-
Die Erfindung betrifft eine hydraulische Bremsanlage umfassend zumindest einen hydraulischen Aktuator und eine elektronische Steuereinheit, welche dazu eingerichtet ist, den zumindest einen hydraulischen Aktuator anzusteuern.
-
Moderne Bremsanlagen können eine Vielzahl verschiedener Aktuatoren aufweisen, welche zur Umsetzung verschiedenster Komfortfunktionen und Sicherheitsfunktionen durch eine Steuereinheit der Bremsanlage angesteuert werden. Bisher war die Auslegung solcher hydraulischer Aktuatoren gemäß Lebensdauer Lastkollektiv definiert und somit begrenzt. Jegliche Funktionen konnten in ihrer jeweiligen Ausprägung im Kollektiv getestet werden, da die Steuereinheit die hydraulischen Aktuatoren in vorgegebenen Situationen auf vorgegebener Art und Weise ansteuert. So werden bei der Ansteuerung insbesondere Szenarien vermieden oder zumindest minimiert, die einen besonders hohen Verschleiß der Aktuatoren bedeuten würden.
-
Wird die Bremsanlage hingegen für eine Ansteuerung von außen geöffnet, so kann nicht garantiert werden, dass solche Szenarien nicht häufiger durchgeführt werden als von der konstruktiven Auslegung vorgesehen. Eine externe Ansteuerung der hydraulischen Aktuatoren von außerhalb kann daher in einer derartigen Lebensdauerbestimmung nicht mit einbezogen werden, da sie aufgrund unbekannter Parameter nicht vorhergesehen werden kann.
-
Es ist daher Aufgabe der vorliegenden Erfindung eine Lebensdauerüberwachung für von extern frei nutzbare Bremsanlagen zur Verfügung zu stellen.
-
Die Aufgabe wird erfindungsgemäß dadurch gelöst, dass die elektronische Steuereinheit dazu eingerichtet ist, bei einer Ansteuerung zumindest einen, dem hydraulischen Aktuator zugeordneten, Zähler zu inkrementieren. Die Bremsanlage besitzt somit stets aktuelle Informationen über die bisherige Abnutzung der Aktuatoren und kann somit bei Bedarf eingreifen. Es wird dadurch verhindert, dass eine übermäßige Abnutzung zu einem frühzeitigen Ausfall zentraler Komponenten der Bremsanlage führt, welche nicht erkannt ein Sicherheitsrisiko darstellen.
-
In einer bevorzugten Ausführungsform der Erfindung umfasst der zumindest eine hydraulische Aktuator eine elektrische Druckbereitstellungseinrichtung des Bremssystems. Die Druckbereitstellungseinrichtung ist der zentrale Aktuator in einer Bremsanlage, welcher es ermöglicht fahrerunabhängig einen Bremsdruck in einzelnen oder allen Radbremsen aufzubauen. Eine Überwachung des Verschleißes dieses Bauteils verbessert daher die Sicherheit enorm.
-
In einer besonders bevorzugten Ausführungsform der Erfindung ist die elektrische Druckbereitstellungseinrichtung eine Kolbenpumpe. Kolbenpumpe können besonders einfach das benötigte Bremsflüssigkeitsvolumen in einer Bremsanlage bereitstellen.
-
In einer alternativen bevorzugten Ausführungsform der Erfindung ist die elektrische Druckbereitstellungseinrichtung ein Linearaktuator. Dies ermöglicht es, besonders einfach Bremsflüssigkeit in beide Richtungen zu fördern und den benötigten Bremsdruck sehr genau einzustellen.
-
In einer bevorzugten Ausführungsform der Erfindung ist die elektronische Steuereinheit dazu eingerichtet, bei einem vorgegebenen Zählerstand einen automatisierten Eingriff durchzuführen. Auch können mehrere Zählerstände vorgesehen sein, wobei bei einem niedrigeren Zählerstand nur geringfügige Eingriffe durchgeführt werden und bei höheren Zählerstände Wesentliche Eingriffe bis hin zur Abschaltung einiger oder aller Funktionen. Mögliche Eingriffe sind ein Eintrag im EEPROM der Bremsanlage, das Anzeigen einer Warnung an den Fahrer, oder das Abschalten von Komfortfunktionen bis hin zur einer vollständigen Degradierung.
-
In einer bevorzugten Ausführungsform der Erfindung summiert der zumindest eine Zähler eine für die Last des hydraulischen Aktuators maßgebende Größe auf. Somit kann die Lebensdauer besonders genau vorhergesagt werden.
In einer bevorzugten Ausführungsform der Erfindung umfasst der zumindest eine Zähler einen Zähler für die bisherige Anzahl der Umdrehungen eines Pumpenmotors. Der Zähler gibt daher eine besonders einfache Angabe der bisherigen Laufleistung.
-
In einer bevorzugten Ausführungsform der Erfindung umfasst der zumindest eine Zähler einen Zähler für den akkumulierten Druckwert pro Umdrehung des Pumpenmotors für die Saugseite und/oder die Druckseite der Pumpe. Es wird also pro Umdrehung einmal ein Druckwert für die Saugseite und/oder die Druckseite der Pumpe bestimmt und dieser Wert aufsummiert. Da die Belastung der Pumpe bei höheren Drücken größer ist als bei niedrigen Drücken, kann somit eine noch genauere Lebensdauerabschätzung vorgenommen werden.
-
In einer bevorzugten Ausführungsform der Erfindung umfasst der zumindest eine Zähler einen Zähler für die Anzahl der Startvorgänge des Pumpenmotors. Solche Startvorgänge führend aufgrund des hohen Anlaufstroms zu einem erhöhten Verschleiß, der somit mit in die Beurteilung der Lebensdauer einbezogen werden kann.
-
In einer bevorzugten Ausführungsform der Erfindung umfasst der zumindest eine Zähler einen Zähler für den Motorstrom, wobei die Zeit, die der Motorstrom einen Schwellwert überschreitet, aufsummiert wird. Der Motorstrom ist insbesondere bei der Verwendung von Linearaktuatoren eine wichtige Größe.
-
In einer besonders bevorzugten Ausführungsform der Erfindung sind zumindest zwei derartige Zähler vorgesehen, wobei jedem Zähler ein eigener Strombereich zugeordnet ist. Alternativ kann ein einzelner Zähler vorgesehen sein, der je nach Strombereich mit einem verschiedengroßen Wert inkrementiert wird. Damit wird der bei verschiedenen Strömen unterschiedlichen Belastung des Motors Rechnung getragen.
-
In einer bevorzugten Ausführungsform der Erfindung umfasst der zumindest eine Zähler einen Zähler für die Anzahl durchgeführter Bremsungen. Dazu wird die Zeit aufsummiert, die der Systemdruck einen Schwellwert überschreitet. Es wird somit nicht in erster Linie die elektrische Belastung betrachtet, sondern die hydraulische Belastung. Insbesondere in Kombination mit einer Betrachtung des Motorstroms kann eine vollumfassende Überwachung sichergestellt werden.
-
In einer bevorzugten Ausführungsform der Erfindung sind zumindest zwei derartige Zähler vorgesehen, wobei jedem Zähler ein Druckbereich zugeordnet ist. Alternativ kann ein einzelner Zähler vorgesehen sein, der je nach Druckbereich mit einem verschiedengroßen Wert inkrementiert wird. Damit wird der bei verschiedenen Drücken unterschiedliche Belastung des hydraulischen Aktuators Rechnung getragen.
-
Die Aufgabe wird außerdem gelöst durch ein Verfahren zum Regeln einer hydraulische Bremsanlage, wobei ein hydraulischer Aktuator der Bremsanlage durch eine elektronische Steuereinheit der Bremsanlage angesteuert wird, wobei zumindest ein dem hydraulischen Aktuator zugeordneter Zähler inkrementiert wird.
-
Weitere Merkmale, Vorteile und Anwendungsmöglichkeiten der Erfindung ergeben sich auch durch die nachfolgende Beschreibung von Ausführungsbeispielen und der Zeichnungen. Dabei gehören alle beschriebenen und/oder bildlich dargestellten Merkmale sowohl einzeln als auch in beliebiger Kombination zum Gegenstand der Erfindung, auch unabhängig von ihrer Zusammenfassung in den Ansprüchen oder deren Rückbezügen.
- 1 zeigt schematisch eine erfindungsgemäße Bremsanlage,
- 2 zeigt ein Diagramm des Motorstroms mit zugeordneten Zählern;
-
Das in 1 dargestellte Bremssystem für ein Kraftfahrzeug umfasst vier hydraulisch betätigbare Radbremsen 8a-8d. Die Bremsanlage umfasst einen mittels eines Betätigungs- bzw. Bremspedals 1 betätigbaren Hauptbremszylinder 2, einen mit dem Hauptbremszylinder 2 zusammenwirkenden Wegsimulator bzw. eine Simulationseinrichtung 3, einen unter Atmosphärendruck stehenden Druckmittelvorratsbehälter 4, eine elektrisch steuerbare Druckbereitstellungseinrichtung 5, und Radventile, das heißt radindividuelle Bremsdruckmodulationsventile, welche beispielsgemäß als Einlassventile 6a-6d und Auslassventile 7a-7d ausgeführt sind.
-
Weiterhin umfasst das Bremssystem zumindest eine elektronische Steuer- und Regeleinheit 12 zur Ansteuerung der elektrisch betätigbaren Komponenten des Bremssystems. Die Steuer- und Regeleinheit 12 weist insbesondere zumindest zwei getrennte Subeinheiten auf, welche jeweils einen Teil der hydraulischen Einheiten regeln.
-
Beispielsgemäß ist die Radbremse 8a dem linken Vorderrad (FL), die Radbremse 8b dem rechten Vorderrad (FR), die Radbremse 8c dem linken Hinterrad (RL) und die Radbremse 8d dem rechten Hinterrad (RR) zugeordnet.
-
Der Hauptbremszylinder 2 weist in einem Gehäuse 16 einen Hauptbremszylinderkolben 15 auf, der eine hydraulische Druckkammer 17 begrenzt, und stellt einen einkreisigen Hauptbremszylinder 2 dar. Die Druckkammer 17 nimmt eine Rückstellfeder 9 auf, die den Kolben 15 bei unbetätigtem Hauptbremszylinder 2 in einer Ausgangslage positioniert. Die Druckkammer 17 steht einerseits über in dem Kolben 15 ausgebildete radiale Bohrungen sowie eine entsprechende Druckausgleichsleitung 41 mit dem Druckmittelvorratsbehälter 4 in Verbindung, wobei diese durch eine Relativbewegung des Kolbens 15 im Gehäuse 16 absperrbar sind. Die Druckkammer 17 steht andererseits mittels eines hydraulischen Leitungsabschnitts (auch als erste Zufuhrleitung bezeichnet) 22 mit einer Bremsversorgungsleitung 13 in Verbindung, an welche die Eingangsanschlüsse der Einlassventile 6a-6d angeschlossen sind. So ist die Druckkammer 17 des Hauptbremszylinders 2 mit allen Einlassventilen 6a-6d verbunden.
-
In der Druckausgleichsleitung 41 bzw. in der Verbindung zwischen der Druckkammer 17 und dem Druckmittelvorratsbehälter 4 ist beispielsgemäß kein hydraulisches Ventil, insbesondere kein elektrisch oder hydraulisch betätigbares Ventil und kein Rückschlagventil, angeordnet.
-
Alternativ kann in der Druckausgleichsleitung 41 bzw. zwischen dem Hauptbremszylinder 2 und dem Druckmittelvorratsbehälter 4 ein, insbesondere stromlos offenes, Diagnoseventil, bevorzugt eine Parallelschaltung eines stromlos offenen Diagnoseventils mit einem zum Druckmittelvorratsbehälter 4 hin schließenden Rückschlagventil, enthalten sein.
-
Zwischen der an die Druckkammer 17 angeschlossenen Zufuhrleitung 22 und der Bremsversorgungsleitung 13 ist ein Trennventil 23 angeordnet bzw. Druckkammer 17 ist mit der Bremsversorgungsleitung 13 über die erste Zufuhrleitung 22 mit einem Trennventil 23 verbunden. Das Trennventil 23 ist als ein elektrisch betätigbares, vorzugsweise stromlos offenes (SO-), 2/2-Wegeventil ausgebildet. Durch das Trennventil 23 kann die hydraulische Verbindung zwischen der Druckkammer 17 und der Bremsversorgungsleitung 13 abgesperrt werden.
-
Eine Kolbenstange 24 koppelt die Schwenkbewegung des Bremspedals 1 infolge einer Pedalbetätigung mit der Translationsbewegung des Hauptbremszylinderkolbens 15, dessen Betätigungsweg von einem vorzugsweise redundant ausgeführten Wegsensor 25 erfasst wird. Dadurch ist das entsprechende Kolbenwegsignal ein Maß für den Bremspedalbetätigungswinkel. Es repräsentiert einen Bremswunsch eines Fahrzeugführers.
-
Ein an die erste Zufuhrleitung 22 angeschlossener Drucksensor 20 erfasst den in der Druckkammer 17 durch ein Verschieben des Kolbens 15 aufgebauten Druck. Dieser Druckwert kann ebenso zur Charakterisierung oder Bestimmung des Bremswunschs des Fahrzeugführers ausgewertet werden. Alternativ zu einem Drucksensor 20 kann auch ein Kraftsensor 20 zur Bestimmung des Bremswunschs des Fahrzeugführers verwendet werden.
-
Die Simulationseinrichtung 3 ist beispielsgemäß hydraulisch ausgeführt und hydraulisch an den Hauptbremszylinder 2 angekoppelt. Die Simulationseinrichtung 3 weist beispielsweise im Wesentlichen eine Simulatorkammer 29, eine Simulatorrückkammer 30 sowie einen die beiden Kammern 29, 30 voneinander trennenden Simulatorkolben 31 auf. Der Simulatorkolben 31 stützt sich durch ein in der (beispielsgemäß trockenen) Simulatorrückkammer 30 angeordnetes elastisches Element 33 (z. B. Simulatorfeder) an einem Gehäuse ab. Die hydraulische Simulatorkammer 29 ist beispielsgemäß mittels eines vorzugsweise elektrisch betätigbaren, vorzugsweise stromlos geschlossenen Simulatorfreigabeventils 32 mit der Druckkammer 17 des Hauptbremszylinders 2 verbunden.
-
Das Bremssystem bzw. die Bremsanlage umfasst je hydraulisch betätigbarer Radbremse 8a-8d ein Einlassventil 6a-6d und ein Auslassventil 7a-7d, die paarweise über Mittenanschlüsse hydraulisch zusammengeschaltet und an die Radbremse 8a-8d angeschlossen sind. Den Einlassventilen 6a-6d ist jeweils ein zu der Bremsversorgungsleitung 13 hin öffnendes, nicht näher bezeichnetes Rückschlagventil parallelgeschaltet. Die Ausgangsanschlüsse der Auslassventile 7a-7d sind über eine gemeinsame Rücklaufleitung 14 mit dem Druckmittelvorratsbehälter 4 verbunden.
-
Die elektrisch steuerbare Druckbereitstellungseinrichtung 5 ist als Linearaktuator ausgebildet. Das heißt als eine hydraulische Zylinder-Kolben-Anordnung bzw. ein einkreisiger, elektrohydraulischer Aktuator, dessen Kolben 36 von einem schematisch angedeuteten Elektromotor 35 unter Zwischenschaltung eines ebenfalls schematisch dargestellten Rotations-Translationsgetriebes 39 betätigbar ist. Der Kolben 36 begrenzt den einzigen Druckraum 37 der Druckbereitstellungseinrichtung 5. Ein der Erfassung der Rotorlage des Elektromotors 35 dienender, lediglich schematisch angedeuteter Rotorlagensensor ist mit dem Bezugszeichen 44 bezeichnet.
-
An den Druckraum 37 der elektrisch steuerbaren Druckbereitstellungseinrichtung 5 ist ein Leitungsabschnitt (auch als zweite Zufuhrleitung bezeichnet) 38 angeschlossen. Die Zufuhrleitung 38 ist über ein elektrisch betätigbares, vorzugsweise stromlos geschlossenes, Zuschaltventil 26 mit der Bremsversorgungsleitung 13 verbunden. Durch das Zuschaltventil 26 kann die hydraulische Verbindung zwischen dem Druckraum 37 der elektrisch steuerbaren Druckbereitstellungseinrichtung 5 und der Bremsversorgungsleitung 13 (und damit den Eingangsanschlüssen der Einlassventile 6a-6d) gesteuert geöffnet und abgesperrt werden.
-
Der durch die Kraftwirkung des Kolbens 36 auf das im Druckraum 37 eingeschlossene Druckmittel erzeugte Aktuatordruck wird in die zweite Zufuhrleitung 38 eingespeist. In einer „Brake-by-Wire“-Betriebsart, insbesondere in einem fehlerfreien Zustand der Bremsanlage, wird die Zufuhrleitung 38 über das Zuschaltventil 26 mit der Bremsversorgungsleitung 13 verbunden. Auf diesem Weg erfolgt bei einer Normalbremsung ein Radbremsdruckauf- und -abbau für alle Radbremsen 8a-8d durch Vor- und Zurückfahren der Kolbens 36.
-
Bei einem Druckabbau durch Zurückfahren des Kolbens 36 strömt das vorher aus dem Druckraum 37 der Druckbereitstellungseinrichtung 5 in die Radbremsen 8a-8d verschobene Druckmittel auf dem gleichen Wege wieder in den Druckraum 37 zurück.
-
Alternativ können radindividuell unterschiedliche Radbremsdrücken einfach mittels der Einlass- und Auslassventile 6a-6d, 7a-7d eingestellt werden. Bei einem entsprechenden Druckabbau strömt der über die Auslassventile 7a-7d abgelassene Druckmittelanteil über die Rücklaufleitung 14 in den Druckmittelvorratsbehälter 4.
-
Ein Nachsaugen („Refill“) von Druckmittel in den Druckraum 37 ist durch ein Zurückfahren des Kolbens 36 bei geschlossenem Zuschaltventil 26 möglich, indem Druckmittel aus dem Behälter 4 über die Leitung 42 mit einem in Strömungsrichtung zum Aktuator 5 öffnenden Rückschlagventil 45 in den Akuatordruckraum bzw. Druckraum 37 strömen kann.
-
Beispielsgemäß ist Druckraum 37 außerdem in einem unbetätigten Zustand des Kolbens 36 über ein oder mehrere Schnüffellöcher mit dem Druckmittelvorratsbehälter 4 verbunden. Diese Verbindung zwischen Druckraum 37 und Druckmittelvorratsbehälter 4 wird bei einer (ausreichenden) Betätigung des Kolbens 36 in Betätigungsrichtung 27 getrennt.
-
In der Bremsversorgungsleitung 13 ist ein elektrisch betätigbares, stromlos offenes Kreistrennventil 40 angeordnet, durch welches das Bremssystem in zwei hydraulische Teilkreise aufgeteilt ist. Die Bremsversorgungsleitung 13 ist aufgeteilt in einen ersten Leitungsabschnitt 13a, welcher (über das Trennventil 23) mit dem Hauptbremszylinder 2 verbunden ist, und einen zweiten Leitungsabschnitt 13b im zweiten hydraulischen Teilkreis, welcher (über das Zuschaltventil 26) mit der Druckbereitstellungseinrichtung 5 verbunden ist. Der erste Leitungsabschnitt 13a ist mit den Einlassventilen 6a, 6b der Radbremsen 8a, 8b verbunden und der zweite Leitungsabschnitt 13b ist mit den Einlassventilen 6c, 6d der Radbremsen 8c, 8d verbunden.
-
Bei geöffnetem Kreistrennventil 40 ist die Bremsanlage einkreisig ausgeführt. Durch Schließen des Kreistrennventils 40 kann die Bremsanlage, insbesondere situationsgerecht gesteuert, in zwei hydraulische Teilkreise, die Bremskreise I und II aufgetrennt oder aufgeteilt werden. Dabei ist im ersten Bremskreis I der Hauptbremszylinder 2 (über das Trennventil 23) mit nur noch den Einlassventilen 6a, 6b der Radbremsen 8a, 8b der Vorderachse VA verbunden, und im zweiten Bremskreis II die Druckbereitstellungseinrichtung 5 (bei geöffnetem Zuschaltventil 26) mit nur noch den Radbremsen 8c und 8d der Hinterachse HA verbunden.
-
Die Eingangsanschlüsse aller Einlassventile 6a-6d können bei offenem Kreistrennventil 40 mittels der Bremsversorgungsleitung 13 mit einem Druck versorgt werden, der in einer ersten Betriebsart (z. B. „Brake-by-Wire“-Betriebsart) dem Bremsdruck entspricht, der von der Druckbereitstellungseinrichtung 5 bereitgestellt wird. Die Bremsversorgungsleitung 13 kann in einer zweiten Betriebsart (z. B. in einer stromlosen Rückfallbetriebsart) mit dem Druck der Druckkammer 17 des Hauptbremszylinders 2 beaufschlagt werden.
-
Beispielsgemäß sind die hydraulischen Komponenten und Hydraulikeinheiten, nämlich der Hauptbremszylinder 2, die Simulationseinrichtung 3, die Druckbereitstellungseinrichtung 5, die Ventile 6a-6d, 7a-7d, 23, 26, 40 und 32 sowie die hydraulischen Verbindungen inklusive der Bremsversorgungsleitung 13, zusammen in einer hydraulischen Steuer- und Regeleinheit 60 (HCU) angeordnet. Der hydraulischen Steuer- und Regeleinheit 60 ist die elektronische Steuer- und Regeleinheit (Steuersystem) 12 zugeordnet. Bevorzugt sind hydraulische und elektronische Steuer und Regeleinheit 60, 12 als eine Einheit (HECU) ausgeführt.
-
Das Bremssystem umfasst einen Drucksensor 19 bzw. Systemdrucksensor zur Erfassung des von der Druckbereitstellungseinrichtung 5 bereitgestellten Druckes. Der Drucksensor 19 ist hierbei von der Druckkammer 37 der Druckbereitstellungseinrichtung 5 gesehen hinter dem Zuschaltventil 26 angeordnet. Erfindungsgemäß kann der durch den Drucksensor 19 gemessene Druck, welcher durch den Linearaktuator 5 aufgebaut wurde, beobachtet werden und ein zugeordneter Zähler entsprechend aufsummiert werden.
-
Außerdem kann der Motorstrom 50 des Linearaktuators 5 beobachtet werden. Dieser ist beispielhaft in 2 als zeitlicher Verlauf dargestellt. Der Motorstrom 50 steigt zu Beginn rasch an, wobei er einen ersten Schwellwert 51 übersteigt. Ein erster Zähler 54, welcher dem Linearaktuator 5 zugeordnet ist, zählt die Zeitspanne, in welcher der Motorstrom 50 größer als der erste Schwellwert 51 ist. Entsprechend steigt der erste Zähler 54 ab diesem Zeitpunkt an. Im weiteren Verlauf übersteigt der Motorstrom 50 auch einen zweiten Schwellwert 52, welchem ein zweiter Zähler 55 zugeordnet ist. In dem Zeitfenster, in welchem der Motorstrom 50 oberhalb des zweiten Schwellwert 52 liegt, steigt der zweite Zähler 55 an. Im weiteren Verlauf sinkt der Motorstrom 50 wieder unter den zweiten Schwellwert 52 ab, wobei der zweite Zähler 55 entsprechend stagniert. In einem hinteren Bereich übersteigt der Motorstrom 50 sogar einen dritten Schwellwert 53, welchem ein dritter Zähler 56 zugeordnet ist, welcher in diesem Bereich ansteigt. Für jeden Zähler 54, 55, 56 kann zumindest ein Zählerstand vorgesehen sein, ab dem ein Eingriff in die Bremsanlage durchgeführt wird. Als Eingriff kann beispielsweise eine einfache Protokollierung durch Ablegung der Informationen in einem Speicherbereich durchgeführt werden, es kann jedoch auch ein tiefgreifender Eingriff, wie beispielsweise die Degradierung von Komfortfunktionen durchgeführt werden.
-
Bezugszeichenliste
-
- 1
- Bremspedal
- 2
- Hauptbremszylinder
- 3
- Simulationseinrichtung
- 4
- Druckmittelvorratsbehälter
- 5
- Druckbeaufschlagungseinrichtung
- 6
- a bis d Einlassventile
- 7
- a bis d Auslassventile
- 8
- a bis d Radbremse
- 9
- Rückstellfeder
- 12
- Steuersystem
- 13
- Bremsversorgungsleitung
- 14
- Rücklaufleitung
- 16
- Gehäuse
- 17
- Druckkammer
- 19
- Systemdrucksensor
- 20
- Hauptzylinderdrucksensor
- 22
- erste Zufuhrleitung
- 23
- Trennventil
- 24
- Kolbenstange
- 25
- Wegsensor
- 26
- Zuschaltventil
- 29
- Simulatorkammer
- 30
- Simulatorrückkammer
- 31
- Simulatorkolben
- 32
- Simulatorfreigabeventils
- 33
- Elastisches Element
- 35
- Elektromotor
- 36
- Kolben
- 37
- Druckraum
- 38
- Zufuhrleitung
- 39
- Rotations-Translationsgetriebe
- 40
- Kreistrennventil
- 41
- Druckausgleichsleitung
- 42
- Leitung
- 44
- Rotorlagensensor
- 50
- Motorstrom
- 51
- Erster Schwellwert
- 52
- Zweiter Schwellwert
- 53
- Dritter Schwellwert
- 54
- Erster Zähler
- 55
- Zweiter Zähler
- 56
- Dritter Zähler