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Die Erfindung betrifft ein Kraftfahrzeug, aufweisend eine Außenoberfläche und wenigstens eine aus einer in der Außenoberfläche versenkten Ruhestellung in eine Betriebsstellung ausfahrbare, insbesondere ausschwenkbare, Kamerahalterung mit wenigstens einer Kamera und einem ansteuerbaren, zur Verstellung zwischen der Ruhestellung und der Betriebsstellung ausgebildeten Aktor.
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Für Kraftfahrzeuge, insbesondere Personenkraftwagen, ist es im Stand der Technik seit langem bekannt, für einen Fahrer den Überblick in den Rückraum des Kraftfahrzeugs dadurch zu verbessern, dass seitliche Außenspiegel an dem Kraftfahrzeug vorgesehen werden. Diese besitzen beispielsweise ein konventionelles Spiegelglas und können eine Beiklappfunktion umfassen. Es wurde auch bereits vorgeschlagen, derartige Außenspiegel als Sitz für weitere Sensorik, beispielsweise sogenannte „top-view-Kameras“, zu verwenden.
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Zudem wurden im Stand der Technik bereits sogenannte virtuelle Außenspiegel vorgeschlagen. Bei virtuellen Außenspiegeln wird statt einem außerhalb des Insassenraums des Kraftfahrzeugs angeordneten Spiegelglas eine auf den Rückraum des Kraftfahrzeugs gerichtete Kamera verwendet, der im Insassenraum des Kraftfahrzeugs eine Anzeigevorrichtung, beispielsweise ein Display, zugeordnet ist, auf dem die Bilder der rückwärtig ausgerichteten Kamera angezeigt werden können. Die Kamera solcher virtueller Außenspiegel wird dabei an der Tür des Kraftfahrzeugs, insbesondere an der Position eines herkömmlichen, Spiegelglas nutzenden Außenspiegels, angebracht.
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Dabei besteht das Problem, dass die Kamera Verschmutzungen ausgesetzt ist. Eine Zufuhr von Reinigungsflüssigkeit in die Tür ist nur sehr schwer möglich. Darüber hinaus sind an einer Fahrzeugtür vorgesehene herkömmliche oder virtuelle Spiegel auch in einem angeklappten Zustand noch immer sichtbar und beeinträchtigen damit die Silhouette des Kraftfahrzeugs.
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Bezüglich solcher, für virtuelle Außenspiegel genutzter Kameras sowie für andere, beispielsweise für Fahrerassistenzsysteme genutzte Kameras wurde im Stand der Technik bereits vorgeschlagen, diese an einer ausfahrbaren Kamerahalterung, beispielsweise einem ausschwenkbaren Arm, anzuordnen. Die Kamerahalterung kann beispielsweise in einem eingeklappten Zustand bündig mit der sonstigen Außenoberfläche des Kraftfahrzeugs abschließen, wie sie beispielsweise durch dessen Karosserie definiert ist, und immer dann, wenn sie benötigt wird, beispielsweise also bei Betrieb beziehungsweise einer Fahrt des Kraftfahrzeugs, an der Kamerahaltung ausgeklappt beziehungsweise ausgefahren werden.
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WO 2019/029806 A1 offenbart in diesem Zusammenhang eine in einem Kameragehäuse aufgenommene Kamera, wobei das Kameragehäuse Teil eines schwenkbaren oder faltbaren Armes ist. Die Kamera wird an einem freien Ende des faltbaren Armes angeordnet. Der faltbare Arm ist in einer zurückgezogenen oder gefalteten Position, wenn das Fahrzeug geparkt ist, und in einer ausgefahrenen Position, wenn sich das Fahrzeug bewegt. Das dortige Kamerasystem umfasst ferner ein integriertes Linsenreinigungssystem. Hierbei wird Reinigungsflüssigkeit, die von der Kameralinse abtropft, wieder aufgefangen.
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DE 10 2018 205 848 B3 offenbart einen Kamera-Arm eines kamerabasierten Spiegelersatz-Systems für ein Kraftfahrzeug, wobei ein zweites Strukturelement mit einer Kamera gegen ein erstes Strukturelement zur Befestigung am Kraftfahrzeug verschwenkbar ist. Dabei kann eine vorteilhafte Ausführungsform des dort vorgeschlagenen Kamera-Arms zusätzliche eine oder mehrere der folgenden Vorrichtungen aufweisen: eine Funkantenne zur Kommunikation, eine Positionsleuchte, ein Heizelement, eine Reinigungsvorrichtung zur Reinigung von Kameralinsen oder Kameraabdeckungen.
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Ein weiteres Problem moderner Kraftfahrzeuge ist das Nachfüllen von Betriebsflüssigkeiten. Hierfür ist es üblich, im Motorraum bzw. allgemein im Vorderwagen Öffnungen vorzusehen, die durch einen Deckel verschlossen sind. Üblicherweise muss, um Zugang zu diesen Nachfüllöffnungen zu erhalten, die Motorhaube/Fronthaube geöffnet werden, wonach in dem gegebenenfalls heißen und/oder nicht gänzlich sauberen Motorraum weitere Deckel geöffnet werden müssen, um die Betriebsflüssigkeiten nachzufüllen. Dies ist aufwändig, unhandlich und erfordert nachteilhafterweise eine Vielzahl von Aktionen.
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US 2018/0001837 A1 offenbart eine Einrichtung zur Säuberung einer Fahrerassistenzkamera eines Kraftfahrzeugs mittels eines Reinigungskopfes. Der Reinigungskopf ist dabei fixiert und die Kamera mittels eines Antriebsmittels bewegbar, und zwar zwischen einer innerhalb eines Strukturelements des Kraftfahrzeugs befindlichen, dem Reinigungskopf gegenüberliegenden Position und einer aktiven Position, in der die Kamera von dem Strukturelement beabstandet ist, um Bilder aufnehmen zu können. Dort wird ein gattungsgemäßes Kraftfahrzeug beschrieben.
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Der Erfindung liegt die Aufgabe zugrunde, ein insbesondere sowohl im Hinblick auf Kamerahalterungen als auch im Hinblick auf Betriebsflüssigkeiten verbessertes Kraftfahrzeug anzugeben.
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Zur Lösung dieser Aufgabe ist bei einem Kraftfahrzeug der eingangs genannten Art erfindungsgemäß vorgesehen, dass die Kamerahalterung wenigstens eine Einfüllöffnung für wenigstens eine Betriebsflüssigkeit des Kraftfahrzeugs aufweist, die über eine Flüssigkeitsleitung mit einem Reservoir für die Betriebsflüssigkeit in einem Innenraum des Kraftfahrzeugs verbunden ist.
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Erfindungsgemäß wird also vorgeschlagen, Kamerahalterungen mit einer Einfüllöffnung zu versehen, über die Betriebsflüssigkeiten des Kraftfahrzeugs komfortabel am Rand des Kraftfahrzeugs an einer einfach erreichbaren Stelle nachfüllbar sind. Hierzu wird die Einfüllöffnung über eine Flüssigkeitsleitung mit einem zu der Kamerahalterung externen, anderweitig im Kraftfahrzeug verbauten Reservoir für die Betriebsflüssigkeit verbunden. Dabei ist die Kamerahalterung mit besonderem Vorteil in einem durch den Innenraum abgedeckten Längsbereich des Kraftfahrzeugs angeordnet. Das bedeutet, die Kamerahalterung wird zweckmäßig dort angeordnet, wo ohnehin das Reservoir zu finden ist, so dass sich die Verlegung der entsprechenden Flüssigkeitsleitung einfach gestaltet. Konkret kann es sich bei dem Innenraum beispielsweise um einen Motorraum handeln, wobei die Kamerahalterung in einem Kotflügel verbaut sein kann. Das bedeutet, im Rahmen der vorliegenden Erfindung wird gezielt von einer Positionierung der Kamera in beziehungsweise an der Tür beziehungsweise in deren Längsbereich abgegangen, um stattdessen die Kamerahalterung dort vorzusehen, wo sie mit einer besonders zweckmäßigen Zusatzfunktion ausgestattet werden kann, nämlich dank der Einfüllöffnung als Einfüllmöglichkeit für die Betriebsflüssigkeit dienen kann. Hierbei ist die Einfüllöffnung zur Erhöhung des Komforts idealerweise groß gewählt.
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In besonders zweckmäßiger Weise kann es sich bei wenigstens einer der wenigstens einen Betriebsflüssigkeit um eine Reinigungsflüssigkeit handeln, wobei das zugeordnete Reservoir ein Reinigungsflüssigkeitsreservoir ist. Beispielsweise kann ein grundsätzlich bekannter Reinigungsflüssigkeitstank in einem Motorraum des Kraftfahrzeugs beziehungsweise an diesen angrenzend verbaut sein. Der Reinigungsflüssigkeitstank kann Reinigungsflüssigkeit enthalten, welche über eine geeignete Reinigungsanlage insbesondere auch der Reinigung wenigstens einer Scheibe des Kraftfahrzeugs und/oder wenigstens einer Beleuchtungseinrichtung des Kraftfahrzeugs und/oder wenigstens eines Sensors des Kraftfahrzeugs dienen kann.
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In dieser Ausgestaltung ist es besonders zweckmäßig, wenn die Kamerahalterung eine Reinigungsvorrichtung für wenigstens die Kamera aufweist, die zur Verwendung von über wenigstens einen Teil der Flüssigkeitsleitung aus dem (ja zur Kamerahalterung externen) Reinigungsflüssigkeitsreservoir geförderter Reinigungsflüssigkeit ausgebildet ist. Das bedeutet, nachdem ohnehin die Einfüllöffnung vorgesehen ist, kann die Reinigungsvorrichtung der Kamerahalterung problemlos auch an die Reinigungsanlage des Kraftfahrzeugs, insbesondere das Reinigungsflüssigkeitsreservoir, angeschlossen werden. Insbesondere dann, wenn die Kamerahalterung ohnehin im Vorderwagen, insbesondere an einem Kotflügel, angeordnet ist, ist eine Lage gegeben, die eine Anbindung an die Reinigungsanlage des Kraftfahrzeugs sehr einfach ermöglicht. Probleme, wie sie bei in Kamerahalterungen integrierten Reinigungsvorrichtungen, bei denen auch die Reinigungsflüssigkeit in der Kamerahalterung vorgehalten wird, auftreten können, beispielsweise Reinigungsflüssigkeitsverlust, können vermieden werden. In einer konkreten Ausgestaltung kann dabei vorgesehen sein, dass die Reinigungsvorrichtung wenigstens eine, insbesondere auf wenigstens eine äußere Linse der Kamera gerichtete, Spritzvorrichtung, insbesondere eine Reinigungsdüse, aufweist.
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Erfindungsgemäß kann vorgesehen sein, dass wenigstens eine der wenigstens einen Betriebsflüssigkeit Öl und das zugeordnete Reservoir ein Ölraum, insbesondere eines Motors des Kraftfahrzeugs, ist. Beispielsweise ist es also möglich, Motoröl komfortabel und insbesondere ohne direktes Kontaktrisiko zu heißen Komponenten, an der Seite des Kraftfahrzeugs mittels der Kamerahalterung nachzufüllen.
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Das Kraftfahrzeug kann zwei an gegenüberliegenden Seiten des Kraftfahrzeugs vorgesehene Kamerahalterungen aufweisen. Diese sind üblicherweise bezüglich der Kraftfahrzeuglängsachse beziehungsweise der Mittelebene des Kraftfahrzeugs zumindest im Wesentlichen symmetrisch angeordnet, beispielsweise um einen rechten virtuellen Außenspiegel und einen linken virtuellen Außenspiegel bereitzustellen und/oder mittels der Kamera vergleichbare Sensordaten von beiden Seiten des Kraftfahrzeugs zu erhalten. Dabei ist es in diesem Zusammenhang denkbar, nur eine der Kamerahalterungen mit einer Einfüllöffnung auszugestalten oder bei beiden Kamerahalterungen eine Einfüllöffnung für dieselbe Betriebsflüssigkeit vorzusehen. Mit besonderem Vorteil kann jedoch vorgesehen sein, dass die Einfüllöffnungen der unterschiedlichen Kamerahalterungen unterschiedlichen Betriebsflüssigkeiten zugeordnet sind. So kann beispielsweise eine Ausgestaltung vorgesehen sein, in der auf der linken Seite Reinigungsflüssigkeit nachgefüllt werden kann, auf der rechten Seite Öl. Hierbei können entsprechende Kennzeichnungen an den Einfüllöffnungen vorgesehen sein. Insbesondere im Zusammenhang mit einer Reinigungsvorrichtung in den Kamerahalterungen kann es jedoch in jedem Fall zweckmäßig sein, beide Kamerahalterungen an das Reinigungsflüssigkeitsreservoir anzuschließen, um die Reinigungsflüssigkeit in dem Reinigungsflüssigkeitsreservoir zur Reinigung mit der Reinigungsvorrichtung zu nutzen, insbesondere zur Reinigung einer Linse der jeweiligen Kamera.
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In einer besonders bevorzugten Ausgestaltung der vorliegenden Erfindung kann vorgesehen sein, dass die Kamerahalterung, insbesondere mittels des Aktors, in eine dritte, von der Ruhestellung und der Betriebsstellung verschiedene Einfüllstellung verbringbar ist, wobei die Einfüllöffnung nur in der Einfüllstellung frei liegt. Das bedeutet, in der Ruhestellung und in der Betriebsstellung liegt die Einfüllöffnung, beispielsweise durch ein Karosserieteil, innerhalb der Außenoberfläche des Kraftfahrzeugs verdeckt, so dass insbesondere auf einen Deckel oder sonstigen Verschluss verzichtet werden kann, da die Einfüllöffnung ohnehin nur in der Einfüllstellung frei liegt. Wird die Kamerahalterung in die Einfüllstellung verbracht, wird eine in der Ruhestellung und der Betriebsstellung nicht sichtbare Einfüllöffnung sichtbar, die das Nachfüllen der Betriebsstoffe ermöglicht. Beim Zurückstellen in die Ruhestellung oder die Betriebsstellung wird die Einfüllöffnung automatisch wieder verschlossen, so dass während einer Fahrt oder bei außer Betrieb befindlichem Kraftfahrzeug, beispielsweise geparktem Kraftfahrzeug, keine Verunreinigungen in die Einfüllöffnung und somit die Betriebsflüssigkeiten gelangen können.
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In einer besonders vorteilhaften, einfach realisierbaren und umsetzbaren Ausgestaltung kann konkret vorgesehen sein, dass die Kamerahalterung einen ausschwenkbaren Schwenkarm umfasst, an dessen zum Schwenkgelenk, das innerhalb der Außenoberfläche gelegen ist, gelegenen Ende die Einfüllöffnung vorgesehen ist, wobei die Betriebsstellung ein Ausschwenken in einem spitzen Winkel derart vorsieht, dass die Einfüllöffnung innerhalb der Außenoberfläche verdeckt verbleibt und die Einfüllstellung ein Ausschwenken um einen gegenüber der Betriebsstellung größeren Winkel, insbesondere um 90°, derart umfasst, dass die Einfüllöffnung freigelegt wird. Hierbei wird ausgenutzt, dass bei einem in der Ruhestellung verdeckt, insbesondere mit der Außenoberfläche des Kraftfahrzeugs bündig abschließend, gelagerten Schwenkarm mit zunehmendem Schwenkwinkel ein zunehmender Anteil der Oberseite des Schwenkarms sichtbar wird. Hierbei kann beispielsweise vorgesehen sein, dass am äußeren, freien Ende des Schwenkarms die wenigstens eine Kamera angeordnet ist, so dass diese bereits bei kleineren Winkeln in einer Betriebsstellung nach außen von der Außenoberfläche des Kraftfahrzeugs beabstandet wird und mithin Sensordaten der Umgebung des Kraftfahrzeugs aufnehmen kann, beispielsweise im Fall eines virtuellen Außenspiegels aus dem Rückraum des Kraftfahrzeugs. In der Einfüllstellung wird der Schwenkarm nun jedoch insbesondere deutlich weiter, beispielsweise um volle 90°, ausgeschwenkt, so dass ein größerer Anteil der Oberseite des Schwenkarms sichtbar wird und auf diese Weise auch die zum Schwenkgelenk hin gelegene Einfüllöffnung freigelegt wird. Hierbei dient die Einfüllstellung zweckmäßig ausschließlich dem Nachfüllen der Betriebsflüssigkeit.
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Das Kraftfahrzeug kann ferner eine Steuereinrichtung zur Ansteuerung des Aktors aufweisen, welche beispielsweise dann, wenn die Kamera verwendet werden soll, die Kamerahalterung in die Betriebsstellung verbringen kann und dann, wenn die Kamera nicht verwendet werden soll, den Aktor zum Verbringen der Kamerahalterung in die Ruhestellung ansteuern kann. Im Kontext der Einfüllstellung kann die Steuereinrichtung nun ferner auch ausgebildet sein, die Einfüllstellung, insbesondere durch entsprechende Ansteuerung des Aktors, nur in einem sicheren Betriebszustand, insbesondere einem Stillstand und/oder bei ausgeschalteter Zündung, des Kraftfahrzeugs herzustellen. Hierdurch kann sichergestellt werden, dass die Einfüllöffnung nicht in Situationen freiliegt, in denen ohnehin kein Einfüllen von Betriebsflüssigkeit möglich wäre, so dass die Sicherheit, die Robustheit und die Akzeptanz beim Benutzer erhöht werden.
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In diesem Kontext sei noch allgemein angemerkt, dass die Steuereinrichtung auch ausgebildet sein kann, die Betriebsstellung bei Geschwindigkeiten des Kraftfahrzeugs, die größer als Null sind, einzustellen und bei Geschwindigkeit Null die Ruhestellung einzustellen. Dies ist insbesondere dann zweckmäßig, wenn die Kamera der Kamerahalterung Teil eines virtuellen Außenspiegels ist, da dieser bei stehendem Kraftfahrzeug nicht benötigt wird. Es kann jedoch auch vorgesehen sein, dass die Betriebsstellung grundsätzlich bei Betrieb des Kraftfahrzeugs aktiv ist, so dass die Ruhestellung beispielsweise erst dann eingenommen werden kann, wenn ein Parkmodus angewählt ist und/oder die Zündung des Kraftfahrzeugs ausgeschaltet ist. Beispielsweise kann in Ausführungsbeispielen also vorgesehen sein, dass bei Geschwindigkeiten von Null beziehungsweise in einem Parkmodus oder bei ausgeschalteter Zündung die Kamerahalterungen, insbesondere im Kotflügel oder allgemein im Vorderwagen, in der Ruhestellung flächenbündig versenkt angeordnet sind und die Silhouette des Kraftfahrzeugs nicht beeinträchtigen. Bei Betrieb des Kraftfahrzeugs, insbesondere bei Geschwindigkeiten größer als Null, werden die Kamerahalterungen mittels des Aktors in die Betriebsstellung ausgefahren und liefern die entsprechenden Sensordaten, beispielsweise für einen virtuellen Außenspiegel. Allgemein sei angemerkt, dass als Aktor beispielsweise ein Elektromotor vorgesehen sein kann.
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Hinsichtlich der Einfüllstellung sieht eine bevorzugte Weiterbildung der Erfindung vor, dass der Kamerahalterung ein Bedienelement zum Anwählen der Einfüllstellung zugeordnet ist, insbesondere ein Bedienelement einer in einem Insassenraum des Kraftfahrzeugs befindlichen Benutzerschnittstelle und/oder ein Bedienelement einer dem Kraftfahrzeug zugeordneten, auf einem Mobilgerät ausgeführten Applikation und/oder ein an der Außenoberfläche, insbesondere an der Kamerahalterung oder benachbart der Kamerahalterung, angebrachtes Bedienelement. Auf diese Weise kann sichergestellt werden, dass die Einfüllstellung nur bei expliziter Anforderung durch einen Benutzer eingenommen wird. Besonders bevorzugt ist es dabei, wenn das Bedienelement an einer Benutzerschnittstelle im Insassenraum des Kraftfahrzeugs realisiert ist, beispielsweise als über einen Touchscreen an der Instrumententafel erreichbare Funktion. Zweckmäßig kann es auch sein, wenn dem Kraftfahrzeug eine Applikation, beispielsweise eine „App“, zugeordnet ist, das Bedienelement in dieser beispielsweise auf einem Mobiltelefon als Mobilgerät ausgeführten Applikation vorzusehen, so dass bequem über das Mobilgerät das Nachfüllen der Betriebsflüssigkeit vorbereitet werden kann. Schließlich ist es auch denkbar, jedoch weniger bevorzugt, ein an der Außenoberfläche, insbesondere an der Kamerahalterung oder benachbart der Kamerahalterung, angebrachtes Bedienelement zum Anwählen der Einfüllstellung vorzusehen. Wird das Bedienelement, allgemein gesprochen, betätigt, kann die Steuereinrichtung auf Grundlage einer entsprechenden Betätigungsinformation den Aktor zum Einnehmen der Einfüllstellung ansteuern.
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Wie bereits erwähnt, kann in bevorzugter Ausgestaltung die Kamera einen Teil eines virtuellen Außenspiegels bilden. Konkret kann also vorgesehen sein, dass das Kraftfahrzeug ferner eine Anzeigeeinrichtung in einem Insassenraum aufweist, die gemeinsam mit der in der Betriebsstellung nach hinten ausgerichteten Kamera einen virtuellen Außenspiegel bildet.
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In einer besonders vorteilhaften Weiterbildung kann ferner vorgesehen sein, dass die Kamerahalterung neben der Kamera wenigstens einen weiteren Umgebungssensor umfasst. Derartige weitere Umgebungssensoren können beispielsweise weiteren Fahrzeugsystemen, insbesondere auch Fahrerassistenzsystemen, zugeordnet sein und beispielsweise sogenannte top-view-Kameras umfassen, die es ermöglichen, eine Ansicht von oben auf das Kraftfahrzeug zu generieren, welche beispielsweise einem Fahrer, insbesondere gemeinsam mit Hindernissen, dargestellt werden kann.
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Mit besonderem Vorteil kann das Kraftfahrzeug ein zur vollständig automatischen Führung des Kraftfahrzeugs ausgebildetes Fahrzeugführungssystem aufweisen, welches zur Verwendung von Sensordaten der Kamera und/oder des wenigstens einen Umgebungssensors ausgebildet ist. Beispielsweise können die Kamera und/oder der wenigstens eine weitere Umgebungssensor also auch für den autonomen Betrieb des Kraftfahrzeugs, insbesondere für hochautonomes Fahren, genutzt werden. Gerade im Hinblick auf vollständig automatische Fahrzeugführungsfunktionen, die durch das Fahrzeugführungssystem bereitgestellt werden können, ist es im Übrigen auch nützlich und wichtig, die Sensoren, hier also die Kamera und/oder den wenigstens einen weiteren Umgebungssensor zu reinigen. Mithin kann zweckmäßigerweise bei vorgesehener Reinigungsvorrichtung für die Kamera diese auch zur Reinigung, insbesondere einer außen liegenden Erfassungsfläche, des wenigstens einen weiteren Umgebungssensors ausgebildet sein. Auf diese Weise können zuverlässig Sensordaten geliefert werden, insbesondere für eine vollständig automatische Fahrzeugführungsfunktion.
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Weitere Vorteile und Einzelheiten der vorliegenden Erfindung ergeben sich aus den im Folgenden beschriebenen Ausführungsbeispielen sowie anhand der Zeichnung. Dabei zeigen:
- 1 eine Prinzipskizze eines erfindungsgemäßen Kraftfahrzeugs,
- 2 eine Ansicht einer Kamerahalterung in Ruhestellung,
- 3 eine Ansicht einer Kamerahaltung in Betriebsstellung, und
- 4 eine Ansicht einer Kamerahaltung in Einfüllstellung.
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1 zeigt eine Prinzipskizze eines erfindungsgemäßen Kraftfahrzeugs 1, welches durch eine hier nur angedeutete Außenoberfläche 2 begrenzt wird. Über Türen 3 ist ein Fahrzeuginnenraum 4 des Kraftfahrzeugs 1 erreichbar, in dem unter anderem auch, wie grundsätzlich bekannt, eine Benutzerschnittstelle 5 vorliegt, die vorliegend auch einen beispielsweise im Bereich einer Mittelkonsole angeordneten Touchscreen 6 umfasst. Ebenso im Innenraum finden sich Anzeigevorrichtungen 7, beispielsweise Displays, die gemeinsam mit in einer Betriebsstellung einer zugeordneten Kamerahalterung 8 auf den Rückraum des Kraftfahrzeugs 1 gerichteten Kameras 9 jeweils einen virtuellen Außenspiegel auf der linken und auf der rechten Seite bilden.
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Das Kraftfahrzeug 1 weist ferner als relevante Komponenten noch einen Motor 10 mit einem Ölraum 11 als Reservoir für Motoröl als Betriebsflüssigkeit und eine Reinigungsanlage 12 zur Reinigung von wenigstens einer Scheibe. Insbesondere einer Windschutzscheibe, des Kraftfahrzeugs 1, von Beleuchtungseinrichtungen des Kraftfahrzeugs 1 und/oder von Umgebungssensoren des Kraftfahrzeugs 1 auf. Die Reinigungsanlage 12 ist mit einem Reinigungsflüssigkeitsreservoir 13 als Reservoir für Reinigungsflüssigkeit als Betriebsflüssigkeit verbunden. Der Motor 10 und das Reinigungsflüssigkeitsreservoir 13 sind im Vorderwagen, konkret in einem Motorraum 14 als Innenraum des Kraftfahrzeugs 1, angeordnet.
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Die Kamerahaltungen 8, die in einem eingeschwenkten Zustand gezeigt sind, mithin einer Ruhestellung, in der sie flächenbündig mit der Außenoberfläche 2 des Kraftfahrzeugs 1 abschließen, weisen einen gemäß dem Pfeil 15 ausschwenkbaren Schwenkarm 16 auf, der über ein Schwenkgelenk 17, dem ein Aktor 18, hier ein Elektromotor, zugeordnet ist, schwenkbar sind. Mittels des durch eine Steuereinrichtung 19 des Kraftfahrzeugs 1 ansteuerbaren Aktors 18 können die Schwenkarme 16 in eine Betriebsstellung ausgeschwenkt werden, in der die Kameras 9 nach hinten, also auf den Rückraum des Kraftfahrzeugs 1, gerichtet sind, um Kamerabilder als Sensordaten für den virtuellen Außenspiegel zu liefern, die auf den Anzeigevorrichtungen 7 angezeigt werden können. Beispielsweise kann die Steuereinrichtung 19 dazu ausgebildet sein, bei Stillstand des Kraftfahrzeugs 1, also Geschwindigkeit Null, beziehungsweise einem Parkmodus/bei ausgeschalteter Zündung die Kamerahalterungen 8 in die in 1 auch gezeigte Ruhestellung zu verbringen, in der die Schwenkarme 16 flächenbündig versenkt sind und die Silhouette des Kraftfahrzeugs 1 nicht beeinträchtigen. Bei Betrieb des Kraftfahrzeugs 1, insbesondere bei Geschwindigkeit größer Null beziehungsweise wenn die Zündung eingeschaltet/der Parkmodus nicht gewählt ist, steuert die Steuereinrichtung 19 die Aktoren 18 zum Ausschwenken der Schwenkarme 16 in die Betriebsstellung an, so dass der virtuelle Außenspiegel in Betrieb genommen werden kann.
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Vorliegend weisen die Kamerahalterungen 8 als weitere Merkmale jeweils noch eine Einfüllöffnung 20 für Betriebsflüssigkeit und eine Reinigungsvorrichtung 21 für die Kamera 9, konkret eine äußere Linse der Kamera 9, auf. Dabei sind die Reinigungsvorrichtungen 21 sowie die linke Einfüllöffnung 20 über Flüssigkeitsleitungen 22 mit dem Reinigungsflüssigkeitsreservoir 13 verbunden, wohingegen die rechte Einfüllöffnung 20 mit dem Ölraum 11 verbunden ist. Das bedeutet zum einen, dass die Reinigungsvorrichtungen 21 mit Reinigungsflüssigkeit aus dem Reinigungsflüssigkeitsreservoir 13 betrieben werden können, zum anderen, dass über die linke Einfüllöffnung 20, wenn sie frei liegt, Reinigungsflüssigkeit nachgefüllt werden kann, über die rechte Reinigungsflüssigkeitsöffnung 20 Motoröl. Hierfür ist eine spezielle Einfüllstellung vorgesehen.
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Um dies und auch die anderen Stellungen der Kamerahalterungen 8, die vorliegend im jeweiligen Kotflügel 26 vorgesehen sind, zu erläutern, wird auf die vergrößerten Darstellungen der 2 bis 4 verwiesen. Dort sind der Übersichtlichkeit halber der Aktor 18, die Reinigungsvorrichtung 21 sowie die Flüssigkeitsleitungen 22 nicht gezeigt. Allerdings ist zu erkennen, dass an dem Schwenkarm 16 an dessen freiem, von dem Schwenkgelenk 20 entfernen Ende zusätzlich zu der Kamera 9 auch weitere Umgebungssensoren 23 vorgesehen sein können, die beispielsweise einem Fahrzeugsystem 24 zur vollständig automatischen Führung des Kraftfahrzeugs 1 (vergleiche 1) zugeordnet sein können und ebenso an die Reinigungsvorrichtungen 21 angeschlossen sein können, mithin an ihren Erfassungflächen, beispielsweise Radomen, Linsen und dergleichen, gereinigt werden können. Im Gegensatz zu den Umgebungssensoren 9, 23 ist die Einfüllöffnung 20 an dem inneren, dem Schwenkgelenk zugeordneten Ende des Schwenkarms 16 vorgesehen.
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2 zeigt die Ruhestellung, in der die Außenseite des Schwenkarms 16 flächenbündig mit der Außenoberfläche 2 des Kraftfahrzeugs 1 verläuft.
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In 3 ist die Betriebsstellung der Kamerahalterung 8 gezeigt. Ersichtlich ist der Schwenkarm 16 um einen kleinen, spitzen Winkel ausgeschwenkt, so dass die Kamera 9 den Rückraum des Kraftfahrzeugs 1 erfassen kann. Der Umgebungssensor 23 kann die für ihn relevante Umgebung des Kraftfahrzeugs 1 erfassen. Allerdings liegt die Öffnung 20 aufgrund des geringen Schwenkwinkels noch nicht frei, sondern weiterhin verdeckt und verschlossen innerhalb der Außenoberfläche 2, so dass Verschmutzungen nicht durch die Einfüllöffnung 20 eindringen können.
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4 zeigt schließlich die Einfüllstellung der Kamerahalterung 8, in der der Schwenkarm 16 weiter, insbesondere um volle 90°, ausgeschwenkt ist, so dass die Einfüllöffnung 20 nun komfortabel und gut erreichbar für einen Benutzer frei liegt und zum Einfüllen von Betriebsflüssigkeit, insbesondere also Reinigungsflüssigkeit beziehungsweise Öl, genutzt werden kann.
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Die Einfüllstellung wird dabei vorliegend über ein Bedienelement 25 an der Benutzerschnittstelle 5, insbesondere als anwählbare Funktion des Touchscreens 6, angewählt. Die Steuereinrichtung 19 reagiert auf eine entsprechende Betätigungsinformation jedoch nur, wenn ein sicherer Zustand des Kraftfahrzeugs 1, insbesondere ein Stillstand, gegeben ist. Weitere denkbare Bedienelemente umfassen durch eine dem Kraftfahrzeug 1 zugeordnete Applikation auf einem Mobilgerät bereitgestellte Bedienelemente sowie auch dedizierte, insbesondere auch an der Außenoberfläche 2 vorgesehene Bedienelemente.