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Technisches Gebiet
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Die Erfindung betrifft ein Verfahren zum Modellieren eines Aufzugschienensystems mit mindestens einem Horizontal- und mindestens einem Vertikalschienenschacht.
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Weiterhin betrifft die Erfindung ein Datenverarbeitungssystem zum Modellieren eines Aufzugschienensystems zum Durchführen des vorgenannten Verfahrens, mit einem Aufnahmegerät und einem Rechensystem.
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Hintergrund der Erfindung
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Bislang bekannt sind Aufzugschienensysteme mit mindestens einem Horizontal- und mindestens einem Vertikalschienenschacht. Solche Aufzugschienensysteme arbeiten mit seilloser und linearer Antriebstechnik. Dabei können mehrere Kabinen gleichzeitig bewegt werden. Entsprechend ausgebildete Weichensysteme können das Fahrzeug in mehrere Richtungen bewegen und ermöglichen damit Verbindungen für Aufzüge in und sogar zwischen Gebäuden.
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Bisher wurden solche Aufzugschienensysteme wegen Ihrer Komplexität stets individuell und mit einem hohen Ingenieursaufwand konstruiert. Eine Herausforderung lag beispielsweise in der Harmonisierung von neu- oder umzubauenden Gebäuden und Anpassungen des zu fertigenden Aufzugschienensystems. Schon geringe Änderungen in der Planung dieser Gebäude, beispielsweise betreffend die Fluchtwege, haben erhebliche Auswirkungen auf die horizontale Schachtausgestaltung des entsprechenden Aufzugschienensystems. Bei geplanten Neubauten ist bei jeder relevanten Gebäudeänderung zu prüfen, dass beispielsweise kein Horizontalschienenschacht Fluchtwege, Wasser-, Gas- oder Stromleitungen durchquert. Sobald hier jedoch gebäudeseitige Änderungen vorzunehmen sind, ist das Aufzugschienensystem umfassend anzupassen. Während dies bei konventionellen Vertikalaufzügen keine Herausforderung darstellte, zeigt sich, dass bei dem vorgenannten Aufzugschienensystem erhöhte Anforderungen dadurch entstehen, dass sich die Horizontalschienenschächte entlang der Etagen erstrecken und damit mehr Planungsaufwand erfordern.
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Eine besondere Herausforderung stellen bei Bestandsgebäuden, die mit dem Aufzugschienensystem erweitert werden sollen, auch die Weichensysteme dar, da diese entsprechenden Raum benötigen, um normkonform montiert und betrieben werden zu können. Insbesondere um Angebote für potentielle Kunden schnell und dennoch kompetent zu erstellen, ist es wichtig, dass eine aussagekräftige Modellierung des Aufzugschienensystems kurzfristig zur Verfügung steht.
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Beschreibung der Erfindung
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Ausgehend von dieser Situation ist es eine Aufgabe der vorliegenden Erfindung, ein Verfahren und ein Datenverarbeitungssystem zum Modellieren eines Aufzugschienensystems mit mindestens einem Horizontal- und mindestens einem Vertikalschienenschacht zu ermöglichen, die ein schnelles und gleichzeitig zuverlässiges Modellieren eines technisch real umsetzbaren Aufzugschienensystems mit mindestens einem Horizontal- und mindestens einem Vertikalschienenschacht für Neu- sowie Bestandsbauten ermöglichen, wobei Anpassungen am Gebäude sowie am Aufzugschienensystem schnell durchführbar sind.
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Die Aufgabe der Erfindung wird durch die Merkmale der unabhängigen Hauptansprüche gelöst. Vorteilhafte Ausgestaltungen sind in den Unteransprüchen angegeben. Sofern technisch möglich, können die Lehren der Unteransprüche beliebig mit den Lehren der Haupt- und Unteransprüche kombiniert werden.
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Demnach wird die Aufgabe gelöst durch ein Verfahren zum Modellieren eines Aufzugschienensystems mit mindestens einem Horizontal- und mindestens einem Vertikalschienenschacht, das Verfahren aufweisend folgende Schritte:
- Beschaffen, durch ein Rechensystem, von Daten betreffend ein Gebäude mit mindestens einer Etage;
- Bestimmen einer Vertikalschienenschachtanzahl;
- Modellieren des mindestens einen Vertikalschienenschachts,
- das Modellieren basierend auf den Daten betreffend das Gebäude und auf der Vertikalschienenschachtanzahl;
- Bestimmen einer Horizontalschienenschachtanzahl, wobei jeder Horizontalschienenschacht etagenweise einstellbar ist und jeweils mit einem oder mehreren Vertikalschienenschächten verbunden ist;
- Modellieren des mindestens einen Horizontalschienenschachts an den mindestens einen modellierten Vertikalschienenschacht,
- das Modellieren basierend auf den Daten betreffend das Gebäude, auf der Vertikalschienenschachtanzahl und auf der Horizontalschienenschachtanzahl.
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Es ist bevorzugt, dass die Reihenfolge von Verfahrensschritten, soweit nicht technisch in einer expliziten Reihenfolge erforderlich, variiert werden kann. Besonders bevorzugt ist jedoch die vorgenannte Reihenfolge der Verfahrensschritte.
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Nachfolgend werden die Grundidee der Erfindung und einzelne Aspekte des beanspruchten Erfindungsgegenstandes erläutert und weiter nachfolgend bevorzugte modifizierte Ausführungsformen der Erfindung beschrieben. Erläuterungen, insbesondere zu Vorteilen und Definitionen von Merkmalen, sind dem Grunde nach beschreibende und bevorzugte, jedoch nicht limitierende Beispiele. Sofern eine Erläuterung limitierend ist, wird dies ausdrücklich erwähnt.
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Grundidee der vorliegenden Erfindung ist es also, dass das Modellieren eines Aufzugschienensystems mit mindestens einem Horizontal- und mindestens einem Vertikalschienenschacht mindestens anhand von Daten betreffend das Gebäude, der Vertikalschienenschachtanzahl und der Horizontalschienenschachtanzahl erfolgt. Dabei beschafft sich das Rechensystem die Daten betreffend das Gehäuse, beziehungsweise diese Daten werden dem Rechensystem bereitgestellt. Vorzugsweise kann nach dem Einpflegen der Daten betreffend das Gebäude ein erstes Modellieren des Gebäudeaufbaus erfolgen, zumindest in die Höhe. Besonders bevorzugt können auch horizontale Grundrissdaten eingepflegt werden. Nachdem zumindest einige Daten betreffend das Gebäude bekannt sind, wird die Vertikalschienenschachtanzahl bestimmt. Diese kann beispielhaft manuell angegeben werden. Das Modellieren des mindestens einen Vertikalschienenschachts kann nun unter Berücksichtigung der Daten betreffend das Gebäude und der Vertikalschienenschachtanzahl erfolgen. Das Modell umfasst somit eine oder mehrere Vertikalschienenschächte in einem Gebäude, welche jedoch noch nicht miteinander verbunden sind. Anschließend wird die Horizontalschienenschachtanzahl bestimmt. Diese kann beispielhaft manuell angegeben werden. Die Horizontalschienenschächte können jeweils pro Etage gesetzt werden. Auch kann eingestellt werden, ob ein jeweiliger Horizontalschienenschacht zwei Vertikalschienenschächte miteinander verbindet. Es kann allerdings auch sein, dass ein Horizontalschienenschacht von einem Vertikalschienenschacht absticht ohne sich bis zu einem zweiten Vertikalschienenschacht zu erstrecken. Das Prinzip besteht also darin, erst die vertikale Schachtanordnung zu modellieren und anschließend die horizontale Schachtanordnung zu modellieren. Dies hat sich als vorteilig herausgestellt, da Vertikalschienenschächte, wie auch konventionelle Vertikalschächte, einerseits möglichst nah am Eingangsbereich zu installieren sind und gleichzeitig weniger bauliche Hindernisse zu erwarten sind, beispielsweise Gas-, Wasser- und Stromleitungen oder auch Fluchtwege, als bei Horizontalschienenschächten. Die vorgenannten baulichen Hindernisse bilden bei Horizontalschienenschächten deshalb einen höheren Aufwand als bei Vertikalschienenschächten, da sich Personen über die horizontale Ebene bewegen. So muss sich ein Fluchtweg beispielsweise horizontal erstrecken. Bei einem vertikalen Fluchtweg würden die Personen herunterfallen und sich verletzen. Sofern also die Vertikalschienenschächte modelliert sind, und die baulichen Erfordernisse, bevorzugt unter Einhaltung von Normen, besonders bevorzugt unter Einhaltung von Bau- und Sicherheitsnormen, berücksichtigt sind, können nun die Horizontalschienenschächte bestimmt und modelliert werden ohne die baulichen Hindernisse zu schneiden. Vorzugsweise werden die Daten teilweise oder vollständig parametrisch eingepflegt, sodass es sich um ein parametrisches Modellieren handelt. Die Etagen und/oder Schienenschächte sind insbesondere einzeln konfigurierbar. Die Modelle können bevorzugt für Planungsdarstellungen, besonders bevorzugt für CAD oder BIM Modelle, verwendet werden. Vorzugsweise können bei den Horizontalschienenschächten auch deren Schachtlänge, das Vorhandensein eines oder mehrerer Weichensysteme und/oder das Vorhandensein von Abstellpositionen für nicht zu fahrende Fahrzeuge zur Modellierung berücksichtigt werden. Bevorzugt ergibt das Verfahren jeweils ein dreidimensionales Modell des Aufzugschienensystems. Ein weiterer Vorteil der Erfindung besteht darin, dass die Weichensysteme durch das Beschaffen der Daten betreffend das Gebäude und der Schachtinformationen normgerecht und knotenpunkteffizient angeordnet werden können. Ein Weichensystem ist insbesondere derart ausgebildet, dass ein Fahrzeug am Weichensystem von einer vertikalen Fahrt in eine horizontale Fahrt umgelenkt werden kann und umgekehrt. Besonders bevorzugt kann das Rechensystem anhand der technischen Daten aus den Daten betreffend das Gebäude auch Empfehlungen für die Modellierung des Aufzugschienensystems angeben. Beispielhaft kann ein potentieller Kunde ein Foto eines Bestandsgebäudes an einen Aufzughersteller senden, woraufhin das Rechensystem Daten betreffend das Gebäude auf Grundlage des Fotos beschafft, sodass der Aufzughersteller anhand dieses Fotos in kurzer Zeit befähigt ist, ein kursorisches und dennoch aussagekräftiges Angebot für ein Aufzugschienensystem zu erstellen.
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Gemäß einer modifizierten Ausführungsform der Erfindung ist vorgesehen, dass eine Aufnahme des Gebäudes durch ein Aufnahmegerät erfolgt, wobei anschließend durch das Rechensystem eine Datenauswertung dieser Aufnahme erfolgt, aus der zumindest teilweise die Daten betreffend das Gebäude resultieren. Anders formuliert bedeutet dies, dass ein Aufnahmegerät als Datenquelle dient, wobei die derart erhaltenen Daten durch das Rechensystem in Daten betreffend das Gebäude zur weiteren Verarbeitung ausgewertet beziehungsweise umgewandelt werden. Das Aufnahmegerät ist bevorzugt ein mobiles Aufnahmegerät, und besonders bevorzugt eine Fotokamera, ein Smartphone, eine Datenbrille oder eine ähnlich funktionierende Vorrichtung. Alternativ zum mobilen Aufnahmegerät können die Daten betreffend das Gebäude auch anderweitig über ein technisches Mittel in das Rechensystem eingepflegt werden. Beispielhaft, jedoch nicht limitierend umfasst die Aufnahme des Gebäudes ein oder mehrere Fotos. Alternativ beispielhaft und nicht limitierend umfasst die Aufnahme des Gebäudes Videodaten. Bei sämtlichen vorgenannten Merkmalen handelt es sich um einfache zugängliche Mittel, um das Verfahren zum Modellieren eines Aufzugschienensystems mit mindestens einem Horizontal- und mindestens einem Vertikalschienenschacht durchzuführen. So können beispielsweise Kunden von einem anderen Ort die Daten betreffend das Gebäude zur Verfügung stellen, beispielsweise über ein Foto. Diese Daten können vom Aufzugshersteller empfangen und gemäß dem Verfahren weiterverarbeitet werden. Dies erlaubt eine kurze Reaktionszeit auf Kundenanfragen und gleichzeitig eine technisch zuverlässige Modellierung des Aufzugschienensystems.
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Vorzugsweise wird eine Fensteranordnung ausgewertet. Hierbei handelt es sich um eine technisch einfach von einem Benutzer umzusetzende Lösung. So kann beispielsweise ein potentieller Kunde ein bestehendes Gebäude mit seinem Smartphone fotografieren und das Foto an einem Aufzughersteller übermitteln. Anhand dieses Fotos kann der Aufzughersteller Daten über das Gebäude extrahieren und diese Daten schnell für ein Angebot an den potentiellen Kunden verwerten. Besonders bevorzugt kennt der Aufzughersteller auch geltende Normen, die er zur Einteilung der Mindest- und Höchstmaße von Gebäudedaten berücksichtigen kann. Es können aber auch einzelne horizontale Fensterreihen ausgewertet werden, sodass anhand deren vertikalen Abstands Daten über die Etagen hergeleitet werden können.
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Gemäß einer modifizierten Ausführungsform der Erfindung ist vorgesehen, dass das Beschaffen von Daten betreffend das Gebäude durch das Rechensystem vorsieht, dass ein Algorithmus, vorzugsweise ein künstliches neuronales Netzwerk, durch das Rechensystem verwendet wird, insbesondere um die Daten betreffend das Gebäude aus der Aufnahme des Gebäudes zu extrahieren. Ein Algorithmus ist eine eindeutige Handlungsvorschrift zur Lösung eines Problems oder einer Klasse von Problemen. Algorithmen bestehen aus endlich vielen, wohldefinierten Einzelschritten. Damit können sie zur Ausführung in ein Computerprogramm implementiert werden. Bei der Problemlösung wird eine bestimmte Eingabe in eine bestimmte Ausgabe überführt. Wohldefiniertheit bezeichnet in der Mathematik und Informatik die Eigenschaft eines Objekts, eindeutig definiert zu sein.
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Künstliche neuronale Netze, auch künstliche neuronale Netzwerke, kurz: KNN (englisch artificial neural network, ANN), sind Netze aus künstlichen Neuronen. Sie sind Forschungsgegenstand der Neuroinformatik und stellen einen Zweig der künstlichen Intelligenz dar. Künstliche neuronale Netze basieren meist auf der Vernetzung vieler McCulloch-Pitts-Neuronen oder leichter Abwandlungen davon. Grundsätzlich können auch andere künstliche Neuronen Anwendung in KNNen finden, z. B. das High-Order-Neuron. Die Topologie eines Netzes (die Zuordnung von Verbindungen zu Knoten) muss abhängig von seiner Aufgabe gut durchdacht sein. Nach der Konstruktion eines Netzes folgt die Trainingsphase, in der das Netz „lernt“. Theoretisch kann ein Netz durch folgende Methoden lernen: Entwicklung neuer Verbindungen; Löschen existierender Verbindungen; Ändern der Gewichtung; Anpassen der Schwellenwerte der Neuronen, sofern diese Schwellwerte besitzen; Hinzufügen oder Löschen von Neuronen; und Modifikation von Aktivierungs-, Propagierungs- oder Ausgabefunktion. Beispielhaft möglich ist eine Anwendung der KNN für ein Verfahren zum parametrischen Modellieren, wobei die Parameterdaten beispielhaft aus dem Algorithmus, insbesondere aus dem KNN, extrahiert werden können. Es ist jedoch auch möglich, dass die Parameterdaten anderweitig, etwa manuell, in das Rechensystem eingepflegt werden. Das Lernverhalten von KNN verändert sich bei Veränderung der Aktivierungsfunktion der Neuronen oder der Lernrate des Netzes. Praktisch gesehen lernt ein Netz hauptsächlich durch Modifikation der Gewichte der Neuronen. Eine Anpassung des Schwellwertes kann hierbei durch ein on-Neuron miterledigt werden. Dadurch sind KNNs in der Lage, komplizierte nichtlineare Funktionen über einen Lern-Algorithmus, der durch iterative oder rekursive Vorgehensweise aus vorhandenen Ein- und gewünschten Ausgangswerten alle Parameter der Funktion zu bestimmen versucht, zu erlernen. KNNs sind dabei eine Realisierung des konnektionistischen Paradigmas, da die Funktion aus vielen einfachen gleichartigen Teilen besteht. Erst in ihrer Summe kann das Verhalten im Zusammenspiel sehr vieler beteiligter Teile komplex werden. KNN haben den Vorteil, dass sie viele Daten miteinander kombinieren können. Wenn beispielsweise Neubauprojekte eines Musterhauses in mehreren Ländern realisiert werden sollen, können gesetzliche Erfordernisse oder auch länderspezifische Normen durch das KNN beim Modellieren berücksichtigt werden, sodass in kürzester Zeit mehrere Ausgaben erfolgen können.
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Gemäß einer modifizierten Ausführungsform der Erfindung ist vorgesehen, dass nicht gebäuderelevante Daten einer oder der Aufnahme durch das Rechensystem gefiltert werden. Dies reduziert die Datenmenge und somit den erforderlichen Speicherplatz. Gleichzeitig kann für spätere Prozesse die Menge an auszuwertenden Daten reduziert werden, sodass weniger Rechenschritte erforderlich sind.
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Gemäß einer modifizierten Ausführungsform der Erfindung ist vorgesehen, dass eine Norm ausgewählt wird, auf deren Grundlage das Modellieren erfolgt. Wenn beispielsweise ein Algorithmus verwendet wird, kann dieser bei der Verwendung von Bedingungen aus der Norm das Risiko von Fehlkonstruktionen reduzieren. Auch kann die Norm hilfreich sein, wenn beispielsweise eine Aufnahme auszuwerten ist und das Ergebnis zweideutig ist, beispielsweise bei unterschiedlich höhenversetzten Fenstern. Sofern beispielsweise eine bestimmte Norm eine Mindestetagenhöhe umfasst, kann dies bei einem zweideutigen Ergebnis helfen, um zu bestimmen, dass es sich um eine einzige Etage mit innerhalb dieser Etage höhenversetzten Fenstern handelt. Das Risiko einer Fehldetektion, dass zwei Etagen statt der tatsächlich nur einen vorhanden sind, wird reduziert.
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Gemäß einer modifizierten Ausführungsform der Erfindung ist vorgesehen, dass zum Modellieren des Aufzugschienensystems dessen minimale Nutzlast und/oder dessen Mindestgeschwindigkeit ausgewählt wird. Hierdurch können Minimalerfordernisse definiert werden, die das Aufzugschienensystem sicherer auslegen lassen. Die Mindestgeschwindigkeit kann beispielsweise ein Maß dafür sein, dass gegebenenfalls auch ein Mindestbremsweg bei der Modellierung zu berücksichtigen ist, sodass die Horizontal- und/oder Vertikalschienenschächte entsprechend auslaufend modelliert werden können. Analoges gilt für die minimale Nutzlast, da die Masse letztlich eine vorhandene kinetische Energie beeinflusst und auch hier die Horizontal- und/oder Vertikalschienenschächte entsprechend auslaufend modelliert werden können.
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Gemäß einer modifizierten Ausführungsform der Erfindung ist diese gekennzeichnet durch ein Gruppieren von einzelnen Schachtzugängen zu Zugangsgruppen. Das Aufzugschienensystem weist zwar Horizontal- und/oder Vertikalschienenschächte auf, jedoch keine konventionellen Schachtgruppen mehr. Das Gruppieren konventioneller Schachtgruppen bedeutet, dass ein Rufbefehl für Fahrzeuge mehrerer beieinanderliegender Vertikalschächte galt und üblicherweise ein nächstliegendes Fahrzeug zur angeforderten Etage gefahren ist. Diese klassischen Vertikalschächte sind jedoch nicht mehr vorhanden. Stattdessen verbirgt sich hinter den Schachtzugängen ein großer Raum mit den Horizontal- und/oder Vertikalschienenschächten. Es hat sich herausgestellt, dass ein Gruppieren der Schachtzugänge, insbesondere wenn diese beieinanderliegen, zu einem vertrauten Benutzererlebnis führt, wie es Benutzer von konventionellen Vertikalschächten kennen. Somit werden nicht mehr die Fahrzeuge mit bestimmten Vertikalschächten, sondern die Schachtzugänge gruppiert. Ein fortbestehender Vorteil ist somit, dass die Benutzer schneller Zugang zum Aufzugschienensystem erhalten, da die Steuerung mehrere Fahrzeuge derart steuern kann, dass sie sich gegenseitig nicht oder zumindest reduziert blockieren. Beispielhaft können sich die Fahrzeuge auch umfahren oder ein Fahrzeug umfährt ein stillstehendes Fahrzeug.
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Gemäß einer modifizierten Ausführungsform der Erfindung ist diese gekennzeichnet durch ein Bestimmen von mindestens einer Abstellposition für mindestens ein Fahrzeug, wobei die mindestens eine Abstellposition von mindestens einem Horizontal- und/oder mindestens einem Vertikalschienenschacht abgeht; ein Modellieren der mindestens einen Abstellposition an die modellierten Horizontal- und/oder Vertikalschienenschächte, wobei das Modellieren auf den Daten betreffend das Gebäude, der Vertikalschienenschachtanzahl und/oder der Anzahl der Horizontalschienenschachtanzahl basiert. Die mindestens eine Abstellposition kann beispielsweise eine Parkgarage, ein Technikraum oder ein Wartungsraum sein. Somit kann ein entsprechendes Fahrzeug aus dem Aufzugschienensystem herausgekoppelt werden ohne ein Hindernis während seines Nichtbetriebs darzustellen.
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Gemäß einer modifizierten Ausführungsform der Erfindung ist vorgesehen, dass die Daten betreffend das Gebäude zumindest die Anzahl der Etagen und/oder den Abstand zwischen den Etagen aufweisen, wobei vorzugsweise der Abstand zwischen den Etagen auf einem gemeinsamen Nulllevel und einer jeweiligen Oberkante eines Etagenbodens basiert. Es hat sich herausgestellt, dass das Berücksichtigen der Anzahl der Etagen und/oder des Abstands zwischen den Etagen bereits ausreicht, um eine repräsentative Modellierung durchzuführen. Dass der Abstand zwischen den Etagen vorzugsweise auf einem gemeinsamen Nulllevel und einer jeweiligen Oberkante eines Etagenbodens basiert bedeutet, dass stets von einem gleichbleibenden Gebäudeuntergrund ausgehend nach oben gemessen wird. Somit werden die Werte immer größer, da jede höhere Etage die darunterliegenden Etagen umfasst. In der Fachsprache bekannt ist dies das Messen vom Nulllevel zum jeweiligen Oberkante Fertigfußboden.
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Gemäß einer modifizierten Ausführungsform der Erfindung ist vorgesehen, dass das Modellieren des Aufzugschienensystems automatisch aktualisiert wird, sobald zum Modellieren relevante Daten verändert werden.
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Weiterhin betrifft die Erfindung ein Datenverarbeitungssystem zum Modellieren eines Aufzugschienensystems gemäß einem Verfahren nach mindestens einer der vorgenannten Maßnahmen. Dabei das Datenverarbeitungssystem ein Aufnahmegerät zur Aufnahme des Gebäudes und ein Rechensystem zum Beschaffen von Daten betreffend das Gebäudes auf. Vorzugsweise sind das Rechensystem und das Aufnahmegerät zur Durchführung von Verfahrensschritten nach mindestens einem der vorgenannten Ansprüche ausgebildet.
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Weiter ist bevorzugt ein Computerprogramm angegeben, umfassend Befehle, die bei der Ausführung des Computerprogramms durch einen Computer diesen veranlassen, Schritte des Verfahrens auszuführen. Ein Computerprogramm ist eine Sammlung von Anweisungen zum Ausführen einer bestimmten Aufgabe, die dafür konzipiert ist, eine bestimmte Klasse von Problemen zu lösen. Die Anweisungen eines Programms sind dafür konzipiert, durch einen Computer ausgeführt zu werden, wobei es erforderlich ist, dass ein Computer Programme ausführen kann, damit es funktioniert.
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Weiter ist bevorzugt ein Datenträgersignal angegeben, das das Computerprogramm überträgt.
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Weiter ist bevorzugt ein computerlesbares Medium angegeben, umfassend Befehle, die bei der Ausführung durch einen Computer diesen veranlassen, Schritte des Verfahrens auszuführen.
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Figurenliste
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Nachfolgend wird die Erfindung unter Bezugnahme auf die anliegende Zeichnungen anhand bevorzugter Ausführungsbeispiele näher erläutert. Die Formulierung Figur ist in den Zeichnungen mit Fig. abgekürzt.
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In den Zeichnungen zeigen
- 1 ein Ablaufdiagramm eines Verfahrens zum Modellieren eines Aufzugschienensystems mit mindestens einem Horizontal- und mindestens einem Vertikalschienenschacht; und
- 2 eine optische Aufnahme des Gebäudes 1 durch ein mobiles Aufnahmegerät.
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Detaillierte Beschreibung der Ausführungsbespiele
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Die beschriebenen Ausführungsbeispiele sind lediglich Beispiele, die im Rahmen der Ansprüche auf vielfältige Weise modifiziert und/oder ergänzt werden können. Jedes Merkmal, das für ein bestimmtes Ausführungsbeispiel beschrieben wird, kann eigenständig oder in Kombination mit anderen Merkmalen in einem beliebigen anderen Ausführungsbeispiel genutzt werden. Jedes Merkmal, das für ein Ausführungsbeispiel einer bestimmten Anspruchskategorie beschrieben wird, kann auch in entsprechender Weise in einem Ausführungsbeispiel einer anderen Anspruchskategorie eingesetzt werden.
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1 zeigt ein beispielhaftes Verfahren zum parametrischen Modellieren eines Aufzugschienensystems mit mindestens einem Horizontal- und mindestens einem Vertikalschienenschacht. Das Verfahren weist folgende Schritte auf: Eingangs ein Auswählen einer Norm, auf deren Grundlage das Modellieren erfolgt 50. Anschließend erfolgt ein Beschaffen, durch ein Rechensystem 2, von Daten betreffend ein Gebäude mit mindestens einer Etage E0, E1, E2, E3, E4 100. Bevorzugt ist vorgesehen, dass eine optische Aufnahme des Gebäudes 1 durch ein mobiles Aufnahmegerät 3 erfolgt. Dabei wird anschließend durch das Rechensystem 2 eine Datenauswertung dieser optischen Aufnahme durchgeführt, aus der zumindest teilweise die Daten betreffend das Gebäude 1 resultieren 110, wobei vorzugsweise hierzu eine Fensteranordnung ausgewertet wird 120, siehe beispielhaft 2. Vorzugsweise ist vorgesehen, dass das Beschaffen von Daten betreffend das Gebäude 1 durch das Rechensystem 2 100 vorsieht, dass ein Algorithmus durch das Rechensystem 2 verwendet wird. Dieser Algorithmus ist vorzugsweise ein künstliches neuronales Netzwerk. Dies passiert insbesondere, um die Daten betreffend das Gebäude 1 aus der optischen Aufnahme des Gebäudes 1 zu extrahieren 130. Nach einer vorteiligen Maßnahme können nicht gebäuderelevante Daten der optischen Aufnahme durch das Rechensystem 2 gefiltert werden 140. Anschließend erfolgt ein Bestimmen einer Vertikalschienenschachtanzahl 200. Anschließend erfolgt ein Modellieren des mindestens einen Vertikalschienenschachts 300, basierend auf den Daten betreffend das Gebäude 1 und auf der Vertikalschienenschachtanzahl 310. Anschließend erfolgt ein Bestimmen einer Horizontalschienenschachtanzahl 400, wobei jeder Horizontalschienenschacht etagenweise einstellbar ist 410 und jeweils mit einem oder mehreren Vertikalschienenschächten verbunden ist 420. Anschließend erfolgt ein Modellieren des mindestens einen Horizontalschienenschachts an den mindestens einen modellierten Vertikalschienenschacht 500, basierend auf den Daten betreffend das Gebäude 1, auf der Vertikalschienenschachtanzahl und auf der Horizontalschienenschachtanzahl 510. Anschließend erfolgt ein Gruppieren von einzelnen Schachtzugängen zu Zugangsgruppen 600. Anschließend erfolgt ein Bestimmen von mindestens einer Abstellposition für mindestens ein Fahrzeug 700, wobei die mindestens eine Abstellposition von mindestens einem Horizontal- und/oder mindestens einem Vertikalschienenschacht abgeht 710. Anschließend erfolgt ein Modellieren der mindestens einen Abstellposition an die modellierten Horizontal- und/oder Vertikalschienenschächte 800, basierend auf den Daten betreffend das Gebäude 1, auf der Vertikalschienenschachtanzahl und/oder auf der Anzahl der Horizontalschienenschachtanzahl 810. Sofern zum Modellieren relevante Daten verändert werden, wird das Modellieren des Aufzugschienensystems automatisch aktualisiert 900. Die vorgenannten Schritte stehen in einer bevorzugten Reihenfolge. Sofern technisch möglich, kann die Reihenfolge der einzelnen Schritte allerdings auch variieren.
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2 zeigt ein beispielhaftes Datenverarbeitungssystem 4 zur Anwendung des beispielhaften, vorgenannten Verfahrens. So offenbart 2, dass eine optische Aufnahme des Gebäudes 1 durch ein mobiles Aufnahmegerät 3, beispielhaft eine Fotokamera, erfolgt. Anschließend erfolgt durch das Rechensystem 2 eine Datenauswertung dieser optischen Aufnahme, aus der zumindest teilweise die Daten betreffend das Gebäude 1 resultieren 110. Vorliegend können die Daten betreffend das Gebäude 1 zumindest die Anzahl der Etagen E0, E1, E2, E3, E4 und/oder den Abstand A1, A2, A3, A4 zwischen den Etagen E0, E1, E2, E3, E4 aufweisen. Wie dargestellt basiert der Abstand A1, A2, A3, A4 zwischen den Etagen E0, E1, E2, E3, E4 vorzugsweise auf einem gemeinsamen Nulllevel A0 und einer jeweiligen Oberkante eines unteren Bodens der jeweiligen Etage E0, E1, E2, E3, E4.
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Dabei sieht das Beschaffen von Daten betreffend das Gebäude 1 durch das Rechensystem 2 100 vor, dass ein Algorithmus, vorzugsweise ein künstliches neuronales Netzwerk, durch das Rechensystem 2 verwendet wird, insbesondere um die Daten betreffend das Gebäude 1 aus der optischen Aufnahme des Gebäudes 1 zu extrahieren 130. So wir beispielhaft eine Fensteranordnung ausgewertet 120, sodass anhand der einzelnen Fensterreihen die Anzahl der Etagen E0, E1, E2, E3, E4 und der vorgenannte Abstand A1, A2, A3, A4 zwischen den Etagen E0, E1, E2, E3, E4 durch den Algorithmus aus der optischen Aufnahme ermittelt werden kann.
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Weiterhin ist vorgesehen, dass nicht gebäuderelevante Daten der optischen Aufnahme durch das Rechensystem 2 gefiltert werden 140. Als Beispiel kann 2 herangezogen werden. Dort ist zu sehen, dass die beispielhaft seitlich dargestellten Fenster als Rundfenster ausgebildet sind. Da allerdings die Fensteranordnung der rechteckigen Fenster an der Gebäudefront zum Auswerten der Daten des Gebäudes 1 ausreicht, können die Daten der seitlichen Fenster herausgefiltert werden.
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Weiterhin bevorzugt, jedoch nicht dargestellt, ist vorgesehen, dass zum Modellieren des Aufzugschienensystems dessen minimale Nutzlast und/oder dessen Mindestgeschwindigkeit ausgewählt wird.
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Bezugszeichenliste
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- 1
- Gebäude
- 2
- Rechensystem
- 3
- Mobiles Aufnahmegerät
- 4
- Datenverarbeitungssystem
- 50
- Auswählen einer Norm, auf deren Grundlage das Modellieren erfolgt
- 100
- Beschaffen, durch ein Rechensystem, von Daten betreffend ein Gebäude mit mindestens einer Etage
- 110
- Optische Aufnahme des Gebäudes durch ein mobiles Aufnahmegerät, wobei anschließend durch das Rechensystem eine Datenauswertung dieser optischen Aufnahme erfolgt, aus der zumindest teilweise die Daten betreffend das Gebäude resultieren
- 120
- 110, wobei vorzugsweise eine Fensteranordnung ausgewertet wird
- 130
- 100, wobei durch das Rechensystem ein Algorithmus verwendet wird, insbesondere um die Daten betreffend das Gebäude aus einer optischen Aufnahme des Gebäudes zu extrahieren
- 140
- Nicht gebäuderelevante Daten der optischen Aufnahme werden durch das Rechensystem gefiltert
- 200
- Bestimmen einer Vertikalschienenschachtanzahl
- 300
- Modellieren des mindestens einen Vertikalschienenschachts
- 310
- 300, basierend auf den Daten betreffend das Gebäude und auf der Vertikalschienenschachtanzahl
- 400
- Bestimmen einer Horizontalschienenschachtanzahl
- 410
- Horizontalschienenschacht ist jeweils etagenweise einstellbar
- 420
- Horizontalschienenschacht ist jeweils mit einem oder mehreren Vertikalschienenschächten verbunden ist
- 500
- Modellieren des mindestens einen Horizontalschienenschachts an den mindestens einen modellierten Vertikalschienenschacht
- 510
- 500, basierend auf den Daten betreffend das Gebäude, auf der Vertikalschienenschachtanzahl und auf der Horizontalschienenschachtanzahl
- 600
- Gruppieren von einzelnen Schachtzugängen zu Zugangsgruppen
- 700
- Bestimmen von mindestens einer Abstellposition für mindestens ein Fahrzeug
- 710
- 700, wobei die mindestens eine Abstellposition von mindestens einem Horizontal- und/oder mindestens einem Vertikalschienenschacht abgeht
- 800
- Modellieren der mindestens einen Abstellposition an die modellierten Horizontal- und/oder Vertikalschienenschächte
- 810
- 800, basierend auf den Daten betreffend das Gebäude, auf der Vertikalschienenschachtanzahl und/oder auf der Anzahl der Horizontalschienenschachtanzahl
- 900
- Das Modellieren des Aufzugschienensystems wird automatisch aktualisiert, sobald zum Modellieren relevante Daten verändert werden
- E0
- Erdgeschoss
- E1
- Erste Etage
- E2
- Zweite Etage
- E3
- Dritte Etage
- E4
- Vierte Etage
- A0
- Nulllevel des Gebäudes
- A1-A4
- Abstand vom Nulllevel des Gebäudes bis zu einer Oberkante des Etagenbodens