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Die Erfindung betrifft ein Lager- und Entnahmesystem, mit einem Lagerbereich für Lagergut und/oder für mindestens einen Behälter für Lagergut, mindestens einer Fördereinrichtung zum Transportieren des Lagerguts und/oder des mindestens einen Behälters innerhalb des Lagerbereichs, in den Lagerbereich hinein und/oder aus dem Lagerbereich heraus und einem oder mehreren Arbeitsplätzen zum Betreiben des Lager- und Entnahmesystems und/oder zum Arbeiten mit dem Lager- und Entnahmesystem.
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Des Weiteren betrifft die vorliegende Erfindung ein Verfahren zum Betreiben eines derartigen Lager- und Entnahmesystems.
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Heutige Arbeitsplätze in der automatischen Intralogistik und in entsprechenden Lager- und Entnahmesystemen werden entweder durch manuelle Taster oder Eingaben auf einem Bildschirm gesteuert. Dies erfordert immer eine Bewegung hin zu den Tastern oder Bildschirmen am Arbeitsplatz. Beispielhafte Arbeitsplätze in der automatischen Intralogistik zeichnen sich dadurch aus, dass sie im Hinblick auf ein Betreiben und/oder Steuern des Lager- und Entnahmesystems entweder Schnittstellen zu automatischer Fördertechnik oder aber auch zu fahrerlosen Transportsystemen/mobilen Robotern/Robotern aufweisen. Die bekannten Arbeitsplätze mit Tastern oder Bildschirmen zur Steuerung erfordern zeitaufwendige Bewegungen des Bedienpersonals, sind daher unpraktisch und weisen eine schlechte Ergonomie auf.
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Ein Lager- und Entnahmesystem sowie ein Verfahren zum Betreiben eines Lager- und Entnahmesystems der eingangs genannten Art ist aus der
EP 2 686 254 E1 bekannt.
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Der vorliegenden Erfindung liegt die Aufgabe zugrunde, ein Lager- und Entnahmesystem sowie ein entsprechendes Verfahren zum Betreiben eines Lager- und Entnahmesystems anzugeben, wonach eine hohe Leistung des Lager- und Entnahmesystems mit konstruktiv einfachen Mitteln ermöglicht ist.
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Erfindungsgemäß wird die voranstehende Aufgabe durch ein Lager- und Entnahmesystem mit den Merkmalen des Anspruchs 1 sowie durch ein Verfahren zum Betreiben eines Lager- und Entnahmesystems mit den Merkmalen des Anspruchs 14 gelöst.
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Danach ist das Lager- und Entnahmesystem gemäß Anspruch 1 derart ausgestaltet und weitergebildet, dass mindestens einem Arbeitsplatz eine Gestenerkennungseinrichtung zur Nutzung von mit der Gestenerkennungseinrichtung erkannter Gesten einer Person beim Betreiben des Lager- und Entnahmesystems und/oder beim Arbeiten mit dem Lager- und Entnahmesystem zugeordnet ist.
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Des Weiteren ist das Verfahren gemäß Anspruch 14 derart ausgestaltet und weitergebildet, dass an mindestens einem Arbeitsplatz eine Gestenerkennungseinrichtung zur Nutzung von mit der Gestenerkennungseinrichtung erkannter Gesten einer Person beim Betreiben des Lager- und Entnahmesystems und/oder beim Arbeiten mit dem Lager- und Entnahmesystem verwendet wird.
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In erfindungsgemäßer Weise ist erkannt worden, dass durch geschickte Ausgestaltung mindestens eines Arbeitsplatzes die voranstehende Aufgabe auf überraschend einfache Weise gelöst wird. In weiter erfindungsgemäßer und konkreter Weise ist mindestens einem Arbeitsplatz eine Gestenerkennungseinrichtung zugeordnet, wobei mit der Gestenerkennungseinrichtung erfasste und erkannte Gesten einer Person beim Betreiben des Lager- und Entnahmesystems und/oder beim Arbeiten mit dem Lager- und Entnahmesystem genutzt werden. Die Gestenerkennungseinrichtung kann in Verbindung mit entsprechenden erkannten Gesten einer Person die Bedienung von Tastern oder Eingaben auf einem Bildschirm ersetzen. Eine Geste wie beispielsweise ein Wischen mit der Hand kann hierbei der Betätigung eines Tasters oder einer definierten Eingabe auf einem Bildschirm entsprechen. Die Person muss sich dabei nicht zum Taster oder zum Bildschirm hin bewegen, um die entsprechende Betätigung oder Eingabe durchzuführen. Hierdurch kann in der Summe enorm Zeit eingespart und ein wesentlich leistungsfähiger Betrieb des Lager- und Entnahmesystems bereitgestellt werden.
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Folglich sind mit dem erfindungsgemäßen Lager- und Entnahmesystem und dem erfindungsgemäßen Verfahren ein Lager- und Entnahmesystem und ein Verfahren bereitgestellt, wonach eine hohe Leistung des Lager- und Entnahmesystems mit konstruktiv einfachen Mitteln ermöglicht ist.
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Im Hinblick auf eine besonders hohe Leistung kann die Gestenerkennungseinrichtung zur Erfassung - und vorzugsweise Aufzeichnung - von Bewegungen einer Person für eine Analyse - und vorzugsweise Optimierung - eines Arbeitsverhaltens der Person, eines Arbeitsablaufs am Arbeitsplatz und/oder einer Ausgestaltung des Arbeitsplatzes eingerichtet sein. Dabei kann im Hinblick auf ein effektives Arbeiten einer Person mit dem Lager- und Entnahmesystem die Gestenerkennungseinrichtung anhand erfasster Gesten und damit von Bewegungen einer Person ein Arbeitsverhalten der Person und/oder ein Arbeitsablauf am Arbeitsplatz analysiert werden. Vorzugsweise können diesbezüglich Optimierungen des Arbeitsverhaltens und/oder eines insbesondere an dem Arbeitsplatz durchgeführten Arbeitsablaufs erfolgen. Diese Analyse kann zur beispielsweise ergonomischen oder auch wirtschaftlichen Verbesserung eines Arbeitsverhaltens und/oder eines Arbeitsablaufs genutzt werden. In vergleichbarer Weise kann eine solche Analyse alternativ oder zusätzlich zur insbesondere ergonomischen Verbesserung der Ausgestaltung eines Arbeitsplatzes genutzt werden. Aufgrund einer solchen Verbesserung der Ausgestaltung des Arbeitsplatzes können auch Effizienzverbesserungen dort durchgeführter Tätigkeiten und hinsichtlich der Nutzung des Lager- und Entnahmesystems erreicht werden.
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Bei einer vorteilhaften Ausführungsform kann die Erfassung von Bewegungen einer Person und eine Analyse des Arbeitsverhaltens der Person und/oder eines Arbeitsablaufs am Arbeitsplatz die Detektion eines oder mehrerer Pickfehler umfassen. Nach einer solchen Detektion eines oder mehrerer Pickfehler kann eine vorgebbare Reaktion durch den Arbeitsplatz und/oder durch das Lager- und Entnahmesystem - sozusagen als Systemreaktion - und/oder durch eine Person erfolgen oder veranlasst werden. Hierfür kann das Lager- und Entnahmesystem eine geeignete Steuerung aufweisen. Eine solche Reaktion auf einen festgestellten Pickfehler kann beispielsweise eine oder mehrere der folgenden Maßnahmen umfassen:
- • Die Person oder ein Kommissioniermitarbeiter kann nach Fertigstellung oder Erzeugung eines fehlerhaften Picks als Reaktion nicht den Bestätigungsknopf für den nächsten Auftrag drücken. Dieser kann hierfür z.B. blockiert werden, nicht reagieren oder in einer vorgebbaren Farbe, beispielsweise rot, oder mit einer vorgebbaren Helligkeit blinken.
- • Die Person oder ein Kommissioniermitarbeiter kann einen Auftrag zur Überprüfung mit vorzugsweise Angabe zum fraglichen und zu überprüfenden Lagergut erhalten. Zudem können oder kann der Quellbehälter und der Zielbehälter angehalten und/oder eine Meldung an einen das gesamte Lager- und Entnahmesystem steuernden Materialflussrechner, MFR, übermittelt werden.
- • Der MFR kann über Verzögerungen am Arbeitsplatz benachrichtigt werden und vorzugsweise können durch den MFR ein oder mehrere weitere Aufträge anderen Arbeitsplätzen zugewiesen bzw. geloopt - d. h. ein nächster Quellbehälter fährt noch eine Runde im Fördertechnikloop, bis der Pickfehler behoben wurde - werden.
- • Bei einer Häufung von Pickfehlern an einem Arbeitsplatz können diesem Arbeitsplatz nur noch angepasste Aufträge, z.B. einfache Single-Pick-Aufträge, zugeteilt werden und nicht weiter komplexe Multi-Pick-Aufträge.
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Weiterhin im Hinblick auf das Erreichen einer besonders hohen Leistung des Lager- und Entnahmesystems kann die Optimierung eines Arbeitsverhaltens der Person, eines Arbeitsablaufs am Arbeitsplatz und/oder einer Ausgestaltung des Arbeitsplatzes automatisch und/oder auf Basis künstlicher Intelligenz durchführbar sein. Hierdurch kann eine Optimierung auch ohne die Beeinflussung durch eine Person in besonders schneller und effektiver Weise erfolgen. Eine Bereitstellung leistungsfähiger Rechenkapazitäten sind für eine automatische und/oder auf Basis künstlicher Intelligenz erfolgende Optimierung von Bedeutung.
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Im Konkreten kann in vorteilhafter Weise die Optimierung unter Berücksichtigung eines Umfangs, einer Art und/oder einer Schwere einer für die Durchführung einer Arbeit erforderlichen Bewegung einer Person durchführbar sein. Beispielsweise kann eine wiederkehrende Anordnung von Lagergut in einem Behälter derart vorgegeben werden, dass schweres Lagergut eher in der Nähe einer Person angeordnet wird als leichtes Lagergut. Dabei kann des Weiteren berücksichtigt werden, dass auch die Häufigkeit eines Zugriffs zu einem Lagergut in einem Behälter dessen Anordnung derart beeinflussen kann, dass ein Lagergut, auf das häufiger zugegriffen wird, näher an der Person angeordnet wird als andere Lagergüter, auf die nicht so häufig zugegriffen wird, sodass die von einer greifenden Hand bei einem sich wiederholenden Zugriff auf ein Lagergut zurückzulegende Wegstrecke in der Summe möglichst kurz gehalten werden kann. Des Weiteren kann berücksichtigt werden, ob ein von einer Person aus einem Behälter zu entnehmendes und hierzu zu greifendes Lagergut einfach oder weniger einfach gegriffen werden kann. Die Tatsache, ob ein Zugriff einfacher oder weniger einfach erfolgen kann, hängt häufig von der Form des Lagerguts und/oder von der Zugänglichkeit des Lagerguts in dem Behälter ab. Möglicherweise ist ein zu greifendes Lagergut auch unter einem anderen Lagergut positioniert, sodass der Zugriff zu dem unteren Lagergut schwieriger ist als zu dem oberen Lagergut.
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In weiter vorteilhafter Weise kann die Gestenerkennungseinrichtung zur Erfassung - und vorzugsweise Aufzeichnung - von Bewegungen einer Person für Plausibilitätsbetrachtungen und/oder für statistische Zwecke, insbesondere hinsichtlich der gewünschten oder erforderlichen Durchführung oder Erledigung von Arbeiten oder Arbeitsinhalten, eingerichtet sein. Hier kann beispielsweise eine Zugriffshäufigkeit auf ein Lagergut mit einer Anzahl an Bestellungen für das Lagergut auf Plausibilität verglichen werden. Eine Aufdeckung von Fehlern im System kann hierdurch erfolgen.
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Dass die Gestenerkennungseinrichtung zur Erfassung - und vorzugsweise Aufzeichnung - von Bewegungen einer Person für eine Zuordnung einer Information hinsichtlich einer erfassten Bewegung zu einem Lagergut oder zu einer Information hinsichtlich des Lagerguts eingerichtet sein. Eine derartige Information hinsichtlich einer erfassten Bewegung kann beispielsweise eine Zugriffshäufigkeit oder eine Art des Zugriffs auf ein Lagergut umfassen. Hierdurch lässt sich die Effizienz und damit die Leistung des Lager- und Entnahmesystems signifikant erhöhen.
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Insbesondere kann die Gestenerkennungseinrichtung zur Erfassung - und vorzugsweise Aufzeichnung - von Bewegungen einer Person für eine automatische oder manuelle Gestaltung eines Arbeitsplatzes eingerichtet sein. Nach einer Erfassung und Analyse entsprechender Bewegungen einer Person kann es beispielsweise für eine Person im Ergebnis sinnvoll sein, einen Sitzplatz oder eine Arbeitsplattform für eine Person zu erhöhen oder zu erniedrigen. Dies kann automatisch oder manuell erfolgen.
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Eine geeignete Aufzeichnung erfasster Bewegungen einer Person kann auch eine nachträgliche Analyse sämtlicher vorgenannter Kriterien oder zu untersuchende Parameter auf einfache Weise ermöglichen.
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In konkreter Weise kann die Gestenerkennungseinrichtung eine Kamera aufweisen, um die Bewegungen und/oder Gesten einer Person zu erfassen und gegebenenfalls zur Aufzeichnung an ein Speichermedium weiterzuleiten.
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In besonders vorteilhafter Weise kann die Gestenerkennungseinrichtung ein Eye-Tracking-System aufweisen. Mit einem derartigen Eye-Tracking-System kann auf einfache Weise eine Geste in Form einer Bewegung eines Auges erfasst und analysiert werden. Dies könnte beispielsweise eine Bewegung eines Auges nach oben oder nach unten oder nach rechts oder nach links umfassen. Entsprechende Bewegungen können individuellen auszulösenden Aktivitäten beim Betreiben des Lager- und Entnahmesystems und/oder bei einem Arbeiten mit dem Lager- und Entnahmesystem zugeordnet werden. Dabei kann das Eye-Tracking-System eine Kamera zur Erfassung eines Auges oder beider Augen einer Person aufweisen, wobei vorzugsweise die Kamera in einen Bildschirm eingebaut oder einem Bildschirm zugeordnet sein kann. Bei einer besonders einfachen Ausgestaltung des Eye-Tracking-System erfolgt eine Erfassung der Bewegung lediglich eines Auges. Eine besonders einfache und geschützte Unterbringung einer Kamera kann hierbei in einem Bildschirm vorliegen. Weitere Komponenten oder Bauteile - neben einer Recheneinheit zur Verarbeitung der mit der Kamera erfassten Daten - sind zur Realisierung des Eye-Tracking-Systems nicht erforderlich, sodass hierdurch eine konstruktiv besonders kompakte Gestenerkennungseinrichtung realisiert werden kann.
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Eine weitere Möglichkeit, die derzeit noch in der Forschung ist, ist das Kommissionieren über Augmented Reality Brillen, siehe das Projekt Fraunhofer IML/Gebhardt https://www.youtube.com/watch?v=hGH_ Ct6zX6Y. Nachteil dieser Technik ist das langsame Erfassen der Gesten über die Kamera der Brille - Bilderkennung - und die notwendige Koordination von Brille und Hand, da die Hand stets im Sichtfeld der Kamera der Brille sein muss. Dies muss der Bediener beachten, dauert lange und schlägt auch mal fehl. Oftmals werden an Arbeitsplätzen auch Kameras unabhängig von Brillen zur Überwachung der Tätigkeit/Erkennen von Gesten eingesetzt.
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Alternativ zu einem Eye-Tracking-System oder in vorteilhafter Kombination mit einem Eye-Tracking-System kann die Gestenerkennungseinrichtung eine vorzugsweise an einem Handgelenk einer Person tragbare Bewegungssensoreinrichtung mit beispielsweise einem Beschleunigungssensor aufweisen, wobei vorzugsweise die Bewegungssensoreinrichtung ein Wearable oder eine Smartwatch aufweisen kann. Eine solche Bewegungssensoreinrichtung bietet eine besonders sichere Erfassung von Gesten und/oder Bewegungen einer Person.
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Bei der Verwendung einer derartigen Bewegungssensoreinrichtung kann auf eine Kamera verzichtet werden und verwendet dafür beispielsweise ein Wearable oder eine Smartwatch, z.B. am Handgelenk, um Gesten zu erfassen, die dann wiederum beispielsweise in Steuerbefehle für die Förder- und Lagertechnik umgesetzt werden können. Ferner können die Bewegungen während der Arbeit erfasst und aufgezeichnet werden, um auf deren Basis Analysen durchführen zu können. Auf Basis der Analysen können vielfältige Optimierungen angestoßen werden.
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Der mindestens eine Arbeitsplatz des Lager- und Entnahmesystems kann auf unterschiedliche Weise ausgestaltet sein. Beispielsweise kann der Arbeitsplatz für eine Kommissioniereraufgabe, einen Waren- oder Lagerguteingang, ein Verpacken von Lagergut, einen Waren- oder Lagergutausgang, ein Retourenhandling, ein Qualitätsmanagement und/oder eine Steuerung des Lager- und Entnahmesystems, beispielsweise der mindestens einen Fördereinrichtung, eingerichtet sein. Hinsichtlich der konkreten Ausgestaltung des oder der Arbeitsplätze ist auf den konkreten Anwendungsfall abzustellen.
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Vorteilhafte Aspekte und Eigenschaften von Ausführungsbeispielen des erfindungsgemäßen Lager- und Entnahmesystems und/oder des erfindungsgemäßen Verfahrens zum Betreiben eines Lager- und Entnahmesystems werden im Folgenden erläutert:
- Arbeitsplätze in der automatischen Intralogistik sind wie eingangs beschrieben beispielsweise gekoppelt an automatische Fördertechnik und/oder fahrerlose Transportsysteme, FTS/Roboter. Die Mitarbeiter bewegen die Fördergüter in automatischen Varianten nicht selbst, sondern die Technik übernimmt dies. Dies erfordert, dass der Bediener der Technik mitteilt, wenn ein Arbeitsschritt abgeschlossen ist, damit z.B. ein Abtransport durchgeführt werden kann. Dies erfolgt über das Drücken eines Knopfs oder über das Bestätigen eines Arbeitsschritts in einer Software über die Eingabegeräte des jeweiligen PCs. Diese Art der Steuerung hat immer den Nachteil, dass sich dadurch zeitaufwändige Nebentätigkeiten ergeben, beispielsweise klicken, drücken etc.
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Gegenstand von Ausführungsbeispielen der Erfindung ist nun, diese Bedienung, also das aktive Steuern der Maschine „Arbeitsplatz“ oder „Intralogistikanlage“ durch Gesten zu erledigen. Um den Behältertausch an einem Arbeitsplatz anzustoßen, kann man eine Wischbewegung in Richtung der Fördertechnik machen, die der Anlage signalisiert, den derzeit aktiven Behälter abzutransportieren. Gleichzeitig kann die Geste auch die Bestätigung der Kommissionieraufgabe in einem IT System auslösen. Bisher ist kein steuernder Eingriff in ein Lager- und Entnahmesystem oder in eine Intralogistikanlage mit Wearables bekannt. Neben Kommissionierarbeitsplätzen gibt es eine Vielzahl weiterer Arbeitsplätze an einer automatischen Intralogistikanlage, wie z.B. Wareneingang, Verpacken, Qualitätsmanagement, Retourenhandling etc.
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In semiautomatischen Arbeitsplätzen wird der Bediener von der Bewegung der Fördergüter nur entlastet, muss das Handling aber teilweise selbst übernehmen.
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Es gibt nun verschiedene Möglichkeiten, die Lehre der vorliegenden Erfindung in vorteilhafter Weise auszugestalten und weiterzubilden. Dazu ist einerseits auf die nachgeordneten Ansprüche und andererseits auf die nachfolgende Erläuterung bevorzugter Ausführungsbeispiele des erfindungsgemäßen Lager- und Entnahmesystems sowie des erfindungsgemäßen Verfahrens zum Betreiben eines Lager- und Entnahmesystems anhand der Zeichnung zu verweisen. In Verbindung mit der Erläuterung der bevorzugten Ausführungsbeispiele anhand der Zeichnung werden auch im Allgemeinen bevorzugte Ausgestaltungen und Weiterbildungen der Lehre erläutert. In der Zeichnung zeigt
- 1 in einer schematischen Darstellung einen Arbeitsplatz eines Ausführungsbeispiels des erfindungsgemäßen Lager- und Entnahmesystems.
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1 zeigt in einer schematischen Darstellung einen Arbeitsplatz 1 eines Ausführungsbeispiels des erfindungsgemäßen Lager- und Entnahmesystems, wobei eine Gestenerkennungseinrichtung 2 ein Eye-Tracking-System 3 aufweist. Im Folgenden werden zahlreiche Vorteile und vorteilhafte Anwendungsbeispiele dieses Ausführungsbeispiels mit einer ein Eye-Tracking-System 3 aufweisenden Gestenerkennungseinrichtung 2 erläutert.
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Das Eye-Tracking-System 3 weist eine Kamera 4 auf, die in einen Bildschirm 5 des Arbeitsplatzes 1 eingebaut ist und die Bewegungen eines Auges 6 einer Person und/oder die mit einem Auge 6 einer Person erzeugten Gesten erfasst. Der Arbeitsplatz 1 weist des Weiteren eine Arbeitsauflage 7 zur Handhabung von Lagergut auf.
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Über das Eye-Tracking-System 3 kann eine Steuerung des Lager- und Entnahmesystems per verfolgter und erfasster Augenbewegung „eye tracking“ erfolgen. Es wird hierfür letztendlich nur die Kamera 4, beispielsweise eine Webcam, z.B. in einem Bildschirm 5 eingebaut, benötigt. Die Kamera 5 kann jedoch auch auf andere Weise am Arbeitsplatz 1 installiert werden, beispielsweise am Bildschirm 5 befestigt. Die Augen 6 des Bedieners werden gescannt, erfasst und ausgewertet, so dass eine Steuerung möglich ist.
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Analyse von Tätigkeiten am Arbeitsplatz 1:
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Durch die Erfassung der Bewegungen, können Analysen erstellt werden, wie die Arbeitstätigkeit eines Bedieners eines Arbeitsplatzes 1 aussieht. Darauf aufbauend können Verbesserungspotentiale erkannt und Verbesserungen in der Anordnung der Gegenstände am Arbeitsplatz 1 oder im Arbeitsprozess erzielt werden. Ziel ist die Steigerung der Effizienz des Kommissionierpersonals und/oder eine Verbesserung der Ergonomie am Arbeitsplatz 1.
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Beispielhafte Tätigkeiten an diesem semi-automatischen Arbeitsplatz 1:
- - Automatische Andienung eines Behälters auf Rollenbahnen
- - Manuelles Bewegen der Behälter auf Allseitenrollen
- - Scannen des Behälters mit Handscanner
- - Durchführung der Kommissionierung
- - Bedienen des PC, hier laufen Kommissionierdialoge/Lagerverwaltungssystem
- - Abschieben des Behälters
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Die Analyse kann durch verschiedenste Sensoren erfolgen:
- - Beschleunigungssensor an der Hand
- - Optische Analyse mittels Kamera
- - Eye-Tracking
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An einem Arbeitsplatz 1 können ein Wiegen, Verpacken und/oder Versehen eines Lagerguts mit einem Label sowie andere Arbeiten erfolgen.
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Es lassen sich neben Rückschlüssen auf die Anordnung auch Rückschlüsse auf das verwendete Verpackungsmaterial, beispielsweise Kartons, ziehen. Ist der Karton leicht aufzuklappen, hakt er an einer Stelle? In diesem Fall wäre die Verwendung eines anderen Kartons mit einer Verbesserung der Leistung oder der Ergonomie verbunden.
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Optimierung von Bewegungen oder der Arbeitsplatzanordnung:
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Auf Basis der erfassten Bewegungen können Diagramme erstellt werden, wo sich eine Person oder ein Körperteil einer Person, beispielsweise eine Hand, wie oft hinbewegt. Es kann dann erkannt werden, ob z.B. hochfrequente „Bewegungsrouten“ eine kurze Distanz aufweisen oder nicht. Darauf aufbauend kann eine manuelle Optimierung der Anordnung am Arbeitsplatz 1 erfolgen.
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Automatisierte oder KI-basierte Optimierung:
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In einer KI Software kann das Layout des oder der Arbeitsplätze 1 und die Anordnung von Fördertechnik, IT und Zubehör wie Drucker oder Barcodescanner aber auch Ablagen und das Umfeld des Arbeitsplatzes 1 hinterlegt werden. Die Software erfasst die Bewegungen und ordnet diesen den Gegenständen zu. D.h. es wird erfasst, wie oft der Bediener in einen bestimmten Bereich fasst, daraus ist auch ersichtlich, welche Tätigkeiten ausgeführt werden. Auf Basis der Layoutinformationen ist bekannt, welche Positionen/Lage im Raum die Gegenstände/Ziele der Bewegung relativ zur Arbeitsposition der Mitarbeiter haben. So kann die - zurückgelegte - Entfernung der Bewegungen erfasst werden. Diese Daten können optional mit der Schwere der Tätigkeit angereichert werden, beispielsweise das Heben eines hohen Gewichts, es muss ein Arm und/oder eine Hand stark verdreht werden, z.B. um einen Barcode zu scannen etc., um die Bewegungen klassifizieren zu können. Auf Basis der erhobenen Daten kann die KI Software dann Hinweise zur Optimierung der Anordnung/der Tätigkeiten geben, wenn z.B. eine häufige Bewegung, die eine erhöhte Schwierigkeit aufweist, eine hohe Entfernung aufweist, wohingegen eine wenig frequentierte, leichte Bewegung eine niedrige Distanz aufweist. Dies dient der Steigerung der Effizienz des Arbeitsplatzes 1 aber auch einer Verbesserung der Ergonomie. Hierzu kann ein Punktesystem genutzt werden, um eine geeignete Bewertung der Bewegung zu ermöglichen.
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Kontrolle/Erfassung von Arbeitsinhalten:
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Da z.B. Kommissionieren ein manuelles Vorgehen darstellt und nur durch Bewegungen erfolgen kann, kann man auch die Erledigung von Arbeitsinhalten auf Plausibilität prüfen. Wie oft wurde beispielsweise in Behälter A gegriffen, wie oft wurde in Behälter B gelegt, wie oft wurde an den Versandlabeldrucker gefasst? Hieraus können Rückschlüsse darauf gezogen werden, ob das Label aufgeklebt wurde, ob der Lieferschein ins Paket gelegt wurde, ob der Barcode gescannt wurde etc. Dies kann einerseits verwendet werden, um die Qualität im Prozess zu erhöhen aber auch um statistische Zahlen zu erfassen, wie z.B. wie oft muss gegriffen werden, um einen Pick auszuführen, wie oft etwas angefasst etc.
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Über die Bewegung der Augen 6 kann mittels Plausibilität, wie oben beschrieben, überprüft werden, ob z.B. zwei verschiedene Artikel in den Zielbehälter gelegt wurden. Mittels „eye tracking“ kann nachvollzogen werden ob sich der Kommissionierer in beispielsweise zwei verschiedenen Quellbehältern auf je einen Artikel fokussiert hat oder nicht. Damit kann zumindest im Wesentlichen die Kommissioniertätigkeit nachvollzogen und abgeglichen werden.
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Rückschlüsse auf die Beladung der Fördergüter oder Behälter:
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Durch die Erfassung der Bewegungen kann man über die Zugriffshäufigkeit und die Art des Zugriffs Empfehlungen für die Beladung der Fördergüter oder Behälter im Wareneingang - wie wird ein Behälter konkret beladen? - ableiten. Auf den ersten Blick könnte es sinnvoll sein, einen Behälter derart zu beladen, dass der Zugriff auf die am häufigsten benötigten Artikel dadurch erleichtert wird, dass die Produkte innerhalb des unterteilten Behälters näher am Bediener platziert werden. Ergibt sich nun aber, dass ein sehr schwerer Artikel, der mit beiden Händen gegriffen werden muss, aber nur geringfügig weniger häufig benötigt wird als die am häufigsten benötigten Artikel, im gleichen unterteilten Behälter gelagert werden soll, kann es sinnvoll sein, diesen schweren Artikel näher am Bediener zu platzieren und nicht die am häufigsten benötigten Artikel. So ließe sich die Ergonomie und auch die Prozesszeit verbessern. Es kann hierzu eine Verknüpfung von Bewegungsinformation - beispielsweise Zugriffshäufigkeit - zu Artikelinformation - beispielsweise Schwere des Artikels - in einem IT-System erfolgen, um dies zu ermöglichen. Diese Kombination kann an sich schon für viele Prozesse im Lager relevant sein. Eine derartige Verknüpfung und vorzugsweise Speicherung im IT-System gibt es bislang noch nicht und bringt signifikante Vorteile beim Betreiben eines Lager- und Entnahmesystems und/oder beim Arbeiten mit dem Lager- und Entnahmesystem.
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Automatisches Einstellen von flexiblen Arbeitsplätzen:
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Arbeitsplätze 1 von Lager- und Entnahmesystemen sind aus Ergonomiegründen oftmals flexibel gestaltet, d.h. z.B. höhenverstellbar. Durch die Erfassung der Bewegung kann man z.B. ableiten, ob ein Arbeitsplatz 1 optimal für den Bediener eingestellt ist. Muss der Bediener sich bücken - Anstellwinkel der Hand/des Arms ändert sich -, so kann man eine Plattform 8, auf der er steht, entweder automatisch oder manuell verfahren.
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Hinsichtlich weiterer vorteilhafter Ausgestaltungen des erfindungsgemäßen Lager- und Entnahmesystems sowie des erfindungsgemäßen Verfahrens zum Betreiben eines Lager- und Entnahmesystems wird zur Vermeidung von Wiederholungen auf den allgemeinen Teil der Beschreibung sowie auf die beigefügten Ansprüche verwiesen.
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Schließlich sei ausdrücklich darauf hingewiesen, dass die voranstehend beschriebenen Ausführungsbeispiele lediglich zur Erörterung der beanspruchten Lehre dienen, diese jedoch nicht auf die Ausführungsbeispiele einschränken.
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Bezugszeichenliste
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- 1
- Arbeitsplatz
- 2
- Gestenerkennungseinrichtung
- 3
- Eye-Tracking-System
- 4
- Kamera
- 5
- Bildschirm
- 6
- Auge
- 7
- Arbeitsauflage
- 8
- Plattform
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ZITATE ENTHALTEN IN DER BESCHREIBUNG
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Zitierte Patentliteratur
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