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Beschrieben werden ein Verfahren zum Betrieb eines autonom oder teilautonom fahrenden Kraftfahrzeugs, ein Computerprogrammprodukt sowie ein Kraftfahrzeug.
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Verfahren zum Betrieb von autonom oder teilautonom fahrenden Kraftfahrzeugen, Computerprogrammprodukte sowie Kraftfahrzeuge der eingangs genannten Art sind im Stand der Technik bekannt.
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Autofahren ist für viele Passagiere und Fahrer mit positiven Emotionen verbunden. Die Emotionen rühren häufig aus den Erlebnissen mit einem bestimmten Kraftfahrzeug her. Zu den Erlebnissen zählen neben Geschwindigkeit, positive und negative Beschleunigung, Querbeschleunigung und dergleichen auch das Fahrgefühl, z.B. eine Federhärte, sowie andere Sinneseindrücke, zum Beispiel olfaktorische, optische und akustische Erfahrungen.
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Ein großer Unterschied zwischen Verbrennungskraftmaschinen und Elektroantrieben ist, dass Elektroantriebe im Wesentlichen lautlos funktionieren. Während der Fahrt sind im Wesentlichen Wind- und Abrollgeräusche wahrnehmbar. Geräusche, die vom Verbrennungsmotor oder der Abgasanlage herrühren, fehlen hingegen. Diese werden von vielen Fahrern jedoch besonders geschätzt. Die Akustik kann daher bei elektrisch angetriebenen Kraftfahrzeugen keinen besonderen emotionalen Anteil mehr am Fahrerlebnis haben.
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Auch bei autonom fahrenden Kraftfahrzeugen sollen ebenfalls positive Emotionen zwischen Insassen und Kraftfahrzeug erzeugt werden. Insbesondere bei elektrisch angetriebenen autonom fahrenden Kraftfahrzeugen, die womöglich die Zukunft des Straßenverkehrs maßgeblich beeinflussen werden, kann leicht die Bindung zwischen Kraftfahrzeug und Passagieren verloren gehen.
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Aus der
DE 10 2010 036 666 A1 ist ein Verfahren zur intelligenten Musikauswahl in einem Fahrzeug bekannt wobei Benutzervorlieben für eine Musikauswahl in dem Fahrzeug entsprechend einer Vielzahl von Fahrbedingungen des Fahrzeugs gelernt werden. Es wird eine Eingabe empfangen, die eine aktuelle Fahrbedingung des Fahrzeugs anzeigt, und es wird Musik auf Basis der gelernten Benutzervorlieben für Musikauswahl in dem Fahrzeug entsprechend der aktuellen Fahrbedingung ausgewählt.
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Die zuvor beschriebene Offenbarung betrifft also die Auswahl von Musik in Abhängigkeit von den Fahrbedingungen des Kraftfahrzeugs. Dies bedeutet, dass den Passagieren in Abhängigkeit von der Fahrweise gewisse Musik vorgespielt wird. Einerseits könnte es sein, dass die Musikauswahl dem Fahrer möglicherweise nicht gefällt. Außerdem ist damit das Problem der fehlenden akustischen Bindung zwischen Passagieren und dem Kraftfahrzeug nicht gelöst. Zudem ist bei autonom fahrenden Kraftfahrzeugen das Fahrverhalten durch das Kraftfahrzeug bestimmt und nicht durch den Fahrer bzw. Insassen, sodass das Verfahren nicht anwendbar ist.
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Somit stellt sich die Aufgabe, Verfahren zum Betrieb von autonom oder teilautonom fahrenden Kraftfahrzeugen, Computerprogrammprodukte sowie Kraftfahrzeuge dahingehend weiterzubilden, dass auch bei elektrisch angetriebenen Kraftfahrzeugen eine emotionale Bindung zwischen Passagieren und Kraftfahrzeug aufgrund akustischer Phänomene möglich ist.
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Die Aufgabe wird gelöst durch ein Verfahren zum Betrieb eines autonom oder teilautonom fahrenden Kraftfahrzeugs gemäß Anspruch 1, ein Computerprogrammprodukt gemäß dem nebengeordneten Anspruch 7 sowie ein Kraftfahrzeug gemäß dem nebengeordneten Anspruch 8. Weiterführende Ausgestaltungen und Weiterbildungen sind Gegenstand der abhängigen Ansprüche.
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Beschrieben wird ein Verfahren zum Betrieb eines Kraftfahrzeugs, das in einem teilautonomen oder autonomen Fahrmodus fährt, wobei eine Steuerung ein Fahrverhalten des Kraftfahrzeugs auf der Grundlage von Fahrparametern definiert, wobei die Steuerung weiterhin Musikparameter von im Kraftfahrzeug abgespielter Musik empfängt und auswertet, wobei die Steuerung die Fahrparameter in Abhängigkeit von den Musikparametern anpasst.
Hierdurch ist es möglich, die Fahrweise des Kraftfahrzeugs an die von dem oder den Passagieren gewählte Musik anzupassen. Wählen die Passagiere beispielsweise ruhige Musik, kann das autonom fahrende Kraftfahrzeug eine zurückhaltende und ruhige Fahrweise an den Tag legen. Wählen die Passagiere hingegen eine aggressivere Musik, kann das Kraftfahrzeug ebenfalls sportlich fahren. Hierdurch wird eine emotional wirkende Verbindung zwischen den akustischen Sinneseindrücken, z.B. langsamere Musik oder schnellere Musik, und dem Fahrerlebnis hergestellt. Diese Verbindung stellt eine stärkere Bindung mit dem Kraftfahrzeug her und erlaubt es den Passagieren gleichzeitig, die ihrer Stimmung entsprechende Musik auszuwählen.
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In einer ersten weiterführenden Ausgestaltung kann vorgesehen sein, dass die Fahrparameter zeitliche Planung, maximale Beschleunigung, maximale Querbeschleunigung, maximale Verzögerung - ausgenommen Notbremsungen - und/oder Höchstgeschwindigkeit umfassen.
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Durch Anpassen der zeitlichen Planung, also wann ein Fahrmanöver durchgeführt wird, sowie die maximalen Beschleunigungen und Höchstgeschwindigkeit kann das Fahrerlebnis stark individualisiert und an die aktuell laufende Musik angepasst werden. Das Fahrerlebnis wirkt so stärker wie aus einem Guss.
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In einer weiteren weiterführenden Ausgestaltung kann vorgesehen sein, dass die Musikparameter Gattung, Takt, Liedtext und/oder Lautstärke umfassen.
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Dadurch ist eine genaue Bestimmung der Musik möglich, die wiederum eine genauere Anpassung der Fahrparameter erlaubt.
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In einer weiteren weiterführenden Ausgestaltung kann vorgesehen sein, dass die Steuerung Fahrmanöver im Takt der abgespielten Musik ausführt.
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Eine solche Fahrweise wird als besonders harmonisch von den Passagieren wahrgenommen. Des Weiteren kann vermieden werden, dass insbesondere bei musikalisch interessierten Passagieren ein unangenehmes Gefühl durch unerwartete Richtungswechsel und Beschleunigungen hervorgerufen wird.
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In einer weiteren weiterführenden Ausgestaltung kann vorgesehen sein, dass die Steuerung maximale Beschleunigung, maximale Querbeschleunigung, maximale Verzögerung und/oder Höchstgeschwindigkeit mit dem Takt der Musik korreliert sind, sodass schnellere Musik zu höheren Beschleunigungen und Höchstgeschwindigkeiten führt als langsamere Musik.
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Eine solche Korrelation wird von den meisten Passagieren als intuitiv richtig wahrgenommen.
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In einer weiteren weiterführenden Ausgestaltung kann vorgesehen sein, dass die Steuerung sonstige Steuer- oder Regeleingriffe in das Kraftfahrzeug mit dem Takt der Musik synchronisiert.
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Zu solchen Eingriffen können beispielsweise Blinker sowie Ein- und Ausschalten von gewissen Funktionen des Kraftfahrzeugs zählen.
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Ein erster unabhängiger Gegenstand betrifft ein Computerprogrammprodukt, mit einem computerlesbaren Speichermedium, auf dem Befehle eingebettet sind, die, wenn sie von wenigstens einer Recheneinheit ausgeführt werden, bewirken, dass die wenigstens Recheneinheit dazu eingerichtet ist, das Verfahren der zuvor beschriebenen Art auszuführen.
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Das Verfahren kann auf einer oder auf mehreren Recheneinheiten verteilt ausgeführt werden, sodass bestimmte Verfahrensschritte auf der einen Recheneinheit und andere Verfahrensschritte auf wenigstens einer weiteren Recheneinheit ausgeführt werden, wobei berechnete Daten sofern notwendig zwischen den Recheneinheiten übermittelt werden können.
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Ein weiterer unabhängiger Gegenstand betrifft ein Kraftfahrzeug mit einem Computerprogrammprodukt der zuvor beschriebenen Art.
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Weitere Vorteile, Merkmale und Einzelheiten ergeben sich aus der nachfolgenden Beschreibung, in der - gegebenenfalls unter Bezug auf die Zeichnung - zumindest ein Ausführungsbeispiel im Einzelnen beschrieben ist. Gleiche, ähnliche und/oder funktionsgleiche Teile sind mit gleichen Bezugszeichen versehen.
Es zeigen schematisch:
- 1 mehrere Phasen eines Überholvorgangs eines autonom fahrenden Kraftfahrzeugs;
- 2 das autonom fahrende Kraftfahrzeug aus 1, sowie
- 3 ein Ablaufdiagramm eines Verfahrens zur Abstimmung des Fahrverhaltens des Kraftfahrzeugs mit der im Kraftfahrzeug gespielten Musik.
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1 zeigt mehrere Phasen eines Überholvorgangs eines autonom fahrenden Kraftfahrzeugs 2, das ein anderes Kraftfahrzeug 4 auf einer Straße 6 überholt.
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Unterhalb der Darstellung der Straße 6 mit den Kraftfahrzeugen 2, 4 findet sich eine Darstellung eines Musiksignals 8, das in dem autonom fahrenden Kraftfahrzeug 2 währenddessen abgespielt wird.
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Das Kraftfahrzeug 2 plant gerade einen Überholvorgang, um das langsamer vorausfahrende Kraftfahrzeug 4 zu überholen. Bei der Planung des Überholvorgangs sind verschiedene Phasen erforderlich, unter anderem das Ausscheren aus der eigenen Spur, das zu einem Zeitpunkt t2 stattfindet.
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Im Kraftfahrzeuges 2 wird gerade eine Musik mit einem gewissen Rhythmus abgespielt, der in dem dargestellten Musiksignal 8 visualisiert ist. Die Amplitudenunterschiede des Musiksignals 8 lassen einen gewissen Rhythmus erkennen.
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Gemäß des hier beschriebenen Verfahrens wird der Überholvorgang im Rhythmus der Musik durchgeführt, d. h., dass die notwendigen Fahrmanöver des Kraftfahrzeuges 2 im Rhythmus der Musik durchgeführt werden. So muss das Kraftfahrzeug 2 zum Beispiel beschleunigen, was zum Zeitpunkt t1 durchgeführt wird. Das Ausscheren des Kraftfahrzeuges 2 wird einen Takt später zum Zeitpunkt t2 durchgeführt.
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2 zeigt das autonom fahrende Kraftfahrzeug 2 aus 1 in einer Draufsicht.
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Das Kraftfahrzeug 2 weist eine Steuerung 10 auf, die einen Prozessor 12 sowie einen Speicher 14 aufweist. In dem Speicher 14 ist ein Computerprogrammprodukt hier beschriebenen Art gespeichert, das, wenn es von dem Prozessor 12 ausgeführt wird, das hierin beschriebene Verfahren ausführt.
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De Steuerung 10 ist mit einem Multimediasystem 16 verbunden. Das Multimediasystem 16 weist zwei Lautsprecher 18, 20 auf, über die Musik wiedergebbar ist.
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Über das Multimediasystem 16 und/oder über ein im Innenraum des Kraftfahrzeuges 2 angeordnetes Mikrofon 22 ist es möglich, die über das Multimediasystem 16 abgespielter Musik oder anderweitig im Kraftfahrzeug zur abgespielter Musik zu analysieren und Parameter, wie zum Beispiel Art, Takt etc. zu analysieren. Ein Mikrofon 22 hat den Vorteil, dass nicht nur über das Multimediasystem 16 abgespieltes Musik analysierbar ist, sondern sämtliche im Innenraum des Kraftfahrzeugs 2 wiedergegebene Musik (z.B. mittels eines Smartphones oder Tablets wiedergegebene Musik) einschließlich selbstgesungener Musik.
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Die Steuerung 10 kann die entsprechenden Informationen verwenden, um auf Aggregate des Kraftfahrzeugs 2 einzuwirken, beispielsweise auf eine Lenkung 24 und/oder auf einen Antrieb 26.
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3 zeigt ein Ablaufdiagramm eines Verfahrens zur Abstimmung des Fahrverhaltens des Kraftfahrzeugs 2 mit der im Kraftfahrzeug 2 gespielten Musik.
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Nach dem Start des Verfahrens wird zunächst die gespielten Musik analysiert und daraus Musikparameter erzeugt. Anschließend werden, beispielsweise im Speicher 14 abgelegte Fahrparameter ermittelt, die zu den Musikparametern passen. Zu den Fahrparametern können beispielsweise maximale Beschleunigung, maximale Verzögerung, Höchstgeschwindigkeit sowie Querbeschleunigung gehören. Anschließend werden die Fahrparameter angewendet, d. h., dass das Kraftfahrzeug 2 sich passend zur ausgewählten Musik bewegt.
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Das Verfahren wird fortlaufend durchgeführt, da der Fahrer unter Umständen zwischenzeitlich andere Musik auswählt. Die neue Musik hat höchstwahrscheinlich einen anderen Rhythmus und erfordert daher eine Anpassung der Fahrparameter.
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Obwohl die Erfindung im Detail durch bevorzugte Ausführungsbeispiele näher illustriert und erläutert wurde, so ist die Erfindung nicht durch die offenbarten Beispiele eingeschränkt und andere Variationen können vom Fachmann hieraus abgeleitet werden, ohne den Schutzumfang der Erfindung zu verlassen. Es ist daher klar, dass eine Vielzahl von Variationsmöglichkeiten existiert. Es ist ebenfalls klar, dass beispielhaft genannte Ausführungsformen wirklich nur Beispiele darstellen, die nicht in irgendeiner Weise als Begrenzung etwa des Schutzbereichs, der Anwendungsmöglichkeiten oder der Konfiguration der Erfindung aufzufassen sind. Vielmehr versetzen die vorhergehende Beschreibung und die Figurenbeschreibung den Fachmann in die Lage, die beispielhaften Ausführungsformen konkret umzusetzen, wobei der Fachmann in Kenntnis des offenbarten Erfindungsgedankens vielfältige Änderungen, beispielsweise hinsichtlich der Funktion oder der Anordnung einzelner, in einer beispielhaften Ausführungsform genannter Elemente, vornehmen kann, ohne den Schutzbereich zu verlassen, der durch die Ansprüche und deren rechtliche Entsprechungen, wie etwa weitergehenden Erläuterung in der Beschreibung, definiert wird.
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Bezugszeichenliste
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- 2
- Kraftfahrzeug
- 4
- Kraftfahrzeug
- 6
- Straße
- 8
- Musiksignal
- 10
- Steuerung
- 12
- Prozessor
- 14
- Speicher
- 16
- Multimediasystem
- 18, 20
- Lautsprecher
- 22
- Mikrofon
- 24
- Lenkung
- 26
- Antrieb
- t1
- Zeitpunkt
- t2
- Zeitpunkt
- t3
- Zeitpunkt
- t4
- Zeitpunkt
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ZITATE ENTHALTEN IN DER BESCHREIBUNG
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Zitierte Patentliteratur
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- DE 102010036666 A1 [0006]