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Die Erfindung ist eine elektronische Registrierkasse, die, ohne dass der Kunde neben dem eigentlichen Bezahlvorgang weitere aktive Mitwirkung leisten und ohne dass er persönliche Angaben machen muss, Zahlungen nicht nur empfangen und Gutscheine einlösen, sondern auch Erstattungen leisten, sofort oder zeitversetzt Rabatte ausgeben, sowie Gutscheine versenden und im Rahmen von Werbe- oder Kundenbindungsmaßnahmen dem Kunden zu beliebigen Zeitpunkten Nachrichten zukommen lassen kann.
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Stand der Technik
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Gerade in Märkten mit nur marginalen Angebots-, Qualitäts- und Preisunterschieden zwischen den verschiedenen Anbietern streben die Unternehmen danach, Kunden auch außerhalb eines Einkaufs ansprechen zu können. Dazu bemühen sich die Werbenden, in den Besitz persönlicher Daten ihrer Kundschaft zu gelangen. Zusätzlich sollen Kunden durch besondere Anreize, die über das unmittelbare Waren- oder Dienstleistungsangebot hinausgehen, zu einem erneuten Aufsuchen der Verkaufsstätte motiviert werden.
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Eine weitverbreitete Methode ist das Gewähren von Rabatten oder so genannten Treuegeschenken. Es ist eine Vielzahl von Verfahren bekannt, die für diesen Zweck entwickelt wurden. Viele Restaurants geben Kärtchen aus, auf denen der Gast jeden Besuch abstempeln lassen kann, um nach einer gewissen Anzahl von Besuchen ein Extra scheinbar kostenlos zu erhalten. Einige Läden drucken auf den Quittungsbon den Rabattgutschein aus. Das vor Jahrzehnten weitverbreitete Rabattmarkenheft ist heute nahezu flächendeckend von Einkaufs- und Kundenkarten einzelner Unternehmen und von Bonussystemen, an denen sich mehrere Händler beteiligen, abgelöst worden. Um eine solche Kunden- oder Bonuskarte zu erhalten, muss der Kunde seine Basisdaten, Name, Anschrift, Geburtsdatum, Geschlecht und eventuell weitere Angaben preisgeben. Beim Bezahlen kann der Kunde seine personalisierte, physische Kundenkarte vorlegen. Die Karten werden automatisiert ausgelesen, und der Zentralrechner des Systems verknüpft nun die persönlichen Daten mit den Positionen des Kassenzettels. So lässt sich mittels Data-Mining und einer Analyse der gewonnenen Informationen ein umfassendes, individuelles Kundenprofil erstellen, das für eine Vielzahl von Zwecken genutzt werden kann.
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Als Gegenleistung erhält der Kunde Bonuspunkte, die in der Regel zeitlich begrenzt gültig sind und gegen Prämien eingetauscht werden können.
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Der Bezahlvorgang bei der hier vorgestellten Kasse geschieht durch den Transfer eines kryptographischen Tokens. Dieses Verfahren gehört zum Stand der Technik; es wird u.a. bei so genannten Kryptowährungen, -coins und -tokens verwendet. Für die Umsetzung der Erfindung eignen sich sowohl blockchainbasierte Systeme als auch solche mit anderen verteilten Datenbanken und selbst Systeme, die auf zentralen Datenbanken aufsetzen. Am einfachsten ist es, eine Technologie zu benutzen, die das sichere Erkennen der kryptographischen Absenderadresse erlaubt. Konzepte wie Bitcoin oder Litecoin sind also weniger geeignet, Ethereum hingegen ist als Träger der Tokens geeignet.
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Bei Konzepten, die das direkte Auslesen der Absenderadresse nicht zulassen, kann der Absender dennoch über die Auswertung von Nebendaten wie das Wechselgeld oder Tainting bei Bitcoin oder die Verwendung so genannter Colored Coins oder das Abgleichen anderer Daten wie Timestamps, Walletguthaben u. a. ermittelt werden, solange das Konzept die Teilnehmer nicht vollständig anonymisiert sondern nur pseudonymisiert.
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Schwächen der bisherigen Verfahren und Ausführungen
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Den bislang praktizierten Verfahren ist gemeinsam, dass sie das aktive Mitwirken des Kunden verlangen. Der Kunde muss eine Kundenkarte beantragen und diese dann beim Einkauf vorlegen. Wenn ein Händler mit mehreren Systemen verbunden ist und eventuell sogar noch steuerlich relevante (unterschiedliche Umsatzsteuersätze abhängig davon, ob die Ware vor Ort verzehrt wird oder nicht) oder sonstige Informationen erheben muss, führt das an vielen Kassen zu teils bizarren Frageketten nach dem Muster: „Mit Majo oder Ketchup? Zum Mitnehmen oder Hieressen? Sammeln Sie xyz-Punkte? Sind Sie zyx-Mitglied? Haben Sie die yzx-Karte? Zahlen Sie bar oder mit Karte?“ usw. Dieses Abfragen dauert oft länger als der restliche Bestell- und Kassiervorgang, und nicht wenige Kunden entwickeln emotionale Widerstände, die sie auf das Geschäft und dessen Sortiment übertragen. Statt der ursprünglich erwünschten Kundenbindung wird, um den Gewinn des Data-Minings, der Kunde abgestoßen.
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Schon alleine die Tatsache, dass der Kunde beim Beantragen der Kunden- oder Bonuskarte seine Daten preisgeben und einem unübersichtlichen Bedingungswerk zustimmen soll, veranlasst viele, auf die oft geringwertigen Prämien zu verzichten.
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Andere, weniger aggressive Systeme, wie Bonushefte, Couponsammlungen, Rabattkarten etc. sind umständlich und haben eine provinzielle, kleinliche Anmutung. Die Vielzahl von Karten, Systemen und Programmen führt dazu, dass der Kunde die notwendigen Ausweise nicht ständig mitsichführt. Die Erfindung löst die oben aufgeführten Probleme. Darüber hinaus vereinfacht und beschleunigt sie den Bezahlvorgang. Außerdem vermeidet sie sicher Kassendifferenzen, die durch fehlerhaftes Abzählen, Verrechnen bei der Herausgabe von Wechselgeld oder dem unbemerkten Annehmen von Falschgeld entstehen. Die Kasse kann vollautomatisiert ohne Personaleinsatz betrieben werden. Die Einnahmen können weder gestohlen noch geraubt werden. Alle Zahlungen werden revisionssicher, papierlos registriert.
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Lösung
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Auch wenn das Funktionieren der Kasse nicht davon abhängt, dass eine bestimmte Datenbank- oder kryptographische Technologie verwendet wird, beziehen sich die folgenden Erläuterungen exemplarisch auf eine Blockchain-Datenbank und Tokens nach dem ERC20-Standard, wie sie im Ethereum-Netzwerk Verwendung finden.
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1 verdeutlicht die Funktionsweise der Kasse. Von einem Terminal (A) aus wird manuell oder automatisiert der Preis, den der Kunde bezahlen soll, an die Zentraleinheit (B) übermittelt (1). Die Zentraleinheit zeigt nun dem Kunden die kryptographische Empfangsadresse des Händlers an, in der Zeichnung beispielhaft als „QR-Code“ (eingetragenes Warenzeichen von Denso Wave Incorporated) dargestellt; mit dem QR-Code können auch der geforderte Preis und weitere Informationen übermittelt werden, zum Beispiel ein Hyperlink zur Aufstellung der gekauften Artikel. Indem der Händler dem Kunden verschiedene Empfangsadressen zur Auswahl anbietet, kann er allein schon dadurch unverzichtbare Fragen beantworten lassen. Mit seinem Lesegerät (C), einem Smartphone oder Ähnlichem und einer handelsüblichen App, liest der Kunde die Informationen aus (2). Die App erzeugt nun eine Transaktion und signiert sie mit dem in der Wallet des Kunden gespeicherten, privaten Schlüssel. Die Transaktion beinhaltet das „Versenden“ eines Tokens, beziehungsweise der Anzahl von Tokens, die den zu bezahlenden Preis repräsentieren. Zweckmäßigerweise wird ein Token gewählt, der die Währung, in der der Kaufpreis zu begleichen ist, ohne Volatilität virtualisiert, auch wenn selbstverständlich jede andere Währung oder Token umgerechnet werden können. Die App des Kunden sendet nun die signierte Transaktion an das Netzwerk (3), damit sie in die Blockchain aufgenommen wird, wodurch das Eigentum an den transferierten Tokens vom Kunden an den Händler übergeht. Die Zentraleinheit der Kasse generiert laufend Anfragen (4) an das Netzwerk, um festzustellen, ob die Transaktion in die Blockchain aufgenommen und bestätigt worden ist. Sobald das Netzwerk meldet (5), dass die Transaktion erfolgreich durchgeführt wurde, die Zahlung also unwiderruflich erfolgt ist, gibt die Zentraleinheit ein entsprechendes Signal aus, und die Ware kann zur Mitnahme freigegeben werden. Die Bezahlung ist nun unveränderbar, also revisionssicher, in der Blockchain gespeichert, wo sie von Buchführungssystemen und Finanzbehörden eingesehen werden kann.
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Die Absenderadresse des Kunden, die zur eindeutigen Identifizierung der Zahlung vorab vom Kunden erfragt werden kann, kann nun in der lokalen oder zentralen Datenbank des Händlers mit der Liste der eingekauften Artikel, früheren Einkaufen, die von der selben Adresse aus bezahlt wurden und weiteren Informationen, die der Händler oder seine Kooperationspartner gewonnen haben, verknüpft und ausgewertet werden.
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Möchte der Händler den Kunden für sein Einkaufsverhalten belohnen, indem er einen Rabatt gewährt oder will er auf ein neues Produkt im Sortiment aufmerksam machen und einen Gutschein für eine Warenprobe ausstellen oder etwas anderes kommunizieren, so sendet er automatisiert oder manuell an die ihm nunmehr bekannte Adresse seines Kunden einen Token (6). Dabei kann es sich um einen reinen Bezahltoken handeln, also den gleichen Token, mit dem der Kunde seinen Einkauf bezahlt hat oder einen neu erschaffenen, der als Gutschein dient. Hierbei ist „Gutschein“ im weitesten Sinne aufzufassen; es kann sich also um einen geldwerten Gutschein, einen Waren- oder Dienstleistungsgutschein oder einen Fahrausweis, Eintrittskarte usw. handeln. Der Name des Tokens und sein Symbol können werbliche Botschaften, zum Beispiel in Form einer Internetadresse, tragen, so dass der Kunde sowohl über die Absenderadresse des Händlers, die von der App des Kunden in eine von Menschen lesbare Händlerbezeichnung übersetzt werden kann, als auch mittels der an den Token gehefteten „Beschriftung“ über den Absender, hier den Händler, über Grund und Zweck des Tokenversands informiert wird.
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Das Netzwerk meldet den Eingang des Tokens an die App des Kunden (7), womit dieser nicht nur den Token einlösen kann, sondern auch die mit dem Token verbundene Botschaft des Händlers wahrnimmt.
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Die Kasse kann sowohl im Online-Handel, als auch in Ladengeschäften, bei Lieferdiensten oder sonstigen Dienstleistern eingesetzt werden. Sogar zur Zahlung von behördlichen Gebühren, wo die Gutscheinfunktion in der Regel eher von untergeordneter Bedeutung ist, kann die Kasse Verwendung finden, um korruptionsresistent den Zahlungseingang, den Absender und vor allem den Zeitpunkt vertrauensfrei zu dokumentieren.
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technische Ausführung
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Die Kasse besteht neben den konstruktiv notwendigen Bestandteilen wie Verkabelung, Energieversorgung, Gehäuse u. ä. aus den Elementen Terminal und Zentraleinheit. Das Terminal kann entweder ein handelsübliches Kassenterminal, eine Smartphone-App oder eine sonstige Vorrichtung sein, mit der der vom Kunden geforderte Preis ermittelt und elektronisch an die Zentraleinheit übermittelt wird.
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Die hier nicht näher beschriebenen Ausführungsdetails kann ein Fachmann ohne weitere Erklärung umsetzen.
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Die Zentraleinheit besteht aus den Komponenten Dateneingang, Rechner, Leseeinheit, Datenausgang und Netzwerkanschluss. Diese Komponenten können räumlich voneinander getrennt sein, solange gewährleistet ist, dass der Kunde seine Absenderadresse angeben und die Empfangsadresse in Erfahrung bringen kann.
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Über den Dateneingang, der je nach Ausführungsvariante kabelgebunden, ein Funkempfänger, ein optisches, akustisches oder sonstiges Lesegerät sein kann, werden die Informationen über den Einkauf, insbesondere der zu zahlende Preis, der entweder bereits am Terminal ermittelt wurde oder aus den einzelnen Positionen der Einkaufsliste vom Rechner der Zentraleinheit berechnet wird, an den Rechner übergeben. Neben dem Sammeln und Speichern der Daten, die der Händler zur weiteren Verarbeitung erheben will, erzeugt die Zentraleinheit die Ausgabe der Empfangsadresse. Im einfachsten Fall kann dies eine statische Anzeige sein, die außer der Empfangsadresse keine weiteren Informationen enthält. Für kleine Läden, in denen ein Kunde nach dem anderen bedient und abgerechnet wird, erfüllen sogar ein einfacher Aushang, Aufkleber o. ä. den Zweck. Für Geschäfte mit mehreren Kassenplätzen oder komplexem Waren- und Kundenfluss ist eine dynamische Anzeige sinnvoll, die zusätzlich zur Empfangsadresse den Zahlbetrag und je nach Bedarf weitere Angaben codiert. Diese Informationen gibt die Zentraleinheit in einer Form aus, zum Beispiel als QR-Code auf einem Bildschirm, als Ausdruck auf dem Kassenbon, als NFC-(near field communication)-Signal, Ultraschallton, Infrarot-Signal o. ä., die das Gerät des Kunden erfassen und an die Applikation zum Erzeugen der Transaktion weitergeben kann. Die Daten über den Einkauf kann die Zentraleinheit nun im gewünschten Umfang speichern, entweder auf einem zentralen Server oder in einer Blockchain oder in einer hybriden Lösung, die darin besteht, dass die Warenliste, Uhrzeit, kassierte Verbrauchssteuern, Ausgabestelle u. a. in einer nur dem Händler zugänglichen Datenbank abgelegt werden und der Hash des Datensatzes in eine Blockchain übergeben werden, wodurch die Buchung und alle assoziierten Informationen revisionssicher archiviert werden. Dem Kunden kann der Hash zusammen mit dem Wert eines Zuordnungsfeldes mitgeteilt werden, als Ausdruck auf dem Kassenbon oder in Form einer elektronischen Mitteilung. Dadurch sind auch der Buchungsbeleg und der steuerliche Nachweis auf Kundenseite manipulationsresistent, und zwar ohne Testat eines Wirtschafts- oder Steuerprüfers.
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Das Lesegerät der Zentraleinheit erfasst die Adresse, von der aus der Kunde die Transaktion ausführen möchte. Wie bei der Ausgabe der Empfangsadresse sind auch hier die unterschiedlichsten Datenübermittlungswege anwendbar. Auf diesen Schritt kann verzichtet werden, wenn der Händler es als ausreichend erachtet, die Absenderadresse aus den Transaktionsdaten zu ermitteln.
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Die weiteren Aufgaben, wie Ausgabe und Versenden von Gutschein-, Rabatt-, Erstattungs- und anderen Tokens, können von der Zentraleinheit selbst oder einem separaten Rechner aus durchgeführt werden, der dann seine Informationen über getätigte Einkäufe aus der Blockchain, bzw. dem Netzwerk oder einer anderen verwendeten Datenbank, bezieht und diese mit den Voraussetzungen für eine Qualifizierung zum Erhalt der Tokens abgleicht.
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Im Übrigen hat die Zentraleinheit einen Rechner, der aus einem integrierten Rechenchip mit flüchtigem oder/und festem Speicher oder als allgemein nutzbarer Computer ausgeführt ist, dessen Aufgabe hier darin besteht, die oben beschriebenen Aufgaben mittels der Kassensoftware in der erläuterten Weise auszuführen und über den Netzwerkanschluss, bzw. die Netzwerkschnittstelle, den Kontakt zur Datenbank und der Blockchain herzustellen.
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Die Kasse kann als modulares System ausgeführt werden, bei dem das Terminal und einzelne oder mehrere Komponenten räumlich verteilt sind oder alle Bestandteile in einem einzigen Gerät untergebracht sind. Als sehr kompakte und kostengünstige Ausführung lässt sich die gesamte Kasse in einem handelsüblichen Smartphone unterbringen, das bereits eine Kamera zum Scannen oder eine NFC-Antenne sowie zur Datenausgabe einen Bildschirm und einen hinreichend leistungsfähigen Rechner enthält, auf dem die erforderliche Software laufen kann.
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Eine einfach zu implementierende Zusatzfunktion kann die über den Kunden gewonnenen oder aus früheren Transaktionen oder Einkäufen bei befreundeten Händlern oder Transaktionen von dem Kunden nahestehenden Personen zusammenführen und diese zeitversetzt oder in Echtzeit verwerten, zum Beispiel durch Anzeige des Namens des Kunden, um ihn persönlich anreden zu können oder ihm passende Cross-Selling-Angebote zu unterbreiten.