DE10000001A1 - DNA-Matrizes und deren Verwendung zur Untersuchung von Individuen einer Population - Google Patents
DNA-Matrizes und deren Verwendung zur Untersuchung von Individuen einer PopulationInfo
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Abstract
Die vorliegende Erfindung betrifft die Herstellung von Genotypen-Arrays einer Population auf DNA-Matrizen. Die Erfindung betrifft insbesondere die Verwendung derartiger DNA-Matrizen zur Bestimmung von Merkmalen, bestimmten Genen, Allelen, Mutationen, Expressionsmuster usw. bei den Individuen der jeweils untersuchten Population.
Description
Die vorliegende Erfindung betrifft die Herstellung von Genotypen-Arrays einer
Population auf DNA-Matrizes. Die Erfindung betrifft insbesondere die Verwendung
derartiger DNA-Matrizen zur Bestimmung von Merkmalen, bestimmten Genen,
Allelen, Mutationen, Expressionsmuster usw. bei den Individuen der jeweils
untersuchten Population.
Mit dem Aufschwung der Molekularbiologie und verwandter Techniken ist es möglich
geworden, Individuen auf das Vorhandensein bestimmter Mutationen in ihrem Genom
zu untersuchen. Dabei hat sich die sogenannte DNA-Chip Technologie durchgesetzt,
mit deren Hilfe eine Vielzahl von Mutationen eines Individuums auf einmal untersucht
werden können.
Dabei wird ein Chip, der in hunderttausende von Rastersegmenten aufgeteilt sein kann,
mit einer bestimmten Anzahl an cDNA-Fragmenten, synthetischen Oligonukleotiden
oder anderen Sonden bestückt, die bestimmte bekannte Mutationen repräsentieren, und
eine von dem zu untersuchenden Individuum gewonnene DNA-Probe wird dann auf
dem Chip untersucht.
Um dieses Verfahren vom Gesichtspunkt der Kosten her überhaupt durchführen zu
können, müssen gleichzeitig eine Vielzahl baugleicher Chips hergestellt werden, d. h.
Chips, die sich jeweils für den Nachweis der gleichen bekannten Mutationen eignen.
Dies beinhaltet jedoch den Nachteil, dass eine nach der Herstellung der Chips neu
gefundene Mutation, auf die zusätzlich untersucht werden soll, d. h. das Aufnehmen
eines neuen Gens in den Chip, die Produktion neuer Chips erforderlich macht, die diese
Spezifität zusätzlich enthalten, und die Bestimmung dieses Merkmals erlauben. Die
ggf. noch vorhandenen Chips ohne diese neue Spezifität sind damit nur begrenzt
nutzbar geworden.
Für die Tierzucht bedeuten dies, daß dann, wenn eine neue Variante/Marker hinzu
kommt, die nunmehr auch für alle Tiere interessant ist, beispielsweise ein neuer QTL
(quantitative trait locus) entdeckt wurde oder ein zusätzlicher SNP (single nucleotide
polymorphisms) plötzlich für die Zucht oder andere Zwecke interesssant geworden ist,
alle vorher schon mit Hilfe eines Chips genotypisierten Tiere nachtypisiert werden
müssen.
Grundsätzlich erfordert die Analyse auf bekannte Mutationen, wie beispielsweise auf
die vorstehend aufgeführten SNPs, die Durchführung einer Reihe von Einzelanalysen
oder die Verwendung eines spezifischen Chips, mit dem diese bestimmten Änderungen
bestimmt werden können, für jedes einzelne Individuum. Dies beinhaltet, dass
Millionen von Analysen oder Chips erforderlich sind, um eine Population auf eine
bestimmte Eigenschaft bzw. Mutation zu untersuchen.
Wird die Untersuchung unter Zuhilfenahme von Sonden-Chips mittels der
Hybdrisierungstechnik durchgeführt, dann besteht weiter das Problem, dass die
verschiedenen Sonden bei unterschiedlichen Temperaturen mit dem entsprechenden
Pendant auf der Matrix hybridisieren. D. h. eine Analyse unter Nutzung des Phänomens
der Schmelztemperaturunterschiede von sich in einem oder mehreren Nukleotiden
unterscheidenden Sequenzen im Vergleich zu den homologen Sequenzen ist mit der
Chip-Technologie nicht so ohne weiteres möglich.
Ein weiteres Problem der gegenwärtigen Chip-Technologie besteht zudem darin, dass
die genomischen DNA-Proben von Millionen nicht typisierter Individuen aufbewahrt
werden müssen, um die Analysen zu einem späteren Zeitpunkt durchführen oder
zusätzliche bzw. weitergehende Analysen vornehmen zu können. Dies ist kostenauf
wendig und erfordert ein großes Lagerplatz-Angebot. Weiterhin treten dabei auch
logistische Probleme auf, wenn beispielsweise einzelne Individuen aus der gesamten
Probenmenge zum Nachtypisieren herausgesucht werden müssen.
Eine Aufgabe der vorliegenden Erfindung besteht daher darin, die vorstehenden
Probleme zu lösen.
Diese Aufgabe wird erfindungsgemäß durch ein Verfahren gelöst, bei dem in einem
ersten Schritt die genomische DNA eines Individuums einer Population auf mindestens
eine DNA-Matrix überführt wird und diese Matrix dann zum Nachweis, ob ein
Individuum aus der Population eine bestimmte Eigenschaft bzw. Mutation aufweist,
mit einer die Eigenschaft/Mutation erfassenden Sonde untersucht wird.
In den Figuren,
Fig. 1 zeigt schematisch eine Matrix und die Durchführung des Verfahrens.
Voraussetzung für die Nutzung der Erfindung ist, dass von einer bestimmten Grund
gesamtheit von Individuen einer Population, wie bestimmten Teilen oder allen
Angehörigen einer Bevölkerungsgruppe, einer Gesellschaftsschicht oder Landes, von
Tieren, wie Nutztieren, beispielsweise Rindern, Schweinen usw. DNA-haltige Proben
gewonnen und auf die Matrix aufgebracht bzw. dort fixiert werden.
Die Gewinnung der DNA-haltigen Proben kann bei Menschen auf herkömmlichem
Weg geschehen, beispielsweise durch Gewinnen von Blut-, Speichel-, Schleimhaut-,
oder Haut-Proben, usw., wobei die Proben bereits bei der Gewinnung konserviert
werden können. Zur Gewinnung und Konservierung von DNA-haltigen Proben geeig
nete Behälter sind beispielsweise in der DE 199 57 861.3 beschrieben. Bei Tieren
können die Proben auf die gleiche Art und Weise gewonnen werden oder auch mittels
des in der WO 99/61882 beschriebenen Probengewinnungssystems.
Aus den gewonnen Proben wird die DNA gemäß herkömmlichen Techniken isoliert
und präpariert (siehe beispielsweise Maniatis, 1992, Cold Spring Harbor, A Laboratory
Manual) bzw. mit im Handel erhältlichen Kits (wie beispielsweise Nucleo Spin Multi
#740629,24,123813 von Mackery-Nagel). Die gewonnen DNA-Proben werden
anschließend derart aufbereitet, dass sie mit Pipettier-Robotern (beispielsweise dem
BioChipArrayer von Packard) auf vorbestimmten Koordinaten der einen oder mehreren
Matrizen fixiert werden können. (siehe Fig. 1), wobei sichergestellt wird, daß eine
bestimmte Koordinate auf der DNA-Matrix einem bestimmten Individuum zugeordnet
wird.
Als Matrix eignen sich die im Stand der Technik bekannten Materialien, wie
beispielsweise Glas, Silizium, Nylon, Zellulose usw., wobei hinsichtlich der Größe der
Matrix keine Beschränkungen vorhanden sind. So kann die Matrix die Größer der
bekannten DNA-Chips aufweisen, jedoch auch größer sein. Die Größe der einzu
setzenden Matrix wird im wesentlichen von der Anzahl der untersuchenden Population
sowie den Möglichkeiten der verfügbaren automatisierten Vorrichtungen abhängen.
Das Auftragen der genomischen DNA der Individuen (entspricht in ihrer Gesamtheit
dem Genotyp des Individuums) auf die Matrix kann auch im Duplikat bzw. Quadruplet
erfolgen, um die Auswertbarkeit zu verbessern bzw. die Genauigkeit zu erhöhen, da
eine spätere Aussage aufgrund einer Untersuchung nur dann als richtig gewertet
werden wird, wenn beide bzw. alle vier Auftragspunkte des gleichen Genotyps zum
gleichen Ergebnis führen. Diese Kontroll-Analysen können jedoch auch durch echte
Wiederholungen erreicht werden, indem zwei oder mehrere gleiche Chips mit einer
Sonde untersucht und die Ergebnisse verglichen werden.
Die Matrix ist, wie in Fig. 1 dargestellt, derart in Rastersegmente eingeteilt, dass jede
individuelle DNA-Probe, die auf der Matrix fixiert wird, einem Abschnitt zugeordnet
ist und damit identifiziert werden kann. Damit entsteht eine Ansammlung an DNA-
Proben (Genotypen-Array) mit einer sehr großen Anzahl an Genotypen auf einem
einzigen Träger. Durch die Verwendung mehrerer Träger können auch Populationen,
die Millionen von Individuen umfassen, auf einigen wenigen Matrix-Einheiten
zusammengestellt werden.
Neu hinzukommende Individuen der Population werden auf zusätzlichen Einheiten der
Matrix, ggf. in bestimmten Zeitabständen (beispielsweise monatlich oder jährlich) neu
erfasst, so dass die Grundgesamtheit im wesentlichen immer vervollständigt bleibt.
Diese Sammlung von Matrix-Einheiten (Genotypen-Arrays, Genom-Chips)
repräsentiert daher die Genotypen einer gesamten Population. Von jeder Genotypen-
Matrix wird eine Vielzahl von Kopien hergestellt, die dann für die Analysen verwendet
werden.
Die derart erfaßte Population kann dann auf bestimmte Merkmale untersucht werden,
wie beispielsweise das Vorhandensein bestimmter Allele, Mutationen, die
Prädisposition bestimmte Erkrankungen zu entwickeln bzw. die Resistenz gegen
Erkrankungen usw..
Zu diesem Zweck wird der mindestens eine Chip, d. h. das vollständige Set von
Matrizen, das die Gesamtheit der Genotypen dieser bestimmten Population trägt, mit
einer spezifischen Sonde untersucht, die hinsichtlich der Eigenschaft eine spezifische
Aussage zulässt.
So kann als Sonde beispielsweise ein Segment eines (mutierten) Gens eingesetzt
werden, das bekanntermaßen eine bestimmte Prädisposition für eine bestimmte
Erkrankung bewirkt, wie beispielsweise MHS beim Schwein, BLAD beim Rind usw.
Zur ggf. visuellen Erfassung können diese Sonden mit herkömmlichen Materialien ver
knüpft sein, wie radioaktiven Isotopen, Farb- oder fluoreszierenden Stoffen.
Das Genotyp-Matrizen-Set kann jedoch neben einer Hybridisierung mit der Sonde auch
dazu verwendet werden, direkt auf dem Träger eine PCR, eine TMA (Transcription
Mediated Amplification), eine bDNA-Reaktion (branched DNA) oder ein anderes
Verfahren für spezifische DNA-Nachweise durchzuführen und auszuwerten.
Mit beispielsweise der "Festphasen-PCR" können somit alle Individuen einer
Population in einem einzigen Ansatz auf eine interessierende Eigenschaft untersucht
werden, was einen enormen Kostenvorteil darstellt, da Millionen von Individuen in
einer einzigen PCR-Reaktion hinsichtlich einer Variante analysiert werden, denn der
Aufwand für den PCR-Ansatz an den Individuen der ganzen Population ist dann nicht
wesentlich grösser als bei einer PCR-Reaktion für ein Individuum.
Die Auswertung der Genotyp-Matrizen nach Hybridisierung oder PCR-Reaktion
erfolgt im allgemeinen über eine automatisierte Vorrichtung, da dies aufgrund der
Fehlerrate, die bei der manuellen Zuordnung der miniaturisierten, komplexen Ergebnis-
Muster auf den Matrizen zu den Individuen auftreten würde, zu hoch wäre. Das
Hybridisierungs- oder PCR-Muster wird deshalb mit einem Scanner erfasst und mit
einem Bildanalysesystem ausgewertet.
Dazu sind Hard- und Software-Systeme geeignet, die für die Auswertung von kon
ventionellen DNA-Chips entwickelt worden sind und dort bereits Verwendung finden.
Durch die Position auf der Matrix ist generell festgelegt, welches Individuum sich dort
befindet und das Ergebnis der Hybridisierung oder PCR-Reaktion an dieser Position
wird mit der Identität des Individuums verknüpft und in einem Auswertungs-Protokoll
oder einer Auswertungs-Datei dargestellt.
Zur weiteren Kontrolle und Absicherung der Auswertung können einzelne Individuen,
die sich ebenfalls auf den Matrizen befinden, in einer extra angesetzten, individuellen
konventionellen singulären PCR-Reaktion oder einem anderen Nachweisverfahren mit
gesondert gelagerter DNA bestimmt werden und dann als Positiv- und Negativ-
Kontrollen für den Matrizen-Ansatz verwendet werden.
Die ggf. in Dateien gespeicherten Ergebnisse der Matrix-Analysen können dann für
berechtigte Personen oder Einrichtungen zur Abfrage zur Verfügung gestellt werden.
Die erfindungsgemäßen DNA-Chips können zudem zur Bestimmung der Verträglich
keit bzw. - Ansprechbarkeit von Arzneimitteln verwendet werden.
Wirksame Arzneien verhalten sich im Körper manchmal auch wie Gifte. Die
empfohlene Dosis kann bei bestimmten Individuen gut wirksam sein, bei anderen
überhaupt keinen positiven Effekt haben und bei wiederum anderen toxisch oder gar
tödlich sein. Beim Menschen zählen Nebenwirkungen von Medikamenten
bekanntermaßen zu den zehn häufigsten Todesarten.
Das Ziel moderner Pharmakogenetik ist es daher, Medikamentengaben auf den
individuellen Genotyp abzustimmen. Genetische Feinunterschiede wie beispielsweise
bestimmte SNPs, die diese Wirkungen beeinflussen können, müssen dazu aufgespürt
und analysiert werden.
Für jedes zugelassene oder neu in den Markt einzuführende Medikament kann nun mit
Hilfe der vorliegenden Erfindung somit bereits vor Markteinführung untersucht
werden, - soweit die entsprechenden genetischen Komponenten bekannt sind und die
Genotypen-Arrays vorliegen - mit welcher Sicherheit es wirken wird, welche bzw.
wieviele Individuen nicht geheilt werden können und in welchem Umfang es zu
Unverträglichkeiten kommt.
Im Spezialfall kann daher vor der Behandlung eines Individuums durch Abfrage der
vorstehend beschriebenen EDV-Datei, in der die Ergebnisse der SNP-Analyse für das
betreffende Medikament gespeichert sind, festgestellt werden, ob das vorgesehene
Medikament geeignet ist, diesem Patienten zu helfen und welche Dosierungshöhe
angebracht scheint oder ob ein anderes Medikament zu bevorzugen ist.
Diese Vorgehensweise ist insbesondere bei Nutztierpopulationen von großem Interesse,
da bei Tieren bislang keine Möglichkeit vorhanden ist, derartige untersuchungen
durchzuführen. Gemäß der vorliegenden Erfindung kann die pharmakogenetische
Analyse kostengünstig durchgeführt werden, so daß sie auch bei Tieren interessant
wird.
Die vorstehend beschriebene Vorgehensweise, die gegenüber den bekannten Systemen
einen vollständigen Paradigmenwechsel darstellt, weist zusammengefaßt die folgende
Vorteile auf:
- 1. Die Populations-Matrizen können leicht und unproblematisch mit geringem Platzbedarf lange Zeit, d. h. nahezu unbegrenzt kostengünstig gelagert werden. Dies ist gegenüber konventionellen Verfahren, bei denen die Lagerung von Millionen von Proben enorme logistische Probleme und relativ hohe Kosten verursacht, ein grosser Vorteil.
- 2. Diese Matrizen können dann in toto mit jeweils einer einzigen Sonde, beispielsweise durch Hybridisierung oder mit anderen Techniken, wie beispielsweise PCR, LCR, bDNA, TMA o. ä. auf ein bestimmtes Merkmal, eine Variante oder Mutation etc. untersucht bzw. analysiert werden.
- 3. Dadurch sind nur relativ wenige Einzelanalysen erforderlich sind, die nahezu ausschließlich von der Anzahl der verschiedenen Einzeltypsisierungen abhängig ist und nicht von der Anzahl der Probanden. Damit können selbst Millionen von Individuen leicht typisiert werden.
- 4. Die Schmelztemperaturunterschiede bei der Hybridisierung mit nicht eindeutig korrespondierenden Sequenzen können hervorragend zur Detektion von Basenaustauschen genutzt werden. Da pro Matrix nur eine Sonde verwendet wird, können die Hybrisierungsbedingungen, wie beispielsweise die Temperatur für die jeweilige Sonde optimal gewählt werden. Der Fachmann, wird aufgrund seines allgemeinen Wissens unter Berücksichtigung der Länge der Sonde sowie deren G/C- Gehaltes die entsprechende Hybrisidisierungstemperatur wählen.
- 5. Nachtypisierungen mit neu entdeckten Markern, Mutationen usw. können jederzeit und sehr kostengünstig in einem einzigen Ansatz für die ganze bis dahin erfasste Population durchgeführt werden, ohne dass in erneuter Rückgriff auf die Einzelproben der Individuen erforderlich wird. Eine Analyse der auf Vorrat angelegten Chips/Matrizes erlaubt dieses Vorgehen völlig unproblematisch. Innerhalb beispielsweise einer Woche nach der Entdeckung/Publikation und der Entscheidung über die Verwendung eines neuen Markers kann bei Nutzung der Erfindung die gesamte Population typisiert sein und die Ergebnisse für Millionen von Einzelindividuen für Interessierte/Zugriffsberechtigte zugänglich gemacht werden.
Die folgenden Beispiele erläutern die Erfindung und sind nicht dazu gedacht sie in
irgendeiner Form zu beschränken.
Bei Nutztieren, wie beispielsweise Rindern, ist durch die EU-Kennzeichnungsver
ordnung vorgeschrieben, dass diese in der EU mittels Doppel-Ohrmarken gekennzeich
net werden müssen. Diese Ohrmarken müssen innerhalb der ersten Lebenswoche ein
gezogen werden. Nutzt man diese Kennzeichnung mit Ohrmarken dazu, von den Tieren
eine Gewebeprobe zu entnehmen, was mittels des in der WO 99/61882 beschriebenen
Systems einfach möglich ist, kann eine Genotypen-Sammlung aller Rinder der EU
einfach und kostengünstig aufgebaut werden. Das bedeutet, dass nach einer gewissen
Zeit alle 80 Millionen Rinder der EU auf diesen Genotypen-Matrizen gesammelt sind,
wobei die neu hinzukommenden Kälber jeweils auf neuen Matrizes gesammelt und
dem Pool zugeordnet werden.
Das Matrizen-Set der Nutztierspezies kann nun mit 50 verschiedenen SNP-Markern
(jeweils ein Set für einen Marker) untersucht werden. Damit kann für alle 80 Millionen
Tiere ein genetischer Fingerabdruck erfasst werden, der es erlaubt, ein einzelnes Tier
eindeutig aus Milliarden von Genotypen herausfinden zu können bzw. dessen Identität
und ggf. auch Abstammung zu sichern.
Gleiches gilt für Schweine, Schafe, Ziegen, Kameliden, Pferde, Kaninchen, Vögel etc.
Analysen mit spezifischen Markern können dazu benutzt werden, für alle Rinder der
EU festzustellen, welche genetische Konstellation sie beispielsweise bei diversen
Milchprotein-Genen haben, oder herauszufinden, welche Tiere Träger von positiven
QTLs sind, ob sie bestimmte Mutationen haben (beispielsweise BLAD), die sie als
Modelle für menschliche Erkrankungen geeignet erscheinen lassen, beispielsweise
bestimmte Hämoglobinvarianten, ob sie spezifische genetische Unverträglichkeiten
haben, wie sie auf Behandlung mit Medikamenten reagieren werden, welches
Medikament bei einer bestimmten Erkrankung für diesen Genotyp optimal ist, welche
Dosierung hilfreich ist, welche Tiere Dispositionen oder Resistenzen für bzw. gegen
bestimmte Krankheitserreger oder -Einflüsse aufweisen usw..
Beim Schwein kann neben den vorstehend aufgezeigten Möglichkeiten beispielsweise
für alle Tiere einer Rasse oder einer Population höchst einfach, schnell und
kostengünstig eine Typisierung hinsichtlich des Genotyps für MHS, Estrogenrezeptor-
Varianten, intramuskuläres Fett-Genorte, bestimmte Varianten, die für die
Xenotransplantation Vorteile bringen usw. vorgenommen werden.
Darüber hinaus kann mit dem vorgeschlagenen System einfach, zuverlässig und schnell
eine Abstammungs-, Herkunfts- und Identitätsssicherung für alle Tiere vorgenommen
und fortgeschrieben werden.
Zunehmend mehr Lebensmittelkonzerne und Vermarkter von Fleisch und Fleisch
produkten garantieren mittlerweile die angegebene Herkunft ihrer Produkte, dass es
sich beispielsweise um im Inland geborene und aufgezogene Tiere, von diesen
hergestellte Erzeugnisse handelt oder um Produkte aus bestimmten biologisch
besonders wertvollen Produktionsbetrieben. Durch eine eindeutige und überprüfbare
Herkunfts- und Identitätssicherung (siehe WO 99/61882) können solche Verwechslun
gen oder ggf. vorkommende betrügerische Vertauschungen aufgedeckt werden.
Im Rahmen der Schlachtung und vor allem bei und nach der Zerlegung und
Vermarktung ist das Fleisch jedoch durch viele Hände gegangen, wobei häufig nicht
mehr zu klären ist, wer für die Vertauschung verantwortlich ist. Dies kann dadurch
gelöst werden, dass bei jedem Übergang von einem Marktteilnehmer zum nächsten
Rückstellproben gezogen werden. Durch eine spätere Analyse kann dann bei
Problemen geklärt werden, wann die Identität der Probe verloren gegangen ist.
Wegen der BSE-Problematik wehren sich derzeit Länder dagegegen, dass nach der
durch die Kommission in Brüssel verfügte Aufhebung des Importverbotes nunmehr
wieder ausländisches Rindfleisch auf den heimischen Markt gelangen und dort
unerkannt angeboten werden könnte, so daß die Sicherheit bzw. auch die Gesundheit
der inländischen Verbraucher gefährdet sein könnte.
Trotz einer möglichen Kennzeichnung der Produkte, daß diese aus dem Ausland
stammen, bestehen bei den Verbrauchern immer noch Bedenken und Ver
unsicherungen, da die Kennzeichnung vom ausländischen Fleisch entfernt und das
Fleisch verbotenerweise als einheimisches Produkt vermarktet werden könnte.
Zur Aufdeckung solcher betrügerischer/verfälschender Etikettierung könnten von allen
importierten Schlachtkörpern Fleischproben entnommen werden, aus denen DNA
isoliert und zur Herstellung von Genotyp-Matrizen genutzt werden. Dies ist auch bei
gefrorenen Produkten möglich.
Im Verdachtsfall wird DNA der Verdachtsprobe mit den auf den Matrizen konservier
ten Genotypen verglichen wodurch einfach und kostengünstig festgestellt werden kann,
ob die Verdachtsprobe mit einer Rückstellprobe aus Import-Fleisch identisch ist oder
nicht.
Bei transgenem Getreide, das aus Übersee nach Europa exportiert wird, kommt es
häufig vor, dass nicht-transgenes Getreide mit einer geringen Menge transgenem
Getreide vermischt ist.
Zur Untersuchung solcher Fälle werden von allen angelandeten Getreidechargen ca.
zehntausend Körner entnommen und einzeln oder gepoolt nach DNA-Aufbereitung auf
einer Matrix konserviert. Im Verdachtsfall können nun Getreideproben, die während
der weiteren Vermarktung und Verarbeitung des Getreides genommen werden, durch
Vergleich mit den Genotypen auf den Matrizen eindeutig bestimmten Lieferungen und
konkreten transgenen Veränderungen zugeordnet werden.
Ähnliche Untersuchungen können auch bei transgenen Tieren oder deren Produkten
gewünscht werden.
Mittlerweile sind in einer Reihe von Ländern die gesetzlichen Grundlagen geschaffen,
um DNA-Proben von bestimmten Personenkreisen asservieren zu dürfen. Diese DNA-
Proben könnten auf Genotyp-Matrizen aufgebracht und dann für Untersuchungen im
Verdachtsfall, also bei einschlägigen Rechtsverletzungen, herangezogen werden.
In bestimmten Regionen oder Ländern könnten von allen Bewohnern mit deren
Einverständnis DNA-Proben gesammelt, und auf Genotyp-Matrizen aufgebracht
werden. In Island ist bereit ein derartiges Einverständnis erzielt worden, so dass dort
von allen Bewohnern Proben gesammelt, eingelagert und anonymisiert analysiert
werden können. Bei entsprechender Rechtslage nach Datenschutzgesetz könnten auch
in anderen Ländern die Grundlagen dafür geschaffen werden, dass DNA-Proben einer
menschlichen Population oder Bevölkerungsgruppe auf freiwilliger Basis
zusammengetragen werden dürfen und dann für medizinische Anwendungen
(beispielsweise zur Identifikation des richtigen Medikamentes, der geeigneten
Dosierung, dem Nachweis von genetischen Unverträglichkeiten oder Problemen etc.)
verwendet werden dürfen. Die hier vorliegende Erfindung postuliert nicht, dass von
menschlichen Populationen für bestimmte Zwecke solche DNA-Proben gesammelt
werden sollen, sondern sie zeigt lediglich auf, wie diese Proben, wenn sie denn
gesammelt werden, optimal und kostengünstigt gelagert und analysiert werden können.
Claims (9)
1. Verfahren zur Untersuchung von Individuen einer Population unter Verwendung
von DNA-Matrizen, wobei
die jeweilige genomische DNA der Individuen auf mindestens einer Matrix fixiert wird, derart, daß jedem Individuum ein bestimmtes identifizierbares Segment auf der Matrix zugeordnet wird,
die Matrix mit einer Sonde von Interesse untersucht wird.
die jeweilige genomische DNA der Individuen auf mindestens einer Matrix fixiert wird, derart, daß jedem Individuum ein bestimmtes identifizierbares Segment auf der Matrix zugeordnet wird,
die Matrix mit einer Sonde von Interesse untersucht wird.
2. Verfahren nach Anspruch 1, wobei die DNA-Proben im Duplikat bzw.
Quadruplet auf der DNA-Matrix aufgetragen werden.
3. Verfahren nach Anspruch 1 oder Anspruch 2, wobei die Untersuchung mit einer
Sonde mittels Hybridisierung, PCR, TMA oder einer bDNA-Reaktion erfolgt.
4. DNA-Matrix, welche einen Träger aufweist, an dem DNA gebunden werden
kann, dadurch gekennzeichnet, daß sie genomische DNA von Individuen einer
bestimmten Population in vorbestimmten, identifizierbaren Segmenten enthält.
5. DNA-Matrix nach Anspruch 4, dadurch gekennzeichnet, daß die Population
Nutztiere sind.
6. Verwendung eines DNA-Chips nach einem der Ansprüche 4 oder 5 zur
Untersuchung eines Individuums auf eine bestimmte Eigenschaft.
7. Verwendung nach Anspruch 6, wobei die Eigenschaft eine Prädisposition für
bzw. eine Resistenzen gegen eine bestimmte Erkrankung oder die Verträglich
keit bzw. Ansprechbarkeit auf ein bestimmtes Arzneimittel ist.
8. Verwendung nach Anspruch 6, wobei die Eigenschaft auf einer Mutation in
einem Gen oder dem Vorhandensein eines bestimmten Allels beruht.
9. Verwendung einer DNA-Matrix nach einem der Ansprüche 4 oder 5 zur Her
kunftssicherung und Marker-Genotypisierungen bei Nutztieren, Aufdeckung
von Verwechslungen in der Fleischvermarktung, Untersuchung von Produkten
auf die Beimengung von transgenen Ausgangsstoffen, zur Sammlung von
Verbrecher-DNA-Daten und zur Populationsdatensammlungen.
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