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Die Erfindung betrifft eine Fahrzeugsitzeinrichtung für ein Kraftfahrzeug, mit einem Fahrzeugsitz, der beweglich an einer Karosserie eines Kraftfahrzeugs anordenbar ist, und mit zumindest einem ansteuerbaren Aktuator zum Verlagern des Fahrzeugsitzes relativ zu der Karosserie, insbesondere in der Längserstreckung des Fahrzeugsitzes, mit wenigstens einem Sensor zum Erfassen einer auf den Fahrzeugsitz wirkenden Beschleunigung und mit einem Steuergerät, das dazu ausgebildet ist, den Aktuator in Abhängigkeit von einer von dem Sensor erfassten Beschleunigung anzusteuern.
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Weiterhin betrifft die Erfindung ein Kraftfahrzeug mit einer derartigen Fahrzeugsitzeinrichtung sowie ein Verfahren zum Betreiben einer derartigen Fahrzeugsitzeinrichtung.
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Aus dem Stand der Technik sind Fahrzeugsitzeinrichtungen der eingangs genannten Art bereits bekannt. So beschreibt beispielsweise die Offenlegungsschrift
DE 10 2011 108 918 A1 eine gattungsgemäße Fahrzeugsitzeinrichtung. Zumindest eine Rücklehne des Fahrzeugsitzes ist automatisiert verlagerbar, wobei ein Sensor Beschleunigungen des Kraftfahrzeugs überwacht, um einen Unfall erkennen zu können. Wird ein Unfall erkannt, wird die Rücklehne automatisch verlagert, um die auf dem Fahrzeugsitz befindliche Person vor Verletzungen zu schützen. Eine ähnliche Fahrzeugsitzeinrichtung ist auch aus der Offenlegungsschrift
DE 10 2015 223 226 A1 bekannt. Außerdem ist aus der Offenlegungsschrift
DE 10 2007 023 283 A1 eine Fahrzeugsitzeinrichtung bekannt, mit einem Fahrzeugsitz, dessen seitliche Neigung durch einen Aktuator bei Auftreten von Querbeschleunigungen angesteuert wird, um eine ergonomisch vorteilhafte Sitzposition, beispielsweise auch in einer Kurvenfahrt, zu gewährleisten.
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Der Erfindung liegt die Aufgabe zugrunde, eine verbesserte Fahrzeugsitzeinrichtung für ein Kraftfahrzeug zu schaffen, welche über Sicherheitsfunktionen hinausgehende Funktionen erfüllt, um das Fahrerlebnis für eine auf dem Fahrzeugsitz befindliche Person zu verbessern. Dabei soll eine Durchführung der bekannten Sicherheitsfunktionen ebenfalls möglich sein.
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Die der Erfindung zugrundeliegende Aufgabe wird durch eine Fahrzeugsitzeinrichtung mit den Merkmalen des Anspruchs 1 gelöst. Diese hat den Vorteil, dass in Abhängigkeit von einer erwarteten Beschleunigung und einer tatsächlich auftretenden Beschleunigung der Fahrzeugsitz ganz oder teilweise verlagert wird, um insbesondere dem Fahrer des Kraftfahrzeugs ein besonderes Fahrerlebnis zu bieten. Erfindungsgemäß wird dies dadurch erreicht, dass das Steuergerät und eine Einrichtung zum Erfassen einer Pedalbetätigung eines Bremspedals und/oder eines Gaspedals des Kraftfahrzeugs verbunden oder verbindbar und dazu ausgebildet ist, den Aktuator in Abhängigkeit von der Pedalbetätigung und der erfassten Beschleunigung im Normalbetrieb des Kraftfahrzeugs zum Beeinflussen des Fahrgefühls anzusteuern. Es wird also davon ausgegangen, dass der Aktuator auch im Normalbetrieb des Kraftfahrzeugs, also in dem unfallfreien Betrieb, in welchem eine Sicherheitsmaßnahme in Bezug auf die Sitzverstellung nicht notwendig ist, angesteuert wird beziehungsweise von dem Steuergerät ansteuerbar ist. Durch das Überwachen oder Erfassen einer Pedalbetätigung eines Bremspedals und/oder eines Gaspedals ist ein Beschleunigungswunsch, positiv oder negativ, eines Fahrers des Kraftfahrzeugs ermittelbar. Daraus lässt sich ein für den Fahrer zu erwartendes Verhalten des Kraftfahrzeugs ableiten, nämlich eine Soll-Beschleunigung. Wird hierzu korrelierend der Fahrzeugsitz verlagert, ergibt sich eine Verstärkung oder Reduzierung der vom Fahrer gefühlten Beschleunigung, weil durch das Verlagern des Fahrzeugsitzes die Karosseriebeschleunigung des Fahrzeugs unterstützt oder kompensiert werden kann.
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Daher ist das Steuergerät bevorzugt dazu ausgebildet, den Aktuator in Abhängigkeit von einem Vergleich einer durch die Pedalbetätigung vorgegebenen Längsbeschleunigung mit einer durch den Sensor erfassten Ist-Beschleunigung anzusteuern. Durch den Vergleich der Längsbeschleunigung mit der Ist-Beschleunigung ist erkennbar, in welchem Maß der Fahrzeugsitz verlagert werden muss, um das Fahrerlebnis zu verbessern. Wird beispielsweise die vorgegebene Längsbeschleunigung durch die Ist-Beschleunigung erreicht, so wird durch ein schnelles Verlagern des Fahrzeugsitzes die vorgegebene Längsbeschleunigung abgeschwächt oder intensiviert.
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Besonders bevorzugt ist das Steuergerät dazu ausgebildet, den Aktuator in Abhängigkeit von dem Vergleich dazu anzusteuern, den Fahrkomfort für eine auf dem Fahrzeugsitz befindliche Person zu erhöhen. Hierdurch werden auf den Fahrer wirkende Beschleunigungen reduziert, wodurch ein höherer beziehungsweise bequemerer Fahrkomfort für die auf dem Fahrzeugsitz befindliche Person erreicht ist. Das Steuergerät steuert dazu den Aktuator derart an, dass der Fahrzeugsitz entgegen der Beschleunigungsrichtung verlagert wird.
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Alternativ ist das Steuergerät dazu ausgebildet, den Aktuator in Abhängigkeit von dem Vergleich dazu anzusteuern, ein Fahrgefühl einer auf dem Fahrzeugsitz befindlichen Person zu intensivieren beziehungsweise zu erhöhen. In diesem Fall wird der auf dem Fahrzeugsitz befindlichen Person somit eine erhöhte Beschleunigung durch die Verlagerung des Fahrzeugsitzes angetan, sodass sich das Fahrgefühl intensiviert und insgesamt sich für die Person ein intensiveres Fahrerlebnis ergibt. Das Steuergerät steuert den Aktuator dabei dazu an, den Fahrzeugsitz in Beschleunigungsrichtung zu verlagern, um die auf die Karosserie wirkende Beschleunigung durch die Verlagerung des Fahrzeugsitzes in Beschleunigungsrichtung für die auf dem Fahrzeugsitz befindliche Person zu vergrößern beziehungsweise zu unterstützen.
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Gemäß einer bevorzugten Ausführungsform der Erfindung ist das Steuergerät mit einem Wahlschalter signaltechnisch verbunden, wobei die Person durch die Betätigung des Wahlschalters zumindest zwischen der Erhöhung des Fahrkomforts und des Fahrgefühls entscheiden kann. Die Person kann somit selbst entscheiden, welche Dynamik der Fahrzeugsitz vermitteln soll, eine hohe Dynamik mit einem erhöhten beziehungsweise intensivierten Fahrgefühl oder eine reduzierte Dynamik für einen hohen Fahrkomfort mit geringeren auf die Person wirkende Beschleunigungen. Insbesondere sind Steuergerät und Wahlschalter dazu ausgebildet, dass die Person wahlweise auch keine Beeinflussung des Fahrerlebnis wählen kann, sodass der Aktuator beispielsweise nur im Fall eines Unfalls oder Notfalls angesteuert wird, um den Fahrzeugsitz sicherheitshalber zu verlagern.
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Bevorzugt ist der Sensor dazu ausgebildet und/oder an dem Fahrzeugsitz angeordnet, um Beschleunigungen in Längserstreckung des Fahrzeugsitzes zu erfassen. Hierdurch ist der Vergleich direkt abhängig von den auf den Fahrzeugsitz tatsächlich ausgeübten Beschleunigungen und der erwarteten Soll-Beschleunigung. Alternativ ist der Sensor dazu ausgebildet und/oder an dem Kraftfahrzeug, insbesondere an einer Karosserie des Kraftfahrzeugs, anordenbar beziehungsweise angeordnet, dass er Beschleunigungen in Längserstreckung des Kraftfahrzeugs erfasst, die sich auf den Fahrzeugsitz auswirken.
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Das erfindungsgemäße Kraftfahrzeug mit den Merkmalen des Anspruchs 7 zeichnet sich durch die erfindungsgemäße Fahrzeugsitzeinrichtung aus. Es ergeben sich dadurch die bereits genannten Vorteile.
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Das erfindungsgemäße Verfahren zum Betreiben einer Fahrzeugsitzeinrichtung, wie sie vorstehend beschrieben wurde, zeichnet sich durch die Merkmale des Anspruchs 8 aus. Das Verfahren sieht vor, dass eine Pedalbetätigung eines Bremspedals und/oder Gaspedals überwacht und in Abhängigkeit von einer erfassten Pedalbetätigung und einer von dem Sensor erfassten Beschleunigung im Normalbetrieb des Kraftfahrzeugs, also im unfallfreien Betrieb, der Aktuator angesteuert wird, um den Fahrzeugsitz zur Beeinflussung eines Fahrgefühls einer auf dem Fahrzeugsitz befindlichen Person zu verlagern. Es ergeben sich hierdurch die bereits genannten Vorteile.
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Insbesondere wird der Aktuator in Abhängigkeit von einem Vergleich zwischen der von dem Sensor erfassten Ist-Beschleunigung und einer durch die Pedalbetätigung vorgegebenen Soll-Beschleunigung dazu angesteuert, den Fahrzeugsitz zur Erhöhung des Fahrkomforts durch Kompensation einer auf die auf dem Fahrzeugsitz befindlichen Person wirkenden Beschleunigung zu verlagern, wie vorstehend bereits erläutert.
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Alternativ wird der Aktuator in Abhängigkeit des Vergleichs dazu angesteuert, den Fahrzeugsitz zum Erhöhen eines Fahrgefühls der auf dem Fahrzeugsitz befindlichen Person durch Verstärken einer auf die Person wirkenden Beschleunigung zu vergrößern. Auch hierdurch ergeben sich die bereits genannten Vorteile.
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Insbesondere sieht das Verfahren vor, dass es in Abhängigkeit von einer Wahl der auf dem Fahrzeugsitz befindlichen Person den Aktuator entweder zum Erhöhen des Fahrkomforts oder zum Erhöhen des Fahrgefühls ansteuert. Somit kann die Person selbst entscheiden, ob sie ein intensiveres Fahrgefühl oder einen höheren Fahrkomfort erleben möchte. Vorteilhafterweise wird der Person als Fahrmodusauswahl neben der Erhöhung des Fahrkomforts und der Erhöhung des Fahrgefühls auch die Wahl gegeben, eine Beeinflussung des Fahrgefühls zu unterbinden. In diesem Fall wird der Aktuator dann nur aus sicherheitsrelevanten Gründen zum Verlagern des Fahrzeugsitzes angesteuert.
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Weitere Vorteile und bevorzugte Merkmale und Merkmalskombinationen ergeben sich insbesondere aus dem zuvor Beschriebenen sowie aus den Ansprüchen. Im Folgenden soll die Erfindung anhand der Zeichnung näher erläutert werden. Dazu zeigen
- 1 eine schematische Darstellung einer vorteilhaften Fahrzeugsitzeinrichtung und
- 2 ein Diagramm zur Erläuterung eines vorteilhaften Verfahrens zum Betreiben der Fahrzeugsitzeinrichtung.
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1 zeigt in einer schematischen Darstellung eine Fahrzeugsitzeinrichtung 1, die einen Fahrzeugsitz 2, ein Steuergerät 3, einen Wahlschalter 4 sowie einen Beschleunigungssensor 5, einen Sensor 6 zum Erfassen einer Gaspedalstellung und einen Sensor 7 zum Erfassen einer Bremspedalstellung aufweist.
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Dem Fahrzeugsitz 2 ist außerdem ein Aktuator 8 zugeordnet, der dazu ausgebildet ist, den Fahrzeugsitz 2 relativ zu einer Karosserie 9 eines Kraftfahrzeugs, an welchem er befestigt ist, zu verschieben, wie durch einen Doppelpfeil in 1 angedeutet. Der Aktuator 8 ist dabei beispielsweise als Linearmotor oder als Elektromotor ausgebildet, der direkt oder über ein Getriebe mit dem Fahrzeugsitz 2, insbesondere mit dessen Sitzelement 10 verbunden ist. An dem Sitzelement 10 ist außerdem eine Rückenlehne 11 des Fahrzeugsitzes angeordnet, mit einer Kopfstütze 12. Gemäß dem vorliegenden Ausführungsbeispiel ist die Rückenlehne 11 zu dem Sitzelement 10 verschwenkbar gelagert und durch einen weiteren Aktuator verschwenkbar. Durch an dem Sitzelement 10 angeordnete Bedienelemente 13 kann eine auf dem Sitz befindliche Person das Sitzelement 10 gemäß dem Doppelpfeil in seiner Längserstreckung beziehungsweise in Längserstreckung des Kraftfahrzeugs verschieben, die Rückenlehne 11 verschwenken, gegebenenfalls die Kopfstütze 12 ein- oder ausfahren und optional die Höhe des Sitzelements 10 verändern.
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Über den Wahlschalter 4 kann die Person außerdem einen Dynamikmodus des Fahrzeugsitzes 2 auswählen. Das Steuergerät 3 ist mit dem Wahlschalter 4, dem Aktuator 8, sowie den Sensoren 5, 6 und 7 verbunden. In Abhängigkeit von einen durch die Person gewählten Dynamikmodus steuert das Steuergerät 3 den Aktuator an, um ein Fahrerlebnis der auf dem Fahrzeugsitz 2 befindlichen Person zu verbessern. Dazu überwacht das Steuergerät mittels des Beschleunigungssensors 5 eine Ist-Beschleunigung aIst , mittels des Sensors 6 das Gaspedal auf eine Pedalbetätigung und mittels des Sensors 7 das Bremspedal des Kraftfahrzeugs auf eine Pedalbetätigung. Aus den der jeweils erfassten Pedalbetätigung ermittelt das Steuergerät eine Soll-Beschleunigung aSoll des den Fahrzeugsitz 2 aufweisenden Kraftfahrzeugs. In Abhängigkeit von dem gewählten Dynamikmodus, der erfassten Ist-Beschleunigung sowie der erfassten Soll-Beschleunigung steuert das Steuergerät 3 nunmehr den Aktuator 8 an, um das Fahrerlebnis der auf dem Fahrzeugsitz befindlichen Person 2 zu beeinflussen.
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Vorliegend hat der Fahrer die Auswahl aus drei verschiedenen Fahrmodi. In einem ersten Fahrmodus wird der Fahrkomfort erhöht, durch Reduzierung der auf die Person einwirkenden Kräfte beim Beschleunigen. In einem zweiten Fahrmodus wird das Fahrgefühl erhöht beziehungsweise intensiviert, indem die auf die Person wirkenden Kräfte erhöht werden. In einem neutralen dritten Modus wird der Aktuator 8 unabhängig von Soll-Beschleunigung und Ist-Beschleunigung nur dann angesteuert, wenn ein Notbremsmanöver oder ein Unfall oder drohender Unfall detektiert werden, wobei zur Durchführung des Notbremsmanövers der Fahrzeugsitz 2 schnell aus dem Gefahrenbereich, insbesondere nach hinten, also für die auf dem Fahrzeugsitz 2 befindliche Person rückwärts, bewegt wird.
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Unter der Beschleunigung wird allgemein vorliegend sowohl eine positive Beschleunigung als auch eine negative Beschleunigung (Verzögerung) verstanden. Eine negative Soll-Beschleunigung wird dabei durch den Bremspedalsensor 7 und eine positive Soll-Beschleunigung durch den Gaspedalsensor 6 erfasst. Der Beschleunigungssensor 5 erfasst Beschleunigungen in beide Längsrichtungen des Fahrzeugsitzes 2 oder insbesondere der Karosserie 9.
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Um im Fahrdynamikmodus „erhöhter Fahrkomfort“ die auf die Person wirkenden Kräfte zu reduzieren, wird bei einer positiven Beschleunigung des Kraftfahrzeugs nach vorne der Aktuator 8 durch das Steuergerät 3 derart angesteuert, dass der Fahrzeugsitz 2 zunächst schnell nach hinten und dann vorzugsweise langsam wieder nach vorne bewegt wird. Durch das schnelle nach-hinten-bewegen werden die auf die Person wirkenden Kräfte reduziert und durch das langsame nach-vorne-schieben wird der Fahrzeugsitz 2 von der Person nahezu unbemerkt in seine Ursprungsposition zurückgefahren. Bei einer negativen Beschleunigung des Kraftfahrzeugs, wenn der Fahrer das Bremspedal betätigt, wird hingegen der Fahrzeugsitz 2 durch den Aktuator 8 zunächst schnell nach vorne und dann vorzugsweise langsam wieder nach hinten in die Ursprungsposition zurückbewegt. Auch hierdurch werden die auf den Fahrer wirkenden Kräfte reduziert und der Fahrzeugsitz nach erfolgter Kraftreduzierung nahezu unbemerkt in die Ursprungsposition zurückbewegt.
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In dem Fahrmodus „intensives oder erhöhtes Fahrgefühl“ wird bei einer positiven Beschleunigung des Kraftfahrzeugs der Fahrzeugsitz 2 durch den Aktuator 8 schnell ebenfalls nach vorne bewegt und dann langsam wieder zurück in die Ausgangsposition nach hinten verschoben. Hierdurch werden die auf den Fahrer beziehungsweise auf die auf dem Fahrzeugsitz 2 befindliche Person wirkenden Kräfte während des Beschleunigungsvorgangs zunächst erhöht, sodass für die Person ein intensiveres Fahrgefühl mit einer höheren Fahrdynamik entsteht. Bei einem Bremsvorgang wird entsprechend vorgegangen, wobei dann der Fahrzeugsitz 2 zunächst schnell nach hinten und dann langsam wieder nach vorne in die Ausgangsposition bewegt wird.
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Die Vorwärts- und Rückwärtsbewegung des Fahrzeugsitzes 2 gleichen sich dabei gegenseitig bevorzugt aus, sodass nach dem Beschleunigungs- beziehungsweise Bremsvorgang wieder die ursprüngliche Sitzposition erreicht ist.
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Der Bewegungsweg des Fahrzeugsitzes 2 wird dabei minimal gewählt, insbesondere nur in der Art, dass der Fahrzeugsitz 2 eine optimale beziehungsweise ergonomisch vorteilhafte Sitzposition für die auf dem Fahrzeugsitz 2 befindliche Position nicht verlässt. So wird beispielsweise verhindert, dass der auf dem Fahrzeugsitz 2 befindliche Fahrer beim nach hinten bewegen des Fahrzeugsitzes außer Reichweite der Bedienelemente des Kraftfahrzeugs bewegt wird. Auch wird dadurch gewährleistet, dass sowohl vor dem Fahrzeugsitz 2 als auch hinter dem Fahrzeugsitz 2 befindliche Person durch das Verstellen des Fahrzeugsitzes nicht gefährdet werden.
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2 zeigt in einem Diagramm über die Zeit t aufgetragen die Bewegungsgeschwindigkeit des Fahrzeugsitzes 2 relativ zur Karosserie 9. Die eingezeichnete Kurve entspricht dabei dem Geschwindigkeitsverlauf, den der Fahrzeugsitz 2 relativ zu der Karosserie 9 während eines Beschleunigungsvorgangs durchläuft. Gezeigt ist die Geschwindigkeitskurve für den Fahrmodus „intensives Fahrgefühl“. Dabei soll zunächst der Fall einer positiven Beschleunigung des Kraftfahrzeugs erläutert werden. Aus der Pedalbetätigung des Gaspedals und der aktuellen Beschleunigung aIst wird eine Geschwindigkeit v für die Sitzlängsverstellung, in diesem Fall nach vorne beziehungsweise in Richtung des Lenkrads des Kraftfahrzeugs hin, abgeleitet. Dabei ist die gezeigte Kurve in sechs Bereiche I bis VI eingeteilt. Für diese Bereiche gilt folgendes:
- Bereich I: aSoll = max & aIst = 0, keine Sitzverstellung
- Bereich II: aSoll > aIst, Geschwindigkeit Sitzlängsverstellung abhängig vom Quotient Ist/Soll
- Bereich III: aSoll ~ aIst, Maximale Geschwindigkeit Sitzlängsverstellung
- Bereich IV: aSoll < aIst, Verringerung der Geschwindigkeit Sitzlängsverstellung
- Bereich V: Keine Sitzverstellung, solange aIst >= 0 (zeitlich begrenzt, z.B. 5 Sekunden)
- Bereich VI: aSoll & aIst ~ 0, langsames Zurückfahren des Sitzes
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Für den Fahrmodus „hoher Fahrkomfort“ gilt die gleiche Beschreibung, jedoch wird dabei der Sitz in entgegengesetzte Richtung verfahren, nämlich nach hinten beziehungsweise rückwärts, insbesondere vom Lenkrad des Kraftfahrzeugs weg (wenn es sich bei dem Fahrzeugsitz 2 um den Fahrersitz handelt).
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Für einen negativen Beschleunigungsvorgang, also für einen Bremsvorgang, gilt das beschrieben Verfahren gleichermaßen. Im Falle des Fahrmodus „intensives Fahrgefühl“ wird aus der Pedalbetätigung des Bremspedals, insbesondere aus der Pedalstellung, und der aktuellen (negativen) Beschleunigung eine Geschwindigkeit v für die Sitzlängsverstellung abgeleitet, in diesem Fall Rückwärts beziehungsweise nach hinten oder vom Lenkrad weg. Dabei entspricht die Geschwindigkeitskurve beziehungsweise die Geschwindigkeitsverteilung erneut dem in 2 gezeigten Geschwindigkeitsverlauf. Die Bereiche I bis VI sind dabei wie folgt aufgeteilt:
- Bereich I: aSoll = Imaxl & aIst = 0, keine Sitzverstellung
- Bereich II: |asoll| > |aIst|, Geschwindigkeit Sitzlängsverstellung abhängig vom Quotient Ist/Soll
- Bereich III: |aSoll| ~ |aIst|, Maximale Geschwindigkeit Sitzlängsverstellung
- Bereich IV: |aSoll| < |aIst|, Verringerung der Geschwindigkeit Sitzlängsverstellung
- Bereich V: Keine Sitzverstellung, solange aIst <= 0 (zeitlich begrenzt, z.B. 5 Sekunden)
- Bereich VI: aSoll & aIst ~ 0, langsames Zurückfahren des Sitzes
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Für den Fahrmodus „hoher Fahrkomfort“ gilt die gleiche Beschreibung, jedoch wird der Sitz in entgegengesetzte Richtung verfahren.
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Wählt der Fahrer den Fahrmodus neutral, so wird der Fahrzeugsitz 2 nicht zur Beeinflussung des Fahrgefühls, sondern lediglich als Sicherheitsmaßnahme verfahren, um die auf dem Sitz befindliche Person bei einem Unfall oder drohenden Unfall vor Verletzungen zu schützen. Dabei kann das Steuergerät 3 außerdem auch einen Aktuator ansteuern, der die Rückenlehne 11 und/oder die Kopfstütze 12 verlagert.
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Bei der Ansteuerung des Aktuators 8 wird insbesondere durch das Berücksichtigen der Soll-Beschleunigung und der Ist-Beschleunigung die reale Verzögerung für die Berechnung des Zeitpunktes, wann der Fahrzeugsitz 2 bei Beeinflussung des Fahrgefühls verfahren werden soll, berücksichtigt.
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Während gemäß dem vorliegenden Ausführungsbeispiel der Aktuator dazu ausgebildet ist, den Fahrzeugsitz 2 insgesamt längs zu bewegen beziehungsweise zu verlagern, kann das beschriebene Verfahren auch auf andere Verstellwege des Fahrzeugsitzes 2, beispielsweise auf die Sitzlehne, Sitzneigung, Sitzhöhe angewendet werden. Auf die gleiche Weise könnte auch gegebenenfalls eine elektronische Lenkradverstellung realisiert werden, um ein intensiveres Fahrgefühl zu begründen. Auch bei Kraftfahrzeugen, die einen autonomen Fahrmodus bieten, finden sich Anwendungsfälle für das beschriebene Verfahren und die beschriebene Fahrzeugsitzeinrichtung 1. In autonom fahrenden Fahrzeugen ist es teils möglich, dass die Passagiere in Fahrtrichtung oder entgegen der Fahrtrichtung sitzen, wobei sie durch das Vorsehen der vorteilhaften Fahrzeugsitzeinrichtung 1 die Möglichkeit haben, insbesondere fahrzeugsitzindividuell, ein intensiviertes Fahrgefühl oder einen erhöhten Fahrkomfort zu erleben, ohne dabei die eigentliche Fahrdynamik oder Fahrsicherheit des Kraftfahrzeugs zu verändern.
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Ein weiteres Ausführungsbeispiel, hier nicht dargestellt, betrifft einen Aktuator, der eine Drehung des Fahrzeugsitzes 2 um seine Hochachse bewirkt. Der Aktuator wird dann durch das Steuergerät 3 in Abhängigkeit von insbesondere einer Betätigung einer Lenkhandhabe angesteuert, um während einer Kurvenfahrt ein intensiveres Fahrgefühl oder einen höheren Fahrkomfort zu vermitteln. Die aktive Sitzdrehung unterstützt dabei beispielsweise eine gleichbleibend bequeme Sitzposition des Passagiers im Sitz, ohne kurvenseitig aus dem Sitz gedrängt zu werden. In diesem Fall ist das Steuergerät 3 mit einem Sensor zur Erfassung des Soll-Lenkwinkels verbunden. Im Fall eines autonom fahrenden Fahrzeugs findet keine Pedalbetätigung statt, die vom Steuergerät 3 mittels der Sensoren 3 oder 7 ermittelt werden könnte. Daher wird anstatt einer Pedalbetätigung eine durch das Kraftfahrzeug selbst generierte Soll-Beschleunigung, die beispielsweise von einem Fahrcomputer ausgegeben wird, berücksichtigt und mit der Ist-Beschleunigung verglichen.
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Bezugszeichenliste
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- 1
- Fahrzeugsitzeinrichtung
- 2
- Fahrzeugsitz
- 3
- Steuergerät
- 4
- Wahlschalter
- 5
- Sensor
- 6
- Sensor
- 7
- Sensor
- 8
- Aktuator
- 9
- Karosserie
- 10
- Sitzelement
- 11
- Rückenlehne
- 12
- Kopfstütze
- 13
- Bedienelement
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ZITATE ENTHALTEN IN DER BESCHREIBUNG
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Zitierte Patentliteratur
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- DE 102011108918 A1 [0003]
- DE 102015223226 A1 [0003]
- DE 102007023283 A1 [0003]