.
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Hierbei
erfolgt das Entspannen der mit dem Gas angereicherten Flüssigkeit
vorzugsweise schlagartig. Insbesondere beträgt der Druckabfall während des
Entspannens der mit dem Gas angereicherten Flüssigkeit mindestens 1,5 bar/s,
vorzugsweise jedoch mindestens 2 bar/s. Weiter bevorzugt wäre eine
höhere
Entspannungsrate.
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Hierbei
wird die mit Gas angereicherte Flüssigkeit bereits mittels des
höheren
Druckniveaus einem Entspannungsorgan, vorzugsweise einem Ventil,
einer Drossel oder einer Düse,
zugeführt,
an dem die gasangereicherte Flüssigkeit
auf das niedrige Druckniveau entspannt wird.
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Auch
ist es denkbar, daß die
mit Gas angereicherte Flüssigkeit
mittels einer zusätzlichen
Fördereinrichtung,
insbesondere einer Druckpumpe, dem Entspannungsorgan zugeführt wird.
Hierbei kann die mit Gas angereicherte Flüssigkeit beim Zuführen zu
dem Entspannungsorgan auf ein weiter erhöhtes Druckniveau gebracht werden.
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Gemäß einer
im Nachfolgenden beschriebenen Ausführungsform wird die zu konservierende Flüssigkeit
vor dem Schritt des Anreicherns mit Gas in einen Druckraum eingeleitet.
Der Druckraum kann insbesondere ein Druckbehälter oder eine offene oder
ge schlossene Prozeßstrecke
bzw. Druckstrecke, wie z. B. eine Druckleitung sein, die von der Flüssigkeit
eine bestimmte Zeit lang durchströmt wird.
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Auch
ist es denkbar, daß die
zu konservierende Flüssigkeit
in einen Druckraum eingeleitet wird, in dem sich bereits ein unter
erhöhtem
Druck stehendes Gas befindet. Ebenso ist eine herkömmliche
Mischung zwischen Gas und Flüssigkeit
zur Einbringung des Gases in die Flüssigkeit denkbar.
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Vorzugsweise
wird die mit Gas angereicherte Flüssigkeit vor dem Entspannen
einer Haltezeit unter erhöhtem
Druck unterzogen, so daß eine
bessere Durchmischung zwischen Gas und Flüssigkeit erreicht werden kann
und eine entsprechende Menge Gas in die Zellen diffundieren kann.
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Das
Anreichern der zu konservierenden Flüssigkeit mit Gas erfolgt in
einem Temperaturbereich von 0°C
bis 80°C,
vorzugsweise in einem Temperaturbereich von 2°C bis 68°C, und weiterhin vorzugsweise
in einem Temperaturbereich von 5°C
bis 40°C.
Hierbei wird die zu konservierende Flüssigkeit solange mit Gas angereichert,
bis das 0,3 bis 50-fache Volumen dessen in die Flüssigkeit
eingebracht ist, das diese eingebrachte Gasmenge unter Normalbedingungen
einnehmen würde.
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Wünschenswerterweise
wird die bei der Entspannung in der Flüssigkeit verbleibende Restgasmenge
durch eine Einstellung des niedrigeren Druckniveaus hinter dem Entspannungsorgan
bestimmt.
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Als
Gas zur Anreicherung der Flüssigkeit
ist vorzugsweise Luft, Stickstoff, Kohlendioxid, Distickstoffoxid,
Sauerstoff, Helium, Argon, Wasserstoff oder eine Mischung aus diesen
verwendbar. Ebenso sind inerte Gase und Edelgase einsetzbar.
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Die
zuvor beschriebene Aufgabe wird weiterhin für eine Vorrichtung erfindungsgemäß durch
eine Vorrichtung zum Konservieren von Flüssigkeiten gelöst, mit
einem Druckraum, in dem eine zu konservierende Flüssigkeit
mit einem Gas erhöhten
Druckes anreicherbar ist, und mit einer Einrichtung zum Entspannen
der gasangereicherten Flüssigkeit
auf ein niedrigeres Druckniveau.
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Hierbei
ist die Einrichtung zum Entspannen vorzugsweise ein Ventil, eine
Düse oder
eine Drossel, die eine schnelle, insbesondere eine schlagartige
oder ruckartige Entspannung der mit Gas angereicherten Flüssigkeit
gestattet. Hierbei wird die Flüssigkeit
mit mindestens 1,5 bar/s, vorzugsweise mit mindestens 2 bar/s durchgeführt.
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Zwischen
dem Druckraum und der Einrichtung zum Entspannen der mit Gas angereicherten Flüssigkeit
kann eine Fördereinrichtung,
insbesondere eine Druckpumpe, vorgesehen sein, die die Flüssigkeit
auf einen höheren
Druck vor dem Entspannungsorgan verdichtet. Hierdurch wird der Druckabfall
am Entspannungsorgan größer.
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Der
Druckraum ist vorzugsweise ein geschlossener Druckbehälter. Jedoch
kann der Druckraum auch eine kontinuierlich oder intermittierend durchflossene
Druckstrecke, insbesondere eine Druckleitung sein.
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In
dem Druckraum kann eine Misch- oder Rührvorrichtung zur Verbesserung
und Beschleunigung der Gasanreicherung vorgesehen sein.
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Weiterhin
ist zumindest eine Kompressionseinrichtung vorgesehen, mittels der
der Druckraum, das darin einzuleitende Gas und/oder die darin einzuleitende
Flüssigkeit
unter einen erhöhten
Druck setzbar ist. Weiterhin kann stromab der Einrichtung zum Entspannen
der mit Gas angereicherten Flüssigkeit
eine Aufnahmeeinrichtung für
die entspannte Flüssigkeit
vorgesehen sein, in der ein niedrigeres Druckniveau einstellbar
ist.
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Weitere
bevorzugte Ausführungsformen
der Erfindung sind Gegenstand der jeweiligen Unteransprüche.
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Im
Folgenden wird die Erfindung anhand bevorzugter Ausführungsformen
unter Bezugnahme auf die beigefügte
Zeichnung näher
und mit weiteren Einzelheiten erläutert. Darin zeigen:
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1 eine Prinzipdarstellung
einer Vorrichtung zur Durchführung
des erfindungsgemäßen Verfahrens,
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2 eine Tabelle, in der für die Durchführung des
Verfahrens geeignete Gase mit einigen ihrer Merkmale angegeben sind,
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3 eine Tabelle, die eine
Abschätzung
der maximalen Volumenvergrößerung der
Zellen durch Gas bei Entspannung auf Normalbedingungen der in dem
Verfahren vorzugsweise eingesetzten Gase bei unterschiedlichen Verfahrensdrücken zeigt,
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4 eine Tabelle, in der unterschiedliche Prozessparameter
angegeben sind,
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5 ein Diagramm, das die
gemessenen Keimzahlen (cfu·103/ml) nach einer Stickstoffanreicherungund
einer Haltezeit von 20 Minuten bei den angegebenen Drücken ( Null – ohne Druckbeaufschlagung,
50 bar, 150 bar und 500 bar) in einer behandelten Flüssigkeit
als Doppelversuch zeigt, und
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6 ein weiteres Diagramm,
das ebenfalls die gemessene Keimzahl (cfu· 103/ml)
nach Anreicherung mit Kohlendioxid bei 6,5 bar mit unterschiedlichen
Haltezeiten in einer Zeitspanne bis 25 Stunden zeigt.
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Im
Folgenden wird zunächst
unter Bezugnahme auf 1 ein
Beispiel einer Anordnung zur Durchführung des erfindungsgemäßen Verfahrens näher beschrieben.
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Eine
mit Ausgangsprodukt bezeichnete zu behandelnde Flüssigkeit
wird durch ein Flüssigkeitszuführventil 3 in
einen als Druckbehälter 2 bzw. Druckreaktor 2 dargestellten
Druckraum eingeleitet. Über
ein Gaszuführventil 4 wird
ein unter Druck stehendes Gas ebenfalls in den Druckbehälter 2 eingeleitet.
Hierdurch bildet sich in dem nicht durch Flüssigkeit aufgefüllten Bereich
des Druckbehälters 2 eine
Gasatmosphäre,
unter deren Einfluß die
zu konservierende Flüssigkeit
mit Gas angereichert wird.
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Zur
Einbringung des Gases in die Flüssigkeit sind
hierbei unterschiedliche Vorgehensweisen denkbar. Abgesehen von
einer herkömmlichen
Mischung ist es möglich,
zunächst
eine vorgespannte Gasatmosphäre
unter erhöhtem
Druck in dem Druckbehälter
aufzubauen und sodann die Flüssigkeit
in das Gas einzudüsen.
Ebenso ist es denkbar, zunächst
die Flüssigkeit
unter einem Normaldruck, also einem Umgebungsdruck von etwa 1 bar
oder auch einem niedrigeren oder höherem Druck, in den Druckbehälter einzubringen
und sodann das Gas mit Hilfe eines Kompressors, wie in 1 gezeigt, unter erhöhtem Druck
durch das Gaszuführventil 4 in
den Druckbehälter 2 einzuführen und
auf diese Weise das Gas durch die Flüssigkeit einzudüsen.
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Der
Druckaufbau in dem Druckbehälter
erfolgt hierbei über
das fortgesetzte Zuführen
des Gases. Alternativ zu einem Kompressor 5 kann das unter
Druck stehende Gas auch von einem Gasreservoir, beispielsweise einer
Gasflasche oder aus einer anderen geeigneten Quelle, stammen.
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Der
Druckbehälter 2 weist
eine druckdichte Verschlußeinrichtung 6 auf,
an der eine Rührvorrichtung 7 angeordnet
ist. Mit dieser Rührvorrichtung oder
einer anderen geeigneten Umwälz-
bzw. Mischvorrichtung kann das Einbringen des Gases in die zu konservierende
Flüssigkeit
verbessert bzw. beschleunigt werden.
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Die
Flüssigkeit,
in die das Gas eingebracht worden ist, wird in 1 als gasgesättigtes Ausgangsprodukt bezeichnet.
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Zusätzlich zu
der sich an das Flüssigkeitszuführventil 3 anschließenden Flüssigkeitszuführleitung und
der sich an das Gaszuführventil 4 anschließenden Gaszuführleitung 9 durchdringt
noch eine Abführleitung 10 die
Verschlusseinrichtung 6 des Druckbehälters 2.
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Die
Abführleitung 10 verbindet
den Druckbehälter 2 mit
einem in 1 als Sterilgefäß bezeichneten
Auffangbehälter 11,
in dem ein geringeres bzw. niedrigeres Gasdruckniveau herrscht als
in dem Druckbehälter 2.
Es ist jedoch ebenfalls denkbar, daß die Abführleitung 10 an einer
Abfüllstation
oder einem Verteilersystem endet oder ein offenes Ende aufweist.
Am Ende der Abführleitung 10 oder
in der Abführleitung 10 ist
ein Entspannungsorgan 12 angeordnet, das beispielsweise
eine Drossel oder ein Ventil sein kann.
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Während die
Flüssigkeitszuführleitung 8 und die
Gaszuführleitung 9 vorzugsweise
in dem mit Gasatmosphäre
gefüllten
Bereich des Druckbehälters 2 enden,
ist die Einströmöffnung der
Abführleitung 10 in
dem mit Flüssigkeit
gefüllten
Bereich des Druckbehälters 2 angeordnet,
so daß die
Flüssigkeit
ohne Gasphase aus dem Druckbehälter 2 abgeführt und dem
Entspannungsorgan zugeführt
werden kann.
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Diese
Zuführung
kann einerseits durch den im Druckbehälter 2 vorhandenen
Gasdruck erfolgen, andererseits oder zusätzlich durch einen zwischen dem
Druckbehälter 2 und
dem Entspannungsorgan 12 angeordneten Druckpumpe, die die
Flüssigkeit auf
einen höheren
Druck vor dem Entspannungsorgan verdichtet. Dadurch wird zwar die
Menge an der Flüssigkeit
gelöstem
Gas nicht weiter erhöht,
jedoch der Druckabfall im Entspannungsorgan vergrößert.
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Wie
zuvor beschrieben, kann alternativ oder in Kombination mit einer
Abführleitung 10 der
Druckraum auch als eine kontinuierlich oder intermittierend durchflossene
Druckstrecke, insbesondere eine Druckleitung ausgebildet sein, in
der die Flüssigkeit solange
mit dem Gas konfrontiert wird, bis eine ausreichende Durchmischung
(Diffusion in die Zellen der Organismen) stattgefunden hat.
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Auch
in diesem Druckraum kann eine Misch- oder Rührvorrichtung zur Verbesserung
und Beschleunigung der Gasanreicherung vorgesehen sein. Diese kann
auch aus geeignet angeordneten Gaseinströmdüsen gebildet sein oder solche
enthalten.
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Vor
der Entspannung wird die zu behandelnde Flüssigkeit eine gewisse Zeit,
die als Haltezeit bezeichnet wird, in einem Druckbereich aufbewahrt,
bis eine hinreichende Gassättigung
auch in den Zellen der Organismen erfolgt ist. Dieser Druckbereich
kann mit dem Druckraum identisch sein, jedoch auch gesondert hiervon
angelegt osder ausgebildet sein. Auch ist es denkbar, daß dieser
Druckbereich durch einen Abschnitt des Druckraumes, insbesondere
der Druckleitung oder aber der Abführleitung 10 gebildet ist.
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Die
Menge an in der Flüssigkeit
gelöstem Gas
ist hierbei eine thermodynamische Größe, die durch Druck, Temperatur
und die dem jeweiligen Gas zugehörige
Löslichkeit
bestimmt wird. Einen kleinen Einfluß hat hierbei auch die Zusammensetzung
der Flüssigkeit,
da darin gelöste
Stoffe die Löslichkeit
des Gases im Allgemeinen etwas reduzieren.
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In 2 sind für unterschiedliche Gase ihre jeweilige
Löslichkeit
im Wasser für
die Abschätzung der
Löslichkeit
in andern Flüssigkeiten
angegeben. Zur Durchführung
des Verfahrens ist es nicht erforderlich, den beschriebenen thermodynamischen Gleichgewichtszustand
vollkommen abzuwarten, bei dem eine 100 %-tige Aufnahme des Gases
in der Flüssigkeit
erfolgt ist, jedoch sollten vorzugsweise etwa 90% bis 95 % der erreichbaren
Löslichkeit
vor der Weiterbehandlung abgewartet werden.
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Im
Folgenden werden grundlegende Prinzipien des Verfahrens erläutert: Durch
eine Einleitung eines geeigneten Gases in eine zu behandelnde Flüssigkeit
löst sich
das Gas in der Flüssigkeit,
bis ein thermodynamischer Gleichgewichtszustand hergestellt ist,
der durch Druck, Temperatur und die dem jeweiligen Gas zugehörige Löslichkeit
bestimmt wird.
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Falls
in der Flüssigkeit
Mikroorganismen oder andere (organische) Schadstoffe enthalten sind, diffundiert
das in der Flüssigkeit
gelöste
Gas zwangsläufig über die
Zellwände
der Organismen hinweg in diese hinein und wird im Inneren der Zellen
(Cytoplasma, Vakuole) angereichert. Da das hierbei eingebrachte
Gas unter einem gegenüber
dem Umgebungsdruck (vorzugsweise Normaldruck = 1 bar) deutlich erhöhten Druck
steht, ist sein Volumen stark reduziert.
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Wird
die mit Gas gesättigte
oder zumindest erheblich angereicherte Flüssigkeit sodann rapide, insbesondere
schlagartig oder ruckartig entspannt, ergibt sich ein extremer Nichtgleichgewichtszustand zwischen
dem Druck im Inneren der Zellen der Mikroorganismen und deren Umgebung,
was zu einer irreversiblen Schädigung
der Mikroorganismen führt,
indem sich das Volumen des Gases im Inneren der Zellen schlagartig
vergrößert, ohne
daß dieses
Gas in der kurzen Zeit der Entspannungsphase die Zellen auf dem
Weg wieder verlassen könnte,
auf dem es in sie hineindiffundiert ist.
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Diese
schlagartige Volumenvergrößerung führt zu einem
Platzen der Zellen und somit zu einer Zerstörung der hauptsächlich organischen
Schädlinge
in der Flüssigkeit.
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Bei
diesem Verfahren der Druckwechseltechnologie kann in moderaten Druckbereichen
gearbeitet werden, deren Dimensionierung hauptsächlich von der Löslichkeit
der verwendeten Gase in der Flüssigkeit
und einem Übergangskoeffizienten
in das Zellinnere der kontaminierenden Schädlinge bestimmt werden. Dieser Übergangskoeffizient
hängt von
der Art der Zellen ab, in die das Gas diffundieren soll, und von
der Gassorte in Form ihres effektiven Molekühldurchmessers, wie dieser
für einige
bevorzugt verwendete Gase in 2 angegeben
ist.
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Hierbei
ist zu bemerken, daß die
für das
Verfahren bevorzugten Druckbereiche so gewählt sind, daß das 0,3
bis 50-fache Volumen des jeweiligen Gases im Vergleich zum Volumen
unter Normaldruck in der zu behandelnden Flüssigkeit entsprechend den thermodynamischen
Bedingungen gelöst
werden kann. So liegt beispielsweise der Druckbereich, in dem das
Verfahren mit Kohlendioxid als Gas durchführbar ist, bereits unter 50
bar, da sich CO2 bereits um das 40-fache
beim Entspannen von 50 bar auf Normaldruck ausdehnt.
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Beim
Einsatz anderer inerter Gase, wie beispielsweise Stickstoff, Argon,
Helium, kann dieser Bereich bis zu 500 bar betragen, wie aus den
in der Tabelle der 3 gezeigten
Werten entnehmbar ist, die Volumenvergrößerungen in verschiedenen Druckbereichen
und für
verschiedene Gassorten angibt.
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Weiterhin
sei bemerkt, daß die
plötzliche bzw.
ruckartige Entspannung der eigentliche Schädigungszeitpunkt für die hauptsächlich organischen Substanzen,
die sich in der zu konservierenden Flüssigkeit befinden, darstellt.
Die Entspannung ∂p/∂t kann hierbei
bis zu 1000 bar/s betragen. Je höher diese
Entspannung ist, um so schlagartiger dehnt sich das Gas in den Zellen
der Mikroorganismen aus, und um so erfolgreicher ist das vorgeschlagene
Verfahren.
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Hierbei
spielen auch Theologische Eigenschaften und die Oberflächenspannung
der zu behandelnden Flüssigkeit
eine Rolle, wenn beispielsweise durch Bildung sehr kleiner Tröpfchen der
für die
mikrobielle Zelle „spürbare" Druckabfall abgeschwächt wird.
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Der
Reaktionserfolg wird hierbei durch einen möglichst großen und schnellen Druckabfall
zusätzlich
gesteigert. Daneben ist auch die Menge an in die Zelle diffundierten
Gases eine wesentliche Größe für das Schädigungspotential
während
der Entspannung.
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Es
kann abgeschätzt
werden, daß für einen sinnvollen
Erfolg vorzugsweise die Menge an Gas in der Zelle gelöst sein
sollte, die dem Volumen der Zelle unter Normalbedingun gen bzw. bei
dem Druck nach der Entspannung entspricht. Auf diese Weise wird
sichergestellt, daß das
Gasvolumen in jedem Fall ausreicht, um die Zelle selbst bei maximaler Elastizität der Zellwände aufzubrechen
und somit zu zerstören.
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Eine
hinreichende Menge an gelöstem
Gas in der Zelle kann jedoch stark variieren, da einerseits in bestimmten
Wachstumszuständen
der Organismen eine höhere
Empfindlichkeit besteht, andererseits druckunempfindlichere Organismen
mit einem verstärkten
Wandaufbau existieren, die schwerer zu schädigen sind.
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Die
Menge an Gas, die in den Zellen nach der Haltezeit, also in der
angereicherten Flüssigkeit, vorhanden
sein sollte, ist zusätzlich
noch von der zu erreichenden Reduktionsrate entsprechend dem gewünschten
Hygienisierungsgrad abhängig.
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Die
unterschiedlichen Schritte der Hygienisierung der Produkte: Keimreduzierung,
Pasteurisierungszustand, Sterilisierung, sind ein Ergebnis der erreichbaren
Reduktionsraten. Sie werden durch ein einheitliches Grundverfahren
mit unterschiedlichen Parametersätzen
und den zu behandelnden Volumina angepassten Abläufen erreicht. Müssen für eine Keimreduktion
zwei Zehnerpotenzen an Reduktion erreicht werden, kann mit wesentlich
milderen Bedingungen gearbeitet werden als im Gegensatz hierzu bei
Sterilität
und einer zu erreichenden Reduktionsrate von 7 bis 12 Zehnerpotenzen
an ursprünglich
vorhandenen Organismen.
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Wie
bereits zuvor beschrieben, bestimmt die Anreicherung an gelöstem Gas
in der zu konservierenden Flüssigkeit
sowie die Haltezeit unter diesen Bedingungen die Anreicherung an
Gas im Zytoplasma der Mikroorganismen, da der Eintritt der Gasmoleküle nur durch
Diffusion erfolgt.
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Wie
weiterhin zuvor beschrieben, kann das vorgeschlagene physikalische
Verfahren zur Konservierung von flüssigen Lebensmitteln und/oder
anderen Flüssigkeiten
einerseits eine Reduktion mikrobieller Kontaminanten oder anderer
Organismen erreichen und andererseits eine Schonung thermoempfindlicher
Inhaltsstoffe ermöglichen,
da die Temperatur im Verfahren eine eher untergeordnete Rolle spielt.
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Die
Optimierung der Temperatur erfolgt daher vorzugsweise unter Gesichtspunkten,
wie dem Schutz der zu behandelnden Flüssigkeiten dem temperaturabhängigen Verhalten
von möglicherweise vorhandenen
Enzymsystemen sowie unter wirtschaftlichten Überlegungen.
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Um
den Druckabfall am Entspannungsorgan weiterhin zu erhöhen, kann
der Druck in dem danach angeordneten Bereich, insbesondere dem Auffangbehälter 11 für die konservierte
Flüssigkeit
(Endprodukt) unterhalb des Normaldruckes, also des Umgebungsdruckes
in Höhe
von 1 bar, beispielsweise auf technisches Vakuum reduziert werden.
Auch ist es denkbar bei Gasen, die eine große Expansionsrate bei Entspannung
von einem relativ geringen Druck aufweisen, wie beispielsweise CO2, den Druck im Entspannungsraum oberhalb
des Umgebungsdruckes anzusiedeln.
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Als
bevorzugte Gase für
die oben beschriebene Druckwechseltechnologie sind Edelgase und andere
inerte Gase isoliert oder in Mischung mit weiteren Gasen verwendbar.
Insbesondere kommen CO2, N2,
N2 mit CO2-Anteil,
O2, N2O, H2, Ar, Kr, Xe, Ne oder weitere Gase zur Anwendung.