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Die
Erfindung betrifft ein Verfahren zur Nutzung der in einem Wärmekraftwerk
zur Anpassung an Netzschwankungen vorgehaltenen Primärregelleistung,
die bei einer Leistungsanforderung aus einem von dem Wärmekraftwerk
gespeisten Netz spontan bereit gestellt wird. Dabei wird ein Turbinen/Generatorsatz
zur Stromerzeugung, dessen elektrische Leistung die Primärregelleistung
umfasst, unabhängig
von der Leistungsanforderung aus dem Netz mit zusätzlicher
Dauerlast bei einem auf den Dauerlastbetrieb abgestimmten optimalen
Wirkungsgrad betrieben. Außerdem
wird bei dem Verfahren überschüssige elektrische
Leistung zur Erzeugung von Wasserstoff und Sauerstoff durch Elektrolyse
genutzt und die Leistungsaufnahme der Elektrolyse wird nach Maßgabe von
Lastschwankungen durch Zu- und Abschalten von Elektroden oder durch
Veränderung
des Stromflusses so gesteuert, dass stets die innerhalb der Primärregelleistung
erforderliche Leistung zur sofortigen Einspeisung in das Netz zur Verfügung steht.
Bei dem Verfahren wird ferner der elektrolytisch erzeugte Wasserstoff
als Energieträger gespeichert
und der bei der Elektrolyse entstehende Wasserstoff wird verflüssigt und
als flüssiger
Energieträger
gespeichert.
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Ein
Wärmekraftwerk,
bei dem an einer Generatoreinheit ein Block aus Elektrolysezellen
zur Regelung der abgegebenen elektrischen Leistung angeschlossen
ist, wird in
EP 0 084
815 A2 beschrieben. Dort wird auch die Möglichkeit
genannt, die Elektrolyse räumlich
von derjenigen Kraftwerkskomponente zu trennen, die die Generatoreinheit
zur Energiegewinnung umfasst.
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Bei
der Leistungserzeugung in Kraftwerken ist bekannt, dass sie immer
gleich der Leistungsanforderung aus dem Netz sein muss. Um dies
zu gewährleisten,
wird insbesondere für
Wärmekraftwerke mit
einer Leistung von mehr als 100 MW gefordert, dass diese in gewissen
Grenzen so genannte Regelleistung zur Verfügung stellen können. Man
unterscheidet dabei zwischen einer Primärregelung, einer Sekundärregelung
und einer Minutenregelung. Die Regelleistung für die Primärregelung beträgt +/–2% bezogen
auf die Nennleistung des Wärmekraftwerkes.
Sie muss bei einer Änderung
der Leistungsanforderung innerhalb von 30 Sekunden bereit gestellt und über das
ganze Jahr vorgehalten werden, obwohl Erfahrungen gezeigt haben,
dass sie nur für
wenige Stunden benötigt
wird. Im Rahmen der bekannten Maßnahmen wird die spontane Energiebereitstellung
in den Wärmekraftwerken
größtenteils
durch Androsselung der Dampfturbinen erreicht. Bei der Drosselregelung
geht ein Teil der Dampfenergie, die zuvor teuer im Kessel erzeugt
wurde, als exergetischer Verlust dem Kraftwerksprozess verloren.
Um Netzschwankungen nachfahren zu können, sind die Drosselorgane
ständig
im Regeleinsatz. Der Blockbetrieb ist daher dauernd gestört. Andere
Primärregelarten,
z. B. der Kondensatstopp oder eine Vorwärmeabschaltung, sind apparativ
aufwendig und beeinflussen den Wirkungsgrad des Kraftwerksprozesses beim
Regeleingriff ebenfalls negativ.
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Bei
einem aus
US 5,592,028 bekannten
Verfahren wird ein Teil der in einem Windkraftwerk erzeugten Energie
zur Erzeugung von Wasserstoff und Sauerstoff durch Elektrolyse genutzt.
Der elektrolytisch erzeugte Wasserstoff wird verflüssigt und
als Energieträger
gespeichert.
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Bei
einem aus
JP-A 09-0044118 bekannten Verfahren
wird in Zeiten, in denen die Leistungsanforderung aus dem Netz gering
ist, elektrische Energie durch Elektrolyse in Wasserstoff umgewandelt
und gespeichert. Zur Abdeckung von Lastspitzen wird der gespeicherte
Wasserstoff verbrannt und zur Dampferzeugung genutzt. Es ist ferner
bekannt, mit elektrolytisch hergestelltem und gespeichertem Wasserstoff einen
Gasmotor/Generatorsatz anzutreiben (
JP-A 58155210 ). Eine Umwandlung elektrischer
Energie, die als Primärregel leistung
in einem Wärmekraftwerk vorgehalten
werden muss, ist bisher jedoch nicht in Betracht gezogen worden.
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Der
Erfindung liegt vor diesem technologischen Hintergrund die Aufgabe
zugrunde, ein Verfahren zur Effizienzsteigerung und Kostenreduzierung bei
der Herstellung des Energieträgers
Wasserstoff anzugeben.
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Gegenstand
der Erfindung und Lösung
dieser Aufgabe ist ein Verfahren gemäß Anspruch 1. Dabei werden
die Turbinen des zur Stromerzeugung eingesetzten Turbinen/Generatorsatzes
nicht angedrosselt, sondern arbeiten mit ihrer maximal zulässigen Dauerlast.
Die Leistung, die im Netz nicht abgesetzt werden kann, erzeugt durch
Elektrolyse Wasserstoff und Sauerstoff. Beide Gase sind hochrein. Durch
Zuschalten und Abschalten von Elektroden der Elektrolyse können Lastschwankungen
im Netz spontan ausgeglichen und die im Rahmen der Primärregelung
vorgehaltene Leistungsreserve innerhalb von 30 Sekunden zur Einspeisung
in das Netz bereit gestellt werden. Dadurch, dass Wasserstoff und
Sauerstoff aus vermiedenen Drosselenergieverlusten erzeugt werden,
sind die Betriebskosten zur Herstellung des Energieträgers gering
und kann dieser kostengünstig
auf dem Markt angeboten werden. Daneben ergeben sich auch für den Kraftwerksprozess
erhebliche Vorteile. So kann der Kraftwerksbetrieb unabhängig von
der Last im Netz in seinem jeweiligen Optimum erfolgen. Dies erhöht den Wirkungsgrad
der Energieumsetzung und trägt
zu einer Minderung des CO2-Ausstoßes bei.
Dadurch, dass plötzliche
Laständerungen
vermieden werden, werden die Kraftwerkskomponenten und deren Materialien
schonender belastet. Temperatur- und Druckschwankungen werden vermieden.
Die Lebensdauer der Kraftwerkskomponenten erhöht sich und die Reparaturanfälligkeit
wird geringer. Die Regelung des Kraftwerksprozesses wird einfacher,
was sich günstig
auf die Verfügbarkeit
des Kraftwerksprozesses sowie bei Investitionen für Kraftwerksneubauten
auswirkt.
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Bei
der elektrolytischen Wasserstofferzeugung bei der Handhabung von
Wasserstoff kann auf vorhandene Technologien zurückgegriffen werden. Für die elektrolytische
Wasserstofferzeugung bietet sich eine Alkalielektrolyse an, die
mit einem alkalischen, wässrigen
Elektrolyten arbeitet. Elektroloyseanlagen für die Alkalielektrolyse weisen
einen durch ein mikroporöses
Diaphragma getrennten Kathoden- und Anodenraum auf. Hierdurch wird
eine Vermischung der Produktgase verhindert. Bei Drücken bis zu
10 bar werden, bezogen auf den unteren Heizwert des Wasserstoffes,
Wirkungsgrade von ca. 65% erreicht. Alkalische Wasserelektrolyseanlagen
sind in Leistungseinheiten zwischen 1 kWel bis 125 MWel seit Jahrzehnten
kommerziell im Einsatz. In Abhängigkeit
von der weiteren Nutzung des Energieträgers wird der Wasserstoff entweder
verdichtet oder verflüssigt.
Eine bevorzugte Anwendung des Energieträgers ist der Automobilsektor.
Der nach dem erfindungsgemäßen Verfahren
erzeugte Wasserstoff ist als Kraftstoff für Brennstoffzellenmotoren und
Wasserstoffmotoren einsetzbar.
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Gemäß einer
bevorzugten Ausführung
des erfindungsgemäßen Verfahrens
kann die Fernsteuerung der dezentral angeordneten Elektrolyseanlagen von
dem Wärmekraftwerk,
einem zuständigen
Netzbetreiber oder anderen Anbietern von Regelleistung aus z. B. über Funk
erfolgen. Die Elektrolyseanlagen mit nachgeschalteten Einrichtungen
zur Verflüssigung
und Speicherung des Wasserstoffes können insbesondere an Tankstellen
betrieben werden.
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Im
Folgenden wird die Erfindung anhand einer lediglich ein Ausführungsbeispiel
darstellenden Zeichnung erläutert.
Es zeigen schematisch
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1 ein
Verfahren zur Nutzung der in einem Wärmekraftwerk vorgehaltenen
Primärregelleistung,
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2 ein
Anlagenschema für
ein Verfahren mit zentraler Erzeugung und Distribution von Wasserstoff,
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3 ein
Anlagenschema für
das erfindungsgemäße Verfahren
mit dezentraler Erzeugung und Distribution von Wasserstoff.
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Das
in den Figuren dargestellte Verfahren nutzt die in einem Wärmekreislauf
zur Anpassung an Netzschwankungen vorgehaltene Primärregelleistung,
die bei einer Leistungsanforderung aus einem von dem Wärmekraftwerk
gespeisten Netz spontan, d. h. innerhalb von weniger als 30 Sekunden,
bereit gestellt werden muss. Das Wärmekraftwerk 1 weist einen
Turbinen/Generatorsatz 2 zur Stromerzeugung auf, dessen
elektrische Leistung P die Primärregelleistung
Po umfasst. Dieser Turbinen/Generatorsatz 2 wird
unabhängig
von der Leistungsanforderung PN aus dem
Netz 3 mit zulässiger
Dauerlast bei einem auf den Dauerlastbetrieb abgestimmten optimalen Wirkungsgrad
betrieben. Die dabei erzeugte überschüssige elektrische
Leistung wird zur Erzeugung von Wasserstoff und Sauerstoff durch
Elektrolyse genutzt. Der Strom wird einer Elektrolyseanlage 4 mit vorgeschaltetem
Gleichrichter 5 zugeführt,
die mit einem alkalischen, wässrigen
Elektrolyten arbeitet. Der Elektrolyseanlage 4 zugeführtes Wasser 6 wird
in Wasserstoff und Sauerstoff gespalten. Wasserstoff und Sauerstoff
werden verdichtet oder verflüssigt
und in Abfüllanlagen 7, 8 gespeichert.
Nach Maßgabe von
Lastschwankungen des Netzes 3 wird die Leistungsaufnahme
der Elektrolyseanlage 4 durch Zu- und Abschalten der Elektroden 9 oder
durch Verändern
des Stromflusses, z. B. durch Steuerung der Eintauchtiefe der Elektroden
und/oder des Elektrodenabstandes so gesteuert, dass stets die innerhalb der
Primärregelleistung
erforderliche Leistung zur sofortigen Einspeisung in das Netz 3 zur
Verfügung steht.
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Nach
dem in 2 dargestellten Anlagenschema ist dem Wärmekraftwerk 1 eine
Elektrolyseanlage 4 zugeordnet, deren Leistung auf die
im Wärmekraftwerk 1 vorgehaltene
Primärregelleistung
Po abgestimmt ist. De Wasserstoff wird zentral,
also in einer dem Wärmekraftwerk 1 zugeordneten
Anlage 4, erzeugt und in einer nachgeschalteten Einrichtung 10 verflüssigt sowie
in einer flüssigen
Form gespeichert. Die Distribution des Wasserstoffes erfolgt durch
Tankfahrzeuge 11, welche Tankstellen 12 beliefern.
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Bei
dem in 3 dargestellten erfindungsgemäßen Verfahren wird der Wasserstoff
in dezentral angeordneten Elektrolyseanlagen 4 erzeugt.
Der Strom für
die Elektrolyse wird dem Netz 3 entnommen. Der Betrieb
der dezentralen Elektrolyseanlagen 4 wird beispielsweise über Funk 13 von
dem Wärmekraftwerk 1,
dem Lastverteiler oder unabhängigen Dritten
aus ferngesteuert. Die Elektrolyseanlagen 4 mit nachgeschalteten
Einrichtungen 10 zur Verflüssigung und Speicherung des
Wasserstoffes können unmittelbar
an Tankstellen 12 installiert werden.
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Der
elektrolytisch erzeugte Wasserstoff wird als Kraftstoff zum Antrieb
von Brennstoffzellenfahrzeugen 14 oder Fahrzeugen mit Verbrennungsmotoren,
die auf den Betrieb von Wasserstoff eingerichtet sind, verwendet.