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Die Erfindung betrifft ein Verfahren zur Absaugung von Deponiegas mittels Übersaugung aus einer Abfalldeponie, welche einen Deponiekörper, eine den Deponiekörper nach oben begrenzende Deponieoberfläche sowie in den Deponiekörper reichende Gasfassungselemente aufweist, sowie eine Vorrichtung zur Durchführung der Absaugung.
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Es existiert eine große Anzahl von Abfalldeponien, bei denen unvorbehandelte Siedlungsabfälle mit organischen Inhaltsstoffen aufgrund ihrer mikrobiellen Umsetzung zu einer Bildung von Deponiegas führen. Da eine Bildung von Deponiegas über mehrere Jahrzehnte andauert, ist es sehr relevant, eine kontrollierte Erfassung und Entsorgung sowie Behandlung des Methan und Kohlenstoffdioxid enthaltenden Deponiegases zu gewährleisten. Die mikrobiellen Umsetzungsprozesse laufen dabei vorwiegend anaerob ab, wodurch einerseits ein großer Anteil des umweltschädlichen Methans gebildet wird und was andererseits auch dazu führt, dass die Abbauprozesse sehr langsam ablaufen und zum Teil deutlich länger als 50 Jahre weiterbestehen. [1] Nachteilig werden bei der obligatorischen Absaugung des Deponiegases teilweise weniger als 50 % des entstehenden Deponiegases erfasst.
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Charakteristisch für die Deponiegasbildung ist eine zeitlich variierende Menge und Zusammensetzung des Deponiegases, wobei zu Beginn ein hoher Methangehalt enthalten ist, welcher teilweise größer ist als 50 Vol.-%. Dieses hochkalorische Deponiegas wird überwiegend in technischen Anlagen energetisch genutzt. Allerdings reduziert sich mit der Zeit der Anteil an Methan im gebildeten Deponiegas, sodass eine klassische energetische Nutzung ab einem bestimmten Zeitpunkt nicht mehr effizient stattfinden kann. Dennoch ist weiterhin eine umweltgerechte Behandlung des Deponiegases beispielsweise durch thermische Verfahren notwendig. Mit der Zeit und sinkenden Methangehalten werden die Anforderungen an eine umweltgerechte technische Behandlung der Deponiegase immer größer, wobei dies gemäß § 44 Kreislaufwirtschaftsgesetz (KrWG) teilweise über mehr als 30 Jahre notwendig ist. Eine Möglichkeit der Reduzierung des Zeitraums, in welchem das Deponiegas nicht mehr energetisch genutzt werden kann, jedoch trotzdem noch aufwendig technisch behandelt werden muss, gelingt durch eine Aerobisierung des Deponiekörpers. Aufgrund einer Zuführung von Sauerstoff wird einerseits der Abbau der vorhandenen organischen Abfälle beschleunigt und außerdem der Anteil des Methans im Deponiegas reduziert, da bei einem aeroben Abbauprozess in erster Linie Kohlenstoffdioxid gebildet wird. [2] Nach einem Aerobisierungsprozess über einen Zeitraum von 8-12 Jahren erzeugen die Abbauprozesse nur noch Kohlenstoffdioxid, weshalb dann eine technische Entgasung, also eine Entsorgung des entstehenden Deponiegases, eingestellt werden kann.
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Um Sauerstoff in den Deponiekörper einzutragen, sind verschiedene Methoden aus dem Stand der Technik bekannt. So kann einerseits Luft, also Sauerstoff, aktiv eingetragen werden oder aber es werden biologische oder chemische Lösungsmittel zugesetzt. Es ist in
DE 10 2009 025 470 A1 ein Verfahren zur Aerobisierung von Abfall offenbart, bei dem Sauerstoff über eine wässrige Lösung von Wasserstoffperoxid als Sauerstoffträger in den Abfallkörper eingebracht wird. Dabei setzen innerhalb des Abfallkörpers siedelnde aerobe und optional auch anaerobe Mikroorganismen den Sauerstoff aus dem Wasserstoffperoxid frei. Dieser in Wasser gelöste Sauerstoff steht direkt für die anaerobe mikrobielle Atmung zur Verfügung. Nachteilig ist diese Art der Aerobisierung nur auf Deponien anwendbar, die eine Sickerwasserfassung besitzen, sodass diese Methode nur auf einer vergleichsweise geringen Anzahl von Deponien einsetzbar ist. Insbesondere ältere Deponiestandorte weisen ein solches System nicht auf. Die Kosten für eine Installation zusätzlicher Lanzen, also Einrichtungen zur Infiltration der wässrigen Lösung, sind nachteilig kostenintensiv und auch die Kosten für die wässrige Lösung, also das Wasserstoffperoxid, sind erheblich.
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Um dauerhaft Sauerstoff aus der Luft in den Deponiekörper einzutragen, sind außerdem weitere Möglichkeiten aus dem Stand der Technik bekannt. In der
EP 1 219 361 A2 wird eine Möglichkeit des Eintrages eines an Sauerstoff angereicherten Gases offenbart, wobei hier auch die Verwendung reinen Sauerstoffs vorgeschlagen wird.
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In der
EP 0 489 705 A2 wird ein Verfahren beschrieben, bei dem mit Sauerstoff angereicherte Luft über Lanzen eingeblasen wird, um dadurch eine aerobe Umsetzung organischer Abfälle zu generieren. Dadurch wird vermehrt Kohlenstoffdioxid statt Methan gebildet. Die entstehende Abluft wird durch Gasfassungselemente gefasst und mittels technischer Deponiegasbehandlungsanlagen umweltgerecht entsorgt. Nachteilig ist ein Nachrüsten derartiger Lanzen sehr kostenintensiv, wobei auch zusätzliche technische Aggregate zur aktiven Luftinfiltration notwendig sind. Aufgrund des hohen Energieverbrauchs führen diese zusätzlichen technischen Aggregate nachteilig auch zu hohen Betriebskosten. Ein weiteres Problem, das bei einem aktiven Einbringen von Sauerstoff in die Deponie beobachtet wird, ist der sogenannte Channeling-Effekt, also eine Bildung von Kanälen, welche sehr gut mit Sauerstoff versorgt sind, und anderen Zonen, welche nicht ausreichend durch den Sauerstoff erreicht werden.
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Eine andere Möglichkeit der Aerobisierung von Deponien stellt die Übersaugung dar, bei der ein Unterdruck im Deponiekörper eingestellt wird, durch den Luft in die Deponie gesogen wird. In der
DE 101 31 026 A1 wird eine Methode zur Übersaugung beschrieben, bei der wenigstens eine Saugleitung in die Deponie eingezogen ist, mittels derer dann eine Absaugung derart möglich ist, dass mehr Gas abgesaugt wird, als Deponiegas durch die Abbauprozesse gebildet wird.
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Eine weitere Methode der Übersaugung wird in der
EP 2 705 909 A1 vorgestellt, wobei hier ein Verfahren zum Abbau des organischen Reaktionspotenzials durch kontrollierte Absaugung von Deponiegas über einen Teil der vorhandenen Gasfassungselemente beschrieben wird. Dabei wird durch die starke Absaugung, welche ein höheres Volumen absaugt als Deponiegas gebildet wird, ein Unterdruck erzeugt. Aufgrund dieses Unterdrucks wird Luft angesaugt, welche eine Sauerstoffversorgung der Deponie gewährleistet, wodurch das organische Reaktionspotenzial vorwiegend aerob abgebaut wird. Nachteilig ist bei dieser Methode, dass die Betriebskosten aufgrund des hohen Energieverbrauchs erheblich sind und dass eine gute Versorgung mit Sauerstoff nur im oberflächennahen Bereich der Deponie sowie im Bereich des Deponiefußes gelingt. Die Aerobisierung der zentralen Bereiche setzt hier somit zeitverzögert ein, wodurch eine längere Laufzeit der Maßnahme einhergeht. Zudem wird Luftsauerstoff über Sickerwassererfassungssysteme in den Deponiekörper unterstützend eingetragen. Neben einem hohen Energieverbrauch und daraus resultierenden hohen Betriebskosten hat diese Methode ferner den Nachteil, dass eine gute Versorgung mit Sauerstoff nur in einem Horizont an der Deponiebasis der Deponie gelingt. Außerdem ist diese Art der Aerobisierung mit unterstützendem Lufteintrag über das Sickerwassererfassungssystem nur auf Deponien anwendbar, die eine Sickerwassererfassung besitzen, sodass diese Methode des unterstützenden Lufteintrages an der Deponiebasis nur auf einer vergleichsweise geringen Anzahl von Deponien einsetzbar ist.
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Ein wesentliches Problem der Vorrichtungen und Methoden nach dem Stand der Technik sind die teilweise notwendige lange Laufzeit, wodurch es zu hohen Betriebskosten kommt, und andererseits die hohen Installationskosten von zusätzlichen Einrichtungen.
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Der Erfindung liegt somit die Aufgabe zugrunde, eine einfache, schnelle sowie kostengünstige Möglichkeit zur Verfügung zu stellen, um eine effiziente Aerobisierung einer Deponie zu gewährleisten.
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Die Aufgabe wird durch einen Gegenstand mit den Merkmalen gemäß der selbstständigen Patentansprüche gelöst. Weiterbildungen sind in den abhängigen Ansprüchen angegeben.
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Die Aufgabe wird insbesondere durch ein Verfahren zur Absaugung von Deponiegas aus einer Abfalldeponie, welche einen Deponiekörper mit organischen Abfällen, eine den Deponiekörper nach oben begrenzende Deponieoberfläche sowie durch die Deponieoberfläche in den Deponiekörper reichende Gasfassungselemente aufweist, gelöst. Das Verfahren umfasst dabei folgende Schritte:
- a. Einbringen von zusätzlichen Lufteintragselementen von oben durch die Deponieoberfläche in den Deponiekörper. Dabei können ein oder mehrere zusätzliche Lufteintragselemente, bevorzugt 2 oder 3 oder 4 oder 5, in den Deponiekörper eingebracht werden.
- b. Übersaugen der Abfalldeponie, wobei im Deponiekörper vorhandenes Gas durch die Gasfassungselemente durch Erzeugen eines Unterdruckes abgesaugt wird. Dabei wird Umgebungsluft durch die Lufteintragselemente in den Deponiekörper eingesogen. Vorteilhaft wird die Umgebungsluft auch über die Deponieoberfläche, über den Deponiefuß und auch über die Deponieflanken eingesogen.
- c. Überwachen der Zusammensetzung des abgesaugten Gases, was auch als Monitoring bezeichnet wird.
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Dabei wird der Volumenstrom des abgesaugten Gases in Abhängigkeit von der Zusammensetzung des abgesaugten Gases angepasst. Je nachdem, wie die bei der Überwachung des Gases, also beim Monitoring, ermittelten Werte eingeschätzt werden, wird der Volumenstrom entsprechend angepasst. Dabei kann nach einer bevorzugten Variante eine Anpassung des abgesaugten Gasvolumens einzeln an den einzelnen Gasfassungselementen eingestellt werden. Die Überwachung gemäß Schritt c) erfolgt in der Regel außerhalb der Abfalldeponie an einer Messeinrichtung, durch welche das abgesaugte Gas strömt, bevor es in die Deponiegasbehandlungsanlage, insbesondere in den Gasverdichter, gelangt. Bevorzugt sind an der erfindungsgemäßen Abfalldeponie an den mit den Gasfassungselementen verbundenen Gasabführrohren Messstutzen innerhalb einer Messstrecke angeordnet, an denen mobile Messgeräte angeschlossen werden können.
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Das abgesaugte Gas weist dabei eine Mischung aus dem Deponiegas und Luft auf. Unter Deponiegas wird dabei im Sinne der Erfindung jenes Gas verstanden, welches aufgrund der aeroben Abbauprozesse in der Abfalldeponie gebildet wird.
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Die den Deponiekörper nach oben begrenzende Deponieoberfläche ist bevorzugt als Abdeckung, insbesondere als temporäre Abdeckung zur Vermeidung eines Herumfliegens von Abfall, sogenanntem Windflug, oder als Oberflächenabdichtung ausgebildet. Dabei besteht die Abdeckung in der Regel nur aus einigen lockeren Erdschichten, und die Oberflächenabdichtung wird aus stark verdichteten Elementschichten gebildet. Für den Fall, dass die Deponie noch befüllt wird, ist noch keine Abdeckung oder Abdichtung vorhanden, und die Deponieoberfläche fällt mit der Oberseite des Deponiekörpers zusammen.
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Die zusätzlich eingebrachten Lufteintragselemente sind bevorzugt im oberen Bereich als Vollrohr ausgebildet und weisen in ihrem unteren Bereich zahlreiche Perforationen auf. Solche Perforationen können beispielsweise rund sein, bevorzugt mit einem Durchmesser von 5 bis 10 mm. Eine weitere Möglichkeit sieht längliche oder geschlitzte Perforationen vor. Die freie Eintritts- oder Austrittsfläche beträgt gegenüber der gesamten Oberfläche dieses Bereiches ca. 5 bis 10 %.
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Durch den erzeugten Unterdruck wird die Luft durch die Lufteintragselemente und außerdem auch durch die Deponieoberfläche und über die seitlichen und unteren Begrenzungen des Deponiekörpers, also die Deponieflanken und den Deponiefuß, eingesogen.
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Eine vorteilhafte Variante sieht vor, dass in Schritt a. wenigstens drei zusätzliche Lufteintragselemente in den Deponiekörper eingebracht werden. Nach einer möglichen Ausführungsform werden die zusätzlich eingebrachten Lufteintragselemente derart in einen zentralen Teil des Deponiekörpers eingebracht, dass eine Aerobisierung des organischen Materials, welches zentral, also vom Rand des Deponiekörpers beabstandet, angeordnet ist, auch bei geringeren Absaugvolumenströmen gelingt. Dafür ist das untere Ende des Lufteintragselementes vorzugsweise vom Rand des Deponiekörpers um wenigstens 50 m oder wenigstens 25 % der jeweiligen Breite des Deponiekörpers beabstandet angeordnet.
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Die auf Abfalldeponien vorhandenen Gasfassungselemente, beispielsweise Gasbrunnen, sind typischerweise jeweils über separate Leitungen an eine Sammelstation angeschlossen. An jeder dieser Leitungen sind dabei vorzugsweise Messeinrichtungen, bevorzugt Messstutzen zur Verbindung mit einem mobilen Messgerät, angeordnet, an denen der Gehalt an Methan, Kohlenstoffdioxid, Sauerstoff, Ammoniak und Kohlenstoffmonoxid innerhalb des abgesaugten Gases als auch der Volumenstrom ermittelt wird. Eine Überwachung der Zusammensetzung des abgesaugten Gases ermöglicht vorteilhaft eine angepasste Regulierung des Volumenstroms des abgesaugten Gases und somit des Energieaufwands. An jedem der Gasbrunnen ist vorzugsweise eine Steuerungseinrichtung zur separaten Steuerung des Volumenstroms des abgesaugten Deponiegases angeordnet. Dadurch kann der Volumenstrom an unterschiedlichen Stellen der Deponie passend eingestellt werden. Dadurch kann beispielsweise unterschiedlichen Strömungswiderständen Rechnung getragen werden.
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Nach einer vorteilhaften Ausgestaltung des Verfahrens wird der Volumenstrom des abgesaugten Gases in Abhängigkeit von dem darin enthaltenen Sauerstoffanteil an jedem Gasfassungselement separat angepasst. Relevant ist hier insbesondere eine ausreichende Sauerstoffversorgung des in der Abfalldeponie gelagerten organischen Abfalls, wodurch der Methangehalt des gebildeten Gases stark reduziert wird und die Geschwindigkeit der Abbauprozesse erhöht wird. Bevorzugt wird außerdem der Volumenstrom des abgesaugten Gases dahingehend reguliert, dass der Sauerstoffgehalt im abgesaugten Gas klein ist. Dadurch kann vorteilhaft sowohl die Explosionsgefahr als auch der Energieaufwand reduziert werden.
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Eine mögliche Ausgestaltung sieht vor, dass der Volumenstrom derart angepasst wird, dass in dem abgesaugten Deponiegas ein Anteil von Sauerstoff von unter 3 Vol.-% oder unter 5 Vol.-% vorhanden ist. Dadurch kann vorteilhaft die Gefahr einer Explosion reduziert werden, wenn der Methangehalt im gefährlichen Bereich zwischen 5 bis 15 Vol.-% liegt. Eine Regulierung des Sauerstoffgehaltes unterhalb eines kritischen Wertes ist wichtig, um ein gleichzeitiges Vorhandensein eines Methangehaltes zwischen 5 bis 15 Vol.-% tolerieren zu können und eine Explosionsgefahr zu umgehen. Diese Explosionsgefahr wäre bei einem Sauerstoffgehalt ab wenigstens 11,6 Vol.-% und gleichzeitigem Vorliegen von 5 bis 15 Vol.-% Methan gegeben. Um eine Explosion zu vermeiden, wird ein Sicherheitsabstand bei der Tolerierung des Sauerstoffes berücksichtigt, sodass ein Sauerstoffgehalt von unter 3 Vol.-% oder unter 5 Vol.-% einzuhalten ist. Nachdem der Methananteil im Laufe der Zeit unter einen Wert von ca. 5 Vol.-% gefallen ist, kann auch ein höherer Sauerstoffgehalt akzeptiert und toleriert werden. Der Sauerstoffgehalt im abgesaugten Gas stellt hier somit eine sicherheitstechnisch relevante Größe dar.
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Bevorzugt weist das Verfahren somit eine Regelung bezüglich des Sauerstoffgehaltes auf, wobei die Überwachung gemäß Schritt c) zur Rückkopplung notwendig ist. Die Überwachung, welche auch als Monitoring bezeichnet werden kann, stellt hier einen wesentlichen Schritt dar.
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Zusätzlich wird nach einer vorteilhaften Ausführung des Verfahrens der Volumenstrom an den einzelnen Gasfassungselementen und/ oder die Größe des verwendeten Unterdruckes entsprechend eingestellt.
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Um sicherzustellen, dass der zur Aerobisierung notwendige Sauerstoff in den Deponiekörper eindringt, wird nach einer möglichen Variante des Verfahrens der Anteil an Methan überwacht, wobei der Volumenstrom derart angepasst wird, dass in dem abgesaugten Deponiegas ein Anteil von Methan unter 2,5 Vol.-% oder unter 3 Vol.-% vorhanden ist. Eine weitere Möglichkeit des Verfahrens sieht vor, dass die Menge an Kohlenstoffdioxid im Verhältnis zum enthaltenen Methan als Parameter für die Überwachung der ausreichenden Übersaugung genutzt wird. Wenn der Methangehalt entsprechend limitiert wird, ist es möglich, einen erhöhten Sauerstoffgehalt zuzulassen.
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Der Prozess der Übersaugung bedeutet im Sinne der Erfindung den Schritt des gezielten Absaugens von Deponiegas durch die Gasfassungselemente durch Erzeugen eines Unterdruckes. Übersaugung ist also eine kontrollierte Absaugung von Deponiegas, bei der durch eine starke Absaugung, welche ein höheres Volumen absaugt als Deponiegas gebildet wird, ein Unterdruck innerhalb des Deponiekörpers erzeugt wird. Aufgrund dieses Unterdrucks wird Luft angesaugt, welche eine Sauerstoffversorgung des Deponiekörpers gewährleistet. Dadurch wird vorteilhaft das organische Reaktionspotenzial vorwiegend aerob abgebaut. Dieser kontrollierte Übersaugungsprozess führt vorzugsweise zu einer Zusammensetzung des abgesaugten Gases, wodurch es zur Weiterbehandlung geeignet ist.
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Der Volumenstrom des abgesaugten Gases wird nach einer bevorzugten Variante des Verfahrens mit der Zeit kontrolliert reduziert, wodurch vorteilhaft weniger Energie benötigt wird, was die Betriebskosten signifikant senkt. Besonders bevorzugt erfolgt die Reduzierung des Volumenstroms des abgesaugten Gases kontinuierlich, wobei also in kurzen Zeitabständen die Zusammensetzung des abgesaugten Gases überwacht wird und der abgesaugte Volumenstrom entsprechend angepasst und reduziert wird. Die Reduzierung des Volumenstroms erfolgt somit sukzessive.
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Eine mögliche Variante des Verfahrens sieht vor, dass der Volumenstrom des abgesaugten Gases sukzessive oder kontinuierlich reduziert wird, sodass er nach fünf Jahren des Beginns des Übersaugungsprozesses auf höchstens 80 % des Ausgangsvolumenstroms reduziert ist. Nach einer weiteren sukzessiven oder kontinuierlichen Reduzierung wird nach zehn Jahren der Volumenstrom des abgesaugten Gases auf höchstens 60 % des Ausgangsvolumenstroms reduziert. Der Ausgangsvolumenstrom ist dabei im Sinne der Erfindung der Volumenstrom des abgesaugten Gases zu Beginn des Übersaugungsprozesses, also zu Beginn der gezielten und steuerbaren Aerobisierung des Abfalls in der Abfalldeponie.
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Ein weiterer Aspekt der Erfindung betrifft eine Vorrichtung zur Durchführung des erfindungsgemäßen Verfahrens zur Absaugung von Deponiegas. Die Vorrichtung weist eine Abfalldeponie aus einem Deponiekörper, in dem organischer Abfall abgelagert ist, und einer den Deponiekörper nach oben begrenzenden Deponieoberfläche auf. Dabei sind auf der Abfalldeponie in den Deponiekörper hineinreichende Gasfassungselemente zur Entgasung der Abfalldeponie angeordnet. Erfindungsgemäß sind auf der Abfalldeponie zusätzliche Lufteintragselemente angeordnet, welche zum effizienten Eintrag von Luft in ihrem unteren Bereich Perforationen aufweisen und in ihrem oberen Bereich als Vollrohr ausgebildet sind. Der untere Bereich der auf der Abfalldeponie angeordneten Lufteintragselemente ist dabei innerhalb des Deponiekörpers angeordnet und das Vollrohr ragt bis über die Deponieoberfläche der Abfalldeponie heraus. Relevant ist dabei, dass der untere Bereich der Lufteintragselemente derart in den Deponiekörper hineinragt, dass eine effiziente Belüftung des zentralen Bereiches des Deponiekörpers möglich ist. Im Gegensatz zu Übersaugungsanlagen aus dem Stand der Technik gelingt hier somit eine schnelle und effiziente Belüftung auch der unteren Schichten sowie der von den Rändern stark beabstandeten, also zentralen Bereiche des Deponiekörpers. Um eine Belüftung zu realisieren, ist es notwendig, dass das obere Ende der Lufteintragselemente nach oben aus der Abfalldeponie herausragt und somit während der Übersaugung aufgrund des entstehenden Unterdruckes effizient Luft über die Lufteintragselemente in zentrale Bereiche des Deponiekörpers gezogen wird.
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Nach einer vorteilhaften Ausgestaltung weisen Lufteintragselemente in ihrem oberen Bereich eine Kopfdichtung zur Vermeidung von Gaswegsamkeit und auch zur Vermeidung von Kurzschlussreaktionen auf.
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Der untere Bereich eines Lufteintragselementes, welcher Perforationen aufweist, ist bevorzugt das untere Drittel bis zu zwei Drittel des Lufteintragselementes bezogen auf dessen gesamte Länge.
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Der obere Bereich des Lufteintragselementes, welcher als Vollrohr ausgebildet ist, ist nach einer vorteilhaften Ausgestaltung wenigstens das obere Drittel des Lufteintragselementes bezogen auf dessen gesamte Länge.
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Im Vergleich zu Gasbrunnen sind die zusätzlichen Lufteintragselemente bevorzugt deutlich kleiner ausgebildet. Gasbrunnen weisen regelmäßig einen Rohrdurchmesser von ca. 160 mm und größer auf. Die Lufteintragselemente hingegen werden vorzugsweise mit einer Rohrdimension mit Durchmessern von 50 bis 63 mm ausgeführt.
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Kennzeichnend für die Erfindung ist es, keine vorhandenen Gasbrunnen für den Lufteintrag zu nutzen, da andernfalls weniger Elemente zur Gasfassung zur Verfügung stünden. Nur durch die zusätzlichen Lufteintragselemente kann gewährleistet werden, den Erfassungsgrad des Deponiegases im Vergleich zur klassischen Besaugung signifikant zu erhöhen.
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Eine mögliche Ausgestaltung der Vorrichtung sieht dabei wenigstens drei zusätzliche Lufteintragselemente vor, welche auf der Abfalldeponie angeordnet sind. Eine optionale Variante sieht 2 bis 5 zusätzliche Lufteintragselemente vor.
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Vorzugsweise ist an den zusätzlich eingebrachten Lufteintragselementen eine Einrichtung zur Messdurchführung angeordnet, an welcher der Druck und/oder die Temperatur und/oder der Volumenstrom bestimmbar ist. An dieser Einrichtung zur Messdurchführung werden regelmäßig Messinstrumente zur Bestimmung der genannten Parameter angeschlossen und nach der Messung wieder entfernt. Dadurch müssen keine aufwändigen und teuren Messsysteme dauerhaft an den Lufteintragselementen installiert werden.
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Eine besonders vorteilhafte Ausgestaltung sieht dabei vor, dass an der Vorrichtung an den zusätzlich eingebrachten Lufteintragselementen eine Regelarmatur zur Einstellung der Infiltrationsrate angeordnet ist. Dabei ist die Infiltrationsrate die Menge an Luft, welche durch die zusätzlich eingebrachten Lufteintragselemente in einer bestimmten Zeiteinheit in die Abfalldeponie einströmt. Die Infiltrationsrate und auch die Infiltrationsmenge, also die absolute Menge an eingeströmter Luft, wird mittels Messung der Strömungsgeschwindigkeit am Kopf, also am oberen Ende, des Lufteintragselementes ermittelt. Dabei erfolgt eine Umrechnung der Geschwindigkeit der Luft unter Berücksichtigung der Geometrie und der Rohreigenschaften in einen Volumenstrom. Um die Menge an eingeströmter Luft absolut oder pro Zeiteinheit bestimmen zu können, ist ferner die Druckmessung am Kopf der Lufteintragselemente erforderlich.
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Durch die Erfindung ist es möglich, mittels einer gezielten und steuerbaren Übersaugung einen nachhaltigen Aerobisierungseffekt auf Deponien zu erreichen. Dabei wird zusätzlich eine Effizienz hinsichtlich des Energieverbrauchs der technischen Anlagen gewährleistet.
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Es wird hier nicht aktiv Luftsauerstoff in den Deponiekörper eingetragen, sondern es wird aufgrund einer Übersaugung, also durch Erzeugen eines Unterdruckes, Sauerstoff in den Deponiekörper eingesogen. Relevant sind dabei insbesondere die Lufteintragselemente, welche die Möglichkeit schaffen, auch in zentrale Bereiche der Deponie einen Lufteintrag zu gewährleisten. Erfindungsgemäß erfolgt dies ausschließlich passiv aufgrund des durch die Übersaugung hervorgerufenen Unterdruckes im Deponiekörper.
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Vorteilhaft werden dadurch auch zentrale Bereiche des Deponiekörpers ausreichend mit Luft versorgt, sodass die Aerobisierungsprozesse auch in zentralen Deponiebereichen gleich zu Beginn initiiert werden. Ein weiterer Vorteil ist die Vermeidung oder Reduzierung des Channeling-Effektes, da der Lufteintrag sowohl über die Oberfläche und den Deponiefuß sowie die Deponieflanken als auch direkt in zentrale Deponiebereiche erfolgt, wobei dies ausschließlich durch Druckausgleich im Deponiekörper geschieht. Durch die gezielte und steuerbare Übersaugung entsteht ein überwiegend gleichmäßiger Unterdruck im Deponiekörper, wodurch auch ein gleichmäßiger Eintrag an Luft über die Lufteintragselemente stattfindet.
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Aufgrund der in den Deponiekörper eingebrachten zusätzlichen Lufteintragselemente ist es möglich, einen derart effizienten Lufteintrag auch zentral innerhalb des Deponiekörpers, also stark beabstandet von den Rändern, zu gewährleisten, dass die Deponie nicht dauerhaft mit sehr hohen Absaugmengen übersaugt werden muss, sondern dass es möglich ist, mit zunehmender Zeit die Absaugmengen der Übersaugung gezielt und steuerbar zu reduzieren. Die daraus resultierenden signifikanten Einsparungen der Energieverbräuche führen zu geringeren Betriebskosten sowie geringeren Umweltbelastungen bei der Energieerzeugung. Zudem wird hierdurch schlussendlich eine geringere Menge an abgesaugtem Gas in technischen Anlagen behandelt, was ebenfalls zu einem geringeren Abgasausstoß führt. Relevant ist dabei, dass die Abfalldeponie lediglich zu Beginn des Übersaugungsprozesses mit einer mit dem derzeitigen Stand der Technik vergleichbaren sehr hohen Absaugmenge abgesaugt wird, sodass die Aerobisierungsprozesse innerhalb des Deponiekörpers initiiert und dann über einen Zeitraum von maximal fünf Jahren gezielt und deutlich, also um wenigstens 20 %, kontinuierlich und sukzessive reduziert werden.
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Die Absaugmenge ist im Sinne der Erfindung der Volumenstrom des abgesaugten Gases. Dabei setzt sich das abgesaugte Gas bei einer Übersaugung aus dem gebildeten Deponiegas, Porengas und teilweise Sauerstoff der in die Abfalldeponie eingesogenen Luft zusammen. Das abgesaugte Gas wird auch als Abluft bezeichnet.
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Um eine adäquate Anpassung der Absaugmenge der Übersaugung zu ermöglichen, kommt der Überwachung, also dem Monitoring, eine hohe Bedeutung zu. Im Hinblick auf die Optimierung sind die Absaugmengen bevorzugt derart einzustellen, dass bei der Absaugung einerseits ausreichend Sauerstoff in den Deponiekörper gelangt, aber eben kaum Einfluss von Sauerstoff im abgesaugten Gas anzutreffen ist. Da Sauerstoff die Explosionsgefahr erhöht, ist diese Einstellung sicherheitstechnisch relevant.
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Um diese Überwachung, also das Monitoring weiter zu verbessern, weisen die Lufteintragselemente nach einer vorteilhaften Variante eine Regelarmatur auf, anhand derer Messungen des Druckes und/ oder der Temperatur und/ oder des Volumenstroms durchgeführt werden können und/ oder die Infiltrationsrate kontrolliert und gesteuert wird.
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Nach der Konzeption der Erfindung wird die Aerobisierung der organischen Abfälle einer Abfalldeponie dadurch gewährleistet, dass eine gezielte, energieeffiziente und steuerbare Übersaugung stattfindet. Der Deponiekörper wird dabei derart unter Unterdruck gesetzt, dass er Umgebungsluft in sich aufnimmt, deren Sauerstoff für die organischen Abbauprozesse benötigt wird. Um eine effiziente Aerobisierung auch in zentralen Bereichen des Deponiekörpers, insbesondere auch bereits zu Beginn der Übersaugung, zu gewährleisten, werden Lufteintragselemente auf der Deponie vorgesehen, deren unterer Abschnitt innerhalb des Deponiekörpers angeordnet ist. Eine Übersaugung, also eine Absaugung, bei der ein Unterdruck erzeugt wird, erfolgt über die vorhandenen Gasfassungselemente. Im Sinne der Erfindung ist eine solche Übersaugung dabei immer eine aktive Absaugung zur Erzeugung eines Unterdruckes. Relevant ist dabei, dass die Gasaustragung nicht passiv, also von allein, erfolgt, sondern die den Unterdruck erzeugende Absaugmenge mittels der technischen Einrichtung gezielt eingestellt und durch die technische Einrichtung somit der Unterdruck erzeugt wird. Vorzugsweise wird der Unterdruck durch einen an einer Deponiegasbehandlungsanlage angeordneten Gasverdichter erzeugt, über welchen auch die Absaugmenge variiert und eingestellt werden kann. Dabei wird die Zusammensetzung des abgesaugten Gases, also des Deponiegas enthaltenen Gasgemisches, ermittelt und in Abhängigkeit von dieser Zusammensetzung die Höhe des Unterdruckes vor allem durch adäquate Einstellung der Absaugmenge am Gasverdichter variiert, insbesondere minimiert. Dies ermöglicht eine Optimierung einerseits hinsichtlich des im abgesaugten Gasgemisch vorhandenen Sauerstoffs und andererseits hinsichtlich der aufgewandten Energie für die technische Deponiegasbehandlungs- und Absauganlage.
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Weitere Einzelheiten, Merkmale und Vorteile von Ausgestaltungen der Erfindung ergeben sich aus der nachfolgenden Beschreibung von Ausführungsbeispielen mit Bezugnahme auf die zugehörigen Zeichnungen. Es zeigen:
- 1: eine Abfalldeponie mit zusätzlichen Lufteintragselementen in einer Schnittdarstellung,
- 2: ein Lufteintragselement in einer Schnittdarstellung und
- 3: eine Prinzipskizze eines zeitlichen Verlaufes der Deponiegasbildung unter unterschiedlich starker Absaugung.
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In 1 ist eine Abfalldeponie 1 aus einem Deponiekörper 2, in dem organischer Abfall 3 abgelagert ist, und einer Abdeckung 4 dargestellt. Auf der Abfalldeponie 1 sind Gasfassungselemente 5 zur Entgasung der Abfalldeponie 1 angeordnet, welche vom Deponiekörper 2 nach oben durch die Abdeckung 4 hindurchführen. Die Gasfassungselemente 5 weisen in ihrem unteren Bereich Gaseintrittsöffnungen 6 in Form von Perforationen auf, durch welche innerhalb des Deponiekörpers 2 vorhandene Gase 7 über die Gasfassungselemente 5 abgesaugt werden können. Dafür ist jedes der Gasfassungselemente 5 im oberen Bereich mit Gasabführrohren 8 verbunden, welche wiederum an eine Gassammelstation 9 angeschlossen sind. Die Gassammelstation 9 wiederum ist mit einer Deponiegasbehandlungsanlage 10, welche eine technische Anlage zur umweltgerechten Behandlung von Deponiegas ist, verbunden. Weiterhin ist an jedem der Gasabführrohre 8 in den Gassammelstationen 9 eine, hier nicht dargestellte, Messstrecke zur Ermittlung der Gaszusammensetzung angeordnet. Die Messtechnik, also das Messgerät, ist dabei vorzugsweise nicht fest installiert, sondern kann an der Messstrecke, welche einen Messstutzen aufweist, reversibel verbunden werden.Zusätzlich zu den Gasfassungselementen 5, welche genutzt werden, um innerhalb des Deponiekörpers 2 vorhandenes Gas abzusaugen, sind zusätzliche Lufteintragselemente 11 auf der Abfalldeponie angeordnet. Ein großer, unterer Abschnitt der Lufteintragselemente 11 ist innerhalb des Deponiekörpers 2 angeordnet, wobei die Lufteintragselemente 11 nach oben durch die Abdeckung 4 herausragen. Die Lufteintragselemente 11 sind in ihrem oberen Bereich, insbesondere in dem Bereich, in dem sie durch die Abdeckung hindurchgeführt sind, als Vollrohr 12 ausgebildet. Die Lufteintragselemente 11 sind nach oben offen, sodass über diese obere Öffnung 13 Umgebungsluft 14, also Luft aus der Umgebung, in die Lufteintragselemente 11 und somit in den Deponiekörper 2 eingesaugt werden kann. Um den Volumenstrom zu überwachen und einzustellen, ist an der oberen Öffnung 13 der Lufteintragselemente 11 eine Mess- und Regeleinrichtung 13A zur Messung und Regelung des Volumenstromes angeordnet. Die Messtechnik/das Messgerätist vorzugsweise nicht fest installiert, sondern kann an einem, in 2 dargestellten, Messstutzen reversibel mit dem Lufteintragselement 11 verbunden werden.
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Um die im Deponiekörper vorhandenen Gase 7 aus dem Deponiekörper 2 definiert abzuführen, wird an den Gasfassungselemente 5 ein Unterdruck erzeugt. Die dafür notwendigen Pumpen 10A oder Verdichter 10A sind in der Regel an der Deponiegasbehandlungsanlage 10 angeordnet. Der Unterdruck an den Gasfassungselementen 5 führt dazu, dass im Deponiekörper vorhandenes Gas 7 durch die Gaseintrittsöffnungen 6 der Gasfassungselemente 5 abgesaugt wird. Das abgesaugte Gas 7 gelangt dann in ein Gasabführrohr 8 und wird über die Gassammelstation 9 in die Deponiegasbehandlungsanlage 10 weitergeleitet.
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An den vorhandenen Lufteintragselementen 11 wird bei Anlegen eines starken Unterdruckes an den Gasfassungselementen 5 dafür gesorgt, dass Umgebungsluft von oben durch die obere Öffnung 13 des Lufteintragselementes 11 in das Lufteintragselement 11 eingesogen wird und daraufhin durch die im unteren Bereich des Lufteintragselementes 11 vorhandenen Perforationen 15 in das Innere des Deponiekörpers 2 gelangt. Ferner wird durch den an den Gasfassungselementen 5 anliegenden starken Unterdruck Umgebungsluft 14 auch auf weiteren möglichen Wegen in den Deponiekörper 2 eingesogen. In der Darstellung ist ein Eintritt von Umgebungsluft 14 in den Deponiekörper 2 beispielsweise durch die Abdeckung 4 hindurch oder auch über Randbereiche dargestellt. Da bei einer Abfalldeponie 1 mit zusätzlich eingebrachten Lufteintragselementen 11 Umgebungsluft durch den Unterdruck nicht nur in die äußeren Bereiche des Deponiekörpers 2, sondern auch direkt in zentrale Bereiche des Deponiekörpers 2 gelangt, ist die Aerobisierung des im Deponiekörper 2 vorhandenen organischen Abfalls 3 besonders effizient. Vorteilhaft gelingt die anaerobe Umsetzung des organischen Abfalls 3 dabei schneller und der für die Erzeugung des Unterdrucks notwendige Energieaufwand kann mit der Zeit reduziert werden.
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Ein Lufteintragselement 11, welches zusätzlich in die Abfalldeponie 1 eingebracht wird, ist in 2 dargestellt. In seinem unteren Bereich ist das Lufteintragselement 11 als perforiertes Filterrohr 16, also mit zahlreichen Perforationen 15, ausgebildet. Der Durchmesser der einzelnen Perforationen 15 beträgt bevorzugt 5 bis 10 mm für ein gelochtes Filterrohr und 1 bis 5 mm für ein geschlitztes Filterrohr. Um das perforierte Filterrohr 16 herum hat es sich als vorteilhaft erwiesen, eine Verfüllung mit Filterkies 17A vorzunehmen. Dieser Filterkies hat nach einer vorteilhaften Ausgestaltung eine Körnung von 8 bis 16 mm oder 2 bis 4 mm oder 4 bis 8 mm.
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Der obere Bereich des Lufteintragselementes 11 ist als Vollrohr 12 ausgebildet und führt in diesem Bereich durch die Abdeckung 4 der, hier nur in Auszügen dargestellten, Abfalldeponie hindurch. Es ist hier schematisch dargestellt, dass die Abdeckung 4 der Abfalldeponie vorzugsweise aus mehreren Schichten besteht. Es ist notwendig, dass die Durchführung des Lufteintragselementes 11 durch die Abdeckung 4 mittels einer Kopfdichtung abgedichtet wird. Eine derartige Kopfdichtung 17B kann aus bindigem Bodenmaterial und/oder Quellton ausgebildet sein.
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Für einen Einbau des Lufteintragselementes 11 in eine, in 1 dargestellte, Abfalldeponie ist je nach Anwendung ein gewisser Aushub notwendig. Daraus resultiert eine mögliche trichterförmige Rückverfüllung 18 mit bindigem Bodenmaterial.
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Zum Schutz des aus der Abdeckung 4 herausragenden Abschnittes des Lufteintragselementes 11 kann eine Schutzvorrichtung 19 an dem Lufteintragselement 11 angeordnet sein. In dieser Darstellung ist die Schutzvorrichtung 19 als Schutzdreieck ausgebildet. Es sind hier auch andere Schutzvorrichtungen 19 möglich, welche einen effizienten Anfahrschutz gewährleisten.
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An der oberen Öffnung 13 des Lufteintragselementes 11 ist außerdem eine Mess- und Regeleinrichtung 13A mit einem Messstutzen 20 angeordnet. Daran können mobile Messgeräte zur Bestimmung und Regelung des Volumenstromes sowie für Druck- und Temperaturmessungen angeschlossen und reversibel verbunden werden.
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In 3 ist schematisch dargestellt, dass durch eine gezielte und steuerbare Übersaugung mit einem hohen Volumenstrom die absaugbare Gasmenge inklusive der absaugbaren Deponiegasmenge aus einer Abfalldeponie, wie sie beispielsweise in 1 beschrieben ist, erhöht werden kann. Um die entsprechenden Zusammenhänge zu veranschaulichen, ist das Gasbildungspotenzial 21, also jene Menge an Deponiegas, welche unter optimalen Bedingungen innerhalb der Abfalldeponie gebildet wird, über der Zeit dargestellt. Dabei zeigt die Abszisse den zeitlichen Verlauf. Nach Beginn der Übersaugung 22 reduziert sich das Gasbildungspotenzial 21 erheblich.
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Weiterhin ist die erfasste Gasmenge ohne Übersaugung 23 dargestellt. Aus dieser schematischen Darstellung wird deutlich, dass die erfasste Gasmenge ohne Übersaugung 23 deutlich unterhalb des Gasbildungspotenzials 21 liegt.
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Die absaugbare Deponiegasmenge mit Übersaugung 24, also die absaugbare Menge an Deponiegas, wenn eine Übersaugung vorliegt, liegt knapp unter dem Gasbildungspotenzial 21 und weicht somit deutlich weniger vom Gasbildungspotenzial 21 ab. Diese deutliche Mengensteigerung des erfassbaren Deponiegases 25, also die Steigerung der absaugbaren Deponiegasmenge aufgrund einer erhöhten Erfassung von Deponiegas, führt dazu, dass ein deutlich höherer Prozentsatz des Gasbildungspotenzials 21 erfasst wird. Daher führt eine Übersaugung mit einem hohen Übersaugungsvolumen 26 zu effizienten Abbauprozessen innerhalb der Abfalldeponie, weshalb diese Abbauprozesse schneller ablaufen und die Deponiegasbildung mit der Zeit schneller abnimmt. Dies resultiert in einem stärkeren Abfall des Gasbildungspotenzials 21 ab Beginn der Übersaugung 22.
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Es konnte durch Simulationen gezeigt werden, dass eine Reduktion des Übersaugungsvolumens 26 mit der Zeit, welche angepasst an das reduzierte Gasbildungspotenzial 21 erfolgt, dazu führt, dass die abgesaugte Deponiegasmenge mit Übersaugung 24 auch bei einer sukzessiven Reduzierung des Übersaugungsvolumens 26 effizient ist und nahezu dem dann vorliegenden Gasbildungspotenzial 21 entspricht. Somit ist eine Energieeinsparung durch die Drosselung des Übersaugungsvolumens 26 bei effizienter Eintragung von Sauerstoff in die Abfalldeponie möglich.
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Nichtpatenliteratur:
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- [1] Stegmann et al., „Deponienachsorge - Handlungsoptionen, Dauer, Kosten und quantitative Kriterien für die Entlassung aus der Nachsorge“, Publikationen des Umweltbundesamtes 2006, Seite 10.
- [2] Rettenberger (2001), „Stabilisierung einer Altlast durch Einblasen von Luft am Beispiel der Altablagerung Lorenkamp“, Seite 3, Trierer Berichte zur Abfallwirtschaft, Band 13, Deponiegas 2001; Herausgegeben von Rettenberger/Stegmann.
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Bezugszeichenliste
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- 1
- Abfalldeponie
- 2
- Deponiekörper
- 3
- Organischer Abfall
- 4
- Deponieoberfläche, Abdeckung
- 5
- Gasfassungselemente
- 6
- Gaseintrittsöffnung
- 7
- Im Deponiekörper vorhandene Gase
- 8
- Gasabführrohr
- 9
- Gassammelstation
- 10
- Deponiegasbehandlungsanlage
- 10A
- Gasverdichter
- 11
- Lufteintragselement
- 12
- Vollrohr
- 13
- Öffnung, obere Öffnung eines Lufteintragselementes
- 13A
- Mess- und Regeleinrichtung, Regelarmatur
- 14
- Umgebungsluft
- 15
- Perforation
- 16
- Filterrohr
- 17A
- Verfüllung mit Filterkies, Filterkies
- 17B
- Kopfdichtung, quellfähiges Dichtmaterial
- 18
- Rückverfüllung, bindiges Material
- 19
- Schutzvorrichtung, Anfahrtsschutz
- 20
- Messstutzen, Einrichtung zur Messdurchführung
- 21
- Gasbildungspotenzial
- 22
- Beginn der Übersaugung
- 23
- abgesaugte Deponiegasmenge ohne Übersaugung
- 24
- absaugbare Deponiegasmenge mit Übersaugung
- 25
- Mengensteigerung des erfassbaren Deponiegases
- 26
- Übersaugungsvolumen, Volumenstrom des abgesaugten Gases
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ZITATE ENTHALTEN IN DER BESCHREIBUNG
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Zitierte Patentliteratur
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- DE 102009025470 A1 [0004]
- EP 1219361 A2 [0005]
- EP 0489705 A2 [0006]
- DE 10131026 A1 [0007]
- EP 2705909 A1 [0008]