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Die Erfindung geht aus von einer Vorrichtung oder einem Verfahren zur Überwachung einer Person nach Gattung der unabhängigen Ansprüche. Gegenstand der vorliegenden Erfindung ist auch ein Kraftrad mit einer solchen Vorrichtung zur Überwachung einer Person, welches eine solches Verfahren zur Überwachung einer Person ausführt.
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Aus dem Stand der Technik sind Verfahren zur Überwachung einer Person bekannt, welche erfasste Winkelgeschwindigkeiten und/oder Beschleunigungen zur Erkennung eines Sturzes auswerten. Zudem sind Verfahren bekannt, in denen auf die Verwendung von Beschleunigungssensoren eingegangen wird, die zur Berechnung spezieller Energiewerte und/oder Energieterme und/oder Energiemodule mit dem Ziel verwendet werden, einen Sturz sicher zu erkennen.
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Aus der
EP 2 079 613 B1 sind beispielsweise eine Vorrichtung und ein Verfahren zur Vorhersage eines Sturzes einer Person aus einem Fahrzeug oder dergleichen, insbesondere zur Abschätzung der drohenden Gefahr eines Sturzes bei einem Motorradfahrer bekannt, welche eingesetzt werden, um ein entsprechendes Sicherheitssystem rechtzeitig zu aktivieren. Solche Sicherheitssysteme können Schäden und Auswirkungen von Stürzen auf den Fahrer reduzieren und werden typischerweise automatisch bei einem Sturz aktiviert und bestehen beispielsweise aus Airbags, die den Fahreranzügen zugeordnet sind. Diese Sicherheitssysteme werden vorzugsweise aktiviert, bevor der Fahrer den Boden berührt und/oder auf das Motorrad aufprallt und/oder ein Gleiten auf dem Boden beginnt. Daher erfordern diese Systeme eine rechtzeitige Identifizierung des Sturzereignisses bzw. eine zuverlässige Vorhersage davon. Die gleichen Bedürfnisse für die Vorhersage des Sturzes mit dem Ziel, die Person zu schützen, finden sich auch bei anderen sportlichen Aktivitäten, wie beispielsweise beim Radfahren, Reiten, Skifahren usw. Ausführungsformen des bekannten Verfahrens zur Vorhersage eines Sturzes beinhalten zunächst die Erfassung der Roll-, Nick- und Gierkomponenten der Winkelgeschwindigkeit des Körpers der Person gemäß den Achsen eines kartesischen Bezugssystems. Die erfassten Signale der Winkelgeschwindigkeit werden dann verwendet, um einen Risikoindex zu berechnen, der einen Momentanwert einer Risikofunktion repräsentiert und die Wahrscheinlichkeit des Fallens einer Person und/oder eines Kontrollverlustes über das Fahrzeug darstellt.
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Offenbarung der Erfindung
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Die Vorrichtung oder das Verfahren zur Überwachung einer Person mit den Merkmalen der unabhängigen Patentansprüche gehen über die Sturzerkennung hinaus und befassen sich mit dem Erkennen und Bewerten von Belastungen auf den menschlichen Körper aufgrund des Sturzes. Diese zusätzliche Information über die Belastung bzw. mögliche Verletzungsschwere kann in vorteilhafter Weise in einen Notruf eingebettet und an Rettungskräfte weitergeleitet werden. Wenn den Rettungskräften die aufgetretene Belastung bekannt ist, können die einzuleitenden Rettungs- bzw. Erstmaßnahmen in vorteilhafter Weise optimal angepasst werden. Ebenfalls denkbar ist der Einsatz in einem erweiterten Notrufsystem, bei dem je nach detektierter Belastung und/oder Verletzungsschwere beispielsweise zwischen einer Aktivierung eines Rettungswagens oder eines zusätzlichen Rettungshubschraubers entschieden werden kann.
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Ausführungsformen der vorliegenden Erfindung stellen eine Vorrichtung zur Überwachung einer Person mit einer Auswerte- und Steuereinheit zur Verfügung, welche sturzrelevante Informationen von mindestens einem Sensor empfängt und zur Sturzerkennung auswertet, wobei mindestens ein Körpersensor am Körper der Person angeordnet ist. Hierbei ist der mindestens eine Körpersensor als Beschleunigungssensor ausgeführt, welcher fortlaufend mindestens eine auf den Körper wirkende Beschleunigung erfasst. Die Auswerte- und Steuereinheit wertet nach einem erkannten Sturz die von dem mindestens einen Körpersensor erfasste mindestens eine Beschleunigung und deren Einwirkungsdauer aus und ermittelt basierend auf der Auswertung eine aufgetretene Belastung des Körpers der Person und schätzt basierend auf der ermittelten Belastung ein Risiko für bestimmte Verletzungen und/oder Verletzungsschweren der Person ab.
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Zudem wird ein Verfahren zur Überwachung einer Person vorgeschlagen, welches von mindestens einem Sensor erfasste sturzrelevanten Informationen empfängt und auswertet, wobei mindestens ein Körpersensor am Körper der Person angeordnet wird. Hierbei wird mit dem mindestens einen Körpersensor fortlaufend mindestens eine auf den Körper wirkende Beschleunigung erfasst, wobei nach einem erkannten Sturz die erfasste mindestens eine Beschleunigung und deren Einwirkungsdauer ausgewertet werden. Basierend auf der Auswertung wird eine aufgetretene Belastung des Körpers der Person ermittelt, und basierend auf der ermittelten Belastung werden ein Risiko für bestimmte Verletzungen und/oder Verletzungsschweren der Person abgeschätzt.
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Des Weiteren wird ein Kraftrad mit einer Unfallsensorik, welche mindestens einen Sturzsensor umfasst, einer solchen Vorrichtung zur Überwachung einer Person und einer Kommunikationsvorrichtung vorgeschlagen, über welche nach einem erkannten Sturz ein Notruf abgesetzt werden kann. Hierbei führt die Auswerte- und Steuereinheit ein solches Verfahren zur Überwachung einer Person aus und erzeugt in Abhängigkeit von dem abgeschätzten Risiko für bestimmte Verletzungen und/oder Verletzungsschweren der Person den abzusetzenden Notruf.
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Für den abzusetzenden Notruf sind unterschiedliche Ausbaustufen und Funktionen denkbar. Bei aktuellen Notrufsystemen wird lediglich die Information übertragen, dass sich ein Unfall ereignet hat. Daraufhin versucht das System bzw. die Rettungsleitstelle Kontakt zum Unfallfahrzeug aufzunehmen, um die Situation einschätzen zu können. Hier bieten Ausführungsformen der Erfindung die Möglichkeit, bereits mit dem Auslösen des Notrufs die erforderlichen Informationen zu übermitteln und so bei schweren Unfällen bzw. hohem Verletzungsrisiko schneller Rettungskräfte auf den Weg zu schicken. So könnte auch bei fehlgeschlagener Kontaktaufnahme durch die Informationen über die Verletzungsschwere auf die Dringlichkeit geschlossen werden und von einem tatsächlichen Unfall ausgegangen werden. Zudem kann mit den zusätzlichen Informationen automatisch die Entscheidung getroffen werden, welche Rettungseinheiten passend zur geschätzten Unfall- bzw. Verletzungsschwere entsendet werden. So kann beispielweise direkt ein Rettungshubschrauber alarmiert werden, wenn eine besonders schwere Verletzung vorliegt. Liegen den Rettungshelfern die Informationen über die tatsächlich aufgetretenen Belastungen, wie beispielsweise hohe Beschleunigung im Thorax-Bereich und damit eine hohe Belastung der inneren Organe oder Brustwirbel vor, können die Maßnahmen vor der Abfahrt der Rettungskräfte angepasst werden, um die optimale Versorgung der verunfallten Person zu ermöglichen.
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Unter dem Kraftrad kann vorliegend ein Zweirad mit einem Antrieb verstanden werden. Hierbei kann der Antrieb ein Verbrennungsmotor oder eine Elektromotor oder eine Kombination aus Verbrennungsmotor und Elektromotor sein. Zudem können Ausführungsformen der Erfindung auch für Elektrofahrräder oder Pedelecs eingesetzt werden.
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Unter der Auswerte- und Steuereinheit kann vorliegend ein elektrisches Gerät, wie beispielsweise ein Steuergerät, insbesondere ein Notrufsteuergerät, verstanden werden, welches erfasste Sensorsignale verarbeitet bzw. auswertet. Die Auswerte- und Steuereinheit kann mindestens eine Schnittstelle aufweisen, die hard- und/oder softwaremäßig ausgebildet sein kann. Bei einer hardwaremäßigen Ausbildung können die Schnittstellen beispielsweise Teil eines sogenannten System-ASICs sein, der verschiedenste Funktionen der Auswerte- und Steuereinheit beinhaltet. Es ist jedoch auch möglich, dass die Schnittstellen eigene, integrierte Schaltkreise sind oder zumindest teilweise aus diskreten Bauelementen bestehen. Bei einer softwaremäßigen Ausbildung können die Schnittstellen Softwaremodule sein, die beispielsweise auf einem Mikrocontroller neben anderen Softwaremodulen vorhanden sind. Von Vorteil ist auch ein Computerprogrammprodukt mit Programmcode, der auf einem maschinenlesbaren Träger wie einem Halbleiterspeicher, einem Festplattenspeicher oder einem optischen Speicher gespeichert ist und zur Durchführung der Auswertung verwendet wird, wenn das Programm von der Auswerte- und Steuereinheit ausgeführt wird.
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Unter einer Unfallsensorik wird vorliegend eine Baugruppe verstanden, welche mindestens einen Sturzsensor umfasst, welcher eine physikalische Größe bzw. eine Änderung einer physikalischen Größe direkt oder indirekt erfasst und vorzugsweise in ein elektrisches Sensorsignal umwandelt. Die Unfallsensorik kann beispielsweise druckempfindliche Sensorelemente, welche einen Aufprallbereich am Kraftrad ermitteln, und/oder Beschleunigungssensorelemente, welche beschleunigungsrelevante Informationen des Kraftrads erfassen, und/oder Sensorelemente umfassen, welche Gegenstände und/oder Hindernisse und/oder andere crashrelevante Fahrzeugumfelddaten ermitteln und zur Auswertung zur Verfügung stellen. Solche Sensorelemente können beispielsweise auf Video- und/oder Radar- und/oder Lidar und/oder PMD- und/oder Ultraschall-Technologien basieren. Zudem können auch Signale und Informationen einer vorhandenen ABS-Sensorik und die im dafür vorgesehenen Steuergerät abgeleiteten Größen ausgewertet werden. Basierend auf den beschleunigungsrelevanten Informationen und/oder daraus ermittelten Größen können beispielsweise eine Fahrzeugbewegung und eine Fahrzeuglage im dreidimensionalen Raum geschätzt werden, wobei die aktuell geschätzte Fahrzeuglage im Raum zur Sturzerkennung ausgewertet und als normaler Fahrzustand oder als Sturz bewertet werden können.
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Durch die in den abhängigen Ansprüchen aufgeführten Maßnahmen und Weiterbildungen sind vorteilhafte Verbesserungen der im unabhängigen Patentanspruch 1 angegebenen Vorrichtung zur Überwachung einer Person und des im unabhängigen Patentanspruch 8 angegebenen Verfahrens zur Überwachung einer Person möglich.
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Besonders vorteilhaft ist, dass mindestens ein Sturzsensor mindestens eine Beschleunigung und/oder mindestens eine Winkelgeschwindigkeit als sturzrelevante Informationen erfassen kann. Der mindestens eine Sturzsensor kann beispielsweise an einem Fahrzeug und/oder am Körper der Person angeordnet werden, welche auf dem Fahrzeug sitzt.
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In vorteilhafter Ausgestaltung der Vorrichtung zur Überwachung einer Person kann ein Speicher für mindestens eine Körperregion mindestens ein Wahrscheinlichkeits-Belastungsdiagramm mit mindestens einer Verletzungsrisikokennlinie speichern. Zudem kann die Auswerte- und Steuereinheit die ermittelte Belastung mit der mindestens einen gespeicherten Verletzungsrisikokennlinie abgleichen und die Wahrscheinlichkeit für das Auftreten der bestimmten Verletzungen und/oder Verletzungsschweren der Person ermitteln. Solche Verletzungsrisikokennlinien ergeben sich für eine korrespondierende Körperregion aus den für diese Körperregion geltenden Maximalbelastungen und der Belastungsdauer, die als weitere Faktor in die Verletzungsrisikofunktion einfließt.
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In weiterer vorteilhafter Ausgestaltung der Vorrichtung zur Überwachung einer Person kann eine Inertialsensoreinheit drei Körpersensoren umfassen, welche jeweils eine Beschleunigung in eine Raumrichtung erfassen können, wobei die drei Körpersensoren vorzugsweise Beschleunigungen in zueinander senkrecht stehenden Raumrichtungen erfassen können. Dadurch können in vorteilhafter Weise in verschiedene Richtungen wirksame Beschleunigungen bei der Abschätzung des Risikos für bestimmte Verletzungen und/oder Verletzungsschweren der Person berücksichtigt werden.
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In weiterer vorteilhafter Ausgestaltung der Vorrichtung zur Überwachung einer Person kann der mindestens eine Körpersensor im Thorax-Bereich oder im Kopfbereich der Person angeordnet werden. Durch die Anbringung von mehreren Körpersensoren kann die Schätzung der Verletzungsschwere weiter verbessert werden. Somit würde eine Inertialsensorik im Thorax-Bereich und eine zusätzliche Inertialsensorik am Helm weiteren Aufschluss über die Belastungen und damit möglichen Verletzungen geben und die Schätzung weiter verbessern. Gerade die Informationen über die Kopfbelastungen (Beschleunigung, Rotation, etc.) können für die Rettungskräfte eine überaus wichtige Grundlage für Rückschlüsse auf mögliche Verletzungen an Hals und Gehirn geben. Gerade Hirnverletzungen sind ohne Kenntnis des Belastungsverlaufs teils nur schwer zu diagnostizieren und können erst Tage später erkannt und behandelt werden.
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Ein Ausführungsbeispiel der Erfindung ist in der Zeichnung dargestellt und wird in der nachfolgenden Beschreibung näher erläutert. In der Zeichnung bezeichnen gleiche Bezugszeichen Komponenten bzw. Elemente, die gleiche bzw. analoge Funktionen ausführen.
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Figurenliste
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- 1 zeigt eine schematische Blockdiagramm eines Fahrzeugs mit einem Ausführungsbeispiel einer erfindungsgemäßen Vorrichtung zur Überwachung einer Person.
- 2 zeigt eine schematische perspektivische Darstellung eines Oberkörpers einer Person mit Schutzkleidung und einer Inertialsensoreinheit der erfindungsgemäßen Vorrichtung zur Überwachung einer Person aus 1.
- 3 zeigt ein Beschleunigungs-Zeit-Diagramm mit einer Grenzkennlinie der geltenden Maximalbelastungen für eine korrespondierende Körperregion.
- 4 zeigt ein Wahrscheinlichkeits-Belastungsdiagramm mit mehreren Verletzungsrisikokennlinien für eine korrespondierende Körperregion.
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Ausführungsformen der Erfindung
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Wie aus 1 und 2 ersichtlich ist, umfasst das dargestellte Ausführungsbeispiel einer erfindungsgemäßen Vorrichtung 3 zur Überwachung einer Person 2 eine Auswerte- und Steuereinheit 5, welche sturzrelevante Informationen von mindestens einem Sensor 7.1, 12, 14, 16 empfängt und zur Sturzerkennung auswertet, wobei mindestens ein Körpersensor 12, 14, 16 am Körper der Person 2 angeordnet ist. Hierbei ist der mindestens eine Körpersensor 12, 14, 16 als Beschleunigungssensor ausgeführt, welcher fortlaufend mindestens eine auf den Körper wirkende Beschleunigung aK erfasst. Nach einem erkannten Sturz wertet die Auswerte- und Steuereinheit 5 die von dem mindestens einen Körpersensor 12, 14, 16 erfasste mindestens eine Beschleunigung und deren Einwirkungsdauer tW aus, und ermittelt basierend auf der Auswertung eine aufgetretene Belastung des Körpers der Person 2. Basierend auf der ermittelten Belastung schätzt die Auswerte- und Steuereinheit 5 ein Risiko für bestimmte Verletzungen und/oder Verletzungsschweren der Person 2 ab.
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Wie aus 1 weiter ersichtlich ist, wird die erfindungsgemäße Vorrichtung 3 zur Überwachung einer Person 2 für ein Kraftrad 1 eingesetzt, welches eine Unfallsensorik 7 mit mindestens einem Sturzsensor 7.1 und eine Kommunikationsvorrichtung 9 umfasst, über welche nach einem erkannten Sturz ein Notruf NR an eine Notrufzentrale Z abgesetzt werden kann. Die Auswerte- und Steuereinheit 5 führt ein erfindungsgemäßes Verfahren zur Überwachung einer Person 2 aus und erzeugt in Abhängigkeit von dem abgeschätzten Risiko für bestimmte Verletzungen und/oder Verletzungsschweren der Person 2 den abzusetzenden Notruf NR. Im dargestellten Ausführungsbeispiel umfasst die Unfallsensorik 7 mehrere Sturzsensoren 7.1, welche am Kraftrad 1 angeordnet sind. Die Sturzsensoren 7.1 umfassen im dargestellten Ausführungsbeispiel mindestens eine Beschleunigung und mindestens eine Winkelgeschwindigkeit als sturzrelevante Informationen. Bei einem alternativen nicht dargestellten Ausführungsbeispiel der Vorrichtung 3 zur Überwachung einer Person 2 kann auch mindestens ein Sturzsensor 7.1 am Körper der Person 2 angeordnet werden, welche auf dem Kraftrad 1 sitzt.
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Wie aus 1 und 2 weiter ersichtlich ist, umfasst die erfindungsgemäße Vorrichtung 3 zur Überwachung einer Person 2 im dargestellten Ausführungsbeispiel eine Inertialsensoreinheit 10 mit drei Körpersensoren 12, 14, 16, welche jeweils eine Beschleunigung in eine Raumrichtung erfassen. Die drei Körpersensoren 12, 14, 16 erfassen Beschleunigungen in zueinander senkrecht stehenden Raumrichtungen. Im dargestellten Ausführungsbeispiel ist die Inertialsensoreinheit 10 im Thorax-Bereich der Person 2 angeordnet. Zusätzlich oder alternativ kann der mindestens eine Körpersensor 12, 14, 16 im Kopfbereich der Person 2 angeordnet werden.
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Wie aus 1 weiter ersichtlich ist, umfasst die Vorrichtung 3 im dargestellten Ausführungsbeispiel einen Speicher 18, welcher für mindestens eine Körperregion mindestens ein in 4 dargestelltes Wahrscheinlichkeits-Belastungsdiagramm mit mindestens einer Verletzungsrisikokennlinie AIS2, AIS3, AIS4 und AIS5 speichert. Die die Auswerte- und Steuereinheit 5 gleicht die ermittelte Belastung im dargestellten Ausführungsbeispiel mit der mindestens einen gespeicherten Verletzungsrisikokennlinie AIS2, AIS3, AIS4 und AIS5 ab und ermittelt die Wahrscheinlichkeit P für das Auftreten der bestimmten Verletzungen und/oder Verletzungsschweren der Person 2. Die in 4 dargestellten Verletzungsrisikokennlinien AIS2, AIS3, AIS4 und AIS5 ergeben sich für eine korrespondierende Körperregion aus den für diese Körperregion geltenden Maximalbelastungen und der Belastungsdauer, die als weitere Faktor in die Verletzungsrisikofunktion einfließt. 3 zeigt beispielsweise eine Grenzkennlinie GK für den Kopf der Person 2. Die in 4 dargestellten Verletzungsrisikokennlinien AIS2, AIS3, AIS4 und AIS5 betreffen den Thorax-Bereich der Person 2. Die dargestellten Verletzungsrisikokennlinien AIS2, AIS3, AIS4 und AIS5 entsprechen den Richtlinien zum internationalen Vergleich von Verletzungsschweren, wobei eine dargestellte erste Verletzungsrisikokennlinien AIS2 mäßige Verletzungen, eine dargestellte zweite Verletzungsrisikokennlinien AIS3 ernsthafte, nicht lebensgefährliche Verletzungen, eine dargestellte dritte Verletzungsrisikokennlinie AIS4 ernsthafte lebensgefährliche Verletzungen mit wahrscheinlichem Überleben und eine dargestellte vierte Verletzungsrisikokennlinie AIS5 kritische lebensgefährliche Verletzungen mit ungewissem Überleben repräsentieren.
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Wie aus 1 und 2 weiter ersichtlich ist, sind die Auswerte- und Steuereinheit 5, die Unfallsensorik 7 mit den Sturzsensoren 7.1, die Kommunikationsvorrichtung 9 und der Speicher 18 im oder am Kraftrad 1 angeordnet. Bei einem alternativen nicht dargestellten Ausführungsbeispiel können die Auswerte- und Steuereinheit 5, zumindest ein Sturzsensor 7.1, die Kommunikationsvorrichtung 9 und der Speicher 18 in die Schutzkleidung SK oder den Helm der Person 2 integriert werden. So dass die Person P auch beim Skilaufen, Reiten oder ähnlichen Betätigungen überwacht werden kann.
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Das erfindungsgemäße Verfahren zur Überwachung einer Person 2 umfasst die Schritte: Empfangen und Auswerten von sturzrelevanten Informationen, welche von mindestens einem Sensor 7.1, 12, 14, 16 erfasst werden, wobei mindestens ein Körpersensor 12, 14, 16 am Körper der Person 2 angeordnet wird. Hierbei wird mit dem mindestens einen Körpersensor 13, 14, 16 fortlaufend mindestens eine auf den Körper wirkende Beschleunigung aK erfasst, wobei nach einem erkannten Sturz die erfasste mindestens eine Beschleunigung und deren Einwirkungsdauer tW ausgewertet werden. Basierend auf der Auswertung wird eine aufgetretene Belastung des Körpers der Person 2 ermittelt, und basierend auf der ermittelten Belastung wird ein Risiko für bestimmte Verletzungen und/oder Verletzungsschweren der Person 2 abgeschätzt.
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Das erfindungsgemäße Verfahren zur Überwachung einer Person 2 kann beispielsweise in Software oder Hardware oder in einer Mischform aus Software und Hardware beispielsweise in der Auswerte- und Steuereinheit 5 implementiert werden.
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Wie oben bereits ausgeführt ist, wird die ermittelte Belastung im dargestellten Ausführungsbeispiel mit mindestens einer gespeicherten Verletzungsrisikokennlinie AIS2, AIS3, AIS4, AIS5 abgeglichen, und basierend auf dem Abgleich wird die Wahrscheinlichkeit für das Auftreten der bestimmten Verletzungen und/oder Verletzungsschweren der Person 2 wird ermittelt.
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Im dargestellten Ausführungsbeispiel werden die Beschleunigungssignale aK am Körper der Person 2 während der gesamten Fahrt über die in der Schutzkleidung SK angebrachte Inertialsensoreinheit 10 gemessen. Tritt an einem in 4 mit A1 bezeichneten ersten Zeitpunkt ein Sturz infolge eines wegrutschenden Vorderrads auf, detektiert die Auswerte- und Steuereinheit 5 die relativ niedrigen Beschleunigungen und damit geringen Belastungen auf den Thorax der Person 2. So ergibt sich beispielsweise eine 50% Wahrscheinlichkeit für eine AIS2 Verletzung. Endet der Unfall nach einer kurzen Rutschphase RP vor einem in 4 mit A2 bezeichneten zweiten Zeitpunkt, kann das Verletzungsrisiko wie als relativ unkritisch bewertet werden und es würde hier beispielsweise ein Notruf NR mit einer Anforderung eines Rettungswagens ausreichen. Weiter hätten die Rettungskräfte die Informationen, dass mit relativ großer Wahrscheinlichkeit keine schwerwiegenden Verletzungen im Thorax-Bereich vorliegen. Erfolgt allerdings zum zweiten Zeitpunkt A2 ein zweiter Aufprall der Person 2 an einem Objekt, wie beispielsweise einer Leitplanke, können hier durchaus höhere Belastungen auftreten, wie exemplarisch in 4 gezeigt ist. So ergibt sich zum Zeitpunkt A2 eine 90% Wahrscheinlichkeit für eine AIS3 Verletzung und eine 75% Wahrscheinlichkeit für eine AIS4 Verletzung. Hier könnte über den abgesetzten Notruf NR nun direkt ein Rettungshubschrauber alarmiert werden und die zusätzlichen Informationen über die Belastungen des Thorax-Bereichs bzw. der Wirbelsäule kann den Rettungskräften Informationen über passende Maßnahmen geben.
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ZITATE ENTHALTEN IN DER BESCHREIBUNG
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Zitierte Patentliteratur
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