DE19811490C2 - Verfahren zur Erstellung eines regelbasierten Fuzzy-Systems mit vorgegebenem Übertragungsverhalten - Google Patents
Verfahren zur Erstellung eines regelbasierten Fuzzy-Systems mit vorgegebenem ÜbertragungsverhaltenInfo
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Description
Die Erfindung betrifft ein Verfahren zur Gewinnung geeigneter linguistischer Werte und
Regeln für ein Fuzzy-System nach dem Oberbegriff des Anspruchs 1, das ein vorgegebenes
Übertragungsverhalten aufweisen soll.
Fuzzy-Systeme sind Systeme, die auf der Theorie der Fuzzy Logic basieren. Die Grundlagen
sind z. B. in [1] dargestellt. In der Automatisierungstechnik haben Fuzzy-Systeme zwei
wichtige Einsatzgebiete: Dies ist zum einen der Einsatz als Fuzzy Controller, also als Regel-,
Steuer- und Überwachungssystem, dessen Verhalten in Abhängigkeit von den Eingangs
größen durch linguistische WENN-DANN-Regeln angegeben ist. Zum anderen ist dies der
Einsatz als Fuzzy-Modell, bei dem das Verhalten eines Teils oder der gesamten regelungs
technischen Strecke mit Hilfe von linguistischen WENN-DANN-Regeln modelliert wird.
Die Formulierung in Form solcher linguistischen WENN-DANN-Regeln bietet eine einfache
Möglichkeit, bekanntes Prozeßwissen, z. B. heuristische Regelungsstrategien oder grund
legende Kenntnisse über die inneren Wirkzusammenhänge in der zu modellierenden Strecke
in mathematisch exakter und maschinell verarbeitbarer Form zu beschreiben. Gleichzeitig
wird das Übertragungsverhalten des Fuzzy-Systems durch die Regeln in anschaulicher und
transparenter Form beschrieben, wodurch es einfacher verifiziert, modifiziert oder erweitert
werden kann.
Wegen dieser Möglichkeit zur anschaulichen Darstellung ist es auch dann sinnvoll, Fuzzy-
Systeme einzusetzen, wenn das gewünschte Übertragungsverhalten sich nicht aus vorhande
nem Prozeßwissen ergibt, sondern in anderer Form, z. B. als Meßdaten oder als mathemati
sche Funktion vorliegt. Dies kann z. B. das durch Messungen bestimmte Verhalten eines
menschlichen Operators sein, die Übertragungsfunktion eines Reglers oder das gemessene
Übertragungsverhalten einer zu modellierenden Strecke. Es ist dann ein Verfahren notwen
dig, mit dem sich aus dem vorgegebenen Übertragungsverhalten geeignete Fuzzy Sets und
Regeln bestimmen lassen. Das mit diesem Verfahren gewonnene Fuzzy-System soll dabei
zum einen das vorgegebene Übertragungsverhalten gut nachbilden, zum anderen sollen die
ermittelten Fuzzy Sets und Regeln anschaulich und für den Menschen interpretierbar sein.
Für die Bestimmung von Fuzzy-Systemen aus Meßdaten wurden bereits verschiedene
Verfahren vorgeschlagen. Verfahren, die die Abweichung zwischen dem vorgegebenen
Übertragungsverhalten und dem Übertragungsverhalten des Fuzzy Systems mit Hilfe eines
Optimierungsansatzes durch Veränderung der Parameter des Fuzzy Systems minimieren
[2, 3], arbeiten nur dann zufriedenstellend, wenn ihnen gute Startwerte für die Parameter
vorgegeben werden. Das heißt, der Anwender muß ein Fuzzy-System vorgeben, das eine
geeignete Zahl an Fuzzy Sets und Regeln hat und das gewünschte Übertragungsverhalten
bereits grob aufweist. Ansätze, die allein anhand des vorgegebenen Übertragungsverhaltens
ohne zusätzliche Vorgaben alle Parameter des Fuzzy-Systems ermitteln, verwenden
üblicherweise Clusterungsverfahren zur Bestimmung geeigneter Fuzzy Sets. In der
DE-OS 44 39 505 wird vorgeschlagen, nacheinander für die verschiedenen Eingangsgrößen
eine eindimensionale Clusterung der das Übertragungsverhalten beschreibenden Daten
punkte durchzuführen, um Häufungspunkte zu bestimmen. Das gleiche Ziel verfolgt das in
der DE-OS 196 24 614 beschriebene Verfahren, das die Suche nach Häufungspunkten auf
andere Weise realisiert und dadurch den Speicheraufwand verkleinert. Bei dieser Vorgehens
weise bleibt jedoch der durch die Übertragungsfunktion beschriebene Zusammenhang
zwischen den Eingangsgrößen und der Ausgangsgröße unberücksichtigt. Die gewonnenen
Fuzzy Sets sind schlecht interpretierbar und häufig ist auch die Approximation des
Übertragungsverhaltens schlecht. Auch bei mehrdimensionaler Clusterung [4] wird die Lage
der gewonnenen Fuzzy Sets weitgehend durch die Dichteverteilung der Datenpunkte und
weniger durch die nachzubildende Übertragungsfunktion bestimmt. In [5] wird die
Verwendung von Clusterungsverfahren vorgeschlagen, die als Cluster keine Sphären,
sondern Hyperebenen verwenden. Dadurch sind sie besser geeignet, eine
Übertragungsfunktion nachzubilden. Diese Clusterungsverfahren sind jedoch sehr rechen
aufwendig und konvergieren in vielen Fällen nicht oder nur in lokalen Optima. Allen
genannten Ansätzen ist gemeinsam, daß die Zahl der Cluster und damit die Zahl der
erzeugten Fuzzy Sets vom Benutzer vorgegeben bzw. durch Ausprobieren bestimmt werden
muß. Die Festlegung der Regelbasis erfolgt bei den meisten Ansätzen zusammen mit der
Bestimmung der Fuzzy Sets. Da bei dem Verfahren der DE-OS 44 39 505 die Fuzzy Sets der
Ein- und Ausgangsgrößen unabhängig voneinander bestimmt werden, schließt sich dort ein
zusätzlicher Verarbeitungsschritt an, in dem die Regelbasis bestimmt wird.
Das in der EP 0378689 A1 beschriebene Verfahren hat ebenfalls zum Ziel, ein Fuzzy-System zu
bestimmen, das ein vorgegebenes Übertragungsverhalten nachbildet. Für die Bestimmung
der Fuzzy Sets verwendet es Clusterungsverfahren, was die bereits angeführten Nachteile
hat. Die Inferenz der Regeln, bei der die Fuzzy Sets der Eingänge und der Ausgänge
miteinander verknüpft werden, wird dort mit Künstlichen Neuronalen Netzen realisiert. Die
übliche Regelstruktur eines Fuzzy-Systems wird dadurch zerstört, eine Interpretation im
üblichen Sinne ist unmöglich. In der DE-OS 196 06 480 wird ein weiteres Verfahren zur
Adaption eines Fuzzy-Reglers beschrieben. Es unterscheidet sich schon in der Zielsetzung
vom erfindungsgemäßen Verfahren dadurch, daß es nur für Fuzzy Sliding Mode-Regler
einsetzbar ist und diesen im Hinblick auf die Regelgüte im geschlossenen Regelkreis und
nicht auf eine möglichst gute Nachbildung eines vorgegebenen Übertragungsverhaltens
adaptiert.
Der Erfindung liegt die Aufgabe zugrunde, aus einem vorgegebenen Übertragungsverhalten
Fuzzy Sets und Regeln für ein Fuzzy-System zu ermitteln, das dieses vorgegebene Über
tragungsverhalten nachbildet. Das hierfür verwendete Verfahren soll die oben genannten
Nachteile vermeiden.
Diese Aufgabe wird von einem Verfahren nach dem Oberbegriff des Anspruchs 1 durch
dessen kennzeichnende Merkmale gelöst. Vorteilhafte Weiterbildungen der Erfindung sind
in den Unteransprüchen 2 bis 12 angegeben.
Das erfindungsgemäße Entwurfsverfahren hat den Vorteil, daß das ermittelte Fuzzy-System
anschaulich interpretierbar ist, da die Fuzzy Sets im Hinblick auf das gewünschte Über
tragungsverhalten sinnvoll gewählt werden. Gleichzeitig ergibt sich dadurch auch eine gute
Nachbildung des Übertragungsverhaltens. Das Verfahren kann zudem selbsttätig eine
sinnvolle Zahl von Fuzzy Sets für die einzelnen Ein- und Ausgangsgrößen und damit die
Regelanzahl festlegen. Das Verfahren benötigt daher keinerlei Benutzervorgaben. Es kann
auf einer üblichen Datenverarbeitungsanlage durchgeführt werden. Es ist aber auch möglich,
einen selbstlernenden Fuzzy Controller zu erhalten, indem ein Fuzzy Controller um eine
Einrichtung zur Durchführung des Verfahrens erweitert wird.
Das Verfahren wird zunächst für ein System mit einer Eingangsgröße u und einer Ausgangs
größe y betrachtet. In Fig. 1 sind die Fuzzy Sets und die Übertragungskennlinie eines Fuzzy-
Systems mit einem Eingang u und einem Ausgang y dargestellt. Als Defuzzifizierungs
methode wird in dem Beispiel die Höhenmethode verwendet. Die Regelbasis ist aus der
Kennlinie unmittelbar ersichtlich. Es wird deutlich, daß in der Kennlinie nur für die Werte
von u Knicke, also Änderungen der Steigung, auftreten, für die die dreieckförmigen
Zugehörigkeitsfunktionen der Eingangsgröße ihr Maximum annehmen. Man kann dies auch
so interpretieren, daß durch die Fuzzy Sets der Eingangsgrößen Stützstellen der Über
tragungskennlinie vorgegeben werden und durch die Fuzzy Sets oder Singletons der
Ausgangsgröße der zugehörige Wert an dieser Stützstelle. Zwischen diesen Stützstellen wird
vom Fuzzy Controller näherungsweise linear interpoliert.
Um aus einer Kennlinie auf geeignete Fuzzy Sets zu schließen, wird die Kennlinie daher in
Bereiche gleicher oder ähnlicher Steigung unterteilt. Hierfür muß zunächst die Steigung der
vorgegebenen Kennlinie bestimmt werden. Liegt die Übertragungskennlinie als Funktion
vor, kann sie direkt über die Ableitung der Funktion bestimmt werden. Ist die Übertragungs
kennlinie in Form von Datenpunkten gegeben, muß die zugehörige Steigung auf numeri
schem Wege bestimmt werden. Entsprechende Verfahren hierfür sind bekannt. Günstig ist
es, ein künstliches neuronales Netz mit den gegebenen Daten zu trainieren. Aus der erlernten
Übertragungsfunktion des neuronalen Netzes läßt sich dann die Steigung numerisch
bestimmen. Gleichzeitig werden die gemessenen Daten in geeigneter Weise vorverarbeitet,
indem beispielsweise den Daten überlagertes Rauschen geglättet wird.
Der Wertebereich der Eingangsgröße wird so in n - 1 Intervalle Ui unterteilt, daß sich die
Steigung der Übertragungsfunktion innerhalb dieser Intervalle möglichst wenig ändert. Der
Wertebereich der Eingangsgröße u ergibt sich dabei entweder aus dem minimalen und
maximalen Wert von u in den Daten oder wird vorgegeben. Die Zahl n gibt die Anzahl der
Fuzzy Sets an, die auf dem Wertebereich definiert werden. Nach Bestimmung der n - 1
Intervalle werden n dreieckförmige Fuzzy Sets so festgelegt, daß ihre Spitzen auf einer
Intervallgrenze liegen und ihre Fußpunkte auf den benachbarten Intervallgrenzen. Ist die
Steigung der Übertragungsfunktion in einem Intervall näherungsweise Null, so können die
zugehörigen dreieckförmigen Fuzzy Sets auch zu einem trapezförmigen Fuzzy Set
zusammengefaßt werden (s. Fig. 1).
Die Unterteilung in n - 1 Intervalle erfolgt durch die Festlegung von n - 2 Intervallgrenzen u2
bis un-1. Ein Intervall Ui hat die Grenzen ui und ui+1: Ui = [ui, ui+1]. Die Intervallgrenzen u1
und un entsprechen den Grenzen des Wertebereichs der Eingangsgröße u. Die Bestimmung
geeigneter Intervallgrenzen läßt sich als Optimierungsproblem mit folgender Kostenfunktion
formulieren:
di = d(ui, ui+1) ist ein Maß für die Änderung der Steigung der Kennlinie innerhalb des
Intervalls Ui. Die Intervallgrenzen u2 bis un-1 werden so gewählt, daß der Wert der Kosten
funktion J minimal wird. Wählt man für den Exponenten k große Werte, so erreicht man, daß
die di für alle Intervalle Ui etwa denselben Wert annehmen.
Das Maß di kann auf verschiedene Arten gewählt werden, beispielsweise
- - als Differenz von minimaler und maximaler Steigung innerhalb des Intervalls Ui
- - als Standardabweichung von der mittleren Steigung innerhalb des Intervalls Ui.
Liegt die Übertragungsfunktion in Form einzelner Datenpunkte vor, werden bei Berechnung
der di jeweils nur die Datenpunkte berücksichtigt, für die der Wert u innerhalb des
betrachteten Intervalls Ui liegt. Liegt kein Datenpunkt innerhalb des Intervalls, nimmt di den
Wert 0 an. Liegt die Übertragungsfunktion als Funktion vor, kann die Standardabweichung
durch ein dem bekannten Summenausdruck für die Standardabweichung entsprechendes
Integral berechnet werden:
Das beschriebene Optimierungsproblem läßt sich durch ein beliebiges Optimierungs
verfahren lösen. Vorteilhaft ist die Verwendung eines agglomerativen Clusterungsverfahrens,
wie es im folgenden beschrieben wird. Dabei erhält man gleichzeitig eine aussagekräftige
Information über eine sinnvolle Wahl von n und damit über die Zahl der notwendigen Fuzzy
Sets. Außerdem stellt das Clusterungsverfahren eine sehr recheneffiziente Lösung für das
Optimierungsproblem dar. Das Clusterungsverfahren kann auch mit einem anderen
Optimierungsverfahren kombiniert werden, indem nach den einzelnen Clusterungsschritten
eine Nachoptimierung durchgeführt wird.
Für die Clusterung wird der gesamte Wertebereich in eine große Zahl (z. B. 100) von
Intervallen bzw. Clustern unterteilt. Die Intervallgrenzen können beispielsweise äquidistant
gewählt werden. Anschließend werden sukzessive je zwei benachbarte Cluster verschmol
zen, d. h. ein neues Intervall Ui' mit der kleineren unteren Intervallgrenze und der größeren
oberen Intervallgrenze gebildet. Dabei werden jeweils die zwei Cluster ausgewählt, für die
sich nach der Verschmelzung der resultierende Cluster mit dem kleinsten d ergibt. Das d des
resultierenden Clusters kann einfach berechnet werden, wenn für die einzelnen Cluster nicht
das jeweilige d, sondern die minimale und maximale Steigung bzw. die Erwartungswerte der
Steigung und der quadrierten Steigung sowie gegebenenfalls die Anzahl der innerhalb des
Intervalls liegenden Datenpunkte gespeichert werden. Es müssen also für jeden der Cluster
zwei bzw. drei Register eines Speichers vorgesehen werden. Der Wert d des in einem
Clusterungsschritt neu gebildeten Clusters ist anfangs sehr klein. Er wächst bei abnehmender
Clusteranzahl zunächst sehr langsam und schließlich stark an. An dieser Entwicklung des
Wertes d läßt sich ablesen, wann eine sinnvolle Anzahl von Fuzzy Sets erreicht ist. (s. Fig. 2)
Diese Vorgehensweise wird im folgenden auf Systeme mit p verschiedenen Eingangsgrößen
u, v, w usw., sowie einem Ausgang y übertragen. Fuzzy-Systeme mit mehreren Ausgängen
lassen sich äquivalent durch mehrere Fuzzy-Systeme mit einem Ausgang beschreiben und
werden daher nicht gesondert betrachtet.
Die Bestimmung der Fuzzy Sets erfolgt nacheinander für die p verschiedenen Eingangs
größen. Es wird dabei die partielle Ableitung der Übertragungsfunktion nach der jeweils
betrachteten Eingangsgröße geclustert. Es muß jedoch berücksichtigt werden, daß sich die
partielle Ableitung nicht allein in Abhängigkeit von der betrachteten Eingangsgröße, sondern
auch von den anderen Eingangsgrößen ändern kann. Die Wertebereiche der anderen
Eingangsgrößen werden daher für die Clusterung der betrachteten Eingangsgröße u in
mehrere Intervalle unterteilt, innerhalb derer die Eingangsgrößen als näherungsweise
konstant und die partielle Ableitung der Übertragungsfunktion nach u als unabhängig von
ihnen angenommen werden kann. Liegt die Kennfläche als Funktional vor, können für die
nicht betrachteten Eingänge verschiedene feste Werte vorgegeben werden. Ist sie in Form
von Meßdaten angegeben, werden bei der Clusterung jeweils nur die Meßdaten berücksich
tigt, die innerhalb eines festgelegten Teilbereichs des Eingangswerteraums liegen. Dabei ist
meistens eine Unterteilung in etwa fünf Teilbereiche pro Eingangsgröße ausreichend.
Betrachtet man beispielsweise ein System mit 4 Eingängen, ergeben sich dann für drei
Eingänge insgesamt 53 = 125 Teilbereiche, wobei jeweils die partielle Ableitung nach dem
vierten Eingang geclustert wird. Die dij für die einzelnen Cluster werden für jeden Teil
bereich j des Eingangswerteraums getrennt bestimmt und anschließend zu einem di
zusammengefaßt. Als Operator für die Zusammenfassung kommt eine s-Norm (ODER-
Verknüpfung), eine Mittelwertbildung oder eine Addition in Frage:
Wie im betrachteten Fall mit einer Eingangsgröße werden jeweils die zwei Cluster der
Eingangsgröße u verschmolzen, für die sich das kleinste resultierende di ergibt. Die
Verschmelzung muß wiederum getrennt für die einzelnen Teilbereiche des Eingangswerte
raums durchgeführt werden.
Dieser beschriebene erste Schritt zur Bestimmung der Fuzzy Sets der Eingangsgrößen durch
agglomerative Clusterung wird nun an einem Ausführungsbeispiel demonstriert. Dabei wird
ein System mit zwei Eingangsgrößen u und v betrachtet. Gegeben sind fünf Datenpunkte
(Fig. 3a), für die die Werte u und v sowie die partielle Ableitung nach u a = ∂f/∂u angegeben
ist. Der Wertebereich der Eingangsgröße v ist in die zwei Bereiche [-1, 0] und [0, 1]
unterteilt, für u werden drei Cluster mit den Intervallgrenzen u0 = 0, u1 = 1, u2 = 2, u3 = 3
festgelegt. Im ersten Schritt werden die gegebenen Daten den vordefinierten Bereichen
zugeordnet. Für jeden Bereich werden in diesem Beispiel die Summen Σ(∂f/∂u)k = Σak
und Σ(∂f/∂u 2)k = Σak 2 und die Anzahl nij der Datenpunkte in dem Bereich gespeichert.
k ist der Index für die einzelnen Datenpunkte und läuft von 1 bis zur Anzahl der Datenpunke,
die hier gleich 5 ist. Mit diesen Werten können die Erwartungswerte der Steigung und der
quadrierten Steigung sowie die dij's berechnet werden, für die in dem Beispiel die Standard
abweichung verwendet wird. Für nij = 0 und nij = 1 ergibt sich dij = 0. Ein di wird hier durch
Addition der dij gebildet. In der Tabelle in Fig. 3b sind die zugehörigen Werte für die
einzelnen Cluster von u und die beiden Teilbereiche von v eingetragen. In Fig. 3c und 3d ist
die entsprechende Tabelle nach Verschmelzung der Cluster 1 und 2 bzw. der Cluster 2 und 3
dargestellt. Dabei ergibt sich bei Verschmelzung der Cluster 1 und 2 der kleinere Wert di' für
das resultierende Cluster (0,0625 zu 0,187), so daß diese Verschmelzung beibehalten wird.
Aus diesen Clustern ergeben sich dann die Fuzzy Sets für die Eingangsgröße u wie in Fig. 3e
dargestellt.
Nachdem die Fuzzy Sets für die Eingangsgrößen festgelegt sind, läßt sich die Bestimmung
der Fuzzy Sets für die Ausgangsgröße als lineares Optimierungsproblem formulieren. Hierzu
wird eine kanonische Regelbasis aufgestellt, das heißt eine Regelbasis, bei der jede mögliche
Kombination von Fuzzy Sets der verschiedenen Eingangsgrößen in genau einer Regel
prämisse auftritt. Die Anzahl der Regeln beträgt dann
wobei ni die Zahl der Fuzzy
Sets für die i-te Eingangsgröße ist. Jeder Regel wird als Konklusion ein Singleton si
zugeordnet. Die si werden so optimiert, daß sich eine möglichst gute Approximation des
gewünschten Übertragungsverhaltens ergibt. Am einfachsten ist dies möglich, wenn Daten
punkte gegeben sind, die das Übertragungsverhalten beschreiben. Liegt dieses als Funktion
vor, so muß es diskretisiert werden, d. h. geeignete Datenpunkte durch Abtastung der
Funktion erzeugt werden.
Für jeden gegebenen Datenpunkt läßt sich mit den ermittelten Fuzzy Sets der Erfülltheitsgrad
der Regeln berechnen. Verwendet man für die Inferenz und Defuzzifizierung die bekannte
Höhenmethode, so läßt sich der resultierende Ausgangswert als Linearkombination der
verschiedenen si beschreiben, die mit den zugehörigen Erfülltheitsgraden mwi gewichtet sind.
Dieser Ausgangswert muß gleich dem durch die Datenpunkte vorgegebenen Wert sein, so
daß man für jeden Datenpunkt eine Gleichung mit r Unbekannten s1 bis sr erhält. Das
resultierende Gleichungssystem ist im allgemeinen überbestimmt, wenn mehr Datenpunkte
vorhanden sind als freie Parameter, und läßt sich mit bekannten Verfahren (Least Square-
Verfahren, Recursive Least Square, Householder) lösen. Regeln, deren Erfülltheitsgrad für
keinen der gegebenen Datenpunkte über einem Schwellwert ε liegen, sollten nicht berück
sichtigt werden, um sicherzustellen, daß das Gleichungssystem eindeutig lösbar und gut
konditioniert ist. Dadurch reduziert sich die Zahl der Unbekannten im Gleichungssystem.
Dieser Fall tritt zum Beispiel auf, wenn der Eingangswerteraum nicht vollständig durch die
gegebenen Daten abgedeckt ist. Bei Fuzzy-Systemen mit mehreren Eingängen und vielen
Daten kann das Gleichungssystem sehr groß werden. Es kann dann sinnvoll sein, nicht alle
gegebenen Daten zu verwenden, sondern nur solche, für die sich ein sehr hoher Erfülltheits
grad einer Regel ergibt. Dadurch wird vor allem eine gute Approximation in der Nähe der
durch die Fuzzy Sets gegebenen Stützstellen gewährleistet. Insgesamt kann die
Approximationsgenauigkeit jedoch leiden.
Um die Zahl der Singletons zu verringern, werden diese durch ein weiteres Clusterungs
verfahren zusammengefaßt. Die Singletons, die jeweils am dichtesten beieinander liegen,
werden hierbei zu einem Singleton zusammengefaßt. In dem Gleichungssystem wirkt sich
das so aus, daß die Koeffizienten in den zugehörigen Spalten addiert werden. Die Schritte
"Lösen des Gleichungssystems" und "Zusammenfassen von Singletons" werden mehrfach
wiederholt, bis die gewünschte Zahl von Singletons erreicht ist. In jedem Schritt können
dabei ein oder mehrere Singletons zusammengefaßt werden. Werden zuviele Singletons auf
einmal zusammengefaßt, kann dies jedoch zu einem schlechteren Ergebnis führen. Wenn die
Zahl der Singletons bereits stark verringert ist, sollten in jedem Schritt immer nur zwei
Singletons zusammengefaßt werden. Am Verlauf des Ausgangsfehlers des Gleichungs
systems kann man dann erkennen, wann eine sinnvolle Anzahl von Singletons erreicht ist.
Dieser Fehler steigt zunächst sehr langsam an, wird die Zahl der Singletons jedoch zu klein,
steigt er sehr stark an. Erreicht er beispielsweise das doppelte des Startwertes, sollten die
Singletons nicht weiter zusammengefaßt werden.
Die so erhaltene Regelbasis kann nun noch verkleinert werden, indem Regeln mit gleicher
Konklusion zusammengefaßt werden. Hierzu können einfache kombinatorische Verfahren
verwendet werden.
Die Berechnung der Singletons wird im folgenden Ausführungsbeispiel für ein System mit
einem Eingang demonstriert. Für die Eingangsgröße u sind die in Fig. 4a dargestellten drei
Fuzzy Sets ermittelt worden. Entsprechend hat die kanonische Regelbasis drei Regeln, für
die drei Singletons s1, s2 und s3 bestimmt werden müssen. In Fig. 4b sind die das
Übertragungsverhalten beschreibenden Datenpunkte sowie die zugehörigen Erfülltheitsgrade
der drei Regeln angegeben. Damit ergibt sich das Gleichungssystem in Fig. 4c, das als
Lösung s1 = 5, s2 = 0 und s3 = 5 liefert. Die Singletons s1 und s3 können nun zu einem Fuzzy Set
s1' zusammengefaßt werden, so daß sich das neue Gleichungssystem nach Fig. 4d ergibt.
Als Lösung erhält man s1' = 5 und s2 = 0. Werden die beiden verbleibenden Singletons
ebenfalls zusammengefaßt, steigt der Ausgangsfehler des resultierenden Gleichungssystems
mit einer Unbekannten stark an. Die Verwendung von weniger als zwei Singletons für die
Ausgangsgröße ist also nicht sinnvoll. Durch Zusammenfassen der Regeln erhält man
schließlich die Regelbasis in Bild 4e.
- 1. [1] H. Kiendl: "Fuzzy methodenorientiert", Oldenbourg Verlag, München/Wien 1997.
- 2. [2] Nomura, H., Hayashi, L, Wakami, N.: A learning method of fuzzy inference rules by descent method. Proc. IEEE Int. Conf. on Fuzzy Systems, San Diego 1992, S. 203- 210.
- 3. [3] Nelles, O., Fischer, M., Müller, B.: Fuzzy Rule Extraction by a Genetic Algorithm and Constrained Nonlinear Optimization - of Membership Functions. Fifth IEEE International Conference on Fuzzy Systems, New Orleans 1996, S. 213-219.
- 4. [4] Klawonn, F., Kruse, R.: Constructing a fuzzy controller from data. Fuzzy Sets and Systems 85 (1997), S. 177-193.
- 5. [5] Kim, E., Park, M., Ji, S., Park, M.: A New Approach to Fuzzy Modeling. IEEE Transactions on Fuzzy Systems, Vol. 5, No. 3, 1997, S. 328-337.
Claims (12)
1. Verfahren zur Gewinnung geeigneter linguistischer Werte und Regeln
für ein Fuzzy-System mit einer beliebigen Anzahl von Ein- und Ausgängen, das ein vor
gegebenes Übertragungsverhalten aufweisen soll,
wobei dieses Übertragungsverhalten in Form einer Funktion, abgelegt in einem neuronalen
Speicher oder in Form von einzelnen Meßdaten vorliegt,
dadurch gekennzeichnet,
- 1. daß die Steigung der Übertragungsfunktion in bezug auf die einzelnen Eingangsgrößen durch Bildung der Ableitung oder der partiellen Ableitungen der Übertragungsfunktion oder durch numerische Berechnung der Steigung in den durch die Meßdaten gegebenen Punkten berechnet wird,
- 2. daß die Wertebereiche der Eingangsgrößen so in Intervalle Ui = [ui, ui+1] zerlegt werden, daß innerhalb dieser Intervalle die Steigung der Übertragungsfunktion in bezug auf die jeweilige Eingangsgröße sich möglichst wenig ändert,
- 3. daß die Fuzzy Sets für die Eingangsgrößen so festgelegt werden, daß die Maxima der dreieckförmigen Zugehörigkeitsfunktionen auf den ermittelten Grenzen der Intervalle positioniert sind,
- 4. daß mit den ermittelten Fuzzy Sets für die Eingangsgrößen eine kanonische Regelbasis aufgestellt wird, bei der jede Regelkonklusion durch einen unabhängigen Fuzzy Set oder ein Singleton gegeben ist, und die Position dieser Fuzzy Sets oder Singletons anschlie ßend durch ein Optimierungsverfahren so bestimmt wird, daß sich eine möglichst gute Approximation des vorgegebenen Übertragungsverhaltens ergibt.
2. Verfahren nach Anspruch 1, dadurch gekennzeichnet,
daß ein Maß di = d(ui, ui+1) für jedes Intervall Ui = [ui, ui+1] im Wertebereich einer
Eingangsgröße berechnet wird, das angibt, wie stark sich die Steigung innerhalb des Inter
valls ändert, und daß die Grenzen der Intervalle mit einem Optimierungsverfahren so
bestimmt werden, daß die quadratische Summe aller di oder ein Gütekriterium J mit
minimal wird.
minimal wird.
3. Verfahren nach Anspruch 2, dadurch gekennzeichnet,
daß als Maß d die Differenz zwischen der minimalen und maximalen Steigung innerhalb des
betrachteten Teilbereichs oder die Standardabweichung von der mittleren Steigung innerhalb
des Teilbereichs verwendet wird.
4. Verfahren nach einem der Ansprüche 1 bis 3, dadurch gekennzeichnet,
daß bei Systemen mit mehreren Eingängen die Wertebereiche der Eingänge in mehrere
Bereiche unterteilt werden, wobei bei der Bestimmung der Fuzzy Sets eines Eingangs u die
Maße di für die einzelnen Intervalle getrennt für die festgelegten Bereiche der anderen
Eingänge bestimmt werden und anschließend mit einer s-Norm, einer Summation oder einer
vergleichbaren Funktion zusammengeführt werden.
5. Verfahren nach einem der Ansprüche 2 bis 4 dadurch gekennzeichnet,
daß als Optimierungsverfahren ein agglomeratives Clusterungsverfahren verwendet wird,
wobei auf dem Wertebereich der betrachteten Eingangsgröße eine große Zahl von Intervallen
festgelegt wird, die anschließend sukzessive zusammengefaßt werden, so daß in jedem
Schritt das Maß d für das jeweils resultierende Intervall und damit das Gütekriterium J
minimal wird, und bei dem aus dem Verlauf des Wertes von J in Abhängigkeit von der Zahl
der Cluster Rückschlüsse auf eine sinnvolle Anzahl von Clustern und damit ein Abbruch
kriterium für das Clusterungsverfahren gewonnen werden kann.
6. Verfahren nach Anspruch 5, dadurch gekennzeichnet,
daß nach der Durchführung des Clusterungsverfahrens oder nach einem beliebigen
Zwischenschritt des Clusterungsverfahrens eine zusätzliche Optimierung der Intervall
grenzen mit einem anderen Optimierungsverfahren durchgeführt wird.
7. Verfahren nach einem der Ansprüche 1 bis 6, dadurch gekennzeichnet,
daß für die Defuzzifizierung des resultierenden Fuzzy-Systems die Höhenmethode
verwendet wird, so daß man bei der Bestimmung der Singletons für jeden, das
Übertragungsverhalten vorgebenden Datenpunkt eine lineare Gleichung aufstellen kann und
man insgesamt ein im allgemeinen überbestimmtes lineares Gleichungssystem erhält, das mit
einem linearen Optimierungsverfahren wie dem LeastSquare oder RecursiveLeastSquare-
Verfahren gelöst werden kann.
8. Verfahren nach Anspruch 7, dadurch gekennzeichnet,
daß beim Aufstellen des Gleichungssystems nur solche Singletons berücksichtigt werden, die
zu einer Regel gehören, die für mindestens einen der gegebenen Datenpunkte einen
Erfülltheitsgrad mw hat, der über einer Schwelle ε liegt, um so die Lösbarkeit des
Gleichungssystems sicherzustellen und die Größe des Gleichungssystems zu verringern.
9. Verfahren nach Anspruch 7 oder 8, dadurch gekennzeichnet,
daß zum Aufstellen des Gleichungssystems nur ein Teil der insgesamt gegebenen
Datenpunkte ausgewählt wird, beispielsweise solche, für die der Erfülltheitsgrad mindestens
einer Regel eine vorgegebene Schwelle δ überschreitet, oder solche, die eine möglichst
gleichmäßige Abdeckung des gesamten Eingangswerteraums bewirken, um so die Größe des
Gleichungssystems zu verringern.
10. Verfahren nach einem der Ansprüche 1 bis 9, dadurch gekennzeichnet,
daß nach dem Lösen des Gleichungssystems Singletons, die dicht beieinander liegen, zu
einem Singleton zusammengefaßt werden, die Regelbasis entsprechend geändert wird und
gegebenenfalls ein neues Gleichungssystem aufgestellt und gelöst wird, wobei sich diese
Schritte mehrmals wiederholen können und aus dem Verlauf des Ausgangsfehlers des
Gleichungssystems Informationen darüber gewonnen werden können, wann ein weiteres
Zusammenfassen der Singletons nicht mehr sinnvoll ist.
11. Verfahren nach einem der Ansprüche 1 bis 10, dadurch gekennzeichnet,
daß in der kanonischen Regelbasis Regeln mit gleicher Konklusion zu allgemeineren Regeln
zusammengefaßt werden.
12. Verfahren nach einem der Ansprüche 1 bis 11, dadurch gekennzeichnet,
daß auf alle oder auf einen Teil der problemorientierten Parameter des gewonnenen Fuzzy-
Systems ein Optimierungsverfahren angewendet wird, um das Fuzzy-System nach einem
vorgegebenen Kriterium weiter zu optimieren.
Priority Applications (1)
Application Number | Priority Date | Filing Date | Title |
---|---|---|---|
DE1998111490 DE19811490C2 (de) | 1998-03-17 | 1998-03-17 | Verfahren zur Erstellung eines regelbasierten Fuzzy-Systems mit vorgegebenem Übertragungsverhalten |
Applications Claiming Priority (1)
Application Number | Priority Date | Filing Date | Title |
---|---|---|---|
DE1998111490 DE19811490C2 (de) | 1998-03-17 | 1998-03-17 | Verfahren zur Erstellung eines regelbasierten Fuzzy-Systems mit vorgegebenem Übertragungsverhalten |
Publications (2)
Publication Number | Publication Date |
---|---|
DE19811490A1 DE19811490A1 (de) | 1998-10-01 |
DE19811490C2 true DE19811490C2 (de) | 1999-08-26 |
Family
ID=7861151
Family Applications (1)
Application Number | Title | Priority Date | Filing Date |
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DE1998111490 Expired - Fee Related DE19811490C2 (de) | 1998-03-17 | 1998-03-17 | Verfahren zur Erstellung eines regelbasierten Fuzzy-Systems mit vorgegebenem Übertragungsverhalten |
Country Status (1)
Country | Link |
---|---|
DE (1) | DE19811490C2 (de) |
Citations (3)
Publication number | Priority date | Publication date | Assignee | Title |
---|---|---|---|---|
EP0378689A1 (de) * | 1988-05-20 | 1990-07-25 | Matsushita Electric Industrial Co., Ltd. | Verfahren zur bestimmung der inferenzregel sowie inferenzmotor |
DE19606480A1 (de) * | 1996-02-21 | 1997-08-28 | Siemens Ag | Verfahren und Anordnung zur Adaption eines Fuzzy-Reglers |
DE19624614A1 (de) * | 1996-06-20 | 1998-01-15 | Volkswagen Ag | Verfahren zum Entwurf oder zur Adaption eines Fuzzy-Reglers oder eines Systems von verknüpften Fuzzy-Reglern |
-
1998
- 1998-03-17 DE DE1998111490 patent/DE19811490C2/de not_active Expired - Fee Related
Patent Citations (3)
Publication number | Priority date | Publication date | Assignee | Title |
---|---|---|---|---|
EP0378689A1 (de) * | 1988-05-20 | 1990-07-25 | Matsushita Electric Industrial Co., Ltd. | Verfahren zur bestimmung der inferenzregel sowie inferenzmotor |
DE19606480A1 (de) * | 1996-02-21 | 1997-08-28 | Siemens Ag | Verfahren und Anordnung zur Adaption eines Fuzzy-Reglers |
DE19624614A1 (de) * | 1996-06-20 | 1998-01-15 | Volkswagen Ag | Verfahren zum Entwurf oder zur Adaption eines Fuzzy-Reglers oder eines Systems von verknüpften Fuzzy-Reglern |
Also Published As
Publication number | Publication date |
---|---|
DE19811490A1 (de) | 1998-10-01 |
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