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Die Erfindung betrifft ein Verfahren
zur Produktauswahl eines Gerätes
der Prozessautomatisierungstechnik via Internet, bei dem eine Internetverbindung
zwischen einem kundenseitigen Client-Rechner und einem herstellerseitigen
Server hergestellt wird.
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In vielen Industriebereichen ist
die Auswahl und Bestellung von Produkten über das Internet heute selbstverständlich.
Der Kunde wählt
dabei bequem von Zuhause oder von seinem Arbeitsplatz aus in einem
Online-Katalog ein Produkt und bestellt dieses, falls es seinen
Anforderungen entspricht.
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Die Produktauswahl ist relativ einfach
und neue Produkte sind sofort Online verfügbar.
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In der Prozessautomatisierungstechnik
ist die Produktauswahl teilweise aufwendiger als im Konsumgüterbereich.
Messgeräte
müssen
genau für die
entsprechende Anwendung ausgelegt sein. Für den Bereich der Coriolis-Massedurchflussmesser
ist aus der WO 02/44661 A2 ein „Remote-Coriolis-Flowmeter-Sizing
and Ordering System" bekannt.
Hierbei erfolgt die Auswahl und Bestellung z. B. via Inter- oder
Intranet. Für
den Bereich Füllstand
und Durchfluss gibt es von der Firma Endress + Hauser eine Software
Applicator®,
die per CD-ROM oder per Download via Internet aufgerufen werden
kann.
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Speziell für den Bereich radiometrische Messsysteme
ist aus der WO 02/061513 der Firma Endress + Hauser ein Verfahren
zur Bestimmung und Darstellung einer optimierten Anordnung und Montage
eines radiometrischen Messsystems bekannt. Auch hier kann die Auswahl
des Messsystems via Internet erfolgen.
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Für
die genaue Spezifizierung des gewünschten Produkts ist ein erheblicher
Datenaustausch via Internet notwendig. neben Basisdaten, die im
wesentlichen zur Auswahl des Messprinzips (Durchfluss, Druck, Füllstand)
dienen, müssen
auch noch Anwendungsdaten wie Prozessparameter und / oder Mediumsdaten
zwischen dem Kunden und dem Hersteller ausgetauscht werden. Bei
den Anwendungsdaten handelt es sich um sehr sensible Daten, die
ein Kunde nur ungern an Dritte weiter gibt. Diese Anwendungsdaten
lassen insbesondere Rückschlüsse auf
die Prozessbedingungen und damit auf mögliche Betriebsgeheimnisse
insbesondere im Bereich Chemie/Pharmazie zu. Dies ist ein Grund
wieso eine Produktauswahl in der Prozessautomatisierung via Internet
vom Kunden nur ungern oder teilweise gar nicht vorgenommen wird.
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Der wesentliche Vorteil bei einer
Produktauswahl via Internet ist darin zu sehen, dass der Hersteller
dem Kunden eine stets aktuelle Produktdatenbank zur Verfügung stellt,
aus der die Auswahl getroffen wird. Änderungen bei Produkten werden
in der Produktdatenbank vom Hersteller sofort vorgenommen und stehen
damit dem Kunden unmittelbar zur Verfügung. Die Produktdatenbank
ist immer aktuell und da es sich um eine einfache „Single-Souce" Datenquelle handelt
einfach zu pflegen.
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Eine alternative Methode der Produktauswahl
besteht darin, dass der Hersteller dem Kunden ein Auswahlprogramm
zur Verfügung
stellt, das per CD-Rom ausgeliefert wird. Das Auswahlprogramm läuft lokal
auf einem Rechner beim Kunden und erfordert keine Weitergabe von
Daten an Dritte. Ein Beispiel für
ein derartiges Auswrahlprogramm ist die auf CD-ROM erhältliche
Version des Applicators® von Endress + Hauser.
Ein Nachteil eines solchen Auswahlprogrammes auf CD-ROM besteht
darin, dass bei der Installation des Programms insbesondere bei Netzwerkrechnern
gewisse Berechtigungen (Administratorrechte) notwendig sind. Solche
Administratorrechte besitzt aber nicht jeder Mitarbeiter, so dass die
Installation nur von einem berechtigten Personkreis vorgenommen
werden kann.
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Dadurch treten erhebliche Verzögerungen bei
der Installation auf. Ein weiterer Nachteil dieser Methode besteht
darin, dass die Bestellung eines Gerätes weiterhin klassisch per
Brief, Telefon erfolgt. Dabei sind Fehler beim beim Übertragen
des Bestellcodes nicht auszuschließen. Ein weiterer wesentlicher
Nachteil dieser Methode besteht darin, dass das Auswahlprogramm
nicht aktualisierbar ist. So stehen neue Produkte dem Kunden nicht
zur Verfügung
bzw. er kann möglicherweise
auch nicht mehr lieferbare Produkte auswählen. Dies wird dann erst beim
Kontakt mit dem Hersteller festgestellt.
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Eine weitere Methode besteht darin,
das Auswahlprogramm als Download via Internet anzubieten. Damit
würde dem
Kunden immer die aktuellste Version des Auswahlprogramms zur Verfügung stehen.
Aufgrund der Datenmenge (Applicator® ca. 100
MB) ergeben sich jedoch erhebliche Downloadzeiten von bis zu 30
Minuten und mehr, die von Kundenseite nicht akzeptiert werden. Auch
hier werden bei der Programminstallation Administratorrechte benötigt, die
zu den oben genannten Verzögerungen führen können.
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Aufgabe der vorliegenden Erfindung
ist deshalb ein Verfahren zur Produktauswahl via Internet anzugeben,
das dem Kunden in einfacher Weise alle aktuellen Produkte zur Auswahl
stellt und bei dem keine anwendungsbezogenen Daten, die z. B. Rückschlüsse auf
Betriebsgeheimnisse ermöglichen, übers Internet
ausgetauscht werden müssen.
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Gelöst wird diese Aufgabe durch
das im Anspruch 1 angegebene Verfahren.
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Die wesentliche Idee der Erfindung
besteht darin, dass der Kunde zuerst eine Produktlinie, d.h. den
Gerätetyp, über eine
Abfrage von Basisdaten via Internet aus einer Produktdatenbank,
die sich beim Hersteller befindet, auswählt. Eine die Produktlinie kennzeichnende
erste Kennung wird nach der Auswahl vom herstellerseitigen Server
an den kundenseitigen Client-Rechner übertragen. Die genaue Spezifizierung
eines Produktes aus der Produktlinie erfolgt mit Hilfe eines Auslegungsmoduls
durch lokale Abfrage von speziellen Anwendungsdaten direkt am Client-Rechner
des Kunden. Das Auslegungsmodul erweitert die erste Kennung zu einer
zweiten Kennung die das Produkt eindeutig kennzeichnet. In einem
letzten Verfahrensschritt wird die zweite Kennung an den herstellerseitigen
Server übertragen und
gegebenfalls eine Bestellung ausgelöst.
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Die wesentliche Idee der Erfindung
besteht darin, via Internet eine Vorauswahl einer Produktlinie zu
treffen und die genaue Spezifizierung des Produktes lokal auf Kundenseite
vorzunehmen. Der wesentliche Vorteil des erfindungsgemäßen Verfahrens
besteht darin, dass keine Anwendungsdaten, die Betriebsgeheimnisse
umfassen könnten,
an Dritte weitergegeben werden müssen.
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Vorteilhafte Ausgestaltung der Erfindung sind
in den Unteransprüchen
angegeben.
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Nachfolgend ist die Erfindung anhand
eines in der Zeichnung dargestellten Ausführungsbeispiels näher erläutert.
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Es zeigen:
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1 schematische
Darstellung einer Rechnerverbindung via Internet.
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Zur Durchführung des erfindungsgemäßen Verfahren,
ist eine Verbindung über
das Internet 1 zwischen einem kundenseitigen Client-Rechner C und
einem herstellerseitigen Senner S notwendig. Dargestellt ist die
einfachste Version einer derartigen Verbindung. Es versteht sich
von selbst, dass sowohl Client-Rechner
C als auch der Server S in weiteren Netzwerken (Firmennetzwerken)
eingebunden sein können.
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Nachfolgend ist das erfindungsgemäße Verfahren
näher erläutert. In
einem ersten Verfahrensschritt erfolgt eine Internetverbindung zwischen
dem kundenseitigen Client-Rechner C und dem herstellerseitigen Server
S. Der kundenseitige Client-Rechner C weist ein Auslegungsmodul
auf, das für
die genaue Spezifizierung des Produktes notwendig ist. Der Server
S weist eine Produktdatenbank auf, in der verschiedenen Produkte
des Herstellers mit bestimmten Eigenschaften sowie Zusatzinformationen,
wie Bedienungsanleitungen, Zertifikate etc. gespeichert sind. Durch
Abfrage von Basisdaten wird mit Hilfe eines entsprechendem Programms
mindestens eine Produktlinie aus der Produktdatenbank ausgewählt. Bei
den Basisdaten wird z. B. nach dem Messprinzip (Durchfluss, Druck,
Füllstand)
gefragt. Eine Produktlinie ist z. B. der Promass 83 der Firma Endress
+ Hauser. Die Basisdaten sind so allgemein gehalten, dass sie keine
Rückschlüsse über die
spezielle Anwendung auf Kundenseite ermöglichen. Aus diesem Grunde
bestehen auf Kundenseite keine Bedenken derartige Daten übers Internet
auszutauschen.
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Anschließend wird die ausgewählte Produktlinie
charakterisierende erste Kennung vom Server S an den Client-Rechner
C übertragen.
Mit Hilfe des Auslegungsmoduls, dem die Produktlinie über die erste
Kennung bekannt ist, wird dann auf dem kundenseitigen Client-Rechner
C das Produkt genauer spezifiziert. Hierfür werden spezielle Anwendungsdaten
abgefragt. Bei den Anwendungsdaten kann es sich z. B. um Prozessparameter
und / oder Mediumsdaten handeln. Die Prozessparameter charakterisieren
eine Anwendung sehr genau. So werden z. B. der Druckbereich (Minimaldruck,
Maximaldruck, Nominaldruck) abgefragt. Entsprechendes gilt für den Temperaturbereich
der Anwendung. Bei den Mediumsdaten ist es meist das verwendete
Medium, gegebenfalls werden noch gewisse Mediumseigenschaften wie
Viskosität
und Dampfdruck für
die ausgewählten
Druck- bzw. Temperaturbereiche abgefragt.
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Bei einigen Anwendungen insbesondere
bei radiometrischen Anwendungen wird die genaue Tankgeometrie abgefragt.
Hier wird ausdrücklich
auf den Offenbarungsgehalt der oben bereits erwähnten eigenen Anmeldung V1IO
02/061513 hingewiesen.
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Das Auslegungsmodul umfasst ein Berechnungsmodul,
das messprinzipspezifische Kenngrößen ermittelt. Hierbei sind
aufwendige Berechnungen notwendig, die auf den Anwendungsdaten basieren. Beispiele
für die
messspezifischen Kenngrößen sind z.
B. im Bereich Coriolis-Massedurchflussmesser, der
im Messrohr auftretende minimale bzw. maximale Druckverlust sowie
die minimale und maximale Genauigkeit des Volumen- bzw. Massestromwertes.
Die speziellen Anwendungsdaten werden nur auf Seiten des Client-Rechners
C abgefragt und ausgewertet. Es findet keine Übertragung von Daten via Intra-
bzw. Internet statt.
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Aufgrund der berechneten Kenngrößen bestimmt
das Auslegungsmodul ein Gerät,
dessen Geräteparameter
zu den Kenngrößen passen.
Das Gerät
wird z. B. durch die Nennweite, das Material etc. genauer spezifiziert.
Auf dieser Stufe der Auswahl hat der Kunde immer noch die Möglichkeit
von sich aus Änderungen
z. B. an der Nennweite vorzunehmen. Nach derartigen Änderungen
müssen
die Kenngrößen neu
berechnet werden.
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Nach der genauen Spezifizierung des
Produktes erweitert das Auslegungsmodul die erste Kennung zu einer
zweiten Kennung, die das Produkt genauer kennzeichnen. Bei der zweiten
Kennung kann es sich z. B. um einen vollständigen Bestellcode handeln.
Zur Bestellung eines ausgewählten
Produkts wird der Bestellcode zum Server übertragen und der Bestellvorgang
so einfach und sicher ausgelöst.
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Selbstverständlich kann die zweite Kennung auch
zur Weiterverarbeitung auf der Serverseite dienen. Der Kunde kann
dann wieder online weiterauswählen.
Eventuell müssen
die Farbe bzw. die Anschlüsse
noch näher
spezifiziert werden. Erst wenn diese Gerätemerkmale festgelegt sind,
liegt ein vollständiger
Bestellcode vor, mit dem eine Bestellung möglich ist.
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Bei der ersten Kennung kann es sich
z. B. um einen Teil eines Bestellcodes handeln.
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Bei dem erfindungsgemäßen Verfahren
wird zwischen der Auswahl einer Produktlinie (Selection) und der
genauen Spezifizierung eines Produktes aus der Produktlinie mit
Hilfe verschiedener Berechnungen streng getrennt.
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In sehr einfache Weise ist eine Auswahl
(Selection) per Hand z. B. aus der Anleitung „Radar Auswahlhilfe" bzw. „Radar
Selection Guide" von
Endress + Hauser, Doku.-Nr.: SD114F/00/de/06.01 bzw. SD114F/00/en/06.01
dargestellt. Für
die Berechnung von Kenngrößen in der
Prozessautomatisierungstechnik hat sich auch im deutschsprachigen
Raum der Begriff „Sizing" eingebürgert.
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Die Auswahl (Selection) erfolgt via
Internet, das „Sizing" erfolgt lokal. Der
Vorteil der sich dem Kunden durch das erfindungsgemäße Verfahren
bietet, besteht einerseits darin, dass im Internet eine vollständige und
aktuelle Auswahl der Produkte des Herstellers zur Verfügung stehen
und gleichzeitig keine sensiblen Daten an Dritte weitergeben werden müssen. Selbstverständlich muss
auch das Auslegungsmodul in regelmäßigen Abständen ebenfalls aktualisiert
werden, wenn sich Daten, die für
das Auslegungsmodul relevant sind, ändern. So z. B. wenn ein Coriolis-Massedurchflussmesser
mit einer neuen Nennweite ins Produktprogramm aufgenommen wird.
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Eine Aktualisierung des Auslegungsmoduls ist
jedoch erheblich weniger häufig
notwendig als die Aktualisierung der Produktdatenbank auf Herstellerseite.
Die meisten Aktualisierungen sind für das Auslegungsmodul irrelevant.
Die Produktdatenbank einschließlich
der hinterlegten Bedienungsanleitungen und Zertifikate umfasst bei
Endress+Hauser ca. 800 verschiedenen Produkten und muss deshalb
fast täglich
aktualisiert werden. Eine Aktualisierung des Auslegungsmoduls jedoch
nur ca. halbjährlich.
Eine derartige Aktualisierungsrate wird vom Kunden akzeptiert. Das
erfindungsgemäße Verfahren
lässt sich nicht
nur im Bereich der Prozessautomatisierungstechnik einsetzen sondern
auch in allen Bereichen, wo ein Kunde gewisse für die Auswahl bzw. für die Bestellung
eines Produkts notwendigen Angaben, nicht an Dritte weitergeben
will.