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Die
Erfindung betrifft ein Bodenbeschichtungssystem, insbesondere für ESD-Anforderungen, mit
einer Grundbeschichtung, einer insbesondere horizontal leitfähigen Leitschicht
und einer Deckschicht. Weiterhin betrifft die Erfindung ein Verfahren
zur Herstellung eines solchen Bodenbeschichtungssystems.
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Ableitfähige Bodenbeschichtungssysteme werden
bereits seit langer Zeit hergestellt. Insbesondere werden solche
ableitfähige
Bodenbeschichtungssysteme in explosionsgefährdeten Räumen verwendet. Ohne einen
solchen Boden könnten
sich die darin befindlichen Körper,
insbesondere auch Personen, durch Kontakt mit Körpern mit verschiedenen elektrischen
Potentialen oder auch durch influenzierte Aufladung durch ein elektrisches
Feld aufladen, wobei es bei Kontakt mit Gegenständen mit anderen elektrischen
Potentialen zu Entladungen kommen kann. Um dies zu vermeiden, werden
ableitfähige
Fußböden eingebaut,
wobei die Fußböden oder Fußbodensysteme
nach der DIN EN 1081 gemessen werden und einen Widerstand von 1 × 106 Ω (in
Abhängigkeit
von der relativen Luftfeuchte) nicht überschreiten dürfen. Hierzu
werden in der Regel Flüssigkeitskunststoff-Deckbeschichtungen
verwendet, die zur Erzielung der vertikalen Ableitfähigkeit
mit leitfähigen
Kohlenstoffasern versetzt sind. Diese führen auftretende elektrostatische
Entladungen auf eine horizontal ableitende Leitschicht, die über eine
Kupferlitze an das Erdpotential herangeführt wird. Derartige Fußböden können durch
Verwendung der Kohlenstoffasern in vielen Farbtönen hergestellt werden.
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Zunehmend
wird jedoch mit elektronischen Bauelementen umgegangen, die immer
empfindlicher gegenüber
elektrostatischen Ladungsvorgängen
werden. Diese Entladungsvorgänge
werden auch als ESD bzw. Electronic static discharge bezeichnet.
Alle aktiven elektronischen Bauelemente und Baugruppen können durch
elektrostatische Entladungsvorgänge
beeinflußt
oder sogar zerstört
werden. Neben der Zerstörung
des Bauelementes selbst entstehen durch den Einbau eventuell schadhafter Bauelemente
in größeren Baugruppen
weitere Folgekosten. Derartige Schädigungen können schon bei Entladungen
in der Größenordnung
von 100 V auftreten. Der Mensch spürt Entladungen jedoch erst
oberhalb von 3000 V. Es sind daher gerade für ESD-Schutzzonen verschiedene
Meßverfahren
entwickelt worden, die das Gesamtsystem Mensch-Schuh und Boden erfassen.
Diese sind in den Normen DIN IEC 1340-4-1 und DIN EN 61340-5-1 zusammengefaßt.
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Daraus
ergibt sich, daß die
Hauptmerkmale solcher elektrostatisch ableitfähiger Bodenbelege in ESD-Schutzzonen
folgende sind:
- – Es dürfen nur minimale Aufladespannungen beim
Gehen von Personen entstehen (HBM-Sensibilität unter 100 V; DIN 61340-5-1/IEC 61340-5-2).
Grundsätzlich
darf das maximale elektrostatische Potential der Person in einer ESD-Schutzzone
nicht höher
sein als die Empfindlichkeit des Bauteils. In Teilbereichen wird
weniger als 20 V gefordert, zum Beispiel bei besonders empfindlichen
Bauteilen, wie Magnetleseköpfen
und Wafern.
- – Es
muß ein
minimaler Erdungswiderstand vorhanden sein, um vorhandene Körperspannungen schnell
zum Erdpotential abzuleiten. Dies sollte bevorzugt in einer Zeitspanne < 0,3 Sekunden erfolgen.
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Bei
Verwendung des Systems Fußboden/Schuhwerk
als hauptsächliche
Maßnahme
zur Personenerdung, also wenn keine Erdungsarmbänder verwendet werden, sollte
der Ableitwiderstand zwischen 7,5 × 105 Ω und 3,5 × 107 Ω liegen.
Es werden also folgende Prüfungen
an Bodenbelägen
in ESD-Schutzzonen durchgeführt:
- 1. Prüfung
nach DIN IEC 61340-4-1 mit einer Meßsonde mit der Masse von 5
kg und einem Durchmesser von 50 +/– 6 mm, wobei Werte von 104 bis 105 anzustreben
sind, um die globale Grenze der Systemprüfung Mensch-Schuh-Boden von
3,5 × 107 Ω zu
erreichen.
- 2. Systemprüfung
Mensch-Schuh-Boden nach DIN EN 61340-5-1 und DIN EN 61340-5-2 und ESD
STM 97.1, wobei der Ableitwiderstand zwischen 7,5 × 105 Ω und
3,5 × 10 Ω7 liegen muß.
- 3. Messung der maximalen Ableitzeit von 1000 V auf 50 V, wobei
die Ableitzeiten im Bereich von 0,1 Sekunden bis 2 Sekunden liegen
sollten, idealerweise bei 0,1 Sekunden bis 0,3 Sekunden. Die Messungen
sind mit positiver und negativer Polarität durchzuführen.
- 4. Begehtest oder „Walking-Test”, wobei
die Körperspannung
gemessen wird. Die Körperspannung
darf Aufladungen beim Begehen von maximal 50 V oder besser 30 V
nicht überschreiten.
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Die
bisher verwendeten Flüssigkunststoff-Beschichtungen
sind hierfür
nur bedingt geeignet, da Kohlenstoffasern, die zur Zeit hauptsächlich in
ableitfähigen
Beschichtungen verwendet werden, bestimmte definierte Länge haben,
die die maximale Beschichtungshöhe
vorgeben. Durch Untergrundunebenheiten und Schichtdickeschwankungen
können
die vorgegebenen Werte daher nicht exakt eingehalten werden. Selbst
bei Verarbeitung auf absolut ebenen Untergrund besteht ein Problem
darin, daß die
Kontaktfläche
zwischen der Sohle des speziellen ESD-Schuhs und der statistisch
in der Beschichtung verteilten Kohlefasern zu gering ist, um eine
zuverlässige
Ladungsableitung zu ermöglichen.
Es werden daher entweder Erdungsarmbänder für alle in den ESD-Zonen arbeitenden
Personen benötigt oder es
werden PVC-Platten verwendet, die jedoch im Fugenbereich nicht flüssigkeitsdicht
sind und auch nur eine eingeschränkte
mechanische Belastbarkeit haben.
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Der
nächstkommende
Stand der Technik ist in der
DE 299 20 803 U1 beschrieben. Dieses Bodenbeschichtungssystem
weist eine zweikomponentige Epoxidharzschicht auf. In der Epoxidschicht
sind senkrecht verlaufende Kohlefasern angeordnet. Der neue Aspekt
dieser Bodenbeschichtung soll darin bestehen, dass rutschfeste Teilflächen darauf
aufgebracht sind. In dieser Druckschrift ist auch beschrieben, dass
in ableitfähige
Fußbodenbeläge eine
feste Leitfähigkeitskomponente,
nämlich
elektrisch leitfähiges
Granulat, z. B. Silicium-Karbid eingeworfen wird.
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In
der
DE 100 08 810
A1 werden diese Probleme ebenfalls dargestellt. Zur Umgehung
dieser Probleme wird vorgeschlagen, einen elektrischen Widerstand
elektrisch in Serie mit der Erdungsleitung und dem Bodenbelag anzuordnen.
In der
DE 100 62 865
A1 wird vorgeschlagen, bestimmte leitfähige anorganische Pigmente
in wärme-
oder UV-härtbare Lacke
einzubringen. Die Verwendung eines Polymers mit einem Metallsalz
wird in der
DE 41 37
671 A1 vorgeschlagen, um Bodenbeläge zur Ableitung elektrostatischer
Aufladungen herzustellen.
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Der
Erfindung liegt die Aufgabe zugrunde, ein Bodenbeschichtungssystem
und ein Verfahren zur Herstellung eines solchen Bodenbeschichtungssystems
zu schaffen, das auf Epoxidharzbasis hergestellt ist und zudem die
ESD-Anforderungen erfüllt.
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Die
Lösung
dieser Aufgabe erfolgt mit einem Bodenbeschichtungssystem mit den
Merkmalen des Patentanspruchs 1. Ein Verfahren zur Herstellung eines
solchen Bodenbeschichtungssystems ist im Patentanspruch 13 angegeben.
Vorteilhafte Weiterbildungen der Erfindung sind in den Unteransprüchen beschrieben.
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Erfindungswesentlich
ist, daß das
Bodenbeschichtungssystem mit der Grundbeschichtung, einer insbesondere
horizontal leitfähigen
Leitschicht und einer Deckschicht derart ausgebildet ist, daß die Deckschicht
eine Epoxidharzbeschichtung ist, die mindestens eine flüssige Leitfähigkeitskomponente, eine
faserförmige
Leitfähigkeitskomponente
und eine feste Leitfähigkeitskomponente
aufweist. Mit einer derart ausgebildeten Deckschicht ist eine zuverlässige Kontaktierung
zu den darauf befindlichen oder gehenden Personen im gewünschten
Widerstandsbereich sichergestellt, die ESD-Anforderungen erfüllt. Bei
dem erfindungsgemäßen Verfahren
wird eine Grundbeschichtung aufgebracht, auf die Grundbeschichtung
wird eine im wesentlichen horizontal leitfähige Leitschicht aufgebracht
und auf die Leitschicht wird eine Deckschicht aufgebracht, der mindestens eine
flüssige
Leitfähigkeitskomponente,
eine faserförmige
Leitfähigkeitskomponente
und eine feste Leitfähigkeitskomponente
zugemischt werden.
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Mit
einem solchen Verfahren wird ein Bodenbeschichtungssystem und insgesamt
ein Bodenbelag hergestellt, der die positiven Eigenschaften des Epoxidharzes
oder PU-Harzes aufweist, nämlich flüssigkeitsdicht,
chemikalienbeständig,
fugenlos, mechanisch belastbar, abriebfest, befahrbar, elektrisch
leitfähig,
schwer entflammbar und oder überarbeitbar
ist und zudem auch noch die oben beschriebenen Prüfungen für ESD-Schutzzonen erfüllt. Ein weiteres
Merkmal des erfindungsgemäßen Bodenbeschichtungssystems
liegt darin, daß es
dünnschichtig ist,
d. h. eine Gesamtstärke
von etwa 0,8 mm bis 3 mm hat. Weiterhin ist es bei einer bestimmten
Aufbringung der Deckschicht rutschhemmend. Der Deckbelag ist bevorzugt
ein Fließbelag.
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Bevorzugt
wird als Grundbeschichtung eine Epoxidharz-Beschichtung verwendet, wobei es sich um
eine wasserverdünnbare
Fußbodengrundierung auf
Epoxidharzbasis mit einem Molekulargewicht < 700 g/mol mit einer Kombination aus
Additiven und Füllstoffen
handelt. Bevorzugt wird eine zweikomponentige Epoxidharz-Beschichtung
mit einer Harzkomponente und einer Härterkomponente verwendet, wobei
die Härterkomponente
ein cycloaliphatisches Polyamin enthält. Die Grundbeschichtung wird bevorzugt
mit einer Epoxirolle mit ca. 0,3 kg/m2 aufgerollt.
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Auf
der Grundbeschichtung ist bevorzugt eine Kupferlitze zum Anschluß an ein
Erdungselement vorgesehen. Dabei handelt es sich bevorzugt um selbstklebendes
Kupferleitband mit einer Breite von 10 mm und einer Dicke von 0,09
mm. Die Kupferbänder
werden mit einem gewissen Abstand voneinander eingelegt und miteinander
verbunden und an die Gebäudeerdung
bzw. ein eigenes Erdungselement angeschlossen. Bevorzugt wird eine
selbstklebende Kupferlitze im Rastermaß von 5 × 5 m aufgeklebt und mit Hilfe
eines Massebandes an ein Erdungselement herangeführt und angeschlossen. Dies
wird bevorzugt nach dem Erhärten
der Grundbeschichtung, jedoch bevorzugt innerhalb von 24 Stunden
nach dem Aufbringen der Grundbeschichtung, durchgeführt.
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Bevorzugt
wird auf die Grundbeschichtung mit der Kupferlitze die insbesondere
horizontal leitfähige
Leitschicht aufgebracht, wobei diese Leitschicht von einer Epoxidharz-Beschichtung mit
einer Rußdispersion
gebildet ist. Hierbei handelt es sich um eine wasseremulgierbare,
zweikomponentige Epoxidharz-Beschichtung, die durch die in der Aminkomponente
vorgesehene Rußdispersion
ein schwarzes Aussehen hat und durch die Rußdispersion auch leitfähig ist.
Es wird ein Epoxid mit einem Molekulargewicht < 700 g/mol verwendet. Das Epoxidharz
wird mit einer Epoxirolle mit ca. 0,2 kg/m2 gleichmäßig aufgebracht.
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Im
nächsten
Arbeitsgang, zwischen 12 und 24 Stunden später, wird die Deckschicht aufgebracht. Die
Deckschicht weist eine flüssige
Leitfähigkeitskomponente,
eine faserförmige Leitfähigkeitskomponente
und bevorzugt zwei verschiedene feste Leitfähigkeitskomponenten auf. Die
flüssige
Leitfähigkeitskomponente
wird von einer flüssig
vorliegenden quartären
Ammoniumverbindung, nämlich
insbesondere Tetraalkylammoniumethylsulfat, gebildet, die mit einer
Zusatzmenge von 3% bis 9%, insbesondere 5% bis 6%, besonders bevorzugt
5,3%, der Harzkomponente eines zweikomponentigen Epoxidharzes zugegeben
wird. Bei der faserförmigen
Leitfähigkeitskomponente
handelt es sich bevorzugt um eine geschnittene und carbonisierte
Kohlestoffaser, wobei die Kohlestoffasern günstigerweise Durchmesser von etwa
13 μm und
eine mittlere Faserlänge
von etwa 3 mm aufweisen. Diese werden bevorzugt mit einem Zusatz
von 0,1% bis 0,5%, bevorzugt 0,2% bis 0,25%, insbesondere mit 0,22%,
der Deckschicht, insbesondere der Harzkomponente einer zweikomponentigen
Epoxidharzverbindung, zugesetzt. Die erste feste Leitfähigkeitskomponente
wird bevorzugt von Siliciumcarbid mit einer Kornverteilung von 0
mm bis 0,5 mm gebildet, die mit 25% bis 50%-Anteil, bevorzugt mit
etwa 30%, der Deckschicht, insbesondere der Epoxidharzkomponente
eines zweikomponentigen Epoxidharzes zugesetzt wird. Die zweite
feste Leitfähigkeitskomponente
wird von einem makrokristallinen Naturgraphit gebildet, das mit
2% bis 10%, insbesondere mit 7% bis 8%, insbesondere mit 7,5%, der
Deckschicht, insbesondere der Harzkomponente eines zweikomponentigen
Epoxidharzes, zugesetzt wird. Bei den an gegebenen Anteilen handelt
es sich um prozentuale Angaben von Zusatzmengen bezogen auf das
verwendete Epoxidharz.
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Die
Deckschicht des erfindungsgemäßen Bodenbeschichtungssystems
wird bevorzugt in zwei verschiedenen Varianten mit unterschiedlichen
Zusätzen
aufgetragen, so daß im
Aussehen etwas unterschiedliche Bodenbelege entstehen, die jedoch beide
die erfindungsgemäßen ESD-Eigenschaften aufweisen
und gleichzeitig die Vorteile einer Epoxidharzbeschichtung bieten.
Bei der Erstellung eines sehr glatten, sogenannten Fließbelages
wird die Deckschicht in Abhängigkeit
von der gewünschten herzustellenden
Dicke der Deckschicht im Bereich von 1 mm bis 3 mm, d. h. mit einem
Materialverbrauch von etwa 2 bis 5 kg/m2 aufgetragen.
Bevorzugt wird das Material mit einer Zahnkelle gleichmäßig aufgetragen
und anschließend
mit einer Stachelwalze im Kreuzgang durchgearbeitet, um Ungleichmäßigkeiten
auszuarbeiten. Bevorzugt wird hierauf noch einmal ein leitfähiges Streumittel,
insbesondere Siliciumcarbid mit einer Kornverteilung von 0 mm bis 0,5
mm, in die noch frische Schicht des Fließbelages mit einer Deckung
von < 10% und einem
Materialverbrauch von < 0,3
kg/m2 eingestreut, um ein eventuelles Aufschwimmen
nicht leitender Bestandteile der Deckschicht auszugleichen.
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Zur
Herstellung eines sehr dünnen
leitfähigen
Strukturbelages, der auch rutschhemmend ist, wird die Deckschicht
mit einem Verbrauch von etwa 1 kg/m2 aufgetragen,
so daß eine
Deckschicht mit einer Stärke
von etwa 0,8 mm entsteht. Die Deckschicht wird mittels einer Glättkelle
gleichmäßig aufgetragen
und anschließend
mit einer Erbsenlochwalze im Kreuzgang durchgearbeitet, so daß einerseits Ungleichmäßigkeiten
ausgearbeitet werden und die Struktur erzielt wird. Hierzu wird
der Deckschicht bevorzugt 1% bis 2% pyrogene Kieselsäure zugesetzt, um
das Material etwas zu verfestigen und die Strukturbildung bei Durcharbeitung
mit der Erbsenlochwalze zu ermöglichen.
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Im
Gegensatz zu den Deckbeschichtungen des Standes der Technik, bei
denen die Leitfähigkeit ausschließlich auf
eingebundene Fasern beruht, weist die erfindungsgemäße Deckschicht
eine homogene Leitfähigkeit
auf, so daß auch
bei unterschiedlichen Schichtdicken die ESD-Anforderungen erfüllt sind.