-
Die Erfindung betrifft ein Verfahren und eine entsprechende Vorrichtung, die darauf ausgerichtet sind, den Nutzer eines Fahrzeugs bei der Fahrzeugnutzung zu unterstützen.
-
Es kann insbesondere bei einem Mietfahrzeug vorkommen, dass der Nutzer, insbesondere der Fahrer, des Fahrzeugs nicht mit der Bedienung des Fahrzeugs und/oder mit den in dem Fahrzeug verfügbaren Fahrzeugfunktionen vertraut ist. Dies kann zu Komforteinbußen für den Nutzer führen, z.B. weil eine bestimmte Fahrzeugfunktion nicht genutzt und/oder nicht korrekt bedient wird.
-
Das vorliegende Dokument befasst sich mit der technischen Aufgabe, den Komfort bei der Nutzung eines Fahrzeugs in effizienter und zuverlässiger Weise zu erhöhen.
-
Die Aufgabe wird durch jeden der unabhängigen Ansprüche gelöst. Vorteilhafte Ausführungsformen werden u.a. in den abhängigen Ansprüchen beschrieben. Es wird darauf hingewiesen, dass zusätzliche Merkmale eines von einem unabhängigen Patentanspruch abhängigen Patentanspruchs ohne die Merkmale des unabhängigen Patentanspruchs oder nur in Kombination mit einer Teilmenge der Merkmale des unabhängigen Patentanspruchs eine eigene und von der Kombination sämtlicher Merkmale des unabhängigen Patentanspruchs unabhängige Erfindung bilden können, die zum Gegenstand eines unabhängigen Anspruchs, einer Teilungsanmeldung oder einer Nachanmeldung gemacht werden kann. Dies gilt in gleicher Weise für in der Beschreibung beschriebene technische Lehren, die eine von den Merkmalen der unabhängigen Patentansprüche unabhängige Erfindung bilden können.
-
Gemäß einem Aspekt wird eine Vorrichtung zur Unterstützung eines Nutzers (insbesondere des Fahrers) eines (Kraft-) Fahrzeugs beschrieben. Die Vorrichtung kann darauf ausgerichtet sein, den Nutzer bei der Bedienung der Benutzerschnittstelle des Fahrzeugs und/oder bei der Auswahl und/oder bei der Nutzung von ein oder mehreren Fahrerassistenzfunktionen des Fahrzeugs zu unterstützen.
-
Die Vorrichtung ist eingerichtet, eine Blickfolge des Nutzers zu analysieren. Die Blickfolge des Nutzers kann auf Basis von Kameradaten von ein oder mehreren (Innenraum-) Kameras des Fahrzeugs ermittelt worden sein. Es kann sich dabei um ein oder mehrere 2D oder 3D-Kameras handeln. Die Blickfolge kann unterschiedliche Stellen des Fahrzeugs, insbesondere der Benutzerschnittstelle des Fahrzeugs, die von dem Nutzer betrachtet werden, als Funktion der Zeit anzeigen. Dabei kann jeweils die betrachtete Stelle und ggf. die Zeitdauer angezeigt werden, für die der Blick auf die jeweilige Stelle gerichtet ist. Die Blickfolge kann sich z.B. über einen Zeitraum von 5 Sekunden oder mehr, insbesondere von 10 Sekunden oder mehr, erstrecken.
-
Die Vorrichtung ist ferner eingerichtet, basierend auf der Analyse der Blickfolge zu bestimmen, dass der Nutzer unsicher in Bezug auf eine Nutzung des Fahrzeugs, insbesondere in Bezug auf die Nutzung der Benutzerschnittstelle und/oder in Bezug auf die Nutzung von ein oder mehreren Fahrerassistenzfunktionen des Fahrzeugs, ist. Im Rahmen der Analyse der Blickfolge kann überprüft werden, ob die Blickfolge ein oder mehrere Phasen aufweist, die typisch für einen Nutzer sind, der unsicher in Bezug auf die Nutzung des Fahrzeugs ist.
-
Die Vorrichtung kann eingerichtet sein, im Rahmen der Analyse der Blickfolge zu erkennen, dass die Blickfolge des Nutzers eine Koordinations-Phase aufweist, in der der Blick des Nutzers und eine Hand des Nutzers in synchronisierter und/oder koordinierter Weise auf ein oder mehrere Stellen des Fahrzeugs, insbesondere auf ein oder mehrere Stellen der Benutzerschnittstelle des Fahrzeugs, gerichtet sind. Es kann dann in zuverlässiger Weise basierend auf der erkannten Koordinations-Phase bestimmt werden, dass der Nutzer unsicher in Bezug auf eine Nutzung des Fahrzeugs ist.
-
Alternativ oder ergänzend kann die Vorrichtung eingerichtet sein, im Rahmen der Analyse der Blickfolge zu erkennen, dass die Blickfolge des Nutzers eine Such-Phase aufweist, die insbesondere unmittelbar vor der nachfolgenden Koordinations-Phase innerhalb der Blickfolge angeordnet ist, wobei in der Such-Phase der Blick des Nutzers (innerhalb eines bestimmten Zeitraums, etwa 10 Sekunden oder weniger, oder 5 Sekunden oder weniger) auf eine Vielzahl von unterschiedlichen Stellen (z.B. auf 5 oder mehr Stellen) des Fahrzeugs, insbesondere auf eine Vielzahl von unterschiedlichen Stellen der Benutzerschnittstelle des Fahrzeugs, gerichtet ist.
-
Es kann dann in besonders zuverlässiger Weise basierend auf der erkannten Such-Phase, insbesondere basierend auf der erkannten Sequenz aus Such-Phase und Koordinations-Phase, bestimmt werden, dass der Nutzer unsicher in Bezug auf eine Nutzung des Fahrzeugs ist.
-
Alternativ oder ergänzend kann die Vorrichtung eingerichtet sein, im Rahmen der Analyse der Blickfolge zu erkennen, dass die Blickfolge des Nutzers eine Kontroll-Phase aufweist, die insbesondere unmittelbar nachfolgend auf eine Betätigung eines Bedienelements (etwa einer Taste) der Benutzerschnittstelle des Fahrzeugs erfolgt, wobei in der Kontroll-Phase der Blick auf ein oder mehrere Anzeigeelemente (etwa auf einen Bildschirm) der Benutzerschnittstelle des Fahrzeugs gerichtet ist.
-
Es kann dann in besonders zuverlässiger Weise basierend auf der erkannten Kontroll-Phase, insbesondere basierend auf einer erkannten Sequenz aus einer Such-Phase, einer nachfolgenden Koordinations-Phase und einer nachfolgenden Kontroll-Phase, bestimmt werden, dass der Nutzer unsicher in Bezug auf eine Nutzung des Fahrzeugs ist.
-
Die Vorrichtung ist ferner eingerichtet, in Reaktion auf das Bestimmen zumindest eine Maßnahme zu bewirken, die darauf gerichtet ist, die Unsicherheit des Nutzers bei der Nutzung des Fahrzeugs, insbesondere bei der Nutzung der Benutzerschnittstelle und/oder bei der Nutzung von ein oder mehreren Fahrerassistenzfunktionen, zu reduzieren. Die zumindest eine Maßnahme kann z.B. umfassen: das Ausblenden von ein oder mehreren (unrelevanten) Bedienmöglichkeiten des Fahrzeugs; das Hervorheben von ein oder mehreren (relevanten) Bedienmöglichkeiten des Fahrzeugs; die Ausgabe eines optischen, akustischen und/oder haptischen Hinweises, insbesondere eines Hinweises in Bezug auf eine mögliche Bedieneingabe an der Benutzerschnittstelle des Fahrzeugs; das Starten einer Lernfunktion des Fahrzeugs, die darauf gerichtet ist, Nutzer mit der Bedienung des Fahrzeugs vertraut zu machen; und/oder das Starten und/oder das Anpassen einer Fahrerassistenzfunktion des Fahrzeugs.
-
Es wird somit eine Vorrichtung beschrieben, die ausgebildet ist, durch Auswertung der Blickfolge des Nutzers eine Unsicherheit des Nutzers zu erkennen (ohne, dass der Nutzer dafür aktiv eingreifen muss). Es kann dann proaktiv eine Maßnahme zur Unterstützung des Nutzers bewirkt werden. Die Maßnahme kann dabei in Abhängigkeit von der Analyse der Blickfolge (z.B. in Abhängigkeit von der Blickrichtung) des Nutzers ausgewählt werden. So kann in effizienter und zuverlässiger Weise der Komfort eines Fahrzeugnutzers erhöht werden.
-
Die Vorrichtung kann eingerichtet sein (z.B. auf Basis der Kameradaten, auf Basis von Sensordaten von ein oder mehreren Umfeldsensoren (z.B. einer Umfeldkamera, eines Lidarsensors, eines Radarsensors), und/oder auf Basis einer digitalen Karte in Bezug auf das von dem Fahrzeug befahrene Straßennetz), einen Nutzungskontext der (aktuellen) Nutzung des Fahrzeugs durch den Nutzer zu ermitteln. Beispielhafte Nutzungskontexte sind: der Betriebszustand des Fahrzeugs (z.B. Motor aus, Motor an, Getriebe in Parkposition, Fahrzeug fährt, etc.); der Straßentyp der von dem Fahrzeug befahrenen Straße (z.B. Stadtgebiet, Landstraße, Autobahn, etc.); die Position des Nutzers innerhalb des Fahrzeugs (z.B. Fahrerposition, Beifahrerposition, Rückbank, etc.); die Situation im Fahrzeuginnenraum (Gespräch des Fahrers mit einem anderen Insassen, schreiendes Baby, eingehender Anruf, etc.) und/oder Witterungs- und/oder Lichtbedingungen in dem Umfeld des Fahrzeugs (z.B. Regen, Nebel, Sonne, Nacht, etc.).
-
Die Vorrichtung kann ferner eingerichtet sein, (auch) auf Basis des Nutzungskontextes zu bestimmen, dass der Nutzer unsicher in Bezug auf eine Nutzung des Fahrzeugs ist. Zu diesem Zweck kann die Blickfolge unter Berücksichtigung des aktuellen Nutzungskontextes analysiert werden. So kann eine Unsicherheit des Nutzers mit erhöhter Zuverlässigkeit erkannt werden.
-
Alternativ oder ergänzend kann die Vorrichtung eingerichtet sein, die zu bewirkende Maßnahme in Abhängigkeit von dem Nutzungskontext auszuwählen. So kann der Komfort des Fahrzeugnutzers weiter erhöht werden.
-
Die Vorrichtung kann eingerichtet sein, Identitätsinformation in Bezug auf die Identität des Nutzers zu ermitteln. Beispielsweise kann auf Basis der Kameradaten eine Gesichtserkennung des Gesichts des Nutzers durchgeführt werden, um die Identitätsinformation zu ermitteln.
-
Es kann dann auf Basis der Identitätsinformation überprüft werden, ob der Nutzer das Fahrzeug bisher für weniger oder für mehr als einen vordefinierten Eingewöhnungs-Zeitraum genutzt hat. Zu diesem Zweck kann die kumulierte Nutzungsdauer von unterschiedlichen Nutzern (jeweils basierend auf der Identitätsinformation) erfasst und (auf einer Speichereinheit des Fahrzeugs) gespeichert werden.
-
Wenn erkannt wird, dass der Nutzer das Fahrzeug bereits für einen Zeitraum genutzt hat, der größer als der Eingewöhnungs-Zeitraum ist, so kann ggf. das Bewirken einer Maßnahme unterbunden werden, um zu vermeiden, dass der Nutzer durch eine (nicht erforderliche) proaktive Maßnahme gestört wird.
-
Wenn andererseits erkannt wird, dass der Nutzer das Fahrzeug bisher für einen Zeitraum genutzt hat, der kleiner als der Eingewöhnungs-Zeitraum ist, so kann diese Information bei der Auswertung der Blickfolge berücksichtigt werden. Insbesondere kann basierend auf dieser Information bestimmt werden, dass der Nutzer unsicher in Bezug auf eine Nutzung des Fahrzeugs ist.
-
Durch die Berücksichtigung der bisherigen Nutzungsdauer des Fahrzeugs kann der Komfort des Fahrzeugnutzers weiter erhöht werden.
-
Die Vorrichtung kann eingerichtet sein, Audiodaten in Bezug auf Laute, insbesondere Sprachlaute, zu ermitteln, die von dem Nutzer und/oder von einem anderen Insassen parallel zu der Blickfolge bewirkt wurden. Zu diesem Zweck können die Audiodaten (von einem Mikrofon des Fahrzeugs) zeitgleich mit den Kameradaten zur Ermittlung der Blickfolge erfasst werden. Es kann dann in besonders zuverlässiger Weise (auch) basierend auf den Audiodaten bestimmt werden, dass der Nutzer unsicher in Bezug auf eine Nutzung des Fahrzeugs ist.
-
Beispielsweise kann auf Basis der Audiodaten erkannt werden, dass ein anderer Insasse dem Fahrer des Fahrzeugs ein oder mehrere Hinweise in Bezug auf die Nutzung des Fahrzeugs gibt. Es kann dann eine Maßnahme bewirkt werden, die von den ein oder mehreren Hinweisen des anderen Insassen abhängig ist. Insbesondere können nicht relevante Inhalte ausgeblendet werden.
-
Alternativ oder ergänzend kann die Vorrichtung eingerichtet sein, (z.B. auf Basis der Audiodaten und/oder auf Basis der Kameradaten) eine Emotion und/oder eine Mimik des Nutzers des Fahrzeugs zu erkennen (z.B. Stirnrunzeln, kein Lachen, zugekniffene Augen, konzentrierter Blick, etc.). Es kann dann in besonders zuverlässiger Weise (auch) basierend auf der ermittelten Emotion und/oder Mimik bestimmt werden, dass der Nutzer unsicher in Bezug auf eine Nutzung des Fahrzeugs ist.
-
Die Vorrichtung kann somit eingerichtet sein, insbesondere auf Basis der Kameradaten, Mimikinformation in Bezug auf eine Mimik des Nutzers zu ermitteln. Es kann dann in besonders zuverlässiger Weise (auch) basierend auf der Mimikinformation bestimmt werden, dass der Nutzer unsicher in Bezug auf die Nutzung, insbesondere in Bezug auf die Bedienung der Benutzerschnittstelle, des Fahrzeugs ist.
-
Die Vorrichtung kann eingerichtet sein, basierend auf der Analyse der Blickfolge zu bestimmen, dass der Nutzer sicher in Bezug auf die Nutzung des Fahrzeugs, insbesondere in Bezug auf die Nutzung der Benutzerschnittstelle und/oder in Bezug auf die Nutzung von ein oder mehreren Fahrerassistenzfunktionen des Fahrzeugs, ist. Beispielsweise kann eine relativ kurze Suchzeit (<1s) für den Startknopf und/oder für den Richtungswählschalter erkannt werden. Alternativ oder ergänzend kann z.B. ein direktes Losfahren des Fahrzeugs 100 erkannt werden. Dies lässt auf einen sicheren und/oder gewohnten Fahrer schließen. In Reaktion auf das Erkennen eines sichereren Nutzers kann das Bewirken einer Maßnahme, die darauf gerichtet ist, die Unsicherheit des Nutzers bei der Nutzung, insbesondere bei der Bedienung der Benutzerschnittstelle, des Fahrzeugs zu reduzieren, unterbunden werden. So kann der Komfort für den Nutzer des Fahrzeugs weiter erhöht werden.
-
Gemäß einem weiteren Aspekt wird ein (Straßen-) Kraftfahrzeug (insbesondere ein Personenkraftwagen oder ein Lastkraftwagen oder ein Bus oder ein Motorrad) beschrieben, das die in diesem Dokument beschriebene Vorrichtung umfasst.
-
Gemäß einem weiteren Aspekt wird ein Verfahren zur Unterstützung eines Nutzers eines (Kraft-) Fahrzeugs beschrieben. Das Verfahren umfasst das Analysieren einer Blickfolge des Blicks und/oder der Blickrichtung des Nutzers. Des Weiteren umfasst das Verfahren das Bestimmen, basierend auf der Analyse der Blickfolge, dass der Nutzer unsicher in Bezug auf die Nutzung, insbesondere in Bezug auf die Bedienung der Benutzerschnittstelle, des Fahrzeugs ist. Das Verfahren umfasst ferner, in Reaktion auf das Bestimmen, das Bewirken zumindest einer Maßnahme, die darauf gerichtet ist, die Unsicherheit des Nutzers bei der Nutzung, insbesondere bei der Bedienung der Benutzerschnittstelle, des Fahrzeugs zu reduzieren.
-
Gemäß einem weiteren Aspekt wird ein Software (SW) Programm beschrieben. Das SW Programm kann eingerichtet werden, um auf einem Prozessor (z.B. auf einem Steuergerät eines Fahrzeugs) ausgeführt zu werden, und um dadurch das in diesem Dokument beschriebene Verfahren auszuführen.
-
Gemäß einem weiteren Aspekt wird ein Speichermedium beschrieben. Das Speichermedium kann ein SW Programm umfassen, welches eingerichtet ist, um auf einem Prozessor ausgeführt zu werden, und um dadurch das in diesem Dokument beschriebene Verfahren auszuführen.
-
Es ist zu beachten, dass die in diesem Dokument beschriebenen Verfahren, Vorrichtungen und Systeme sowohl allein, als auch in Kombination mit anderen in diesem Dokument beschriebenen Verfahren, Vorrichtungen und Systemen verwendet werden können. Des Weiteren können jegliche Aspekte der in diesem Dokument beschriebenen Verfahren, Vorrichtungen und Systemen in vielfältiger Weise miteinander kombiniert werden. Insbesondere können die Merkmale der Ansprüche in vielfältiger Weise miteinander kombiniert werden. Ferner sind in Klammern aufgeführte Merkmale als optionale Merkmale zu verstehen.
-
Im Weiteren wird die Erfindung anhand von Ausführungsbeispielen näher beschrieben. Dabei zeigen
- 1 beispielhafte Komponenten eines Fahrzeugs;
- 2 eine beispielhafte Anordnung des Blicks und der Hand eines Fahrzeugnutzers; und
- 3 ein Ablaufdiagramm eines beispielhaften Verfahrens zur Unterstützung eines Nutzers eines Fahrzeugs.
-
Wie eingangs dargelegt, befasst sich das vorliegende Dokument mit der Erhöhung des Komforts eines Nutzers eines Fahrzeugs. In diesem Zusammenhang zeigt 1 ein beispielhaftes Fahrzeug 100, das ein oder mehrere Kameras 103 umfasst, die jeweils eingerichtet sind, Kameradaten in Bezug auf einen Nutzer, insbesondere in Bezug auf den Fahrer, des Fahrzeugs 100 zu erfassen. Ferner kann das Fahrzeug 100 ein oder mehrere Mikrofone (nicht dargestellt) zur Erfassung von Audiodaten in Bezug auf den Nutzer umfassen. Eine (Steuer-) Vorrichtung 101 des Fahrzeugs 100 kann eingerichtet sein, auf Basis der Kameradaten der ein oder mehreren Kameras 103 Information in Bezug auf den Blick, insbesondere in Bezug auf die Blickrichtung, des Nutzers zu ermitteln. Dabei kann z.B. ermittelt werden, wohin der Blick des Nutzers an unterschiedlichen Zeitpunkten gerichtet ist. Insbesondere kann auf Basis der Kameradaten eine Blickfolge des Blicks des Nutzers ermittelt werden, wobei die Blickfolge z.B. die Blickrichtung des Nutzers als Funktion der Zeit anzeigt.
-
Ferner kann auf Basis der Kameradaten eine Hand des Nutzers erkannt und nachverfolgt werden. Es kann insbesondere ermittelt werden, wo die Hand des Nutzers an unterschiedlichen Zeitpunkten innerhalb des Fahrzeugs 100 platziert wird, z.B. um ein Bedienelement der Benutzerschnittstelle 104 des Fahrzeugs 100 zu betätigen.
-
Die Vorrichtung 101 kann insbesondere eingerichtet sein (wie beispielhaft in 2 dargestellt), auf Basis der Kameradaten eine Korrelation und/oder eine Koordination zwischen dem Blick 201 und der Hand 202 des Nutzers zu analysieren, insbesondere dann, wenn ein Bedienelement 200 des Fahrzeugs 100 betätigt wird. Dabei kann eine relativ hohe Korrelation zwischen der Blickrichtung und der Platzierung der Hand 202 bei der Betätigung des Bedienelements 200 ein Hinweis darauf sein, dass der Nutzer unsicher in Bezug auf die Nutzung des Fahrzeugs 100 ist. Andererseits kann eine relativ niedrige Korrelation ein Hinweis darauf sein, dass der Nutzer relativ sicher in Bezug auf die Nutzung des Fahrzeugs 100 ist.
-
Das Fahrzeug 100 kann ein oder mehrere Fahrzeugfunktionen 102 aufweisen, die über die Benutzerschnittstelle 104 des Fahrzeugs 100 bedient werden können. Beispielhafte Fahrzeugfunktionen 102 sind,
- • eine Komfortfunktion (z.B. eine Klimaanlage);
- • eine Infotainmentfunktion (z.B. ein Navigationssystem oder ein Radio); und/oder
- • eine Fahrerassistenzfunktion (z.B. ein Geschwindigkeits- und/oder Abstandsregler).
-
Die (Steuer-) Vorrichtung 101 kann eingerichtet sein, auf Basis der Kameradaten, insbesondere auf Basis der ermittelten Blickfolge des Nutzers, zu erkennen, dass der Nutzer in Bezug auf die Nutzung des Fahrzeugs 100 unsicher ist. Auf Basis der Kameradaten kann z.B. erkannt werden, dass der Blick des Nutzers in einer ersten Phase (d.h. in einer Such-Phase) „suchend“ ist. Beispielsweise kann erkannt werden, dass der Blick des Nutzers in einem ersten Zeitraum der Blickfolge auf eine Vielzahl von unterschiedlichen Stellen der Benutzerschnittstelle 104 (z.B. des Armaturenbretts und/oder der Head Unit und/oder des Lenkrads) gerichtet ist, insbesondere ohne, dass es dabei zu einer Betätigung eines Bedienelements 200 der Benutzerschnittstelle 104 kommt.
-
Ferner kann auf Basis der Kameradaten erkannt werden, dass der Nutzer in einer zweiten Phase (d.h. in einer Koordinations-Phase) eine Betätigung eines Bedienelements 200 mit einer relativ hohen Korrelation des Blicks 201 und der Hand 200 ausführt oder zumindest vorbereitet.
-
Des Weiteren kann ggf. in einer dritten Phase (d.h. in einer Kontroll-Phase) auf Basis der Kameradaten erkannt werden, dass der Blick des Nutzers „kontrollierend“ ist, insbesondere dass der Blick des Nutzers darauf gerichtet ist, die Auswirkung der Betätigung des Bedienelements 200 zu kontrollieren. Der Blick kann dabei verstärkt auf ein oder mehrere Anzeigeelemente der Benutzerschnittstelle 104 des Fahrzeugs 100 gerichtet sein.
-
Es kann somit z.B. auf Basis der o.g. Abfolge von Phasen des Blicks 201 des Nutzers erkannt werden, dass der Nutzer in Bezug auf die Nutzung des Fahrzeugs 100 unsicher ist.
-
Die Vorrichtung 101 kann ferner eingerichtet ist, in Reaktion auf eine erkannte Unsicherheit des Nutzers zumindest eine Maßnahme zu bewirken, die darauf gerichtet ist, die Unsicherheit des Nutzers in Bezug auf die Fahrzeugnutzung zu reduzieren. Beispielhafte Maßnahmen sind,
- • das Ausblenden von ein oder mehreren Bedienmöglichkeiten des Fahrzeugs 100 (die im Rahmen des aktuellen Nutzungskontextes des Nutzers unrelevant sind);
- • das Hervorheben von ein oder mehreren Bedienmöglichkeiten des Fahrzeugs 100 (die im Rahmen des aktuellen Nutzungskontextes des Nutzers besonders relevant sind); und/oder
- • die Ausgabe eines optischen, akustischen und/oder haptischen Hinweises; und/oder
- • das automatische Herstellen eines Kontaktes zu einem persönlichen Assistenten (etwa zu einem Menschen in einem Call-Center oder zu einem digitalen Assistenten).
-
Des Weiteren kann die Vorrichtung 101 eingerichtet sein (z.B. auf Basis der Kameradaten), den Nutzungskontext zu ermitteln, in dem sich der Nutzer des Fahrzeugs 100 aktuell befindet. Der Nutzungskontext kann z.B. anzeigen,
- • den Betriebsstatus des Fahrzeugs 100 (z.B. Motor deaktiviert; Motor aktiviert; Getriebe ist in Parkposition; Getriebe ist in Neutral-Position; Getriebe ist in Drive-Position; Fahrgeschwindigkeit des Fahrzeugs 100, etc.);
- • die Position des Nutzers innerhalb des Fahrzeugs 100 (z.B. Fahrer, Beifahrer, Insasse auf der Rückbank des Fahrzeugs 100);
- • Witterungsbedingung (z.B. Regen, Nebel, Sonnenschein);
- • Straßentyp der Straße, auf der sich das Fahrzeug 100 befindet (Stadt, Landstraße, Autobahn, etc.);
- • Situation im Innenraum des Fahrzeugs 100 (z.B. Diskussion mit einem anderen Insassen, ein Objekt im Innenraum, etc.);
- • ein Klima im Innenraum des Fahrzeugs 100 (z.B. Innenraumtemperatur) und/oder
- • Lichtsituation (Tageslicht, Nacht, etc.).
-
Die Vorrichtung 101 kann eingerichtet sein, den Nutzungskontext bei der Auswertung der Blickfolge und/oder bei der Festlegung der zu bewirkenden Maßnahme zu berücksichtigen. Insbesondere kann auf Basis des Nutzungskontextes die Fahrzeugfunktion 102 ermittelt werden, bezüglich der der Nutzer unsicher ist. Es kann dann eine gezielte Maßnahme in Bezug auf die ermittelte Fahrzeugfunktion 102 bewirkt werden, um die Unsicherheit des Nutzers bei der Nutzung dieser Fahrzeugfunktion 102 zu reduzieren.
-
Wie eingangs dargelegt, kann der Funktions- und Leistungsumfang eines Fahrzeugs 100 den Nutzer des Fahrzeugs 100 überfordern (insbesondere nach einem Neukauf des Fahrzeugs 100 oder bei einer kurzfristigen Nutzung eines gemieteten und/oder ausgeliehenen Fahrzeugs 100). Die unterschiedlichen Funktionen des Fahrzeugs 100 sind dem Nutzer häufig unbekannt und/oder die Leistung des Fahrzeugs 100 wird häufig unterschätzt.
-
Die in diesem Dokument beschriebene Vorrichtung 101 ist eingerichtet, ungewöhnliche Blickfolgen des Nutzers zu erkennen. Beispielsweise kann durch Analyse der Blickfolge des Nutzers erkannt werden, dass der Nutzer das Fahrzeug 100 vor Fahrantritt erforscht und/oder dass der Nutzer sich vor Fahrantritt mit dem Fahrzeug 100 vertraut macht und/oder dass eine andere Person den Nutzer in das Fahrzeug 100 einweist. Ferner kann erkannt werden, dass der Nutzer während der Fahrt ein oder mehrere Funktionen 102 des Fahrzeugs 100 ausprobiert. Alternativ oder ergänzend können suchende Blicke des Nutzers erkannt werden. Dabei kann vor Betätigung eines Bedienelements 200 und/oder vor Auslösen einer Fahrzeugfunktion 102 ggf. eine relativ häufige und/oder relative starke Hand-Auge Koordination erfolgen, was ein Hinweis darauf ist, dass der Nutzer unsicher in Bezug auf die Fahrzeugnutzung ist.
-
Ferner kann erkannt werden, dass der Nutzer den Fahrzeugsitz und/oder den Innen- und/oder Außenspiegel verstellt, was ein Hinweis darauf ist, dass es sich bei dem Nutzer um einen neuen Nutzer des Fahrzeugs 100 handelt, der möglichweise nicht mit dem Fahrzeug 100 vertraut ist.
-
Des Weiteren kann erkannt werden, dass der Nutzer das Fahrzeug 100 erforscht, z.B. weil der Nutzer ein oder mehrere Bedienelemente 200 aus der Nähe betrachtet (und sich dabei ggf. verrenkt und/oder zu dem jeweiligen Bedienelement 200 hin lehnt, um das Bedienelement 200 besser betrachten zu können). Alternativ oder ergänzend kann die Mimik des Nutzers erkannt werden, welche auf die Unsicherheit des Nutzers schließen lässt (bzw. Stirnrunzeln, konzentrierter Blick bei Betätigen eines Bedienelements, etc.).
-
Zusätzlich zu der Auswertung der Kameradaten der ein oder mehreren Kameras 103 können Audiosignale, z.B. in Bezug auf Unmutsäußerungen, Fluchen, etc. und/oder in Bezug auf Fragen, die anhand von Spracherkennung erkannt werden, ausgewertet werden, um die Unsicherheit des Nutzers in Bezug auf die Fahrzeugnutzung zu erkennen.
-
Direkt nach dem Einsteigen des Fahrers können z.B. Blickfolgen und/oder Audiosignale auf ungewöhnliche Muster hin untersucht werden. Wenn eine Unsicherheit des Nutzers und/oder wenn suchende Blicke (z.B. häufige Hand-Auge-Koordination) des Nutzers erkannt werden, kann ggf. automatisch eine Fahrassistenzfunktion aktiviert und/oder stärker sensibilisiert werden (z.B. durch Erhöhung einer Warnschwelle). Alternativ oder ergänzend kann durch Signale und/oder Hinweistexte auf eine oder mehrere Fahrfunktionen 102 hingewiesen werden. Ggf. können Komfortfunktionen und/oder weniger relevante Funktionen ausgeblendet werden.
-
Wenn eine Unsicherheit des Nutzers erkannt wird, kann (z.B. bei einem Neufahrzeug, Mietfahrzeug und/oder Leihfahrzeug) als Maßnahme ggf. aktiv auf eine Lernfunktion des Fahrzeugs 100 hingewiesen werden, die darauf abzielt, den Nutzer mit dem Fahrzeug 100 vertraut zu machen.
-
Wenn eine relativ lange Suche des Nutzers erkannt wird (z.B. suchende Blickfolge auf unterschiedliche Bedienelemente 200 des Fahrzeugs 100), kann ggf. pro-aktiv (z.B. per Sprache) auf den wahrscheinlichsten nächsten Bedienschritt hingewiesen werden, um den Nutzer bei der Auswahl des Bedienelements 200 zu unterstützen. Beispielsweise können dabei Fragen beantwortet werden, wie „wie lege ich den Rückwärtsgang ein?“, wie starte ich das Navigationssystem, wie starte ich die Level 3 Fahrfunktion?, etc.
-
Die Vorrichtung 101 kann eingerichtet sein, auf Basis der Kameradaten (z.B. auf Basis der Kameradaten einer externen Fahrzeugkamera 103) einen neuen Nutzer des Fahrzeugs 100 zu erkennen (z.B. durch Gesichtserkennung). Der Nutzer kann dann direkt bei der Nutzung des Fahrzeugs 100 unterstützt werden (z.B. durch Zugriff auf die Bedienungsanleitung des Fahrzeugs 100 und/oder durch Starten der Lernfunktion).
-
3 zeigt ein Ablaufdiagramm eines (ggf. Computer-implementierten) Verfahrens 300 zur Unterstützung eines Nutzers eines (Kraft-) Fahrzeugs 100. Das Verfahren 300 umfasst das Analysieren 301 einer Blickfolge des Nutzers. Zu diesem Zweck können die Kameradaten von ein oder mehreren Kameras 103 des Fahrzeugs 100 ausgewertet werden. Basierend auf den Kameradaten kann als Blickfolge eine zeitliche Sequenz von Stellen ermittelt werden, auf die der Blick 201 des Nutzers gerichtet ist. Die Blickfolge kann sich z.B. über einen Zeitraum von 5 Sekunden oder mehr, insbesondere 10 Sekunden oder mehr, erstrecken.
-
Das Verfahren 300 umfasst ferner das Bestimmen 302, basierend auf der Analyse der Blickfolge, dass der Nutzer unsicher in Bezug auf eine Nutzung, insbesondere in Bezug auf eine Bedienung der Benutzerschnittstelle 104, des Fahrzeugs 100 ist. Auf Basis der Analyse der Blickfolge kann z.B. erkannt werden, dass die Blickfolge eine Koordination-Phase aufweist (ggf. nachfolgend zu einer Such-Phase), während der der Nutzer den Blick 201 und die Hand 202 in koordinierter Weise auf ein oder mehrere Stellen (insbesondere ein oder mehrere Bedienelemente 200 der Benutzerschnittstelle 104) des Fahrzeugs 100 richtet. Eine derartige Koordinations-Phase kann als Hinweis auf die Unsicherheit des Nutzers gewertet werden.
-
Des Weiteren umfasst das Verfahren 300, in Reaktion auf das Bestimmen 302, das Bewirken 303 zumindest einer Maßnahme, die darauf gerichtet ist, die Unsicherheit des Nutzers bei der Nutzung, insbesondere bei der Bedienung der Benutzerschnittstelle 104, des Fahrzeugs 100 zu reduzieren. Dabei kann eine Maßnahme ausgewählt werden, die von der Blickfolge des Nutzers abhängig ist. Insbesondere kann in Abhängigkeit von der Blickfolge eine geeignete Maßnahme ausgewählt werden.
-
Die in diesem Dokument beschriebenen Maßnahmen ermöglichen es, den Komfort eines Nutzers bei der Nutzung eines Fahrzeugs 100 in effizienter und zuverlässiger Weise zu erhöhen. Ferner kann die Sicherheit des Fahrzeugs 100 erhöht werden, da der Grad der Ablenkung des Fahrers reduziert wird.
-
Die vorliegende Erfindung ist nicht auf die gezeigten Ausführungsbeispiele beschränkt. Insbesondere ist zu beachten, dass die Beschreibung und die Figuren nur beispielhaft das Prinzip der vorgeschlagenen Verfahren, Vorrichtungen und Systeme veranschaulichen sollen.