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Die Erfindung betrifft ein Verfahren für ein Fahrzeuginsassen-Schutzsystem in einem Fahrzeug, wobei das Fahrzeuginsassen-Schutzsystem zumindest ein Sicherheitsgurtsystem mit einen ausziehbaren Sicherheitsgurt umfasst. Des Weiteren betrifft die Erfindung ein Fahrzeuginsassen-Schutzsystem für den Schutz eines Fahrzeuginsassen in einem Fahrzeug sowie ein Fahrzeug mit einem solchen F ahrzeuginsassen-Schutzsystem.
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Fahrzeuginsassen-Schutzsysteme mit Sicherheitsgurtsystemen für Fahrzeuge sind grundsätzlich bekannt. Diese haben die Funktion, einen mit dem Sicherheitsgurt angegurteten Fahrzeuginsassen bei großen auf den Fahrzeuginsassen wirkenden Kräften, beispielsweise bei einer Vollbremsung oder einem Crash, im Sitz zurückzuhalten und auf diese Weise die Sicherheit zu erhöhen.
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Weiterhin sind aus dem Stand der Technik automatische Notrufsysteme bekannt (sogenannte eCall-Systeme), die eine automatische Übermittlung eines festgestellten Unfalls beispielsweise an eine Rettungsleitstelle ermöglichen, sofern ein Unfall durch in dem Fahrzeug angeordneten Sensoren erkannt oder ein Gassack eines Airbagsystems des Fahrzeuginsassen-Schutzsystems aktiviert wird.
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Aufgabe der Erfindung ist es, ein Verfahren bereitzustellen, mittels dem die Funktionen eines automatischen Notrufsystems verbessert werden können. Aufgabe der Erfindung ist es ferner, ein Fahrzeuginsassen-Schutzsystem bereitzustellen, das dazu ausgebildet ist, ein solches Verfahren auszuführen, um eine verbesserte Schutzwirkung zu gewährleisten.
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Zur Lösung der Aufgabe ist ein Verfahren für ein Fahrzeuginsassen-Schutzsystem in einem Fahrzeug vorgesehen, wobei das Fahrzeuginsassen-Schutzsystem zumindest ein Sicherheitsgurtsystem, ein automatisches Notrufsystem, Sensoren zur Erkennung einer Unfall- und/oder Rückhaltesituation und eine Steuereinheit umfasst, wobei das Sicherheitsgurtsystem einen ausziehbaren Sicherheitsgurt und eine Gurtbandauszugmesseinrichtung umfasst. Das Verfahren weist die folgenden Schritte auf:
- a) Erkennen eines Unfalls und/oder einer Rückhaltesituation mittels der Sensoren zur Erkennung einer Unfall- und/oder Rückhaltesituation,
- b) Ermitteln des Gurtbandauszugs mittels der Gurtbandauszugmesseinrichtung, insbesondere bereits während des Unfalls und/oder der Rückhaltesituation,
- c) Einstufen einer voraussichtlichen Verletzungsschwere des Fahrzeuginsassen anhand des ermittelten Gurtbandauszugs durch die Steuereinheit,
- d) Übermitteln des festgestellten Gurtbandauszugs und/oder der eingestuften Verletzungsschwere des Fahrzeuginsassen an das automatische Notrufsystem.
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Über den Gurtbandauszug kann gemäß dem erfindungsgemäßen Verfahren, sofern der Fahrzeuginsasse ordnungsgemäß angegurtet ist, bei einem Unfall und/oder in einer Rückhaltesituation eine zu erwartende Verletzungsschwere des Fahrzeuginsassen ermittelt werden. Dies kann anschließend von dem automatischen Notrufsystem übertragen und beispielsweise an eine Rettungsleitstelle weitergeleitet werden. Dadurch erhält die Rettungsleitstelle zusätzliche Informationen, die insbesondere eine verbesserte Alarmierung von Rettungskräften ermöglicht.
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„Ordnungsgemäß“ bedeutet hierbei im Sinne der Erfindung, dass das Gurtband des Sicherheitsgurts so verläuft und sich der Fahrzeuginsasse in einer Sitzposition befindet, dass das Sicherheitsgurtsystem und gegebenenfalls weitere vorhandene Rückhaltesysteme, wie beispielsweise ein Airbagsystem mit einem aufblasbaren Gassack, eine hohe Schutzwirkung bereitstellt bzw. eine hohe Sicherheit gewährleistet. Insbesondere verläuft das Gurtband hierbei entgegengesetzt zum Sitz über den Fahrzeuginsassen, d.h. der Fahrzeuginsasse ist zwischen dem Gurt und dem Sitz angeordnet und befindet sich in einer Sitzposition, in der sein Rücken in Kontakt zu der Rückenlehen des Fahrzeugsitzes steht.
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Die Relation zwischen dem Gurtbandauszug, insbesondere der Gurtbandauszugslänge sowie der Gurtbandauszugsgeschwindigkeit, und der Verletzungsschwere des Fahrzeuginsassen basiert hierbei insbesondere auf empirisch und/oder simulatorisch ermittelten Daten, die in als Matrix in der Steuereinheit des Fahrzeuginsassen-Schutzsystems hinterlegt sind.
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Weiterhin kann vorgesehen sein, dass bei der Einstufung der Verletzungsschwere des Fahrzeuginsassen auch ein Gewichts/ein Masse des Fahrzeuginsassen durch die Steuereinheit herangezogen wird. Die Ermittlung des Gewichts/der Masse des Fahrzeuginsassen kann beispielsweise über einen im Fahrzeugsitz angeordneten Sensor erfolgen.
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In einer bevorzugten Ausführungsform wird der Gurtbandauszug mittels der Gurtbandauszugmesseinrichtung bereits dann ermittelt wird, sofern durch den Sensor zur Erkennung einer Unfall- und/oder Rückhaltesituation und/oder eine Fahrzeugsensorik des Fahrzeugs eine Pre-Crash-Phase erkannt wird. Die Fahrzeugsensorik des Fahrzeugs kann beispielsweise Beschleunigungssensoren und/oder Systeme zur Überwachung der Fahrzeugumgebung, wie etwa Kamera-, Radar- und/oder Lidar-Systeme, umfassen, die hierfür mit der Steuereinheit signalübertragend verbunden sind.
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Die Steuereinheit des Fahrzeuginsassen-Schutzsystem kann als eine separate Steuereinheit zu einer Fahrzeugsteuereinheit des Fahrzeugs ausgebildet sein oder alternativ in die Fahrzeugsteuereinheit, insbesondere den Bordcomputer des Fahrzeugs, integriert sein. Sofern die Steuereinheit separat von der Fahrzeugsteuereinheit ausgebildet ist, ist die Steuereinheit vorzugsweise so ausgebildet, dass sie mit dieser kommunizieren und Daten austauschen kann.
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Weiterhin kann vorgesehen sein, dass der Gurtbandauszugs durch die Gurtbandauszugmesseinrichtung permanent ermittelt wird und das Einstufen einer voraussichtlichen Verletzungsschwere des Fahrzeuginsassen anhand des ermittelten Gurtbandauszugs durch die Steuereinheit erfolgt, sobald ein Unfall und/oder einer Rückhaltesituation mittels der Sensoren zur Erkennung einer Unfall- und/oder Rückhaltesituation festgestellt wird.
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In einer Ausführungsform kann der Gurtbandauszug mittels der Gurtbandauszugmesseinrichtung zudem auch nach dem Eintritt der Unfall- und/oder der Rückhaltesituation weiterhin gemessen werden. Der dabei ermittelte Gurtbandauszug kann durch die Steuereinheit ebenfalls an das automatische Notrufsystem übermittelt werden. Vorzugsweise können diese Daten durch das das automatische Notrufsystem ebenfalls an eine Rettungsleitstelle übermittelt werden. Beispielsweise kann nach einem Unfall ein ausgezogenes Gurtband ohne erneuten Gurtbandeinzug und/oder Gurtbandauszug (das heißt es findet nachdem Unfall keine Gurtbandbewegung statt) auf eine schwerere Verletzung oder eine Bewusstlosigkeit des Fahrzeuginsassen hinweisen.
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In einer Ausführungsform kann vorgesehen sein, eine Übermittlung der Einstufung der voraussichtlichen Verletzungsschwere des Fahrzeuginsassen durch die Steuereinheit an das automatische Notrufsystem nur erfolgt, sofern die Unfall- und/oder Rückhaltesituation zu einer Aktivierung eines Rückhalteelements des Sicherheitsgurtsystems, insbesondere eines irreversiblen Gurtstraffers, und/oder eines weiteren Rückhaltesystems, insbesondere eines Airbagsystems, des Fahrzeuginsassen-Schutzsystems geführt hat. Bei Vorliegen einer derartigen Situation erfolgt vorzugsweise eine automatische Übermittlung der Unfalldaten durch das automatische Notrufsystem beispielsweise an eine Rettungsleitstelle, durch die etwa eine anschließende Alarmierung von Einsatzkräften ermöglicht wird.
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Der Gurtbandauszug wird durch die Gurtbandauszugmesseinrichtung vorzugsweise in einem relativen Messverfahren gemessen, beispielsweise durch einen Spulensensor. Relativ bedeutet hierbei, dass jeweils nur die Länge und die Geschwindigkeit des Gurtbandauszugs während einer Gurtbandbewegung gemessen beziehungsweise ermittelt werden, jedoch beispielsweise nicht bekannt ist, wie weit das Gurtband bezogen auf eine Ablageposition, in der Sicherheitsgurt nicht in Benutzung ist, genau ausgezogen ist. Eine relative Messung des Gurtbandauszugs ist ausreichend, da hierüber die jeweilige aktuell hervorgerufene Verlagerung des Fahrzeuginsassen ausreichend genau bestimmt werden kann.
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Alternativ kann der Gurtbandauszug durch die Gurtbandauszugmesseinrichtung auch absolut oder quasi absolut gemessen werden. Absolut bedeutet hierbei, dass jede Umdrehung der Gurtspule bzw. jeder Gurtbandabschnitt, der ausgezogen wird, wird erfasst, wodurch immer genau bekannt ist, wie weit das Gurtband ausgezogen ist. Quasi absolut bedeutet, dass die Gurtbandauszugmesseinrichtung immer aktiv ist, dass heißt, sie „schläft nicht“ bzw. hat keinen Stand-By Modus, in dem nicht gemessen wird. Auf diese Weise kann verhindert werden, dass Gurtband ausgezogen oder aufgewickelt werden kann, ohne dass dies vom Sicherheitsgurtsystem erfasst wird. Somit ist der tatsächliche Gurtbandauszug jederzeit bekannt und/oder zuverlässig ermittelbar. Dies ist insbesondere von Vorteil, falls durch den ermittelten Gurtbandauszug in weiteren Verfahren weitere Bedingungen überprüft werden sollen, beispielsweise ob ein Fahrzeuginsassen ordnungsgemäß angeschnallt ist (sogenannte Misuse-Detection) und/oder ob sich der Fahrzeuginsasse in einer nicht ordnungsgemäßen Sitzposition auf dem Fahrzeugsitz befindet (sogenannte Out-of-Position-Detection).
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Der Sensor und/oder eine Messskala der Gurtbandmesseinrichtung sind vorzugsweise auf dem Gurtband oder in dem Gurtaufroller auf der Achse, dem Zahnrad oder der Steuerscheibe angebracht bzw. angeordnet.
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Das Fahrzeuginsassen-Schutzsystem kann mehrere Sicherheitsgurtsysteme umfassen. Zudem kann vorgesehen sein, dass einem Sicherheitsgurtsystem mehrere Sicherheitsgurte zugeordnet sind. Vorzugsweise weisen sämtliche Sicherheitsgurtsysteme und/oder Sicherheitsgurte des Fahrzeuginsassen-Schutzsystems eine Gurtbandauszugmesseinrichtung auf, sodass bei einem Unfall und/oder in einer Rückhaltesituation für sämtliche Fahrzeuginsassen in dem Fahrzeug eine voraussichtliche Verletzungsschwere eingestuft werden kann.
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Erfindungsgemäß ist zur Lösung der oben genannten Aufgabe auch ein Fahrzeuginsassen-Schutzsystem für den Schutz eines Fahrzeuginsassen in einem Fahrzeug vorgesehen, das ein Sicherheitsgurtsystem, ein automatisches Notrufsystem, einen Sensor zur Erkennung einer Unfall- und/oder Rückhaltesituation und eine Steuereinheit umfasst und das Sicherheitsgurtsystem einen ausziehbaren Sicherheitsgurt und eine Gurtbandauszugmesseinrichtung umfasst, wobei de Steuereinheit dazu eingerichtet ist, das erfindungsgemäße Verfahren auszuführen. Das Fahrzeuginsassen-Schutzsystem und das Sicherheitsgurtsystem des Fahrzeuginsassen-Schutzsystems weisen die entsprechenden Vorteile des zuvor genannten Verfahrens auf.
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In einer bevorzugten Ausführungsform umfasst das Fahrzeuginsassen-Schutzsystem zumindest ein weiteres Rückhaltesystem. Das weitere Rückhaltesystem kann beispielsweise ein Airbagsystem mit zumindest einem Gassackmodul mit einem Gassack umfassen.
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Des Weiteren ist erfindungsgemäß zur Lösung der oben genannten Aufgabe ein Fahrzeug vorgesehen, das ein erfindungsgemäßes Fahrzeuginsassen-Schutzsystem mit den zuvor genannten Vorteilen umfasst.
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Weitere Vorteile und Merkmale ergeben sich aus der nachfolgenden Beschreibung sowie aus der beigefügten Zeichnung. Die einzige Zeichnung zeigt:
- - in einer schematischen Darstellung ein erfindungsgemäßes Fahrzeug mit einem erfindungsgemäßen Sicherheitsgurtsystem.
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In der Figur ist ein Fahrzeuginsassen-Schutzsystem 2 mit einem Sicherheitsgurtsystem 10 und einem weiteren Rückhaltesystem 11 für einen Fahrzeuginsassen 12 in einem Fahrzeug 14, das hier ein PKW ist, gezeigt. Das weitere Rückhaltesystem 11 ist hier als ein Airbagsystem mit einem Gassackmodul 40 mit einem adaptiven Gassack 42 ausgebildet. Der Fahrzeuginsasse 12 sitzt auf einem Fahrersitz 16 des Fahrzeugs 14. Das Fahrzeug 14 hat einen Antrieb zum Beschleunigen des Fahrzeugs 14 sowie einen Bremseinrichtung zum Abbremsen des Fahrzeugs 14. Weiterhin umfasst das Fahrzeuginsassen-Schutzsystem 2 ein automatisches Notrufsystem 46, einen Sensor 48 zur Erkennung einer Unfall- und/oder Rückhaltesituation sowie weitere Fahrzeugsensoren 44, die hier als eine innenraumüberwachende Kamera 44 ausgebildet sind.
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Vorzugsweise kann das Fahrzeuginsassen-Schutzsystem 2 mit dem Sicherheitsgurtsystem 10 und/oder dem weiteren Rückhaltesystem 11 für beliebige Fahrzeugsitze 16 in einem Fahrzeug 14 vorgesehen sein, um den entsprechenden Fahrzeuginsassen 12 in einem Rückhaltefall, wie einem Unfall/Crash, zu schützen.
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Insbesondere ist das Fahrzeuginsassen-Schutzsystem 2 zum Einsatz in beliebigen Fahrzeugen geeignet, insbesondere autonom fahrenden Fahrzeugen.
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Das Sicherheitsgurtsystem 10 umfasst einen Sicherheitsgurt 18 mit einem Gurtband 20 und einer Steckzunge 22 sowie ein Gurtschloss 24, mit dem die Steckzunge 22 verrasten kann. Das Gurtband 20 dient dazu, den Fahrzeuginsasse 12 im Fahrersitz 16 zurückzuhalten, wenn das Gurtschloss 24 geschlossen ist. Das Gurtschloss 24 wird geschlossen, indem die Steckzunge 22 in das Gurtschloss 24 eingeführt wird und mit diesem verrastet.
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In einer alternativen Ausführungsform kann der Sicherheitsgurt 18 einen beliebigen Verschluss aufweisen und in beliebiger Weise verschließbar sein.
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Ferner umfasst das Sicherheitsgurtsystem 10 einen Gurtaufroller 26 mit einer Gurtspule 28, auf der das Gurtband 20 zum Teil aufgewickelt ist, und die eine Zugkraft auf das Gurtband 20 ausübt. Das Gurtband 20 und damit der Sicherheitsgurt 18 sind auf diese Weise ausziehbar im Fahrzeug 14 aufgenommen. Das dargestellte Sicherheitsgurtsystem 10 umfasst weiterhin einen Gurtstraffer 38, der mit der Gurtspule 28 in Wirkverbindung steht.
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In einer alternativen Ausführungsform kann das Gurtband 20 in beliebiger Weise ausziehbar bereitgestellt werden.
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Die Gurtspule 28 weist eine Gurtbandauszugmesseinrichtung 30, beispielsweise in Form eines Spulenrotationssensors auf, mittels dem die Rotation der Gurtspule 28 und damit die Länge und Geschwindigkeit des aktuell ausgezogenen Gurtbands 20, dem sogenannten Gurtbandauszug, erfasst wird. Die Ermittlung des Gurtbandauszugs kann insbesondere durch eine relative Messung erfolgen, wobei nicht die die Länge des Teils des Gurtbands 20, der bereits von der Gurtspule 28 abgewickelt ist, genmessen wird, sondern der Bezugspunkt vorzugsweise jeweils durch den Gurtbandauszug zum Beginn der Messung gegeben ist. Dies hat den Vorteil, dass für eine relative Messung eine einfachere Gurtbandauszugsmesseinrichtung eingesetzt werden kann.
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Alternativ kann die Messung auch absolut oder quasi absolut erfolgen, bei dem die Länge des Teils des Gurtbands 20, der von der Gurtspule 28 abgewickelt ist, gemessen wird. Eine derartige Messung, bei der der genaue Gurtbandauszug bekannt ist, erfolgt in der Regel durch eine absolute Messung.
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Grundsätzlich kann die Gurtbandauszugmesseinrichtung 30 eine beliebige Einrichtung sein, die zum Ermitteln des Gurtbandauszugs eingerichtet ist. Beispielsweise kann die Gurtbandauszugsmesseinrichtung 30 indirekte oder direkte Messsensoren umfassen, die bspw. durch direktes Abtasten (bspw. über ein Reibrad) und/oder indirektes Abtasten (bspw. über einen Lasersensor, der eine auf und/oder in das Gurtband integrierte Messskala abtastet) den Gurtbandauszug messen.
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Das dargestellte Fahrzeug 14 umfasst ferner eine Ausgabeeinrichtung 34 in Form eines Anzeigeelements, das dazu geeignet ist, Informationen an den Fahrzeuginsassen 12, beispielsweise auf akustischem, optischem und/oder haptischem Wege weiterzugeben. Beispielsweise kann der Fahrzeuginsasse 12 über die Ausgabeeinrichtung darauf hingewiesen, dass er den Sicherheitsgurt 18 nicht angelegt hat. Selbstverständlich kann die Ausgabeeinrichtung 34 an jedem Ort im Fahrzeug 14 angeordnet sein, der zur Übermittlung der Informationen an den Fahrzeuginsassen 12 geeignet ist. Zusätzlich oder alternativ kann die Ausgabeeinrichtung 34 durch bereits im Fahrzeug 14 vorhandene Ausgabeeinrichtungen, wie Lautsprecher, bereitgestellt werden oder in diese integriert sein, beispielsweise in eine Instrumententafel des Fahrzeugs 14.
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Die Gurtbandauszugmesseinrichtung 30, der Drucksensor 32, die Ausgabeeinrichtung 34, die weiteren Fahrzeugsensoren 44 das automatische Notrufsystem 46 und der Sensor 48 zur Erkennung einer Unfall- und/oder Rückhaltesituation sind mit einer Steuereinheit 36 des Fahrzeuginsassen-Schutzsystems 2 signalübertragend verbunden.
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Die Steuereinheit 36 ist im vorliegenden Fall in der Fahrzeugsteuereinheit des Fahrzeugs 14, hier dem Bordcomputer des Fahrzeugs 14, integriert. In einer alternativen Ausführungsform kann die Steuereinheit 36 des Sicherheitsgurtsystems 10 separat vorgesehen sein, wobei sie vorzugsweise mit dem Bordcomputer des Fahrzeugs 14 signalübertragend verbunden ist.
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Die Steuereinheit 36 ist für die Steuerung der zuvor genannten Systeme sowie zur Durchführung des folgenden Verfahrens zum Betrieb des Fahrzeuginsassen-Schutzsystems 2eingerichtet.
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Mit dem Start des Fahrzeugs 14 überprüft die dargestellte Steuereinheit 36, ob der Fahrzeuginsasse 12, der auf dem Fahrersitz 16 sitzt, angegurtet ist, indem geprüft wird, ob die Steckzunge 22 mit dem Gurtschloss 24 verbunden ist. Sofern die Steuereinheit 36 feststellt, dass die Steckzunge 22 nicht mit dem Gurtschloss 24 verbunden ist, kann durch die Ausgabeeinrichtung 34 ein Warnsignal ausgeben werden. In einer alternativen Ausführungsform kann die Steuereinheit 36 die Überprüfung erst starten, wenn das Fahrzeug 14 sich in Bewegung setzt oder das Fahrzeug 14 sich mit einer bestimmten Mindestgeschwindigkeit fortbewegt, beispielsweise 5 km/h. Ob ein Fahrzeugsitz 16 mit einem Fahrzeuginsassen 12 belegt ist, kann über den Drucksensor 32 und/oder die weitere Fahrzeugsensoren 44, hier die innenraumüberwachende Kamera 44, ermittelt werden.
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Eine Überprüfung des Gurtbandauszugs erfolgt in der Regel sobald der Fahrzeuginsasse 12 auf dem Fahrzeugsitz angegurtet ist. In einer bevorzugten Ausführungsform erfolgt anschließend eine insbesondere permanente Messung des Gurtbandauszugs des Gurtbands 20 durch die Gurtbandauszugmesseinrichtung 30. Sofern zudem durch den Sensor 48 zur Erkennung einer Unfall- und/oder Rückhaltesituation eine derartige Unfall- und/oder Rückhaltesituation ermittelt wird, erfolgt durch die Steuereinheit 36 Einstufung einer voraussichtlichen Verletzungsschwere des Fahrzeuginsassen 12 anhand des Gurtbandauszugs, der während der Unfall- und/oder Rückhaltesituation ermittelt wurde. Der dabei festgestellte Gurtbandauszug und/oder die Einstufung der voraussichtlichen Verletzungsschwere des Fahrzeuginsassen 12 wird an das automatische Notrufsystem 48 übermittelt und kann von dieser beispielsweise automatisch, insbesondere zusammen mit der Information eines detektierten Unfalls, an eine Rettungsleitstelle oder ähnliches weitergeleitet werden.
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Alternativ kann die Messung und Ermittlung des Gurtbandauszugs mittels der Gurtbandauszugmesseinrichtung 30 erst erfolgen, sobald anhand der Sensoren 48 zur Erkennung einer Unfall- und/oder Rückhaltesituation und gegebenenfalls weiterer Fahrzeugsensoren eine Pre-Crash-Phase, ein Unfall oder eine Rückhaltesituation erkannt werden.
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In einer Ausführungsformkann können zusätzlich zu dem Gurtbandauszug, der sich insbesondere aus der Gurtbandauszugslänge und der Gurtbandauszugsgeschwindigkeit zusammensetzt, bei der Einstufung der voraussichtlichen Verletzungsschwere des Fahrzeuginsassen 12 weitere Messgrößen von weiteren Sensorelementen 32, 44 durch die Steuereinheit 36 herangezogen werden, wie beispielsweise das Gewicht beziehungsweise die Masse des Fahrzeuginsassen 12. Das Gewicht beziehungsweise die Masse des Fahrzeuginsassen 12 kann hierfür über den Drucksensor 32 in dem Fahrzeugsitz 16 ermittelt werden.
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In einer Ausführungsform kann vorgesehen sein, dass eine Übermittlung der Einstufung der voraussichtlichen Verletzungsschwere des Fahrzeuginsassen 12 an das automatische Notrufsystem nur erfolgt, sofern die Unfall- und/oder Rückhaltesituation zu einer Aktivierung des weiteren Rückhaltesystems 11, hier des Gassackmoduls 40 des Fahrzeuginsassen-Schutzsystems 2 oder einer Aktivierung eines Rückhalteelements des Sicherheitsgurtsystems 10, hier des pyrotechnischen Gurtstraffers 38, führt.
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Zudem kann der Gurtbandauszug mittels der Gurtbandauszugmesseinrichtung 30 nach der Unfall- und/oder der Rückhaltesituation weiterhin gemessen und an das automatische Notrufsystemübermittelt werden. Dabei kann vorgesehen sein, dass eine Übermittlung nur erfolgt sofern kein Auszug oder Einzug des Gurtbands 20 festgestellt wird, da dies ein Indiz dafür sein kann, dass der Fahrzeuginsasse 12 beispielsweise nicht bei Bewusstsein ist.
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Das Sicherheitsgurtsystem 10 ist nicht auf einen einzigen Sicherheitsgurt 18, der überwacht wird, begrenzt, sondern es kann mehrere Sicherheitsgurte 18 umfassen, um über den durch die Gurtbandauszugmesseinrichtung 30 gemessenen Gurtbandauszug durch die Steuereinheit 36 die voraussichtlichen Verletzungsschwere der jeweiligen Fahrzeuginsassen 12 einzustufen, sofern mittels der Sensoren 48 eine Unfall- und/oder Rückhaltesituation erkannt wird.
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Die Erfindung ist nicht auf die gezeigte Ausführungsform beschränkt. Insbesondere können einzelne Merkmale einer Ausführungsform beliebig mit Merkmalen anderer Ausführungsformen kombiniert werden, insbesondere unabhängig von den anderen Merkmalen der entsprechenden Ausführungsformen.