-
Die Erfindung betrifft eine Sichtschutzvorrichtung für ein Fahrzeug und ein Fahrzeug umfassend eine solche Sichtschutzvorrichtung.
-
Aus dem Stand der Technik sind Fahrzeuge bekannt, welche Verdunkelungs- bzw. Sonnenschutzvorrichtungen an Fahrzeugscheiben aufweisen. Diese sind meist als manuell anbringbare Sichtschutzrollos und/oder als permanent getönte Fahrzeugscheiben ausgebildet. Ferner sind Fahrzeuge bekannt, welche über im Fahrzeuginnenraum integrierte, selbstleuchtende Displays verfügen. Eine Nutzung solcher Displays und/oder eine Nutzung mobiler Endgeräte mit selbstleuchtenden Displays im Fahrzeug kann trotz vorhandener Verdunkelungs- bzw. Sonnenschutzvorrichtungen dazu führen, dass durch die Displays angezeigten Informationen durch Personen im Umfeld der Fahrzeuge erfassbar sind.
-
Des Weiteren sind aus dem Stand der Technik Kunststoffscheiben bekannt, welche über integrierte lichtstreuende Strukturen verfügen, die eingerichtet sind, in eine Stirnseite bzw. Kante dieser Scheiben eingestrahltes Licht flächig über die Seitenflächen der Scheiben abzustrahlen.
-
Es ist eine Aufgabe der vorliegenden Erfindung eine Sichtschutzvorrichtung für ein Fahrzeug und ein Fahrzeug umfassend eine solche Sichtschutzvorrichtung bereitzustellen, welche insbesondere eingerichtet sind, mittels Displays im Fahrzeug angezeigte Informationen gegenüber einem Umfeld abzuschotten.
-
Die Lösung der vorstehend identifizierten Aufgabe erfolgt durch die Merkmale der unabhängigen Ansprüche. Die Unteransprüche haben bevorzugte Weiterbildungen der Erfindung zum Inhalt.
-
Gemäß einem ersten Aspekt der vorliegenden Erfindung wird eine Sichtschutzvorrichtung für ein Fahrzeug vorgeschlagen. Die Sichtschutzvorrichtung umfasst ein Fenster eines Fahrzeugs (auch Fahrzeugscheibe genannt), eine transparenzreduzierende Vorrichtung und eine Lichtquelle, wobei die transparenzreduzierende Vorrichtung eingerichtet ist, eine Transparenz im Bereich des Fensters zu reduzieren und wobei die Lichtquelle eingerichtet ist, das Fenster derart zu beleuchten, dass zumindest ein Teil eines durch die Lichtquelle erzeugten Lichtes mittels des Fensters flächig in ein Umfeld des Fensters abgestrahlt wird. Die transparenzreduzierende Vorrichtung kann eine Dämpfung (Graufiltereffekt) und/oder eine Streuung (wie bei einer satinierten Oberfläche) des Lichtes bewirken, welches durch die Fläche des Fensters eintritt bzw. austritt. Die Lichtquelle umfasst bevorzugt eine oder eine Mehrzahl von LEDs. Alternativ oder zusätzlich kann die Lichtquelle auch auf Basis davon abweichender Leuchtmittel wie Glühlampen und/oder Halogenlampen und/oder Leuchtstofflampen usw. ausgebildet sein.
-
Vorzugsweise ist die transparenzreduzierende Vorrichtung eine mit dem Fenster in Kontakt stehende Folie, welche insbesondere eingerichtet ist, mittels einer elektrischen Ansteuerung verdunkelt und/oder getrübt zu werden. Anstelle einer elektrisch ansteuerbaren Folie ist es auch möglich, eine Folie einzusetzen, die eine dauerhafte Verdunkelung und/oder Trübung erzeugt (z. B. eine Tönungsfolie). Eine solche Folie (elektrisch ansteuerbar oder nicht elektrisch ansteuerbar) kann an einer der Seitenflächen des Fensters und/oder im inneren des Fensters (integriert in einen Schichtaufbau oder auch Sandwich-Aufbau) angeordnet sein. Alternativ oder zusätzlich ist die transparenzreduzierende Vorrichtung eine verdunkelnde und/oder trübende Schicht des Fensters selbst, welche beispielweise mittels einer Oberflächenbehandlung und/oder einer Beschichtung des Fensters erzeugt wird. Weiter alternativ oder zusätzlich ist die transparenzreduzierende Vorrichtung ein elektromechanisch ansteuerbarer Vorhang und/oder ein elektromechanisch ansteuerbares Rollo.
-
Besonders vorteilhaft ist die Lichtquelle eingerichtet, Licht in eine Stirnseite (bzw. eine Kante) des Fensters einzukoppeln, wobei das Fenster und/oder eine mit dem Fenster in Kontakt stehende Folie über lichtauskoppelnde Strukturen verfügt, die eingerichtet sind, das eingekoppelte Licht zumindest anteilig in ein Umfeld des Fensters abzustrahlen. Hierfür kann beispielsweise ein aus dem Stand der Technik bekanntes Plexiglas umfassend solche lichtauskoppelnden bzw. lichtstreuenden Strukturen verwendet werden. Alternativ oder zusätzlich ist die Lichtquelle eingerichtet, das Licht in einem vordefinierten Winkel auf das Fenster abzustrahlen, so dass es durch das Fenster in ein Umfeld des Fensters reflektiert wird. Vorzugsweise ist die Lichtquelle abseits des Fensters im Bereich einer beliebigen Kante des Fensters in einem vordefinierten Abstand zur Fensterfläche angeordnet, so dass die Fensterfläche unter dem vordefinierten Winkel beleuchtbar ist. Insbesondere in einem Fall, in dem das Fenster eine vordefinierte Krümmung aufweist, ist eine Verwendung einer Mehrzahl von Lichtquellen an einer Mehrzahl von Kanten des Fensters vorteilhaft, so dass trotz der Krümmung eine im Wesentlichen einheitliche, flächige Abstrahlung des Lichtes durch das Fenster ermöglicht wird.
-
Um eine optimale Reflexion des Lichtes am Fenster zu ermöglichen, weist das Fenster auf einer durch die Lichtquelle im vordefinierten Winkel beleuchteten Seite eine teilreflektierende Schicht auf. Diese ist als teilreflektierende Folie und/oder teilreflektierende Oberflächenbeschichtung ausbildbar.
-
In einer vorteilhaften Ausgestaltung der erfindungsgemäßen Sichtschutzvorrichtung umfasst das Fenster ein Glas und/oder einen Kunststoff und/oder einen Verbundstoff.
-
Insbesondere bevorzugt umfasst die Sichtschutzvorrichtung zusätzlich eine Auswerteinheit, wobei die Auswerteeinheit eingerichtet ist, die Lichtquelle und/oder die transparenzreduzierende Vorrichtung in Abhängigkeit vordefinierter Aktivierungsbedingungen zu aktivieren und zu deaktivieren. Die Auswerteeinheit kann beispielsweise als ASIC, FPGA, Prozessor, digitaler Signalprozessor, Mikrocontroller, o. ä., ausgestaltet sein und elektrisch mit der Lichtquelle und/oder der transparenzreduzierenden Vorrichtung verbunden sein. Darüber hinaus ist es denkbar, ein Ausmaß der transparenzreduzierenden Wirkung der transparenzreduzierenden Vorrichtung und/oder eine Beleuchtungsstärke der Lichtquelle in Abhängigkeit vorliegender Randbedingungen zu erhöhen bzw. zu reduzieren.
-
Vorteilhaft umfassen die Aktivierungsbedingungen eine Verwendung eines aktiven Displays im Fahrzeug und/oder eine Unterschreitung einer Mindestumgebungshelligkeit des Fahrzeugs. Eine Information über ein oder mehrere aktive Displays im Fahrzeugs ist beispielsweise mittels einer Kamera und/oder eines Helligkeitssensors erfassbar, welche bevorzugt in der Fahrgastzelle des Fahrzeugs angeordnet sind. Darüber hinaus ist auch denkbar, eine solche Information von einem aktiven Display selbst und/oder einem mit dem aktiven Display gekoppelten Steuergerät über ein Bordnetz des Fahrzeugs zu empfangen. Ferner ist es auch möglich, eine Information über ein aktives Display von einem mobilen Endgerät eines Benutzers im Fahrzeug zu empfangen. Eine Unterschreitung einer Mindestumgebungshelligkeit lässt sich u. a. auf Basis einer Kamera und/oder eines Helligkeitssensors ermitteln, welche in ein Umfeld des Fahrzeugs ausgerichtet sind. Die Mindestumgebungshelligkeit wird bevorzugt in Bezug zu einer Helligkeit eines aktiven Displays im Fahrzeug festgelegt bzw. ermittelt. Bei einer gleichzeitigen Verwendung einer Mehrzahl aktiver Displays im Fahrzeug orientiert sich die Mindestumgebungshelligkeit bevorzugt an demjenigen Display, welches jeweils die höchste Helligkeit aufweist. Alternativ oder zusätzlich umfassen die Aktivierungsbedingungen eine Unterschreitung einer Mindestgeschwindigkeit des Fahrzeugs und/oder ein Befahren vordefinierter Orte durch das Fahrzeug (z. B. Aktvieren der Sichtschutzvorrichtung nur im Stadtverkehr und/oder nur in Übereinstimmung mit Ländervorgaben usw.) und/oder eine Annäherung weiterer Verkehrsteilnehmer an das Fahrzeug (z. B. mittels eines Umfelderfassungssystems des Fahrzeugs erfassbar) und/oder eine Überschreitung eines Mindestverkehrsaufkommens im Umfeld des Fahrzeugs.
-
Gemäß einem zweiten Aspekt der vorliegenden Erfindung wird ein Fahrzeug umfassend eine erfindungsgemäße Sichtschutzvorrichtung vorgeschlagen. Das Fahrzeug kann beispielsweise ein Straßenfahrzeug (z.B. Motorrad, PKW, Transporter, LKW) oder ein Schienenfahrzeug sein. Die Merkmale, Merkmalskombinationen sowie die sich aus diesen ergebenden Vorteile entsprechen den in Verbindung mit dem erstgenannten Erfindungsaspekt ausgeführten derart ersichtlich, dass zur Vermeidung von Wiederholungen auf die obigen Ausführungen verwiesen wird.
-
Vorzugsweise ist das Fenster der Sichtschutzvorrichtung ein Seitenscheibe und/oder eine Heckscheibe des Fahrzeugs, ohne das Fenster dadurch auf vorgenannte Scheiben des Fahrzeugs zu beschränken. Aufgrund einer üblichen Ausrichtung in das Fahrzeug integrierter Displays und einer üblichen Ausrichtung durch Insassen im Fahrzeug verwendeter mobiler Endgeräte in Richtung des Hecks des Fahrzeugs, stellen die Positionen der Seitenscheiben und/oder die Position der Heckscheibe im Fahrzeugs entsprechend die bevorzugten Positionen zur Anordnung der erfindungsgemäßen Sichtschutzvorrichtung dar.
-
Vorteilhaft ist die transparenzreduzierende Vorrichtung auf einer der Fahrgastzelle des Fahrzeugs zugewandten Seite des Fensters am Fenster angeordnet (z. B. bei einer Verwendung einer verdunkelnden und/oder trübenden Folie und/oder Beschichtung). Alternativ oder zusätzlich ist die transparenzreduzierende Vorrichtung auf einer der Fahrgastzelle des Fahrzeugs zugewandten Seite des Fensters in einem vordefinierten Abstand zum Fenster angeordnet (z B. bei einer Verwendung eines Rollos und/oder eines Vorhangs).
-
Die Sichtschutzvorrichtung des Fahrzeugs ist weiter bevorzugt eingerichtet, das Licht der Lichtquelle zumindest anteilig in ein Umfeld des Fahrzeugs abzustrahlen. Hierdurch wird, durch die Kombination mit der transparenzreduzierenden Vorrichtung, der vorteilhafte Effekt erzielt, das im Fahrzeug durch aktive Displays angezeigte Informationen nicht oder nur deutlich erschwert aus dem Umfeld des Fahrzeugs erfassbar sind.
-
Weitere Einzelheiten, Merkmale und Vorteile der Erfindung ergeben sich aus der nachfolgenden Beschreibung und den Figuren. Es zeigen:
- 1 eine schematische Übersicht über Komponenten einer erfindungsgemäßen Sichtschutzvorrichtung in einer ersten Ausführungsform;
- 2 eine schematische Übersicht über Komponenten einer erfindungsgemäßen Sichtschutzvorrichtung in einer zweiten Ausführungsform in Verbindung mit einem Fahrzeug; und
- 3 eine schematische Querschnittsansicht einer erfindungsgemäßen Sichtschutzvorrichtung in einer dritten Ausführungsform in Verbindung mit einem Fahrzeug.
-
1 zeigt eine schematische Übersicht über Komponenten einer erfindungsgemäßen Sichtschutzvorrichtung in einer ersten Ausführungsform. Die Sichtschutzvorrichtung umfasst ein Fenster 10, welches hier in Form einer Seitenscheibe für ein (nicht gezeigtes) Fahrzeug ausgebildet ist. Das Fenster 10, welches hier aus einem transparenten Kunststoff hergestellt ist, weist an einer der Seitenflächen des Fenster 10 eine transparenzreduzierende Folie 20 auf, welche mittels eines Klebemittels stoffschlüssig mit dem Fenster 10 verbunden ist. Die transparenzreduzierende Folie 20 ist durch eine elektrische Ansteuerung von einem transparenten Zustand in einen getrübten Zustand überführbar und durch eine Beendigung der elektrischen Ansteuerung wieder in den transparenten Zustand überführbar. Das Fenster 10 verfügt über lichtauskoppelnde Strukturen 40, welche eingerichtet sind, in eine Stirnseite 12 des Fensters 10 eingekoppeltes Licht, flächig aus dem Fenster 10 in ein Umfeld des Fensters 10 abzustrahlen (durch die Pfeile in 1 angedeutet). Im Bereich der Stirnseite 12 des Fensters 10 ist eine LED-Leiste 30 angeordnet, welche eingerichtet ist, Licht über die Stirnseite 12 in das Fenster 10 einzukoppeln. Die LED-Leiste 30 und die transparenzreduzierende Folie 20 sind jeweils elektrisch mit einer Auswerteeinheit 50 verbunden, welche hier als Mikrocontroller ausgebildet ist. Die Auswerteeinheit 50 ist eingerichtet, die LED-Leiste 30 und die transparenzreduzierende Folie 20 in Abhängigkeit vordefinierter Aktivierungsbedingungen gleichzeitig zu aktivieren und zu deaktivieren. Die vordefinierten Aktivierungsbedingungen sind in einer (nicht gezeigten) Speichereinheit abgelegt, welche informationstechnisch mit der Auswerteeinheit 50 verbunden ist. Die vordefinierten Aktivierungsbedingen werden durch die Auswerteeinheit 50 mit Informationen eines Eingangssignals 80 abgeglichen, welches durch die vordefinierten Aktivierungsbedingungen zu bewertende Zustände repräsentiert.
-
2 zeigt eine schematische Übersicht über Komponenten einer erfindungsgemäßen Sichtschutzvorrichtung in einer zweiten Ausführungsform in Verbindung mit einem Fahrzeug 60. In dieser Ausführungsform sind an einer Fondscheibe des Fahrzeugs 60, welche hier die erfindungsgemäße Sichtschutzvorrichtung repräsentiert, jeweils an einer oberen Kante und an einer unteren Kante eines aus Glas hergestellten Fensters 10, Lichtquellen 30 vorgesehen, welche eingerichtet sind, das Fenster 10 an einer Außenseite des Fahrzeugs 60 zu beleuchten. Das Fenster 10 verfügt auf der Außenseite über eine teilreflektierende Beschichtung, so dass das Licht der beiden Lichtquellen 30 durch das Fenster 10 im Wesentlichen flächig in ein Umfeld des Fahrzeugs 60 reflektiert wird.
-
3 zeigt eine schematische Querschnittsansicht einer erfindungsgemäßen Sichtschutzvorrichtung in einer dritten Ausführungsform in Verbindung mit einem Fahrzeug 60. Die Querschnittsansicht repräsentiert einen Querschnitt des Fahrzeugs 60 im Bereich des Fonds des Fahrzeugs 60. Gezeigt ist eine erfindungsgemäße Sichtschutzvorrichtung im Bereich einer rechten Fondscheibe 10 des Fahrzeugs 60. Die Fondscheibe verfügt wie in 1 über lichtauskoppelnde Strukturen 40, welche durch eine an einer Stirnseite der Fondscheibe 10 angeordnete LED-Lichtquelle 30 beleuchtbar sind. Das Licht wird durch die lichtauskoppelnden Strukturen 40 im Wesentlichen flächig in ein Umfeld es Fahrzeugs 60 abgestrahlt. Im Unterschied zu 1 ist eine transparenzreduzierende Vorrichtung 20 der erfindungsgemäßen Sichtschutzvorrichtung hier in Form eines der Fondscheibe 10 vorgelagerten Rollos ausgebildet.
-
Bezugszeichenliste
-
- 10
- Fenster
- 12
- Stirnseite
- 20
- transparenzreduzierende Vorrichtung
- 30
- Lichtquelle
- 40
- lichtauskoppelnde Struktur
- 50
- Auswerteeinheit
- 60
- Fahrzeug
- 70
- Fahrgastzelle
- 80
- Eingangssignal