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Die vorliegende Erfindung betrifft ein Verfahren zum adaptiven Einstellen eines Fahrzeugsitzes auf einen Benutzer. Sie betrifft überdies ein entsprechendes System zum adaptiven Einstellen eines Fahrzeugsitzes auf einen Benutzer sowie ein Kraftfahrzeug umfassend ein derartiges System.
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Vor Fahrtbeginn muss ein Fahrer sicherstellen, dass jeder Fahrzeuginsasse seinen Sitz richtig eingestellt hat. Weiterhin müssen das Lenkrad, die Kopfstützen, der Sicherheitsgurt und der Spiegel richtig eingestellt werden.
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Bei Fahrzeugen mit elektrisch einstellbaren Sitzen können die Basiseinstellungen mit Tasten vorgenommen werden. Dabei kann der Sitz nach vorne oder hinten, nach oben oder unten eingestellt werden. Weiterhin können die Sitzfläche und die Rückenlehne sowie die Lendenwirbelstützen eingestellt werden. Je nach Fahrzeugausstattung verfügen die Sitze über weitere Einstellmöglichkeiten.
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Mit einer Memory-Funktion kann der Fahrer Sitzprofile über Speichertasten in der Türverkleidung speichern und abrufen. Je nach Fahrzeugausstattung können Einstellungen wie beispielsweise die Fahrersitz- und Außenspiegelposition gespeichert werden.
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Wenn der Fahrer oder auch andere Fahrzeuginsassen ihren jeweiligen Sitz nicht richtig eingestellt haben, kann dies die Sicherheit gefährden, beispielsweise durch mangelnde Rundumsicht oder unzureichende Kraft zur Bremspedalbetätigung im Falle einer Notbremsung. Auch im Falle einer Kollision gefährdet eine falsche Sitzeinstellung die Sicherheit, beispielsweise bei einer Airbag-Auslösung oder falsch eingestellten Sicherheitsgurten.
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Dabei ist jedoch nicht sichergestellt, dass der jeweilige Fahrzeuginsasse seinen Sitz korrekt gemäß einer Betriebsanleitung einstellt. Insbesondere bei wechselnden Fahrern in einem Fahrzeug kann es durch Zeitdruck oder Nachlässigkeit des Fahrers vorkommen, dass die Einstellung nicht richtig und mit der nötigen Sorgfalt vorgenommen wird. Auch bei wechselnden Fahrzeugen tritt die gleiche Problemstellung auf, beispielsweise bei Mietwagen oder Mobilitätsangeboten.
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Weiterhin ist eine Sitzeinstellung, die einem Nutzer zunächst komfortabel erscheint, möglicherweise aus ergonomischen Gesichtspunkten nicht optimal und kann bei längeren Fahrten zu Muskelverspannungen oder Rückenschmerzen führen.
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Auch bei Verwendung einer Sitz-Memory-Funktion ist es erforderlich, dass der Fahrer die Grundeinstellung zunächst richtig vornimmt.
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Aus der
DE 10 2011 084 087 A1 ist eine Verstellvorrichtung zur ergonomischen Einstellung eines Fahrzeugsitzes mit mehreren verstellbaren Sitzkomponenten bekannt. Dabei weist die Verstellvorrichtung eine Steuereinheit mit einem Speicher auf, in den Fahrzeuginsassendaten eingespeichert werden können, die eine automatische Einstellung aller verstellbaren Sitz- und/oder Fahrzeugkomponenten ermöglichen. Dabei ist eine Einleseeinheit, beispielsweise in Form einer bekannten Standard-Schnittstelle, vorgesehen, über die die notwendigen Fahrzeuginsassendaten von einem mobilen Datenträger in den Speicher der Steuereinheit eingelesen werden können. Der Datenträger erhält die notwendigen Fahrzeuginsassendaten in Form eines definierten zweidimensionalen Bildes von einem digitalen Bilderfassungssystem. Die Steuereinheit oder der Datenträger ist mit einem im Speicher abgelegten Algorithmus versehen, der aus dem zweidimensionalen Bild die Proportionen vorgegebener Körperteile zueinander derart ermittelt, dass daraus eine bestimmte, zumindest relative automatische Einstellung der Sitz- und/oder Fahrzeugkomponenten abgeleitet werden kann. Dabei ist das definierte zweidimensionale Bild in der Weise aufzunehmen, dass bestimmte Körperglieder erkennbar sind, wobei eine manuell zu bedienende Eingabeeinheit in Form eines Touchscreens vorgesehen ist, auf dem definierte Positionen von Körpergliedern über mindestens einen mit dem Finger verschiebbaren Markierungsbalken nacheinander auf dem am Touchscreen dargestellten Bild überlagernd einzustellen sind.
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Aus der
DE 10 2017 105 625 A1 ist ein System und Verfahren zum Scannen einer Person zur Innenraumpräferenzkonfiguration bekannt. Dabei beinhaltet ein Fahrzeug eine Ziellampe an einem Außenspiegel des Fahrzeugs. Das Fahrzeug beinhaltet auch ein Scan-Modul. Zusätzlich dazu beinhaltet das Fahrzeug ein aktives Scan-System, das dazu konfiguriert ist, die Ziellampe anzuweisen, eine Positionsanzeige mit einem bekannten Abstand vom Fahrzeug zu projizieren, eine Gelenkstruktur basierend auf einem Bild einer Person, die an der vom Scan-Modul empfangenen Positionsanzeige steht, zu bestimmen, und Innenraumpräferenzeinstellungen basierend auf der detektierten Gelenkstruktur einzustellen.
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Die
DE 10 2018 208 837 A1 betrifft ein Computerprogrammprodukt zum elektrischen Einstellen eines Fahrzeugsitzes, aufweisend ein Anweisungsmittel zum Erstellen einer Anweisung für eine Person zur Einnahme einer vordefinierten Haltung, bei welcher die Person steht und sich wenigstens eine Hand der Person sichtbar auf der Hüfte der Person befindet, eine Ermittlungseinheit zum Ermitteln eines H-Punktes der Person anhand der eingenommenen vordefinierten Haltung der Person, ein Rechenmittel zum Berechnen einer Sitzeinstellungsinformation basierend auf dem ermittelten H-Punkt, und ein Signalausgabemittel zum Ausgeben eines Einstellsignals zum elektrischen Einstellen des Fahrzeugsitzes basierend auf der berechneten Sitzeinstellungsinformation.
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Die
DE 20 2013 002 800 U1 lehrt ein Einstellsystem für einen Automobilsitz auf der Basis von Vermessungen eines Benutzers, wobei die Messungen unter Verwendung eines Touchscreens einer Einrichtung, die mit einer bildgebenden Kamera ausgestattet ist, vorgenommen werden, und wobei die Längen von Maßschablonen, die mit einem Bild des Benutzers überlagert werden, so angepasst werden, dass sie dem Bild entsprechen.
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Aus der
EP 2 674 914 B1 ist ein Verfahren zum Bestimmen einer Augenposition einer Person bekannt, wobei sich die Person außerhalb eines Fahrzeugs befindet.
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Die
US 10,144,374 B2 lehrt die Konfiguration eines Fahrzeugs derart, dass es automatisch Einstellungen für eine oder mehrere Komponenten des Fahrzeugs auf der Grundlage eines gemessenen anthropometrischen Merkmals einer sich dem Fahrzeug nähernden Person vornimmt. Das Fahrzeug kann einen Sensor enthalten, der so konfiguriert ist, dass er Daten, beispielsweise visuelle Daten, eines Teils der äußeren Umgebung des Fahrzeugs erfasst. Die externe Umgebung kann eine Person umfassen, die sich dem Fahrzeug nähert. Das Fahrzeug kann eine Komponente enthalten, die in mehreren Einstellungen einstellbar ist. Die erfassten Daten können ausgewertet werden, um ein anthropometrisches Merkmal der sich dem Fahrzeug nähernden Person zu messen. Anhand des gemessenen anthropometrischen Merkmals kann eine Soll-Einstellung der Komponente des Fahrzeugs bestimmt werden. Die aktuelle Einstellung der Komponente kann an die ermittelte Ziel-Einstellung angepasst werden.
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Schließlich ist aus der
DE 10 2018 211 835 A1 ein Verfahren zum Bestimmen einer Einstellposition einer in einer Position verstellbaren Komponente offenbart, wobei das Verfahren folgende Schritte umfasst: Ermitteln eines Fahrzeugmodells des Fahrzeugs anhand von Fahrzeugidentifikationsdaten, Ermitteln eines einen Nutzer des Fahrzeugs identifizierenden Nutzerparameters anhand von Nutzeridentifikationsdaten, Bereitstellen eines künstlichen neuronalen Netzes, das mit einer Komponentenreferenzeinstellposition eines Referenznutzers in dem ermittelten Fahrzeugmodell, mit einer Komponentenreferenzeinstellposition des Referenznutzers in einem Referenzfahrzeugmodell und mit einer Komponentenreferenzeinstellposition des Nutzers in dem Referenzfahrzeugmodell trainiert ist, und Bestimmen der Einstellposition der Komponente in dem Fahrzeug durch Eingabe des Fahrzeugmodells und des Nutzerparameters in das künstliche neuronale Netz.
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Die Aufgabe der vorliegenden Erfindung besteht darin, derartige adaptive Einstellungen von Fahrzeugsitzen weiter zu verbessern.
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Diese Aufgabe wird gelöst durch die Gegenstände der unabhängigen Patentansprüche.
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Durch die erfindungsgemäße Vorgehensweise wird eine optimale Einstellung der Sitzposition automatisch sichergestellt, wodurch Komfort, Ergonomie und Sicherheit für einen Fahrzeugnutzer erhöht werden.
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Eine bevorzugte Ausführungsform zeichnet sich dadurch aus, dass weiterhin eine Fahrsituation ermittelt wird, insbesondere mittels einer Sensoreinrichtung oder einer Navigationsvorrichtung des Fahrzeugs, wobei in Schritt c) das Einstellen des Fahrzeugsitzes weiterhin in Abhängigkeit der ermittelten Fahrsituation erfolgt. Unterschiedliche Fahrsituationen können beispielsweise sein eine Stadtfahrt, eine Autobahnfahrt oder eine Fahrt auf einer Passstraße. Während einer Stadtfahrt, bei der häufig Aktivitäten des Fahrers auftreten wie Bremsen, Beschleunigen, Abbiegen und dergleichen wird der Fahrer eine aufrechtere Sitzstellung bevorzugen als auf einer Autobahnfahrt, die üblicherweise durch eine monotone Streckenführung gekennzeichnet ist. Auf einer Passstraße wiederum können sich unterschiedliche Sitzeinstellungen als vorteilhaft erweisen: Beispielsweise wird bergauf eine steilere Sitzposition bevorzugt werden als bergab, um die vor dem Fahrzeug liegenden Randbereiche der Straße besser einsehen zu können. Da die Gewichtskraft beim Bergauffahren den Fahrer nach hinten zieht, ist eine Sitzposition weiter vorne als bei der Bergabfahrt bevorzugt.
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Alternativ oder zusätzlich kann ein manuell ausgewähltes Fahrprofil oder ein manuell ausgewählter Fahrmodus ermittelt werden, wobei in Schritt c) das Einstellen des Fahrzeugsitzes weiterhin in Abhängigkeit des ausgewählten Fahrprofils oder des ausgewählten Fahrmodus erfolgt. Hier kann beispielsweise zwischen Fahrprofilen und/oder Fahrmodi wie „sportlich“, „komfortabel“, „Anfänger“, „Race“ unterschieden werden.
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Weiter bevorzugt werden in Schritt d) die ermittelten Körpermerkmale des Benutzers gemäß einer vorgebbaren Klassifikation klassifiziert, wobei in Schritt c) der Fahrzeugsitz in Abhängigkeit der Klassifizierung eingestellt wird. Dabei können zur Klassifizierung beispielsweise auch Verhältnisse der ermittelten Körpermerkmale, beispielsweise das Verhältnis von Rumpflänge zu Beinlänge, herangezogen werden, um geeignete Parameter zur Einstellung des Fahrersitzes zu ermitteln. In diesem Zusammenhang können in Abhängigkeit der Klassifizierung Parameter für das Einstellen des Fahrzeugsitzes in Schritt c) aus einer Datenbank, die insbesondere auf einer zentralen Servervorrichtung gespeichert ist, ausgelesen und verwendet werden. Dabei hat es sich als besonders vorteilhaft erwiesen, wenn Erkenntnisse aus einer Flotte genutzt werden, indem die Mittelwerte für die entsprechende Klassifikation als optimale Einstellparameter für den Fahrzeugsitz verwendet werden. Alternativ können die Parameter der Datenbank aufgrund vorgegebener Gesundheitsaspekte ermittelt und bereitgestellt werden. In diesem Zusammenhang kann beispielsweise für eine entsprechende Klassifikation durch entsprechende Befragung der Nutzer ausgewertet werden, bei der Verwendung welcher Parameter zur Einstellung des Fahrzeugsitzes die Häufigkeit auftretender Rückenbeschwerden minimiert ist. Die entsprechenden Parameter für das Einstellen des Fahrzeugsitzes können dann in Schritt c) zum Einstellen des Fahrzeugsitzes verwendet werden.
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In diesem Zusammenhang kann die Datenbank selbstlernend sein, indem die Einstellungen durch Befragung von Nutzern ergänzt um mindestens einen Qualitätsparameter an die Datenbank zurückgemeldet werden. Der Qualitätsparameter kann beispielsweise gesundheitliche Aspekte wie eine Bewertung im Hinblick auf Rückenbeschwerden oder ergonomische Aspekte betreffen.
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Es kann vorgesehen sein, dass die aus der Datenbank ausgelesenen Parameter für das Einstellen des Fahrzeugsitzes gemäß der Klassifizierung vom Benutzer modifizierbar sind. Insbesondere im Rahmen des oben erwähnten selbstlernenden Systems können so die vorhandenen Parameter zur Einstellung des Fahrzeugsitzes weiter optimiert werden, indem die modifizierten Einstellungen an die Datenbank zurückgemeldet werden.
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Bevorzugt wird die Abweichung der modifizierten Einstellung gegenüber der Einstellung aufgrund der Klassifizierung erfasst und im Fahrzeug gespeichert. Dies ist besonders vorteilhaft für den Benutzer der jeweiligen modifizierten Einstellung, da er dadurch die Modifikation nur einmalig vornehmen muss. Es kann auch die Art der Modifikation insbesondere aufgrund von Modifikationen in unterschiedlichen Situationen gelernt werden, beispielsweise „Fahrer sitzt im Stadtverkehr gerne um 5° steiler“, und in anderen Situationen beim Herunterladen von Einstellparametern für den Fahrzeugsitz aus der Datenbank automatisch angewendet werden, um die heruntergeladenen Parameter bereits fahrerspezifisch zu modifizieren.
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Bevorzugt wird das mindestens eine Bild, insbesondere eine Bildsequenz, automatisch beim Annähern an das Fahrzeug und/oder beim Sitzen im Fahrzeug und/oder beim Verlassen des Fahrzeugs erfasst. Da die Annäherung an das Fahrzeug, beispielsweise durch Transpondertechnik, erfasst werden kann, besteht dadurch die Möglichkeit, automatisiert, das heißt ohne Zutun oder sogar ohne Wissen des Benutzers, das mindestens eine Bild zu erfassen und zur Ermittlung der optimalen Parameter zum Einstellen des Fahrzeugsitzes für den spezifischen Benutzer zu verwenden. Dies ist besonders vorteilhaft im Bereich von Carsharing.
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In diesem Zusammenhang kann vorgesehen sein, dass auf der Basis eines Identifizierungs- und/oder Authentifizierungsschritts, insbesondere nach Erfassen eines ersten Bildes oder aufgrund eines vom Benutzer verwendeten Schlüssels oder aufgrund eines vom Benutzer erfassten Fingerabdrucks, geprüft wird, ob für diesen Benutzer bereits Parameter zum Einstellen des Fahrzeugsitzes vorliegen, wobei die Schritte b) und c) nur dann durchgeführt werden, wenn das Ergebnis der Prüfung negativ ausfällt. Auf diese Weise kann unnötiger Datentransfer vermieden werden, der zwangsläufig auftreten würde, wenn bei jedem Annähern an ein erfindungsgemäß ausgestattetes Fahrzeug Bilder erfasst und der Auswertungs- und Ermittlungsprozess damit in Gang gesetzt würde. Indem die genannte Prüfung vorgesehen wird, kann der Datenverkehr und die Rechenkapazität seitens der zentralen Servervorrichtung besonders niedrig gehalten werden.
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Besonders bevorzugt werden zeitgleich mindestens zwei Bilder durch an unterschiedlichen Positionen des Fahrzeugs angeordnete Kameras erfasst, wobei aus den mindestens zwei Bildern ein 3D-Bild für die Auswertung in Schritt b) erzeugt wird. Durch die Erzeugung eines 3D-Bildes können die Körpermerkmale des Benutzers besonders genau und zuverlässig ermittelt werden, was in einer optimierten Einstellung des Fahrzeugsitzes resultiert. Beispielsweise können in diesem Zusammenhang Körpermerkmale berücksichtigt werden, die bei einer zweidimensionalen Darstellung nicht aufgelöst werden können, insbesondere wie tief bestimmte Partien des jeweiligen Körpers sind. Dieser Aspekt ermöglicht besonders gut zu ermitteln, wie muskulär ein Körper insbesondere in bestimmen Körperregionen gebaut ist, was bei zweidimensionalen Bildern nur schlecht möglich ist. Mit zweidimensionalen Bildern lassen sich insbesondere Längenabschnitte von Körperextremitäten zwischen verschiedenen Gelenken sehr gut ermitteln, was bereits in sehr guten Einstellungen des Fahrzeugsitzes resultiert. Noch bessere Einstellungen lassen sich jedoch erzielen, wenn ermittelt wird, welchen Umfang die entsprechenden Körperpartien zwischen zwei Gelenken haben. Dies wird durch die Anfertigung von 3D-Bildern gemäß der genannten bevorzugten Ausführungsform ermöglicht. 3D-Bilder können ergänzend für eine Auswertung der Kleidung des Benutzers verwendet werden. Hier kann insbesondere festgestellt werden, dass beispielsweise dicke Winterkleidung oder dergleichen getragen wird. Die kann dann für die Bestimmung der optimalen Einstellungen berücksichtigt werden.
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Es hat sich weiterhin als bevorzugt herausgestellt, dass die Einstellung des Fahrzeugsitzes gemäß einem vorgebbaren zeitlichen Muster zwischen mindestens zwei unterschiedlichen Einstellungen variiert wird. Dies verhindert Verspannungen oder Ermüdung und sorgt daher für eine weitere Reduktion der Gefahr des Auftretens von Rückenbeschwerden. Die Variation kann um einen vorgegebenen Betrag um einen Mittelwert erfolgen, wobei der Mittelwert die für den jeweiligen Benutzer ermittelte optimale Sitzeinstellung repräsentiert. Beispielsweise kann die Neigung des Sitzes um ± 5° variiert werden. Ebenso kann die Sitzhöhe um ± 0,5 cm variiert werden. Die Längseinstellung des Sitzes kann beispielsweise um ± 1 cm variiert werden. Bereits derartig geringe Modifikationen bewirken eine andere Belastung des Körpers und können Muskelverspannungen verhindern. Der zeitliche Abstand zwischen zwei Variationen kann beispielsweise zwischen 5 und 10 Minuten betragen.
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Gemäß einer bevorzugten Weiterbildung kann vorgesehen sein, dass ein Fahrstil des Fahrers ermittelt wird, wobei der Fahrzeugsitz in Schritt c) weiterhin in Abhängigkeit des ermittelten Fahrstils eingestellt wird. Bei einem sportlichen Fahrstil wird die Lehne um eine vorgegebene Gradzahl aufrechter gestellt, der Fahrersitz in Längsrichtung weiter nach vorne bewegt und gegebenenfalls die Höhe der Sitzfläche verringert. Sofern vorhanden, können seitliche Haltezonen so eingestellt werden, dass sie enger am Fahrer anliegen und ihm in Kurven mehr Halt bieten. Für einen entspannten Fahrstil kann die Lehne gegenüber einer neutralen Sitzposition um einige Grad nach hinten geneigt werden und der Fahrersitz etwas nach hinten geschoben werden. Selbstverständlich sind weitere Anpassungen an den Fahrstil des Fahrers möglich, je nach Einstellmöglichkeiten des Fahrzeugsitzes. Der Fahrstil des Fahrers lässt sich in bekannter Weise ermitteln, beispielsweise durch Auswertung von Gaspedal- und Bremspedalsensorik sowie Beschleunigungssensoren.
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In Schritt c) kann weiterhin eine Lenkradposition und/oder mindestens eine Spiegelposition und/oder eine Pedalposition zumindest in Abhängigkeit der ermittelten Körpermerkmale des Benutzers eingestellt werden. Auf diese Weise können automatisiert optimale Positionen auch für die weiteren genannten Fahrzeugkomponenten eingestellt werden, was die Verkehrssicherheit weiter erhöht.
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Weitere bevorzugte Ausführungsformen ergeben sich aus den Unteransprüchen.
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Für Anwendungsfälle oder Anwendungssituationen, die sich bei dem Verfahren ergeben können und die hier nicht explizit beschrieben sind, kann vorgesehen sein, dass gemäß dem Verfahren eine Fehlermeldung und/oder eine Aufforderung zur Eingabe einer Nutzerrückmeldung ausgegeben und/oder eine Standardeinstellung und/oder ein vorbestimmter Initialzustand eingestellt wird.
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Zu der Erfindung gehört auch ein System zum adaptiven Einstellen eines Fahrzeugsitzes auf einen Benutzer umfassend mindestens eine Fahrzeugkamera zum Erfassen mindestens eines Bilds eines Benutzers, eine Auswertevorrichtung, die ausgelegt ist, das mindestens eine Bild auszuwerten, um Körpermerkmale des Benutzers zu ermitteln, und eine Steuervorrichtung, die ausgelegt ist, den Fahrzeugsitz zumindest in Abhängigkeit der ermittelten Körpermerkmale des Benutzers einzustellen. Die Steuervorrichtung kann eine Datenverarbeitungsvorrichtung oder eine Prozessoreinrichtung aufweisen, die dazu eingerichtet ist, eine Ausführungsform des erfindungsgemäßen Verfahrens durchzuführen. Die Prozessoreinrichtung kann hierzu zumindest einen Mikroprozessor und/oder zumindest einen Mikrocontroller und/oder zumindest einen FPGA (Field Programmable Gate Array) und/oder zumindest einen DSP (Digital Signal Processor) aufweisen. Des Weiteren kann die Prozessoreinrichtung Programmcode aufweisen, der dazu eingerichtet ist, bei Ausführen durch die Prozessoreinrichtung die Ausführungsform des erfindungsgemäßen Verfahrens durchzuführen. Der Programmcode kann in einem Datenspeicher der Prozessoreinrichtung gespeichert sein.
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Zu der Erfindung gehören auch Weiterbildungen des erfindungsgemäßen Systems, die Merkmale aufweisen, wie sie bereits im Zusammenhang mit den Weiterbildungen des erfindungsgemäßen Verfahrens beschrieben worden sind. Aus diesem Grund sind die entsprechenden Weiterbildungen des erfindungsgemäßen Systems hier nicht noch einmal beschrieben.
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Die Erfindung betrifft weiterhin ein Kraftfahrzeug umfassend ein erfindungsgemäßes System.
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Das erfindungsgemäße Kraftfahrzeug ist bevorzugt als Kraftwagen, insbesondere als Personenkraftwagen oder Lastkraftwagen, oder als Personenbus oder Motorrad ausgestaltet.
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Als eine weitere Lösung umfasst die Erfindung auch ein computerlesbares Speichermedium, umfassend Befehle, die bei der Ausführung durch einen Computer oder einen Computerverbund diesen veranlassen, eine Ausführungsform des erfindungsgemäßen Verfahrens auszuführen. Das Speichermedium kann z.B. zumindest teilweise als ein nicht-flüchtiger Datenspeicher (z.B. als eine Flash-Speicher und/oder als SSD - solid state drive) und/oder zumindest teilweise als ein flüchtiger Datenspeicher (z.B. als ein RAM - random access memory) ausgestaltet sein. Durch den Computer oder Computerverbund kann eine Prozessorschaltung mit zumindest einem Mikroprozessor bereitgestellt sein. Die Befehle können als Binärcode oder Assembler und/oder als Quellcode einer Programmiersprache (z.B. C) bereitgestellt sein.
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Die Erfindung umfasst auch die Kombinationen der Merkmale der beschriebenen Ausführungsformen. Die Erfindung umfasst also auch Realisierungen, die jeweils eine Kombination der Merkmale mehrerer der beschriebenen Ausführungsformen aufweisen, sofern die Ausführungsformen nicht als sich gegenseitig ausschließend beschrieben wurden.
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Im Folgenden sind Ausführungsbeispiele der Erfindung beschrieben. Hierzu zeigen:
- 1 eine schematische Darstellung zur Erläuterung eines Ausführungsbeispiels des erfindungsgemäßen Systems zum adaptiven Einstellen eines Fahrzeugsitzes auf einen Benutzer; und
- 2 einen Signalflussgraphen für ein Ausführungsbeispiel eines erfindungsgemäßen Verfahrens zum adaptiven Einstellen eines Fahrzeugsitzes auf einen Benutzer.
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Bei den im Folgenden erläuterten Ausführungsbeispielen handelt es sich um bevorzugte Ausführungsformen der Erfindung. Bei den Ausführungsbeispielen stellen die beschriebenen Komponenten der Ausführungsformen jeweils einzelne, unabhängig voneinander zu betrachtende Merkmale der Erfindung dar, welche die Erfindung jeweils auch unabhängig voneinander weiterbilden. Daher soll die Offenbarung auch andere als die dargestellten Kombinationen der Merkmale der Ausführungsformen umfassen. Des Weiteren sind die beschriebenen Ausführungsformen auch durch weitere der bereits beschriebenen Merkmale der Erfindung ergänzbar.
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In den Figuren bezeichnen gleiche Bezugszeichen jeweils funktionsgleiche Elemente.
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1 zeigt eine schematische Darstellung zur Erläuterung eines Ausführungsbeispiels eines erfindungsgemäßen Systems zum adaptiven Einstellen eines Fahrzeugsitzes 10 auf einen Benutzer 12. Dazu wird mittels mindestens einer Außenkamera 14 oder einer Innenkamera 16 des Fahrzeugs 18 mindestens ein Bild eines Benutzers erfasst. Unter Verwendung von Mitteln zur Bildverarbeitung, insbesondere unter Verwendung von Bildanalyse-Software, wird daraus ein Datenmodell 22 des Benutzers 12 angefertigt, aus dem Körpermerkmale des Benutzers 12 abgeleitet werden können. Alternativ kann das Datenmodell 22 des Benutzers auch von einer zentralen Servervorrichtung 20 heruntergeladen werden. Dazu werden der zentralen Servervorrichtung 20 Körpermerkmale des Benutzers durch manuelle Dateneingabe oder Image-Upload, beispielsweise unter Verwendung eines mobilen Endgeräts des Benutzers 12, zur Verfügung gestellt.
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Als Körpermerkmale werden insbesondere die Größe, die Unterarm länge, die Oberarmlänge, die Unterschenkellänge, die Oberschenkellänge, der Brustumfang, der Bauchumfang und das Gewicht ermittelt. Besonders bevorzugt wird zum Erfassen des Bilds oder mehrerer Bilder oder Bildsequenzen ein Kameragürtel eines Fahrerassistenzsystems des Fahrzeugs 18 verwendet, der den Bereich außerhalb des Fahrzeugs 18 erfasst und den Fahrzeugnutzer bei Annäherung an das Fahrzeug 18 beobachten kann. Im Innenraum ist es bevorzugt, eine Fahrerbeobachtungskamera und/oder eine Innenraumkamera zum Erfassen des mindestens einen Bilds zu verwenden.
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Entsprechende Bilder können von weiteren Fahrzeugnutzern und/oder Fahrzeuginsassen erfasst und entsprechend ausgewertet werden.
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Die ermittelten Körpermerkmale werden an eine Steuervorrichtung 24 übertragen. Diese Steuervorrichtung 24 erhält weiterhin Daten einer Sensoreinrichtung oder einer Navigationsvorrichtung 26 des Fahrzeugs 18, die eine aktuelle Fahrsituation widerspiegeln. Schließlich erhält die Steuervorrichtung 24 aus einem Speicher 28 des Fahrzeugs 18 Informationen dazu, ob der Benutzer 12 optimale Parameter für eine Einstellung des Fahrzeugsitzes in der Vergangenheit modifiziert hat, und wenn ja, in welcher Art und Weise. In der Steuervorrichtung 24 kann eine Nachschlagtabelle gespeichert sein, in der auf Basis der ermittelten Körpermerkmale, der ermittelten Fahrsituation sowie den Informationen zu den modifizierten Benutzereinstellungen ein Parametersatz 30 zum optimalen Einstellen des Fahrzeugsitzes 10 ermittelt und die entsprechenden Einstellfunktionalitäten des Fahrzeugsitzes 10 entsprechend angesteuert werden.
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Die Steuervorrichtung 24 kann in der zentralen Servervorrichtung 20 angeordnet sein, kann sich jedoch auch im Fahrzeug 18 befinden. Bei Anordnung in der zentralen Servervorrichtung 20 werden die präferierten Benutzereinstellungen 28 sowie die ermittelte Fahrsituation 26 zur Berücksichtigung an die Steuervorrichtung 24 hochgeladen und anschließend das Ergebnis, welches den Parametersatz 30 zum Einstellen des Fahrzeugsitzes 10 umfasst, an eine Steuervorrichtung des Fahrzeugs heruntergeladen, welche dann die Ansteuerung der entsprechenden Funktionalitäten des Fahrzeugsitzes 10 vornimmt. Bei Anordnung der Steuervorrichtung 24 im Fahrzeug 18 müssen entsprechend die ermittelten Körpermerkmale des Benutzers 12 von der zentralen Servervorrichtung 20 an die Steuervorrichtung 24 heruntergeladen werden.
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Entsprechend kann neben der Ermittlung eines optimalen Parametersatzes zur Einstellung des Fahrzeugsitzes dieselbe Vorgehensweise genutzt werden, um weiterhin die Lenkradposition und/oder mindestens eine Spiegelposition und/oder eine Pedalposition zumindest in Abhängigkeit der ermittelten Körpermerkmale des Benutzers 12 einzustellen.
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Für den Fall, dass bestimmte Körpermerkmale nicht aus dem Datenmodell des Benutzers 12 abgeleitet werden können, kann eine entsprechende Abfrage an den Benutzer zur manuellen Eingabe erfolgen.
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2 zeigt in schematischer Darstellung einen Signalflussgraphen für ein Verfahren zum adaptiven Einstellen eines Fahrzeugsitzes 10 auf einen Benutzer 12. In Schritt S1 wird mindestens ein Bild des Benutzers 12 mittels mindestens einer Fahrzeugkamera 14, 16 erfasst. In Schritt S2 wird das mindestens eine Bild zum Ermitteln von Körpermerkmalen des Benutzers 12 ausgewertet. Schließlich wird in Schritt S3 der Fahrzeugsitz 10 zumindest in Abhängigkeit der ermittelten Körpermerkmale des Benutzers 12 eingestellt.
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ZITATE ENTHALTEN IN DER BESCHREIBUNG
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Zitierte Patentliteratur
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- DE 102011084087 A1 [0009]
- DE 102017105625 A1 [0010]
- DE 102018208837 A1 [0011]
- DE 202013002800 U1 [0012]
- EP 2674914 B1 [0013]
- US 10144374 B2 [0014]
- DE 102018211835 A1 [0015]