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Die
Erfindung betrifft ein System zur zentralen Verwaltung, Speicherung
und Bereitstellung von Informationen über Bauteile eines Herstellungsprozesses,
insbesondere Bauteile einer Kraftfahrzeugsproduktion, mit zumindest
einem die Informationen verwaltenden Host-Rechner, mit zumindest
einem die Informationen abrufenden und bereitstellenden Client-Rechner,
wobei der Host-Rechner und der Client-Rechner Kommunikationsmittel
zur Datenkommunikation über
ein Rechnernetzwerk aufweisen und wobei der Host-Rechner Speichermittel
zur Speicherung der Informationen aufweist. Des Weiteren betrifft
die Erfindung die Verwendung eines solchen Systems in der Produktionsplanung
und -realisierung.
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Herkömmlicherweise
werden für
die Verwaltung und Qualitätssicherung
von Produktionsprozessen Stücklisten
angelegt, wobei diese Stücklisten nach
Baugruppen geordnet sind und die für jede Baugruppe benötigten Bauteile
in der Stückliste
abgespeichert sind. Für
jede einzelne Baugruppe wird ein Datensatz erstellt, welcher die
entsprechenden Bauteile nachweist. Beispielsweise ist es aus der
Offenlegungsschrift
DE
198 44 362 A1 bekannt, über
eine zentral verfügbare
Datenbank Informationen, die für eine
Konstruktion notwendig sind, zentralisiert bereit zu halten. Durch
eine Verknüpfung
und Kopplung verschiedener Systeme lässt sich ein globales Anlagen-
und Systemdesign realisieren. Die Datenbank speichert Informationen über Teile,
Komponenten und Anlagenmodule, die einer festgelegten Beschreibungsstruktur
entsprechen. Entsprechend den bekannten Stücklisten werden auch hierbei
für Baugruppen
spezifische Listen von Bauteilen erstellt.
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Die über einzelne
Bauteile gewonnenen Informationen können gemäß der bekannten Datenbankstruktur
nicht zentral vorgehalten werden, da ein Bauteil unter Umständen in
einer Vielzahl von Baugruppen eingesetzt wird und deshalb auch in
einer Vielzahl von Datensätzen
vorkommt. Werden Informationen über
ein Bauteil ermittelt, so werden bei bekannten Stücklisten
diese Informationen für
jede Baugruppe getrennt abgespeichert. Auch werden bei bekannten
Stücklisten
die Informationen nicht über einen
gesamten Entwicklungs- und Lebenszyklus eines Bauteils in der Stückliste
vorgehalten. Nachteilig ist, dass in der Produktentwicklung, -planung,
Fertigungsplanung und Serienfertigung gewonnene Informationen nicht
zentral für
ein Bauteil abgespeichert werden können.
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Des
Weiteren beschreibt die
DE
197 51 273 A1 ein Verfahren zum Computer unterstützten Erstellen
und Handhaben einer auf Produkt- oder Prozesslebenszyklen Bezug
nehmenden technischen Datenbank für deren Verwendung in einem
modularen Diagnose-, Informations- und Ausbildungs- oder Trainingssystem.
Dazu wird zunächst
eine für
alle Systemkomponenten einen Zugriff erlaubende gemeinsame Datenbank
angelegt, wobei die Struktur und die Tiefe der Adressierung für die Datenbank
auf das jeweilige Prozess- oder Produktmodell und dessen Funktionen
ausgerichtet sind. Danach erfolgt ein, automatisches Erfassen und
Ablegen sowie Aktualisieren von Daten anhand der Adressen nach dem
Prozess- oder Produktmodell zu einem frühest möglichen Zeitpunkt im Zuge der
Prozess- oder Produktentwicklung oder des Produktlebenszyklus. Die
in der gemeinsamen Datenbank abgelegten Prozess- oder Produktdaten
können über den
Lebenszyklus laufend aktualisiert werden, ohne dass eine vorab Spezifikation
der jeweiligen Daten bezogen auf die mögliche Verwendung oder Nutzung
in oder für
eine der Systemkomponenten erforderlich wird. Die in der
DE 197 51 273 A1 offenbarten
Systemkomponenten sind dabei ein modulares Trainingssystem, ein
intelligentes Diagnosesystem, ein Prüfsystem und eine elektronische
technische Dokumentation. Derartige Systeme greifen von ihrer Natur
heraus lediglich auf Daten zu, verändern diese jedoch nicht und
dienen nicht zum Aufbau einer Datenbank.
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Die
DE 200 04 891 U1 offenbart
eine Vorrichtung zur Auswahl eines entsprechenden Bauteils einer
lufttechnischen Einrichtung aus einer Anzahl von Bauteilvarianten,
bestehend aus einem Computersystem mit Speichereinheit zum Speichern
von Informationen über
die verschiedenen Bauteile und eine Eingabeeinheit zur Eingabe von
mindestens einem Anforderungsparameter. Das Computersystem weist ein
Programm zum Ermitteln von Eigenschaftsparatmetern/Anwendungsparametern
aller Bauteile und in Bezug auf alle Bauteile der Bauteilvarianten
unter Anwendung der gespeicherten Informationen und unter Berücksichtigung
des Anforderungsparameters auf. Weiterhin ist eine Ausgabeeinheit
für den
Vergleich der Eigenschaftsparameter/Anwendungsparameter aller Bauteile
und in Bezug auf alle Bauteile der Bauteilevarianten vorgesehen.
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Zusätzlich wird
in der
US 5,675,784
A eine Datenstruktur für
ein Datenbanksystem beschrieben. Das Datenbank-System gestattet
die Suche nach einer unbegrenzten Anzahl und Arten von Komponenten
zu einem Produkt und erstellt eine Datenarchitektur, die konsistente
Produktdaten, einschließlich
einer Beschreibung des Produktes und seiner Komponente enthält. Die
Datenbank ist derart aufgebaut, dass eine Suche nach spezifischen
Produkten anhand von Komponenteneigenschaften möglich ist.
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Die
Aufgabe der Erfindung ist es, ein System zur Verfügung zu
stellen, mit dessen Hilfe bauteilspezifische Informationen zentral
abrufbar sind.
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Diese
Aufgabe wird erfindungsgemäß dadurch
gelöst,
dass der Host-Rechner Zuordnungsmittel zur Zuordnung von Informationen
zu Bauteilen aufweist, dass mit Hilfe der Zuordnungsmittel eine bauteilspezifische
Zuordnung der Informationen erfolgt und dass mit Hilfe des Client-Rechners die Informationen
einstellbar, veränderbar
und abrufbar sind.
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Erfindungsgemäß ist erkannt
worden, dass während
der Produktentwicklung bereits eine Vielzahl von Informationen über Bauteile
gewonnen werden, die bei der nachfolgenden Serienfertigung vorteilhaft
genutzt werden können.
Um diese Informationen über
den gesamten Produktionszyklus zur Verfügung zu stellen, werden die
Informationen bauteilspezifisch abgespeichert. Das heißt, dass
für jedes Bauteil
die Summe aller Informationen abrufbar ist und zwar derart, dass
eine Verknüpfung
zwischen Informationen und Bauteil unabhängig von einer Baugruppe vorgenommen
wird. Im Gegensatz zu Stücklisten,
in denen die Bauteile in einer Vielzahl von Baugruppen aufgelistet
sind und die Informationen zu den Bauteilen nicht direkt den Bauteilen
zugeordnet sind, lässt
sich mit Hilfe des erfindungsgemäßen Systems
für jedes
Bauteil die gewonnenen Informationen direkt abrufen.
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Vorteilhaft
ist, dass mit Hilfe der Speichermittel die Informationen in Form
von Texten, Zeichnungen, audiovisuellen Daten und alphanumerischen Zeichen
speicherbar sind. Eine solche multimediale Speicherung der Informationen
erlaubt eine Vielzahl von Verfahren zur Informationssammlung. So
lassen sich beispielsweise digitale Fotos, Videos, Datenblätter, Texte
und grafische Gestaltungen der Bauteile und der über sie gewonnenen Informationen
in der Datenbank abspeichern und bei Bedarf über eine Bauteilkennung abrufen.
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Eine
Online-Information über
einzelne Bauteile lässt
sich dadurch realisieren, dass mit Hilfe der Speichermittel Informationen über Bauteile
in Form von elektronischen Mitteilungen speicherbar sind und über die
Client-Rechner laufend aktualisierbar und abrufbar sind. Hierbei
ist zum Beispiel die Kommunikation von Informationen mit Hilfe von
E-Mails möglich.
Sobald Informationen über
Bauteile vorliegen, werden E-Mails durch Mitarbeiter erstellt und
an den Host-Rechner übermittelt.
Dort wird die Information mit dem Bauteil derart verknüpft, dass
sie über
eine Kennung des Bauteils abrufbar ist. Vorteilhaft ist in diesem
Zusammenhang auch, dass ergänzende neue
Informationen über
Bauteile während
eines Produktionsprozesses an die jeweilig zuständigen Bereiche automatisch übermittelt
werden können.
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Eine
Verknüpfung
von Bauteilen untereinander sowie von Bauteilen zu Baugruppen lässt sich
dadurch realisieren, dass mit Hilfe der Zuordnungsmittel eine Zuordnung
von Bauteilen zu Baugruppen sowie zu weiteren Bauteilen durchführbar ist.
Dadurch lässt
sich beispielsweise das Zusammenspiel zwischen zwei Teilen und die
Auswirkungen von Veränderungen
untereinander analysieren. Informationen über ein Bauteil lassen sich
an zuständige
Abteilungen oder Personen, beispielsweise Zulieferer oder Beschaffungsabteilungen,
dadurch übermitteln,
dass mit Hilfe der Zuordnungsmittel eine Zuordnung von Bauteilen
zu einem Client-Rechner sowie zu Anwendern durchführbar ist.
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Insbesondere
bei auftretenden Fehlern ist es wichtig, dass kurze Reaktionszeiten
realisiert werden können.
Daher wird gemäß einer
vorteilhaften Ausgestaltung vorgeschlagen, dass Auswertungsmittel in
dem Host-Rechner vorgesehen sind, dass mit Hilfe der Speichermittel
Fehlerberichte zu einzelnen Bauteilen speicherbar sind und dass
mit Hilfe der Auswertungsmittel Reaktionen auf Fehlerberichte auslösbar sind.
Fehlerberichte lassen sich beispielsweise über standardisierte Eingabemasken
realisieren. Die Auswertemittel analysieren die Fehlerberichte und
erstellen automatisch Meldungen an die zuständigen Mitarbeiter oder Abteilungen.
In diesem Fall kann kurzfristig auf auftretende Probleme, egal in welchem
Produktionszyklus sie auftreten, reagiert werden. Den zuständigen Mitarbeitern
liegen sofort alle Informationen über die einzelnen Bauteile
sowie die Problembeschreibungen vor. Gefundene Lösungen lassen sich dann wiederum
kurzfristig in der Datenbank ablegen, abrufen und anwenden.
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Einen Überblick über die
vorhandenen Informationen kann ein Mitarbeiter dadurch erlangen, dass
mit Hilfe der Auswertemittel Statusberichte über gespeicherte Bauteile erstellbar
sind und dass die Statusberichte mit Hilfe der Client-Rechner abrufbar sind,
wobei die Statusberichte konfigurierbar sind. Diese Statusberichte
können
beispielsweise wichtige Informationen, Standorte und Bestände von
einzelnen Bauteilen enthalten, je nachdem, welcher Mitarbeiter oder
welche Abteilung einen Statusbericht abruft, muss dieser individualisierbar
sein. Daher wird vorgeschlagen, dass die Statusberichte konfigurierbar
sind. Die Konfiguration wird nach individuellen Vorgaben durchgeführt.
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Ein
weiterer Gegenstand der Erfindung ist die Verwendung eines vorbeschriebenen
Systems in der Produktionsplanung und -realisierung, wobei bauteilspezifische
Informationen im wesentlichen durchgängig während der Produktentwicklung,
der Produktionsplanung, der Fertigungsplanung und der Serienfertigung
gesammelt und gespeichert werden. Das bedeutet, dass bereits in
der Produktentwicklung gesammelte Informationen auch noch in späteren Planungsschritten
verfügbar
sind, beispielsweise in der Serienfertigung. In der Produktentwicklung
werden Fotos, Konstruktionszeichnungen, Baugruppenzeichnungen, Ansprechpartner
und Konstrukteure, Videos und Beschreibungen zu Montagetechniken und
Fertigungsprozessen, Designfreigaben, Baumusterfreigaben und Konstruktionsdetails
erfasst und ausgearbeitet. Diese gesammelten Informationen werden
zusammen mit dem Bauteil abgespeichert.
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Während der
Produktionsplanung können die
gesammelten Informationen durch E-Mails, Aktionspläne und Streifenlisten ergänzt werden.
Die in einer Pilotproduktion gesammelten Erfahrungen lassen sich
per E-Mail direkt an die Datenbank übermitteln. Einzelne Arbeitsgänge und
Prozessablaufbeschreibungen sowie Informationen über die Kreditfindung lassen
sich in der Datenbank abspeichern und sind direkt abrufbar. Während der
Fertigungsplanung lassen sich die bereits gesammelten Informationen durch
zusätzliche
Daten verfeinern und ergänzen,
so dass in der Serienproduktion alle verfügbaren Informationen zentral
zur Verfügung
stehen. Treten während
der Serienproduktion zusätzliche
Probleme auf, lassen sich diese direkt an die Datenbank übermitteln und
stehen somit allen Produktionsteams zur Verfügung. Eine Kommunikation zwischen
verschiedenen Produktionsteams ist über Werkhallengrenzen hinaus
möglich.
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Die
Verwendung des erfindungsgemäßen Systems
ermöglicht
die Verknüpfung
zwischen statischen Stücklisten
und Arbeitsplänen
und dynamisch ermittelten Informationen.
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Die
Erfindung wird im folgenden anhand einer ein Ausführungsbeispiel
zeigenden Zeichnung näher
erläutert.
In der Zeichnung zeigt die einzige Figur den Zugriff einer Vielzahl
von Client-Rechnern auf die Datenbank.
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In 1 ist
ein bauteilspezifischer Datensatz 2 dargestellt. Dieser
Datensatz 2 wird während
verschiedener Entwicklungszyklen 4–14 laufend ergänzt. Bei
der Produktentwicklung 4, der Produktionsplanung 6,
der Fertigungsplanung 8, der Kreditierung 10,
der Finanzierung 12 und Pilotfertigung 14 wird
dieser Datensatz von verschiedenen Instanzen 16, beispielsweise
der technischen Planung, der technischen Entwicklung, der Forschungs-
und Entwicklungsabteilung, der Qualitätssicherung und weiteren Abteilungen
mit den gewonnenen Informationen ergänzt.
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Während der
Produktionsplanung 4 können Texte,
Fotos, Videos und/oder Anbauorte angefertigt und in den Datensatz 2 über das
betreffende Bauteil eingespeist werden. Vorhandene Fertigungsabläufe, Zeitraumschätzungen,
Kostenschätzungen,
Qualitätsbeurteilungen,
Lieferanteninformationen, Logistikkonzepte, Arbeitsplatzgestaltungen,
Arbeitsplatzergonomien und weiteren Produktbeurteilungen können mit
Hilfe der gespeicherten Informationen verglichen und optimiert werden.
Nachdem die Produktentwicklung 4 abgeschlossen ist, etwa
12 Monate vor der geplanten Serienfertigung, wird im nächsten Schritt
eine Produktionsplanung 6 durchgeführt.
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In
der Produktionsplanung 6 kann auf die vorhandenen Daten
der Produktentwicklung 4 zurückgegriffen werden und die
Daten können
ergänzt werden.
Dabei lassen sich beispielsweise auftretende technische Probleme
und deren Lösungsvorschläge, Qualitätsprüfpläne, Reinigungspläne, Wartungspläne, Trainingspläne, logistische
Lagerinformationen und weitere Informationen zu den einzelnen Bauteilen
ablegen. Das bedeutet, dass in den Datensatz 2 alle zu
einem Teil verfügbaren
Informationen aus der Produktentwicklung und der Produktionsplanung
verfügbar
sind und von den verschiedenen Instanzen 16 abrufbar sind,
was zur Folge hat, dass in der Entwicklungsphase, die durch den
Zeitstrahl 18 dargestellt ist, bereits 12 bis 6 Monate
vor der Serienfertigung eine Vielzahl von Informationen über einzelne
Bauteile vorliegen.
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In
der Fertigungsplanung 8, ca. 8 Monate vor der Serienfertigung,
werden die gewonnenen Informationen weiter ergänzt durch Lösungen technischer Probleme,
Verfeinerungen der Fertigungsprozesse, Bemusterungen für eine Qualitätssicherung,
Arbeitsorganisation und Arbeitsplatzoptimierung sowie Dokumentation
für Kreditierung
und Feintaktung von Prozessschritten als auch Schulungsmaterial
für Mitarbeitertraining.
Während
der laufenden Fertigungsplanung lässt sich der Datensatz 2 um
gewonnene Informationen ergänzen
und auftretende Probleme schnell beheben.
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In
weiteren Schritten der Kreditierung 10, Finanzierung 12 und
Pilotfertigung 14 werden schließlich weitere Informationen
zu den einzelnen Bauteilen gesammelt und in dem Datensatz 2 abgelegt. Zum
Zeitpunkt 20a der Serienfertigung 20 stehen dann
alle Informationen über
einzelne Bauteile in dem Datensatz 2 für die Instanzen 16 zur
Verfügung. Treten
während
der Fertigung 20 Probleme auf, lassen sich diese sofort
in den Datensatz 2 einspeisen. Da im Datensatz 2 Informationen über Ansprechpartner
und Problemlösungen
vorliegen, kann kurzfristig auf die auftretenden Probleme reagieren
werden.
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Auch
der Zugriff auf den Datensatz 2 von verschiedenen Produktionsstandorten
ist möglich,
so dass Problemlösungen
für einmal
gelöste
Probleme von einer Vielzahl von Produktionsstandorten abrufbar sind.
Die Erfindung beschleunigt und vereinfacht die Produktentwicklung,
da durch die zentrale Teile-Datenbank stets alle Informationen über ein
Bauteil schnell und einfach verfügbar
sind.
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- 2
- Datensatz
- 4
- Produktentwicklung
- 6
- Produktionsplanung
- 8
- Fertigungsplanung
- 10
- Kreditierung
- 12
- Finanzierung
- 14
- Pilotfertigung
- 16
- Instanzen
- 18
- Zeitschiene
- 20a
- Beginn
Serienfertigung
- 20
- Serienfertigung