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Die Erfindung betrifft ein Verfahren und ein System zum Steuern von Sitzeinstellungen in Fahrzeugen, insbesondere in Kraftfahrzeugen
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Für den Fahrer und für weitere Insassen eines Kraftfahrzeugs ist es von Bedeutung, dass der Sitz, in dem sich die jeweilige Person befindet, korrekt eingestellt ist. Zu den Einstellungen des Fahrzeugsitzes gehören beispielsweise die Sitzhöhe, die Neigung der Sitzfläche, die Neigung der Rückenlehne, die Höhe der Kopfstütze und deren Neigung, der Abstand des Sitzes zum Lenkrad, usw. Durch eine korrekte Einstellung des Sitzes wird der Komfort erhöht und Haltungsschäden werden vermieden. Dagegen können fehlerhaft eingestellte Sitze insbesondere bei längeren Fahrten zu Rückenschmerzen, Kopfschmerzen und Verspannungen der Muskulatur führen. Dadurch kann unter anderem auch die Sicherheit beim Fahren beeinträchtigt werden.
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Zumeist werden die Einstellungen des Sitzes in einem Fahrzeug durch die sich jeweils darin befindende Person manuell vorgenommen. Durch Betätigen von Steuerelementen bzw. Einstellelementen wird der Sitz bzw. werden dessen Elemente mittels elektrisch betriebener Aktoren bewegt, um eine komfortable Sitzposition für die betreffende Person zu erreichen. Dabei kommt es häufig vor, dass die eingestellte Sitzposition ergonomischen Anforderungen nicht oder nicht ausreichend entspricht. Beispielsweise ist in derartigen Fällen der Abstand der Person zum Lenkrad zu groß oder zu klein, die Rückenlehne zu steil oder zu flach eingestellt, die Sitzhöhe nicht passend eingestellt, der Kopf des Fahrers oder des Beifahrers nach vorne gebeugt, usw. Die dadurch entstehenden Fehlhaltungen der Person werden oftmals von dieser nicht wahrgenommen, zum Beispiel wenn die Person sich über einen längeren Zeitraum an die Fehlhaltung gewöhnt hat oder in Eile ist und keine Zeit mit der korrekten Einstellung des Sitzes verlieren möchte.
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2 zeigt ein Beispiel eines fehlerhaft eingestellten Fahrersitzes 10 mit einer darauf sitzenden Person 20, die eine fehlerhafte Körperhaltung bzw. Fehlhaltung einnimmt. In diesem Beispiel ist durch eine zu flach eingestellte Rückenlehne 11 des Sitzes 10 der Kopf 21 der Person 20 weit von der Kopfstütze 12 des Sitzes entfernt bzw. nach vorne gebeugt, sodass die Halswirbelsäule 22 der Person 20 eine Fehlstellung einnimmt. Darüber hinaus ist der Rumpf 23 der Person 20 zu weit vom Lenkrad 24 entfernt. Auch ist zum Beispiel die Sitzfläche 13 des Sitzes 10 zu tief eingestellt, sodass die Beine der Person zu wenig angewinkelt sind, um die Fahrzeugpedale in ergonomischer Weise mit den Füßen zu bedienen.
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Die Druckschrift
DE 11 2017 006 223 T5 beschreibt eine Vorrichtung und ein Verfahren zur automatischen Einstellung der Fahrersitzhaltung. Dabei wird ein Ergonomieparameter bestimmt, der einem Nutzer entspricht, und es wird gemäß dem Ergonomieparameter ein Sitzstellungsparameter berechnet. Gemäß dem Sitzstellungsparameter wird eine Sitzstellung eingestellt. Es erfolgt das Berechnen eines Lenkradstellungsparameters gemäß dem Ergonomieparameter und das Einstellen einer Lenkradstellung gemäß dem Lenkradstellungsparameter.
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US 2020/0093279 A1 beschreibt ein System zur Korrektur der Haltung eines Passagiers in einem autonomen Fahrzeug. Mit einer Kamera wird der Abstand zwischen dem Kopf des Passagiers und einer Kopfstütze gemessen. Eine Vielzahl von Körperdrucksensoren sind gleichförmig in der gesamten Sitzfläche des Fahrzeugsitzes verteilt, um den Körperdruck des Passagiers zu erfassen. Eine Druckerzeugungseinrichtung, die in dem Fahrzeugsitz angeordnet ist, übt auf bestimmte Stellen der Wirbelsäule des Passagiers Druck aus, in Abhängigkeit von dem durch die Kamera gemessenen Abstand und dem durch die Körperdrucksensoren gemessenen Druck.
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DE 10 2018 006 752 A1 zeigt eine Vorrichtung zum Ermitteln eine Fahreigenschaft eines anderen Fahrzeugs in einer Umgebung eines eigenen Fahrzeugs. Eine Eingangsschnittstelle dient zum Empfangen eines Sensorsignals eines Umgebungssensors, wobei das Sensorsignal Informationen zu dem anderen Fahrzeug umfasst. Eine Identifikationseinheit dient zum Ermitteln von Daten auf der Basis des Sensorsignals, die Typdaten mit Informationen zu einem Fahrzeugtyp des anderen Fahrzeugs umfassen. Eine Kommunikationsschnittstelle dient zum Kommunizieren mit einer zentralen Datenbank, um die Typdaten zu übermitteln und um mindestens einen dem Fahrzeugtyp des anderen Fahrzeugs zugeordneten Fahrzeugparameter des anderen Fahrzeugs zu empfangen.
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Die Druckschrift
WO 2019/222156 A1 zeigt ein Verfahren zum Steuern eines aktiven Fahrzeugsitzes. Die Steuerung erfolgt auf der Basis von internen Sensorinformationen, externen Sensorinformationen und Benutzereingaben, die an einer Benutzerschnittstelle erfolgen. Es wird eine Orientierung des Sitzes bestimmt, auf dessen Basis ein Steuersignal bestimmt wird, und das Steuersignal wird an Aktuatoren Toren übergeben, die gemäß den Steuersignalen betrieben werden.
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Die Erfassung der Körperhaltung eines Fahrzeuginsassen mithilfe einer Innenraumsensorik, wie zum Beispiel einer Kamera oder auch Druckmatten in den Sitzflächen, hat den Nachteil, dass die Sitzhaltung aufgrund der Einbaulage der Kamera nur unzureichend erfasst werden kann, oder dass eine Vielzahl von Kameras in dem Fahrzeug und/oder Drucksensoren in den Sitzflächen und in weiteren Teilen der Fahrzeugsitze verbaut werden müssten, was jedoch mit erheblichen Kosten verbunden ist.
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Aufgabe der Erfindung ist es, ein Verfahren und ein System zum Steuern von Sitzeinstellungen in Fahrzeugen zu schaffen, das zuverlässig ist und relativ geringe Kosten verursacht.
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Die Aufgabe wird gelöst durch das Verfahren zum Steuern von Sitzeinstellungen in Fahrzeugen gemäß Patentanspruch 1 und durch das System zum Steuern von Sitzeinstellungen in Fahrzeugen gemäß Patentanspruch 5.
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Gemäß einem ersten Aspekt der Erfindung wird ein Verfahren zum Steuern von Sitzeinstellungen in Fahrzeugen angegeben, umfassend die Schritte: Aufnehmen eines Bildes einer Person, die sich in einem Sitz eines ersten Fahrzeugs befindet, mit einer Kamera eines zweiten Fahrzeugs, wobei das zweite Fahrzeug zur Aufnahme des Bildes zumindest teilweise seitlich neben dem ersten Fahrzeug positioniert ist; Analysieren der Körperhaltung der Person aus dem aufgenommenen Bild in Bezug auf eine mögliche Fehlhaltung der Person; automatisches Justieren des Sitzes, in dem sich die Person befindet, wenn durch die Analyse der Körperhaltung eine Fehlhaltung der Person ermittelt wird, um die Fehlhaltung zu eliminieren.
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Bevorzugt wird nach dem Aufnehmen des ersten Bildes mindestens ein weiteres Bild der Person aufgenommen und in Bezug auf deren Körperhaltung analysiert. Das weitere Bild dient der Kontrolle, ob eine weitere Nachjustage erforderlich ist bzw. es dient auch der Bestätigung, ob die veranlasste erste Justage erfolgreich war. Es erfolgt ein Nachjustieren des Sitzes, wenn dies erforderlich ist bzw. aus dem weiteren Bild eine Fehlhaltung der Person ermittelt wird. Das weitere Bild wird mit der Kamera des zweiten Fahrzeugs und/oder mit einer Kamera eines dritten Fahrzeugs aufgenommen, das zur Aufnahme zumindest teilweise neben dem ersten Fahrzeug positioniert ist.
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Insbesondere wird das weitere Bild der Person zu einem definierten Zeitpunkt nach dem Aufnehmen des ersten Bildes aufgenommen.
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Insbesondere wird das weitere Bild der Person nach dem Justieren des Sitzes aufgenommen. Zum Beispiel ist das zweite Fahrzeug bei der Aufnahme des weiteren Bildes zumindest teilweise neben dem ersten Fahrzeug positioniert.
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Vorteilhaft wird das mindestens eine aufgenommene Bild an das erste Fahrzeug gesendet und in dem ersten Fahrzeug analysiert, wobei das Justieren des Sitzes durch das erste Fahrzeug erfolgt.
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Beispielsweise kann das mindestens eine aufgenommene Bild auch in demjenigen Fahrzeug analysiert werden, dessen Kamera das Bild aufnimmt, wobei das Fahrzeug zum Beispiel Steuerbefehle zum Justieren des Sitzes des ersten Fahrzeugs erzeugt und an das erste Fahrzeug übermittelt.
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Auch ist es möglich, dass das mindestens eine aufgenommene Bild von demjenigen Fahrzeug, dessen Kamera das Bild aufnimmt, an eine zentrale Recheneinheit gesendet wird, die das Bild vorteilhafterweise analysiert und zum Beispiel Steuerbefehle zum Justieren des Sitzes des ersten Fahrzeugs an das erste Fahrzeug übermittelt.
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Gemäß einem zweiten Aspekt der Erfindung wird ein System zum Steuern von Sitzeinstellungen in Fahrzeugen geschaffen, umfassend eines oder mehrere Fahrzeuge, die jeweils mit mindestens einer Kamera zum Aufnehmen von Bildern mindestens einer Person in einem Fremdfahrzeug ausgestattet sind, eine Recheneinheit zum Analysieren der Körperhaltung der Person aus dem aufgenommenen Bild in Bezug auf eine mögliche Fehlhaltung; und eine Steuerung zum automatischen Justieren des Sitzes des Fremdfahrzeugs, in dem sich die Person befindet, um die ermittelte Fehlhaltung der Person zu eliminieren.
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Beispielsweise ist die Recheneinheit und/oder die Steuerung zum Justieren des Sitzes in dem Fremdfahrzeug ausgebildet.
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Optional oder alternativ ist die Recheneinheit und/oder die Steuerung zum Justieren des Sitzes des Fremdfahrzeugs in dem Fahrzeug angeordnet, welches das Bild aufnimmt.
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Vorteilhaft ist das System zur Durchführung des erfindungsgemäßen Verfahrens ausgestaltet.
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Je nach Anwendung ist es auch möglich, dass die Recheneinheit und/oder die Steuerung zum Justieren des Sitzes in einer zentralen Recheneinheit ausgebildet ist. Die zentrale Recheneinheit ist in diesem Fall so ausgestaltet, dass sie aufgenommene Bilder von einer Vielzahl von Fahrzeugen analysiert und für eine Vielzahl von Fremdfahrzeugen aus den jeweils zugehörigen Bildern Steuersignale zum automatischen Justieren des betreffenden Sitzes des Fremdfahrzeugs an das Fremdfahrzeug übermittelt.
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Durch die Erfindung wird eine zuverlässige Sitzeinstellung zur Beseitigung von Fehlhaltungen eines oder mehrerer Fahrzeuginsassen ermöglicht. Das Verfahren ist für den Benutzer auf einfache Weise durchführbar. Es benötigt aufgrund der Überwachung der Sitzhaltung von einer seitlichen Position eines Fahrzeuginsassen keine große Anzahl von Sensoren im Fahrzeug.
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Insbesondere wird durch die Erfindung erreicht, dass auch bei Kraftfahrzeugen, die nicht serienmäßig über eine Innenraumsensorik bzw. eine Kamera oder Überdruckmatten in den Sitzflächen verfügen, erkannt werden kann, ob ein Insasse eine gesunde Haltung bei geradem Oberkörper einnimmt.
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Durch die Erfindung kann zum Beispiel eine bereits vorhandene Außenfahrzeugsensorik in Form von beispielsweise Kameras dazu genutzt werden, einen Insassen eines Fremdfahrzeugs in seiner Echtzeit-Körperhaltung in der Vorbeifahrt zu analysieren und über eine Fahrzeug-zu-Fahrzeug Kommunikation eine ermittelte Fehlhaltung des Fahrzeuginsassen und/oder eine Sitzeinstellungsempfehlung an das betroffene Fremdfahrzeug zu senden.
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Insbesondere bei autonom fahrenden Kraftfahrzeugen wird die durch die Fahrzeuge und deren Sensorik geschaffene Infrastruktur dazu genutzt, dass durch Bildanalyse von Insassen in Fremdfahrzeugen und darauf basierenden Sitzeinstellungen die Insassen eine gesunde und bequeme, korrekte Sitzhaltung einnehmen.
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Die Erfindung ermöglicht insbesondere das Fremdsteuern von Sitzeinstellungen zur schonenden Sitzhaltung eines Insassen eines Fremdfahrzeugs durch Beobachtung und Analyse mit einem Egofahrzeug und dessen On-Board Sensorik.
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Die beteiligten Fahrzeuge können sich zur Durchführung des Verfahrens relativ zueinander bewegen und/oder nebeneinander herfahren.
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Bei dem erfindungsgemäßen Verfahren sind unterschiedliche Varianten in verschiedenen Kombinationen möglich. So kann zum Beispiel durch ein Egofahrzeug ein Bild eines Fahrzeuginsassen aufgenommen werden, der auf dem Sitz eines Fremdfahrzeugs sitzt, und nach Übertragung des Bildes zum Fremdfahrzeug im bzw. durch das Fremdfahrzeug ausgewertet werden, wo auf dieser Basis Daten oder Parameter für die Sitzeinstellungen erstellt werden.
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Es ist aber auch möglich, dass ein oder mehrere Egofahrzeuge ein oder mehrere Bilder von Fahrzeuginsassen auf einem Sitz eines Fremdfahrzeugs aufnehmen und die Bilder an einen zentralen Rechner bzw. Server übermitteln. In diesem Fall erfolgt die Bildanalyse durch den zentralen Server, der anschließend eine Handlungsempfehlung bzw. entsprechende Steuersignale zur Sitzeinstellungen des Fremdfahrzeugs erstellt und an das Fremdfahrzeug übermittelt.
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In einer anderen Variante erstellt zum Beispiel das Egofahrzeug aus dem Bild eine Handlungsempfehlung bzw. entsprechende Steuersignale zur Sitzeinstellungen des Fremdfahrzeugs und übermittelt diese an das Fremdfahrzeug.
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D. h., die Auswertungssoftware zur Erstellung einer Handlungsempfehlung für die Sitzeinstellungen des Fremdfahrzeugs aufgrund von Bilddaten der in den jeweiligen Sitz befindlichen Person kann in dem Egofahrzeug, in dem Fremdfahrzeug und/oder in dem zentralen Server in einer entsprechenden Recheneinheit implementiert sein.
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Nachfolgend werden Ausführungsbeispiele der Erfindung anhand von Zeichnungen näher erläutert. Darin zeigen:
- 1 schematisch eine Ansicht von oben auf eine Fahrbahn mit mehreren Fahrzeugen, wobei ein Verfahren gemäß einem ersten bevorzugten Ausführungsbeispiel der Erfindung durchgeführt wird;
- 2 eine schematische Seitenansicht einer in einem Fahrzeugsitz sitzenden Person, die eine Fehlhaltung einnimmt;
- 3 eine Darstellung ähnlich zu derjenigen von 1, wobei jedoch ein Verfahren gemäß einem zweiten bevorzugten Ausführungsbeispiel der Erfindung durchgeführt wird; und
- 4 eine Darstellung ähnlich zu derjenigen von 1, wobei jedoch ein Verfahren gemäß einem dritten bevorzugten Ausführungsbeispiel der Erfindung durchgeführt wird.
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In den Figuren sind gleiche oder einander entsprechende Elemente jeweils mit den gleichen Bezugszeichen bezeichnet und werden daher nicht erneut beschrieben, wenn dies nicht zweckmäßig ist. Die in der gesamten Beschreibung enthaltenen Offenbarungen sind sinngemäß auf gleiche Teile mit gleichen Bezugszeichen bzw. gleichen Bauteilbezeichnungen übertragbar.
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Vorteile, Merkmale und Details, die im Zusammenhang mit dem Verfahren zum Steuern von Sitzeinstellungen in Fahrzeugen beschrieben sind, gelten auch für das erfindungsgemäße System und umgekehrt. Weiterhin können auch Einzelmerkmale oder Merkmalskombinationen aus den gezeigten und beschriebenen unterschiedlichen Ausführungsbeispielen eigenständige erfindungsgemäße Lösungen darstellen.
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Anhand von 1 wird nachfolgend ein erstes bevorzugtes Ausführungsbeispiel des erfindungsgemäßen Verfahrens beschrieben.
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Ein erstes Fahrzeug 31 befindet sich auf einer rechten Spur 41 einer Fahrbahn 40 und fährt dabei mit einer Geschwindigkeit V1 in Fahrtrichtung. Das erste Fahrzeug 31 wird auch als Fremdfahrzeug bezeichnet. Auf den Vorder- und Rücksitzen des ersten Fahrzeugs bzw. Fremdfahrzeugs 31 befinden sich mehrere Personen 20. Die Person vorne links im Fremdfahrzeug 31 ist in diesem Beispiel der Fahrer 25 des Fremdfahrzeugs. In dem Sitz hinten links des Fremdfahrzeugs 31 sitzt eine Person 20 als Passagier.
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Die Darstellung und die Beschreibung gilt in analoger Weise auch gespiegelt für Linksverkehr wie z.B. in England. In erweiterter Form können bei dreispurigen Fahrbahnen auch zwei Ego-Fahrzeuge auf Spur 1 und Spur 3 ein Fremdfahrzeug auf Spur 2 (mittlere Fahrspur) analysieren.
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Auf der linken Seite neben dem ersten Fahrzeug bzw. Fremdfahrzeug 31 befindet sich ein zweites Fahrzeug 32, das auch als Egofahrzeug bezeichnet wird. Das zweite Fahrzeug bzw. Egofahrzeug 32 fährt auf einer linken Spur 42 der Fahrbahn 40 mit einer Geschwindigkeit V2 in Fahrtrichtung, die größer ist als die Geschwindigkeit V1 des Fremdfahrzeugs 31, das heißt V2>V1, so dass das Egofahrzeug 32 am Fremdfahrzeug 31 vorbeifährt.
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Das Egofahrzeug 32 ist mit zwei Kameras 32a, 32b ausgestattet, die in Fahrtrichtung hintereinander in dem Egofahrzeug angeordnet sind.
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Während das Egofahrzeug 32 am Fremdfahrzeug 31 vorbeifährt wird mithilfe der Kamera 32a des Egofahrzeugs 32 ein Foto bzw. Bild B1 der Person 25 aufgenommen, die sich vorne links im Fremdfahrzeug 31 in dem dort angeordneten Fahrzeugsitz befindet. Die Aufnahme des Bildes B1 erfolgt Zeitpunkt t1, in dem das Egofahrzeug 32 seitlich neben dem Fremdfahrzeug 31 positioniert ist.
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Optional erfolgt zum selben Zeitpunkt t1 mit der zweiten Kamera 32b des Egofahrzeugs 32 die Aufnahme eines weiteren Fotos oder Bildes B1' der weiteren Person 20, die hinten links im Fremdfahrzeug 31 in einem dort angeordneten Fahrzeugsitz sitzt.
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Nun wird das mindestens eine aufgenommene Bild B1 bzw. B1' von dem Egofahrzeug 32 an das Fremdfahrzeug 31 mithilfe eines Funksignals 39 gesendet und dort analysiert. Dabei interpretiert das Fremdfahrzeug 31 das empfangene Bild B1, B1' selbstständig in Form einer Analyse, wobei die Körperhaltung der Person 25 bzw. 20, die auf dem aufgenommenen Bild zusammen mit dem Fahrzeugsitz 10 erfasst ist, aus dem aufgenommenen Bild analysiert wird, um eine mögliche Fehlhaltung der Person anhand ergonomischer Parameter festzustellen bzw. zu erkennen.
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Im Falle, dass durch die Analyse der Körperhaltung eine Fehlhaltung der Person 25, 20 ermittelt wird, erfolgt nun ein automatisches Justieren bzw. Einstellen des Sitzes, in dem sich die Person 25 bzw. 20 im Fremdfahrzeug 31 befindet, um durch die Einstellung des Sitzes 10 die Fehlhaltung der Person oder der Personen zu eliminieren bzw. zu korrigieren.
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Optional wird zu einem späteren Zeitpunkt t2 durch ein weiteres bzw. drittes Fahrzeug 33, das dem zweiten Fahrzeug 32 folgt und ebenso wie dieses mit Kameras 33a, 33b versehen ist, mindestens ein weiteres Foto oder Bild B2, B2' der Person 25 bzw. 20 im Fremdfahrzeug 31 aufgenommen. Dabei fährt das dritte Fahrzeug mit einer Geschwindigkeit V3, die größer als die Geschwindigkeit V1 des Fremdfahrzeugs 31 ist, am Fremdfahrzeug 31 vorbei. Während der Aufnahme des weiteren Bilds bzw. der weiteren Bilder B2, B2' im Zeitpunkt t2 befindet sich das dritte Fahrzeug 33 in einer Position seitlich neben dem Fremdfahrzeug 31.
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Das mindestens eine weitere Bild B2, B2' dient als ein Verifikationsbild zur Überprüfung der zuvor erfolgten Justage. Es wird von dem dritten Fahrzeug 33 auf gleiche Weise wie das Bild B1 bzw. B1' an das Fremdfahrzeug 31 gesendet und dort analysiert, wie es oben beschrieben ist.
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Im Falle, dass durch die Analyse der Körperhaltung im Verifikationsbild B2 bzw. B2' weiterhin eine Fehlhaltung der Person 25, 20 ermittelt wird, erfolgt nun ein automatisches Nachjustieren N des Sitzes 10, in dem sich die Person 25 bzw. 20 im Fremdfahrzeug 31 befindet (siehe 2), um durch die Einstellung des Sitzes die Fehlhaltung der Person oder der Personen 20, 25 zu eliminieren bzw. zu korrigieren.
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Es können auf dieselbe Weise noch weitere Nachjustierungen der Sitze des Fremdfahrzeugs 31 erfolgen, insbesondere durch weitere Fahrzeuge, die an dem Fremdfahrzeug 32 vorbeifahren und dabei Bilder der Personen im Fremdfahrzeug 31 aufnehmen, und die anschließend die Bilder zur Auswertung bzw. Analyse und zum Nachjustieren des Sitzes bzw. der Sitze an das Fremdfahrzeug 31 senden.
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2 wurde oben bereits beschrieben und zeigt ein Beispiel eines bei dem hier beschriebenen Verfahren aufgenommenen Bildes B1, B1', in dem eine Fehlhaltung der in dem Sitz 10 sitzenden Person 20 bzw. 25 aufgrund des fehlerhaft eingestellten Fahrzeugsitzes 10 zu erkennen ist, wobei erfindungsgemäß die aus der Analyse des Bildes erkannte Fehlhaltung durch Justieren und gegebenenfalls durch zusätzliches Nachjustieren eliminiert wird.
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Anhand von 3 wird nachfolgend ein zweites bevorzugtes Ausführungsbeispiel des erfindungsgemäßen Verfahrens beschrieben.
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Dabei befindet sich ein erstes Fahrzeug 31 ebenfalls auf einer rechten Spur 41 einer Fahrbahn 40 und fährt dabei mit einer Geschwindigkeit V1 in Fahrtrichtung. Das erste Fahrzeug 31 wird auch als Fremdfahrzeug bezeichnet. Auf den Vorder- und Rücksitzen des ersten Fahrzeugs bzw. Fremdfahrzeugs 31 befinden sich mehrere Personen 20. Die Person vorne links im Fremdfahrzeug 31 ist auch in diesem Beispiel der Fahrer 25 des Fremdfahrzeugs. In dem Sitz hinten links des Fremdfahrzeugs 31 sitzt eine Person 20 als Passagier.
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Auf der linken Seite neben dem Fremdfahrzeug 31 befindet sich ein zweites Fahrzeug 32, das auch als Egofahrzeug bezeichnet wird. Das Egofahrzeug 32 fährt auf einer linken Spur 42 der Fahrbahn 40 mit einer Geschwindigkeit V2 in Fahrtrichtung. Das Egofahrzeug 32 ist mit zwei Kameras 32a, 32b ausgestattet, die in Fahrtrichtung hintereinander in dem Egofahrzeug angeordnet sind, und ist dabei, am Fremdfahrzeug 31 vorbeizufahren.
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Während sich das Egofahrzeug 32 zumindest teilweise seitlich neben dem Fremdfahrzeug 31 befindet, wird zum Zeitpunkt t1 mithilfe der Kamera 32a des Egofahrzeugs 32 ein Bild bzw. Initialbild B1 der Person 25 aufgenommen, die sich vorne links im Fremdfahrzeug 31 in dem dort angeordneten Fahrzeugsitz befindet.
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Optional erfolgt zum Zeitpunkt t1 mit der zweiten Kamera 32b des Egofahrzeugs 32 die Aufnahme eines weiteren Bildes bzw. Initialbildes B1' der Person 20, die hinten links im Fremdfahrzeug 31 in einem dort angeordneten Fahrzeugsitz sitzt.
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Das Egofahrzeug 32 erkennt während der Vorbeifahrt am Fremdfahrzeug 31 durch sofortige schnelle Bildanalyse ob mindestens eine Person 20, 25 im Fremdfahrzeug 31 eine Fehlhaltung einnimmt, wie beispielsweise eine krumme Körperhaltung. Es sendet in diesem Fall das aufgenommene Bild B1 und/oder das aufgenommene Bild B1' zum Zeitpunkt t1 mithilfe der Signalübertragungsstrecke 39 an das Fremdfahrzeug 31 und fährt nun mit derselben Geschwindigkeit neben dem Fremdfahrzeug 31 her, das heißt V1 = V2.
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Nun wird das aufgenommene Bild B1 bzw. B1', das an das Fremdfahrzeug 31 übermittelt wurde, in einer Recheneinheit des Fremdfahrzeugs 31 ausgewertet, um auf dieser Basis Steuersignale zur Einstellung des jeweiligen Sitzes zu erzeugen. Dabei wird die Körperhaltung der Person 25 bzw. 20, die auf dem aufgenommenen Bild B1 bzw. B1' erfasst ist, durch Analyse des aufgenommenen Bildes ermittelt, und es werden Abweichungen von der korrekten Köperhaltung festgestellt.
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Auf der Grundlage des empfangenen Bildes B1, B1' passt das Fremdfahrzeug 31 den Sitz, auf dem sich die Person 25 bzw. 20 befindet, so an, dass die erkannte Fehlhaltung der Person korrigiert wird. Dabei werden insbesondere Teile des jeweiligen Sitzes 10, wie beispielsweise die Lehne oder Rückenlehne 11, die Kopfstütze 12 usw. (siehe 2), in eine ergonomisch passende Position bewegt, zum Beispiel nach vorne, zurück nach oben oder unten, usw. Das heißt, es erfolgt ein automatisches Justieren des Sitzes 10, in dem sich die Person 25 bzw. 26 befindet, um deren Fehlhaltung zu eliminieren.
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Optional werden zum Zweck des Nachjustierens N zu einem späteren Zeitpunkt t2 ein oder mehrere weitere Bilder bzw. Verifikationsbilder B2, B2' der Person 25 bzw. 20 wiederum von dem zweiten Fahrzeug 32 aus aufgenommen. Dabei fahren beide Fahrzeuge 31, 32 mit derselben Geschwindigkeit nebeneinander her, d. h. V1 = V2, um zu prüfen, ob nach dem Senden des bzw. der ersten Bilder B1, B1' an das Fremdfahrzeug 31 und dem darauf basierenden Einstellen der Sitze die Körperhaltung nun ergonomisch korrekt ist.
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Zu diesem Zweck erkennt das zweite Fahrzeug bzw. Egofahrzeug 32 in dem weiteren Bild B2, B2' eine gegebenenfalls weiterhin bestehende Fehlhaltung der aufgenommenen Person 20 bzw. 25 in ihrem Sitz. Ist dies der Fall, sendet das Egofahrzeug 32 das oder die weiteren Bilder B2, B2' zum Zeitpunkt t2 ebenfalls an das erste Fahrzeug bzw. Fremdfahrzeug 31.
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Auf der Grundlage des nun empfangenen weiteren Bildes B2, B2' erzeugt das Fremdfahrzeug 31 durch Analyse der Bilddaten erneut Steuersignale zum Einstellen des betreffenden Sitzes, und passt den Sitz, auf dem sich die Person 25 bzw. 20 befindet, durch weiteres Justieren erneut an, um die noch bestehende erkannte Fehlhaltung der Person zu korrigieren. Auf diese Weise erfolgt ein Nachjustieren N des bzw. der betreffenden Fahrzeugsitze im Fremdfahrzeug 31.
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Optional erfolgt zu einem späteren Zeitpunkt t3 ein weiteres Nachjustieren N der betreffenden Sitze bzw. des jeweiligen Sitzes im Fremdfahrzeug 31. D. h., der Vorgang zum Zeitpunkt t2 wird zum späteren Zeitpunkt t3 wiederholt. Dabei werden ein oder mehrere weitere Bilder B3, B3' der Personen 25, 20 zum Zeitpunkt t3 aufgenommen und beim Erkennen einer Fehlhaltung an das Fremdfahrzeug 31 übermittelt, welches dann wie oben beschrieben die betreffenden Sitze erneut nachjustiert.
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Es können beliebig viele Nachjustierungen vorgenommen werden, wobei Bilder zu aufeinanderfolgenden Zeitpunkten t2, t3, t4... tn vom Egofahrzeug 32 aufgenommen und an das Fremdfahrzeug 31 übermittelt werden, bis im Fremdfahrzeug 31 eine optimale Einstellung des betreffenden Sitzes vorgenommen wurde und in dem aufgenommen Bild keine Fehlhaltung der darin sitzenden Person mehr erkannt wird. Das heißt, es wird durch iteratives Vorgehen eine optimale Sitzeinstellung im Fremdfahrzeug 31 erzielt.
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In dem hier gezeigten Beispiel sind nur zwei Fahrzeuge notwendig, um das Verfahren zum Steuern der Sitzeinstellungen durchzuführen. Dabei erkennt das Egofahrzeug 32 während der Vorbeifahrt am Fremdfahrzeug 31 ob und gegebenenfalls welche Person eine Fehlhaltung einnimmt, und fährt so lange neben dem Fremdfahrzeug 31 her und übermittelt dabei Bilder an das Fremdfahrzeug, bis die Einstellung der Sitze einschließlich Nachjustieren abgeschlossen wurde.
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Es ist aber auch möglich, dass das zweite Fahrzeug bzw. Egofahrzeug durch ein nachkommendes drittes Fahrzeug bzw. Egofahrzeug 33 ersetzt wird, welches wie das zweite Fahrzeug 32 ausgestattet ist und dessen noch ausstehenden Aufgaben oder Schritte übernimmt, bis die nach ergonomischen Parametern optimale Sitzeinstellung im Fremdfahrzeug 31 erfolgt ist.
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Anhand von 4 wird nachfolgend ein drittes bevorzugtes Ausführungsbeispiel des erfindungsgemäßen Verfahrens beschrieben.
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Dabei dienen Fahrzeuge 32, 33, 34, die am Rand der Fahrbahn 40 parken bzw. sich nicht fortbewegen, als Egofahrzeuge zur Beobachtung eines vorbeifahrenden ersten Fahrzeugs bzw. Fremdfahrzeugs 31, das sich mit einer Geschwindigkeit V1 bewegt. Die Egofahrzeuge 32, 33, 34 sowie das Fremdfahrzeug 31 sind wie oben beschrieben ausgestaltet und erstellen, ebenfalls wie oben beschrieben, jeweils ein oder mehrere Bilder B1, B1', B2, B2', B3, B3' der in dem vorbeifahrenden Fremdfahrzeug 31 sitzenden Personen, die ausgewertet werden, um die Sitzeinstellungen in dem Fremdfahrzeug 31 zu korrigieren und dadurch eine fehlerhafte Körperhaltung der Fahrzeuginsassen zu eliminieren.
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Das Verfahren zum Einstellen der Fahrzeugsitze in dem Fremdfahrzeug 31 auf der Basis der aufgenommenen Bilder wird, wie oben unter Bezugnahme auf die 1 bis 3 in verschiedenen Varianten beschrieben, durchgeführt.
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Neben dem Versenden von Bildern, wie es in den verschiedenen Ausführungsformen beschrieben ist, können die Egofahrzeuge 32, 33, 34 in bestimmten Ausführungsformen allgemein auch die Sitzverstellung des Fremdfahrzeugs 31 steuern. Hierfür kann das Egofahrzeug durch konstante Beobachtung der Insassen des Fremdfahrzeugs und durch Analyse der aufgenommenen Bilder auf die Steuerung der Sitzverstellung des Fremdfahrzeugs 31 zugreifen und dessen Sitze justieren oder nach zu justieren, wenn die Fahrzeuginsassen eine Fehlhaltung zeigen.
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Auch können die Egofahrzeuge 32, 33, 34 ein oder mehrere Bilder von Fahrzeuginsassen auf einem Sitz des Fremdfahrzeugs 31 aufnehmen und die Bilder an einen zentralen Rechner bzw. Server übermitteln, der die Bilder analysiert und anschließend eine Handlungsempfehlung bzw. entsprechende Steuersignale zur Sitzeinstellungen des Fremdfahrzeugs 31 erstellt und an das Fremdfahrzeug 31 übermittelt.
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Bezugszeichenliste
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- 10
- Fahrersitz
- 11
- Rückenlehne
- 12
- Kopfstütze
- 13
- Sitzfläche
- 20
- Person
- 21
- Kopf
- 22
- Halswirbelsäule
- 23
- Rumpf
- 24
- Lenkrad
- 25
- Person / Fahrer
- 31
- erstes Fahrzeug / Fremdfahrzeug
- 32
- zweites Fahrzeug / Egofahrzeug
- 32a, 32b
- Kameras
- 33
- drittes Fahrzeug / Egofahrzeug
- 33a, 33b
- Kameras
- 34
- viertes Fahrzeug / Egofahrzeug
- 34a, 34b
- Kameras
- 39
- Funksignal / Signalübertragungsstrecke
- 40
- Fahrbahn
- 41, 42
- Fahrbahnspuren
- B1, B1'
- Bild / Initialbild
- B2, B2'
- Bild / Verifikationsbild
- B3, B3'
- Bild / Verifikationsbild
- t1, t2, t3, t4
- Zeitpunkte
- V1, V2, V3
- Geschwindigkeiten der Fahrzeuge
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ZITATE ENTHALTEN IN DER BESCHREIBUNG
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Zitierte Patentliteratur
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- DE 112017006223 T5 [0005]
- US 2020/0093279 A1 [0006]
- DE 102018006752 A1 [0007]
- WO 2019/222156 A1 [0008]