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Die
Erfindung betrifft eine Brandschutzzusammensetzung sowie die Verwendung
einer solchen Brandschutzzusammensetzung.
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Werkstoffe
lassen sich grob einteilen in Polymere (Kunststoffe), Metalle, Holz,
Glas und Keramik. Ein Unterscheidungsmerkmal dieser Werkstoffklassen
ist ihre Hitzebeständigkeit,
gekennzeichnet durch Schmelzpunkte, Sintertemperaturen, Erweichungspunkte
etc.
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Wird
diesen Werkstoffen Energie in Form von Wärme zugeführt, so beginnt im allgemeinen
Holz frühzeitig
zu brennen, Polymere beginnen ab ca. 100°C, Gläser ab ca. 300°C und Metalle
ab ca. 700°C
zu erweichen. Der einzige Werkstoff, der auch hohen Temperaturen
standhält,
ist die Keramik, angefangen bei Kochgeschirr über Schamottsteine in Verbrennungsanlagen
bis hin zu SiC-Schutzschildern, die Raumfähren den Wiedereintritt in
die Erdatmosphäre
gestatten. Aufgrund ihres aufwendigen und oft auch teuren Herstellungsprozesses
sowie ihres duktilen Charakters (Bruchverhalten) können Keramiken
aber nicht überall
ein gesetzt werden. Somit müssen
Verfahren entwickelt werden, die die beschriebenen Werkstoffe effizient
vor Flammen schützen.
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Es
hat nicht an Versuchen gefehlt, die Werkstoffe Holz, Metall, Glas
und Polymere vor Brand schützen zu
wollen. Im Falle von Holz und Metall werden Beschichtungssysteme
getestet, im Falle der Polymere bei der Herstellung zugesetzte Zusatzstoffe,
und im Falle von Glas werden Gele eingesetzt, die durch Kondensationsreaktionen
von Monomeren erzeugt werden.
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Durch
die Zugabe von Flammschutzmitteln in die Ausgangsmasse der Polymerherstellung,
erhalten so modifizierte Polymere einen intrinsischen Schutz. Eingesetzt
werden üblicherweise
toxische Verbindungen wie Antimonpentoxid (
DE 68912 616 T2 ), Asbest
(
DE 2254339 A )
oder aber Cadmium und Fluorchlorkohlenwasserstoffe. Im Brandfall
halten diese Polymere im Gegensatz zu nicht geschützten Polymeren
den Flammen länger
stand, d.h. ihre Stabilität/Festigkeit
bleibt länger
erhalten, was im Bereich der Konstruktionswerkstoffe sehr wichtig
ist. Allerdings sind die entstehenden Rauchgase hoch toxisch und
im Brandfall für
den Menschen oft tödlich.
In der
DE 195 30 200
A1 wird auch berichtet, dass die Kombination von Flammschutzmittel
und feinstteiligen anorganischen Pulvern eine drastische Reduktion
der Nachbrennzeiten bewirkt. Trotz dieses Ansatzes kennt der Stand
der Technik bisher keine befriedigende Lösung des Brandschutzes für Polymere.
Dies liegt auch daran, dass die Mechanismen der Flammschutzwirkung
solcher Zusätze
nur in Einzelfällen überhaupt
verstanden sind.
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Fensterscheiben
aus Glas versucht man durch eine Doppelverglasung zu schützen, in
deren Mitte ein Gel gefüllt
wird, das durch Kondensation von Organosilanen entsteht. Um Trübungen zu
vermeiden, werden gegebenenfalls nanoskalige Pulverteilchen eingesetzt,
die nach der
DE 197
20 269 A1 eine unkontrollierte Kondensation der Organosilane
vermeiden. Das erhaltene Gel ist aber so schwer, dass sich die Glasschei ben nach
einer gewissen Zeit ausbeulen können.
Aus diesem Grunde wird sich dieses System wohl kommerziell nicht
durchsetzen.
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Im
Falle des Holzschutzes ist ein intrinsischer Schutz unmöglich. Deshalb
kennt der Stand der Technik nur Beschichtungssysteme, die entweder
die Flammschutzmittel der Polymere und damit auch deren Probleme
beinhalten oder aber Graphit enthalten, der im Brandfalle aufquillt
und so einen Kohlenstoffschaum bildet. Dieses isoliert die zu schützenden
Materialien gegen den Wärmefluss
(
DE 199 09 387 A1 ).
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Das
Thema, Metall vor Brand zu schützen,
wurde bisher nur in Einzelfällen
angegangen, beispielsweise bei der Ummantelung von Kupferdrähten in
stromführenden
Kabeln. Die
JP 11213771
A berichtet von einer Gummischicht um den elektrischen
Leiter, die mit anorganischen Teilchen, bevorzugt Titandioxid, Zinkborat und
Schichtsilikaten gefüllt
ist. Der Hauptbestandteil dieses Coatings ist somit organischer
Natur. In der
DE 197
17 645 A1 werden die stromführenden Drähte mit einem Mehrstoffsystem
beschichtet, wobei mindestens ein siliciumorganisches Polymer, ein
Passivierungsglas und ein keramischer Füllstoff vorhanden sein muss. Durch
das siliciumorganische Polymer, ein Kondensat aus Organoalkoxysilanen,
wird die Flexibilität
der Schicht erreicht, durch die anderen Bestandteile bildet sich
im Brandfall ein Glas. Diese Art von Beschichtungssystemen sind
industriell nur schwer umsetzbar. Bereits während der Applikation einer
solchen Schicht werden größere Mengen
entweder von Methanol oder aber von Ethanol freigesetzt. Im Falle
des Freisetzens von Methanol ist das Augenlicht der damit arbeitenden
Personen stark gefährdet,
im Falle der Freisetzung von Ethanol müssen gesonderte Vorschriften
bezüglich
Explosionsschutz eingehalten werden. In der
DE 4444160 A1 wird ein Stahl
durch das Aufbringen mehrerer verschiedenartiger Beschichtungssysteme
geschützt.
Zunächst
wird eine Schicht appliziert, die als Haftvermittler dient, dann
eine Grundierungsschicht, danach die Funktionsschicht, die ein Blähmittel
enthält
(die im Brandfall entstehende Luft wirkt als Isolator), und dann
wieder eine Grundierungsschicht. Ein solcher Multilayeraufbau ist
aufwendig und kostenintensiv.
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Zusammengefasst
kann gesagt werden, dass das Problem Brandschutz für keinen
Werkstoff, außer für die Keramik
selbst, umfassend gelöst
ist. Aufgrund der immer schärfer
werdenden gesetzlichen Auflagen, werden die wenigen bekannten Flammschutzmittel
insbesondere in Europa mehr und mehr verboten. Auch wird die Freisetzung
toxischer Verbindungen wie Methanol oder Ethanol nicht oder nur
unter Auflagen toleriert. Es besteht somit ein Bedarf an einem universell
einzusetzenden, preiswerten Brandschutzmittel, das unbedenklich
sowohl beim Auftragen, als auch im Brandfall ist.
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Die
DE 100 54 686 A1 beschreibt
Zusammensetzungen, die neben einem hohen Wasserglasanteil insbesondere
Glimmer in bevorzugten Korngrößen von
bis zu etwa 200 μm
aufweisen.
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Die
DE 197 25 761 A1 offenbart
ein Verfahren zur Herstellung einer feuerhemmenden Beschichtungsmasse
auf Basis einer Mischung aus Wasserglas, Thixotropiemittel, Aluminiumsilikathydrat,
Wollastonit, Wasser, Magnesiumsilikat und einem feinporigen Rundgranulat
aus Glas und/oder Hohlglaskugeln. Die Beschichtungsmasse ist allerdings
nur zur Beschichtung von metallischen und mineralischen Gegenständen vorgesehen.
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Die
DE 197 57 837 A1 befaßt sich
mit Gegenständen,
die mit Formkörpern
verschalt sind, die aus einer getrockneten und getemperten Suspension
aus Alkaliwasserglas und einem Füllstoff
aus der Gruppe Quarzmehl, Kaolin, Ton, Aluminiumhydroxid oder Graphit
oder Gemischen derselben hergestellt sind.
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Die
Erfindung stellt sich die Aufgabe, ein neues Brandschutzmittel bereitzustellen,
das die geschilderten Nachteile weitgehend vermeidet. Es soll universell
bei allen eingangs genannten Werkstoffen, nämlich bei Polymeren, Metallen,
Holz und Glas einsetzbar sein. Insbesondere soll es als Beschichtungsmasse
für die
genannten Werkstoffe geeignet sein, damit durch entsprechend aufgebrachte
Beschichtungen auf Gegenständen
aus diesen Werkstoffen ein zuverlässiger Brandschutz/Flammschutz
ermöglicht
wird.
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Diese
Aufgabe wird gelöst
durch eine aus den folgenden Bestandteilen bestehende Brandschutzzusammensetzung,
wobei sich die Bestandteile zu 100 Gew.% ergänzen:
- – mindestens
40 Gew.% Wasserglas,
- – mindestens
1 Gew.% Ton,
- – mindestens
1 Gew.% mindestens eines Hartfüllstoffs
aus der Gruppe Aluminiumoxid, Zirkoniumoxid und Siliciumcarbid,
- – mindestens
1 Gew.% mindestens einer gemahlenen Fritte,
- – mindestens
1 Gew.% mindestens eines Mineralstoffs mit hoher Eigenporosität,
- – 0,5
Gew.% bis 5 Gew.% mindestens eines organischen polymeren Klebstoffs,
und
- – 0,5
Gew.% bi 10 Gew.%, vorzugsweise 1 Gew.% bis 5 Gew.% Wasser,
dadurch
gekennzeichnet, dass der Hartfüllstoff
einen D50-Wert < 200 nm besitzt.
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Unter
dem Begriff Wasserglas versteht der Fachmann bekanntlich wasserlösliche,
aus dem Schmelzfluss erstarrte Kalium- und Natriumsilicate, bzw.
deren (viskose) wässrige
Lösungen.
Auf die entsprechenden Definitionen in den einschlägigen Lehrbüchern kann
hier verwiesen werden. Die Wassergläser werden üblicherweise auch durch das
Massen- oder Molverhältnis
SiO2/Alkalioxid sowie durch die Dichte der
wässrigen Lösungen charakterisiert.
Die Dichteangaben erfolgen dabei teilweise noch in Baume-Graden,
einer Aräometer-Dichteskala,
die ursprünglich
mit einer 10%igen Kochsalzlösung
geeicht wurde. Auch Angaben als sogenannter Modul sind möglich.
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Mit
dem Begriff Ton werden die üblicherweise
so bezeichneten Sedimentgesteine bezeichnet, die dem Fachmann ebenfalls
bekannt sind. Auch hier kann auf die einschlägigen Lehrbücher verwiesen werden. Die Bestandteile
Aluminiumoxid (Al2O3),
Zirkoniumoxid (ZrO2) oder Siliciumcarbid
(SiC) sind dem Fachmann ebenfalls bekannt. Sie werden der er findungsgemäßen Brandschutzzusammensetzung
als Füllstoffe
mit vergleichsweiser hoher Härte
zugesetzt.
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Unter
Fritten versteht man glasige System, in denen wasserlösliche Salze
(Soda, Borax und andere) sowie weitere Stoffe silicatisch gebunden
und damit weitgehend in eine wasserunlösliche Form überführt werden.
Solche Fritten sind der erfindungsgemäßen Brandschutzzusammensetzung
in gemahlener Form zugesetzt.
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Die
in der Brandschutzzusammensetzung enthaltenen Mineralstoffe besitzen
eine vergleichsweise hohe Eigenporosität, die für die Funktion der Zusammensetzung
wichtig ist. Dies wird im folgenden noch näher erläutert.
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Der
enthaltene organische Polymerklebstoff dient dazu, die übrigen Bestandteile
der Zusammensetzung miteinander zu verbinden (zu verkleben) und
spielt auch für
die rheologischen Eigenschaften der Zusammensetzung eine wichtige
Rolle.
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Gegebenenfalls
können
der erfindungsgemäßen Zusammensetzung
weitere, dem Fachmann bekannte Zusatzstoffe beigefügt sein.
Hier sind insbesondere die sogenannten Netzmittel hervorzuheben,
die der erfindungsgemäßen Zusammensetzung
vorzugsweise in Mengen zwischen 0,1 bis 5 Gew.%, insbesondere 0,5 bis
3 Gew.%, bezogen auf das Gesamtgewicht der Brandschutzzusammensetzung,
zugesetzt werden können. Insbesondere
handelt es sich bei solchen Netzmitteln um ionische und nicht ionische
Tenside, wie sie vorzugsweise bei wässrigen Systemen eingesetzt
werden.
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Bei
der erfindungsgemäßen Brandschutzzusammensetzung
ist das Wasserglas vorzugsweise in einer Menge zwischen 40 Gew.%
und 90 Gew.%, insbesondere zwischen 50 Gew.% und 70 Gew.% enthalten.
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Innerhalb
des zuletzt genannten Bereiches sind Mengen zwischen 55 Gew.% und
65 Gew.% weiter bevorzugt.
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Vorzugsweise
wird bei der Erfindung Natrium-Wasserglas als Bestandteil der Brandschutzzusammensetzung
eingesetzt.
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Bei
bevorzugten Ausführungsformen
der Erfindung ist der Ton in der Brandschutzzusamemnsetzung vorzugsweise
in einer Menge zwischen 1 Gew.% und 15 Gew.%, insbesondere in einer
Menge zwischen 3 Gew.% und 12 Gew.% enthalten. Hier sind innerhalb
des zuletzt genannten Bereiches Mengen zwischen 7 Gew.% und 10 Gew.%
besonders hervorzuheben.
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Bei
der Erfindung ist die Korngrößenverteilung
des Tons grundsätzlich
nicht kritisch. Es ist jedoch bevorzugt, wenn der D90-Wert,
der die Korngrößenverteilung
charakterisiert, < 30μm, vorzugsweise < 20μm ist.
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Obwohl
grundsätzlich
alle dem Fachmann bekannten Tone eingesetzt werden können, ist
bei der Erfindung die Verwendung von Kaolin oder Engobe-Ton als
Bestandteil der Brandschutzzusammensetzung bevorzugt. Diese Tone
sind dem Fachmann bekannt. So handelt es sich bei den Kaolinen um
eine Sammelbezeichnung für
bestimmte Tongesteine. Bei den Engoben handelt es sich um Spezialtone,
die beispielsweise auch zur Herstellung von Keramiken und Ziegeln
verwendet werden.
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Bei
der erfindungsgemäßen Brandschutzzusammensetzung
sind die als Hartfüllstoffe
bezeichneten Bestandteile (Al2O3,
ZrO2, SiC) vorzugsweise in Mengen zwischen
1 Gew.% und 15 Gew.%, insbesondere zwischen 6 Gew.% und 11 Gew.%
vorhanden.
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Der
mindest eine Hartfüllstoff
weist erfindungsgemäß einen
D50-Wert < 200
nm auf.
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Dabei
kann die Teilchengröße, soweit
als möglich,
weit im nanoskaligen Bereich liegen, wobei D50-Werte < 20nm besonders
hervorzuheben sind. Es wurde nämlich überraschenderweise
gefunden, dass die Verfestigungstemperatur (Sintertemperatur) der
erfindungsgemäßen Brandschutzzusammensetzung
im Brandfall dadurch reduziert werden kann, daß man die Teilchengröße der als
Hartfüllstoffe
gekennzeichneten Bestandteile so klein wie nur möglich wählt. Dementsprechend besitzen
diese Bestandteile einen entscheidenden Einfluss auf das Verhalten
der Zusammensetzung im Brandfall. Je schneller sich die Zusammensetzung im
Brandfall verfestigt bzw. zusammensintert, umso besser kann sie
dann ihre Brandschutzfunktion erfüllen. Dies zeigt ganz allgemein
die vorteilhafte Wirkung des Einsatzes von nanoskaligen Teilchen
(D50-Werte < 200 nm), insbesondere als Hartfüllstoffe,
in Brandschutzprodukten bzw. -materialien.
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Die
sogenannte Fritte ist in der erfindungsgemäßen Brandschutzzusammensetzung
vorzugsweise in einer Menge zwischen 1 Gew.% und 20 Gew.%, insbesondere
zwischen 8 Gew.% und 15 Gew.% vorhanden. Innerhalb des zuletzt genannten
Bereichs sind Mengen zwischen 10 Gew.% und 13 Gew.% weiter bevorzugt.
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Grundsätzlich können bei
der Erfindung alle bekannten Fritten eingesetzt werden. Es ist jedoch
bevorzugt, wenn diese Fritten Teilchengrößen mit einem D90-Wert < 10μm, insbesondere < 5μm besitzen.
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Eine
weitere Möglichkeit,
um Fritten zu beschreiben, die erfindungsgemäß bevorzugt einsetzbar sind, ist
der sogenannte Halbkugelpunkt. Bei diesem Halbkugelpunkt handelt
es sich um den bei derjenigen Temperatur liegenden Schmelzpunkt,
bei der der entsprechende Probekörper
zu einer Halbkugel zusammengeschmolzen ist. Dies ist diejenige Temperatur,
bei der das Schattenbild des Probekörpers einen Fußwinkel
von ca. 90° zeigt.
Die erfindungsgemäß bevorzugt
einsetzbaren aufgemahlenen Fritten bzw. Glasfritten zeigen üblicherweise
Halbkugelpunkte zwischen 450°C
und 650°C,
wobei Halbkugelpunkte zwischen 500°C und 550°C weiter bevorzugt sind. Bevorzugte
aufgemahlene Glasfritten zeigen beispielsweise Halbkugelpunkte von
ca. 520°C
mit D90-Werten < 5μm.
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Erfindungsgemäß sind vorzugsweise
sogenannte Alkalizinkfritten oder Calciumboratfritten einsetzbar, wie
sie von verschiedenen Herstellern angeboten werden.
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Die
unter dem Begriff Mineralstoff zusammenfassten Bestandteile sind
in der erfindungsgemäßen Brandschutzzusammensetzung
vorzugsweise in einer Menge zwischen 1 Gew.% und 20 Gew.%, vorzugsweise
zwischen 6 Gew.% und 12 Gew.% vorhanden. Es ist weiter bevorzugt,
wenn diese Mineralstoffe in Mengen zwischen 8 Gew.% und 12 Gew.%
in der Brandschutzzusammensetzung enthalten sind.
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Auch
die Teilchengröße der Mineralstoffe
ist bei der Erfindung grundsätzlich
nicht kritisch. Es ist jedoch bevorzugt, wenn diese Mineralstoffe
fein gemahlen sind. Hierbei sind bevorzugte Teilchengrößen mit
D90-Werten < 20μm, insbesondere < 10μm hervorzuheben.
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Wie
eingangs erläutert,
sollen die erfindungsgemäß eingesetzten
Mineralstoffe eine hohe Eigenporosität besitzen, die für die Funktion
der Brandschutzzusammensetzung im Brandfall von Bedeutung ist. Dementsprechend
ist es bei der Erfindung vorteilhaft, Mineralstoffe vulkanischen
Ursprungs einzusetzen. Solche vulkanischen Mineralstoffe besitzen
entweder bereits eine entsprechende hohe Porosität oder entwickeln diese Porosität, wenn
sie (wie im Brandfall) höheren
Temperaturen ausgesetzt werden. Solche Mineralstoffe vulkanischen
Ursprungs sind insbesondere die sogenannten Perlite (Perlsteine),
oder die Tuffe (Tuffsteine). Die Eigenschaften dieser Mineralien
sind dem Fachmann bekannt, so dass sich hier eine nähere Erläuterung
erübrigt.
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Bei
weiteren bevorzugten Ausführungsformen
der erfindungsgemäßen Brandschutzzusammensetzung
ist der organische polymere Klebstoff in einer Menge zwischen 1
Gew.% und 3 Gew.%, insbesondere in einer Menge von ca. 2 Gew.% vorhanden.
Solche vergleichsweise geringen Mengen reichen üblicherweise dafür aus, die
notwendige Verbindung/Verklebung der übrigen Bestandteile zu bewirken
oder zu unterstützen.
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Bei
dem organischen Polymerkleber handelt es sich vorzugsweise um einen
physikalisch abbindenden Klebstoff. Solche Klebstoffe binden durch Änderung
des Aggregatzustands (flüssig-fest)
oder durch Verdunsten eines Lösungsmittels
ab. Es handelt sich hierbei, bis auf Ausnahmefälle, um einkomponentige Klebstoffe.
Bevorzugt einsetzbar sind bei der Erfindung beispielsweise Polyacrylate
oder MHPC (Methylpropylhydroxycellulose). Derartige Klebstoffe und
ihre Eigenschaften sind dem Fachmann bekannt.
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Unter
Berücksichtigung
der obigen Ausführungen
lassen sich bevorzugte erfindungsgemäße Brandschutzzusammensetzungen über ihre
Bestandteile wie folgt definieren:
- – 55 Gew.%
bis 65 Gew.%, vorzugsweise 58 Gew.% bis 62 Gew.% Natrium-Wasserglas,
- – 7
Gew.% bis 10 Gew.% Ton mit einem D90-Wert < 20μm,
- – 6
Gew.% bis 11 Gew.% Hartfüllstoff
(Aluminiumoxid, Zirkoniumoxid und/oder Siliziumcarbid) mit einem D50-Wert < 200nm,
vorzugsweise < 50nm
- – 10
Gew.% bis 13 Gew.% Fritte mit einem D90-Wert < 5μm,
- – 8
Gew.% bis 12 Gew.% Mineralstoff mit einem D90-Wert < 10 μm,
- – 1
Gew.% bis 3 Gew.% mindestens eines organischen polymeren Klebstoffs,
und
- – 1
Gew.% bis 5 Gew.% Wasser.
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Auf
die obigen Ausführungen
zu den einzelnen Bestandteilen wird hiermit ausdrücklich Bezug
genommen und verwiesen. Die Bestandteile ergänzen sich, wie bereits erläutert, zu
100 Gew.% Gesamtmenge der Zusammensetzung.
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Bei
besonders bevorzugten Ausführungsformen
der Erfindung werden die Mengen der Bestandteile so gewählt, dass
die Brandschutzzusammensetzung in Form einer pastösen Beschichtungsmasse
vorliegt. Dabei ist es noch weiter bevorzugt, wenn es sich hier
um eine streichfähige,
d.h. beispielsweise mit einem Pinsel oder einem vergleichbaren Werkzeug
auftragbare Beschichtungsmasse handelt. Solche Brandschutzmassen
sind dann in besonderer Weise zur nachträglichen Beschichtung verschiedener
Werkstoffe geeignet, wie dies eingangs erläutert wurde.
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Dementsprechend
umfasst die Erfindung auch die Verwendung einer erfindungsgemäßen Brandschutzzusammensetzung
als Beschichtungsmittel zum mindestens teilweisen, vorzugsweise
vollständigen Beschichten
eines Gegenstands.
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Bei
den Gegenständen
handelt es sich vorzugsweise um solche aus Kunststoff. Hierbei sind
insbesondere sogenannte technische Isolierungen zu nennen, wie sie
für die
Isolierung von Rohrleitungen, beispielsweise Heizungsrohren, von
Ventilen und von Kanälen
verwendet werden. Bevorzugt zu nennen sind auch alle thermischen
und/oder akustischen Dämmungen
und Dämmaterialien,
wie sie für
viele Anwendungszwecke eingesetzt werden. Schließlich sollen hier noch die
sogenannten technischen Schäume
als bevorzugte Gegenstände
genannt werden.
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Hier
handelt es sich bekanntlich um Gebilde aus gasgefüllten Zellen,
die über
sogenannte Zellstege begrenzt und miteinander verbunden sind. Wie
die anderen genannten Materialien und Gegenstände können diese Schäume oder
Schaumstoffe ebenfalls mit der erfindungsgemäßen Brandschutzzusammensetzung
versehen, insbesondere beschichtet sein.
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Funktion
und Vorteile der Erfindung lassen sich wie folgt nochmals darstellen
und zusammenfassen.
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Die
einzelnen Bestandteile der Brandschutzzusammensetzung führen in
ihrer erfinderischen Kombination zu besonders vorteilhaften Eigenschaften.
Die Gesamtwirkung der Zusammensetzung lässt sich dabei nur teilweise
auf die Eigenschaften der einzelnen Bestandteile zurückführen. Die
Funktion der Zusammensetzung könnte
darauf beruhen, dass sich bei höheren
Temperaturen (d.h. im Brandfall) eine geschlossene anorganische
Schicht ausbildet, die eine weitere Ausbreitung des Brandes für einen
ausreichenden Zeitraum verhindert.
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Im
Gegensatz zu den aus dem Stand der Technik bekannten Brandschutzsystemen
weist die erfindungsgemäße Zusammensetzung
nur einen geringen Anteil an organischen Bestandteilen auf. Die
erfindungsgemäße Brandschutzzusammensetzung
beruht auf rein wässriger
Basis und enthält
keine organischen Lösungsmittel.
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Sie
enthält
darüber
hinaus keine toxischen Verbindungen, und es werden im Brandfall
auch keine solchen toxischen Verbindungen freigesetzt.
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Die
erfindungsgemäße Zusammensetzung
lässt sich
als Brandschutzschicht in einfacher Weise auf alle bekannten Untergründe aus
Kunststoff, Kautschuk, Leder, Holz bis hin zu Glas und Metall aufbringen.
Je nach Zusammensetzung ist sie auf die entsprechenden Untergründe aufstreichbar,
aufsprühbar,
aufdruckbar usw. Sie besitzt eine gute Haftung auf den Untergründen und
behält
nach dem Auftragen ihre Flexibilität und besitzt eine hohe Langzeitstabilität.
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Ihre
Brandschutzwirkungen zeigt die erfindungsgemäße Zusammensetzung bereits
bei vergleichsweise niedrigen Temperaturen. Dabei tritt bereits
bei niedrigen Temperaturen ein Bläheffekt auf, bei Temperaturen, beispielsweise
um die 500°C,
bildet sich bereits eine geschlossene anorganische Schicht, die
die Brandausbreitung behindert. Diese anorganische Schicht ist überraschenderweise
frei von Rissen, so dass der Untergrund flächendeckend geschützt ist.
Beim Brand entstehende Gase haben dementsprechend keine Möglichkeit
nach außen
zu dringen, so dass der ohnehin vorhandene wärmedämmende Effekt durch die eingeschlossenen
Gase zusätzlich
verstärkt
wird. Dies wirkt flammenumlenkend und reduziert die Rauchgasentwicklung in
hohem Maße.
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Die
beschriebenen Merkmale und weitere Merkmale der Erfindung ergeben
sich aus der nachfolgenden Beschreibung von Beispielen in Verbindung
mit den Unteransprüchen.
Hierbei können
die einzelnen Merkmale jeweils für
sich oder zu mehreren in Kombination miteinander verwirklicht sein.
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Beispiele
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Es
werden zwei erfindungsgemäße Brandschutzzusammensetzungen
mit den folgenden Bestandteilen hergestellt: Beispiel
1
Beispiel
2
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Bezugsquellen
und Eigenschaften der verwendeten Bestandteile sind wie folgt:
- – Natrium-Wasserglas:
Woellner Ombran GmbH, Ludwigshafen, DE
- – Amberger
Kaolin: Amberger Kaolinwerke, DE
- – Siliciumcarbid
(SiC): D50-Wert < 1 μm,
Elektroschmelzwerk Kempten GmbH,
- – Alkalizinkfritte:
Ferro GmbH, Kaiserslautern, DE
- – Neuwieder
Tuff: Gebrüder
Wirth Tonbergbau, Wirth, Siershahn, DE
- – Polyacrylat-Dispersion:
Zschimmer & Schwarz
GmbH & Co. KG,
Lahnstein, DE
- – Engobe-Ton
E: Fa. WBB, Ransbach-Baumbach, DE
- – Nanoskaliges
ZrO2: Eigenproduktion, D90-Wert < 100 nm
- – Kalziumboratfritte:
Ferro GmbH, Kaiserslautern, DE
- – Perlit:
Otavi-Mineralmühle
Neuss GmbH, Neuss, DE
- – MHPC
(Methylpropylhydroxycellulose): VWR, Darmstadt, DE.
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Die
Herstellung der Brandschutzzusammensetzung wird im folgenden anhand
von Beispiel 1 erläutert. Die
Herstellung bei Beispiel 2 erfolgt in entsprechender Weise.
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5.800g
Natrium-Wasserglas werden in einem 10 l-Becherglas vorgelegt und
intensiv während
30 Minuten lang gerührt.
Anschließend
werden 400g Wasser zusammen mit 800g Kaolin hinzugegeben und klumpenfrei
verrührt.
Hinzu kommen dann 1.000g Siliciumcarbid zusammen mit 1.000g Alkalizinkfritte.
Die so erhaltene Mischung wird 10 Minuten gerührt und dann mit 800g Tuff
und 200g der Polyacrylatdispersion versetzt. Nach weiteren 20 Minuten
Rühren
erhält
man eine streichfähige
Brandschutzmasse als erfindungsgemäße Brandschutzzusammensetzung.
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Die
gemäß den Beispielen
1 und 2 erhaltenen Brandschutzmassen werden auf verschiedene Untergründe (Holz,
Kunststoff, Glas, Metall) als dünne
Schicht aufgebracht. Anschließend
werden die so beschichteten Materialien einem simulierten Brandfall
unterworfen. Zu diesem Zweck werden die beschichteten Materialien
mit Hilfe einer offenen Flamme erhitzt, wobei die Temperatur des
beschichteten Gegenstands laufend kontrolliert wird.
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Bereits
bei einer Temperatur von ca. 300°C
tritt bei den Brandschutzbeschichtungen nach der Erfindung ein Bläheffekt
auf. Bei Temperaturen von ca. 500°C
bildet sich eine aufgeblähte
geschlossene anorganische Schicht aus, die vollständig frei
von Rissen ist. Die sich entwickelnden Gase/Rauchgase können zunächst nicht
durch die Brandschutzbeschichtung entweichen und führen zu
einer verstärkten
Wärmedäm mung. Diese verhindert
ein Ausbreiten des Brandes/Feuers über den Gegenstand hinaus auf
die Umgebung.
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Es
lässt sich
somit abschließend
festhalten, dass die erfindungsgemäßen Brandschutzzusammensetzungen/Brandschutzmassen
als anorganische Brandschutzsysteme eine wesentliche Verbesserung
gegenüber
dem Stand der Technik darstellt. Die Brandschutzeigenschaften sind
hervorragend.