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Die vorliegende Erfindung betrifft ein Verfahren zur Auswahl eines geeigneten Hörgeräts und/oder einer geeigneten Hörgeräteeinstellung angepasst an die Bedürfnisse einer Testperson, insbesondere an die Bedürfnisse eines Hörgeschädigten.
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Wird bei einer Person eine Hörstörung festgestellt, werden üblicherweise Hörhilfen in Form von Hörgeräten verschrieben, die im Bereich des Ohrs platziert werden. Hierbei gibt es verschiedene Arten von Hörgeräten, nämlich beispielsweise solche, die hinter das Ohr oder in das Ohr gesetzt werden. Diese in der Regel batteriebetriebenen Hörgeräte umfassen üblicherweise einen Eingangswandler, einen Verstärker und einen Ausgangswandler. Die Funktion des Hörgeräts basiert im Wesentlichen darauf, dass die ankommenden Eingangssignale durch einen Verstärker verstärkt werden, so dass ein verstärktes, somit lauteres Signal abgegeben wird.
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Die bisherigen Hörgeräte basieren auf der Erkenntnis, dass der gesunde Mensch in einem vorgegebenen Frequenzbereich hört und ein Hörgeschädigter über den gesamten oder über einen Teil des hörbaren Frequenzbereichs weniger als ein gesunder Mensch hört. Die Lautstärke der akustischen Signale in dem geschädigten Frequenzbereich muss bei der Person mit einer Hörstörung größer sein als bei einem gesunden Menschen, um ein Signal überhaupt hören zu können. Da die Hörstörung oder Hörschwäche einer Person in der Regel nicht den gesamten Frequenzbereich betrifft, ist es Ziel der Hörgeräte, nur gezielt die Frequenzbereiche, in denen der Hörgeschädigte weniger als ein gesunder Mensch hört, zu verstärken.
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Hierzu ist es notwendig, das Hörspektrum der betroffenen Person zu ermitteln. Bei der Bestimmung des Hörspektrums hört die Testperson Töne in verschiedenen Frequenzen und Lautstärken. Die Lautstärke jedes Tons wird so lange erhöht, bis die Testperson einen Ton wahrnimmt. Aus diesen Daten wird dann das frequenzabhängige Hörvermögen bestimmt. Das auf diese Weise bestimmte Hörvermögen wird als peripheres Hörvermögen bezeichnet. Anstelle von Tönen können hier auch Klangbilder, wie etwa in der
DE 43 38 215 A1 beschrieben, verwendet werden.
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Ist das Hörspektrum bekannt, können gezielt die akustischen Signale in den Frequenzbändern, in denen eine Hörstörung vorliegt, mittels geeigneter Ausgangswandler verstärkt werden, sodass die betroffene Person akustische Signale mit geringer Lautstärke auch wieder in diesen Frequenzbändern hört.
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Bei diesen Verfahren zur Einstellung eines Hörgeräts wird die Verstärkung von bestimmten Frequenzbereichen somit anhand der notwendigen Lautstärke der von der Testperson gehörten Töne in einer bestimmten Frequenz festgelegt.
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Die
CH 712 635 A2 und
US 2016 / 0 324 448 A1 beschreiben Verfahren, bei denen neben dem reinen Hörbarkeitstest von Signalen auch Unterscheidbarkeitstests und Erkennungstests von Buchstabenfolgen wie etwa Phonemen, Logatomen durchgeführt werden, um eine Hörhilfe einzustellen.
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Es wird jedoch häufig festgestellt, dass ein Hörgeschädigter trotz individueller Korrektur seines Hörspektrums mit Hilfe von Hörgeräten zu der Aussage kommt, dass er nicht besser hört bzw. nicht besser versteht. Er stellt lediglich fest, dass alles lauter ist.
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Weiterhin stellen, wie in der
US 9 795 325 B1 beschrieben, Träger von Hörhilfen manchmal fest, dass sich beispielsweise eine Stimme fremd anhört, wenn die Hörhilfe getragen wird, so dass die
US 9 795 325 B1 hier eine entsprechende Anpassung einer Hörhilfe vorschlägt. Darüber hinaus sieht die
US 9 795 325 B1 ein Hörtraining mit einer auf den Träger eingestellten Hörhilfe vor.
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Es ist Aufgabe der vorliegenden Erfindung, ein Verfahren zur Auswahl eines geeigneten Hörgeräts und/oder einer geeigneten Hörgeräteeinstellung angepasst an die Bedürfnisse eines Hörgeschädigten bereitzustellen, so dass der Hörgeschädigte mittels eines geeigneten Hörgeräts ein besseres Hörvermögen bzw. Hörverständnis aufweist.
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Erfindungsgemäß wird die Aufgabe durch ein Verfahren zur Auswahl eines geeigneten Hörgeräts und/oder einer geeigneten Hörgeräteeinstellung angepasst an die Bedürfnisse einer Testperson gemäß den Merkmalen des Anspruchs 1 gelöst, welches insbesondere folgende Schritte umfasst:
- Zunächst wird ein erster Hörtest bereitgestellt und durchgeführt, um die Reizschwelle für das Sprachverständnis zu ermitteln. Im nächsten Schritt wird ein zweiter Hörtest bereitgestellt und durchgeführt, um die kognitive Hörfähigkeit zu ermitteln. Hierbei wird der zweite Test zur Ermittlung der kognitiven Hörfähigkeit oberhalb der Reizschwelle für das Sprachverständnis durchgeführt. Die aus dem zweiten Hörtest erfassten Daten werden ausgewertet und die kognitive Hörfähigkeit sowie die Art und der Grad der Hörstörung bestimmt. Weiterhin werden Daten zur peripheren Hörfähigkeit der Testperson bereitgestellt. Diese Daten zur peripheren Hörfähigkeit werden mit der ermittelten kognitiven Hörfähigkeit verglichen. Auf Basis des Vergleichs der kognitiven Hörfähigkeit mit der peripheren Hörfähigkeit wird ein geeignetes Hörgerät ausgewählt und/oder eine geeignete Hörgeräteeinstellung vorgeschlagen oder vorgenommen.
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Hierbei umfasst der zweite Hörtest wenigstens einen der folgenden Tests: Test zur Bestimmung der Konzentrationsfähigkeit, Test zur Bestimmung der Lateralisierungsfähigkeit, Test zur Bestimmung der Filterfunktion, Test zur Bestimmung der Fokussierungsfähigkeit. Bei der Bestimmung der Konzentrationsfähigkeit wird überprüft, wie gut sich die Testperson auf das Sprechverstehen vor geräuschvollem Hintergrund konzentrieren kann. Bei einem Test zur Bestimmung der Lateralisierungsfähigkeit wird das räumliche Hören überprüft. In dem Test zur Bestimmung der Filterfunktion werden Informationen gesammelt, inwieweit die Testperson in der Lage ist, Sprache von Lärm zu trennen. Der Test zur Bestimmung der Fokussierungsfähigkeit betrifft die Fähigkeit, Sprache aus Sprachlärm zu erkennen.
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Vorzugsweise werden die Tests in Form von Höraufgaben durchgeführt.
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Der Erfindung liegt die Erkenntnis zugrunde, dass mit Hilfe eines Hörgeräts zwar die Lautstärke der akustischen Signale so weit erhöht wird, dass ein Hörgeschädigter wieder in der Lage ist, die akustischen Signale physikalisch wahrzunehmen. Vor allem dann, wenn die Hörschädigung bereits seit einem langen Zeitraum vorliegt, ist der Hörgeschädigte aber dann häufig nicht mehr in der Lage, die Hörsignale im Gehirn zu verarbeiten, so dass der Hörgeschädigte weiterhin das Gefühl hat, nichts zu verstehen.
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Die Ursache dieses Nichtverstehen-Könnens sind Störungen der kognitiven Hörfähigkeit. Die kognitive Hörfähigkeit beschreibt die Fähigkeit die mittels des Ohrs aufgenommenen akustischen Signale im Gehirn zu verarbeiten und in eine Wahrnehmung umzuwandeln. Eine Wahrnehmung kann das Verständnis eines Wortes oder die Erkennung der Richtung sein, aus der das akustische Signal kommt. Mittels einer gesunden kognitiven Hörfähigkeit ist eine Person somit in der Lage, Gespräche zu verstehen und Geräusche zu orten. Eine gesunde kognitive Hörfähigkeit ist jedoch auch eine Voraussetzung für eine korrekte motorische Steuerung von Körperteilen wie etwa der Hand oder der Augen.
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Kognitive Störungen können eine Vielzahl von Ursachen haben. So hat das Lebensalter einen Einfluss auf die kognitiven Hörfähigkeiten, aber auch Krankheiten oder psychische Störungen können die kognitiven Hörfähigkeiten beeinträchtigen. So vielfältig die Ursachen einer kognitiven Störung sind, genauso unterschiedlich sind deren Auswirkungen auf das Hörvermögen.
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Liegt bei einer Testperson neben einem gestörten peripheren Hörvermögen auch eine kognitive Störung des Hörvermögens vor, so führt die reine physikalische Anpassung des Hörgeräts an das periphere Hörvermögen einer gesunden Person nur zu einer bedingten Verbesserung des Hörverständnisses.
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Das erfindungsgemäße Verfahren berücksichtigt bei der Auswahl eines geeigneten Hörgeräts und einer geeigneten Hörgeräteeinstellung die kognitive Hörfähigkeit einer Testperson wie etwa eines Hörgeschädigten. Da der zweite Test zur Bestimmung der kognitiven Hörfähigkeit oberhalb der Reizschwelle für das Sprachverständnis durchgeführt wird, wird sichergestellt, dass die Testperson die akustischen Signale des Hörtests tatsächlich wahrnimmt, und somit keine Verfälschung des Tests aufgrund fehlenden peripheren Hörvermögens auftritt.
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Mit Hilfe der Bestimmung der kognitiven Hörfähigkeit lässt sich beispielsweise erkennen, ob ein Hörgeschädigter bestimmte Geräusche nicht hört oder einzelne Worte nicht versteht, weil er nicht in der Lage ist, Hintergrundgeräusche von den Hauptgeräuschen zu trennen.
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Besonders gute Ergebnisse zur Bestimmung der kognitiven Hörfähigkeit können dadurch erzielt werden, dass im ersten Hörtest zusätzlich der von der Testperson bevorzugte Klang ermittelt wird. Unter Klang werden hier hoch- oder tieftönige Signale verstanden.
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Es ist von Vorteil, dass die Daten zur peripheren Hörfähigkeit der Testperson in dem ersten Hörtest ermittelt werden, so dass die Anzahl der durchzuführenden Tests für die Testperson möglichst gering ist.
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Es hat sich als vorteilhaft erwiesen, dass bei dem beschriebenen Verfahren nach der Bestimmung der kognitiven Hörfähigkeit ein Hörtraining vorgesehen ist. Vorzugsweise wird das Hörtraining mit Hörsignalen durchgeführt, die geringfügig über der Reizschwelle für das Sprachverständnis liegen und den vom Hörgeschädigten bevorzugten Klang aufweisen.
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Zur Optimierung des Verfahrens ist es von Vorteil, dass personenbezogene Daten erfasst werden, wobei vorzugsweise anonymisierte personenbezogene Daten erfasst werden und zumindest einzelne Verfahrensschritte statistisch ausgewertet werden. Liegt eine Vielzahl von Daten in einer Datenbank vor, könnte beispielsweise auf Basis des Alters, des Geschlechts, der Berufsgruppe abgeleitet werden, mit welcher kognitiven Hörstörung mit hoher Wahrscheinlichkeit zu rechnen ist, so dass die Auswahl und die Einstellung eines geeigneten Hörgeräts unabhängig von tatsächlich durchgeführten Tests zur Ermittlung der Hörstörung schneller und präziser durchgeführt werden kann.
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Bei einem besonders bevorzugten Verfahren zur Auswahl eines geeigneten Hörgeräts und/oder einer geeigneten Hörgeräteeinstellung angepasst an die Bedürfnisse eines Hörgeschädigten sind folgende Schritte vorgesehen:
- Zunächst wird ein erster Hörtest bereitgestellt und durchgeführt, um die Reizschwelle für das Sprachverständnis zu ermitteln. Im nächsten Schritt wird ein zweiter Hörtest bereitgestellt und durchgeführt, welcher zur Ermittlung der kognitiven Hörfähigkeit dient, wobei der zweite Hörtest mit akustischen Signalen oberhalb der Reizschwelle für das Sprachverständnis durchgeführt wird und mehrere Höraufgaben umfasst, die Daten und Informationen zu wenigstens einer der folgenden Leistungen der Testperson bereitstellen: Konzentrationsfähigkeit, Lateralisierungsfähigkeit, Filterfunktion, Fokussierungsfähigkeit. Dadurch, dass der zweite Hörtest mit akustischen Signalen oberhalb der Reizschwelle für das Sprachverständnis durchgeführt wird, wird verhindert, dass die im Rahmen des zweiten Hörtests ermittelten Hörstörungen auf Störungen der peripheren Hörfähigkeit zurückzuführen sind. Die Daten des zweiten Hörtests werden erfasst und aus den Daten werden die Art und der Grad der kognitiven Hörstörung sowie der kognitiven Hörfähigkeit bestimmt. Zur Optimierung der kognitiven Hörfähigkeit werden Hörtrainingsprogramme bereitgestellt und durchgeführt. Nach der Durchführung des Hörtrainingsprogramms werden die periphere Hörfähigkeit des Hörgeschädigten bestimmt und die Daten zur peripheren Hörfähigkeit des Hörgeschädigten bereitgestellt. Nun erfolgt ein Vergleich der kognitiven Hörfähigkeit mit der peripheren Hörfähigkeit nach Durchführung des Hörtrainingsprogramms. Auf Basis des Vergleichs der kognitiven Hörfähigkeit mit der peripheren Hörfähigkeit werden nun ein geeignetes Hörgerät und/oder eine geeignete Hörgeräteeinstellung ausgewählt.
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Vorzugsweise können der erste und/oder der zweite Hörtest mittels entsprechender Softwareprogramme oder Apps vom Hörgeschädigten allein durchgeführt werden.
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Weiterhin ist es von Vorteil, dass das Hörtraining ebenfalls mittels entsprechender Softwareprogramme oder Apps vom Hörgeschädigten alleine, insbesondere zuhause durchgeführt werden kann.
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Gegenstand der vorliegenden Erfindung ist auch eine Vorrichtung zur Durchführung eines Verfahrens zur Auswahl eines geeigneten Hörgeräts und/oder einer geeigneten Hörgeräteeinstellung an die Bedürfnisse eines Hörgeschädigten nach einem der vorhergehenden Ansprüche, umfassend ein Hörgerät, ein Display, eine Steuer- und Eingabeeinheit wie etwa einen Computer oder ein Tablet und ein Softwareprogramm oder eine App, wobei das Softwareprogramm oder die App von dem Hörgeschädigten alleine bedienbar ist.
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Bevorzugte Ausführungsformen der Erfindung werden anhand der beigefügten Zeichnungen näher erläutert, in denen zeigen:
- 1 eine erste Ausführungsform eines Verfahrens,
- 2 eine zweite Ausführungsform des Verfahrens.
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Bei dem Verfahren gemäß 1 ist zunächst vorgesehen, personenbezogene Daten wie etwa Alter, Geschlecht, Berufsgruppe zu erfassen. In einem ersten Hörtest wird die Reizschwelle für das Sprachverständnis ermittelt. Hierbei wird die Mindestlautstärke für das Verstehen eines Satzes ermittelt und der Klang einer Teststimme, die die Testperson bevorzugt. Unter Klang wird hier ein tiefer, ein breitbandiger oder ein hochfrequenter Ton verstanden. Die Reizschwelle für das Sprachverständnis wird für jedes Ohr getrennt festgelegt. Sind die Mindestlautstärke und der Klang ermittelt, erfolgt ein Stereoabgleich zur Überprüfung, ob die jeweils rechts und links getestete Lautstärke und Klang richtig ermittelt wurden und das Stereohören funktioniert. Hierbei wird eine Kinderstimme verwendet und beide Ohren werden gleichzeitig geprüft.
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Wird das Sprachverständnis in Abhängigkeit von verschiedenen Frequenzbändern ermittelt, geben die in dem ersten Hörtest gewonnenen Daten einen Hinweis auf das periphere Hörvermögen.
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Im nächsten Schritt wird ein zweiter Hörtest durchgeführt. Dieser Test dient der Ermittlung der kognitiven Hörfähigkeit. Hierbei erhält die Testperson eine Vielzahl von Höraufgaben. Die akustischen Signale der Höraufgaben liegen oberhalb der Reizschwelle für das Sprachverständnis und in dem bevorzugten Klang der Testperson, so dass davon auszugehen ist, dass die Testperson keine Schwierigkeiten hat, das akustische Signal peripher bzw. physikalisch wahrzunehmen.
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Bei dem zweiten Hörtest werden mehrere Höraufgaben nacheinander durchgeführt. Die Höraufgaben dienen dazu, die Art und den Grad der kognitiven Hörstörung sowie die damit verbundene Hörfähigkeit zu ermitteln. Hierbei werden Höraufgaben bereitgestellt, die Daten und Informationen zu folgenden Leistungen der Testperson bereitstellen: Sprachverständnis vor geräuschvollem Hintergrund (Konzentrationsfähigkeit), Sprache von Lärm zu trennen (Filterfunktion), Rechts-Links-Zuordnung und Stereohören (laterales bzw. dichotisches Hören) und Sprache aus Sprachlärm zu verstehen (Fokussierungsfähigkeit).
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Um die Art und den Grad der kognitiven Hörstörung sowie die damit verbundene Hörfähigkeit zu ermitteln, können unterstützend Daten aus Fragebögen der Testperson in die Auswertung einbezogen werden.
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Allein durch diesen zweiten Test lassen sich bereits erste Aussagen treffen, welche Probleme bei einer Hörgeräteanpassung zu erwarten sind oder ob ein Hörtraining sinnvoll ist und wie lange ein solches Hörtraining voraussichtlich dauern würde.
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Vor Durchführung des ersten Hörtests oder nach Durchführung des zweiten Hörtests wird die periphere Hörfähigkeit der Testperson ermittelt.
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Nun wird die kognitive Hörfähigkeit mit der peripheren Hörfähigkeit verglichen.
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Stellt sich heraus, dass die kognitive Hörfähigkeit einer Testperson derjenigen einer gesunden Person entspricht, kann die Hörgeräteeinstellung auf Basis des ermittelten peripheren Hörspektrums eingestellt werden. Liegen jedoch kognitive Hörstörungen vor, kann dies dazu führen, dass das Hörspektrum in bestimmten Frequenzbereichen bewusst anders eingestellt wird als bei Personen mit vergleichbarer peripherer Hörstörung jedoch ohne kognitive Hörstörung. Weiterhin kann je nach Ergebnis der Bestimmung der kognitiven Hörfähigkeit ein Hörgerät aus einer Vielzahl verschiedener Hörgerätetypen mehr oder weniger geeignet sein. Ein Einstellungsgenerator schlägt auf Basis der ermittelten Daten zur kognitiven und peripheren Hörstörung ein geeignetes Hörgerät und/oder eine geeignete Hörgeräteeinstellung vor.
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Dieses Verfahren ermöglicht eine gezielte Auswahl eines Hörgerätetyps ohne zeitintensive und nervenaufreibende Testversuche des Hörgeschädigten.
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Das in 2 dargestellte Verfahren zur Auswahl eines geeigneten Hörgeräts und/oder einer geeigneten Hörgeräteeinstellung unterscheidet sich von dem in 1 dargestellten Verfahren dadurch, dass nach der Bestimmung der Art und des Grads der kognitiven Hörstörung ein Hörtrainingsprogramm durchgeführt wird. Es können ein oder mehrere Trainingsprogramme vorgesehen sein, die unterschiedliche Schwierigkeitsgrade umfassen.
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Mit Hilfe des Hörtrainingsprogramms können beispielsweise die Lateralisierungsfähigkeit, die Lautstärkedifferenzierung und Zeitauflösung sowie Klangveränderungen und Sprachdifferenzierungen vor verschiedenen Geräuschhintergründen trainiert werden. Bei einem Trainingsprogramm ist insbesondere vorgesehen, das Hörgedächtnis zu trainieren, indem ein Geräusch erzeugt wird und die Testperson dieses Geräusch einem passenden Bild aus einer Auswahl von Bildern zuordnen soll.
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Der Trainingsverlauf kann aufgezeichnet und digital ausgewertet werden.
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Auf Basis des Trainingsverlaufs kann in einem entsprechenden Einstellungsgenerator ein geeignetes Hörgerät und/oder eine geeignete Hörgeräteeinstellung ausgewählt werden. Zusätzlich kann erneut die periphere Hörfähigkeit ermittelt werden, um mittels des Einstellungsgenerators ein Hörgerät einzustellen bzw. ein geeignetes Hörgerät aufzufinden.
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Das in den 1 und 2 beschriebene Verfahren kann mittels digitaler Medien durchgeführt werden.
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Die in den 1 und 2 dargestellten Verfahren sind so konzipiert, dass zumindest der erste Hörtest, der zweite Hörtest und das Hörtraining mit Hilfe eines Hörgeräts, eines Computers mit Display und einer Software bzw. einer App von dem Hörgeschädigten durchgeführt werden können. Es versteht sich, dass anstelle eines Computers mit Display auch ein Smartphone oder andere vergleichbare geeignete Medien verwendet werden können, die ein Display sowie eine Steuer- bzw. Eingabeeinheit aufweisen.
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Da personenbezogene Daten ermittelt werden wie etwa das Alter, das Geschlecht, die Berufsgruppe, das Freizeitverhalten, können die erfassten Daten bestimmten Personengruppen zugeordnet und entsprechend ausgewertet werden. Hierdurch ergibt sich eine Vielzahl von statistischen Auswertungen, die es einem Hörakustiker ermöglichen, schnell und einfach auf Basis äußerer Parameter wie etwa Alter oder Berufsgruppe geeignete Hörgeräte aufzufinden sowie eine Einstellung eines Hörgeräts, die nahe an der optimalen Einstellung eines Hörgeräts für einen Betroffenen liegt.
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Wenn in der Beschreibung auch nur Bezug auf klassische Hörgeräte genommen wird, so kann die vorliegende Erfindung auch bei anderen Arten von Hörvorrichtungen, wie etwa Kopfhörern für Stereoanlagen, eingesetzt werden.