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Stand der Technik
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Die vorliegende Erfindung betrifft eine Vorrichtung eines Bremssystems für ein Zweirad, insbesondere mit Antiblockierfunktion, ein solches Bremssystem und ein solches Zweirad und insbesondere ein elektrisch und/oder mittels Muskelkraft antreibbares Zweirad.
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Elektrisch und/oder mittels Muskelkraft antreibbare Zweiräder sind beispielsweise in Form von Fahrrädern oder Elektrofahrrädern (z. B. E-Bikes, Pedelecs usw.) bekannt. Hierbei kann der elektrische Antrieb des Fahrrads, beispielsweise im Bereich des Tretlagers angeordnet sein. Des Weiteren sind hydraulische Bremssysteme für solche Zweiräder bekannt, welche beispielsweise mittels eines Geberzylinders in einem Bremsgriff der Zweiräder eingerichtet sind, einen durch eine Bremsbetätigung erzeugten Druck mittels einer Hydraulikleitung zu einem Nehmerzylinder in einem Bremssattel der Zweiräder zu übertragen. Meist sind solche Bremssysteme als sogenannte offene System ausgelegt, ohne jedoch eine Verbindung zur Atmosphäre aufzuweisen. Stattdessen weisen diese Bremssysteme einen Ausgleichsbehälter mit einer Membran im Bereich des Bremsgriffs auf, um Druckveränderungen im Hydrauliksystem ausgleichen zu können. Ferner sind Antiblockiersysteme für solche Bremssysteme bekannt, welche eine separate Hydraulikeinheit mit einem Einlassventil, einem Auslassventil und einem Speicher aufweisen, so dass im Falle einer Blockierung eines Rades mittels des Auslassventils Hydraulikflüssigkeit in den Speicher abgelassen werden kann, um dadurch eine auf das Rad ausgeübte Bremskraft zu reduzieren.
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Offenbarung der Erfindung
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Die erfindungsgemäße Vorrichtung eines Bremssystems mit Antiblockierfunktion für ein Zweirad, insbesondere für ein elektrisch und/oder mit Muskelkraft antreibbares Zweirad, insbesondere für ein Elektrofahrrad, mit den Merkmalen des Anspruchs 1, weist demgegenüber den Vorteil auf, dass ein besonders kompakter Aufbau eines Antiblockiersystems für das Zweirad ermöglicht wird, da nur ein Fluidspeicher erforderlich ist. Hierfür weist die erfindungsgemäße Vorrichtung eine ansteuerbare Absperreinrichtung, einen Fluidspeicher mit einer Membran, einen Geberzylinder mit einem Geberdruckraum, einen Geberkolben und eine Kolbenrückführung auf. Der Geberkolben ist beweglich innerhalb des Geberzylinders angeordnet. Der Geberdruckraum weist eine mit dem Fluidspeicher fluidverbundene Öffnung auf, welche in einer Ruhestellung des Geberkolbens den Geberdruckraum mit dem Fluidspeicher verbindet und welche in einer Betätigungsstellung des Geberkolbens keine Verbindung zum Geberdruckraum bereitstellt. Hierfür ist die Öffnung bevorzugt in unmittelbarer Nähe des Geberkolbens angeordnet, wenn sich dieser in der Ruhestellung befindet. Auf diese Weise wird die Öffnung im Zuge einer Betätigung des Geberkolbens, insbesondere bereits nach einer geringfügigen Verschiebung des Geberkolbens innerhalb des Geberdruckraumes verschlossen. Der Geberkolben kann bevorzugt ein oder mehrere Dichtelemente aufweisen, welche den Geberdruckraum hydraulisch von der Umwelt abtrennen. Die Kolbenrückführung ist zudem eingerichtet, den Geberkolben in die Ruhestellung zurückzubewegen und/oder in dieser zu halten, wenn der Geberkolben nicht betätigt wird. Die Kolbenrückführung kann vorzugsweise eine Rückholfeder sein, ohne die Kolbenrückführung dadurch auf diese Ausgestaltung zu beschränken. Die Membran ist eingerichtet, Druckveränderungen im Fluidspeicher auszugleichen. Solche Druckveränderungen können beispielsweise aufgrund automatischer Bremsbelagnachstellungen und/oder aufgrund von Temperaturänderungen im hydraulischen Bremssystem hervorgerufen werden. Ohne eine solche Druckausgleichsmöglichkeit könnten die Bremsen beispielsweise dauerhaft blockieren. Die Absperreinrichtung ist eingerichtet, eine Fluidverbindung zwischen dem Geberzylinder und einer mit einem Nehmerzylinder des Bremssystems verbundenen Hydraulikleitung herzustellen und zu trennen und/oder eine Fluidverbindung zwischen dem Fluidspeicher und der Hydraulikleitung herzustellen und zu trennen. Demzufolge ist es durch die Verwendung und die erfindungsgemäße hydraulische Anbindung eines solchen einzelnen Fluidspeichers möglich, diesen sowohl als Ausgleichsbehälter für Druckschwankungen im Hydrauliksystem aufgrund von Temperaturänderungen und/oder Bremsbelagsnachstellungen, als auch als Speicher für eine abzulassende Hydraulikflüssigkeit zur Verminderung eines Bremsdrucks auf einen Nehmerzylinder des Bremssystems zu verwenden. Die Hydraulikflüssigkeit kann beispielsweise eine Bremsflüssigkeit oder ein Mineralöl oder eine davon abweichende Flüssigkeit sein. Es sei darauf hingewiesen, dass das Bremssystem eine Scheibenbremse und/oder eine Felgenbremse und/oder eine davon abweichende Bremsenart umfassen kann, welche durch den Nehmerzylinder betätigt werden kann. Durch den Entfall des im Stand der Technik verwendeten zusätzlichen Speichers kann ein kostengünstigeres und/oder gewichtsreduziertes Antiblockiersystem für Zweiräder erzielt werden. Darüber hinaus ermöglicht die erfindungsgemäße Vorrichtung eine einfachere Integration der vorstehend beschriebenen Komponenten der Vorrichtung in eine einzelne bauliche Einheit (ohne die Erfindung auf eine solche vollständige Integration einzuschränken, stattdessen ist auch eine Teilintegration denkbar), wodurch ein weiterer Beitrag zur Kostenreduzierung und/oder Gewichtsreduzierung geleistet werden kann. Diese bauliche Einheit kann beispielsweise durch Bohren und/oder Fräsen eines Metallblocks (z. B. eines Aluminiumblocks) oder durch Spritzgießen eines Kunststoffes hergestellt werden, ohne die Herstellung der baulichen Einheit dadurch auf diese Varianten zu beschränken.
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Die Unteransprüche zeigen bevorzugte Weiterbildungen der Erfindung.
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Vorzugsweise ist die Absperreinrichtung ein 2/3-Wegeventil, welches eingerichtet ist, vorstehend beschriebene Fluidverbindungen herzustellen und zu trennen. Alternativ umfasst die Absperreinrichtung ein separates erstes Ventil und ein separates zweites Ventil, wobei das erste Ventil eingerichtet ist, die Fluidverbindung zwischen dem Geberzylinder und der Hydraulikleitung herzustellen und zu trennen und wobei das zweite Ventil eingerichtet ist, die Fluidverbindung zwischen dem Fluidspeicher und der Hydraulikleitung herzustellen und zu trennen. Besonders bevorzugt sind das 2/3-Wegeventil, das erste Ventil und das zweite Ventil elektrisch ansteuerbare Magnetventile. Davon abweichende Ausprägungen und Ansteuerungen der jeweiligen Ventile (z. B. hydraulisch, mechanisch, usw.) sind ebenfalls denkbar. Im Falle einer Verwendung separater Ventile können zusätzliche Vorteile erzielt werden, auf welche im Zusammenhang mit der Beschreibung der Ansteuerung der Absperreinrichtung weiter unten im Detail eingegangen wird.
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Vorteilhaft sind der Geberzylinder und die Hydraulikleitung in einer Ruhestellung der Absperreinrichtung fluidverbunden, während der Fluidspeicher und die Hydraulikleitung in der Ruhestellung der Absperreinrichtung getrennt sind. Dadurch kann eine Funktion der Bremse des Zweirades selbst dann sichergestellt werden, wenn eine Ansteuerung der Absperreinrichtung aufgrund eines Defektes nicht möglich ist (z. B. durch eine Unterbrechung einer elektrischen Steuerleitung der Absperreinrichtung). Mit anderen Worten kann hiermit sichergestellt werden, dass ein durch den Geberkolben erzeugter Druck im Hydrauliksystem, im Falle einer gestörten Ansteuerung der Absperreinrichtung, stets über die Hydraulikleitung zum Nehmerkolben übertragen wird während ein abfließen von Hydraulikflüssigkeit in den Fluidspeicher unterbunden wird.
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In einer weiteren vorteilhaften Ausgestaltung ist das Volumen des Fluidspeichers geringer dimensioniert, als ein Volumen des Geberdruckraumes in einer Ruhestellung des Geberkolbens. Dies bietet den Vorteil, dass die Funktion der Bremse auch dann noch sichergestellt werden kann, wenn im Zuge einer Betätigung des Geberkolbens gleichzeitig ein Teil der Hydraulikflüssigkeit in den Fluidspeicher abgelassen wird (aufgrund einer Blockierung eines Rades), da der Fluidspeicher auf diese Weise stets vollständig gefüllt ist, bevor der Geberzylinder während der Betätigung auf eine mechanische Begrenzung stößt. Dadurch lässt sich im Falle eines vollständig gefüllten Fluidspeicher nach wie vor ein Bremsdruck im Hydrauliksystem erzeugen.
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Besonders bevorzugt ist die erfindungsgemäße Vorrichtung in einen Bremsgriff für ein Zweirad integriert, während eine Betätigung des Geberkolbens über einen mit dem Geberkolben wirkverbundenen Bremshebel des Bremsgriffs erfolgt. Der Bremsgriff kann in diesem Fall die oben beschriebene bauliche Einheit darstellen. Es sei darauf hingewiesen, dass die erfindungsgemäße Vorrichtung auch an anderer Stelle am Zweirad angeordnet sein kann. Es ist zum Beispiel denkbar, die Vorrichtung im Bereich eines Bremssattel des Bremssystems oder an einer davon abweichenden Position am Zweirad anzuordnen. Im Falle einer Anordnung abseits des Bremsgriffs kann der Geberkolben der Vorrichtung beispielsweise über eine separate Hydraulikleitung angesteuert werden, welche durch einen Geberkolben im Bremsgriff mit Druck beaufschlagt werden kann. Alternativ kann der Geberkolben der abseits des Bremsgriffs angeordneten Vorrichtung auch mechanisch betätigt werden, beispielsweise über einen Bowdenzug.
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Darüber hinaus wird ein Bremssystem mit Antiblockierfunktion für ein Zweirad vorgeschlagen, welches eine erfindungsgemäße Vorrichtung, einen Raddrehzahlsensor, eine Auswerteeinheit und einen Bremssattel mit einem Nehmerzylinder umfasst. Die Auswerteeinheit kann beispielsweise als ASIC, FPGA, Prozessor, digitaler Signalprozessor, Mikrocontroller, o. ä., ausgestaltet sein. Die Auswerteeinheit ist eingerichtet, die Absperreinrichtung (bevorzugt elektrisch) anzusteuern, in Verbindung mit dem Raddrehzahlsensor eine Blockierung eines mittels der Vorrichtung bremsbaren Rades des Zweirades zu ermitteln und im Falle einer vorliegenden Blockierung des Rades in Verbindung mit der Absperreinrichtung eine Fluidverbindung zwischen dem Geberzylinder und der Hydraulikleitung zu trennen und/oder eine Fluidverbindung zwischen dem Fluidspeicher und der Hydraulikleitung herzustellen. Im Fall einer Verwendung eines 2/3-Wegeventils erfolgt eine Minderung des Druckes im Nehmerzylinder somit dadurch, dass trotz einer weiter vorhandenen Betätigung des Geberkolbens kein weiterer Druck an die Hydraulikleitung abgegeben wird, da dieser Fluidpfad gesperrt wird. Da durch das 2/3-Wegeventil gleichzeitig der Fluidpfad von der Hydraulikleitung zum Fluidspeicher geöffnet wird, kann ein vorhandener Druck in der Hydraulikleitung bzw. im Nehmerzylinder durch Ablassen von Hydraulikflüssigkeit in den Fluidspeicher reduziert werden. Im Fall einer Verwendung eines separaten ersten Ventils und eines separaten zweiten Ventils als Absperreinrichtung, ist es ausgehend von der Ruhestellung der beiden Ventile darüber hinaus möglich, beide Ventile in einen sperrenden Zustand zu versetzen, sodass mittels des Geberkolbens kein zusätzlicher Druck in der Hydraulikleitung aufgebaut werden kann, während der Druck in der Hydraulikleitung aufrechterhalten wird. Dies kann insbesondere dann eingesetzt werden, wenn noch keine vollständige Blockierung des Rades vorliegt, aber eine sich anbahnende Blockierung durch die Auswerteeinheit festgestellt wird.
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Ferner ist die Auswerteeinheit eingerichtet, im Falle einer nicht vorliegenden Blockierung des Rades in Verbindung mit der Absperreinrichtung eine Fluidverbindung zwischen dem Geberzylinder und der Hydraulikleitung herzustellen und eine Fluidverbindung zwischen dem Fluidspeicher und der Hydraulikleitung zu trennen.
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Vorteilhaft weist das Bremssystem zusätzlich einen Drucksensor auf, welcher bevorzugt informationstechnisch mit der Auswerteeinheit verbunden sein kann. Die Auswerteeinheit ist zusätzlich eingerichtet, in Verbindung mit dem Drucksensor einen Druck im Geberdruckraum zu erfassen und im Falle einer nicht vorliegenden Blockierung des Rades und im Falle einer Druckabnahme im Geberdruckraum (entspricht einer nachlassenden oder beendeten Betätigung) in Verbindung mit der Absperreinrichtung eine Fluidverbindung zwischen dem Geberzylinder und der Hydraulikleitung herzustellen und eine Fluidverbindung zwischen dem Fluidspeicher und der Hydraulikleitung herzustellen. Dies setzt die Verwendung des vorstehend beschriebenen separaten ersten Ventils und des separaten zweiten Ventils voraus, um entsprechend beide Fluidpfade gleichzeitig öffnen zu können. Dies bietet wiederum den Vorteil, dass im Zuge einer nachlassenden Betätigung oder einer vollständigen Beendigung der Betätigung des Geberkolbens, ein Rückfluss der Hydraulikflüssigkeit aus dem Fluidspeicher durch eine Verwendung beider Fluidpfade in das Hydrauliksystem beschleunigt werden kann. Dadurch kann das Bremssystem nach einer Betätigung und/oder einer Aktivierung der Antiblockierfunktion entsprechend schneller wieder in einen vollständig bremsfähigen Zustand versetzt werden. Im Falle einer nicht vorliegenden Blockierung des Rades und im Falle einer Druckerhöhung im Geberdruckraum ist die Auswerteeinheit darüber hinaus in Verbindung mit der Absperreinrichtung eingerichtet, eine Fluidverbindung zwischen dem Geberzylinder und der Hydraulikleitung herzustellen und eine Fluidverbindung zwischen dem Fluidspeicher und der Hydraulikleitung zu trennen.
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In einer vorteilhaften Ausgestaltung der vorliegenden Erfindung ist die Auswerteeinheit in eine Motorsteuerung und/oder ein Display und/oder einen Bremsgriff des Zweirades integriert.
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Es sei allgemein darauf hingewiesen, dass eine Verwendung des erfindungsgemäßen Bremssystems sowohl für ein Vorderrad, als auch für ein Hinterrad des Zweirades verwendet werden kann, indem beispielsweise zwei unabhängige Bremssysteme nach vorstehender Beschreibung eingesetzt werden. Alternativ ist es beispielsweise zur Reduzierung von Kosten auch denkbar, eine gemeinsame Auswerteeinheit für die beiden Bremssysteme einzusetzen, welche die Antiblockierfunktion für beide Räder realisieren kann.
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Darüber hinaus kann die Auswerteeinheit im Fall einer Blockierung des Rades im Wechsel zwischen den verschiedenen Ventilstellungen hin- und herschalten (modulierende Ansteuerung), um jeweils nur kurzzeitige Druckminderungen im Nehmerzylinder zu bewirken und um in den zwischen den Druckminderungen liegenden Zeiträumen eine Bremswirkung erzielen zu können
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Es sei ebenfalls darauf hingewiesen, dass im Zuge der Ansteuerung des erfindungsgemäßen Bremssystems durch die Auswerteeinheit, im Falle einer Blockierung eines oder mehrerer Räder, zusätzliche Maßnahmen umgesetzt werden können, wie ein Abschalten eines Antriebsmotors des Zweirades.
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Es wird ferner ein Zweirad mit einem erfindungsgemäßen Bremssystem vorgeschlagen, wobei das Zweirad insbesondere elektrisch und/oder mit Muskelkraft antreibbares Zweirad wie ein Fahrrad, ein Elektrofahrrad oder ein Elektroroller sein kann. Darüber hinaus ist es auch denkbar, das erfindungsgemäße Bremssystem für ein mittels eines Verbrennungsmotors antreibbares Zweirad wie ein Motorrad, ein Leichtkraftrad oder einen Roller einzusetzen.
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Figurenliste
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Nachfolgend werden Ausführungsbeispiele der Erfindung unter Bezugnahme auf die begleitende Zeichnung im Detail beschrieben. Dabei zeigen:
- 1 eine schematische Darstellung eines Elektrofahrrades gemäß einem ersten Ausführungsbeispiel der Erfindung;
- 2 eine schematische, teilweise geschnittene Ansicht eines erfindungsgemäßen Bremssystems mit Antiblockierfunktion für das Elektrofahrrad;
- 3 eine schematische, teilweise geschnittene Ansicht einer erfindungsgemäßen Vorrichtung des Bremssystems mit Antiblockierfunktion während einer Bremsbetätigung ohne Blockierung eines zu bremsenden Rades;
- 4 eine schematische, teilweise geschnittene Ansicht der erfindungsgemäßen Vorrichtung während einer Bremsbetätigung bei einer vorliegenden Blockierung des zu bremsenden Rades;
- 5 eine schematische, teilweise geschnittene Ansicht der erfindungsgemäßen Vorrichtung nach Beendigung einer Bremsbetätigung nach einer vorliegenden Blockierung des zu bremsenden Rades;
- 6 eine schematische, teilweise geschnittene Ansicht eines zweiten Ausführungsbeispiels der erfindungsgemäßen Vorrichtung; und
- 7 eine schematische, teilweise geschnittene Teilansicht eines dritten Ausführungsbeispiels der erfindungsgemäßen Vorrichtung.
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Ausführungsformen der Erfindung
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Nachfolgend wird unter Bezugnahme auf die 1 bis 5 eine erfindungsgemäße Vorrichtung und ein erfindungsgemäßes Bremssystem am Beispiel eines Elektrofahrrads gemäß einem ersten bevorzugten Ausführungsbeispiel der Erfindung im Detail beschrieben.
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Wie aus 1 ersichtlich ist, umfasst das Elektrofahrrad 80 die erfindungsgemäße Vorrichtung 5 des Bremssystems mit Antiblockierfunktion, welche hier in einen am Lenker 100 angeordneten Bremsgriff 100 des Elektrofahrrades 80 integriert ist.
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Das Bremssystem ist hier für jeweilige Räder 82 des Elektrofahrrades 80 zweifach ausgelegt und umfasst an jedem Rad 82 jeweils einen Bremssattel 70, eine Bremsscheibe 75 und einen Raddrehzahlsensor 85, welche mittels jeweils korrespondierender Bremsgriffe 100 unabhängig voneinander betätigt werden können.
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Ferner umfasst das Elektrofahrrad 80 einen Kurbeltrieb 86 mit einer ersten Kurbel 87 und einer zweiten Kurbel 88. Ein elektrischer Antrieb 130 ist dabei am Kurbeltrieb 86 angeordnet. Ein Akku 120 versorgt den elektrischen Antrieb 130 mit elektrischer Energie.
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Darüber hinaus umfasst das Elektrofahrrad 80 eine Auswerteeinheit 90, welche hier in eine (nicht dargestellte) Motorsteuerung des elektrischen Antriebs 130 integriert ist.
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Das erfindungsgemäße Bremssystem umfassend die erfindungsgemäße Vorrichtung 5 ist nun im Detail in 2 dargestellt. Die Vorrichtung 5 umfasst eine ansteuerbare Absperreinrichtung 10, einen Fluidspeicher 30 mit einer Membran 35, einen Geberzylinder 40 mit einem Geberdruckraum 45, einen Geberkolben 50 und eine Kolbenrückführung 55.
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Der Geberkolben 50 ist beweglich innerhalb des Geberzylinders 40 angeordnet und umfasst zwei Dichtelemente 52, welche eingerichtet sind, den Geberdruckraum 45 von einer Betätigungsseite des Geberzylinders 40 hydraulisch zu trennen. Der Geberkolben 50 ist mechanisch mit einem Bremshebel 105 des Bremsgriffs 100 gekoppelt, so dass eine Betätigung des Bremshebels 105 zu einer Bewegung des Geberkolbens 50 innerhalb des Geberzylinders 40 führt.
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Der Geberdruckraum 45 weist eine mit dem Fluidspeicher 30 fluidverbundene Öffnung 60 auf, welche hier in Form einer Bohrung ausgeführt ist. In einer in 2 gezeigten Ruhestellung des Geberkolbens 50 ist der Geberdruckraum 45 somit über die Öffnung 60 mit dem Fluidspeicher 30 verbunden, sodass überschüssige Hydraulikflüssigkeit aus dem Hydrauliksystem in den Fluidspeicher 30 abgegeben werden kann bzw. bei Bedarf in das Hydrauliksystem zurückfließen kann. 3 stellt einen Zustand der Vorrichtung 5 dar, in welchem eine Betätigung des Bremshebels 105 gerade beginnt. Dies führt dazu, dass der Geberkolben 50 einen Druck auf den Geberdruckraum 45 ausübt. Aus 4 ist ersichtlich, dass im Zuge einer weiteren Bewegung des Geberkolbens 50 keine Verbindung zwischen dem Geberdruckraum 45 und dem Fluidspeicher 30 bereitgestellt wird, so dass in diesem Zustand keine Hydraulikflüssigkeit aus dem Geberdruckraum 45 in den Fluidspeicher 30 oder in umgekehrter Richtung fließen kann.
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Die Kolbenrückführung 55, welche hier in Form einer im Geberdruckraum 45 angeordneten Rückholfeder ausgestaltet ist, ist eingerichtet, den Geberkolben 50 in die Ruhestellung zurückzubewegen, wenn keine bzw. eine nachlassende Kraft auf den Bremshebel 105 einwirkt. Dieser Zustand ist in 5 dargestellt.
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Die Membran 35 ermöglicht zudem Druckveränderungen im Fluidspeicher 30 auszugleichen, welche beispielsweise durch Temperaturänderungen der Hydraulikflüssigkeit und/oder durch eine automatische Bremsbelagnachstellung verursacht werden können.
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Die Absperreinrichtung 10, welche hier als 2/3-Wegemagnetventil ausgebildet ist, ist über eine Steuerleitung 95 elektrisch mittels der Auswerteeinheit 90 ansteuerbar. 3 stellt einen Grundzustand des Bremssystems dar, in welchem eine Ansteuerung der Absperreinrichtung 10 durch die Auswerteeinheit 90 derart erfolgt, dass die Absperreinrichtung 10 eine Fluidverbindung zwischen dem Geberzylinder und einer mit einem (nicht dargestellten) Nehmerzylinder des Bremssystems verbundenen Hydraulikleitung 84 bereitstellt, während eine Fluidverbindung zwischen dem Fluidspeicher und der Hydraulikleitung 84 unterbrochen ist. Dadurch wird im Zuge einer Betätigung des Bremshebels 105 über die Hydraulikleitung 84 ein Bremsdruck auf den Nehmerzylinder ausgeübt.
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4 zeigt einen Fall, in welchem die Auswerteeinheit 90 während einer Betätigung des Bremshebels 105 auf Basis des Raddrehzahlsensors 85 eine Blockierung des zu bremsenden Rades 82 ermittelt. Infolgedessen kann die Absperreinrichtung 10 mittels der Auswerteeinheit 90 derart angesteuert werden, dass die Fluidverbindung zwischen dem Geberzylinder und der Hydraulikleitung 84 unterbrochen wird, während eine Fluidverbindung zwischen dem Fluidspeicher 30 und der Hydraulikleitung 84 hergestellt wird. Dadurch kann Hydraulikflüssigkeit in den Fluidspeicher 30 abfließen, wodurch ein Bremsdruck im Nehmerzylinder reduziert wird.
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5 zeigt einen Zustand nach Beendigung einer Bremsbetätigung während einer vorliegenden Blockierung des zu bremsenden Rades 82. Aufgrund einer nicht mehr vorliegenden Blockierung des Rades 82 wurde die Absperreinrichtung 10 mittels der Auswerteeinheit 90 wieder in den in 3 gezeigten Grundzustand versetzt. Sobald der Geberkolben 50 durch die Kolbenrückführung 55 in seine Ausgangsstellung zurückbewegt wurde, ist durch die nun wieder freiliegende Öffnung 60 die Verbindung zwischen dem Geberdruckraum 45 und dem Fluidspeicher 30 wiederhergestellt. In diesem Zustand kann zuvor in den Fluidspeicher 30 abgeflossene Hydraulikflüssigkeit über die Öffnung 60 wieder zurück in den Geberdruckraum 45 fließen, so dass das ursprüngliche Volumen der Hydraulikflüssigkeit für einen nachfolgenden Bremsvorgang wieder in vollem Umfang zur Verfügung steht.
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Anhand der Beschreibung des ersten Ausführungsbeispiels ist ersichtlich, dass eine sehr kompakte Ausgestaltung der erfindungsgemäßen Vorrichtung 5 und somit des erfindungsgemäßen Bremssystems ermöglicht wird. Der Wegfall eines im Stand der Technik verwendeten zweiten Speichers erlaubt zusätzlich eine Reduzierung von Kosten.
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6 zeigt eine schematische, teilweise geschnittene Ansicht eines zweiten Ausführungsbeispiels der erfindungsgemäßen Vorrichtung 5. Zur Vermeidung von Wiederholungen werden nachfolgend nur die Unterschiede zum ersten Ausführungsbeispiel beschrieben. In 6 umfasst die Absperreinrichtung 10 anstelle eines 2/3-Wegeventils ein erstes Magnetventil 20 und eine zweites Magnetventil 25, welche jeweils über korrespondierende Steuerleitungen 95, 97 mit der (hier nicht gezeigten) Auswerteinheit verbunden sind.
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Eine Verbindung der Absperreinrichtung 10 mit der Hydraulikleitung 84 erfolgt über eine Y-Verbindung, welche die jeweiligen mit der Hydraulikleitung 84 zu verbindenden Anschlüsse des ersten Magnetventils 20 und des zweiten Magnetventils 25 zusammenführt.
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Das zweite Ausführungsbeispiel bietet zusätzlich den Vorteil einer flexibleren Ansteuerung der jeweiligen Magnetventile 20, 25, wodurch auch ein gleichzeitiges Öffnen oder auch ein gleichzeitiges Schließen der Magnetventile 20, 25 ermöglicht wird.
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7 zeigt eine schematische, teilweise geschnittene Teilansicht eines dritten Ausführungsbeispiels der erfindungsgemäßen Vorrichtung 5. Zur Vermeidung von Wiederholungen werden nachfolgend nur die Unterschiede zum ersten Ausführungsbeispiel beschrieben. Im dritten Ausführungsbeispiel ist zusätzlich ein Drucksensor 110 vorgesehen, welcher im Bereich des Geberdruckraumes 45 angeordnet ist. Der Drucksensor 110 ist informationstechnisch mit der (nicht gezeigten) Auswerteeinheit verbunden, so dass die Auswerteeinheit auf Basis erfasster Druckveränderungen im Geberdruckraum 45 ermitteln kann, ob der Geberkolben 50 aktuell betätigt wird oder nicht.
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Dies bietet den Vorteil, dass eine Ansteuerung der Absperreinrichtung 10 durch die Auswerteeinheit zusätzlich in Abhängigkeit einer vorliegenden Betätigung der Vorrichtung 5 erfolgen kann, wodurch ein Bremsverhalten und/oder eine Antiblockierungsfunktion des Elektrofahrrades optimiert werden können.