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Die Erfindung betrifft ein Verfahren
zur selektiven Halogenierung von Alkylaromaten an der Alkylgruppe
durch Einsatz von Halogenierungsreagenzien, dadurch gekennzeichnet,
dass die Reaktion in einem Mikrostrukturreaktor unter photochemischer
Induzierung durchgeführt
wird.
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Halogenmethylaromaten und insbesondere
2-Halogenmethylaromaten mit einem Substituenten in 1-Stellung sind
geeignete Zwischenprodukte für
die Synthese von speziellen Pflanzenschutzmitteln. Des weiteren
kann beispielsweise 1-Chlor-Toluylendiisocyanat durch weitere Verknüpfung über die
Methylgruppe zu hochfunktionalen Polyisocyanaten umgesetzt werden.
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Die Seitenkettenhalogenierung von
Alkylderivaten bestimmter aromatischer Kohlenwasserstoffe ist bekannt
und wird beispielsweise in
DE-A-198
58 737 ausführlich
beschrieben. Die Schrift offenbart eine vorteilhafte Kombination
von elektromagnetischer Strahlung (u.a. W-Strahlung), Wasser und
Halogenierungsreagenzien.
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WO 02/10094 beschreibt ein Verfahren
zur selektiven Chlorierung in Mikroreaktoren, wobei substituierte
Kohlenwasserstoffe mit Chlorgas bei einer Temperatur >140°C umgesetzt werden. Es wird
durch die Mikrostrukturierung der geeigneten Reaktoren (genannt
sind Mikrokapillarreaktoren, Mikroblasensäulenreaktoren oder Mikrotröpfchenreaktoren)
die Ausbildung dünner
Flüssigkeitsfilme
ermöglicht,
die eine gute Wärmekontrolle
sowie eine Intensivierung des Stoffaustausches zwischen Flüssigkeitsfilm
und Chlorgas zulassen, Dies führt
zu einer erheblichen Selektivitätszunahme
gegenüber
herkömmlichen
Verfahren (z.B. der Chlorierung von organischen Verbindungen in
Blasensäulenreaktoren,
sog. Chlorierungstürmen).
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Aufgabe der Erfindung war es, ein
Verfahren zur selektiven Halogenierung von Alkylaromaten an der Alkylgruppe
bereit zu stellen, das im Hinblick auf Selektivität und Ausbeute
vorteilhaft gegenüber
dem Stand der Technik durchgeführt
werden kann.
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Die Aufgabe der Erfindung konnte
unerwartet durch die Kombination von photochemischer Induzierung
der Seitenkettenhalogenierung und gleichzeitiger Verwendung eines
Mikrostrukturreaktors, z.B. eines Mikrofallfilmreaktors, zur Selektivitätserhöhung bei
der Seitenkettenhalogenierung gelöst werden. Dies geschieht durch
Verwendung eines Mikrostrukturreaktors, bei dem zumindest eine Reaktorwand
durchlässig
für geeignete
elektromagnetische Strahlung, z.B. UV-Strahlung oder sichtbares
Licht ist, so dass die auf die Reaktannen einwirkende elektromagnetische
Strahlung die gewünschte
Reaktion unterstützt.
Auf diese Weise kann der Prozess durch eine Transportintensivierung
aufgrund der Erzeugung sehr großer
Phasengrenzflächen
im Mikroreaktor mit höheren
Ausbeuten und Selektivitäten
durchgeführt
werden als beispielsweise im Batchbetrieb.
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Gegenstand der Erfindung ist daher
ein Verfahren zur selektiven Halogenierung von Alkylaromaten an der
Alkylgruppe durch Einsatz von Halogenierungsreagenzien, dadurch
gekennzeichnet, dass die Reaktion in einem Mikrostrukturreaktor
unter photochemischer Induzierung durchgeführt wird.
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Das in Mikrostrukturreaktoren bestehende
hohe Oberflächen-Volumen-Verhältnis gewährleistet
gegenüber
herkömmlichen
Batchreaktoren einen verbesserten Stoff- und Wärmetransport. In einer bevorzugten Ausführungsform
weist der verwendete Mikrostrukturreaktor ein Oberflächen-Volumenverhältnis von
50 bis 100000 m2/m3,
besonders bevorzugt ein Oberflächen-Volumenverhältnis von
1000 bis 50000 m2/m3,
insbesondere ein Oberflächen-Volumenverhältnis von
1000 bis 40000 m2/m3,
auf.
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Das kleine Volumen des Mikroreaktors
ermöglicht
zudem eine höhere
Ausnutzung der Photonen der entsprechenden elektromagnetischen Strahlung
(z.B. UV-Strahlung oder sichtbares Licht) durch eine geringere Verdünnung in
der Reaktionsmischung als in Batchreaktoren. Auch dies ist eine
Folge des hohen Oberflächen-Volumen-Verhältnisses.
In einer bevorzugten Ausführungsform
weist der Mikrostrukturreaktor ein Volumen von 10 μl bis 10
ml, besonders bevorzugt von 50 μl
bis 1 ml, insbesondere von 100 μl
bis 500 μl
auf.
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Mikrostrukturreaktoren sind allgemein
bekannt und beispielsweise in WO 02/10094 und der dort zitierten
Literatur beschrieben.
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Im allgemeinen werden Mikrostrukturreaktoren
aus mehreren aufeinander gestapelten und miteinander verbundenen
Plättchen
aufgebaut, auf deren Oberflächen
sich mikromechanisch erzeugte Strukturen befinden, die in ihrem
Zusammenwirken horizontale Reaktionsräume bilden, um jeweils erwünschte chemische Reaktionen
auszuführen.
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In einer bevorzugten Ausführungsform
wird die Reaktion, d.h. die Halogenierung, in einem Mikrostrukturreaktor
durchgeführt,
der Quarzglas oder eine Kombination von Quarzglas mit Nickel, Fe,
Cr, Mn, Ta sowie diese Elemente enthaltende Legierungen oder eine
Kombination von Quarzglas mit Graphit, Keramik, glasfaserverstärktem PTFE
oder Gemische daraus enthält.
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In der vorliegenden Erfindung wird
bevorzugt ein Mikrostrukturreaktor verwendet, der mindestens eine Reaktorwand
aufweist, die durchlässig
für eine
geeignete elektromagnetische Strahlung ist.
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Als geeignete elektromagnetische
Strahlung wird im allgemeinen eine Strahlung mit einer Wellenlänge von
10 nm bis 1 mm, bevorzugt 10 nm bis 10000 nm und insbesondere 190
nm bis 2500 nm verwendet.
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Bevorzugt weist die verwendete elektromagnetische
Strahlung eine Intensität
von 10 W bis 10 kW, besonders bevorzugt von 500 W bis 5000 W auf.
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In einer bevorzugten Ausführungsform
handelt es sich bei dem Mikrostrukturreaktor um einen Mikrofallfilmreaktor,
einen Mikrokapillarreaktor, einen Mikroblasensäulenreaktor oder einen Mikrotröpfchenreaktor. Besonders
bevorzugt wird ein Mikrofallfilmreaktor verwendet, insbesondere
ein solcher, wie er in 1 und
in den Beispielen 1 bis 3 beschrieben ist.
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1 veranschaulicht
einen bevorzugt verwendeten Fallfilmreaktor.
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In 1 bedeutet:
- 1 Zufuhr Halogenierungsmedium
- 2 Elektromagnetische Strahlung
- 3 Quarzfenster
- 4 Auslas Gasphase,
- 5 Frontplatte mit Gaskammer
- 6 Kontaktplatte
- 7 Reaktionsplatte
- 8 Flüssigphase
- 9 Rückplatte
mit mikrostrukturierten Kühlkanälen
- 10 Edukt
- 11 Wärmetauschmedium
- 12 Austrag Produkt
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Der Mikrofallfilmreaktor gemäß 1 ist mit einem in zahlreiche
Kanäle
mikrostrukturierten Reaktionsblech ausgerüstet, wobei der Flüssigkeitsanteil
des Reaktionsgemisches durch die Kanäle strömt (durch Zwangsförderung
oder der Schwerkraft folgend). Gasförmiges Halogenierungsreagenz
(z.B. Chlor oder verdampftes Brom) wird im Gegen-, Gleich- oder
Kreuzstrom über
die Flüssigkeit
im Reaktionsblech geleitet. Die Gas/Flüssig-Reaktion erfolgt dabei an der Phasengrenzfläche. Die
Rückseite
des Reaktionsbleches wird, beispielsweise durch einen externen Thermostaten
oder Kryostaten entsprechend der Reaktionsvorgaben temperiert. Die
dem Reaktionsblech gegenüberliegende
Reaktorwand besteht aus strahlungsdurchlässigem Material, z.B. Quarzglas,
und begrenzt den Gasraum nach außen. Die Strahlungsquelle kann
so vor dem strahlungsdurchlässigen
Material außerhalb
des Reaktors positioniert werden.
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Das erfindungsgemäße Verfahren wird im allgemeinen
kontinuierlich betrieben. Bevorzugt liegt die Reaktionstemperatur
zwischen -30°C
und 300°C,
bevorzugt zwischen 20°C
und 250°C,
besonders bevorzugt zwischen 120°C
und 180°C.
Der Reaktionsdruck liegt im allgemeinen zwischen 1 bar und 10 bar,
bevorzugt zwischen 1 und 3 bar.
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Die Verweilzeit beträgt im allgemeinen
zwischen 1 Sekunde und 1000 Sekunden, bevorzugt zwischen 10 Sekunden
und 100 Sekunden.
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Zum Erreichen einer vorteilhaften
Verweilzeit kann es vorteilhaft sein, dass zwei oder mehr Mikrostrukturreaktoren
in Parallelschaltung betrieben werden.
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Im erfindungsgemäßen Verfahren können im
allgemeinen als Halogenierungsreagenz alle Substanzen verwendet
werden, die als Halogenüberträger, bevorzugt
als Chlorüberträger oder
Bromüberträger, wirken.
Bevorzugt verwendet werden Sulfurylhalogenid wie beispielsweise
Sulfurylchlorid, N-Halogenimide oder Hypohalogenide.
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Weiterhin ist bevorzugt, dass ein
flüssiges
Halogenierungsreagenz, z.B. Brom, durch eine technische Vorrichtung,
z.B. einen Verdampfer, in den gasförmigen Zustand überführt wird
und dann als Reaktant im Mikrostrukturreaktor verwendet wird.
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In einer bevorzugten Ausführungsform
ist das Halogenierungsreagenz gasförmig und wird im Gleichstrom,
Gegenstrom oder Kreuzstrom zum Methylaromaten durch den Mikrostrukturreaktor
geleitet. Besonders bevorzugt erfolgt eine Umsetzung nach dem Kreuzstrom.
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Das erfindungsgemäße Verfahren betrifft die Halogenierung
von Alkylaromaten an der Alkylgruppe. Bevorzugt wird als Alkylgruppe
eine Methylgruppe verwendet. Unter Alkylaromat wird im Rahmen dieser
Erfindung jede aromatische Verbindung verstanden (auch Heterocyclen
oder kondensierte Aromaten), die eine Alkylgruppe aufweist. Der
Alkylaromat kann am Kern unsubstituiert (R=H) sowie in substituierter
Form (beispielsweise R1, R2 =
NCO) eingesetzt werden.
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Bevorzugt werden als Alkylaromaten
Verbindungen der Formel II eingesetzt,
wobei Y, R1, R2 und n die
für nachstehende
Formel (I) genannten Bedeutungen besitzen.
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In einer bevorzugten Ausführungsform
wird das erfindungsgemäße Verfahren
zur Herstellung von Halogenmethylaromaten der
in der X für Chlor
oder Brom, Y für
Kohlenstoff oder Stickstoff, R
1 für NCO, H,
CH
2CN, CH
2COOH oder CH
2COOCH
3 und R
2 für
NCO, Halogen, NO
2, OH, H oder OR
3, wobei R
3 C1-C4-Alkyl
bedeutet, steht oder zwei an benachbarte Kohlenstoff-Atome gebundene
Reste R
2 gemeinsam einen C
3-
oder C
4-Alkylenrest bilden und n 0, 1, 2,
3 oder 4 ist,
durch Chlorierung oder Bromierung von Methylaromaten
der
wobei Y, R
1,
R
2 und n die für Formel (I) genannten Bedeutungen
besitzen, erhalten werden.
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Die Halogenierung kann unter Verwendung
eines zusätzlichen
Lösungsmittels
sowie lösungsmittelfrei durchgeführt werden.
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In einer bevorzugten Ausführungsform
werden Methylaromaten der Formel (II) in einem Lösungsmittel, bevorzugt Tetrachlorethan
oder Tetrachlorethylen, gelöst
durch den Mikrostrukturreaktor geführt wird.
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In einer bevorzugten Ausführungsform
wird als Methylaromat Toluylendiisocyanat (nachstehend als TDI bezeichnet)
verwendet. Bevorzugt ist hierbei, dass eine Chlorierung oder Bromierung
mit Selektivitäten von
mehr als 70% und Umsätzen
von mehr als 70 % zu 1-Chlor-TDI oder 1-Brom-TDI bei Temperaturen
zwischen 20°C
und 250°C,
bei Reaktionsdrücken
zwischen 1 bar und 10 bar, und bei Verweilzeiten zwischen 1 s und
1000 s erfolgt.
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Die Erfindung soll durch nachfolgende
Beispiele veranschaulicht werden.
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Beispiel 1
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In dem in 1 beschriebenen Mikrofallfilmreaktor
mit einem Ni-Strukturblech, in das 64 quaderförmige Kanäle mit den Abmaßen 300 μm · 100 μm · 66 mm
(127 μl
Reaktorvolumen) eingelassen sind, wurden Toluylendiisocyanat (gelöst in Tetrachlorethan)
und Chlorgas in äquimolaren
Mengen und im Gegenstrom bei 130°C
sowie Atmosphärendruck
kontinuierlich zur Reaktion gebracht. Dazu wurde UV-Licht mittels
einer UV-Lampe über
die aus Quarzglas gefertigte Reaktorwand auf die Reaktionsmischung
gestrahlt. Auf diese Weise konnten mit einer TDI-Fließgeschwindigkeit
von 0,22 ml/min (Verweilzeit = 9,3 s) 50 % des TDI bei einer Selektivität von 81
% bezüglich
des erwünschten
1-Chlor-TDI (Chlorierung der Methylgruppe) umgesetzt werden. Eine
vergleichbare Photochlorierung im Batchreaktor mit einer um den
Faktor 270 geringeren Raum-Zeit-Ausbeute
führte
lediglich zu einer Selektivität
von 44 % bei einem TDI-Umsatz von 65 %.
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Beispiel 2
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Die Photochlorierung von TDI wurde
gemäß Beispiel
1 ausgeführt.
Davon abweichend wurde jedoch ein Mikrofallfilmreaktor mit einem
Ni-Strukturblech eingesetzt, in das 32 quaderförmige Kanäle mit den Abmaßen 600 μm · 200 μm · 66 mm
(253 μl
Reaktorvolumen) eingelassen waren.
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Beispiel 3
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Die Photochlorierung von TDI wurde
gemäß Beispiel
1 oder Beispiel 2 ausgeführt.
Davon abweichend wurde jedoch ein Fe-Strukturblech im Mikrofallfilmreaktor
verwendet.
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Beispiel 4
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Die Photochlorierung von TDI wurde
gemäß Beispiel 1 ausgeführt. Davon
abweichend wurde jedoch die Verweilzeit des TDI im oben beschriebenen
Mikrofallfilmreaktor von 9,3 s auf 15 s erhöht. Dadurch wird der TDI-Umsatz
bei einer Selektivität
von 70 % (bezüglich
1-Chlor-TDI) auf 80 % gesteigert.
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Beispiel 5
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Anstelle einer Photochlorierung wurde
eine Photobromierung von TDI gemäß Beispiel
1 ausgeführt. Dazu
wurde Bromflüssigkeit
in einem Vorverdampfer in den gasförmigen Zustand überführt und
dann entsprechend dem Chlorgas mit TDI selektiv zu 1-Brom-TDI umgesetzt.
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Beispiel 6
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Die Photochlorierung von TDI wurde
gemäß Beispiel
1 ausgeführt.
Davon abweichend wurde jedoch TDI lösungsmittelfrei eingesetzt.