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Die Erfindung betrifft ein Logistiksystem zum Transport und/oder Aufbewahren von Sendungen, ein urbanes Stützelement sowie eine Infrastruktureinheit.
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Logistiksysteme zum Transport und/oder zum Aufbewahren von Sendungen sind in unterschiedlichen Formen bekannt. Überwiegend werden Sendungen durch Fahrzeuge transportiert und dem Kunden unmittelbar übergeben oder an einer Packstation abgegeben. Packstationen haben den Vorteil, dass der Empfänger der Sendung bei der Übergabe der Sendung nicht anwesend sein muss. An der Packstation kann dann die Sendung vom Kunden bzw. vom Empfänger jederzeit abgeholt werden.
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Bei den derzeit existierenden Logistiksystemen zum Transport und/oder zum Aufbewahren von Sendungen hat es sich als nachteilig herausgestellt, dass die Zusteller einem großen zeitlichen Stress unterliegen sowie einem hohen Zeitmangel unterworfen sind. Dieses Problem wird weiter dadurch verschärft, dass das Sendungsaufkommen jährlich um 20% ansteigt. Der Transport von Sendungen durch Fahrzeuge sowie das Vorhalten von Packstationen mit ausreichend Vorratsraum wird durch die stetig steigenden Umweltauflagen in urbanen Gegenden erschwert.
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Demgegenüber steht der Wunsch des Kunden, der hohe Anforderungen an einen flexiblen Zustellzeitpunkt stellt. Um diesem Wunsch nachzukommen, beispielweise durch das Vorsehen neuer Packstationen, wird durch das komplizierte und aufwendige Erlangen von Genehmigungen zum Bau neuer Packstationen, insbesondere unter dem Gesichtspunkt der Umweltauflagen in Städten, erschwert.
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Eine Aufgabe eines Ausführungsbeispiels der Erfindung ist, ein Logistiksystem zum Transport und/oder Aufbewahren von Sendungen, ein urbanes Stützelement sowie eine Infrastruktureinheit vorzuschlagen, das bzw. die eine Alternative oder Ergänzung zu bestehenden Logistiksystemen bildet.
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Diese Aufgabe wird gelöst durch ein Logistiksystem zum Transport und/oder Aufbewahren von Sendungen mit mindestens einer Aufbewahrungseinrichtung, die mindestens eine Aufbewahrungseinheit umfasst, die einen oder mehrere Sendungsbehälter aufweist, wobei in einem Sendungsbehälter mindestens eine Sendung manuell und/oder automatisch anordenbar ist und/oder manuell und/oder automatisch wieder entnehmbar ist und wobei mindestens eine der mindestens einen Aufbewahrungseinheit zumindest einen Abschnitt mindestens eines urbanen Stützelements umfasst, wie Säule oder Pfeiler, zum Stützen einer Infrastruktureinheit, wie Fahrbahn oder Gebäude.
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Dadurch, dass die Aufbewahrungseinheit zumindest einen Abschnitt mindestens eines urbanes Stützelements umfasst, kann auf ein ohnehin bereits vorhandenes urbanes Stützelement zurückgegriffen werden. Hierdurch können in urbanen Gebieten ohnehin vorhandene Gebäude, statische Elemente oder Stützelemente effizient genutzt werden.
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Bei dem urbanen Stützelement kann es sich beispielsweise um eine Säule oder einen Pfeiler handeln, durch den eine Infrastruktureinheit, wie Fahrbahn oder Gebäude abstützbar ist. Die Infrastruktureinheit kann beispielsweise eine zum Boden beabstandete Fahrbahn umfassen, die durch das mindestens eine urbane Stützelement abgestützt wird. Die Fahrbahn kann solchenfalls einen sogenannten Skyway umfassen, der durch das Stützelement vom Boden beabstandet ist und eine Straße oder einen Weg für Neigefahrzeuge, insbesondere Fahrräder, und/oder Fußgänger bildet.
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Das urbane Stützelement kann beispielsweise eine Säule mit einer Breite von 1,5 m umfassen sowie eine Höhe von 5 m. Solchenfalls kann die Aufbewahrungseinheit ein Volumen von mindestens 20 m3 umfassen.
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Dadurch, dass die Aufbewahrungseinheit mindestens einen Abschnitt des urbanen Stützelements bildet, ist das urbane Stützelement zumindest abschnittsweise als Packstation ausgebildet.
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Hierzu erweist es sich insbesondere als vorteilhaft, wenn die mindestens eine Aufbewahrungseinheit mindestens ein Aufnahmemittel, durch das eine Sendung von außen in dem Sendungsbehälter anordenbar ist, wenn die mindestens eine Aufbewahrungseinheit mindestens ein Ausgabemittel, durch das mindestens ein Sendungsbehälter zur Entnahme der Sendung von außen zugänglich machbar ist und/oder wenn die mindestens eine Aufbewahrungseinheit mindestens ein Eingabemittel umfasst, durch das eine in der Aufbewahrungseinheit angeordnete Sendung dem Ausgabemittel zuführbar und von außen zugänglich machbar ist.
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Das Aufnahmemittel und das Ausgabemittel können als zwei von einander separierte oder separierbare Bauteile ausgebildet sein oder ein gemeinsames Bauteil umfassen. Durch das mindestens eine Eingabemittel kann die in der Aufbewahrungseinheit hinterlegte Sendung von einem Benutzer abgeholt werden. Hierbei wird über das Eingabemittel vorzugsweise ein Legitimations-, bzw. Autorisierungsprozess ausgelöst, durch den sich der Benutzer als Empfänger autorisiert.
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Das Aufnahmemittel und/oder das Ausgabemittel können beispielsweise einen Kippmechanismus umfassen.
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Grundsätzlich ist es denkbar, dass die Aufbewahrungseinheit eine Mehrzahl von Aufnahmemitteln und/oder eine Mehrzahl von Ausgabemitteln umfasst, durch die jeweils die einzelnen Sendungsbehälter von außen, ähnlich wie bei bekannten Packstationen, zugänglich machbar sind.
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Bei einer Ausführungsform des Logistiksystems ist jedoch vorgesehen, dass die mindestens eine Aufbewahrungseinheit einen magazinartigen Speicher umfasst, der einen oder mehrere Sendungsbehälter umfasst, die jeweils einen Speicherplatz bilden oder an jeweils einem Speicherplatz anordenbar und wieder entnehmbar sind und/oder dass die mindestens eine Aufbewahrungseinheit mindestens ein Handlingmittel, wie Roboter, umfasst, durch das die Sendung im als Speicherplatz angeordneten Sendungsbehälter oder der Sendungsbehälter an einem Speicherplatz anordenbar, wieder entnehmbar und dem Ausgabemittel zuführbar ist.
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Durch das Vorsehen eines magazinartigen Speichers ist es ermöglicht, dass lediglich ein Ausgabemittel und/oder ein Aufnahmemittel vorgesehen werden müssen. Hierdurch kann der magazinartige Speicher der Aufbewahrungseinheit innerhalb des urbanen Stützelements angeordnet sein und die äußere Oberfläche des urbanen Stützelements minimal für das Logistiksystem verwendet werden. Dies kann sich vorteilhaft auf die Statik des urbanen Stützelements auswirken.
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In Weiterbildung des Logistiksystems erweist es sich als vorteilhaft, wenn das mindestens eine Aufnahmemittel an einem ersten Ende des urbanen Stützelements angeordnet ist und/oder wenn das Ausgabemittel auf gleicher Höhe wie das Aufnahmemittel oder zum Aufnahmemittel beabstandet angeordnet ist.
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Hierdurch ist es ermöglicht, dass das Anordnen von Sendungen und das wieder Entnehmen von Sendungen räumlich voneinander beabstandet sind. Wenn das urbane Stützelement beispielsweise eine Säule umfasst, die eine als Fahrbahn ausgebildete Infrastruktureinheit zu einem Boden beabstandet, ist es beispielsweise denkbar, dass die Aufbewahrungseinheit seitens der Infrastruktureinheit mit Sendungen beladen wird und beispielsweise am Boden, also zur Infrastruktureinheit beabstandet, durch einen Nutzer aus der Aufbewahrungseinheit entnehmbar ist. Gleiches gilt auch umgekehrt.
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Das Logistiksystem lässt sich weiter verbessern, wenn das Logistiksystem mindestens eine automatische Fördereinheit umfasst, durch die mindestens eine Sendung von einer Beladestelle an zu einer Aufbewahrungseinheit und/oder von einer Aufbewahrungseinheit zu einer weiteren Aufbewahrungseinheit transportierbar ist.
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Die automatische Fördereinheit kann in oder parallel zur Infrastruktureinheit, wie Fahrbahn oder Gebäude, angeordnet sein. Wenn die Infrastruktur beispielsweise eine zum Boden beabstandete Fahrbahn umfasst, kann die Fördereinheit in einer zur Fahrbahn parallelen Ebene oberhalb, unterhalb oder seitlich der Fahrbahn angeordnet sein. Hierdurch kann auf die Verwendung von Fahrzeugen verzichtet werden, wodurch Umweltauflagen von Städten leichter einzuhalten sind.
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Die Beladestelle kann durch eine Aufbewahrungseinheit gebildet sein, in die der Belader die Sendungen übergibt und die von der Aufbewahrungseinheit an die Fördereinheit übergeben werden.
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In Weiterbildung letztgenannter Ausführungsform erweist es sich als vorteilhaft, wenn die Fördereinheit mindestens einen Förderbandabschnitt und/oder einen Rohrpostabschnitt umfasst.
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Wenn die Fördereinheit mindestens ein Förderbandabschnitt umfasst, können unterschiedliche Sendungen auf einfache Weise transportiert werden.
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Wenn die Fördereinheit einen Rohrpostabschnitt umfasst, erweist es sich als vorteilhaft, wenn die Fördereinheit ein Transportmittel umfasst, in dem die Sendung angeordnet ist, und das in dem Rohrpostabschnitt rohrpostartig bewegbar ist.
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Um die einzelnen Sendungen der gewünschten Aufbewahrungseinheit zuzuführen, ist bei einer Ausführungsform des Logistiksystems vorgesehen, dass die Fördereinheit mindestens ein Sensormittel zum Erfassen von Sendungsdaten, die an der Sendung erfassbar anordenbar sind, und/oder mindestens ein Sortiermittel, wie Kippschalensorter, umfasst, durch das die Sendung an eine durch die Sendungsdaten bestimmte Aufbewahrungseinheit leitbar ist.
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Hierdurch sind die Sendungen automatisch sortierbar, transportierbar und zustellbar.
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Das automatisierte Transportieren und Zustellen lässt sich weiter vereinfachen, wenn das Logistiksystem mindestens eine Steuereinheit umfasst, durch die die Sendungsdaten auswertbar und die Fördereinheit, insbesondere das Sortiermittel und/oder die Aufbewahrungseinheit, insbesondere das Handlingmittel, das Aufnahmemittel und/oder das Ausgabemittel, insbesondere auf Grundlage der Sendungsdaten, ansteuerbar ist und durch mindestens ein der Steuereinheit zuordenbares oder zugeordnetes Sensormittel.
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Darüber hinaus wird die Aufgabe gelöst durch ein urbanes Stützelement, wie Säule oder Pfeiler zum Stützen einer Infrastruktureinheit, wie Fahrbahn oder Gebäude, mit mindestens einem Abschnitt, der eine Aufbewahrungseinheit einer Aufbewahrungseinrichtung eines Logistiksystem zum Transport und/oder Aufbewahren von Sendungen mit mindestens einem der vorhergehenden Merkmale umfasst, wobei die mindestens eine Aufbewahrungseinheit einen oder mehrere Sendungsbehälter aufweist, in dem mindestens eine Sendung manuell und/oder automatisch anordenbar ist und/oder manuell und/oder automatisch wieder entnehmbar ist.
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Bei dem urbanen Stützelement kann es sich um eine Säule oder einen Pfeiler zum Abstützen einer als Fahrbahn ausgebildete Infrastruktureinheit handeln.
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Schließlich wird die Aufgabe gelöst durch eine Infrastruktureinheit, wie Fahrbahn oder Gebäude, mit mindestens einem urbanen Stützelement mit mindestens einem der zuvor genannten Merkmale und/oder mit mindestens einem Logistiksystem mit mindestens einem der zuvor genannten Merkmale.
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Die Infrastruktureinheit kann beispielsweise eine Fahrbahn umfassen. Diese kann zu einem Boden beabstandet sein und beispielsweise einen so genannten Skyway umfassen. Auf diesem können leichte Kraftfahrzeuge oder Neigefahrzeuge, insbesondere elektrisch betriebene Neigefahrzeuge, zum Boden beabstandet fahren. Die Infrastruktureinheit kann parallel zur Fahrbahn eine Logistikebene umfassen, die oberhalb, unterhalb oder seitlich der Fahrbahn angeordnet ist und Elemente des Logistiksystems umfasst.
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Weitere Merkmale, Einzelheiten und Vorteile der Erfindung ergeben sich aus den beigefügten Patentansprüchen, aus der zeichnerischen Darstellung und nachfolgenden Beschreibung einer bevorzugten Ausführungsform des Logistiksystems.
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In der Zeichnung zeigt:
- 1 Eine geschnittene Vorderansicht auf eine Infrastruktureinheit mit erfindungsgemäßem Logistiksystem und urbanem Stützelement;
- 2 Eine perspektivische Draufsicht auf das Ausführungsbeispiel gemäß 1.
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Die Figuren zeigen ein insgesamt mit dem Bezugszeichen 2 versehenes Logistiksystem zum Transport oder Aufbewahren von Sendungen 4. Hierzu umfasst das Logistiksystem 2 mindestens eine Aufbewahrungseinrichtung 6, die mehrere Aufbewahrungseinheiten 8 umfasst. Die Aufbewahrungseinheiten 8 umfassen einen oder mehrere Sendungsbehälter (in den Figuren nicht explizit dargestellt), in denen die Sendungen 4 manuell und/oder automatisch anordenbar sind und/oder manuell und/oder automatisch wieder entnehmbar sind.
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Bei dem in den Figuren gezeigten Ausführungsbeispiel umfasst die Aufbewahrungseinheit 6 zumindest einen Abschnitt mindestens einen urbanen Stützelements 10, der bei dem in den Figuren gezeigten Ausführungsbeispiel durch Säulen gebildet ist, die eine als Fahrbahn ausgebildete Infrastruktureinheit 12 stützt.
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Die Aufbewahrungseinheit 8 umfasst ein Aufnahmemittel 14, durch das eine Sendung 4 von außen in den Sendungsbehälter anordenbar ist.
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Darüber hinaus umfasst die Aufbewahrungseinheit 8 mindestens ein Ausgabemittel 16, durch das ein Sendungsbehälter zur Entnahme der Sendung 4 von außen zugänglich ist. Hierzu umfasst die Aufbewahrungseinheit 8 ein Eingabemittel 18, durch das eine in der Aufbewahrungseinheit 8 angeordnete Sendung 4 dem Ausgabemittel 16 zuführbar und von außen zugänglich machbar ist.
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Bei dem in den 1 und 2 gezeigten Ausführungsbeispiel umfasst das Logistiksystem 2 mehrere Aufbewahrungseinheiten 8, wobei jeweils eine Aufbewahrungseinheit 8 in einem urbanen Stützelement 10 angeordnet ist.
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Um einen Transport der Sendungen 4 durch das Logistiksystem 2 zu erleichtern, umfasst das Logistiksystem 2 eine automatische Fördereinheit 20, die bei dem in den 1 und 2 gezeigten Ausführungsbeispiel durch einen Förderbandabschnitt 22 gebildet ist.
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Im Folgenden wird kurz die Funktionsweise des Logistiksystems 2 erklärt:
- Um Sendungen 4 mittels eines Logistiksystems 2 zu einem Nutzer zu befördern, werden die Sendungen 4 bei dem in den Figuren gezeigten Ausführungsbeispiel durch eine Fördereinheit 20 über einen Förderbandabschnitt 22 bis zu einer Aufbewahrungseinheit 8 einer Aufbewahrungseinrichtung 6 transportiert. Hierzu umfasst jede Sendung 4 Sendungsdaten, die durch ein Sensormittel 24 erfassbar sind und hierdurch die Sendung 4 einer Aufbewahrungseinheit 8 der Aufbewahrungseinrichtung 6 zuordenbar ist.
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Beim Erreichen der Aufbewahrungseinrichtung 6 wird die Sendung 4 über ein Aufnahmemittel 14 in der Aufbewahrungseinheit 8 angeordnet. Diese umfasst ein urbanes Stützelement, wie beispielsweise eine Säule zum Stützen einer Infrastruktureinheit 12, wie Fahrbahn. Innerhalb der Aufbewahrungseinheit 8 kann ein magazinartiger Speicher vorgesehen sein (in den Figuren nicht dargestellt), in denen die Sendungen 4 an einem Speicherplatz ablegbar sind. Hierzu kann ferner ein Handlingmittel, wie Roboter, vorgesehen sein (in den Figuren nicht dargestellt), um die Sendungen 4 innerhalb der Aufbewahrungseinheit 8 der Aufbewahrungseinrichtung 6 vom Aufnahmemittel 14 zu empfangen, am Speicherplatz abzulegen und ggf. an das Ausgabemittel 16 zu transportieren, um dort durch einen Nutzer entnommen zu werden.
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Die in der vorstehenden Beschreibung, in den Ansprüchen sowie in der Zeichnung offenbarten Merkmale der Erfindung, können sowohl einzeln, als auch in jeder beliebigen Kombination in der Verwirklichung der Erfindung in ihren verschiedenen Ausführungsformen wesentlich sein.
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Bezugszeichenliste
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- 2
- Logistiksystem
- 4
- Sendung
- 6
- Aufbewahrungseinrichtung
- 8
- Aufbewahrungseinheit
- 10
- Stützelement
- 12
- Infrastruktureinheit
- 14
- Aufnahmemittel
- 16
- Ausgabemittel
- 18
- Eingabemittel
- 20
- Fördereinheit
- 22
- Förderbandabschnitt
- 24
- Sensormittel