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Die Erfindung betrifft ein Verfahren
zur Erstellung einer Sammlung von biologischem Probenmaterial sowie
eine Probensammlung aus isoliertem biologischen Probenmaterial.
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Aus zahlreichen Veröffentlichungen,
beispielsweise Alon et al., Proc. Natl. Acad. Sci. USA Bd. 96 (1999)
6745–6750;
Zou et al., Oncogene 21 (2002) 4855–4862; Nottermann et al., Cancer
Research 61 (2001) 3124–3130,
Sorlie et al., PNAS 98 (2001) 10869–10874, ist bekannt, daß isolierte
biologische Gewebeproben in flüssigem
Stickstoff schockgefroren und bei etwa –170°C oder –80°C gelagert werden können.
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Bei diesen bekannten Verfahren ist
nachteilig, daß die
biologischen Gewebeproben nicht unter standardisierten Bedingungen
isoliert, aufbereitet, konserviert und gelagert werden. Aufgrund
der fehlenden Standardisierung sind experimentelle Ergebnisse, die
bei Experimenten mit verschiedenen isolierten biologischen Proben
erhalten werden, untereinander nicht ausreichend vergleichbar.
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Die zwischen Isolation von biologischem
Probenmaterial aus seiner natürlichen
Umgebung und Konservierung oder Einfrieren des biologischen Probenmaterials
verstreichende Zeit hat einen wesentlichen Einfluß auf den
biochemischen Zustand bzw. die Qualität des isolierten biologischen
Probenmaterials.
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Das einem Menschen entnommene biologische
Probenmaterial, beispielsweise Tumormaterial, verändert sich
aufgrund der fehlenden Nährstoffversorgung
durch den Blutkreislauf. Beispielsweise kommt es zu einem Abbau
von Nukleinsäuren,
insbesondere Ribonukleinsäuren,
sowie von Proteinen. Auch kann es zu einer Modifizierung, beispielsweise
zu Phosphorylierung und/oder Dephosphorylierung von zellulären Bestandteilen,
insbesondere von Proteinen, kommen.
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Das heißt, mit zunehmender Zeitdauer
nach Isolation des biologischen Probenmaterials gibt das isolierte
biologische Probenmaterial nicht mehr den biochemischen oder physiologischen
Zustand vor der Entnahme aus der natürlichen Umgebung wieder.
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Um bei experimentellen in vitro-Untersuchungen
mit isoliertem biologischen Probenmaterial zu Ergebnissen zu kommen,
die eine Aussage über
die biochemischen, physiologischen und/oder molekularbiologischen
in vivo-Verhältnisse
zu lassen, ist wesentlich, daß das
isolierte biologische Probenmaterial auch die in vivo-Verhältnisse
wiedergibt.
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Ein solches isoliertes biologisches
Probematerial wäre
beispielsweise ein wertvolles Untersuchungsmaterial bei der Wirkstoff-
und Arzneimittelentwicklung auf dem Gebiet von Krebs- oder Stoffwechselerkrankungen.
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Des weiteren wäre ein solches hochwertiges
biologisches Probenmaterial auch sehr gut geeignet, um die molekularbiologischen
und/oder pathobiochemischen Vorgänge
in pathologischem biologischen Probenmaterial im Vergleich zu nichtpathologischem biologischen
Probenmaterial zu untersuchen, um Erkenntnisse über die molekularen Ursachen
von Erkrankungen, beispielsweise von Krebs- oder Stoffwechselerkrankungen,
zu gewinnen.
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Um die Relevanz von erhaltenen experimentellen
Ergebnissen beurteilen zu können,
müssen
diese statistisch abgesichert sein. Insofern muß eine entsprechende Anzahl
von experimentellen Untersuchungen mit isolierten biologischen Probenmaterialien
verschiedenen Ursprungs durchgeführt
werden. Hierbei ist Voraussetzung, daß die verschiedenen isolierten
biologischen Probenmaterialien nach der Isolation unter standardisierten
Bedingungen aufbereitet, konserviert und gelagert werden.
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Es besteht mithin ein Bedarf an einem
Verfahren zur Erstellung einer Sammlung von biologischem Probenmaterial.
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Des weiteren besteht ein Bedarf an
einer Sammlung von biologischem Probenmaterial, das den biochemischen
Zustand in seiner natürlichen
Umgebung zuverlässiger
wiedergibt.
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Die der Erfindung zugrundeliegende
Aufgabe wird durch ein Verfahren zur Erstellung einer Sammlung von
isoliertem biologischen Probenmaterial, wobei isoliertes biologisches
Probenmaterial innerhalb eines definierten Zeitraums nach Isolation
des Probenmaterials aus seiner natürlichen Umgebung konserviert
und nachfolgend gelagert wird und wobei der definierte Zeitraum
zwischen Isolation und Konservierung verschiedener Probenmaterialien
eine definierte maximale Abweichung aufweist, gelöst.
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Bevorzugte Weiterbildungen des erfindungsgemäßen Verfahrens
sind in den Unteransprüchen
2 bis 15 angegeben.
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Die Aufgabe wird weiterhin durch
eine Probensammlung, die isoliertes und gemäß dem Verfahren nach einem
der Ansprüche
1 bis 15 aufbereitetes biologisches Probenmaterial enthält, gelöst.
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Die Entnahme bzw. Isolation des biologischen
Probenmaterials aus seiner natürlichen
Umgebung, beispielsweise durch chirurgischen Eingriff beim Menschen,
ist nicht Gegenstand der Erfindung. Das erfindungsgemäße Verfahren
zur Erstellung einer Probensammlung aus isoliertem biologischen
Probenmaterial folgt unmittelbar auf die Entnahme und kann von Laborpersonal
ohne ärztliche
Beaufsichtigung durchgeführt
werden.
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Gemäß einer bevorzugten Ausführungsform
wird die Beschaffenheit des biologischen Probenmaterials nach der
Isolation aus seiner natürlichen
Umgebung und vor der Konservierung erfaßt und dokumentiert.
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Die Erfassung der Beschaffenheit
des isolierten biologischen Probenmaterials kann beispielsweise durch
fotografische Dokumentation erfolgen. Des weiteren kann eine medizinische
oder wissenschaftliche Begutachtung und Bewertung des Zustands des
isolierten biologischen Probenmaterials und Dokumentation der Bewertung
erfolgen. Eine Erfassung der Beschaffenheit des biologischen Probenmaterials
unmittelbar nach der Isolation aus seiner natürlichen Umgebung erlaubt eine
umfassendere Beurteilung und Bewertung von zu einem späteren Zeitpunkt
mit dem isolierten biologischen Probenmaterial durchgeführten Untersuchungen und/oder
Experimenten.
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Vorzugsweise weist das biologische
Probenmaterial ein definiertes Volumen auf. Hierbei hat sich ein Volumen
von etwa 0,5 cm3 bis etwa 1 cm3 als
sehr geeignet erwiesen. Dabei ist es bevorzugt, mehrere biologische
Probenmaterialien zu gewinnen, die in etwa das gleiche Volumen,
beispielsweise etwa 0,5 cm3 und/oder etwa
1 cm3 aufweisen. Selbstverständlich kann
das biologische Probenmaterial auch kleinere Volumina, beispielsweise
1 mm3 oder 3 mm3,
oder auch größere Volumina,
beispielsweise 2 cm3 oder 4 cm3,
einnehmen.
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Das biologische Probenmaterial kann
unmittelbar nach der Isolation aus seiner natürlichen Umgebung und Erfassung
der Beschaffenheit, beispielsweise durch digitale Photodokumentation,
auf das gewünschte Probenvolumen
mit einem Skalpell zugeschnitten werden. Nachfolgend können die
Probenvolumina in geeignete Probenröhrchen, beispielsweise Kryoröhrchen, überführt werden.
Die Kryoröhrchen
können
nachfolgend in flüssigem
Stickstoff gelagert werden.
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Die isolierten biologischen Probenmaterialien
können
auch in Paraffin eingebettet werden. Vor der Paraffineinbettung
kann gegebenenfalls eine Entwässerung
unter standardisierten Bedingungen erfolgen. Aus den eingebetteten
Probenmaterialien können
beispielsweise Gewebeschnitte für
eine mikroskopische Untersuchung angefertigt werden.
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Gemäß einer weiteren Ausführungsform
der Erfindung beträgt
die definierte maximale Abweichung des definierten Zeitraums nicht
mehr als etwa 10 %, vorzugsweise nicht mehr als etwa 5 %, bezogen
auf den definierten Zeitraum.
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Es hat sich gezeigt, daß die Einhaltung
eines definierten Zeitraumes, gemessen von der Entnahme des biologischen
Probenmaterials bis zur Konservierung und/oder Lagerung des isolierten
biologischen Probenmaterials, die Vergleichbarkeit der Qualität des isolierten
biologischen Probenmaterials stark verbessert.
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Bei Einhaltung standardisierter Bedingungen
bei der Aufarbeitung der isolierten biologischen Probenmaterialien,
insbesondere der Zeitdauer zwischen Entnahme und Konservierung und/oder
Lagerung, weisen die gesammelten biologischen Probenmaterialien
eine sehr gute Vergleichbarkeit auf.
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Mithin können bei einem Vergleich des
biochemischen und/oder physiologischen Zustandes der isolierten
biologischen Probenmaterialien von beispielsweise gesunden bzw.
nichtpathologischen Gewebeproben mit pathologischen Gewebeproben
die Unterschiede auf die jeweilige Erkrankung oder Entartung zurückgeführt werden.
Das heißt,
bei einer standardisierten Aufarbeitung der isolierten biologischen
Probenmaterialien sind die gegebenenfalls zwischen verschiedenen
biologischen Probenmaterialien festzustellenden Unterschiede nicht auf
das jeweilige Aufarbeitungsverfahren bzw. eine unterschiedliche
Zeitdauer der Aufarbeitung zurückzuführen, sondern
ein Indiz für
die molekularen Ursachen der jeweiligen Erkrankung oder Entartung.
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Erfindungsgemäß ist bevorzugt, daß der definierte
Zeitraum weniger als etwa 25 Minuten, vorzugsweise weniger als etwa
15 Minuten, beträgt.
Weiterhin ist bevorzugt, daß der
definierte Zeitraum etwa 12 Minuten beträgt. Noch bevorzugter beträgt der definierte
Zeitraum etwa 10 Minuten. Selbstverständlich kann der definierte
Zeitraum auch kürzer
sein, beispielsweise 5 oder 8 Minuten.
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Im Hinblick auf den Umstand, daß die Isolation
von humanem biologischen Probenmaterial in einem Operationssaal
zu erfolgen hat und die Aufarbeitung des isolierten biologischen
Probenmaterials regelmäßig außerhalb
des Operationssaals erfolgt, ist eine Verringerung der Zeitdauer,
gemessen ab Isolation des biologischen Probenmaterials bis zur Konservierung
des isolierten biologischen Probenmaterials, von weniger als fünf Minuten
praktisch nicht durchführbar.
Als sehr geeignet hat sich ein definierter Zeitraum von etwa 10
Minuten erwiesen.
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Gemäß einer weiteren bevorzugten
Weiterbildung erfolgt die Konservierung des isolierten biologischen
Probenmaterials durch Kryokonservierung oder durch chemische Konservierung.
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Unter „Konservierung" wird im Sinne der
Erfindung verstanden, daß der
biochemische oder physiologische Zustand des isolierten biologischen
Probenmaterials fixiert wird.
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Die Kryokonservierung erfolgt vorzugsweise
durch Eintauchen des isolierten biologischen Probenmaterials in
ein Kältemedium
und Einfrieren des biologischen Probenmaterials in einem Zeitraum
von vorzugsweise wenigen Sekunden. Als Kältemedium wird vorzugsweise
flüssiger
Stickstoff verwendet. Bei dieser Vorgehensweise fallen die Konservierung
und Lagerung des isolierten biologischen Probenmaterials zusammen.
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Gemäß einer weiteren Variante des
erfindungsgemäßen Verfahrens
erfolgt die Konservierung unter Verwendung von chemischem Vernetzungsmittel.
Die bevorzugt verwendeten Vernetzungsmittel besitzen reaktive Gruppen.
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Unter „reaktiven Gruppen" werden im Sinne
der Erfindung chemische Funktionalitäten verstanden, die sich mit
dem isolierten biologischen Probenmaterial chemisch umsetzen. Dabei
können
die reaktiven Gruppen des Vernetzungsmittels mit reaktiven Gruppen
auf dem isolierten biologischen Probenmaterial reagieren. Vorzugsweise
enthält
das bei der Erfindung verwendete Vernetzungsmittel als reaktive
Gruppen Aldehyd- und/oder Epoxidgruppen, die sich vorzugsweise mit
Aminogruppen auf dem isolierten biologischen Probenmaterial umsetzen.
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Die Vernetzungsmittel werden dabei
vorzugsweise aus der Gruppe ausgewählt, die aus Formaldehyd, Polyaldehyden,
vorzugsweise Dialdehyden, Polyepoxidverbindungen, vorzugsweise Di-
und/oder Triepoxidverbindungen, und/oder Gemischen davon besteht.
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Vorzugsweise wird als Dialdehyd Glutardialdehyd
verwendet. Anstelle von Formaldehyd kann selbstverständlich auch
Paraformaldehyd verwendet werden.
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Als Diepoxidverbindungen können beispielsweise
Polyalkylenglykoldiglycidylether, vorzugsweise Polyethylenglykoldiglycidylether,
oder Alkandiolglycidylether, beispielsweise 1,6-Hexandiolglycidylether
und/oder 1,4-Butandiolgylcidylether, verwendet werden.
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Als Polyglycidylverbindungen können beispielsweise
Polyalkoholpolyglycidylether, beispielsweise Sorbitolpolyglycidylether,
Glycerinpolyglycidylether, Pentaerythrolpolyglycidylether, Saccharidpolyglycidylether
und Gemische davon verwendet werden.
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Das isolierte biologische Probenmaterial
kann nur durch Kryobehandlung oder nur durch chemische Konservierung
konserviert werden. Selbstverständlich
kann das isolierte biologische Probenmaterial zunächst mit
chemischem Vernetzungsmittel oder Konservierungsmittel behandelt
und nachfolgend einer Kryobehandlung unterworfen werden. Es ist
aber auch möglich,
das isolierte biologische Probenmaterial zunächst einer Kryobehandlung und
Lagerung unter flüssigem
Stickstoff oder in einem Gefrierschrank, beispielsweise bei –80°C, zu lagern
und zu einem späteren
Zeitpunkt einer chemischem Konservierung durch Behandlung mit chemischem
Vernetzungsmittel oder Konservierungsmittel zu unterwerfen.
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Bevorzugt ist das isolierte biologische
Probenmaterial humanes Gewebe. Das bei dem erfindungsgemäßen Verfahren
verwendete biologische Probenmaterial kann grundsätzlich jedes
biologische Material sein, mit dem eine Sammlung mit isoliertem
biologischen Probenmaterial erstellt werden soll.
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Besonders eignet sich tumorfreies
Gewebe, Tumorgewebe und/oder Fettgewebe bei dem erfindungsgemäßen Verfahren.
Des weiteren ist bevorzugt, daß das
Tumorgewebe zentrales oder peripheres Tumorgewebe ist. Als Tumorgewebe
kann beispielsweise Gewebe von Kolonkarzinom, Rektumkarzinom, Pankreaskarzinom,
Mammakarzinom, Prostatakarzinom, Bronchialkarzinom, Magenkarzinom
oder Cervixkarzinom verwendet werden.
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Der Vergleich des biochemischen und/oder
physiologischen Zustandes von tumorfreiem Gewebe, zentralem sowie
peripherem Tumorgewebe aus der erfindungsgemäßen Probensammlung bzw. nach
dem erfindungsgemäßen Verfahren
aufbereitete isolierte biologische Probenmaterialien kann die molekularen
Unterschiede, beispielsweise von Genaktivitäten, Expressionsmustern, Expressionsprofilen,
aktivierten Proteinen, insbesondere zellulären Tumorfaktoren, Enzymen,
etc., bei experimentellen Untersuchungen aufzeigen.
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Die unterschiedlichen DNA-, RNA-
und/oder Protein-Aktivitäten
in den isolierten biologischen Proteinmaterialien können beispielsweise
in Microarray-Analysen, beispielsweise auf sogenannten Biochips (DNA-Arrays
oder Protein-Arrays), untersucht werden.
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Aus diesem Vergleich von unter standardisierten
Bedingungen aufbereitetem biologischen Probenmaterial lassen sich
mögliche
Angriffspunkte für
Wirkstoffe und/oder Arzneimittel bei der Behandlung von Krebs oder
Stoffwechselerkrankungen ermitteln. Insbesondere ist unter Verwendung
einer Vielzahl von nach dem erfindungsgemäßen Verfahren aufbereiteten
isolierten biologischen Probenmaterialien eine statistische Validierung
der experimentellen Ergebnisse möglich.
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Gemäß einer vorteilhaften Weiterbildung
werden dem isolierten biologischen Probenmaterial Datensätze zugeordnet.
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Die Datensätze enthalten insbesondere
Informationen über
die isolierten Probenmaterialien. In der Regel wird das isolierte
biologische Probenmaterial vor oder nach der Konservierung mehrfach
geteilt und separat voneinander aufbewahrt. Ein Teil des Probenmaterials
kann dann unter Verwendung molekularbiologischer Verfahren, beispielsweise
auf Proteinebene und/oder mRNA-Ebene, analysiert werden. Diese Daten
erlauben eine Aussage über
den Aktivierungs- bzw. Inaktivierungszustand von Genen, mRNAs und/oder
Proteinen. Unter Verwendung dieser Daten kann mithin eine Art Aktivierungsprofil
oder Expressionsprofil des isolierten biologischen Probenmaterials
erstellt werden.
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Die Zuordnung der Datensätze zu den
isolierten biologischen Probenmaterialien kann beispielsweise über Identifikationsnummern
des jeweiligen isolierten biologischen Probenmaterials in einer
Computer-gestützten
Datenbank erfolgen.
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Vorzugsweise umfassen die Datensätze ferner
Informationen über
die Anamnese, Medikation, Narkose, den Operationsverlauf, klinische
Parameter und/oder Nachsorgedaten.
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Die Datensätze enthalten vorzugsweise
zusätzlich
Informationen über
klinischchemische Diagnosen von Blut-, Stuhl-, Urin-, Sputum-, Liquor
cerebrospinalis-Proben,
etc., die vor und/oder nach Isolation des jeweiligen biologischen
Probenmaterials vom Patienten gewonnen wurden. Somit können die
Datensätze
Informationen über
Blutgruppe, Blutbild, Gerinnungswerte, Tumormarker, Leberwerte,
Nierenwerte, Serum-Elektrolytwerte, etc. enthalten.
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Des weiteren können die Datensätze Informationen über vor
und/oder nach der Isolation von biologischem Probenmaterial dem
Patienten verabreichte Medikamente enthalten.
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Ebenfalls können die Datensätze Informationen
bzgl. der Anamnese, beispielsweise Eß- und Lebensgewohnheiten wie
Appetit, Aversionen, Allergien, Vorerkrankungen, Kindererkrankungen,
Infektionserkrankungen, Tropenerkrankungen, frühere Krebserkrankungen, Schlafgewohnheiten,
Ausscheidungsgewohnheiten von Stuhl und Urin, Alkohol-, Nikotin-
und/oder Drogenkonsum, Beschwerden und Befindlichkeiten, Symptome,
Medikamentendosen und Unverträglichkeiten
von Medikamenten,etc., umfassen.
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Des weiteren können die Datensätze Informationen über den
zeitlichen Verlauf der Entnahme des biologischen Probenmaterials
aus seiner natürlichen
Umgebung umfassen. Vorzugsweise wird als Beginn des zeitlichen Ablaufs
die Abtrennung bzw. Herauslösung
des Gewebes von Menschen verwendet. Bei Isolation von Kolongewebeproben
ist der Zeitpunkt der Durchtrennung des proximalen und distalen
Endes des biologischen Probenmaterials der Startpunkt der Zeitmessung.
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Insbesondere können weitere Informationen
bzgl. des isolierten biologischen Probenmaterials dokumentiert werden,
beispielsweise Angaben zu Größe des isolierten
Gewebematerials, beispielsweise die Tumorgröße.
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Die isolierten biologischen Probenmaterialien
können
dann, wie oben erläutert,
durch Kryobehandlung beispielsweise in flüssigem Stickstoff konserviert
und unter flüssigem
Stickstoff oder in einem Gefrierschrank, beispielsweise bei etwa –80°C, aufbewahrt
werden.
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Die isolierten biologischen Probenmaterialien
können
aber auch zunächst
chemisch konserviert oder fixiert und, falls erwünscht, nachfolgend einer Kryobehandlung,
beispielsweise durch Behandlung mit flüssigem Stickstoff, unterworfen
werden und schließlich
bis zur weiteren Verwendung beispielsweise unter flüssigem Stickstoff
oder in einem Gefrierschrank , beispielsweise bei etwa –80°C, aufbewahrt
werden.
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Das erfindungsgemäße Verfahren erlaubt die Erstellung
einer Sammlung von isoliertem biologischen Probenmaterial, das unter
standardisierten Bedingungen aufgearbeitet wurde, wobei jedem isolierten
biologischen Probenmaterial eine Vielzahl von klinisch relevanten
Daten zugeordnet werden kann. Die Kombination von standardisiertem
Probenmaterial und klinisch relevanten Daten ist äußerst wertvoll
für die
Wirkstoff- oder Arzneimittelforschung.
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Vorzugsweise umfaßt die erfindungsgemäße Probensammlung
mehr als 100, vorzugsweise mehr als 500, noch bevorzugter mehr als
1000 isolierte biologische Probenmaterialien.
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Beispiel 1: Erstellung
einer Sammlung von isoliertem Colongewebe
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Nachfolgend wird das erfindungsgemäße Verfahren
zur Erstellung einer Sammlung von isoliertem biologischen Probenmaterial
anhand von isoliertem Colontumorgewebe veranschaulicht. Das erfindungsgemäße Verfahren
ist jedoch nicht auf Colontumorgewebe bzw. Colongewebe beschränkt und
kann selbstverständlich
auch mit anderem Körpergewebe,
beispielsweise Bronchialgewebe, Mammagewebe, etc., durchgeführt werden.
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Zur Erstellung von dem isolierten
biologischen Probenmaterial zugeordneten Datensätzen wurden neben den Anamnesedaten
sowie weiteren klinischchemischen Parametern des Patienten, beispielsweise
Blut-, Urin-, Liquor-, Sputumanalysen, etc., auch der zeitliche
Ablauf bis zur und einschließlich
der Entnahme des biologischen Probenmaterials dokumentiert. Mithin
wird bei dem erfindungsgemäßen Verfahren
unter standardisierten Bedingungen gewonnenes Probenmaterial zur
Erstellung einer Probensammlung bereitgestellt. Darüber hinaus
wird vorzugsweise eine Vielzahl klinisch relevanter Informationen über den
Patienten, dem das Probenmaterial entnommen wurde, sowie über die
Gewinnung des Probenmaterials selbst als auch Analysedaten des isolierten
Probenmaterials in Form von Datensätzen dem isolierten biologischen
Probenmaterial zugeordnet und gespeichert.
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Mithin stehen beispielsweise der
Wirkstoff- bzw. Arzneimittelforschung zum einem eine Vielzahl von innerhalb
einer äußerst kurzen
Zeit, beispielsweise 10 Minuten, und unter standardisierten Bedingungen
gewonnene biologische Probenmaterialien sowie zum anderen mit dem
jeweiligen Probenmaterial verknüpfte spezifische
Informationen zur Verfügung.
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Die bei der Wirkstofforschung mit
verschiedenen isolierten Gewebeproben, beispielsweise Colongewebeproben,
erhaltenen gegebenenfalls unterschiedlichen Ergebnisse können eventuell
vor dem Hintergrund der weiter vorliegenden Informationen verstanden,
erklärt
und/oder gedeutet werden. Die mit dem erfindungsgemäßen Verfahren
erstellte erfindungsgemäße Proben-
und Datensammlung ist insbesondere für die Wirkstofforschung der
Pharmaindustrie ein äußerst wertvolles
Werkzeug.
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Den Zeitpunkten vor der Isolation
des Probenmaterials ist in der untenstehenden Tabelle 1 ein Minuszeichen
vorangestellt. Die Entnahme selbst ist nicht Teil des erfindungsgemäßen Verfahrens.
Vielmehr beginnt das erfindungsgemäße Verfahren unmittelbar nach
der erfolgten Isolation des biologischen Probenmaterials. Den Zeitpunkt
nach der erfolgten Isolation ist in der Tabelle 1 ein Pluszeichen
vorangestellt.
Tabellel:
Zeitverlauf von der Entnahme bis zur Konservierung von Colongewebe
Zeitpunkt | Handlung |
–77 min | Beginn
der Narkose des Patienten |
–61 min | Blutabnahme |
–45 min | Beginn
der Operation |
–38 min | Urinabnahme |
–14 min | Abbindung
der Mesenterica inferior |
–7 min | Abbindung
der unteren Arkade |
–5 min | Abbindung
der oberen Arkade |
–3 min | Durchtrennung
des distalen Endes des Resektats (Colongewebe) |
0 min | nach
Durchtrennung des proximalen Endes des Resektats |
+1
min | Resektat
wird entlang des Darmverlaufs mit einer Schere aufgeschnitten, wobei
der Tumor vorzugsweise nicht durchschnitten wird. |
+1
bis 5 min | Das
Resektat sowie der Tumor werden vorzugsweise mit einer digitalen
Kamera photographiert. Von dem Tumor wird eine Großaufnahme
angefertigt. |
+5
min | Aus
dem Resektat und dem Tumor werden Proben entnommen. Die Proben umfassen
beispielsweise gesundes Gewebe, Fettgewebe, peripheres Tumorgewebe
und zentrales Tumorgewebe. Das gesunde Gewebe wird mindestens 5
cm von dem Tumor entfernt aus dem Resektat entnommen. Die Proben
werden zerteilt, so daß das
Volumen vorzugsweise etwa 0,5 cm3 beträgt. Die
zerteilten Proben werden in Probenröhrchen überführt |
+ 10
min | Konservierung
der Probenmaterialien in den Röhrchen:
– durch
Einfrieren in flüssigem
Stickstoff oder
– durch
Zugabe von 10 ml 3,5 % Formaldehydlösung oder
– durch
Zugabe von 10 ml 5,5 Gew.-% Glutaraldehydlösung |
| Von
den durch Zerteilung der isolierten Probenmaterialien erhaltenen
Proben wird vorzugsweise jeweils ein Drittel nach jedem der vorstehenden
Konservierungsverfahren konserviert und nachfolgend gelagert. Bei
Konservierung mittels Formaldehyd oder Glutaraldehyd wird das biologische
Probenmaterial vorzugsweise über
einen definierten Zeitraum, beispielsweise zehn oder 24 Stunden,
bei Zimmertemperatur (z.B. 25°C)
stehen gelassen. Mit Zugabe der Konservierungslösung, d.h. Formaldehydlösung, Glutaraldehydlösung oder
flüssigem
Stickstoff, ist das erfindungsgemäße Verfahren in zeitlicher
Hinsicht abgeschlossen. |
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Beispiel 2: Nachweis der
Veränderung
von biologischem Probenmaterial über
die Zeit Isolation aus der natürlichen
Umgebung
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Als Nachweis für die Bedeutung des erfindungsgemäßen Verfahrens
wurde die Proteinzusammensetzung von Darmgewebeproben in definierten
zeitlichen Abständen
nach Entnahme aus dem Patienten mittels SELDI-MS (Surface-enhanced
Laser Desorption Ionisation-Massenspektrometrie) untersucht.
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In 1 ist
das Ergebnis von SELDI-MS-Analysen von Dickdarmgewebeproben gezeigt.
Das Probenmaterial wurde dabei 3 min, 5 min, 8 min, 10 min, 15 min,
20 min sowie 30 min nach Entnahme aus dem Patienten in flüssigem Stickstoff
eingefroren. Die Proben wurden nachfolgend gemäß Herstellerangaben (Firma CIPHERGEN,
Göttingen,
Deutschland) aufgearbeitet und mittels SELDI-MS analysiert.
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In 1 ist
das jeweils erhaltene Massenspektrum gezeigt. Von dem in der rechten
Eingrenzung gezeigten Teil des Massenspektrums ist eine vergrößerte Überlagerung
der Massenspektren zu verschiedenen Zeitpunkten nach der Entnahme
rechts von den Massenspektren dargestellt. In der Überlagerung
des Ausschnitts der erhaltenen Massenspektren sind die jeweiligen
Zeitpunkte des Einfrierens des Probenmaterials in flüssigem Stickstoff
angegeben.
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Es ist deutlich zu erkennen, dass
es zu einer zeitlichen Veränderung
bei der Proteinzusammensetzung bei den isolierten Resektaten, den
isolierten Colongewebeproben, zwischen Resektion und Einfrieren
innerhalb von Minuten kommt. Die zeitliche Veränderung kann beispielsweise
auf eine Hoch- und/oder Runterregulierung von Proteinen, beispielsweise
infolge eine Unterversorgung mit Sauerstoff (Hypoxie) zurückzuführen sein.
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Diese Ergebnisse belegen die große Bedeutung
des erfindungsgemäßen Verfahrens,
nämlich
der Standardisierung der Aufarbeitung der isolierten biologischen
Probenmaterialien, bei der Erstellung einer Sammlung von biologischem
Probenmaterial.