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Die Erfindung betrifft ein Verfahren zum Betreiben eines Kraftfahrzeugsystems in Abhängigkeit von einem Blutzuckerspiegel.
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Diabetiker haben ein erhöhtes Risiko, während einer Fahrt zum Beispiel in eine Unterzuckerung zu geraten, womit die Fahrtüchtigkeit eingeschränkt sein kann. Eine Unterzuckerung äußert sich durch Symptome wie zum Beispiel Verwirrtheit, Benommenheit, Sprachstörungen, atypisches Verhalten, Empfindungsstörungen, Halbseitenlähmungen, Psychosen oder Delirium bis hin zu Krampfanfällen, Bewusstlosigkeit und Koma.
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Das Überwachen des Blutzuckerspiegels war lange Zeit während der Fahrt nicht möglich, da bei der blutigen Messung eine Blutprobe per Messgerät analysiert werden muss. Bei einer nicht- oder minimalinvasiven Messmethode muss der aktuelle Wert dennoch per Messgerät oder Smartphone abgelesen und interpretiert werden.
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Die
DE 10 2014 017 327 A1 beschreibt eine Vorrichtung und ein Verfahren zur Ermittlung eines Gesundheitszustandes zumindest eines Insassen in einem Fahrzeug. Die Vorrichtung ist dabei in ein Kraftfahrzeug integriert und umfasst eine Bilderfassungseinheit zur Detektion einer Körpertemperatur und eines Bewegungsablaufes des Insassen und eine Anzahl von in ein Bedienelement integrierten Erfassungseinheiten zur Detektion verschiedener Vitalparameter.
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Die
DE 10 2010 055 358 A1 beschreibt ein Innenraumteil für einen Kraftwagen, wobei das Innenraumteil wenigstens eine Messeinrichtung zum Ermitteln eines Blutzuckergehalts eines Fahrzeuginsassen aufweist.
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Die
WO 2009/134622 A1 und die
US 9,010,477 B2 beschreiben ebenfalls ein Kraftfahrzeug mit einem solchen Sensor.
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Eine der Erfindung zugrundeliegende Aufgabe ist das Verbessern der Überwachung des Blutzuckerspiegels in einem Kraftfahrzeug.
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Die gestellte Aufgabe wird durch das erfindungsgemäße Verfahren und die erfindungsgemäßen Vorrichtungen gemäß der nebengeordneten Patentansprüche gelöst. Vorteilhafte Weiterbildungen sind durch die Unteransprüche gegeben.
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Die Erfindung basiert auf der Idee, dass eine Überwachungseinrichtung des Kraftfahrzeugs einen Blutzuckerwert aus einem mobilen Endgerät empfängt. Der Messwert wird also nicht von einem Sensor des Kraftfahrzeugs festgestellt. Dadurch werden die oben genannten Nachteile reduziert oder sogar behoben. Mit anderen Worten führt das Kraftfahrzeug das erfindungsgemäße Verfahren aus einem mobilen Endgerät bereitgestellten Blutzuckerwerten durch. Das mobile Endgerät kann zum Beispiel ein Smartphone oder ein Implantat sein.
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Vorteilhaft muss sich der Fahrer oder Passagier des Kraftfahrzeugs nicht zum Beispiel während einer Fahrt in regelmäßigen Abständen den Blutzuckerwert bestimmen lassen, muss also nicht zum Beispiel alle fünf Minuten im Kraftfahrzeug eine Blutprobe nehmen. Dadurch können auch Tendenzen über einen Zeitraum über die eigentliche Fahrt hinaus betrachtet werden. Dadurch kann das Kraftfahrzeug präziser und situationsspezifischer reagieren. Besonders vorteilhaft ist das erfindungsgemäße Verfahren, falls das mobile Endgerät ein Implantat mit einem Sensor zum Messen des Blutzuckerwerts ist. So können während der Fahrt Messwerte erfasst werden, ohne dass der Benutzer selbst etwas dafür tun muss.
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Das erfindungsgemäße Verfahren zum Betreiben eines Kraftfahrzeugsystems weist die folgenden, durch eine Überwachungseinrichtung des Kraftfahrzeugs durchgeführten Schritte auf. Unter einer Überwachungseinrichtung wird dabei ein Gerät, eine Gerätekomponente oder ein System mehrerer Gerätekomponenten verstanden, das/die zum Empfangen und Auswerten von Signalen ausgestaltet und eingerichtet ist, und das/die dazu eingerichtet ist, Steuersignale für Kraftfahrzeugsysteme zu erzeugen.
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Durch eine Kommunikationseinheit der Überwachungseinrichtung erfolgt ein Empfangen eines Vitaldatensignals aus einer Sendeeinheit eines mobilen Endgeräts, wobei das Vitaldatensignal einen Blutzuckerwert eines Benutzers des Kraftfahrzeugs beschreibt. Unter einer Kommunikationseinheit wird eine Gerätekomponente zur Datenkommunikation verstanden, die zur drahtlosen oder drahtgebundenen Datenkommunikation eingerichtet ist. Darunter fallen das Empfangen und Senden von Signalen. Dementsprechend wird unter einer Sendeeinheit eine Gerätekomponente zum Senden von Signalen verstanden.
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Als mobiles Endgerät wird ein tragbares Gerät verstanden, das unabhängig von einer bestehenden Kopplung an das Kraftfahrzeug zur Datenkommunikation mit der kraftfahrzeugseitigen Kommunikationseinheit fähig ist. Das mobile Endgerät kann zum Beispiel ein Smartphone des Benutzers sein, oder zum Beispiel ein Tablet PC, oder vorzugsweise ein Implantat des Benutzers, das mit einem Sensor zum Messen eines Blutzuckerwertes ausgestaltet sein kann.
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Das Vitaldatensignal beschreibt einen Blutzuckerwert, zum Beispiel einen HbA1C-Wert, eine Fruktosaminkonzentration, eine C-Peptid-Konzentration, einen Insulinspiegel, oder einen anderen labordiagnostischen Marker für eine Diabeteserkrankung. Der durch das Vitaldatensignal beschriebene Blutzuckerwert kann dabei zum Beispiel ein aktueller Blutzuckerwert sein, oder ein historischer Blutzuckerwert, also zum Beispiel ein Blutzuckerwert einer Messung, die vor einer Fahrt des Kraftfahrzeugs durchgeführt wurde, oder während der Fahrt mittels zum Beispiel einem Implantat, das einen entsprechenden Sensor aufweist.
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Es erfolgt ein Prüfen, ob der durch das empfangene Vitaldatensignal beschriebene Blutzuckerwert ein vorgegebenes Anomaliekriterium erfüllt, wobei das vorgegebene Anomaliekriterium ein Abweichen des durch das empfangene Vitaldatensignal beschriebenen Blutzuckerwerts von einem vorgegebenen Normalwertebereich beschreibt. Der Normalwertebereich kann dabei zum Beispiel ein Wertebereich von einer Richtgröße sein, der zum Beispiel in einem Datenspeicher der Überwachungseinrichtung abgelegt sein kann. Der Normalwertebereich kann dabei zum Beispiel einen Wertebereich von zum Beispiel üblichen Fruktosaminkonzentrationen gesunder Personen beschreiben.
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Falls der beschriebene Blutzuckerwert das vorgegebene Anomaliekriterium erfüllt, das heißt falls der durch das Vitaldatensignal beschriebene Blutzuckerwert den vorgegebenen Normalwertebereich unterschreitet oder überschreitet, erfolgt ein Festlegen einer Maßnahme zum Unterstützen des Benutzers beim Überwachen des Blutzuckerspiegels. Mit anderen Worten erfolgt ein Festlegen einer Maßnahme zum Unterstützen des Benutzers in Abhängigkeit von dem Blutzuckerspiegel angemessen zu reagieren. Ist der beschriebene Blutzuckerwert zum Beispiel ein stark hypoglykämischer oder stark hyperglykämischer Blutzuckerwert, bei dem zum Beispiel wahrscheinlich sein kann, dass der Benutzer nicht fahrtüchtig ist oder sogar innerhalb kurzer Zeit eine starke negative Körperreaktion haben könnte, kann die Maßnahme zum Beispiel eine autonome Steuerung des Kraftfahrzeugs zu einem Krankenhaus oder das Absetzen eines Notrufs sein. Ist der beschriebene Blutzuckerwert zum Beispiel nur knapp außerhalb des vorgegebenen Normalwertebereichs, kann es als Maßnahme ausreichen, den Benutzer über eine Anzeige auf zum Beispiel einem Bildschirm des Kombiinstruments auf einen etwas zu niedrigen oder etwas zu hohen Blutzuckerwert hinzuweisen, sodass der Benutzer darauf aufmerksam gemacht wird, dass er auf sich achten und gegebenenfalls eine Pause machen sollte.
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In Abhängigkeit von der festgelegten Maßnahme erfolgt ein Festlegen eines Kraftfahrzeugsystems zum Durchführen der festgelegten Maßnahme. Das Kraftfahrzeugsystem kann zum Beispiel die Kommunikationseinheit zum Absetzen des Notrufs sein, oder zum Beispiel eine Ausgabeeinrichtung zum Anzeigen einer entsprechenden Information über ein Display und/oder zum Ausgeben eines Audiosignals.
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Es erfolgt ein Erzeugen eines Überwachungssignals, das die festgelegte Maßnahme beschreibt, und ein Übertragen des erzeugten Überwachungssignals an das festgelegte Kraftfahrzeugsystem.
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Die oben beschriebenen Nachteile werden reduziert oder sogar behoben. Es ergeben sich die bereits genannten Vorteile. Der Benutzer des Kraftfahrzeugs muss während der Fahrt keine Blutprobe abgeben und kann sich so besser der Fahraufgabe widmen. Durch eine solche automatisierte Überwachung des Blutzuckerspiegels sinken eine Gefahr einer Unterzuckerung oder Überzuckerung und die daraus resultierenden Gefahren für den Fahrer und andere Verkehrsteilnehmer. Mit anderen Worten wird eine Verkehrssicherheit erhöht.
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Um die Maßnahmen noch situationsspezifischer und individueller festlegen zu können, kann, gemäß einer Ausführungsform des erfindungsgemäßen Verfahrens, durch die Überwachungseinrichtung ein Vergleichen des beschriebenen Blutzuckerwerts mit mindestens einem weiteren Blutzuckerwert des Benutzers erfolgen, beispielsweise mit einem weiteren Blutzuckerwert, der durch ein weiteres Vitaldatensignal (oder das gleiche Vitaldatensignal) beschrieben werden kann. In Abhängigkeit von einem Ergebnis des Vergleichs kann ein Feststellen einer aktuellen Tendenz der Blutzuckerwerte erfolgen, also ein zeitlicher Verlauf einer Entwicklung der Blutzuckerkonzentration prädiziert werden. Dabei kann beim Festlegen der Maßnahme und beim Festlegen des Kraftfahrzeugsystems die festgestellte Tendenz berücksichtigt werden.
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Falls der beschriebene Blutzuckerwert das Anomaliekriterium erfüllt, kann durch die Überwachungseinrichtung optional ein Ermitteln erfolgen, ob der beschriebene Blutzuckerwert den vorgegebenen Normalwertebereich unterschreitet oder überschreitet. Mit anderen Worten kann ermittelt werden, falls der beschriebene Blutzuckerwert außerhalb des Normalwertebereichs liegt, ob es sich über eine Unterzuckerung oder Überzuckerung handeln kann. Das Festlegen der Maßnahme kann dann davon abhängen, ob der beschriebene Blutzuckerwert den vorgegebenen Normalwertebereich unterschreitet oder überschreitet.
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Vorzugsweise kann die Überwachungseinrichtung als Maßnahme ein Ausgeben einer Information zu dem beschriebenen Blutzuckerwert, zum Beispiel eine Information, dass der Blutzuckerwert nicht in dem Normalwertebereich liegt, oder eine Information zu einem nummerischen Wert des Blutzuckerwertes, festlegen, und als Kraftfahrzeugsystem kann die Überwachungseinrichtung eine Ausgabevorrichtung festlegen. Die Ausgabevorrichtung kann dabei vorzugsweise einen Bildschirm und/oder einen Lautsprecher umfassen. Das Überwachungssignal kann dann zum Beispiel ein Bild- und/oder Audiosignal sein. Hierdurch wird dem Benutzer des Kraftfahrzeugs erst zugänglich ersichtlich, in welchem Gesundheitszustand er sich befindet. Ein Ausgeben einer solchen Information ist insbesondere dann vorteilhaft, falls der beschriebene Blutzuckerwert den Normalwertebereich innerhalb eines vorgegebenen Toleranzbereichs unterschreitet oder überschreitet. Der vorgegebene Toleranzbereich kann dann vorzugsweise derart gewählt sein, dass innerhalb dieses Toleranzbereiches von Blutzuckerwerten keine beeinträchtigenden Körperreaktionen wahrscheinlich sind.
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Alternativ oder zusätzlich kann die Überwachungseinrichtung als Maßnahme ein Ausgeben eines Notrufs festlegen, wobei die Kommunikationseinheit als Kraftfahrzeugsystem festgelegt werden kann. Dieses ist insbesondere dann vorteilhaft, wenn der Blutzuckerwert außerhalb des Toleranzbereichs liegt.
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Gemäß einem besonders bevorzugten Ausführungsbeispiel kann die Überwachungseinrichtung als Maßnahme ein Regeln eines Zugangs zu einem Ablagefach des Kraftfahrzeugs festlegen. Dadurch kann ein Zugang zu einer Zuckerquelle und/oder Insulinquelle kontrolliert werden, die in dem Ablagefach liegen kann. Eine beispielhafte Zuckerquelle kann Traubenzucker oder eine Süßspeise oder Brot sein. Als Kraftfahrzeugsystem kann die Überwachungseinrichtung dann eine Schließeinrichtung zu Öffnen und/oder Schließen des Ablagefachs festlegen. Unter einer Schließeinrichtung wird dabei ein Gerät oder eine Gerätekomponente verstanden, die zum Öffnen/Aufschließen und/oder Schließen/Verschließen des Ablagefachs ausgestaltet und eingerichtet ist. Die Schließeinrichtung kann dann zum Beispiel ein Schloss des Ablagefachs steuern. Ist in dem Ablagefach zum Beispiel eine Zuckerquelle abgelegt, kann die Schließeinrichtung bei einem zu niedrigen Blutzuckerwert und nach Empfang eines entsprechenden Überwachungssignals das Ablagefach öffnen. Bei einem erhöhten Zuckerwert kann die Schließeinrichtung zum Beispiel in Abhängigkeit von einem entsprechenden Überwachungssignal das Ablagefach verriegeln, sodass dem Benutzer der Zugang zu dem Ablagefach und damit zu der Zuckerquelle verwehrt wird und er zum Beispiel nicht aus Leichtsinn die Zuckerquelle isst und damit seinen Blutzuckerwert noch weiter erhöht. Diese Variante ist besonders dann vorteilhaft, falls zusätzlich ermittelt wird, ob der beschriebene Blutzuckerwert den vorgegebenen Normalwertebereich unterschreitet oder überschreitet.
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Idealerweise kann, gemäß einer Weiterbildung, vorgesehen sein, dass die Überwachungseinrichtung zunächst ein Feststellen durchführt, ob sich in dem Ablagefach eine Zuckerquelle und/oder eine Insulinquelle befindet. Hat der Benutzer zum Beispiel vor der Fahrt über zum Beispiel ein Infotainmentsystem eingegeben, dass er eine Zuckerquelle in das Ablagefach gelegt hat, kann diese Information von der Überwachungseinrichtung zum Beispiel gespeichert oder abgefragt werden.
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Die oben gestellte Aufgabe wird gelöst durch eine Überwachungseinrichtung, die dazu eingerichtet ist, ein Verfahren nach einer der oben beschriebenen Ausführungsformen des erfindungsgemäßen Verfahrens durchzuführen. Es ergeben sich die oben genannten Vorteile. Die Überwachungseinrichtung kann zum Beispiel als Steuerchip oder Steuergerät ausgestaltet sein. Vorzugsweise kann die Überwachungseinrichtung eine Prozessoreinrichtung aufweisen, also ein Gerät oder eine Gerätekomponente zur elektronischen Datenverarbeitung, die vorzugsweise mindestens einen Mikrocontroler und/oder einen Mikroprozessor aufweisen kann. Optional kann die Überwachungseinrichtung einen Datenspeicher aufweisen, zum Beispiel eine Speicherkarte oder einen Speicherchip, auf dem ein Programmcode abgelegt sein kann, wobei der abgelegte Programmcode dazu ausgestaltet sein kann, bei Ausführen durch die Prozessoreinrichtung die Überwachungseinrichtung dazu zu veranlassen, eine der Ausführungsformen des erfindungsgemäßen Verfahrens durchzuführen.
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Die gestellte Aufgabe wird gelöst durch ein Kraftfahrzeug, das eine Ausführungsform der erfindungsgemäßen Überwachungseinrichtung aufweist. Das Kraftfahrzeug kann vorzugsweise ein Kraftwagen sein, zum Beispiel ein Personenkraftwagen.
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Vorzugsweise kann das Kraftfahrzeug ein Ablagefach und eine Schließeinrichtung aufweisen, wobei die Überwachungseinrichtung dazu eingerichtet ist, als Maßnahme ein Regeln eines Zugangs zu einem Ablagefach des Kraftfahrzeugs festzulegen. Vorzugsweise ist dann die Überwachungseinrichtung auch dazu eingerichtet, zu ermitteln, ob der beschriebene Blutzuckerwert den vorgegebenen Normalwertebereich unterschreitet oder überschreitet. Die Überwachungseinrichtung kann dann vorzugsweise auch dazu eingerichtet sein, die Maßnahme in Abhängigkeit davon festzulegen, ob der beschriebene Blutzuckerwert den vorgegebenen Normalwertebereich unterschreitet oder überschreitet. Es ergeben sich die bereits genannten Vorteile.
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Die Erfindung umfasst auch die Kombinationen der Merkmale der beschriebenen Ausführungsformen.
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Im Folgenden sind Ausführungsbeispiele der Erfindung beschrieben. Hierzu zeigt die einzige Figur („Fig.“): eine schematische Darstellung zu einem Ausführungsbeispiel des erfindungsgemäßen Verfahrens und der erfindungsgemäßen Vorrichtungen.
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Bei den im Folgenden erläuterten Ausführungsbeispielen handelt es sich um bevorzugte Ausführungsformen der Erfindung. Bei den Ausführungsbeispielen stellen die beschriebenen Komponenten der Ausführungsformen jeweils einzelne, unabhängig voneinander zu betrachtende Merkmale der Erfindung dar, welche die Erfindung jeweils auch unabhängig voneinander weiterbilden. Daher soll die Offenbarung auch andere als die dargestellten Kombinationen der Merkmale der Ausführungsformen umfassen. Des Weiteren sind die beschriebenen Ausführungsformen auch durch weitere der bereits beschriebenen Merkmale der Erfindung ergänzbar.
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In der Figur bezeichnen gleiche Bezugszeichen jeweils funktionsgleiche Elemente.
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Die Figur veranschaulicht das Prinzip des erfindungsgemäßen Verfahrens und das Prinzip des erfindungsgemäßen Kraftfahrzeugs 10 und der erfindungsgemäßen Überwachungseinrichtung 12 anhand von Ausführungsbeispielen.
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Das Kraftfahrzeug 10 kann zum Beispiel als Personenkraftwagen ausgestaltet sein. Das Kraftfahrzeug 10 kann beispielhaft die Kraftfahrzeugsysteme 14, 15 aufweisen, wobei es sich bei dem Kraftfahrzeugsystem 14 um eine Ausgabevorrichtung handeln kann, zum Beispiel ein Kombiinstrument, das optional einen Lautsprecher aufweisen kann. Das weitere Kraftfahrzeugsystem 15 kann zum Beispiel eine Schließeinrichtung zum Öffnen und/oder Schließen eines Ablagefachs 16 sein, wobei in dem Ablagefach 16 zum Beispiel ein Müsliriegel 18 als Zuckerquelle liegen kann. Das Ablagefach 16 kann zum Beispiel vom Benutzer des Kraftfahrzeugs 10 regelmäßig aufgefüllt werden und/oder der Benutzer kann zum Beispiel nach einer Fahrt durch zum Beispiel eine Anzeige auf der Ausgabevorrichtung 14 daran erinnert werden, das Ablagefach 16 wieder aufzufüllen. Das optionale Ablagefach 16 kann zum Beispiel eine Tür oder Klappe 19 aufweisen, die durch die Schließeinrichtung 15 geschlossen und/oder verriegelt werden kann, und/oder geöffnet und/oder aufgeschlossen werden kann.
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Als weiteres Kraftfahrzeugsystem 16 kann eine Kommunikationseinheit der Überwachungseinrichtung 12 vorgesehen sein, die zum Beispiel zur drahtlosen und drahtgebundenen Datenkommunikation eingerichtet sein kann. Die Kommunikationseinheit kann so aus einem mobilen Endgerät 20, das zum Beispiel als Smartphone mit einem Anwenderprogramm („App“) zum Speichern von Blutzuckerwerten eingerichtet sein kann, über zum Beispiel eine WLAN- oder Bluetooth-Verbindung Vitaldatensignale zu empfangen. Die Kommunikationseinheit kann alternativ oder zusätzlich von einem mobilen Endgerät 22 ein solches Vitaldatensignal empfangen, wobei das mobile Endgerät 22 zum Beispiel als Endgerät mit einem Sensor oder zum Beispiel als Fitnessarmband ausgestaltet sein kann. Die Datenübertragung kann dabei ebenfalls drahtlos erfolgen, ebenso wie bei der Kommunikation zwischen der Kommunikationseinheit als Kraftfahrzeugsystem 16 und einem weiteren, beispielhaften mobilen Endgerät 24, das zum Beispiel als Implantat zum Messen von Blutzuckerwerten ausgestaltet sein kann.
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In dem Beispiel der Figur ist dabei auf einem Bildschirm des mobilen Endgeräts 20 eine Anzeige des beispielhaften Anwenderprogrammes gezeigt, auf der zum Beispiel ein aktueller oder vor der Fahrt gemessener Blutzuckerwert von 6.0 Millimol pro Liter angezeigt werden kann. Entsprechende Anwenderprogramme („Apps“) sind dem Fachmann aus dem Stand der Technik bekannt. Das Empfangen des Vitaldatensignals erfolgt im Verfahrensschritt S1.
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Der Benutzer des Kraftfahrzeugs 10 kann zum Beispiel gerade mit einer Fahrt mit dem Kraftfahrzeug 10 begonnen haben. Im Verfahrensschritt S2 wird geprüft, ob der beispielhafte Zuckerwert von 6.0 Millimol pro Liter Blutzucker beispielsweise einer Blutzuckerkonzentration im Blut innerhalb eines vorgegebenen Normalwertebereichs liegt oder nicht. Der Normalwertebereich kann beispielsweise in einem Datenspeicher 26 der Überwachungseinrichtung 12, zum Beispiel einem Speicherchip, abgelegt sein und einen Normalwertebereich mit Werten von zum Beispiel kleiner als 5,6 Millimol pro Liter beschreiben. Ein solcher Normalwertebereich kann zum Beispiel für einen Körperzustand nach acht bis zehn Stunden ohne Nahrung vorgegeben sein. Alternativ oder zusätzlich kann ein Normalwertebereich von 5,6 Millimol pro Liter bis 7,8 Millimol pro Liter vorgegeben sein, was in etwa einem üblichen Normalwertebereich für die Blutzuckerkonzentration nach dem Essen entspricht.
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Auf dem Datenspeicher 26 kann ebenfalls, optional, ein Programmcode zum Durchführen des erfindungsgemäßen Verfahrens abgelegt sein, der durch eine optionale Prozessoreinrichtung 28 der Überwachungseinrichtung 12 ausgeführt werden kann.
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Als Anomaliekriterium kann zum Beispiel eine Blutzuckerkonzentration über 7,8 Millimol pro Liter, insbesondere wenn der Benutzer nüchtern ist, oder zum Beispiel, zu einem beliebigen Zeitpunkt, 11,1 Millimol pro Liter Blutzucker oder mehr als 11,1 Millimol pro Liter Blutzucker festgelegt sein.
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Alternativ oder zusätzlich kann das Anomaliekriterium beispielsweise einen Nüchternwert zwischen 5,6 bis 7,0 Millimol pro Liter Blutzucker beschreiben, also einen Bereich einer Blutzuckerkonzentration, der auf ein Diabetes-Vorstadium hinweisen kann.
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Im Beispiel der Figur kann der Wert von 6,0 Millimol pro Liter Blutzucker also zum Beispiel bedeuten, dass das beispielhafte vorgegebene Anomaliekriterium erfüllt ist. Bei einer solchen Blutzuckerkonzentration kann es eher unwahrscheinlich sein, dass der Benutzer des Kraftfahrzeugs während der Fahrt und der Blutzuckerkonzentration zum Beispiel bewusstlos werden kann. In dieser Situation kann es aber trotzdem sinnvoll sein, den Benutzer des Kraftfahrzeugs 10 darauf aufmerksam zu machen, dass sein Blutzuckerwert außerhalb des Normalwertebereichs liegt. Hierzu kann das Ausgeben zum Beispiel einer entsprechenden Bildinformation über das beispielhafte Kombiinstrument festgelegt werden (S3) und die Ausgabevorrichtung 14 kann als Kraftfahrzeugsystem festgelegt werden (S4).
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Die Überwachungseinrichtung 12 kann daraufhin ein Überwachungssignal erzeugen, das eine entsprechende Bildinformation, zum Beispiel einen Text „erhöhter Blutzuckerspiegel“ und/oder die Blutzuckerkonzentration „6,0 Millimol pro Liter“ oder die Warnung „GLC“ als Hinweis auf ein Erfüllen des Anomaliekriteriums beschreiben kann (S5). Das Überwachungssignal kann an die Ausgabevorrichtung 14 adressiert und an diese übertragen werden (S6). Das Übertragen des erzeugten Überwachungssignals (S6) kann zum Beispiel über eine drahtgebundene Datenkommunikationsverbindung 21 erfolgen, zum Beispiel über einen Datenbus des Kraftfahrzeugs 10.
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Das Vitaldatensignal kann als Blutzuckerwert alternativ eine Tendenz beschreiben, oder aber die Überwachungseinrichtung 12 kann mehrere Blutzuckerwerte miteinander vergleichen (S7). In Abhängigkeit davon kann eine solche Tendenz festgestellt beziehungsweise prädiziert werden (S8). Im Beispiel der Figur kann zum Beispiel festgestellt werden (S8), dass eine Blutzuckerkonzentration des Benutzers sinkt.
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Wird beispielsweise die Tendenz eines stark sinkenden Blutzuckerwertes festgestellt (S8), kann das reine Informieren des Benutzers als alleinige Maßnahme noch dahingehend ergänzt werden, dass das erzeugte Überwachungssignal (oder ein weiteres, von der Überwachungseinrichtung 12 erzeugtes Überwachungssignal) ein Öffnen (S9) des Ablagefaches 16 durch ein Ansteuern durch die Schließeinrichtung 15 beschreiben kann. Das Überwachungssignal kann dann zum Beispiel zusätzlich zu einer Warnung zum Beispiel eine Aufforderung, die Zuckerquelle zu sich zu nehmen, beschreiben. Das Ansteuern der Schließeinrichtung 15 kann auch in der Variante sinnvoll sein, falls die Überwachungseinrichtung im Verfahrensschritt S10 ermittelt, dass zum Beispiel ein Blutzuckerwert deutlich unter 6,0 Millimol/Liter den vorgegebenen Normalwertebereich deutlich unterschreitet (S10). Analog hierzu ist eine Ansteuerung der Schließeinrichtung 15 auch dann sinnvoll, falls ein deutliches Überschreiten oder eine Tendenz des schnellen Ansteigens des Blutzuckerspiegels ermittelt beziehungsweise festgestellt wird (S8, S10). Liegt in dem Ablagefach zum Beispiel keine Zuckerquelle, sondern ein Insulinpräparat, kann das Öffnen der Klappe 19 des Ablagefachs 16 entsprechend bei einem zu hohen Blutzuckerwert oder bei einer stark ansteigenden Tendenz der Blutzuckerkonzentration geöffnet werden. Ob der Benutzer in das Ablagefach 16 eine Zuckerquelle oder eine Insulinquelle eingelegt hat, kann beispielsweise durch zum Beispiel ein vorheriges Vorgeben in die Überwachungseinrichtung 12, beispielsweise durch Eintippen oder Auswählen des Inhalts in dem Ablagefach 16, erfolgt sein.
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Liegt der Blutzuckerwert in einem Bereich, in dem ein medizinischer Notfall oder eine Beeinträchtigung der Fahrtüchtigkeit drohen kann, kann die Überwachungseinrichtung 12 die Kommunikationseinheit ansteuern, sodass diese einen Notruf ausgibt und zum Beispiel über eine Internetverbindung oder eine Mobilfunkverbindung an einen Rettungsdienst überträgt. Optional kann vorgesehen sein, dass, falls der Benutzer nicht innerhalb eines vorgegebenen Zeitraumes, zum Beispiel nicht innerhalb von zehn Sekunden, mit einer bestimmten Reaktion reagiert, zum Beispiel mit einer Bedienhandlung mit einem Kombiinstrument oder an einem Infotainmentsystem, der Notruf abgesetzt werden kann.
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Insgesamt zeigen die Beispiele, wie durch die Erfindung eine Blutzuckerspiegelüberwachung eines Benutzers des Kraftfahrzeugs 10, beispielsweise eines Fahrers, und einer Reaktion des Kraftfahrzeugs 10 auf einen sinkenden und/oder steigenden Blutzuckerspiegel ermöglicht.
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Durch Überprüfen eines Blutzuckerwerts kann das Kraftfahrzeug 10 den Blutzuckerspiegel des Benutzers konstant überwachen, analysieren und den Benutzer frühzeitig auf sinkende und/oder steigende Werte aufmerksam machen, vorzugsweise ihn zum Beispiel zur Anhebung des Blutzuckerspiegels eine entsprechende Zuckerquelle zur Verfügung stellen und/oder gegebenenfalls Notfallmaßnahmen wie zum Beispiel einen automatischen Nothalt inklusive Notruf einleiten.
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Der Messwert oder die Messwerte können von dem Kraftfahrzeug 10, also von der Überwachungseinrichtung 12, analysiert werden, wobei das Kraftfahrzeug 10 den Benutzer über Signale (zum Beispiel Navigationssystem und/oder Instrumententafel) informieren kann. Optional kann eine Zuckerquelle oder Insulinquelle über ein separates Ablagefach 16 angeboten werden, welches sich zum Beispiel im Falle einer Unterzuckerung öffnen kann (S9).
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Mit anderen Worten werden die Messwerte nicht vom Kraftfahrzeug 10 genommen, sondern zum Beispiel von einem Implantat oder einem anderen, nicht mit dem Kraftfahrzeug 10 baulich verbundenen Gerät.
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Optional kann das Ablagefach 16 zum Beispiel als Bechersystem oder Aschenbecher oder Tassenhalter oder Türablage ausgestaltet sein. Optional kann vorgesehen sein, dass bei einem Öffnen des Ablagefachs 16 (S9) der Benutzer über die beispielhafte Ausgabevorrichtung 14 dazu aufgefordert werden kann, das Fach bei der nächsten Gelegenheit wieder aufzufüllen.
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ZITATE ENTHALTEN IN DER BESCHREIBUNG
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Zitierte Patentliteratur
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- DE 102014017327 A1 [0004]
- DE 102010055358 A1 [0005]
- WO 2009/134622 A1 [0006]
- US 9010477 B2 [0006]