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Die Erfindung betrifft ein Verfahren zum Durchführen eines Prothesenaufbaus einer Prothese, bei dem mehrere Komponenten aneinander angeordnet werden.
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Viele Prothesen werden heute aus unterschiedlichen Komponenten zusammengesetzt. Eine Prothese für einen Oberschenkelamputierten umfasst dabei beispielsweise den Prothesenschaft, ein Kniegelenk, ein Unterschenkelelement, ein Knöchelgelenk und einen Prothesenfuß. Alle diese Bauteile müssen in der richtigen Orientierung zueinander angeordnet werden, um einen optimalen Kraftverlauf bei der Benutzung der Prothese und eine vollständige Funktionsfähigkeit zu gewährleisten. Der Prothesenaufbau ist dabei ein entscheidender Faktor für den Komfort und die Sicherheit des Prothesenträgers. Werden die unterschiedlichen Komponenten nicht optimal, also in einem falschen Prothesenaufbau aneinander angeordnet, kann dies beispielsweise in einer zu geringen Bodenfreiheit bei einer Beinprothese führen, wodurch eine erhöhte Stolpergefahr besteht. Zudem können eine Überstreckung von Bändern und eine Hyperextension, Gelenkschmerzen, Rückenprobleme oder eine erhöhte Stolpergefahr beispielsweise bei einem falschen Auslösezeitpunkt für die Schwungphase eines Schrittes Folgen eines falschen Prothesenaufbaus sein.
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Aus der
EP 0 663 181 A2 ist daher ein Anzeigesystem bekannt, bei dem ein Prothesenträger auf einer Messplatte steht, die mit Drucksensoren bestückt ist. Diese sind in der Lage, den Körperschwerpunkt des Prothesenträgers zu ermitteln. Über eine Laserprojektionseinheit, die einen linienförmigen Lichtstrahl erzeugt, wird eine Körperschwerkraftlinie auf den menschlichen Körper des Prothesenträgers projiziert. Damit kann sehr gut die Schwerpunktlinie des Körpers in Bezug zu den Gelenkpositionen der Prothese ermittelt werden. Außerdem kann die Laserprojektionslinie bewegt werden, sodass sie beispielsweise durch Gelenkachsen beispielsweise eines Kniegelenks verläuft. Auf diese Weise lässt sich der Verfahrweg ermitteln und damit ein entsprechendes Maß für gegebenenfalls vorzunehmende Änderungen im Prothesenaufbau bestimmt werden.
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Die Einstellung des Prothesenaufbaus aufgrund der ermittelten Körperschwerkraftlinie ist jedoch für den Orthopädiemechaniker nicht einfach.
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Daher ist aus der
WO 2007/128266 ein verbessertes Anzeigesystem bekannt, bei dem Vertikal- und Horizontalkomponenten der Bodenreaktionskraft erfasst werden und auf Basis dieser Daten die Projektionseinrichtung angesteuert wird. Dabei wird sowohl der Ort als auch die Orientierung der Bodenreaktionskraft angezeigt.
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Auch mit diesem System benötigt der den Prothesenaufbau durchführende Orthopädiemechaniker jedoch umfassende Kenntnisse über die zu kombinierenden Komponenten und deren technische Möglichkeiten. So muss beispielsweise ein Prothesenkniegelenk, das eine Standphasenbeugung erlaubt, anders eingestellt werden als ein Prothesenkniegelenk ohne derartige Möglichkeiten, um die optimale Versorgung des Patienten sicher zu stellen. Der Orthopädietechniker muss folglich entweder über ein umfangreiches Fachwissen über Produkte gegebenenfalls unterschiedlicher Hersteller und deren Kombinationsfähigkeit haben, während des Prothesenaufbaus entsprechende Nachschlagewerke zu Rate ziehen oder dem Patienten nicht die optimale, sondern lediglich eine funktionierende Prothese mit einem entsprechend nicht optimalen Prothesenaufbau bereitstellen.
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Eine Vorrichtung, mit der die unterschiedlichen Komponenten der Prothese zueinander ausgerichtet werden können, ist beispielsweise aus der
DE 10 2008 024 749 A1 bekannt. Sie verfügt über die Möglichkeit, verschiedene Komponenten einer Beinprothese, beispielsweise Kniegelenk, Fußteil und/oder Oberschenkelschaft zueinander auszurichten und in unterschiedlichen Ebenen zu verfahren und um verschiedene Achsen zu verschwenken und zu verkippen. Eine entsprechende Vorrichtung wird von der Anmelderin unter der Bezeichnung Pros.A.Assembly vertrieben.
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Der Erfindung liegt die Aufgabe zugrunde, diese Schwierigkeiten zu beheben oder zumindest zu lindern.
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Die Erfindung löst die gestellte Aufgabe durch ein Verfahren zum Durchführen eines Prothesenaufbaus einer Prothese, wobei mehrere Komponenten aneinander angeordnet werden, wobei das Verfahren folgende Schritte aufweist:
- a) Bereitstellen wenigstens einer Markierung auf oder an wenigstens einer Komponente
- b) Anordnen verschiedener Komponenten aneinander,
- c) Erfassen einer Position und/oder einer Orientierung der wenigstens einen Markierung der aneinander angeordneten Komponenten mittels wenigstens eines Sensors
- d) Ermitteln der Ist-Position und/oder der Ist-Orientierung der aneinander angeordneten Komponenten relativ zueinander anhand der erfassten Position und/oder Orientierung der wenigstens einen Markierung und
- e) Vergleichen der ermittelten Ist-Position und/oder Ist-Orientierung mit einer Soll-Position und/oder Soll-Orientierung.
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Während bei den Verfahren aus dem Stand der Technik Bodenreaktionskräfte oder Körperschwerpunkte der jeweiligen Patienten mit der angelegten Prothese bestimmt werden müssen, um festzustellen, ob ein bereits optimaler oder noch ein zu verbessernder Prothesenaufbau durchgeführt wurde, ist das Verfahren gemäß der vorliegenden Erfindung auch ohne den Patienten durchführbar. Dazu wird an wenigstens einer, bevorzugt an mehreren der zu verwendenden Komponenten Markierungen bereitgestellt, die von dem Sensor erfasst werden können. Anschließend werden einige oder alle der zu verwendenden Komponenten aneinander angeordnet, sodass die Prothese oder ein Teil der Prothese entsteht. Der Sensor erfasst dann die Markierungen dieser aneinander angeordneten Komponenten, wobei die Position und/oder die Orientierung der Markierung vom Sensor erfasst wird. Aus diesen Daten kann eine elektrische oder elektronische Steuerung, insbesondere eine elektronische Datenverarbeitungseinrichtung, beispielsweise ein Mikroprozessor, eine Ist-Position und/oder eine Ist-Orientierung der jeweiligen Komponenten relativ zueinander ermitteln.
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Dazu ist es nötig, dass die Position der wenigstens einen Markierung an oder auf j der jeweiligen Komponenten exakt bekannt ist, sodass aus der Position und/oder der Orientierung der Markierung auf die Ist-Position und/oder die Ist-Orientierung der jeweiligen Komponente rückgeschlossen werden kann. Die so ermittelten Ist-Positionen und/oder Ist-Orientierungen der Komponenten werden mit entsprechenden SollPositionen und/oder Soll-Orientierungen verglichen. Auf diese Weise können Abweichungen leicht ermittelt werden, ohne dass hierfür der Patient die Prothese tragen muss. Für den Patienten erleichtert und verkürzt sich folglich die Phase des Prothesenaufbaus.
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Bevorzugt wird ein statischer Prothesensaufbau durchgeführt. Alternativ oder zusätzlich dazu kann auch ein dynamischer Prothesenaufbau durchgeführt werden.
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Vorzugsweise wird der Prothesenaufbau gemäß einer Aufbauempfehlung durchgeführt. Eine solche Aufbauempfehlung benennt dabei wenigstens eine der Komponenten als einstellrelevant, um den optimalen Prothesenaufbau zu erreichen. Bevorzugt werden alle Komponenten, die zur Erreichen des optimalen Prothesenaufbaus einstellbar sein müssen oder eingestellt werden müssen, als einstellrelevant benannt. Dies können durchaus auch alle zu verwendenden Komponenten sein.
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In einer bevorzugten Ausgestaltung des Verfahrens wird an jeder in der Aufbauempfehlung als einstellrelevant benannten Komponente wenigstens eine Markierung bereitgestellt.
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Vorzugsweise weist der wenigstens eine Sensor wenigstens einen optischen Sensor, bevorzugt eine Kamera, vorzugsweise für sichtbares Licht oder für Infrarotstrahlung, auf. Die Verwendung eines Sensors für Infrarotstrahlung und natürlich entsprechender Markierungen hat den Vorteil, dass diese für das menschliche Auge unsichtbar ist, sodass auch auf den Komponenten verbleibende Markierungen keinen optisch störenden Eindruck machen. Prinzipiell ist die Wahl der Wellenlänge der elektromagnetischen Strahlung jedoch für die Funktionsweise des Verfahrens unerheblich.
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Alternativ oder zusätzlich dazu weist der wenigstens eine Sensor wenigstens einen Funksensor, insbesondere wenigstens einen Nahfeldsensor und/oder wenigstens einen RFID-Sensor auf.
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In einer bevorzugten Ausgestaltung werden die Verfahrensschritte c), d) und e) durch eine Vorrichtung durchgeführt, die sowohl den optischen Sensor, also insbesondere eine Kamera, und die elektronische Datenverarbeitungseinrichtung, insbesondere den Mikroprozessor, beinhaltet. Dies kann beispielsweise ein Tablet-Computer, ein Smartphone oder ein anderer Computer sein.
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Vorteilhafterweise sind eine, vorzugsweise mehrere, besonders bevorzugt jedoch alle Markierungen in Form von Aufklebern oder Magnetelementen auf oder an den Komponenten angeordnet oder auf die Komponenten aufgedruckt. Insbesondere die Verwendung von Magnetelementen mit darauf angeordneten Markierungen hat den Vorteil, dass diese spurlos wieder von den Komponenten entfernt und beim nächsten Prothesenaufbau für eine andere Prothese verwendet werden können. Nachteilig ist jedoch, dass Magnetelemente nur auf magnetisierbaren Materialien angeordnet werden können.
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Wird die Markierung im Verfahrensschritt a) auf einer an sich bestehenden Komponente, beispielsweise vom Orthopädietechniker angeordnet, besteht eine Schwierigkeit darin, die Position der Markierung auf der Komponente exakt einzuhalten, damit im Verfahrensschritt d) aus der erfassten Position und/oder Orientierung der Markierung auf die Ist-Position und/oder Ist-Orientierung der Komponente rückgeschlossen werden kann. Dies kann beispielsweise dadurch gelöst werden, dass auf der jeweiligen Komponente ein Feld oder eine Position exakt angegeben ist, innerhalb derer die Markierung angeordnet werden muss. Alternativ oder zusätzlich kann eine elektronische Datenverarbeitungseinrichtung vorhanden sein, die es ermöglicht, zunächst die Komponente mit der darauf angeordneten Markierung beispielsweise optisch zu erfassen und die Position und/oder Orientierung der Markierung auf oder an der Komponente zu bestimmen. Dies hat einen erhöhten Datenverarbeitungsaufwand zu Folge, erhöht prinzipiell jedoch die Genauigkeit der Positionierung der Markierung auf oder an der jeweiligen Komponente.
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Für den Fall, dass die Komponenten eine aufgedruckte Markierung aufweisen, die beispielsweise direkt vom Hersteller der Komponente aufgebracht werden könnte, stellen sich diese Schwierigkeiten nicht. Nachteilig ist jedoch in diesem Fall, dass die Markierungen nicht oder nur unter großem Aufwand von der Komponente entfernt werden können und folglich auch bei der fertigen Prothese vorhanden sind und gegebenenfalls optisch störende Eindrücke hinterlassen.
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In einer bevorzugten Ausgestaltung wird das Verfahren mit Verfahren aus dem Stand der Technik kombiniert, bei denen die Bodenreaktionskräfte und/oder der Körperschwerpunkt des Prothesenträgers erfasst werden. Das Verfahren kann mehrfach durchlaufen werden, wenn beispielsweise der Vergleich zwischen Ist-Position und und/oder Ist-Orientierung und Soll-Position und/oder Soll-Orientierung große Abweichungen zeigt, die korrigiert werden. Der korrigierte Prothesenaufbau kann erneut den Verfahrensschritten c) bis e) unterworfen werden. Erreicht der Prothesenaufbau nach einer oder mehrerer dieser Interaktionen die gewünschte Qualität, kann der Patient die Prothese anlegen und sich einen der bereits beschriebenen Verfahren unterziehen. Auch in diesem Fall können neben den Verfahren aus dem Stand der Technik die Verfahrensschritte c), d) und e) durchgeführt werden, wobei als optischer Sensor beispielsweise eine Kamera eines Gerätes aus dem Stand der Technik verwendet wird, wie sie beispielsweise unter der Bezeichnung „LASAR-Posture“ von der Anmelderin vertrieben wird.
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Vorteilhafterweise befindet sich wenigstens eine, vorzugsweise mehrere, besonders bevorzugt alle Markierungen an separaten Markierungsbauteilen, beispielsweise einer Stange oder einer Platte, die an der jeweiligen Komponente angeordnet wird. Dies kann beispielsweise durch Klettelemente, Bänder, Magnetelemente und/oder Klemmelemente geschehen. Diese Ausgestaltung hat den Vorteil, dass die Markierungsbauteile, an denen sich die Markierungen befinden, leicht von der jeweiligen Komponente der Prothese entfernt werden können, sodass sie bei der fertigen Prothese keine optische störenden Eindrücke hinterlassen. Vorzugsweise sind die Markierungsbauteile in ihrer geometrischen Form an die geometrische Form der jeweiligen Komponente angepasst, sodass sie bevorzugt nur in wenigen, besonders bevorzugt nur in einer, Position und Orientierung an der jeweiligen Komponente angeordnet werden können. Dadurch wird einerseits die leichte Lösbarkeit der Markierungsbauteile und damit der Markierung von der jeweiligen Komponente gewährleistet und anderseits auf besonders einfache Weise erreicht, dass eine feste Zuordnung zwischen der Position und/oder der Orientierung der Markierung und der Position und/oder der Orientierung der Komponente ermöglicht wird.
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Vorteilhafterweise wird die Soll-Position und/oder die Soll-Orientierung aus einer Datenbank eingelesen. Besonders bevorzugt wird die Soll-Position und/oder die Soll-Orientierung auf Grundlage der körperlichen Daten und/oder Maßen des Trägers der Prothese, insbesondere der Flexionskontraktur und/oder einer Absatzhöhe eines Schuhs bestimmt. Diese Daten, Maße und Längenangaben sowie gegebenenfalls Winkel werden vor dem Prothesenaufbau vom Träger der Prothese erfasst und der Datenbank zugeführt. Insbesondere die Verwendung der Flexionskontraktur kann die benötigte Kippung des Schaftes in die Soll-Position und/oder die Soll-Orientierung der einzelnen Komponenten eingerechnet werden und ein deutlich erhöhter Tragekomfort der Prothese erreicht werden.
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Vorteilhafterweise wird auf der Grundlage des Vergleiches zwischen der Ist-Position und/oder der Ist-Orientierung der Komponenten relativ zueinander mit der Soll-Position und/oder der Soll-Orientierung eine Handlungsempfehlung über eine Ausgabeeinrichtung ausgegeben, wenn die Ist-Position und/oder die Ist-Orientierung von der Soll-Position und/oder der Soll-Orientierung um mehr als einen vorbestimmten Grenzwert abweicht. Diese Handlungsempfehlung kann beispielsweise darin bestehen, eine Verschiebung oder eine Winkelverstellung einer oder mehrerer der Komponenten vorzuschlagen. Auf diese Weise ist es insbesondere für den Orthopädietechniker möglich, bei dem oftmals komplexen Aufbau einer Prothese aus unterschiedlichen Komponenten mit einer Vielzahl unterschiedlicher und einander beeinflussender Einstellungsmöglichkeiten schnell und sicher die Einstellmöglichkeit zu verwenden, um das gewünschte Ergebnis zu erreichen. Insbesondere für den Fall, dass der Prothesenaufbau mit dem Patienten gemeinsam geschieht, ist dies von Vorteil, da die zeitliche Dauer des Verfahrens des Prothesenaufbaus deutlich verringert wird.
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Bevorzugt ist in der Markierung zudem eine Information über die Komponente, auf oder an der die Markierung bereitgestellt wurde, enthalten und insbesondere darin codiert. Auf diese Weise ist es der elektronischen Datenverarbeitungseinrichtung möglich, auf Grundlage der Sensordaten beispielsweise für die Handlungsempfehlung Informationen über die verwendete Komponente mit einzubeziehen. Anstelle von abstrakten Handlungsempfehlungen, beispielsweise das Kniegelenk relativ zum Schaft um eine bestimmte Strecke in eine bestimmte Richtung zu verschieben, könnte die Handlungsempfehlung konkret gegeben werden, indem der Orthopädietechniker beispielsweise aufgefordert wird, eine bestimmte Schraube um eine bestimmte Anzahl Rotationen in eine bestimmte Richtung zu drehen. Sind Informationen über die verschiedenen Einstellmöglichkeiten der unterschiedlichen Komponenten ebenfalls in der Datenbank hinterlegt und für die elektronische Datenverarbeitungseinrichtung zugänglich, greift die elektronische Datenverarbeitungseinrichtung vorzugsweise auf diese Informationen zu, wenn sie aus den erfassten Sensordaten auch Informationen über die verwendete Komponente erhält. Zudem ist es auf diese Weise möglich, Komponentenkombination zu ermitteln, die aufgrund technischer Eigenschaften der unterschiedlichen Komponenten nicht gemeinsam verwendet werden sollten, da beispielsweise die Verwendung eines bestimmten Prothesenfußes die technischen Vorteile eines ebenfalls zu verwendenden Prothesen Kniegelenkes zunichte macht oder nicht wirklich ausschöpfen kann.
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Vorzugsweise ist die Markierung ein QR-Code, ein Strichcode und/oder ein RFID.
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In einer besonders bevorzugten Ausgestaltung des Verfahrens wird die Position und/oder die Orientierung der Markierungen der aneinander angeordneten Komponenten aus zwei unterschiedlichen Richtungen, insbesondere aus sagittaler und frontaler Richtung, erfasst. Der Vergleich der Ist-Position und/oder der Ist-Orientierung der Komponenten mit der Soll-Position und/oder Soll-Orientierung ist so nicht nur in einer Ebene, sondern in zwei vorzugsweise senkrecht aufeinander stehenden Ebenen möglich, sodass der Prothesenaufbau vollständig dreidimensional überwacht und gegebenenfalls korrigiert werden kann.
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Um aus der erfassten Position und/oder Orientierung der Markierungen auf die Ist-Position und/oder die Ist-Orientierung der jeweiligen Komponente Rückschlüsse zu ziehen, ist es von Vorteil, auch die Position des optischen Sensors, insbesondere der Kamera, in die Rechnungen einzubeziehen. Schrägstellungen oder Verschiebungen der Kamera aus der Lotrechten relativ zum Sensor heraus, insbesondere schräge Kameralagen, können aus der Verzerrung der erfassten Markierungen bestimmt und herausgerechnet werden, sodass die zutreffende Position und/oder Orientierung der Markierungen und damit die zutreffende Ist-Position und/oder Ist-Orientierung der Komponenten relativ zueinander bestimmt werden kann.
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Die Orientierung einer Markierung ist umso leichter zu ermitteln, je größer die Ausdehnung der jeweiligen Markierung in einer Richtung ist. Bevorzugt ist die Ausdehnung der Markierung in einer ersten Raumrichtung größer, beispielsweise doppelt, dreifach oder vierfach so groß wie in einer anderen Raumrichtung, die beispielsweise senkrecht auf der ersten Raumrichtung steht. So kann beispielsweise ein QR-Code in einer ersten Raumrichtung gestreckt werden, ohne dass die Ausdehnung in der anderen Raumrichtung beeinflusst wird.
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Bevorzugt werden im Verfahren die Schritte b) bis e) mehrfach durchlaufen, wobei unter dem Anordnen verschiedener Komponenten aneinander auch die Korrektur dieser Anordnung verstanden wird. Auf der Grundlage des Vergleichs im Verfahrensschritt e) wird die Handlungsempfehlung über eine Ausgabeeinrichtung, beispielsweise einen Monitor oder ein Display ausgegeben. Der Orthopädietechniker folgt bevorzugt dieser Handlungsempfehlung und ordnet dabei die verschiedenen Komponenten erneut aneinander an. Daraufhin können erneut die Position und/oder die Orientierung der Markierungen erfasst, aus diesen die Ist-Position und/oder die Ist-Orientierung der Komponenten ermittelt und diese mit Soll-Position und/oder Soll-Orientierung verglichen werden. Dies führt, sofern weitere Abweichungen bestimmt werden, zu einer erneuten Handlungsempfehlung, die eine erneute Umordnung oder Verschiebung der unterschiedlichen Komponenten aneinander zur Folge hat. Ist ein ausreichendes Ergebnis erreicht worden, werden die jeweiligen Ist-Werte vorzugsweise gespeichert. Dadurch kann der Nachweis eines fachgerecht erbrachten Prothesenaufbaus geführt werden, was insbesondere für Krankenkassen, die eine vollständige oder zumindest teilweise Kostenerstattung leisten sollen, von Interesse ist.
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Umfasst die Prothese, deren Prothesenaufbau durchgeführt wird, beispielsweise einen Prothesenschaft, wie dies beispielsweise bei Oberschenkelprothesen, Unterschenkelprothesen oder Unterarmprothesen der Fall ist, kann dieser Schaft vorzugsweise ebenfalls von der Kamera, also dem optischen Sensor, erfasst werden. Die für den Prothesenaufbau richtige 50/50-Ebene kann von der elektronischen Datenverarbeitungseinrichtung aus den Sensordaten des optischen Sensors proximal und distal bestimmt werden, wobei besonders bevorzugt dem Orthopädietechniker, beispielsweise über eine Lasermarkierung, die erkannte Stelle angezeigt wird. Alternativ oder zusätzlich dazu kann auch der Orthopädietechniker wenigstens eine Markierung auf dem Schaft anbringen, sodass diese vom optischen Sensor erfasst und von der elektronischen Datenverarbeitungseinrichtung verarbeitet werden kann. Die hier beschriebenen Verfahren sind insbesondere für einen statischen Prothesenaufbau geeignet. Nachdem dieser abgeschlossen ist, ist es jedoch von Vorteil, die Markierungen an den jeweiligen Komponenten der Prothese zu belassen und auch für eine Ganganalyse, also insbesondere einen dynamischen Prothesenaufbau zu verwenden. Dabei wird der Patient aufgefordert, eine bestimmte Schrittfolge oder unterschiedliche Gangmodi durchzuführen. Dieser wird mit einem optischen Sensor, insbesondere einer Kamera, beobachtet, wobei der zeitliche Verlauf der Position und/oder der Orientierung der Markierungen verfolgt wird. Auf diese Weise lassen sich die Sensordaten dieses zeitlichen Verlaufes für eine dynamische Ganganalyse und damit für den dynamischen Prothesenaufbau verwenden. Die in einem gegebenenfalls zuvor durchgeführten statischen Prothesenaufbau ermittelten und bevorzugt gespeicherten Ist-Werte können zusätzlich als Vergleich herangezogen werden. Sie können zudem verwendet werden, um einen Ausgangszustand der Prothese wieder herzustellen.
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Die Erfindung löst die gestellte Aufgabe zudem durch eine Vorrichtung zum Durchführen eines der hier beschriebenen Verfahren, wobei die Vorrichtung wenigstens einen optischen Sensor zum Erfassen einer Position und/oder einer Orientierung der Markierungen der aneinander angeordneten Komponenten und eine elektronische oder elektrische Steuerung, insbesondere eine Datenverarbeitungseinrichtung aufweist, die eingerichtet ist zum Durchführen der Verfahrensschritte d) und e). Die Vorrichtung verfügt vorteilhafterweise über eine Ausgabeeinrichtung, beispielsweise ein Display, bei der bevorzugt sowohl das Bild des optischen Sensors, also beispielsweise ein Kamerabild, angezeigt wird, als auch elektronisch errechnete Komponenten, beispielsweise Kraftlinien, erfasste Gelenkachsen und ähnliche Elemente, aus denen vorzugsweise einerseits die korrekte Erfassung der Komponenten abgeleitet werden kann und andererseits die Handlungsempfehlungen nachvollzogen werden können.
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Mithilfe der beiliegenden Figuren wird nachfolgend ein Ausführungsbeispiel der vorliegenden Erfindung näher erläutert.
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Es zeigen:
- 1 und 2 - schematische Darstellungen einer Beinprothese mit Markierungen für ein Verfahren gemäß einem Ausführungsbeispiel der vorliegenden Erfindung
- 3 - die schematische Darstellung einer entsprechenden Vorrichtung
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1 zeigt eine Prothese 1, die unterschiedliche Komponenten 2 aufweist. Diese sind von oben nach unten ein Prothesenschaft 4, ein Prothesenkniegelenk 6, ein Unterschenkelelement 8 sowie ein Prothesenfuß 10. Jede dieser Komponenten 2 verfügt über eine Markierung 12 in Form eines QR-Codes. Insbesondere bei der Markierung 12, die auf dem Prothesenschaft 4 angeordnet ist, wird deutlich, dass die Markierung 12 auch gestreckt ausgebildet sein kann. Dies erleichtert das Erfassen einer Ausrichtung und damit der Orientierung sowohl der Markierung 12 als auch der entsprechenden Komponente 2.
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2 zeigt die Prothese 1 mit den bereits benannten Komponenten 2 und den Markierungen 12, die nun jedoch unterschiedlich ausgebildet sind. Die auf dem Prothesenkniegelenk 6 angeordnete Markierung 12 ist wie in 1 ausgebildet und beispielsweise auf das Prothesenkniegelenk 6 aufgedruckt oder durch einen Aufkleber auf dem Element angeordnet. Die Markierung 12 auf dem Prothesenfuß 10 ist auf einem Markierungsbauteil 14 angeordnet, das beispielsweise über eine magnetische Wechselwirkung am Prothesenfuß 10 angeordnet ist. Alternativ kann die Markierung 12 auch auf den Fuß aufgeschoben sein, wobei die Position der Markierung 12 dann beispielsweise durch Anschläge, die sich beispielsweise am Vorfuß und an der Ferse befinden, festgelegt werden kann. Die Markierungen 12 am Unterschenkelelement 8 sowie am Prothesenschaft 4 sind ebenfalls über Markierungsbauteile 14 an der jeweiligen Komponente angeordnet. Man erkennt besonders deutlich am Prothesenschaft 4, dass es sich bei dem Markierungsbauteil 14 um ein längliches, plattenförmiges Element handelt, das beispielsweise als Stange bezeichnet werden könnte, an dem die eigentliche Markierung 12 angeordnet ist. Die längliche Ausführung der Markierung 12 erleichtert die Bestimmung der Orientierung der Markierung 12. Über zwei Befestigungsstreifen 16, die beispielsweise als Gurte, Klettverschlusselemente oder Klebelemente ausgebildet sein können, ist das Markierungsbauteil 14 an der jeweiligen Komponente 2 angeordnet. Auch hier erleichtert die längliche Form des Markierungsbauteils 14 die Erfassung der Orientierung des Markierungsbauteils 14 und damit der Markierung 12.
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3 zeigt schematisch eine Vorrichtung 18 zur Durchführung eines hier beschriebenen Verfahrens, die als Tablet ausgebildet ist. Eine Ausgabeeinrichtung 20 in Form eines Displays ist einerseits als Kamerabild der erfassten Prothese mit den Komponenten 2 dargestellt und andererseits durch die Symbole 22 dargestellt, wo Markierungen erkannt wurden. Das Symbol 22 enthält einen Kreis, durch den die Position der erkannten Markierung dargestellt ist und zwei im gezeigten Ausführungsbeispiel nach oben und unten verlaufende Strichelemente, die die Orientierung der erfassten Markierung darstellen.
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Zudem ist eine Kraftverlaufslinie 24 dargestellt, die entweder aus den ermittelten Ist-Positionen und/oder Ist-Orientierungen der Komponenten 2 relativ zueinander errechnet wurde oder beispielsweise aufgrund nicht dargestellter Kraftsensoren oder Drucksensoren in einer Bodenplatte, aus dem Stand der Technik, ermittelt wurden. Durch die Vorrichtung 18 in der gezeigten Ausführungsform ist es nicht mehr notwendig, die Projektion erfasster oder errechneter Linien auf die Prothese selbst oder gar auf den Patienten auszuführen. Es ist ausreichend, wenn die errechneten oder erfassten Linien in der Ausgabeeinrichtung 20 der Vorrichtung 18 dargestellt werden.
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Bezugszeichenliste
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- 1
- Prothese
- 2
- Komponente
- 4
- Prothesenschaft
- 6
- Prothesenkniegelenk
- 8
- Unterschenkelelement
- 10
- Prothesenfuß
- 12
- Markierung
- 14
- Markierungsbauteil
- 16
- Befestigungsstreifen
- 18
- Vorrichtung
- 20
- Ausgabeeinrichtung
- 22
- Symbol
- 24
- Kraftverlaufslinie
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ZITATE ENTHALTEN IN DER BESCHREIBUNG
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Zitierte Patentliteratur
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- EP 0663181 A2 [0003]
- WO 2007/128266 [0005]
- DE 102008024749 A1 [0007]