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Die Erfindung betrifft ein Verfahren zum Bestimmen einer Belastung einer Litzenleitung sowie ein entsprechendes Computerprogramm.
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Moderne Kraftfahrzeuge weisen eine hohe Anzahl an technischen Einrichtungen und Leitungen auf. Zur Bestimmung einer Haltbarkeit beziehungsweise Belastbarkeit solcher elektrischer Leitungen ist es bisher bekannt, beispielsweise eine Wegmessung des beweglichen Kabelendes im Fahrzeug in alle Raumrichtungen aus der Bewegungshülle durchzuführen. Insbesondere kann eine Messung gemäß einem Prüfaufbau nach PV 3582, ein Prüfverfahren bzgl. Schwingversuch für Hochstromleitungen / Massebänder, erfolgen.
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Derartige Messungen sind jedoch zeit- und kostenintensiv. Ferner führen die Messungen zu unbefriedigenden Ergebnissen, wie einer großen Varianz des Schadenbildes und große Streuung einer Bruchlastspielzahl.
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Ferner ist bekannt Bauteile zumindest teilweise durch Simulationen zu berechnen.
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Aus der Offenlegungsschrift
US 2006/0052990 A1 ist ein Verfahren zum Vorhersagen der Biegelebensdauer von Drähten bekannt, bei dem die Drähte, Temperaturen, Vorschwingungsformen und Zwangsbedingungen eingestellt werden, und Finite-Elemente-Modelle der elektrischen Drähte unter Verwendung eines Finite-Elemente-Verfahrens gebildet werden. Eigenfrequenzen für die Vorschwingungsformen werden berechnet und Spannungen in einzelnen finiten Elementen der Finite-Elemente-Modelle, die den Eigenfrequenzen entsprechen, werden berechnet. Eine maximale Spannung wird abgerufen. Vorhersagefunktionen, die den mehreren elektrischen Drähten und den eingestellten Umgebungstemperaturen entsprechen, werden ausgelesen. Eine Biegelebensdauer entsprechend der maximalen Belastung jedes elektrischen Drahtes wird unter Bezugnahme auf die ausgelesenen Vorhersagefunktionen erhalten, und eine kürzeste Biegelebensdauer wird aus den Biegelebensdauern und der Ausgabe erhalten. Nachteilig hierbei ist, dass lediglich eine Belastung von Drähten, nicht aber eine Belastung von Litzen ermittelt werden kann.
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In der Offenlegungsschrift
US 2017/0138829 A1 wird ein Verfahren zum Bestimmen elastischer Eigenschaften eines Kraftfahrzeugkabelbaums offenbart. Mindestens eine elastische Eigenschaft mindestens eines Prüfkabels wird in Abhängigkeit von einer auf das Prüfkabel wirkenden Kraft gemessen. Aus der Messung wird mindestens eine elastische Eigenschaft des Prüfkabels geschätzt. Mindestens eine elastische Eigenschaft eines Kabelbaums mit mehreren Kabeln wird basierend auf der mindestens einen bestimmten elastischen Eigenschaft berechnet. Nachteilig hierbei ist, dass aus einer einzelnen Messung eines Elementes eines Kabelbaums eine Eigenschaft des kompletten Kabelbaums berechnet wird. Eine derartige Abschätzung ist ungenau und mit großen Fehlern behaftet.
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Die Offenlegungsschrift
DE 10 2011 116 468 A1 betrifft eine Vorrichtung und ein Verfahren zur Auslegung eines Bauteils. Die Offenlegungsschrift
DE 11 2012 005 149 B4 bezieht sich auf ein Elektrokabel mit einem Kabelschuh und einem wasserdichten Kunststoffabschnitt und dessen Herstellverfahren.
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Der Erfindung liegt nun die Aufgabe zugrunde, eine verbesserte Möglichkeit anzugeben eine Bauteilbelastung effizient, schnell und kostengünstig zu ermitteln.
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Die obige Aufgabe wird gelöst durch ein Verfahren zum Bestimmen einer Belastung einer Litzenleitung umfassend die Schritte:
- - Erfassen von Materialwerten der Materialien der Litzenleitung;
- - Überführen der Materialwerte in ein Modell der Litzenleitung; und
- - Berechnen eines Verschleißes anhand des Modells der Litzenleitung; wobei eine Modellbildung für die Litzenleitung anhand einer Ersatzmodellierung des Mantels und einer weiteren Ersatz Modellierung von Einzeldrähten der Litze erfolgt.
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Ferner wird die obige Aufgabe gelöst durch ein Computerprogramm mit Programm-Code-Mitteln, um alle Schritte eines Verfahrens wie zuvor definiert durchzuführen, wenn das Computerprogramm auf einem Computer oder einer entsprechenden Recheneinheit ausgeführt wird.
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Durch ein Erfassen von Materialwerten und ein Überführen der Materialwerte in ein Modell kann ein vorteilhaftes und aussagekräftiges Modell geschaffen werden. Das Berechnen eines Verschleißes kann insbesondere anhand einer Finiten-Elemente-Simulation erfolgen. Bevorzugt wird unter der Berechnung des Verschleißes verstanden, dass eine Anzahl von Bewegungen anhand des Modells der Litzenleitung simuliert wird und anhand der Simulation ermittelt wird, ob die Litzenleitung einer Anzahl von Bewegungen stand hält. Durch eine Modellbildung für die Litzenleitung anhand einer Ersatzmodellierung des Mantels und einer weiteren Ersatzmodellierung von Einzeldrähten der Litze kann ein realitätsnahes Modell geschaffen werden und eine Simulation anhand dieses Models realistisch und schnell zuverlässige Vorhersagen ermöglichen. Anhand der erfassten Materialdaten und des Modells kann bereits in einer Konstruktionsphase eine plausible Aussage getroffen werden. Aufwendige Messungen können entfallen oder zumindest auf ein Minimum reduziert werden.
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Es ist vorgesehen, dass die Materialien der Litzenleitung einen Kunststoff-Mantel, eine Kupferlitze und einen Kabelschuh umfassen. Hierdurch kann ein realitätsnahes Modell eines kompletten Bauteils geschaffen werden. Es kann eine vollumfängliche Berechnung beziehungsweise Simulation erfolgen. Eine Vorhersage der Bauteilbelastung wird verbessert.
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In weiterer bevorzugter Ausgestaltung der Erfindung ist vorgesehen, dass das Erfassen von Materialwerten der Materialien einen Wöhlerversuch, vorzugsweise mit V-Kinematik, zur Bestimmung einer Bauteilwöhlerlinie umfasst, um einen Zusammenhang zwischen Wegamplitude und Bruchlastspielzahl zu bestimmen. Hierdurch kann basierend auf einem etablierten Verfahren eine Vorhersage getroffen werden.
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In weiterer bevorzugter Ausgestaltung der Erfindung ist vorgesehen, dass das Berechnen eines Verschleißes anhand einer Simulation des Wöhlerversuchs, um einen Zusammenhang zwischen Wegamplitude und Spannung zu ermitteln. Hierdurch kann der Wöhlerversuch durchgeführt und simuliert werden, was ein verbessertes Erfassen der Materialwerte ermöglicht. Zudem kann anhand der Simulation und des Versuchs ein exaktes Modell und eine exakte Vorhersage erfolgen.
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In weiterer bevorzugter Ausgestaltung der Erfindung ist vorgesehen, dass die Simulation des Wöhlerversuchs für ein Teilstück des Modells der Litzenleitung durchgeführt wird, wobei das komplette Modell der Litzenleitung durch ein Spiegeln des Teilstücks simuliert wird. Hierdurch kann eine Effizienz der Berechnung verbessert werden. Insbesondere kann eine Recheneinheit zur Simulation weniger leistungsstark und daher kostengünstiger ausfallen. Ferner können die Ergebnisse schneller ermittelt werden.
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In weiterer bevorzugter Ausgestaltung der Erfindung ist vorgesehen, dass ein Berechnen eines Verschleißes eine Beurteilung von Kabelschuhen mittels FEMFAT, vorzugsweise anhand einer Prognose der Bruchlastspielzahl, umfasst. Hierdurch kann jedes Bauteil der Litzenleitung anhand eines optimierten Verfahrens exakt berechnet werden. Insbesondere kann auf ein bekanntes und etabliertes Verfahren zurückgegriffen werden, was eine Kosteneffizienz erhöht und eine Entwicklungsdauer für die Simulation verringert.
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In weiterer bevorzugter Ausgestaltung der Erfindung ist vorgesehen, dass ein Erfassen von Materialwerten einen Grundlagenversuch zu einer Biegung an einem Litzenleitungsstücks umfasst. Hierdurch kann effizient und schnell eine der Hauptbelastungen im Versuch ermittelt werden. Insbesondere kann ein einfacher und kostengünstiger Versuchsaufbau erfolgen. Ein Erfassen von Materialwerten anhand eines Probestücks oder anhand von Meterware wird ermöglicht. Es muss folglich kein fertiges Litzenbauteil erstellt werden, um die Materialwerte zu erfassen.
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In weiterer bevorzugter Ausgestaltung der Erfindung ist vorgesehen, dass ein Erfassen von Materialwerten einen Grundlagenversuch zu einer Torsion an einem Litzenleitungsstück umfasst. Hierdurch kann effizient und schnell eine weitere der Hauptbelastungen im Versuch ermittelt werden. Insbesondere können die beiden Hauptbelastungen unabhängig voneinander, also auch parallel, ermittelt werden, sodass die Messungen schnell erfolgen können und alsbald ein Modell entwickelt werden kann.
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In weiterer bevorzugter Ausgestaltung der Erfindung ist der folgende Schritt vorgesehen: Erstellen einer Datenbank umfassend Informationen zu Materialwerten der Materialien der Litzenleitung und/oder einem Modell der Litzenleitung. Hierdurch kann anhand von Grundlagenversuchen ein Basis geschaffen werden, die eine Simulation beziehungsweise Modellbildung einer Vielzahl von Litzenbauteilen ermöglicht. Es kann ein umfangreiches Werkzeug zur Bauteilbelastungsbestimmung geschaffen werden.
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Weitere bevorzugte Ausgestaltungen der Erfindung ergeben sich aus den übrigen, in den Unteransprüchen genannten Merkmalen.
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Die verschiedenen in dieser Anmeldung genannten Ausführungsformen der Erfindung sind, sofern im Einzelfall nicht anders ausgeführt, mit Vorteil miteinander kombinierbar.
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Der Wöhlerversuch beziehungsweise Dauerschwingversuch ist ein Versuch zur Bestimmung der Schwingfestigkeit eines Werkstoffs oder eines Bauteils. Die Ergebnisse mehrerer Wöhlerversuchsdurchgänge finden sich in der Wöhlerkurve oder Wöhlerlinie wieder. Im Maschinenbau stellt der Wöhlerversuch ein wichtiges Hilfsmittel für die Berechnung und den Nachweis von Dauerfestigkeit oder Betriebsfestigkeit dar. Sie ist benannt nach August Wöhler, der den Versuch als Reaktion auf den Eisenbahnunfall von Timelkam entwickelte.
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V-Kinematik ist ein Versuchsaufbau eines Wöhlerversuchs, bei dem ein Bauteil, insbesondere ein Kabel oder ein Litzenleitungsstück in zwei Schienen gehalten wird und eine Dauerschwingung durchführt. Aufgrund der Versuchsanordnung weist das Kabel eine annähernde V-Form auf.
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FEMFAT (Finite Element Method FATigue) ist eine Software-Lösung zur Visualisierung und Analyse großer Lastdatenmengen. FEMFAT analysiert die Zeitverläufe von Millionen von Datenpunkten und Hunderten von Kanälen in nur wenigen Sekunden.
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Die Bruchlastspielzahl gibt die Anzahl Lastwechsel an, bei welcher ein Dauerbruch eintritt.
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Die Finite-Elemente-Methode (FEM), auch „Methode der finiten Elemente“ genannt, ist ein allgemeines, bei unterschiedlichen physikalischen Aufgabenstellungen angewendetes numerisches Verfahren. Logisch basiert die FEM auf dem numerischen Lösen eines komplexen Systems aus Differentialgleichungen. Das Berechnungsgebiet wird in endlich viele Teilgebiete einfacher Form aufgeteilt, zum Beispiel in viele kleine Quader oder Tetraeder. Sie sind die finiten Elemente. Ihr physikalisches Verhalten kann aufgrund ihrer einfachen Geometrie mit bekannten Ansatzfunktionen gut berechnet werden. Das physikalische Verhalten des Gesamtkörpers wird dadurch nachgebildet, wie diese Elemente auf die Kräfte, Lasten und Randbedingungen reagieren und wie sich Lasten und Reaktionen beim Übergang von einem Element ins benachbarte fortpflanzen durch ganz bestimmte problemabhängige Stetigkeitsbedingungen, die die Ansatzfunktionen erfüllen müssen. Die Ansatzfunktionen enthalten Parameter, die in der Regel eine physikalische Bedeutung besitzen, wie zum Beispiel die Verschiebung eines bestimmten Punkts im Bauteil zu einem bestimmten Zeitpunkt. Die Suche nach der Bewegungsfunktion ist auf diese Weise auf die Suche nach den Werten der Parameter der Funktionen zurückgeführt. Indem immer mehr Parameter oder immer höherwertige Ansatzfunktionen benutzt werden, kann die Genauigkeit der Näherungslösung verbessert werden.
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Die Erfindung wird nachfolgend in Ausführungsbeispielen anhand der zugehörigen Zeichnungen erläutert. Es zeigen:
- 1 eine schematische Darstellung der Schritte eines erfindungsgemäßen Verfahrens;
- 2a bis 2c Beispiele für verschiedene Litzenleitungen;
- 3a bis 3c schematisch einen Biegeversuch;
- 4a und 4b schematisch einen Torsionsversuch;
- 5a bis 5d schematisch einen Wöhlerversuch;
- 6a und 6b schematisch ein Modell einer Litzenleitung; und
- 7 schematisch eine Hoch-Volt Leitung.
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1 zeigt schematisch die Schritte eines erfindungsgemäßen Verfahrens zum Bestimmen einer Belastung einer Litzenleitung.
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Unter Belastung ist hierbei insbesondere eine Bewegungsbelastung, Schwingbelastung oder dergleichen zu verstehen.
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In einem ersten Schritt S1 erfolgt ein Erfassen von Materialwerten der Materialien der Litzenleitung. Materialwerte können insbesondere Materialkonstanten, aus Versuchen ermittelte Werte und/oder Simulationen von Eigenschaften der Materialien umfassen.
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In einem zweiten Schritt S2 werden die Materialwerte in ein Modell der Litzenleitung überführt. Das Model der Litzenleitung kann insbesondere als Basis für eine Berechnung oder eine Simulation dienen.
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In einem dritten Schritt S3 erfolgt ein Berechnen eines Verschleißes anhand des Modells der Litzenleitung. Das Berechnen kann insbesondere eine FEM-Simulation basierend auf dem Model der Litzenleitung umfassen. Verschleiß ist insbesondere ein Ergebnis mehrerer simulierter Wöhlerversuche. Ein Verschleiß kann beispielweise eine Zerstörung beziehungsweise ein Bruch oder Teilbruch der Litzenleitung beziehungsweise ein aus den Simulationen vorhergesagter Bruch oder Teilbruch der Litzenleitung sein. Ferner kann der Verschleiß auch Null sein, sodass ermittelt werden kann, dass die Litzenleitung einem Wöhlerversuch mit beispielsweise bis zu 650000 Wiederholungen beschädigungsfrei widerstehen kann.
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Die Modellbildung für die Litzenleitung kann bevorzugt anhand einer Ersatzmodellierung des Mantels und einer weiteren Ersatz Modellierung von Einzeldrähten der Litze erfolgen. Hierdurch kann ein realitätsnahes Model geschaffen werden.
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In einem gestrichelt dargestellten optionalen Schritt S4 kann ein Erstellen einer Datenbank umfassend Informationen zu Materialwerten der Materialien der Litzenleitung und/oder einem Modell der Litzenleitung erfolgen.
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In den 2a bis 2c sind beispielhaft verschiedene Litzenleitungen 10 gezeigt. Die Litzenleitungen 10 umfassen jeweils zwei Enden an denen ein Kabelschuh 12 angeordnet ist und einen Mantel 14, der die nicht gezeigte Litze der Litzenleitung 10 jeweils umgibt.
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In 2b ist eine Litzenleitung 10 mit zwei identischen Kabelschuhen 12 gezeigt, wobei die Kabelschuhe 12 jeweils einen Ring-Kabelschuh 12 umfassen, der dazu ausgebildet ist durch eine durch den Ring verlaufenden Verschraubung und Klemmung des Rings eine elektrisch leitende Verbindung einzurichten.
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In 2c ist eine Litzenleitung 10 mit zwei identischen Kabelschuhen 12 gezeigt, wobei die Kabelschuhe 12 jeweils eine Aderendhülse umfassen. Aderendhülsen können Anwendung finden, um abisolierte Enden von Litzenleitungen zu schützen, sodass sie ohne Beschädigung der Einzeldrähte in Klemmen angeschlossen werden können.
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In den 3a bis 3c ist schematisch ein Biegeversuch zum Erfassen von Materialwerten beispielsweise von Meterware einer Litzenleitung 10 dargestellt.
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In 3a ist der Zustand der Litzenleitung 10 in unbelastetem Zustand dargestellt. Die Litzenleitung 10 liegt an jedem ihrer Enden jeweils auf einem Schemel auf. In dem gezeigten Zustand ist die Litzenleitung 10 nicht belastet und auch nicht gebogen.
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In 3b findet eine Beaufschlagung der Litzenleitung 10 mit einer Kraft statt. Die Kraft ist durch einen Pfeil 16 symbolisch dargestellt und wirkt etwa mittig auf die Litzenleitung 10 ein. Es findet eine Biegung der Litzenleitung 10 statt. Diese Biegung kann vermessen werden und die daraus entnommenen Materialwerte können in ein Model der Litzenleitung 10 übertragen werden und zur Berechnung und/oder Simulation einer Belastbarkeit der Litzenleitung 10 verwendet werden.
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In 3c ist ein Schaubild 18 des Biegeversuchs dargestellt. Auf einer X-Achse ist ein Biegeweg in mm in einem Bereich von 0 mm bis 5 mm aufgetragen, den die Litzenleitung 10 in Reaktion auf die Krafteinwirkung nachgibt. Auf der Y-Achse ist die Größe der Krafteinwirkung in Newton in einem Bereich von 0 N bis 18 N aufgetragen. Beim Biegeversuch wird die Krafteinwirkung in mehreren Durchläufen stetig erhöht und verringert bis keine Krafteinwirkung mehr stattfindet. Bei jedem dieser Durchläufe wird die maximale Krafteinwirkung schrittweise erhöht. Hierdurch sind im Schaubild 18 Hysteresiskurven 20 zu erkennen. Zu erkennen ist zudem, dass nach jedem neuen Durchlauf ein größeres Restbiegemoment erhalten bleibt. Mit anderen Worten kehrt die Litzenleitung 10 nach einer Kraftbeaufschlagung nicht komplett in ihre ursprüngliche Form zurück.
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Es versteht sich, dass der Biegeversuch bevorzugt mit einer Litzenleitung 10 mit Kunststoff-Mantel 14, wie sie auch später verwendet werden soll, durchgeführt wird.
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Aus dem Biegeversuch können die Materialwerte beispielsweise wie folgt berechnet werden:
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In den 4a und 4b ist schematisch ein Versuch zur Torsion zum Erfassen von Materialwerten beispielsweise von Meterware einer Litzenleitung 10 dargestellt.
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In 4a ist der Versuchsaufbau schematisch dargestellt. Die Litzenleitung 10 ist mit einem ersten Ende an einem Träger 22 fixiert, wobei auf das zweite, freie Ende ein Torsionsmoment, also eine Drehkraft wirkt. In dem gezeigten Versuch wird die Litzenleitung 10 in beiden Drehrichtungen gleich weit gedreht.
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In 4b ist ein Schaubild 18 des Torsionsversuchs dargestellt. Auf einer X-Achse ist ein Drehwinkel ϑ in Bereich von ca. -10° bis 13° (Grad) aufgetragen, um den die Litzenleitung 10 in Reaktion auf Drehmoment verdreht werden kann beziehungsweise ein Drehwinkel ϑ um den sich die Litzenleitung 10 in sich verdreht in Reaktion auf ein angelegtes Drehmoment. Auf der Y-Achse ist die Größe des Drehmoments im Bereich von -0,2 Nm bis 0,2 Nm (Newtonmeter) aufgetragen. Beim Torsionsversuch wird die Drehmomenteinwirkung in beiden Drehrichtungen durchlaufen. Hierbei wird ebenfalls eine Art weitere Hysteresiskurve 24 aufgezeichnet.
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Es versteht sich, dass auch der Torsionsversuch bevorzugt mit einer Litzenleitung 10 mit Kunststoff-Mantel 14, wie sie auch später verwendet werden soll, durchgeführt wird.
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Aus dem Torsionsversuch können die Materialwerte beispielsweise wie folgt berechnet werden:
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Mit: ϑ = Drehwinkel, IT = Torsionsträgheitsmoment und IT = Schubmodul.
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In den 5a bis 5d ist schematisch ein Wöhlerversuch zum Erfassen von Materialwerten beispielsweise von Meterware einer Litzenleitung10 dargestellt.
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In 5a ist der Versuchsaufbau schematisch dargestellt. Die Litzenleitung 10 ist in etwa in einer V-Form gebogen, wobei die beiden Schenkel der Litzenleitung 10, die die V-Form bilden, jeweils in einer Führung 26 aufgenommen sind. Durch die Führungen 26 kann ein Winkel der V-Form verändert werden. Die Führungen 26 können sich scherenartig bewegen und so die an den Führungen 26 befestigte Litzenleitung 10 beanspruchen.
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In 5b ist ein erstes Schaubild 18 des Wöhlerversuchs dargestellt. Auf einer X-Achse ist eine Bruchspielzahl im Bereich von 10000 bis 1000000 aufgetragen. Auf der Y-Achse ist die Verschiebungsamplitude logarithmisch im Bereich von 1 bis 100 aufgetragen. Dieses Schaubild 18 zeigt eine sogenannte Bauteilwöhlerlinie 28.
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In 5c ist ein zweites Schaubild 18 des Wöhlerversuchs dargestellt. Auf einer X-Achse ist eine Spannungsamplitude in MPa im Bereich von 0 MPa bis 250 MPa (Megapasqual) aufgetragen. Auf der Y-Achse ist eine Verschiebungsamplitude in mm im Bereich von 0 mm bis 25 mm aufgetragen. Dieses Schaubild 18 zeigt eine sogenannte elastische Übertragung 30.
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In 5d ist ein drittes Schaubild 18 des Wöhlerversuchs dargestellt. Auf einer X-Achse ist eine Bruchspielzahl im Bereich von 10000 bis 1000000 aufgetragen. Auf der Y-Achse ist die Spannungsamplitude in MPa logarithmisch im Bereich von 1 MPa bis 1000 MPa aufgetragen. Dieses Schaubild 18 zeigt eine sogenannte Spannungswöhlerlinie 32 und stellt eine Fusion der Daten aus dem ersten und zweiten Schaubild 18 dar.
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Es versteht sich, dass der Wöhlerversuch bevorzugt mit einer Litzenleitung 10 mit Kunststoff-Mantel 14, wie sie auch später verwendet werden soll, durchgeführt wird.
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Aus dem Wöhlerversuch können die Materialwerte validiert werden, beispielsweise indem die Versuchsergebnisse mit einer Simulation des Wöhlerversuchs verglichen werden. Hierdurch kann eine präzise Validierung erfolgen und es kann ein Verfahren geschaffen werden, um aus den Materialwerten ein Ergebnis des Wöhlerversuchs zuverlässig zu berechnen beziehungsweise zu simulieren.
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In 6a ist ein Modell einer Litzenleitung 10 schematisch dargestellt. Das Modell kann insbesondere als Grundlage für eine Finite-Elemente-Simulation Anwendung finden. Die einzelnen Finiten Elemente des Modells sind als im Wesentlichen quadratische Würfel in der 6a dargestellt.
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In 6b ist ein Teilausschnitt aus einem Modell einer Litzenleitung 10 zur Simulation beziehungsweise Berechnung eines Wöhlerversuchs, beispielsweise eines Wöhlerversuchs wie in 5a gezeigt, dargestellt. Ferner ist ein Modell einer der beiden Führungen 26 dargestellt. Aus Gründen der Übersicht ist der Kunststoff-Mantel 14 nicht dargestellt.
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Dabei kann eine Symmetrie der V-Kinematik ausgenutzt werden, sodass nur eine Hälfte des zur horizontalen Ebene symmetrischen Versuchsaufbaus simuliert wird. Eine zweite, nicht berechnete beziehungsweise simulierte, Hälfte des Versuchsaufbaus beziehungsweise der Litzenleitung 10 kann unter Ausnutzung der oben beschriebenen Symmetrie ermittelt werden. Hierdurch kann eine Effizienz der Berechnung erhöht beziehungsweise ein Rechenaufwand verringert werden.
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In 7 ist ein möglicher Anwendungsfall, bei dem eine Litzenleitung 10 zum Einsatz kommt, schematisch dargestellt. Hierbei handelt es sich um eine Hoch-Volt, HV-Leitung, die entsprechend auf Haltern befestigt und in ihrer finalen Einbaulage verlegt ist.
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Die Erfindung wurde ausführlich beschrieben. Ein Fachmann erkennt, dass durch die offenbarte Lehre insbesondere einer oder mehrere der folgenden Vorteile erreicht werden können:
- - komplexe Kabelquerschnitte wie Mantel 14 und Litze sind differenziert modellierbar/analysierbar;
- - eine Bewertung der Kabelschuhe ist möglich;
- - komplexer Übergang zwischen Kabelschuh und Kabel, wie beispielsweise Schrumpfschlauch, ist modellierbar/analysierbar.
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Bezugszeichenliste
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- 10
- Litzenleitung
- 12
- Kabelschuh
- 14
- Mantel
- 16
- Pfeil
- 18
- Schaubild
- 20
- Hysteresiskurve
- 22
- Träger
- 24
- weitere Hysteresiskurve
- 26
- Führung
- 28
- Bauteilwöhlerlinie
- 30
- elastische Übertragung
- 32
- Spannungswöhlerlinie
- S1 bis S4
- Verfahrensschritte