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Die vorliegende Erfindung betrifft eine Vorrichtung, ein Fortbewegungsmittel sowie ein Verfahren zur Unterstützung eines Anwenders einer Anwenderschnittstelle. Insbesondere betrifft die vorliegende Erfindung solche Anwenderschnittstellen, bei welchen beschleunigungsbedingte Unschärfe bzw. Ungenauigkeiten in der Bedienung durch einen Anwender auftreten können.
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Anwenderschnittstellen dienen der Entgegennahme von Anwendereingaben. Beispielsweise können vordefinierte Knöpfe, Tasten, Schaltflächen (z.B. auf Touchscreens dargestellt) und andere Eingabeelemente durch den Anwender berührt oder gedrückt werden, um eine jeweilige vordefinierte Funktion auszulösen. In Fahrzeugen kann während der Fahrt auf unebener Fahrbahn oder in Kurven die Bedienung von Touchscreens und anderen Bedienelementen dadurch erschwert werden, dass Beschleunigungen und insbesondere unvorhersehbare Beschleunigungen eine relative Verschiebung zwischen der Anwenderschnittstelle und dem Finger des Anwenders hervorrufen. Entsprechendes gilt beispielsweise im Falle auftretender Erdbeben. Mit anderen Worten ist der Körper der bedienenden Person Inertialkräften ausgesetzt, welche dazu führen, dass der zur Eingabe verwendete Finger nicht präzise zur gewünschten Position geführt werden kann.
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Ausgehend vom vorgenannten Stand der Technik ist es eine Aufgabe der vorliegenden Erfindung, die vorgenannten Nachteile zu lindern bzw. eine Anwenderschnittstelle robuster gegenüber unbeabsichtigten Fehlbedienungen zu machen.
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Die vorgenannte Aufgabe wird erfindungsgemäß durch ein Verfahren zur Unterstützung eines Anwenders einer Anwenderschnittstelle gelöst. Die Anwenderschnittstelle kann beispielsweise einen Touchscreen und/oder ein Touchpad umfassen. Die Anwenderschnittstelle kann an einem tragbaren mobilen Anwenderendgerät und/oder in einem Fortbewegungsmittel angeordnet sein. Insbesondere kann die Anwenderschnittstelle fest in einem Fortbewegungsmittel verbaut sein. Die Anwenderschnittstelle kann zumindest einen in Hardware und/oder Software ausgestalteten Knopf / Button oder ein anderes Bedienelement aufweisen. In einem ersten Schritt wird eine Beschleunigung eines Inertialsystems, in welchem sich der Anwender befindet, ermittelt. Beispielsweise kann das Inertialsystem ein Fortbewegungsmittel umfassen, in welchem sich der Anwender aufhält. Insbesondere kann das Inertialsystem auch die Anwenderschnittstelle aufweisen. Beispielsweise kann also die Beschleunigung der Anwenderschnittstelle sensorisch erfasst werden. Insbesondere kann hierzu ein Beschleunigungssensor mit der Anwenderschnittstelle starr verbunden sein, um die Beschleunigungen der Anwenderschnittstelle zu ermitteln. In einem weiteren Schritt wird eine Eingabe bzw. eine Eingabeposition des Anwenders bezüglich der Anwenderschnittstelle ermittelt. Mit anderen Worten wird diejenige Position, an welcher der Anwender mit der Anwenderschnittstelle interagiert, ermittelt. Dies kann beispielsweise durch Drücken eines Bedienelements, Ausführen einer Wischgeste o.ä. erfolgen. Insbesondere kann auch das Verfehlen einer gewünschten Eingabeposition und/oder das Verfehlen eines Eingabeelementes / Bedienelementes ermittelt werden. Dies kann beispielsweise mittels der Anwenderschnittstelle selbst (z.B. mittels eines Digitizers oder eines weiteren Eingabeelements) bzw. mittels einer optischen Kamera ermittelt werden. In einem dritten Schritt wird die ermittelte Beschleunigung in Verbindung mit einem Körpermodell des Anwenders zur Interpretation der Eingabe verwendet. Das Körpermodell weist hierzu Informationen darüber auf, an welcher Stelle sich der die Anwenderschnittstelle bedienende Körperteil (z.B. der Finger des Anwenders) zum Zeitpunkt der Eingabe befunden hätte, wenn die Beschleunigung nicht (unerwartet) aufgetreten wäre. Hierzu kann das Körpermodell beispielsweise ein Feder-Dämpfer-Masse-Modell der Gliedmaßen sowie des Rumpfes des Körpers des Anwenders darstellen. Das Körpermodell ist somit imstande, Aufschluss darüber zu geben, wie die Bestandteile des Körpers und insbesondere der Finger des Anwenders sich in Reaktion auf die ermittelte Beschleunigung bewegt haben. Insbesondere die Bewegung bezüglich der Anwenderschnittstelle kann als unbeabsichtigter Versatz des Fingers ermittelt und quantifiziert werden. Mit anderen Worten kann der Versatz aufgrund der Beschleunigung nach Richtung (im dreidimensionalen Raum) sowie Größe (z.B. wie viele Millimeter oder Zentimeter beträgt der Versatz im dreidimensionalen Raum?) ermittelt werden. Auf diese Weise wird auf Basis der Beschleunigung die Eingabe des Anwenders interpretiert. Unter der Voraussetzung, dass die Umstände einer vom Anwender nicht vorhersehbaren / nicht korrigierbaren Beschleunigung gegeben sind, kann die Eingabe bzw. Eingabeposition des Anwenders interpretiert werden und insbesondere eine beabsichtigte Eingabe / Eingabeposition des Anwenders als interpretierte Eingabe ermittelt werden. Zu guter Letzt wird eine Funktion der Anwenderschnittstelle ausgelöst, welche durch die interpretierte Eingabe ausgelöst worden wäre. Mit anderen Worten wird die Funktion ausgelöst, welche durch die Anwendereingabe adressiert gewesen wäre, wenn die nicht vorhersehbare Beschleunigung nicht eingetreten wäre bzw. nicht auf den Anwender und die Anwenderschnittstelle eingewirkt hätte. Erfindungsgemäß kann also nicht lediglich ermittelt werden, dass eine Eingabe des Anwenders durch eine aufgetretene Beschleunigung gestört worden ist, sondern die Eingabe durch Interpretation zudem korrigiert werden, so dass eine erneute Eingabe bzw. Korrektur durch den Anwender, wozu üblicherweise weitere Eingaben erforderlich wären, erübrigt wird. Im Ergebnis verbessert sich die Robustheit der Interaktion mit einer erfindungsgemäß ausgestalteten Anwenderschnittstelle gegenüber unvorhersehbaren Beschleunigungen.
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Die Unteransprüche zeigen bevorzugte Weiterbildungen der Erfindung.
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Das Inertialsystem kann das Fortbewegungsmittel und/oder die Anwenderschnittstelle umfassen. Alternativ oder zusätzlich kann das Inertialsystem auch eine bewegte Plattform und/oder einen Teil der Erdkruste umfassen, welche durch ein Erdbeben bewegt wird. In entsprechender Weise kann auch eine Etage eines Hauses, welche durch ein Erdbeben oder anderweitige Einflüsse (z.B. Wind) zu Schwingungen angeregt wird, das Inertialsystem darstellen. Je nachdem, wie die Anwenderschnittstelle bezüglich des Inertialsystems angeordnet bzw. an diesem verankert ist, kann auch ein zur Aufnahme der Beschleunigung vorgesehener Beschleunigungssensor mechanisch starr mit der Anwenderschnittstelle verbunden sein. Alternativ oder zusätzlich kann auch ein vom Anwender mitgeführtes Smart Device (z.B. Wearable, Smartwatch o.ä.) verwendet werden, um die Beschleunigung des Anwenders zu ermitteln. Hierzu kann wieder das Körpermodell verwendet werden, um auf die Beschleunigung des Inertialsystems, in welchem der Anwender sich befindet, zu schließen. Das Körpermodell stellt somit eine mechanische/schwingungstechnische/kinetische Übertragungsfunktion zwischen einem Beschleunigungssensor und einem am anderen Ende der Übertragungsfunktion gelegenen Bezugspunkt (Eingabemittel bzw. Anwenderschnittstelle) dar.
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Die Eingabe des Anwenders kann beispielsweise auf einem Touchscreen und/oder auf einem Touchpad erfolgen. Mit anderen Worten kann eine vom Anwender tatsächlich adressierte Position auf dem Touchscreen / Touchpad im Wesentlichen stufenlos aufgelöst werden und durch das erfindungsgemäße Verfahren in eine interpretierte Eingabe überführt werden. Bei Verwendung eines ebenen Touchpads, welches beispielsweise vertikal im Fahrzeug ausgerichtet ist, können in X-, Y- bzw. Z-Richtung gemessene Beschleunigungen bezüglich des zeitlichen Zusammenhangs zur ermittelten Anwendereingabe sowie ihrer Charakteristika und Stärken ermittelt und zur Interpretation der Eingabe verwendet werden. Insbesondere kann vermieden werden, dass ein tatsächlich vom Anwender adressiertes Eingabeelement eine Funktion auslöst, welche vom Anwender nicht beabsichtigt war und stattdessen eine mit der interpretierten Eingabe assoziierte Funktion der Anwenderschnittstelle ausgelöst werden / gestartet werden.
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Das Körpermodell kann für unterschiedliche Anwender (z.B. registrierte Fahrer) jeweils lokal abgespeichert sein. Das Körpermodell kann in Abhängigkeit eines Ergebnisses einer sensorischen Erfassung des Anwenders ausgewählt und/oder geändert werden. Wird hierbei beispielsweise ermittelt, dass der Anwender einen Handballen auf einen Randbereich eines als Eingabeeinrichtung verwendeten Touchscreens gelegt hatte, kann das Körpermodell vereinfacht werden, indem lediglich die zwischen dem zur Eingabe verwendeten Finger und dem Handballen befindlichen Elemente des Körpermodells zur Interpretation der Eingabe verwendet werden. Hat der Anwender hingegen einen Ellbogen auf einer Mittelarmlehne oder einer in der Türverkleidung befindlichen Armlehne aufgelegt gehabt, können die Bestandteile des Körpermodells, welche die Gliedmaßen zwischen dem Finger und dem aufgelegten Ellbogen modellieren, verwendet werden und die übrigen Bestandteile des Körpermodells außer Acht gelassen werden. Entsprechendes gilt für die Situation, dass der Anwender mit seinem Rücken bzw. mit seinem Kopf an einer entsprechenden Kopfstütze / Rückenlehne angelegen hat, als die Beschleunigung ermittelt worden ist.
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Die vorgenannten Umstände bezüglich der aktuellen Position / Positur des Anwenders können beispielsweise mittels einer kapazitiven und/oder optischen Sensorik festgestellt werden. Insbesondere können Innenraumkameras zur Analyse einer Position / Positur eines Insassen eines Fortbewegungsmittels und zur Auswahl eines korrespondierenden Körpermodells verwendet werden.
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Die Beschleunigung kann eine Querbeschleunigung und/oder eine Längsbeschleunigung umfassen und zur Interpretation der Eingabe insbesondere als Vertikalbeschleunigung und/oder Horizontalbeschleunigung (insbesondere aufgeschlüsselt nach Fahrzeuglängsrichtung (X) bzw. Fahrzeugquerrichtung (Y)) klassifiziert werden. Das verwendete Körpermodell des Anwenders kann unterschiedliche Steifigkeiten und/oder Dämpfungen für die jeweiligen Bewegungsrichtungen aufweisen, so dass die jeweiligen Beschleunigungen in Abhängigkeit eines jeweiligen Freiheitsgrades des Körpermodells zur Interpretation der Eingabe verwendet werden können.
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Die ausgelöste Funktion kann insbesondere erst über die Interpretation mit der Eingabe des Anwenders assoziiert werden. Mit anderen Worten kann die Funktion sich von einer solchen Funktion unterscheiden, welche mit der tatsächlich vom Anwender adressierten Eingabeposition nicht assoziiert ist. Mit anderen Worten würde bei einem nicht erfindungsgemäß arbeitenden System die vom Anwender gewünschte Funktion nicht ausgelöst werden bzw. überhaupt keine Funktion oder eine andere, nämlich mit der tatsächlich vom Anwender bedienten Position assoziierte Funktion ausgelöst werden. Beispielsweise kann die vom Anwender ausgeführte Eingabe eine Schaltfläche verfehlen, mit welcher die erfindungsgemäß ausgelöste Funktion assoziiert ist. Entsprechendes gilt für andere Eingabeelemente, welche insbesondere in Hardware realisiert sein können. Explizit zu nennen ist in diesem Zusammenhang auch ein Lautstärkeregler, dessen unbeabsichtigte Verschiebung aufgrund der unvorhergesehenen Beschleunigung in erfindungsgemäßer Weise ignoriert bzw. alternativ interpretiert werden kann. In erfindungsgemäßer Weise kann somit vermieden werden, dass Insassen durch einen raschen und drastischen Anstieg einer Audiosystemlautstärke gestört oder erschreckt werden, sofern der Finger des bedienenden Anwenders aufgrund einer unvorhergesehenen Beschleunigung den Lautstärkeregler „verreißt“. Entsprechendes gilt für Regler, welche für die Einflussnahme auf Parameter anderer Funktionen vorgesehen sind.
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Nachfolgend werden Ausführungsbeispiele zur Veranschaulichung einzelner erfindungsgemäßer Aspekte beschrieben, welche den Gegenstand der Erfindung keinesfalls einschränken, sondern lediglich der Veranschaulichung dienen sollen. Bei der Bedienung eines Touchdisplays innerhalb einer Umgebung, in der die bedienende Person Trägheitskräften ausgesetzt ist, können diese Trägheitskräfte gemessen werden und über ein entsprechendes physikalisches Modell der Körperhaltung der bedienenden Person eine Simulation der daraus entstehenden Fingerbewegungen errechnet werden. Das Gesamtsystem aus Sensoreinheit des Displays und Sensoren sowie eines entsprechenden Algorithmus' kann dadurch den Positionsfehler zwischen gewünschter und tatsächlicher Bedienung „herausrechnen“. Damit kann die Bedienung mit nahezu dem gleichen Komfort und der gleichen Präzision erfolgen, wie in einer Umgebung, in welcher keine Trägheitskräfte auf die bedienende Person wirken bzw. keine voneinander unterschiedlichen Beschleunigungen und/oder Kräfte auf die Anwenderschnittstelle und den Finger des bedienenden Anwenders wirken.
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Im Fortbewegungsmittel können hierzu Trägheitssensoren / Beschleunigungssensoren verbaut werden, welche auch für anderweitige Funktionen (z.B. Fahrdynamikregelsysteme, Airbagsteuergerät o.ä.) verwendet werden können. Insbesondere kommen 3D-Accelerometer und Gyro-Sensoren zur Aufnahme der unvorhergesehenen Beschleunigungen in Frage. Ein physikalisches Modell des Körpers der bedienenden Person kann erstellt werden (im Sitz, halb ausgestreckte Hand bis zum Display). Dann wird eine Berechnungsvorschrift erstellt (Algorithmus mit Tabelle bzw. Simulation bzw. Machinelearning) die aus den wesentlichen vorkommenden Trägheitsereignissen (Bodenwelle, Kurve, Bremsung, etc.) resultierende (überlagerte) Fingerbewegungen zuordnet. Dieses System wird dann dazu genutzt, die ungeplanten Fingerbewegungen aus der Bedienung „herauszurechnen“ und in vordefinierter Weise zu interpretieren, um damit eine präzise Eingabe während des Einwirkens der unvorhergesehenen Beschleunigungen zu erlauben.
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Gemäß einem zweiten Aspekt der vorliegenden Erfindung wird eine Vorrichtung zur Unterstützung eines Anwenders einer Anwenderschnittstelle vorgeschlagen. Die Anwenderschnittstelle kann beispielsweise einem tragbaren mobilen Anwenderendgerät und/oder einem Fortbewegungsmittel zugehörig sein. Sie umfasst einen Dateneingang, eine Auswerteeinheit (z.B. einen programmierbaren Prozessor, Mikrocontroller o.ä.) und einen Datenausgang. Der Dateneingang kann mit einem Beschleunigungssensor und/oder einer optischen Kamera und/oder einem Datenspeicher und/oder einem Bedienelement (z.B. Button, Regler, Touchpad / Touchscreen, o.ä.) informationstechnisch verbunden sein, um die Anwendereingabe und die Umstände der Anwenderinteraktion zu ermitteln. Die Auswerteeinheit ist eingerichtet, die vorgenannten Informationen zur Interpretation der Eingabe zu verwenden und in Verbindung mit dem Datenausgang eine mit der interpretierten Eingabe des Anwenders assoziierte Funktion auszulösen. Mit anderen Worten ist die erfindungsgemäße Vorrichtung eingerichtet, die Merkmale, Merkmalskombinationen und die sich aus diesen ergebenden Vorteile des oben im Detail beschriebenen Verfahrens derart ersichtlich in entsprechender Weise zu verwirklichen, dass zur Vermeidung von Wiederholungen auf die obigen Ausführungen verwiesen wird.
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Gemäß einem dritten Aspekt der vorliegenden Erfindung wird ein Fortbewegungsmittel (z.B. ein PKW, Transporter, LKW, Motorrad, Luft- und/oder Wasserfahrzeug) vorgeschlagen, welches eine Vorrichtung gemäß dem zweitgenannten Erfindungsaspekt aufweist.
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Gemäß einem vierten Aspekt der vorliegenden Erfindung wird ein tragbares Anwenderendgerät offenbart, welches beispielsweise als Tablet, Smartphone, Smart Wearable o.ä. ausgestaltet sein kann und durch eine Vorrichtung zur Unterstützung eines Anwenders eine Anwenderschnittstelle gemäß dem zweitgenannten Erfindungsaspekt gekennzeichnet ist. Die Merkmale, Merkmalskombinationen und die sich aus diesen ergebenden Vorteile des erfindungsgemäßen Fortbewegungsmittels bzw. des erfindungsgemäßen tragbaren Anwenderendgerätes entsprechend derart ersichtlich denjenigen, welche oben in Verbindung mit dem erstgenannten Erfindungsaspekt ausgeführt worden sind, so dass zur Vermeidung von Wiederholungen auf die obigen Ausführungen verwiesen wird.
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Nachfolgend wird anhand der beigefügten Zeichnungen auf bevorzugte Ausführungsformen der vorliegenden Erfindung eingegangen. Es zeigen:
- 1 eine schematische Übersicht über Komponenten eines Ausführungsbeispiels eines erfindungsgemäßen Fortbewegungsmittels, in welchem ein Ausführungsbeispiel einer erfindungsgemäßen Vorrichtung verbaut ist;
- 2 eine schematische Darstellung eines erfindungsgemäß verwendbaren Körpermodells (stark vereinfacht); und
- 3 ein Flussdiagramm veranschaulichend Schritte eines Ausführungsbeispiels eines erfindungsgemäßen Verfahrens zur Unterstützung eines Anwenders einer Anwenderschnittstelle.
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1 zeigt einen PKW 10 als Ausführungsbeispiel eines erfindungsgemäßen Fortbewegungsmittels, an dessen Fahrerarbeitsplatz ein Anwender 1 eine Anwenderschnittstelle 2 bedient. Der Anwender 1 drückt eine Schaltfläche 11, welche auf einem Touchscreen 3 dargestellt wird. Über einen Digitizer des Touchscreens 3 wird die Position der Eingabe ermittelt. Hierbei befindet sich der Anwender 1 im Erfassungsbereich einer Innenraumkamera 4 als optischer Sensor, deren Bilder über einen Dateneingang 6 eines elektronischen Steuergerätes 5 als Auswerteeinheit zur Verfügung gestellt werden. Der Dateneingang 6 ist überdies mit einem Datenspeicher 8 verbunden, in welchem Instruktionen zur Ausführung der Schritte eines erfindungsgemäßen Verfahrens sowie ein in 2 dargestelltes Körpermodell (dort Bezugszeichen 1') des Anwenders abgespeichert ist. Zudem ist über den Dateneingang 6 ein 3D-Beschleunigungssensor 9 informationstechnisch an das elektronische Steuergerät 5 angebunden und somit eingerichtet, die auf das Inertialsystem „PKW 10“ wirkenden Beschleunigungen hinsichtlich sämtlicher Achsen (X-, Y- und Z-Achse) ermittelt werden können. Auch der (nicht dargestellte) Digitizer des Touchscreens 3 ist über eine Datenleitung mit dem Dateneingang 6 informationstechnisch verbunden. Über einen Datenausgang 7 ist das elektronische Steuergerät 5 in der Lage, eine Reaktion auf die Eingabe des Anwenders 1 auf den Touchscreen 3 darzustellen, welche nicht mit der dargestellten Schaltfläche 11, sondern einer oberhalb derselben dargestellten Schaltfläche 12 assoziiert ist. Dies bewerkstelligt das elektronische Steuergerät 5 dergestalt, dass die in unmittelbarem Vorlauf zur Eingabe des Anwenders mittels des 3D-Beschleunigungssensors 9 ermittelte, in Z-Richtung wirkende Beschleunigung des Chassis des PKWs 10 eine Verschiebung des Touchscreens 3 in positive Richtung verursacht haben muss und das im Datenspeicher 8 hinterlegte Körpermodell des Anwenders 1 darauf schließen lässt, dass der Finger des Anwenders 1 in der kurzen Zeitspanne bis zur Berührung des Touchscreens 3 keinen nennenswerten, auf die Beschleunigung zurückzuführenden Weg zurückgelegt hat. Mit anderen Worten wird das Körpermodell des Anwenders 1 dahingehend ausgewertet, dass die unvorhergesehene Beschleunigung sich über die tiefpassartige Transferfunktion des ausgestreckten Armes des Anwenders 1 nicht nennenswert auf den Finger des Anwenders 1 übertragen hat, während der Touchscreen 3 um den Versatz der Schaltflächen 11 und 12 zueinander nach oben bewegt hat. In Abhängigkeit dieser Erkenntnis wird durch das elektronische Steuergerät 5 eine Funktion ausgelöst, welche mit der oberhalb der tatsächlich bedienten Schaltfläche 11 angeordneten, von der interpretierten Eingabe des Anwenders adressierten Schaltfläche 12 assoziiert ist. Auf diese Weise wird der Bedienfehler, welchen der Anwender 1 aufgrund der unvorhergesehenen Beschleunigung in Z-Richtung vorgenommen hat, sozusagen „herausgerechnet“.
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2 zeigt Elemente eines stark vereinfachten Körpermodells 1' eines in 1 dargestellten Anwenders (dort Bezugszeichen 1). Die Gliedmaßen des Anwenders werden in einer der Körperhaltung des Anwenders nachempfundenen räumlichen Anordnung von Massen, Federn, Gelenken und Stäben ersetzt. Dämpfer, welche ebenfalls zur Abbildung des Körpers verwendet werden könnten, sind der Übersichtlichkeit halber ausgespart. Eine der Hand des Anwenders entsprechende Masse m1 ist über ein Gelenk und eine Elastizität C1 mit einer den Unterarm des Anwenders entsprechenden Masse m2 verknüpft. Das Handgelenk lastet auf einem optional vorzusehenden Lager L1 für den Fall, dass der Handballen des Anwenders sich im Inertialsystem abstützt. Der Ellbogen zwischen den Massen m2 und m3 ist durch eine Steifigkeit C2 überbrückt. Eine weitere Masse m4 stellt den Kopf des Anwenders dar, welcher im Modell über eine Steifigkeit C3 mit dem Rumpf des Anwenders verknüpft ist. Der Rumpf des Anwenders hat eine Masse m5 und ruht auf der Sitzfläche, welche als Auflager L2 modelliert ist. Der Oberschenkel (Masse m6 ) und der Unterschenkel (Masse m7 ) sind über ein Kniegelenk und eine Steifigkeit C4 miteinander verknüpft. Der Unterschenkel rastet auf einem im Fußraum des PKWs angeordneten Lager L3 . Das dargestellte Körpermodell kann wie eingangs beschrieben in Abhängigkeit der Daten des Innenraumsensors (z.B. optische Kamera, Sitzbelegungserkennung, kapazitiver Sensor o.ä.) modifiziert und insbesondere vereinfacht werden. Beispielsweise kann das Aufliegen des Handgelenks auf dem Lager L1 dazu führen, dass rechts des Lagers L1 gelegene Bereiche des Körpermodells ohne Einfluss auf den Bedienvorgang bzw. den Einfluss der unvorhergesehenen Beschleunigung sind. Sofern der Rücken des Anwenders an einer Rückenlehne des Fahrersitzes anliegt, kann das Schultergelenk (zwischen den Massen m3 und m5 ) mit einem zusätzlichen Lager zumindest nach hinten abgestützt werden. Dieses Lager kann als im Wesentlichen vertikale Führung ausgestaltet sein, um die tatsächliche Funktion der Rückenlehne des Fortbewegungsmittels im Sinne der Erfindung zu modellieren. Derartige Körpermodelle können für eine Reihe registrierter Personen im Fortbewegungsmittel vorgehalten werden, um in Abhängigkeit der aktuellen Situation eine rasche und exakte Interpretation einer durch eine unvorhergesehene Beschleunigung beeinträchtigten Eingabe vornehmen zu können.
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3 zeigt Schritte eines Ausführungsbeispiels eines Verfahrens zur Unterstützung eines Anwenders einer erfindungsgemäßen Anwenderschnittstelle. In Schritt 100 wird eine Beschleunigung eines Inertialsystems, in welchem sich der Anwender und die Anwenderschnittstelle befinden, ermittelt. Dies kann sensorisch erfolgen. In Schritt 200 wird eine Eingabeposition des Anwenders bezüglich der Anwenderschnittstelle ermittelt. Dies kann beispielsweise durch das Bedienen eines in Hardware und/oder Software ausgestalteten Eingabeelementes durch den Anwender erfolgen. In Schritt 300 wird die Beschleunigung in Verbindung mit einem vordefinierten Körpermodell des Anwenders zur Interpretation der Eingabe verwendet. Das Körpermodell kann beispielsweise unter Verwendung eines optischen Sensors an die aktuelle Position / Positur des Anwenders angepasst werden. Schließlich wird in Schritt 400 eine Funktion der Anwenderschnittstelle in Abhängigkeit der interpretierten Eingabe ausgelöst, um die Verfehlung eines eigentlich vom Anwender adressierten Eingabeelementes in erfindungsgemäßer Weise zu kompensieren. Die erfindungsgemäße Anwenderschnittstelle wird durch das vorgenannte Verfahren robuster gegenüber den Einflüssen unvorhersehbarer Beschleunigungen, welche auf den Anwender und seine Anwenderschnittstelle wirken und zu einem räumlichen Versatz zwischen beiden führen können.
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Bezugszeichenliste
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- 1
- Anwender
- 1'
- Körpermodell
- 2
- Anwenderschnittstelle
- 3
- Touchscreen
- 4
- Innenraumkamera
- 5
- elektronisches Steuergerät
- 6
- Dateneingang
- 7
- Datenausgang
- 8
- Datenspeicher
- 9
- 3D-Beschleunigungssensor
- 10
- PKW
- 11
- tatsächlich bediente Schaltfläche
- 12
- ursprünglich vom Anwender adressierte Schaltfläche
- C1 bis C4
- Steifigkeiten
- L1 bis L3
- Auflager
- m1 bis m7
- Massen