-
Die Erfindung betrifft ein Poliermittel
und ein kostengünstiges
Verfahren zur Politur von Halbleiterscheiben mit diesem Poliermittel.
-
Verfahren zur Politur von Halbleiterscheiben
sind bekannt. Die Halbleiterscheiben werden dabei über einen
mit Poliertuch bedeckten Polierteller bewegt, wobei ein Poliermittel
zugeführt
wird. Das Poliermittel enthält
Abrasivstoffe oder Kolloide und ist – je nach Anwendungsbereich – sauer,
neutral oder alkalisch. Die Halbleiterscheibe, beispielsweise eine
Halbleiterscheibe aus Silicium, ist unbedeckt oder mit natürlichem
Oxid von 1 bis 1,5 nm Dicke bedeckt oder im Falle der Fertigung
elektronischer Bauelemente zumindest teilweise mit künstlich
aufgebrachten Schichten und/oder Strukturen bedeckt. Für die Durchführung der
Politur als chemisch-mechanische Politur kommen vielfach alkalische
Suspensionen auf Kieselsäurenbasis
beispielsweise gemäß der
DE 198 17 087 A1 und
der
DE 100 63 488
A1 zum Einsatz, die mit einer Fülle weiterer Abrasivstoffe versetzt
sein können.
-
Das Niveau an Metallkontamination
spielt in den meisten Fällen
eine bedeutende Rolle, da bei Überschreiten
kritischer Grenzen eine Vielzahl negativer Effekte im Bauelemente-Herstellungsprozess
hervorgerufen wird, was zwangsläufig
mit Ausbeuteverlusten verbunden ist. Eine Sonderstellung nimmt Kupfer
ein, das bereits bei Raumtemperatur in eine nicht durch das natürliche Oxid
geschützte
Siliciumoberfläche
eindringt, beispielweise während
der Politur. Bei der Politur von Halbleiterscheiben im Rahmen der
Bauelementefertigung wird heute teilweise bewusst Kupfer beispielsweise
zur Erzeugung elektrischer Leiterbahnen eingesetzt.
-
Daher wurden Poliermittel entwickelt,
die unerwünschte
Kupferspuren bei der Politur unbedeckter Halbleiterscheiben oder
durch die Politur aus Bauelementeschichten oder -strukturen freigesetztes
Kupfer binden und somit dem Gleichgewicht ent ziehen. Dies gelingt
gemäß der WO
01/06553 A1 durch die Bildung schwer löslicher Kupferverbindungen.
Eine andere Strategie ist der Einsatz von Chelatbildnern (englisch "chelating agents"), die beispielsweise
in
US 5,366,542 , US
2002/0124474 A1,
JP
2001 077 063 A ,
JP
2001 176 826 A und
EP
1,229,094 A1 beansprucht sind. Derartige Chelatbildner
sind multifunktionale organische Moleküle, die mit mindestens zwei über ein
freies Elektronenpaar verfügenden
Koordinationsstellen Käfigverbindungen
(Chelate) mit Metallionen, beispielsweise positiv geladenem Kupfer
(Cu
2+) bilden und damit ebenfalls zur Kupferbindung
beitragen. Effektive Chelatbildner sind Essigsäurederivate wie Iminodiacetat
(IDA), Ethylendiamintetraacetat (EDTA) und Diethylentriaminpentaacetat
(DTPA), die in der Regel in Form ihrer technisch leicht zugänglichen
Natriumsalze eingesetzt werden, beispielsweise Na
2IDA,
Na
4EDTA und Na
5DTPA.
-
Nachteil der in Poliermitteln nach
dem Stand der Technik enthaltenen Chelatbildnern mit Acetatgruppen
ist, dass sie in der biologischen Abwasseraufbereitung nur schwer
abbaubar sind und entweder zu ökologischen
Schäden
führen
oder in kostenintensiven zusätzlichen
Abwasserbehandlungsverfahren wie Oxidation mit Ozon oder Verbrennung
eliminiert werden müssen.
-
Aufgabe der Erfindung ist es, ein
Poliermittel bereitzustellen, das für die Politur von Halbleiterscheiben geeignet
ist und einen Chelatbildner enthält,
der eine hohe Komplexierungsfähigkeit
für Kupferionen
besitzt und gleichzeitig nicht zu Problemen in der biologischen
Abwasseraufbereitung führt.
-
Gegenstand der Erfindung ist ein
Poliermittel, das als Bestandteile
- (a) Wasser,
- (b) Abrasivstoff und/oder Kolloid und
- (c) ein Disuccinat der Formel
enthält, wobei
für X Wasserstoff
und/oder Alkalimetall steht und n eine ganze Zahl von 0 bis 2 ist.
-
Gegenstand der Erfindung ist außerdem ein
Verfahren zur Politur einer Halbleiterscheibe mit einer Vorderseite
und einer Rückseite
und einer Kante, das dadurch gekennzeichnet ist, dass ein derartiges
Poliermittel verwendet wird.
-
Das erfindungsgemäße Poliermittel besitzt eine
mit Poliermitteln nach dem Stand der Technik, die umweltproblematische
Chelatbildner beispielsweise auf Acetatbasis enthalten, vergleichbare
Komplexierungsfähigkeit
für Metallionen,
beispielsweise für
Kupferionen. Es unterscheidet sich dadurch, dass durch die leichte biologische
Abbaubarkeit des Bestandteils (c) zusätzliche Kosten für eine aufwändige Abwasseraufbereitung wie
Oxidation mit Ozon oder Verbrennung verzichtbar sind, wenn mit einem
solchen Poliermittel poliert wird.
-
Nachfolgend sind die Bestandteile
des erfindungsgemäßen Poliermittels
und dessen Verwendung in der Politur von Halbleiterscheiben näher beschrieben.
-
Bestandteil (a): Wasser
-
Aus vielfachen Gründen prinzipieller, technologischer
und ökologischer
Natur sowie dem Kostenfaktor wird Wasser als Fluid beziehungsweise
Trägermedium
für die
Inhaltsstoffe des Poliermittels gewählt. Bevorzugt ist durch Destillation,
Entsalzung, Umkehrosmose, Filtration und/oder vergleichbare Verfahren
gereinigtes Wasser. Besonders bevorzugt ist Reinstwasser mit einer
Leitfähigkeit
von 18 (MΩ·cm)–1.
Wasser liegt bevorzugt in einem Anteil von größer 45 Masse-% und besonders
bevorzugt in einem Anteil von 84 bis 99,8 Masse-% im erfindungsgemäßen Poliermittel
vor.
-
Bestandteil (b): Abrasivstoff
und/oder Kolloid
-
Hierzu eignet sich eine Vielzahl
wässeriger
Suspensionen von Abrasivstoffen oder wässeriger Sole beziehungsweise
Kolloide mit definierter Korngrößenverteilung,
die je nach Anwendungszweck im Nanometer- bis Mikrometerbereich
liegen kann. Als Feststoffe lassen sich dabei beispielsweise SiO2, TiO2, ZrO2, CeO2, SnO2, Al2O3,
Si3N4 und/oder SiC
einsetzen. Im Rahmen der Politur von Halbleiterscheiben insbesoridere
aus Silicium ist als Bestandteil (b) Kieselsäure in einem Anteil von 0,05
bis 50 Masse-%, bezogen auf SiO2, bevorzugt;
besonders bevorzugt ist dabei ein Anteil von 0,1 bis 10 Masse-%,
bezogen auf SiO2. Die Herstellung entsprechender
Kieselsäuren
kann nach dem Stand der Technik durch Fällung und Reinigung beispielsweise
von Wasserglas (Natriumsilikat), durch Hydrolyse von Kieselsäureestern
oder durch Verbrennung von SiCl4 erfolgen.
Im Falle des Einsatzes von Kieselsäure als Bestandteil (b) ist
eine alkalische Stabilisierung bevorzugt.
-
Bestandteil (c): Disuccinat
-
Disuccinate, also Verbindungen mit
zwei Bernsteinsäureeinheiten
(englisch "succinic
acid"), mit der Formel
besitzen mit ihren Carbonsäuregruppen
bereits vier potentzielle Koordinationsstellen zur Bildung von Komplexen
mit mehrwertigen Metallen. Enthält
die Verbindungsgruppe R zusätzlich
mindestens ein Stickstoffatom mit einem freien Elektronenpaar, liegt
ein Chelatbildner vor, der im Unterschied zu den Chelatbildnern
in Poliermitteln nach dem Stand der Technik mit ihren stark Elektronen
ziehenden Acetatgruppen am Stickstoffatom biologisch abbaubar ist
und dennoch gute Komplexierungseigenschaften für mehrwertige Übergangsmetallionen besitzt.
-
Bei den Arbeiten zur Bereitstellung
der Erfindung bewährt
haben sich derartige Verbindungen mit R = -(NH-CH
2-CH
2-)
nNH-, wobei n
eine ganze Zahl von 0 bis 2 darstellt und X für Wasserstoff oder Alkalimetall steht:
-
Die Gruppe dieser Verbindungen umfasst
drei Vertreter: Iminodibernsteinsäure (englisch "iminodisuccinic acid", Abkürzung IDS;
n = 0), und ihre Salze, beispielsweise Tetranatriumiminodisuccinat
(Na
4IDS) mit der Formel
-
Diese Verbindungen und ihre Verwendung
in der Papierherstellung sind beispielsweise in der
DE 197 13 911 A1 beschrieben.
-
Ethylendiamindibernsteinsäure (englisch "ethylendiamin disuccinic
acid", Abkürzung EDDS;
n = 1), und ihre Salze, beispielsweise Tetranatriumethylendiamindisuccinat
(Na
4EDDS) mit der Formel
-
Diese Verbindungen und ihre Verwendung
in Fotografie, Gasbehandlung und Kupferabscheidung sind beispielsweise
aus der
US 5,859,273 bekannt.
Ebenfalls zur Ausübung
der Erfindung geeignet als Bestandteil (c) ist Diethylentrimaninsuccinat
(englisch "diethylentriamin
disuccinic acid",
Abkürzung
DTDS; n = 2), und ihre Salze, beispielsweise Tetranatriumdiethylentriamindisuccinat
(Na
4DTDS).
-
Die genannten Verbindungen IDS, EDDS
und DTDS werden bevorzugt als Säure
oder Alkalisalz in einem Anteil von 0,005 bis 5 Masse-% zugegeben.
Besonders bevorzugt ist die Zugabe eines Natrium- und/oder Kaliumsalzes
in einem Anteil von 0,01 bis 1 Masse-%. Bei Vorliegen der genannten Anteile
werden im erfindungsgemäßen Poliermittel
vorliegende Schwermetallionen wie Cu2+,
Ni2+ und Fe3+ effektiv
gebunden. Die resultierenden Chelate bleiben in Lösung, jedoch
werden die störenden
Metallionen, beispielsweise Cu2+ in der Politur
von Halbleiterscheiben, dadurch chemisch blockiert und unschädlich gemacht.
Der signifikante Unterschied zu den in Poliermitteln nach dem Stand
der Technik enthaltenen Chelatbildnern mit Acetatresten liegt darin,
dass die genannten Dibernsteinsäuren
sowie ihre Salze und damit gebildete Chelate mit Metallionen in den üblichen
biologischen Kläranlagen
problemlos abgebaut werden, was beispielsweise bei IDA, EDTA und DTPA
nicht der Fall ist. Das im Falle der letztgenannten Chelatbildner
vorhandene Risiko, dass derartige Stoffe unzersetzt in die Umwelt
gelangen und beispielsweise giftige Schwermetalle aus Klärschlämmen oder
Sedimenten herauslösen,
ist bei IDS, EDDS und DTDS nicht gegeben.
-
Optional vorhandener Bestandteil
(d): Basische Alkali- oder Ammoniumsalze/-hydroxide
-
Ein Poliermittel aus den Bestandteilen
(a), (b) und (c) kann in verschiedenen Fällen bereits in der Lage sein,
seinen Bestimmungszweck zu erfüllen.
Dies gilt beispielsweise für
solche Fälle,
in denen eine Politur mit hoher mechanischer Komponente etwa mit
Al2O3 als Abrasivstoff
durchgeführt
wird. Dies gilt ebenso, falls ein alkalisches System benötigt wird
und der eingesetzte Abrasivstoff oder das Kolloid, beispielsweise
Kieselsäure,
bereits ausreichend alkalisch stabilisiert ist und der in diesem
Falle bevorzugte pH-Wert von 8 bis 13 erreicht wird. Von Vorteil
dabei ist, dass etwa handelsübliche
Kieselsäurekolloide
insbesondere nach der Entfernung beispielsweise von Alkalimetallionen
durch Ionenaustausch bereits eine in einigen Fällen ausreichende Alkalinität und Pufferwirkung
besitzen. Jedoch kann es auch Fälle
insbesondere bei Durchführung
einer chemisch-mechanischen Politur ("chemical mechanical polishing", CMP) geben, in
denen die zusätzliche
Zuführung
alkalischer Verbindungen zur Einstellung des gewünschten pH-Wertes und/oder
Bildung eines Puffersystems mit erhöhter Pufferkapazität und somit
geringer pH-Wert-Schwankung während
der Politur von Vorteil ist. In ihrer grundsätzlichen Natur unterscheiden
sich die erfindungsgemäßen Poliermittel
ohne und mit Zugabe des Bestandteils (d) jedoch nicht.
-
Geeignet als Bestandteil (d) sind
basische Salze oder Hydroxide von Alkalimetallionen oder Ammoniumionen
in einem Anteil von bevorzugt 0,01 bis 10 Masse-% und besonders
bevorzugt 0,05 bis 5 Masse-%. Alkalimetalle sind Lithium, Natrium,
Kalium, Rubidium und Cäsium;
Natrium- (Na+) und Kaliumionen (K+) sind bevorzugt. Ammoniumionen sind beispielsweise
Ammonium (NH4
+)
und Tetramethylammonium (N(CH3)4
+, Abkürzung
TMAH). Alkalische Salze sind beispielsweise Carbonate (CO3
2–) und Hydrogencarbonate
(HCO3
–) der genannten Kationen.
Alkalische Na- und/oder K-Salze sind bei Ausführung der Erfindung bevorzugt;
Na2CO3 und K2CO3 sind besonders
bevorzugt. Der bevorzugte pH-Wert die Bestand teile (a) bis (c)
oder die Bestandteile (a) bis (d) enthaltender Poliermittel liegt
bei pH 8 bis pH 13, besonders bevorzugt bei pH 9 bis pH 12.
-
Weitere optional
vorhandene Bestandteile
-
Das erfindungsgemäße Poliermittel kann darüber hinaus
noch über
weitere Bestandteile verfügen,
die den jeweiligen Anwendungszweck aus der vielfältigen Auswahl der Einsatzmöglichkeiten
unterstützen.
Diese weiteren Bestandteile sollten einen Anteil von bevorzugt 5
Masse-% und besonders bevorzugt 1 Masse-% nicht überschreiten, um die Natur
des erfindungsgemäßen Poliermittels
nicht zu verändern.
Derartige weitere Bestandteile können
beispielsweise Oxidationsmittel, wie Wasserstoffperoxid, Polierbeschleuniger
und Antikorrosiva, wie Amine und Carbonsäuren, Alkohole, wie Butanol
und Polyvinylalkohol, und weitere organische Verbindungen, wie Zelluloseverbindungen
und Aminosäuren,
und anorganische Verbindungen, wie Salze, Oxide und Hydroxide, sein.
-
Poliermittelmischung
-
Für
die Bereitstellung des erfindungsgemäßen Poliermittels sind verschiedene
Variationen denkbar. So können
alle Bestandteile in einem Behälter
beispielsweise durch Rühren
oder Umpumpen gemischt und durch Pumpen oder Gravitation zur Polieranlage
gefördert
werden. Eine Vorverdünnung
konzentrierter Lösungen
der Bestandteile kann sinnvoll sein. Es ist jedoch auch möglich und
kann in der Praxis insbesondere bei Zugabe des alkalischen Be standteils
(d) Vorteile bringen, zwei Vormischungen, beispielsweise Wasser
mit Abrasivstoff und/oder Kolloid und Na4ID5
oder Na4EDDS oder Na4DTDS
(Vormischung 1) und Wasser mit alkalischem Bestandteil (d) (Vormischung
2) herzustellen und diese erst am Ort der Politur zu vereinigen.
Bei allen ausführbaren
Arbeitsweisen ist zu beachten, dass der für Suspensionen des eingesetzten
Bestandteils (b) geeignete pH-Wert-Bereich auch nicht kurzfristig
in Richtung zu sauer oder zu alkalisch verlassen wird, um eine Fällung oder
Gelbildung zu vermeiden, welche die Eigenschaften des Poliermittels
negativ beeinträchtigen würden.
-
Das erfindungsgemäße Poliermittel ist auch zur
Wiederverwendung ("recycling") geeignet. Dabei
wird in der Regel jeweils ein Teil des verbrauchten Poliermittels
durch frisches Poliermittel ersetzt oder durch gezielte Zufuhr der
verbrauchten Bestandteile aufgefrischt. Nach einer gewissen Anzahl
von Polierfahrten beziehungsweise nach einer bestimmten Einsatzdauer
ist es ratsam, den Poliermittelansatz komplett durch einen frischen
Ansatz zu ersetzen. Auf diese Weise wird einer schleichenden Veränderung
der Poliermitteleigenschaften begegnet und eine zu starke Akkumulation
von Schwermetallionen, vor allem Kupfer und Nickel, die allerdings
in Form der Dibernsteinsäurechelate
vorliegen, begegnet.
-
Polierverfahren
-
Das erfindungsgemäße Poliermittel eignet sich
für eine
Fülle von
Anwendungen, wobei im Hinblick auf Kontamination mit metallischen
Verunreinigungen, vor allem Kupfer und Nickel, Halbleiterscheiben
das bevorzugte Objekt der Politur sind. Der als Bestandteil (b)
vorliegende Chelatbildner (IDS, EDDS und/oder DTDS; als freie Säure oder
Salz) schützt
die Halbleiterscheiben während
der Politur vor einem Eintrag dieser Metalle durch Bildung von Chelaten,
die zwar in Lösung
bleiben, Ionen wie Cu2+ und Ni2+ jedoch
chemisch deaktivieren und am Einbau in das Gitter der Halbleiterscheibe
hindern. Vom Prinzip her lassen sich zwei Arten von Polierprozessen
unterscheiden: (1) Politur von unbeschichteten oder nur mit dem
natürlichen
Oxid ("native oxide") beschichteten Halbleiterscheiben
beispielsweise aus Silicium, bei denen etwa Cu2+ und
Ni2+ als unvermeidbare Kontaminationen vorliegen
und blockiert werden sollen, und (2) Politur von Halbleiterscheiben
während
der Bauelementefertigung, die mit künstlich aufgebrachten Schichten
und/oder Strukturen bedeckt sind, die gezielt zugesetztes Kupfer
enthalten können,
welches durch den Chelatbildner unmittelbar bei der Freisetzung
blockiert wird und nicht in andere Bestandteile des Bauelementes
oder die Halbleiterscheibe selbst eindringt und Schaden beispielsweise
durch elektrische Kriechströme
oder sogar Kurzschlüsse
verursacht.
-
Im Rahmen der Politur (1) von unbeschichteten
oder nur mit dem natürlichen
Oxid beschichteten Halbleiterscheiben beispielsweise aus Silicium
mit einer Kante und einer Vorderseite und einer Rückseite
lassen sich verschiedene Anwendungen des erfindungsgemäßen Poliermittels
unterscheiden. So kann die Kante der Halbleiterscheibe poliert werden,
um ein Anhaften von Partikeln bei der Bauelementeherstellung zu
vermeiden. Liegt ein Notch als Orientierungsmerkmal für die Kristallachsen
vor, kann dieser ebenfalls poliert werden. Für diese Anwendungen sind am
Markt Kantenpolierautomaten geeigneter Größe erhältlich.
-
Die Ausübung des erfindungsgemäßen Polierprozesses
zur Politur mindestens einer Vorderseite der Halbleiterscheibe gelingt
entweder als einseitig oder als beidseitig angreifende Politur ebenfalls
auf Anlagen nach dem Stand der Technik. Bei der einseitig angreifenden
Politur sind eine oder mehrere meist geätzte Halbleiterscheiben mit
ihrer Rückseite
gehalten durch Wachs, Vakuum oder Adhäsion an einer Trägereinheit
befestigt und werden mit der Vorderseite in der Regel rotierend über einen
meist ebenfalls rotierenden, mit Poliertuch beklebten Polierteller
unter kontinuierlicher Zuführung
eines die Bedingungen der Erfindung erfüllenden Poliermittels bewegt.
Bei der beidseitig angreifenden Politur werden eine oder mehrere
Siliciumscheiben zwischen zwei in der Regel gegenläufig rotierenden,
mit Poliertuch beklebten Poliertellern ebenfalls unter kontinuierlicher
Zuführung
des besagten Poliermittels bewegt, wobei sie sinnvol ler Weise von
einer oder mehreren Läuferscheiben
auf einer vorbestimmten Bahn relativ zu den Poliertellern bewegt
werden, was eine gleichzeitige Politur der Vorderseite und der Rückseite
der Siliciumscheiben zur Folge hat.
-
Ein im Rahmen der Erfindung besonders
bevorzugtes Poliermittel für
die Politur von unbeschichteten oder mit natürlichem Oxid beschichteten
Halbleiterscheiben aus Silicium besitzt einen pH-Wert von 9 bis 12 und enthält Wasser
in einem Anteil von 84 bis 99,8 Masse-%, gefällte Kieselsäure in einem
Anteil von 0,1 bis 10 Masse-%, gerechnet als SiO2,
Natrium- oder Kaliumsalz der Iminodibernsteinsäure und/oder der Ethylendiamindibernsteinsäure in einem
Anteil von 0,01, bis 1 Masse-% sowie Natrium- und/oder Kaliumcarbonat
in einem Anteil von 0,05 bis 5 Masse-%.
-
Die Politur (2) von Halbleiterscheiben
während
der Bauelementefertigung, die mit künstlich aufgebrachten Schichten
und/oder Strukturen bedeckt sind, spielt während der Fertigung von Bauelementen
moderner Generationen inzwischen eine große Rolle. Hierbei kommen in
der Regel Einseiten-Polierverfahren und -anlagen zum Einsatz, die
den unter (1) beschriebenen vergleichbar sind. Das Verfahren wird
in diesem Falle als chemisch-mechanische Planarisierung (ebenfalls
CMP abgekürzt)
bezeichnet. Insbesondere zur Politur von Schichten aus Wolfram und
Kupfer ist das erfindungsgemäße Poliermittel
hervorragend geeignet. Im Vergleich zur Politur von unbelegten Oberflächen sind
in diesem Fall Abrasivstoffe und/oder Kolloide mit gröberer Körnung und
härtere
Poliertücher
bevorzugt.
-
Die analytische Bestimmung des Kupfergehaltes
im Siliciumgitter kann durch Methoden erfolgen, welche eine relativ
hohe Wiederfindungsrate, beispielsweise eine Wiederfindungsrate
von über
90 %, ausweisen. Dazu kann die zu analysierende Siliciumscheibe
komplett in einem hochreinen Gemisch aus konzentrierter Salpetersäure und
konzentrierter Flusssäure
aufgelöst
und der Kupferanteil nach Abrauchen und Aufnehmen in verdünnter Säure spektroskopisch
ermittelt werden. Diese Methode ist aufwändig und mit einem relativ
hohen Messfehler behaftet. Bevorzugt ist eine Methode, bei der getterfähige Schichten,
die Kupfer nahezu quantitativ an die Oberfläche ziehen, beispielsweise
bestehend aus Polysilicium, bei erhöhten Temperaturen auf die Oberfläche der
Siliciumscheibe aufgedampft und anschließend chemisch abgelöst und analysiert
werden.
-
Der Zusatz von IDS, EDDS und/oder
DTDS oder deren Salze als Bestandteil (c) im erfindungsgemäßen Poliermittel
verknüpft
in hervorragender Weise eine effektive Chelatisierung und damit
Blockierung beispielsweise von Kupferionen mit dem ökologischen
Aspekt der biologischen Rbbaubarkeit verbunden mit dem Vorteil deutlich
verringerter Entsorgungskosten für
das verbrauchte Poliermittel. Dieser Zusammenhang ist überraschend
und war vor Bereitstellung der Erfindung nicht zu erwarten.
-
Vergleichsbeispiele
und Beispiele
-
Die Vergleichsbeispiele (V1 bis V7)
und Beispiele (B1 bis B4) betreffen die Anwendung von Poliermitteln
nach dem Stand der Technik und gemäß der Erfindung in der Politur
von hoch dotierten einkristallinen Siliciumscheiben mit einem Gehalt
von 100 ± 20
Masse-ppm Bor und 6 ± 1
Masse-ppm Sauerstoff, geätzter Oberfläche und
Durchmessern von 300 mm (V1 bis V4; B1 bis B3) und 200 mm (VS bis
V7; B4). Als Bestandteil (b) fand eine kolloidale Kieselsäuredispersion
mit einem durch den Herstellprozess bedingten Kupfergehalt von 3
Masse-ppb Verwendung. Ein den Bestandteil (c) ersetzender Bestandteil
war bei den Vergleichsbeispielen das Dinatriumsalz der Iminodiessigsäure (Na2IDA) oder das Tetranatriumsalz der Ethylendiamintetraessigsäure (Na4EDTA) oder das Pentanatriumsalz der Diethylentriaminpentaessigsäure (Na5DTPA). In den Beispielen wurde als Bestandteil
(c) das Tetranatriumsalz der Iminodibernsteinsäure (Na4IDS)
und der Ethylendiamindibernsteinsäure (Na4EDDS)
eingesetzt. Zur Einstellung des pH-Wertes auf 11,0 enthielten alle
Poliermittel als zusätzlichen
Bestandteil (d) Kaliumcarbonat (K2CO3). (Masse-ppm sind 10–6,
Masse-ppb 10–9 Masseanteile.)
-
Es standen für die Doppelseitenpolitur der
300-mm-Siliciumscheiben (DSP) auf einer Polieranlage mit Planetargetriebe
fünf Läuferscheiben
aus Edelstahl mit einem Kupfergehalt unterhalb 0,10 Masse-% zur
Verfügung.
Von jeweils gleichzeitig 15 Siliciumscheiben wurden unter gegenläufiger Rotation
der mit Poliertuch beklebten Polierteller und Bewegung der Läuferscheiben
auf einer Planetenbahn unter einem Druck von 0,15 bar und kontinuierlicher
Zuführung
von 5 l/min Poliermittel bei 40 °C
jeweils 30 μm
Silicium abpoliert. Für
die Einseitenpolitur der 200-mm-Siliciumscheiben
(SSP) wurden diese auf vier Trägerplatte
aus Keramik aufgekittet, und es erfolgte unter kontinuierlicher
Zuführung
von 8 l/min Poliermittel auf einem mit Poliertuch beklebten Polierteller
bei 30 °C
ein Siliciumabtrag von jeweils 15 μm von der Vorderseite von gleichzeitig
24 Siliciumscheiben.
-
Die Abtragsrate war im DSP-Fall mit
0,7 μm/min
und im SSP-Fall mit 1,1 μm/min
identisch zwischen Vergleichsbeispielen und Beispielen. Im Falle
der Vergleichsbeispiele 1 und 5 sowie der Beispiele konnte das verbrauchte
Poliermittel in eine verfügbare
biologische Kläranlage
nach dem Stand der Technik eingeleitet werden. In den übrigen Fällen musste
das anfallende Poliermittel separat gesammelt und zu erhöhten Kosten der
Verbrennung zugeführt
werden. Nach Beendigung der Politur, Reinigung und Trocknung erfolgte
eine visuelle Beurteilung der Oberflächen der polierten Siliciumscheiben
unter stark gebündeltem
Licht, wobei eine sehr niedrige Defektdichte ohne signifikante Unterschiede
zwischen den Siliciumscheiben der einzelnen Versuchsgruppen beobachtet
wurde.
-
Polierte und gereinigte Siliciumscheiben,
hergestellt nach den Vergleichsbeispielen und Beispielen, wurden
neben einer nicht polierten Referenzscheibe wie folgt auf eingebautes
Kupfer analysiert: Im Röhrenofen
wurde bei 650 °C
durch Zuführung
von SiHCl3 eine 50 nm dicke Polysiliciumschicht
auf der Siliciumscheibe abgeschieden. Diese Schicht wurde bei 20 °C in einer
Mischung aus HNO3 und HF in analytischer
Reinheitsqualität
aufgelöst.
Nach Abdampfen der Flüssigkeit
bei 200 °C
und Aufnehmen des Rückstandes
in verdünnter HNO3-Lösung
wurde der Kupfergehalt durch ICP-MS gemessen. Die entsprechenden
Daten sind in unten stehender Tabelle enthalten. Es zeigt sich,
dass in Gegenwart der biologisch abbaubaren Chelatbildner Na4IDS und Na4EDDS
vergleichbar niedrige Kupferwerte wie mit den in diesem Zusammenhang
nach dem Stand der Technik eingesetzten Chelatbildnern, in diesem
Falle Na2IDA, Na4EDTA
und Na5DTPA, erreicht werden, die signifikant
unter den Werten für
Poliermittel liegen, die keine Chelatbildner enthalten. Allerdings
lagen bei Ausführung
der Beispiele die Entsorgungskosten durch die zulässige Einleitung
des verbrauchten Poliermittels in die organische Kläranlage
signifikant niedriger als bei Ausführung der Vergleichbeispiele
2 bis 4, 6 und 7, in denen das verbrauchte Poliermittel aufgefangen
und der Verbrennung zugeführt
werden musste. Dadurch lagen die Kosten für die Politur in den Beispielen
um etwa 10 bis 20 % unter denen in der in den Vergleichsbeispielen
2 bis 4, 6 und 7 angefallenen Kosten. Die gemäß der Vergleichsbeispiele 1
und 5 hergestellten Siliciumscheiben konnten zwar ebenfalls kostengünstig hergestellt
werden, erfüllten
jedoch nicht die Anforderungen an den Kupfergehalt der polierten
Siliciumscheibe.
-
-
Die in der Tabelle aufgeführten Daten
belegen exemplarisch, dass mit der Bereitstellung der Erfindung die
Aufgabe der Erfindung gelöst
ist.