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Die Erfindung betrifft ein Navigationsverfahren nach der im Oberbegriff von Anspruch 1 näher definierten Art sowie ein System nach der im Oberbegriff von Anspruch 9 näher definierten Art.
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Das Bilden von Fahrgemeinschaften geht mit mehreren Vorteilen einher, wie das Reduzieren eines Kraftstoffverbrauchs und dementsprechend von Emissionen, das Reduzieren der Anzahl am Verkehrsgeschehen teilnehmender Fahrzeuge, Einsparen von Parkkosten, Reduzieren von Fahrzeugverschleiß und dergleichen. Um eine Fahrgemeinschaft bilden zu können, müssen sich die mit demselben Kraftfahrzeug reisenden Personen treffen. Hierzu könnte eine erste Person mit ihrem Kraftfahrzeug eine zweite Person abholen. Ist die Ausgangsentfernung der ersten Person zur zweiten Person jedoch unverhältnismäßig groß, insbesondere in der Größenordnung der Entfernung zum gemeinsamen Zielort, so ist dies unpraktikabel. Somit entsteht der Bedarf nach Verfahren und Mitteln zum Bestimmen eines geeigneten Treffpunkts zum Bilden von Fahrgemeinschaften.
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Aus der
US 2018/0149484 A1 ist ein Werkzeug zum Assistieren eines Nutzers zum Auffinden eines fairen Treffpunkts bekannt. Die Druckschrift beschreibt, dass sich wenigstens zwei Personen an einem gemeinsamen Ort für eine Unternehmung treffen. Der Treffpunkt wird dabei so bestimmt, dass die jeweiligen Personen unter den möglichst gleichen Bedingungen anreisen können. Hierzu zählt beispielsweise die gleiche Reisedauer, die gleiche Reisewegstrecke, die gleichen Reisekosten und dergleichen. Mathematisch betrachtet wird zum Bestimmen eines geeigneten Treffpunkts eine Kostenfunktion minimiert, die in Abhängigkeit verschiedener Randbedingungen gewichtet wird.
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Ein ähnliches Verfahren und System zum Ermitteln eines Ausgangspunkts zwischen Entitäten ist auch aus der
DE 10 2021 001 926 A1 bekannt. Das in der Druckschrift offenbarte Verfahren erlaubt es nicht nur sich mehreren Entitäten an einem gemeinsamen Treffpunkt zu treffen, sondern beschreibt auch das Ermitteln eines optimalen Ausgangspunkts für die Entitäten zum Erreichen verschiedener Zielorte.
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Der vorliegenden Erfindung liegt die Aufgabe zugrunde ein Navigationsverfahren anzugeben, welches die Reiseplanung für mehrere von unterschiedlichen Startorten aus startenden Reisenden unter der Prämisse des Durchführens einer Fahrgemeinschaft erleichtert.
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Erfindungsgemäß wird diese Aufgabe durch ein Navigationsverfahren mit den Merkmalen des Anspruchs 1 gelöst. Vorteilhafte Ausgestaltungen und Weiterbildungen sowie ein System zur Ausführung des Navigationsverfahrens ergeben sich aus den hiervon abhängigen Ansprüchen.
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Ein gattungsgemäßes Navigationsverfahren, wobei ein Treffpunkt für wenigstens zwei Reisende ermittelt wird, und wobei zumindest ein erster Reisender seine Reise von seinem Startort zu einem Zielort mit einem Kraftfahrzeug zurücklegt, wird erfindungsgemäß dadurch weitergebildet, dass
- - jeder Reisende mittels einer Navigationseinheit seinen aktuellen Aufenthaltsort bestimmt, wobei der jeweils erste ermittelte Aufenthaltsort dem Startort des jeweiligen Reisenden entspricht, und die Reisenden ihren Aufenthaltsort an eine zentrale Recheneinrichtung übermitteln;
- - die Reisenden einen gemeinsamen Zielort festlegen und diesen an die zentrale Recheneinrichtung übermitteln;
- - die zentrale Recheneinrichtung sämtliche Startorte und den Zielort in einer digitalen Straßenkarte einträgt und prüft, ob sämtliche Startorte bezüglich des Zielorts in derselben Hemisphäre liegen, und wenn dies der Fall ist:
- - die zentrale Recheneinrichtung wenigstens einen Interessenspunkt innerhalb der Hemisphäre ermittelt und in Abhängigkeit vorher von den Reisenden festgelegter Eigenschaften einen Interessenspunkt als Treffpunkt bestimmt;
- - die Navigationseinheiten den Treffpunkt als Ziel für eine Navigation einstellen; und
- - die Navigationseinheit des ersten Reisenden nach Ankunft am Treffpunkt den Zielort als Ziel für eine Navigation einstellt.
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Das erfindungsgemäße Navigationsverfahren unterstützt die Reisenden bei der Planung ihrer Reise, wobei die Reisenden zumindest das letzte Teilstück vom Treffpunkt bis zum eigentlichen gemeinsamen Zielort zusammen mit dem Kraftfahrzeug des ersten Reisenden zurücklegen. Da das letzte Teilstück vom Treffpunkt bis zum Zielort gemeinsam mit dem Kraftfahrzeug des ersten Reisenden zurückgelegt wird, wird die Anzahl der am Verkehrsgeschehen teilnehmenden Fahrzeuge reduziert. Hierdurch lässt sich ein Antriebsenergiebedarf, bei einem Fahrzeug mit Verbrennungsmotor ein flüssiger Kraftstoffverbrauch und bei einem Elektrofahrzeug entsprechend elektrische Antriebsenergie, reduzieren. Hierdurch werden auch schädliche Treibhausgasemissionen verringert. Die gemeinsame Reisezeit können die Reisenden zudem gewinnbringend nutzen. Sind beispielsweise zwei Geschäftsleute für den Besuch einer Messe verabredet, so können relevante Themen während der gemeinsamen Fahrt bereits vorab besprochen werden. Das Abstellen des Fahrzeugs am Zielort wird zudem vereinfacht, da nur noch ein Fahrzeug abgestellt werden muss. Dementsprechend müssen sich die Reisenden am Zielort nicht erst suchen, sondern starten am Zielort direkt gemeinsam. Außerdem muss nur noch eine Parkgebühr bezahlt werden.
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Das erfindungsgemäße Navigationsverfahren schlägt dabei einen geeigneten Treffpunkt für die Reisenden vor. Hierdurch wird der Aufwand bei der Reiseplanung für die Reisenden reduziert, was entsprechend die Hemmschwelle zum Planen einer Reise unter der Prämisse eine Fahrgemeinschaft zu bilden absenkt. Somit werden öfter Fahrgemeinschaften gebildet, wodurch die im vorigen aufgezählten Vorteile einem breiten Nutzerstamm zugänglich gemacht werden.
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Als Kraftfahrzeug nutzt der erste Reisende insbesondere einen privaten oder geliehenen, beispielsweise gemieteten oder geleasten, Pkw. Es kann sich hierbei auch um einen Firmenwagen handeln.
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Bei der Navigationseinheit handelt es sich um eine Recheneinheit mit einer integrierten Positionsbestimmungsfunktion, beispielsweise unter Verwendung eines globalen Navigationssatelittensystem wie GPS, Galileo, Beidou oder dergleichen. Eine solche Navigationseinheit kann als dedizierte Recheneinheit ausgebildet sein oder auch integriert sein in ein mobiles Endgerät wie ein Smartphone. Auch kann eine Navigationseinheit fahrzeugintegriert sein, beispielsweise ausbildend oder als Teil eines Steuergeräts eines Fahrzeuguntersystems.
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Bei der zentralen Recheneinrichtung handelt es sich um einen Cloudserver, auch als Backend bezeichnet. Eine jeweilige Navigationseinheit kann unmittelbar an die zentrale Recheneinrichtung angebunden sein oder auch mittelbar, beispielsweise über eine separate Telekommunikationseinheit. Eine Datenübertragung ist auf allen gängigen Wegen möglich, insbesondere funkbasiert wie unter Einsatz von Wi-Fi, Bluetooth, Mobilfunk oder dergleichen.
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Das Festlegen und Übermitteln des gemeinsamen Zielorts kann ebenfalls über eine der Navigationseinheiten erfolgen. Die Reisenden können hierzu mittels der Navigationseinheit kommunizieren oder aber auch sich separat vorher absprechen. Insbesondere verfügt jeder Reisende über eine individuelle Kennung wie einen Nutzernamen oder eine eindeutige ID, die eine Zuordnung von Reisenden ermöglicht, sodass der zentralen Recheneinrichtung mitgeteilt werden kann, welche Reisende eine gemeinsame Reise planen.
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Die zentrale Recheneinrichtung ermittelt dabei einen Treffpunkt, welcher in der digitalen Straßenkarte innerhalb derselben Hemisphäre liegt, in der sich die Startorte der Reisenden befinden. Im Grenzfall können die Reisenden sich auch auf einer durch den Horizont der Hemisphäre beschriebenen Linie befinden. Für genau zwei Reisende lässt sich so immer eine passende Hemisphäre ermitteln. Bei mehr als zwei Reisenden ist dies hingegen gegebenenfalls nicht möglich, da der Startort zumindest eines Reisenden auch außerhalb dieser Hemisphäre liegen kann. Das erfindungsgemäße Navigationsverfahren stellt sicher, dass nur dann ein Treffunkt ermittelt wird, wenn sämtliche Startorte in derselben Hemisphäre liegen. Dies garantiert das Auffinden weg- bzw. zeitoptimaler Treffpunkte, da potenzielle Umwege für Reisende somit vermieden werden. So muss kein Reisender am Zielort vorbeifahren, um den Treffpunkt erreichen zu können.
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Innerhalb der Hemisphäre können die verschiedensten Interessenspunkte von der zentralen Recheneinrichtung aufgefunden werden. In Abhängigkeit der durch die Reisenden vorgegebenen bzw. festgelegten Eigenschaften erfolgt dann eine Filterung relevanter Interessenpunkte. Die zentrale Recheneinrichtung kann einen Interessenspunkt automatisch als Treffpunkt bestimmen, oder erst nach Eingabe einer Nutzerbestätigung. So können mehrere potenziell in Frage kommende Interessenspunkte den Reisenden vorgeschlagen werden, wobei dann zumindest einer der Reisenden entscheidet, welcher der von der zentralen Recheneinrichtung ermittelten Interessenspunkte als Treffpunkt infrage kommt. Diese Information teilt der Reisende der zentralen Recheneinrichtung mit, welche dann anschließend diesen Interessenspunkt als Treffpunkt bestimmt.
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Der Treffpunkt wird dann anschließend als Navigationsziel für die Reisenden festgelegt. Die Reisenden begeben sich daraufhin zum Treffpunkt. Nachdem die Reisenden am Treffpunkt angekommen sind, können sie eine Fahrgemeinschaft bilden und mit dem Kraftfahrzeug des ersten Reisenden gemeinsam zum Zielort reisen.
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Eine vorteilhafte Weiterbildung des Navigationsverfahrens sieht vor, dass zumindest eine der folgenden Eigenschaften festgelegt wird:
- - die Art des Interessenspunkts;
- - zum Parken eines Kraftfahrzeugs am Interessenspunkt anfallende Kosten;
- - die Gesamtwegstrecke sämtlicher Reisenden oder eine individuelle maximale Wegstrecke eines Reisenden zum Interessenspunkt und vom Interessenspunkt zum Zielort; und/oder
- - die Gesamtreisedauer sämtlicher Reisenden oder eine individuelle maximale Reisedauer eines Reisenden zum Interessenspunkt und vom Interessenspunkt zum Zielort.
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Die Reisenden können somit festlegen, welche Art von Interessenspunkt als Treffpunkt vorgeschlagen werden soll, wie beispielsweise bestimmte Parkplätze oder bestimmte Parkhäuser. Dabei kann als Eigenschaft auch eine jeweilige Parkgebühr berücksichtigt werden, sodass insbesondere besonders günstige Parkplätze als Treffpunkt vorgeschlagen werden. Als weitere Randbedingung können Wegstrecken und/oder Reisedauern berücksichtigt werden. So ermittelt die zentrale Recheneinrichtung insbesondere einen solchen Treffpunkt, der eine besonders kurze Wegstrecke bzw. eine besonders kurze Reisedauer bedingt. Dabei kann die gesamte Wegstrecke für alle Reisenden berücksichtigt werden und/oder die gesamte Reisedauer. Es können auch individuelle Grenzwerte für die Wegstrecke bzw. Reisedauer festgelegt werden, sodass die zentrale Recheneinrichtung verhindert, dass ein einzelner Reisender eine zu große Individualwegstrecke bzw. Reisedauer zum Erreichen des Treffpunkts zurücklegen muss.
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Insbesondere wird als per Grenzwert für die Wegstrecke bzw. Reisedauer die Wegstrecke bzw. Reisedauer festgelegt, die der längsten Wegstrecke vom Startort zum Zielort eines der Reisenden entspricht bzw. der längsten Reisedauer eines Reisenden vom Startort zum Zielort. Somit lässt sich verhindern, dass ein Reisender länger bzw. weiter zum Treffpunkt fahren muss, als zum eigentlichen gemeinsamen Zielort.
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Die Eigenschaften können von allen Reisenden gemeinsam festgelegt werden, insbesondere demokratisch beispielsweise durch eine Abstimmung, oder auch durch einen administrativ fungierenden Reisenden. Bei diesem Reisenden handelt es sich insbesondere um den ersten Reisenden, also denjenigen Reisenden, dessen Kraftfahrzeug zum Zurücklegen der Strecke vom Treffpunkt zum Zielort genutzt wird. Dies trifft auch auf die Auswahl des Treffpunkts aus den von der zentralen Recheneinrichtung vorgeschlagenen möglichen Interessenspunkten zu.
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Entsprechend einer weiteren vorteilhaften Ausgestaltung des erfindungsgemäßen Navigationsverfahrens legen die Reisenden eine maximale und/oder minimale gemeinsame Reisedauer fest und übermitteln diese an die zentrale Recheneinrichtung, woraufhin die zentrale Recheneinrichtung einen Suchbereich innerhalb der Hemisphäre zum Auffinden von Interessenspunkten in Abhängigkeit der maximalen und/oder minimalen Reisedauer einschränkt. Hierdurch wird der Suchbereich zum Auffinden von Interessensregionen verkleinert, sodass die zentrale Recheneinrichtung noch schneller Interessenspunkte auffinden kann. Entsprechend sinkt der Arbeitsaufwand für die zentrale Recheneinrichtung. Die Reisedauer kann dabei von der zentralen Recheneinrichtung in Abhängigkeit auf jeweiligen Straßenabschnitten zulässiger Höchstgeschwindigkeiten in Entfernungen umgerechnet werden. Somit wird entsprechend der Suchbereich in der digitalen Straßenkarte örtlich verkleinert. Wird lediglich eine maximale Reisedauer festgelegt, so reduziert sich der Radius der Hemisphäre. Wird eine minimale Reisedauer festgelegt, so wird aus der Hemisphäre ein einen geringeren Radius aufweisender Halbkreis ausgeschnitten, dessen Mittelpunkt analog zur Hemisphäre im Zielort liegt. Die Hemisphäre und der entsprechende auszuschneidende Halbkreis sind also konzentrisch.
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Planen die Reisenden während der gemeinsamen Fahrt relevante Themeninhalte zu besprechen, so ist insbesondere das Festlegen einer minimalen Reisedauer von Vorteil.
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So können die Reisenden festlegen, dass ausreichend Zeit zum Besprechen der Themeninhalte zur Verfügung steht.
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Eine weitere vorteilhafte Ausgestaltung des erfindungsgemäßen Navigationsverfahrens sieht ferner vor, dass die zentrale Recheneinrichtung:
- - für jeden Startort eine gerade Verbindungslinie in der digitalen Straßenkarte zum Zielort zieht;
- - für jede Verbindungslinie einen zu den jeweiligen übrigen Verbindungslinien eingeschlossenen Winkel ermittelt;
- - ein Dreieck in die digitale Straßenkarte einzeichnet, wobei die Eckpunkte des Dreiecks vom Zielort und den beiden Startorten derjenigen Verbindungslinien, die den größten Winkel einschließen, ausgebildet wird; und
- - den Suchbereich innerhalb der Hemisphäre zum Auffinden von Interessenspunkten in die Schnittmenge mit dem Flächeninhalt des Dreiecks legt.
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Hierdurch wird der Suchbereich zum Auffinden relevanter Interessenspunkte noch weiter reduziert, sodass der entsprechende Aufwand für die zentrale Recheneinrichtung weiter reduziert werden kann. Das Ziehen direkter Verbindungslinien zwischen den Startorten sowie dem Zielort ist mit geringem Aufwand möglich. Dies steigert die Effizienz des erfindungsgemäßen Navigationsverfahrens. Es wäre auch möglich anstelle direkter Verbindungslinien die von den Navigationseinheiten ermittelten Navigationsrouten zum Zielort zu verwenden. Dies ist aufwändiger, verhindert jedoch, dass, wenn auch nur geringe, Umwege von einem Reisenden zum Erreichen eines Treffpunkts in Kauf genommen werden müssen.
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Wie später noch erwähnt werden wird, können bei vier oder mehr Reisenden auch zwei oder mehr Treffpunkte ermittelt werden. In diesem Falle ist es analog möglich mehr als ein Dreieck zu bestimmen. Es wird dann ein Treffpunkt für jedes Dreieck ermittelt.
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Entsprechend einer weiteren vorteilhaften Ausgestaltung des erfindungsgemäßen Navigationsverfahrens nutzt zumindest ein zweiter Reisende für das Erreichen des Treffpunkts ein von einem privaten Kraftfahrzeug abweichendes Verkehrsmittel, insbesondere öffentliche Verkehrsmittel, ein Fahrrad, einen Tretroller, ein Taxi und/oder Gehen. In diesem Zusammenhang stellt also die Reise zu Fuß auch ein Verkehrsmittel dar. Es können auch mehrere unterschiedliche Verkehrsmittel kombiniert werden. So können verschiedene Teilstücke einer Route beispielsweise zu Fuß, dann per Bus, dann per Straßenbahn und dann wieder zu Fuß zurückgelegt werden. Ab dem Treffpunkt wird als Verkehrsmittel jedoch das Kraftfahrzeug des ersten Reisenden benutzt. Dies erhöht die Flexibilität der Reisenden bei der Anreise.
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Eine weitere vorteilhafte Ausgestaltung des Navigationsverfahrens sieht ferner vor, dass die zentrale Recheneinrichtung unter Berücksichtigung des aktuellen Verkehrsgeschehens den Treffpunkt aus relevanten Interessenspunkten neu bestimmt. Aufgrund von Verkehrsbeeinträchtigungen wie Umleitungen, Stau, stockendem Verkehr und dergleichen kann die Reisedauer bzw. die Reiseweglänge für einzelne Reisende ansteigen. Insbesondere kann sich das Verkehrsgeschehen plötzlich ändern. Die zentrale Recheneinrichtung kann dies jedoch berücksichtigen und entsprechend den Treffpunkt während der Laufzeit des erfindungsgemäßen Navigationsverfahrens neu bestimmen. Hierdurch lässt sich insbesondere erreichen, dass die Reisenden mit einem geringeren Zeitversatz am Treffpunkt eintreffen. So sollten idealerweise die Reisenden möglichst zeitgleich am Treffpunkt eintreffen, um eine zu lange Wartezeit für einzelne Reisende zu vermeiden.
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Entsprechend einer weiteren vorteilhaften Ausgestaltung des Navigationsverfahrens bestimmt die zentrale Recheneinrichtung bei vier oder mehr Reisenden wenigstens zwei verschiedene Treffpunkte für jeweils zumindest zwei Reisende, wobei jedem Treffpunkt zumindest ein Reisender mit einem Kraftfahrzeug zugeordnet wird. Wie bereits erwähnt können für mehr Reisende auch mehr Treffpunkte ermittelt werden. Dies erhöht die Flexibilität in der Anreise noch weiter.
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Eine weitere vorteilhafte Ausgestaltung des erfindungsgemäßen Navigationsverfahrens sieht ferner vor, dass die zentrale Recheneinrichtung die Verteilung von Reisenden auf Kraftfahrzeuge und/oder auf Treffpunkte unter Berücksichtigung der maximalen Platzanzahl eines jeweiligen Kraftfahrzeugs vornimmt. In einem Pkw können beispielsweise maximal vier oder fünf Sitzplätze vorhanden sein. Sollen an einer Fahrgemeinschaft mehr als vier bzw. fünf Reisende teilnehmen, so muss dann zumindest ein weiteres Kraftfahrzeug verwendet werden. Beide Kraftfahrzeuge können dann zum selben Treffpunkt aufbrechen, oder aber zumindest zwei Reisende steuern einen zweiten Treffpunkt an. Der zweite Treffpunkt wird dabei vorteilhaft so gewählt, dass diejenigen Reisenden, die den zweiten Treffpunkt ansteuern, eine kürzere Wegstrecke bzw. kürzere Reisedauer zum Erreichen des zweiten Treffpunkts als im Vergleich zum ersten Treffpunkt aufweisen. Der erste und der zweite bzw. jeder weitere Treffpunkt werden von der zentralen Recheneinrichtung bevorzugt derartig gewählt, dass sämtliche Reisenden mit einem möglichst geringen Zeitversatz am eigentlichen Zielort eintreffen.
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Bei einem System, umfassend wenigstens zwei Navigationseinheiten und eine zentrale Recheneinrichtung, sind erfindungsgemäß die Navigationseinheiten und die zentrale Recheneinrichtung zur Durchführung eines im vorigen beschriebenen Navigationsverfahrens eingerichtet. Jeder Reisende verfügt dabei zumindest über eine eigene Navigationseinheit. Wie bereits erwähnt kann eine entsprechende Navigationseinheit von einem mobilen Endgerät wie einem Smartphone ausgebildet werden oder auch von einem dedizierten Navigationssystem, besonders bevorzugt ein fahrzeugintegriertes Navigationssystem.
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Entsprechend ist bevorzugt ein Kraftfahrzeug mit einer fahrzeugintegrierten Navigationseinheit Teil des erfindungsgemäßen Systems. Bei dem Kraftfahrzeug kann es sich um einen Pkw, Transporter, Bus oder dergleichen handeln.
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Weitere vorteilhafte Ausgestaltungen des erfindungsgemäßen Navigationsverfahrens ergeben sich auch aus den Ausführungsbeispielen, welche nachfolgend unter Bezugnahme auf die Figuren näher beschrieben werden.
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Dabei zeigen:
- 1 eine schematisierte Darstellung einer digitalen Straßenkarte, mit einem Suchbereich zum Auffinden geeigneter Treffpunkte für mehrere Reisende gemäß einer ersten Ausführung;
- 2 eine schematisierte Darstellung der digitalen Straßenkarte, mit einem im Radius reduzierten Suchbereich;
- 3 eine schematisierte Darstellung der digitalen Straßenkarte, mit einem reduzierten Suchbereich, aus dem ein halbkreisförmiges Element ausgeschnitten ist;
- 4 eine schematisierte Darstellung der digitalen Straßenkarte, zeigend eine Kombination der in den 2 und 3 gezeigten Varianten;
- 5 eine schematisierte Darstellung der digitalen Straßenkarte, mit einem reduzierten Suchbereich, wobei der Suchbereich einer Schnittmenge mit einem Dreieck entspricht;
- 6 eine schematisierte Darstellung der digitalen Straßenkarte, zeigend eine Kombination der in den 4 und 5 gezeigten Varianten; und
- 7 eine schematisierte Darstellung der digitalen Straßenkarte, mit einem reduzierten Suchbereich, wobei der Suchbereich einer Schnittmenge mit zwei Dreiecken entspricht.
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Ein erfindungsgemäßes Navigationsverfahren dient zur Erleichterung der Reiseplanung mehrerer Reisenden unter Bildung einer Fahrgemeinschaft. Jeder Reisende startet dabei von einem individuellen Startort S1-Sn. Die Reisenden möchten zu einem gemeinsamen Zielort Z reisen. Dabei stellt sich die Frage, wo sich die Reisenden idealerweise treffen sollen, um auf das gemeinsam genutzte Verkehrsmittel zu wechseln. Hierbei handelt es sich um das Kraftfahrzeug eines ersten Reisenden.
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Die 1 bis 7 verdeutlichen verschiedene Ausführungsformen, wie ein Suchbereich 3 definiert wird, indem eine zentrale Recheneinrichtung den Treffunkt T aus einer Anzahl mehrerer dafür infrage kommender Interessenspunkte I ermittelt.
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Hierzu übermitteln die Reisenden mittels jeweiliger Navigationseinheiten ihren aktuellen Aufenthaltsort an eine zentrale Recheneinrichtung, wobei der zuerst übermittelte Aufenthaltsort dem jeweiligen Startort S1-Sn entspricht. Anschließend teilen die Reisenden den gemeinsamen Zielort Z der zentralen Recheneinrichtung mit. Die zentrale Recheneinrichtung trägt dann sämtliche Startorte S1-Sn und den Zielort Z in eine digitale Straßenkarte 1 ein und prüft, ob sämtliche Startorte S1-Sn bezüglich des Zielorts Z in derselben Hemisphäre 2 liegen. Hierzu spannt die zentrale Recheneinrichtung einen Horizont 6 auf und rotiert diesen um 180° um den Zielort Z herum. Wird zumindest eine Position gefunden, in der alle Startorte S1-Sn innerhalb der Hemisphäre 2 liegen, so wird das erfindungsgemäße Navigationsverfahren durchgeführt. Dies sorgt dafür, dass Umwege für einzelne Reisende vermieden werden. So muss kein Reisender am Zielort Z vorbeifahren, um den Treffpunkt T zu erreichen.
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1 zeigt dabei den größtmöglichen Suchbereich 3. Als Radius R für die Hemisphäre 2 wird dabei die Entfernung des am weitesten vom Zielort Z entfernten Startorts S3 verwendet. Ein größerer Radius würde nicht in Frage kommen, da sonst zu große Umwege für die Reisenden entstehen würden, um in einer solchen übergroßen Hemisphäre Treffpunkte anzusteuern.
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Die zentrale Recheneinrichtung ermittelt nun Interessenspunkte I innerhalb des Suchbereichs 3. Die Reisenden legen Eigenschaften fest, nach welchen Kriterien die zentrale Recheneinrichtung filtert, welche Interessenpunkte I vorgeschlagen werden sollen. Hierzu zählt beispielsweise die Art des Interessenspunkts I, wie eine Ausführung als unüberdachter Parkplatz, Parkhaus, Tiefgarage oder dergleichen. Weitere Eigenschaften können sein: anfallende Parkgebühren sowie Wegstrecken und/oder Reisedauern, die von den Reisenden zum Zurücklegen von Teilstrecken zurückgelegt werden müssen.
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Anschließend bestimmt die zentrale Recheneinrichtung einen Interessenspunkt I als Treffpunkt T. Die Reisenden treffen sich dann am Treffpunkt T und reisen ab da gemeinsam als Fahrgemeinschaft mit dem Kraftfahrzeug des ersten Reisenden zum Zielpunkt Z. Die jeweiligen zurückzulegenden Routen sind durch Pfeile angedeutet.
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Die Reisenden können eine maximale und/oder minimale gemeinsame Reisedauer festlegen. 2 zeigt den Fall, dass die Reisenden eine maximale gemeinsame Reisedauer festgelegt haben. Dies führt dazu, dass sich der Radius R des Suchbereichs 3 auf den Außenradius ra verringert. An dieser Stelle sei angemerkt, dass der Suchbereich 3 nicht zwangsweise kreisförmig sein muss, sondern in einer Annäherung kreisförmig dargestellt wird. Tatsächlich kann der Suchbereich eine Polygonalform annehmen. Je nachdem, welches Tempolimit auf entsprechenden Straßenabschnitten (nicht dargestellt) vorliegt, führt das Berücksichtigen einer Reisedauer dazu, dass unterschiedlich lange Wegelemente zum Suchbereich 3 hinzugezählt werden. Dementsprechend würde der Suchbereich 3 an Streckenelementen, an denen ein hohes Tempolimit vorliegt, weiter ausbeulen.
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3 zeigt eine Variante, in der lediglich eine minimale gemeinsame Reisedauer festgelegt wurde. Entsprechend wird aus der Hemisphäre 2 ein halbkreisförmiges Element mit dem Innenradius ri ausgeschnitten. Ein aus dem Suchbereich 3 herausfallender Interessenspunkt I ist gestrichelt dargestellt.
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4 zeigt eine Kombination der in den 2 und 3 gezeigten Ausführungsformen. So haben die Reisenden in 4 sowohl eine maximale, als auch eine minimale gemeinsame Reisdauer festgelegt. Der Suchbereich 3 bildet somit ein bogenförmiges Element begrenzt durch den Innendradius ri und den Außenradius ra aus.
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Eine weitere mögliche Variante zum Reduzieren des Suchbereichs 3 ist in 5 dargestellt. Die zentrale Recheneinrichtung zieht in der digitalen Straßenkarte 1 für jeden Startort S1-Sn eine gerade Verbindungslinie zum Zielort Z. Für jede Verbindungslinie ermittelt die zentrale Recheneinrichtung einen zu den jeweiligen übrigen Verbindungslinien eingeschlossenen Winkel. Daraufhin zeichnet die zentrale Recheneinrichtung ein Dreieck 5 in die digitale Straßenkarte 1 ein, wobei die Eckpunkte des Dreiecks 5 vom Zielort Z und den beiden Startorten S1, Sn derjenigen Verbindungslinien 4.1, 4.n, die den größten Winkel einschließen, ausgebildet wird. Der Suchbereich 3 innerhalb der Hemisphäre 2 entspricht entsprechend der Schnittmenge mit dem Flächeninhalt des Dreiecks 5.
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6 zeigt eine Kombination der in den 4 und 5 gezeigten Ausführungsformen. Hierdurch wird eine noch geringere Suchbereichgröße erzielt, was den Aufwand zum Auffinden geeigneter Interessenspukte I weiter reduziert.
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Reisen vier oder mehr Reisende zum Zielort Z, so können auch für wenigstens zwei Reisende jeweils individuelle Dreiecke 5 bestimmt werden. Dies ist in 7 dargestellt.
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ZITATE ENTHALTEN IN DER BESCHREIBUNG
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Zitierte Patentliteratur
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- US 20180149484 A1 [0003]
- DE 102021001926 A1 [0004]